chefduzen.de - Forum der Ausgebeuteten

Wat Noch => Feedback => Thema gestartet von: admin am 03:48:01 Di. 16.Dezember 2003

Titel: Chefduzen Medienecho
Beitrag von: admin am 03:48:01 Di. 16.Dezember 2003
ZitatOriginal von HEMPELS(Kieler Straßenmagazin)5/03


Der soziale Kahlschlag zieht immer weitere Kreise und plötzlich ist so mancher zum Opfer geworden, der sich gestern noch sicher wähnte. Der HDW-Arbeiter genauso, wie die Facharbeiter der legendären Heidelberger-Druckmaschinen-Produktion. Es werden auch mehr, die ihren Job verloren haben um danach für einen Bruchteil des Lohns die selbe Arbeit als Leiharbeiter zu tun.

Seit ein paar Monaten gibt es das Internetforum //WWW.CHEFDUZEN.DE für die Ausgebeuteten Kiels. Es ist der Versuch einiger Betroffener Erfahrungen zusammenzutragen und eine offene Diskussion zu ermöglichen, unabhängig von Gewerkschaften und politischen  Organisationen. Und wenn einer sich nur "ausheulen" will über das eigene Schicksal, so ist auch dafür Raum. Und man wird merken, daß es anderen nicht besser ergeht, daß es viele andere gibt, die sich urplötzlich auf der Seite der "Loser" wiederfinden. Esist eben nicht persönliches Versagen, sondern es hat System.

Das Forum hat ein wahrlich breites Spektrum und behandelt auch Themen, die keine Gewerkschaft diskutiert und selbst von der Linken Subkultur gemieden werden, wie Schwarzarbeit, Prostitution oder Drogenbiz.

Es bleibt abzuwarten inwieweit dies als erster Schritt funktioniert sich gemeinsam zu wehren, statt auf diejenigen herabzuschauen, denen es schlechter geht, als einem selber. Dann brauchen wir nicht länger neidisch nach Italien oder Frankreich (neuerdings auch Österreich!) zu schauen, wo es zu Massenprotesten und wirkungsvollen Streiks kommt.




ZitatOriginal von Gaarden.net 10/03

Chef Duzen plant eine Hörspielcollage zu den modernen Formen der Ausbeutung. Erfahrungen mit dem Horror der heutigen Tage, wie Leiharbeit und PSA, Zwangsarbeit und Ich-AG oder die Erniedrigungen von Sozial-oder Arbeitsamt werden gesucht.

Wer bereit ist vor dem Mikrophon von seinen Erlebnissen zu berichten, melde sich bitte unter chefduzen@gmx.de

Übrigens: das nächste Chefduzen-Treffen findet am 9.11. im Irish Pub (Bergstr.) um 20:00 statt.  


ZitatOriginal von nordfriesland-online 11/03

Politik und Wirtschaft * Politik, Arbeit und Wirtschaftsleben
MOTOROLA und kein Ende
Motorola hat als größter industrieller Arbeitgeber Flensburg nicht gerade wenig Einfluß in der Region. Die Landesregierung prüft, ob die Millionenförderung nach den Massenentlassungen wieder zurückgefordert werden kann. Die Presse titelte "Bei Motorola Flensburg Arbeitskampf möglich". Es blieb aber ruhig und die Gewerkschaft handelte hinter verschlossenen Türen etwas für die 600 Entlassenen aus.

In dem Betrieb wird auf Hochtouren gearbeitet und studentische Hilfskräfte, die nach 2 Jahren einige Rechte erhalten hätten, wurden durch neue Studies ersetzt.

Informationen, Diskussionen und Solidarität über den betrieblichen Tellerrand sind an der Zeit. Die Informationen auf der Website der IG-Metall sind spärlich und veraltet.

Unter //www.chefduzen.de wurde ein Diskussionsforum für die Auseinandersetzungen um Motorola Flensburg eingerichtet.

ZitatOriginal von Station 12/03

Hörspiel über den neuen Arbeitsmarkt in Vorbereitung
Das bisher virtuelle Projekt //www.chefduzen.de betritt nun die wirkliche Welt und plant praktische Aktionen. Dazu gehört auch ein Radiohörspiel-Projekt, eine Soundcollage aus der Welt der Arbeit und den Niederungen der Ausbeutung. O-Ton von Firmen-Motivationstraining und Lobpreisungen von Wirtschaftsleuten über die Neuordnung des Arbeitsmarktes werden überlagert von Erlebnissen Betroffener.

Wer bereit ist, über Erfahrung mit Leiharbeit oder PSA, über Entlassung, Erlebnisse beim Arbeitsamt oder Sozialamt wie über Heimarbeit oder aus dem Callcenter zu berichten, kann sich bei den Hörspielmachern unter chefduzen@gmx.de melden.



Titel: Chefduzen Medienecho
Beitrag von: admin am 20:29:56 Sa. 20.Dezember 2003
ZitatOriginal von labournet.de 12/03

11.Januar 2004 / Kiel  
Stammtisch: Leiharbeit, Ausbeutung und Co. Das inzwischen regelmäßig stattfindende Treffen (am jeweils 2.Sonntag des Monats) um aus der virtuellen Welt des (im Raum Kiel populären) Online-Forums www.chefduzen.de in die wirkliche Welt zu treten und dort für Unruhe zu sorgen. Ein lockeres Treffen, um Selbsthilfe gegen Ausbeutung und Verarmung zu organisieren. Im Irish Pub, Bergstrasse, Kiel um 20 Uhr.
Titel: Chefduzen Medienecho
Beitrag von: admin am 12:04:09 Fr. 02.Januar 2004
ZitatOriginal von //www.fau.org/

Link des Monats:
//www.chefduzen.de, "Das Forum der Ausgebeuten" - eine spannende Forensite für alle, die es immer schon mal nicht mehr sein wollten. Oder es noch werden sollen. Oder mal gewesen sind. Oder so.



ZitatOriginal von //www.x-berg.de 12/03

//www.chefduzen.de bietet ein Diskussionsforum für alle, die ausgebeutet oder zur zukünftigen Ausbeutung ausgebildet werden oder Stress mit der amtlichen Menschenverwaltung haben, weil sie sich nicht ausbeuten lassen. Die Themenpalette reicht von Lohnsklaverei und Arbeitszwang in Industrie und Dienstleistung bis hin zu Behindertenwerkstätten, Knastarbeit und Prostitution, Schwarzarbeit, Arbeitslosigkeit und Krankheit. Also genau die richtige Adresse für alle anonymen Arbeitssüchtigen, glücklichen Arbeitslosen, Faulpelze und Freunde und Freundinnen von Florida-Rolf.

Zitatwww.schweineliste.de
Die Schweineliste

Eine Lobenswerte "Schweinerei"

Neues Internetforum
Selbstverständlich ist nicht chefduzen.de gemeint sondern die dort gelisteten Schweinereien!!!!
 

Seit ein paar Monaten gibt es das Internetforum //www.chefduzen.de für die Ausgebeuteten. Es ist der Versuch einiger Betroffener Erfahrungen zusammenzutragen und eine offene Diskussion zu ermöglichen, unabhängig von Gewerkschaften und politischen Organisationen. Und wenn einer sich nur "ausheulen" will über das eigene Schicksal, so ist auch dafür Raum. Und man wird merken, daß es anderen nicht besser ergeht, daß es viele andere gibt, die sich urplötzlich auf der Seite der "Loser" wiederfinden. Esist eben nicht persönliches Versagen, sondern es hat System.

Das Forum hat ein wahrlich breites Spektrum und behandelt auch Themen, die keine Gewerkschaft diskutiert und selbst von der Linken Subkultur gemieden werden, wie Schwarzarbeit, Prostitution oder Drogenbiz.

Es bleibt abzuwarten inwieweit dies als erster Schritt funktioniert sich gemeinsam zu wehren, statt auf diejenigen herabzuschauen, denen es schlechter geht, als einem selber. Dann brauchen wir nicht länger neidisch nach Italien oder Frankreich (neuerdings auch Österreich!) zu schauen, wo es zu Massenprotesten und wirkungsvollen Streiks kommt.
Titel: Chefduzen Medienecho
Beitrag von: admin am 19:02:14 Mo. 05.Januar 2004

Interview in der WILDCAT No. 68

Zitat"Wir haben es nicht eilig..."

Wie seid Ihr auf die Idee gekommen, dieses Diskussionsforum einzurichten?


Die Politszene hier findet McDonalds doof, weil Hamburger nicht vegan sind, oder man geht mit einem Transparent »Smash Capitalism!« zur Demo, um anschließend mit seinen Chefs aus der Computerklitsche auf eine after work-Party zu gehen. Für einen Umgang mit dieser Szene haben wir nicht ausreichend Humor. Wir selber schlagen uns als »Marginalisierte« irgendwo zwischen Schwarzjob und Ich-AG herum. Nicht aus politischen Gründen, sondern mangels besserer Alternative. Das Leben ist nervig genug geworden, um zu dem Schluss zu kommen: So geht es nicht weiter!Wir hatten auch schon unsere Finger in Kämpfen im Krankenhaus, auf dem Bau, im Callcenter und in der Alternativklitsche. Und die Idee für ein Internetforum kam von der amerikanischen Site Netslaves, die zur Zeit des Platzens der New Economy-Seifenblase wirklich aufregend war (und heute vergleichbar öde ist ...). Wir haben völlig auf blauen Dunst angefangen. Wir haben erst einmal alle Großbetriebe aufgelistet, die uns eingefallen sind und noch verschiedene Branchen. Die Besuche und die Besucher sorgen für einen ständigen Umbau des Forums, ­Bereiche, die wir für unbedeutend hielten, bekamen Besucherrekorde, und wir wurden darauf hingewiesen, dass es einige Betriebe unter dem alten Namen gar nicht mehr gibt. Wir haben auch keine vorgefertigte Strategie, wir lassen uns von den Betroffenen und von den Verhältnissen zurechtweisen. Es macht auch Spaß zu lernen, wie es läuft, auf unserem Forum und in der bösen Welt da draußen.


Ihr schreibt, es geht Euch weniger um das Virtuelle, und mehr um praktische Sachen wie z.B. Flugblätter gegen aktuelle Schweinereien in Betrieben oder ähnliches. Habt Ihr da schon Erfahrungen gemacht?


Die Website soll nur ein Mittel sein, dass Erfahrungen und andere Infos zugänglich werden. Es geht uns um praktische Konsequenzen, darum, dass Leute Mut fassen, zusammen kommen und aktiv werden. Wir können nicht stellvertretend kämpfen, von uns kommt bestenfalls minimale Hilfestellung. Bisher ist alles noch Testphase, was wir machen, aber es läuft gut an. Es gab Unterstützung in Form von Veröffentlichungen und Verlinkungen von Leuten und Projekten, die wir kaum oder gar nicht kannten. Sachen außerhalb der virtuellen Welt haben erst begonnen, und sie sind sehr simpel. Der monatliche Stammtisch wurde uns von unseren Usern aufgenötigt, wir hatten eigentlich gar keine Zeit dazu. Ansonsten hat es Spuckies und ein paar Graffiti zum Thema Leiharbeit gegeben und Flugblätter zur Bahn. Die haben wir in Zügen auf die Sitze gelegt, im Reisecenter in die Regale für Informa­tionsmaterial und auf einem Parkplatz für Bahnmitarbeiter hinter die Scheibenwischer. Der Boden wird täglich fruchtbarer, um die Themen Arbeit, Ausbeutung und Verarmung anzugehen, und wir haben es nicht eilig.


Mehrere Benutzer behaupten, dass in ihrem Bekanntenkreis zwar haarsträubende Geschichten über Arbeitsbedingungen usw. erzählt werden, die Leute aber Angst haben, darüber was auf Eurer Website zu schreiben... Ist das ernst gemeint?



Es ist wirklich so, dass aus dem Bekanntenkreis fast niemand gepostet hat, obwohl es dort die haarsträubendsten Stories gibt und wir die Leute regelrecht genötigt haben, etwas zu schreiben. Es ging sogar soweit, dass uns gesagt wurde, dass eine Geschichte nur dann erzählt wird, wenn wir sie nicht in unserem »komischen Forum« veröffentlichen. Dafür wird aber das Forum genutzt von Leuten, mit denen wir kaum gerechnet haben, wie z.B. den armen Schweinen von Drückerkolonnen. Und wir bekamen Posts von gewerkschaftlichen Auseinandersetzungen in Betrieben, von denen wir nichts wussten. Wir freuten uns auch, dass in Streikforen der IGM Texte aus unserer Site hineinkopiert wurden, bevor wir überhaupt wussten, dass die Gewerkschaft auch Online-Foren eingerichtet hatte. Dass in Betrieben, in denen es gärt, von Firmencomputern auf unserer Site gesurft wurde, empfanden wir als Ritterschlag für unser Projekt.


Wenn man auch »praktisch« werden will, macht es ja erst mal Sinn, sich auf eine Stadt oder Region zu beschränken, wie Ihr das tut. Habt Ihr von ähnlichen Initiativen wie Eurer aus anderen Städten gehört?


Wir sind zwar die ersten, die in dieser Form arbeiten, aber nach diesem wirklich erfolgreichen Start sind wir sicher, dass man die Idee anderenorts auch aufgreifen wird. Wir sind über chefduzen@gmx.de zu erreichen und können unsere Erfahrungen weitergeben, um solch ein Projekt schneller zu etablieren.
Titel: Chefduzen Medienecho
Beitrag von: ManOfConstantSorrow am 14:51:43 Mo. 16.Februar 2004
ZitatOriginal von indymedia

 Zeitarbeitsfirma mahnt Online-Forum ab

von Kieler - 10.02.2004 00:25

Das Kieler Diskussionsforum "Chefduzen - Forum der Ausgebeuteten" hat heute eine Abmahnung der Leiharbeitsfirma Alpha Zeitarbeit München erhalten. In einem Post hatte ein ehemaliger Mitarbeiter der Firma schwere Vorwürfe hinsichtlich unseriöser Geschäftspraktiken erhoben.




Der von der Firma Alpha Zeitarbeit beauftragte Anwalt gab den Betreibern von chefduzen.de eine Frist bis zm 10.2. mittags, den unter dem Nicknamen "Obermaat" geposteten Beitrag zu löschen und droht mit einer Schadensersatzklage.
In dem monierten Beitrag von "Obermaat" ist von einem Sumpf aus Bestechlichkeit, Kungelei und Schaffung von Abhängigkeiten die Rede.

Mittlerweile hat der presserechtlich verantwortliche Admin von chefduzen das Ultimatum des Anwalts zurückgewiesen:

"CHEFDUZEN hat den Anspruch den Ausgebeuteten und weitgehend Rechtlosen eine Stimme zu geben. Alpha Zeitarbeit München hätte (und hat!!!) die Möglichkeit eine Gegendarstellung in diesem offenen Forum zu posten, doch scheinbar fürchtet diese Firma eine öffentliche Diskussion. Doch diese wird durch die stillose Umgangsweise nach Wild-West-Manier (Ultimatum bis 12 Uhr Mittags!) erst losgetreten und dürfte interessant werden."

ZitatOriginal von labournet10.2.04

Solidarität mit Chefduzen.de! Zeitarbeitsfirma mahnt Online-Forum ab...

Das Kieler Diskussionsforum "Chefduzen - Forum der Ausgebeuteten" hat heute eine Unterlassungserklärung der Leiharbeitsfirma Alpha Zeitarbeit München erhalten. Anlaß ist ein Postin von ,,Der Obermaat" vom 20.10.03: ,,Hallo liebe Zeitarbeit-geschädigten und alle die es gar nicht erst soweit kommen lassen wollen... Hier mal ein kleiner Einblick in eine Firma die das Recht lebt wie sie es gerade braucht...". Bewertung des gegnerischen Rechtsanwalts: ,,In diesem Posting werden rechtswidrige und geschäftsschädigende Äußerungen über unsere Mandantin getätigt und von Ihnen zur Nutzung bereit gehalten..." Auflage: Entfernung bis spätestens 10.02.2004,12.00 Uhr...

ZitatOriginal von Forennews.de

Gefährliches Spiel

 

...oder Klage liegt in der Luft. So könnte man die Situation zwischen dem Board Chefduzen.de und der Firma Alpha Zeitarbeit umschreiben. Aber mal von vorn, damit auch jeder Leser weiß um was es geht. Das Chefduzen Board ist ein mäßig besuchtes Board das sich mit dem Recht und selbiger Verletzung von Arbeitnehmern befasst und zum größten Teil aus Copy Und Paste Beiträgen besteht.

Am 20.10.03 registrierte sich ein User Obermaat, der ein Posting schrieb, in dem vorgeblich illegale Machenschaften der Firma Alpha Zeitarbeit aufführt und sich selbst als Mitarbeiter der firma zu erkennen gab. Den Thread nannte er auch entsprechend Alpha Zeitarbeit München und auch der Name der Geschäftführerin wurde genannt und direkt angesprochen. Seinen Namen behielt der User mit folgender Aussage für sich:

    quote:Ich kann nicht näher darauf eingehen da ich unerkannt bleiben möchte, und ich wenn ich schon wem Schade den Kopf der Truppe will.



Am 9.2.04 bekam der Boardbetreiber Karsten W. eine E-Mail von der Kanzlei RA Reichert, die ihn auf die Unbotmäßigkeit und - zurecht übrigens - auf seine Verpflichtung als Teledienstanbieter hin, diesen Beitrag nach Kenntnisnahme entsprechend zu entfernen. Dazu wies der Anwalt auf den Umstand hin, dass Karsten W. unter dem Pseudonym "CHEFDUZEN - Admin" 42 Minuten nach dem Startbeitrag "Viel Erfolg bei Deinem Kampf gegen den Schweinebetrieb" schrieb und sich damit die Aussagen des Obermaat so zu Eigen machte - heißt, es ist, als hätte er´s selbst geschrieben.

Nun, der Zustand heute, nach Kenntnisnahme meinerseits, war von diesem Beitrag nichts mehr zu sehen, aber das hat nichts zu heißen. ;-) Vllt. war das einer der hellen Momente, die Karsten W. hatte, denn sein Folgeverhalten kann man nur als geradezu dumm bezeichnen. Schreibt er doch, nachdem er die eMail des Anwalts einstellte, dass er den Beitrag nicht entferne, da er für die Meinungsfreiheit sei.

Das darf er gern sein, nur übersieht er, das es sich offenkundig nicht um eine Meinungsäußerung handelt, sonder um üble Nachrede und geschäftsschädigendes Verhalten. Denn wenn er nicht zufällig die Personalien den auslösenden Autors hat und am besten noch die Zusage vor Gericht das alles auszusagen, hat er nichts außer ein paar Zeilen, die ein Unternehmen der Bestechung beschuldigen, nichts in der Hand. Denn mit etwas nachdenken könnte man auch leicht auf die Idee kommen, dass die Behauptungen von einem Konkurrenten oder einem entlassenem Mitarbeiter kommen könnten. Sowas sollte man schon sicher ausschließen können, bevor man sich in eine Schlacht wirft.

Nun, die Frist - bis 10.2. hatte man ihm die gesetzt - zum Entfernen des Beitrag hat er verstreichen lassen, so das wir in Kürze einer weiteren Boardschließung entgegen sehen. Vllt. hätte er sich vorher mal von einem Anwalt beraten lassen. Denn ohne Beweise für das beanstandete Posting wird das für ihn in die Hose gehen und wenn jemand sehenden Auges in sein Unglück rennt tut's mir nicht mal sonderlich leid.
Titel: Chefduzen Medienecho
Beitrag von: am 17:04:44 Mo. 16.Februar 2004
ZitatOriginal von Junge Welt

14.02.2004
 Inland
Mag Wompel
 
Bosse kontra Meinungsfreiheit
 
Unternehmer gehen auch juristisch gegen Beschäftigte vor, die Mißstände im Betrieb öffentlich machen

 
Es scheint Jahrhunderte her, als sich unglaublich viele Menschen in der BRD am Volkszählungsboykott beteiligten. Es galt damals, 1987, die Privatsphäre zu schützen, persönliche Daten nicht den Behörden – und Firmen – zu überlassen. Heute jedoch werden mehr denn je Telefonate abgehört, private E-Mails mitgelesen, öffentliche Räume überwacht. Viel zu wenige Menschen, auch innerhalb der Linken, regen sich darüber noch auf. Auch nicht über das sogenannte Terrorismusbekämpfungsgesetz, die geplante EU-Verfassung, das Telekommunikationsgesetz, Vorratsdatenspeicherung und Internetzensur und – auch bei den Linken beliebte – offene Verteiler (Daten plus Soziogramme).

In Zeiten, in denen das Kapital in den Tarifrunden dazu übergeht, Forderungen zu stellen, die in soziale Belange eingreifen, diese auch durchdrücken kann (Arbeitszeit, »Lohnnebenkosten« etc.) und kaum jemand gegen diese Beerdigung der Grundrechte protestiert – in diesen Zeiten wird es kaum verwundern, daß selbst rudimentäre Rechte auf freie Meinungsäußerung der Kapitalseite zu weit gehen. Das bezieht sich auf alle Fragen des »Arbeitnehmer«datenschutzes wie Überwachung des Onlineverhaltens, Videoüberwachung oder Gentests. Ganz offen findet momentan ein Kahlschlag gegen die Meinungsfreiheit abhängig Beschäftigter statt – auch in ihrer Freizeit.

Beispielhaft das Skandalurteil gegen eine oppositionelle Belegschaftszeitung. Im Dezember 2003 wurde in der ersten Instanz die Klage von Daimler gegen die Kasselaner Alternativen Metaller und ihre Zeitung Nachrichten vom Mercedesplatz verhandelt. Anklagepunkte: Verstoß gegen vertrauensvolle Zusammenarbeit, parteipolitische Betätigung (wegen Aufruf zur Friedensdemo), Veröffentlichung von Geschäftsgeheimnissen etc. Das Urteil: »... Bei Androhung eines Ordnungsgeldes bis zu 250 000 Euro (ersatzweise Haft) wird es untersagt, die Betriebszeitung auf einer Homepage einzustellen.« Diese dürfe auch nicht anderen, als Datei, zum Zwecke der Einstellung in das Internet zur Verfügung gestellt werden. Auch darf nicht eine Einstellung der Publikationen in das Internet begünstigt werden. Sollten die Kollegen auch in zweiter Instanz verlieren, wird dieses Urteil Schule machen. Der Kläger, DaimlerChrysler, rüstet schon auf und plant eine betriebsinterne Richtlinie, wonach sich die Beschäftigten des Konzerns bei ihren Freizeitaktivitäten nicht zum Konzern äußern und sich nicht einmal als Konzernangehörige outen dürfen.

Der Bankgesellschaft Berlin geht eine politische Betätigung ihrer Beschäftigten selbst dann zu weit, wenn sie gar nicht genannt wird: sie kündigte kürzlich fristlos und verhaltensbedingt den Betriebsratsvorsitzenden wegen seiner Äußerungen auf einer Homepage, die sich weder auf die Bank bezog noch seinen Arbeitsplatz erwähnte. Freizeitzensur.

Ein Betriebsratsmitglied bei der Niederlassung Schlafhorst des Saurer Konzerns in Mönchengladbach ist Anfang Januar 2004 außerordentlich gekündigt worden, weil er in Leserbriefen seine Meinung zu den Firmenplänen (Austritt aus dem Unternehmerverband, 40-Stunden-Woche, »personelle Anpassungen«, 500 Stunden flexible Arbeitszeit und Lohnverzicht) vertreten und damit auf einen unternehmensfreundlichen Pressebericht reagiert hatte.

Ein Berliner Kollege, befristet im BMW-Motorradwerk eingestellt, thematisierte auf einer Betriebsversammlungen die prekäreSituation der Befristeten und erhielt dafür großen Beifall. Auf der folgenden Betriebsversammlung berichtete er, daß Kollegen ihn gewarnt hätten: Wer so redete wie er, würde vorgemerkt. Der Werksleiter antwortete auf eine entsprechende Nachfrage, daß das absoluter Quatsch wäre: Das Unternehmen sei für sachliche Kritik immer dankbar. Und es dankte dem Kollegen dann im Dezember mit einem »blauen Brief«. Als einziger von zehn Kollegen, deren Befristung Ende Dezember endete, wurde er nicht übernommen, obwohl seine Leistung und sein Verhalten als gut beurteilt wurden und der Meister die Übernahme in seine Abteilung vorschlug. In der gleichen Abteilung wurden gleichzeitig über ein Dutzend Leiharbeiter eingestellt.

Der aktuellste Fall: Eine Zeitarbeitsfirma (Alpha Zeitarbeit München) mahnt das Web-Diskussionsforum »Chefduzen – Forum der Ausgebeuteten« ab. Anlaß ist ein Posting »Hier mal ein kleiner Einblick in eine Firma, die das Recht lebt, wie sie es gerade braucht ...« Bewertung des von der Firma beauftragten Rechtsanwalts: »In diesem Posting werden rechtswidrige und geschäftsschädigende Äußerungen über unsere Mandantin getätigt und von Ihnen zur Nutzung bereitgehalten ...«

Diese und viele andere Fälle sind nachzulesen im LabourNet Germany. Vor einigen Tagen erhielt dessen Redaktion eine textlose E-Mail mit dem Betreff »Ihre Seite ist eine Frechheit«. Absender: Geschäftsführer einer Zeitarbeitsfirma. Recht hat er. Wir sollten noch frecher werden und solcherart Geschäfte schädigen.

* Unsere Autorin ist Redakteurin von LabourNet Germany,
www.labournet.de
Titel: Chefduzen Medienecho
Beitrag von: am 03:29:33 Mi. 18.Februar 2004
Zitat10.02.04 01:45
Kritik und Diskussion unerwüscht - Zeitarbeitsfirma will Forum verklagen


 Von INDYNEWS.NET

Weil ein Ex-Mitarbeiter offenbar die Methoden der "Alpha Zeitarbeit München" kritisiert, soll das LeiharbeiterInnen-Forum chefduzen.de nun verklagt werden.

"Sklavenhändler, hast Du Arbeit für mich?" - dieser Ton-Steine-Scherben-Song, der wohl das Verhältnis zwischen Zeitarbeitsfirma und LeiharbeiterInnen beschreibt, scheint sich auf moderne Weise im Streit zwischen chefduzen.de und Alpha Zeitarbeit München zu bestätigen.

Die enorme Hierarchie zwischen Zeitarbeitsfirma und (Ex-) Beschäftigten zeigt sich nicht nur an den seltsamen Methoden, die die "ArbeitsvermittlerInnen" zur Akquise neuer KundInnen an den Tag legen.  Auch der Umgang mit der Kritik an jenen Methoden offenbart einen, in der "Marktwirtschaft" garantierten, privilegierten Status, der - wie zu befürchten ist - das "Recht" auf seiner Seite weiß.

Aber der Reihe nach: Ein ehemaliger "Leiharbeiter" der "Alpha Zeitarbeit München" erzählt in dem Online-Forum  www.chefduzen.de von seltsamen Methoden, mit denen jene Firma Kunden (also Firmen) gewinnen bzw. halten will. Die Münchner Firma erfährt von diesem Posting und droht dem Website-Verantwortlichen per e-mail mit einer Unterlassungsklage, wenn das entsprechende Posting nicht entfernt werde.

Inzwischen erklärte der verantwortliche Admin, dass er auf der Seite der Ausgebeuteten stehe und der Klage entgegensehe. Deutlich wird an diesem Thread bzw. dem Rechtsstreit, dass sich KapitalistInnen meist selbstredlich auf den Rechtstaat verlassen können, wenn es darum geht, Kritik an ihren Praxen zu unterbinden, zumal die blosse Androhnung einer Unterlassungsklage die in der Regel minderbemittelten KritikerInnen zu einer kostspieligen juristischen Prüfung zwingt.

Obwohl die Zeitarbeitsfirma in dem beschreibenden Fall einfach mit einer Gegendarstellung in eben jenem Forum hätte reagieren können, hat sie sofort den Weg über die Unterlassungsklage-Drohung gewählt, schliesslich sind derartige Methoden, bei denen es schnell um horende Streitwerte im Bereich von zehntausenden Euro gehen kann, zur Einschüchterung von KritikerInnen ein probates Mittel.

Generell scheint im Bereich des Online-Journalismus das Mittel der Unterlassungsklage häufig Anwendung zu finden, da hier in der Mehrheit der Fälle von wenig solventen PublizistInnen ausgegangen werden kann, die einer juristischen Drohung meist wenig entgegensetzen können. Um so erfreulicher ist es, dass im beschriebenen Fall der Website-Verantwortliche nicht gleich "klein bei gibt" und es auf einen Rechtstreit mit der Firma ankommen lässt. Denn hierbei ist keinesfalls klar, ob er nach geltendem Recht für den Forenbeitrag verantwortlich zeichnet. Anders als im jüngsten Rechtsstreit von indynews.net, der eine tatsächliche Falsch-Darstellung  zum Gegenstand hatte (wenngleich die Korrekturforderung per angedrohter Unterlassungsklage hier ebenfalls überzogen erscheint), werden wir wohl bei chefduzen.de verfolgen können, ob es sich bei der Drohung der Zeitarbeitsfirma um einen Versuch des "Mundtot-Machens", oder um eine "legitime juristische Forderung" handelt. Aber was würde letzteres schon bedeuten?
Titel: Chefduzen Medienecho
Beitrag von: admin am 14:24:14 So. 26.Dezember 2004
Zitataus:GENOSSE TABU
TAgeBUch aus der kapitalistischen Knochenmühle


11. Februar 2004 um 12:10
Chefduzen

Raben.Horst berichtet: Chefduzen von Zeitarbeitsfirma abgemahnt.Alle, die in ihrem Job allzu arg ausgebeutet werden, sollten sich einmal die Homepage "Chefduzen" ansehen. Sehr amüsiert habe ich mich über:  "Lieber krankfeiern als gesund schuften!":

,,Die folgenden Beiträge wurden von Medizinern in den 70er Jahren unter dem Titel: Wege zu Wissen und Wohlstand - Lieber Krankfeiern als Gesundschuften" als Broschüre herausgegeben. Diese Büchlein wurden mehrfach beschlagnahmt und verboten, Ärztezeitschriften haben es in Auszügen abgedruckt um so den Feind zu studieren (...)".

 
update: Auch das muss gesagt werden, meinen  Raben.Horst  und Genosse Tabu: 71 Prozent gehen aus Angst vor Jobverlust auch zur Arbeit, wenn sie krank sind...

 
update 2: Raben.Horst berichtet: Chefduzen von Zeitarbeitsfirma abgemahnt


ZitatIRRENHAUS BERLIN (Blog):

Dienstag, 17. Februar 2004
Chefduzen

Ein sehr schönes Forum für alle, die ebenfalls in Call Centern oder ähnlich dubiosen Unternehmen tätig sind, ist die Seite Chefduzen.de. Sehr viele interessante Beiträge zu eben diesem und anderen Themen. Dort kann man sich auch austauschen, falls man gerade Stress mit dem Arbeitsamt haben sollte. Unbedingt mal anklicken!

Zitatshortnews.stern.de 14.03.04

Freenet mahnt Webseiten-Betreiber ab

Vor kurzem sperrte der Hamburger Internetanbieter Freenet seine eigenen Kunden von diversen firmenkritischen Webseiten aus und geriet durch diese Zensurmaßnahme in die Schlagzeilen (SSN berichtete). Jetzt weitet sich der Vorfall aus.
Die Freenet AG mahnt nun jene Seitenbetreiber ab, die sich kritisch über das Geschäftsverhalten äußern, oder die niedrigen Löhne Freenets kritisieren bzw. Ausbeutung der Mitarbeiter vorwerfen.
Dazu gehören unter anderem das Forum http://www.chefduzen.de und die Seite http://www.dirk-hertfelder.de.
Beide Seitenbetreiber erhielten bereits eine Abmahnung wegen angeblicher Rufschädigung.

  WebReporter:     eddie_san


Zitataus Anormaler Freedirk (http://http://dirk-hertfelder.de/html/max_fur_chefduzen.html)

Boulevardnachrichten, auf die wir alle gewartet haben!

   
   
19.03.2004 Unbestätigten Gerüchten zufolge will Raab 3% der Erlöse der neuen Hitsingle seines Castinghelden Max dem Forum der Ausgebeutenden "Chefduzen.de" zur Verfügung stellen. Er sagte angeblich: "Ich werde auch permanent wegen unpopulären Äusserungen zur Ader gelassen. DVD erhält ausserdem eine Wildcard für die nächste WOK- WM". (Quelle FND)


Zitatstern.de shortnews:
Überwachung, Ausbeutung, Einschüchterung: Ebay in der Kritik

Zu einem Eklat ist es hinter den Kulissen von Ebay gekommen: In einem offenen Brief kritisiert die Gewerkschaft ver.di die Arbeitsbedingungen beim Internet-Auktionshaus. So habe die Geschäftsführung die Angestellten massiv eingeschüchtert.

Auslöser sei eine Mitarbeiterversammlung gewesen, bei der den Beschäftigten unter massivem Druck verboten worden sei, Kontakt zu Gewerkschaften oder Presse aufzunehmen, um Missstände aufzudecken.

Demnach scheint es bei Ebay üblich zu sein, dass die Mitarbeiter überwacht würden. Zudem seien Überstunden ohne Ausgleich bei einer unterdurchschnittlichen Bezahlung üblich. Die Geschäftsführung hält die Kritik für eine Kampagne der Gewerkschaft.


    Nicht nur Ebay ...

Die Zustände bei ebay erinnern stark an das zentrale freenet-Callcenter in Kiel:
http://www.chefduzen.de/... oder
http://www.chefduzen.de/...
Ich sag nur: 5 Euro brutto ... und 'n Anschiss gibts, wenn eine "wichtige" interne E-mail z.B. nur 12 Sekunden von einem Angestellten geöffnet war ...  

27.04.2004 11:14 von Tarkowski


ZitatSOLI-Aktuell Ausgabe April 04
Newsletter der DGB-Jugend

web-tipp des monats

Ärger am Arbeitsplatz?Das kennt jeder.
Früher gingen die Leute nach Hause und
terrorisierten ihre Familien mit ihren Erleb-
nissen,die sie mit Vorgesetzten hatten.
Heute gibt es zum Glück das Internet.Das
Portal »Chefduzen.de «bietet ohne Ende
Forumplatz für »Meinungen,Aktionen und
Reaktionen zum täglichen Wahnsinn «.Dar-
über hinaus erhält man Tipps zur Selbsthilfe
rund ums Arbeitsamt (Sperren,Zwangsar-
beit etc.).Nimm 's mit Humor:Auch das La-
chen darf nicht zu kurz kommen.Dafür hal-
ten die Chefduzer die Rubriken »Was Sie
Ihrem Sachbearbeiter schon immer mal sa-
gen wollten «oder »Lieber krank feiern als
gesund schuften «bereit.Wenn 's nicht ins-
gesamt so traurig wär ...Schlusspunkt:»Sex-
arbeit,Drogenbiz,Heimarbeit,Knastarbeit,
Pharmastrich «.Surf ahoi.
www.chefduzen.de


ZitatWILDCAT #69

Im Februar schnellten die Besucherzahlen beim Kieler Diskussionsforum "Chefduzen - Forum der Ausgebeuteten" in die Höhe. Daran waren aber nicht das Interview in derl letzten Wildcat schuld, sondern der Münchner Sklavenhändler Alpha Zeitarbeit Er hatte den BetreiberInnen eine Frist bis zum 10.2. mittags gesetzt, einen Beitrag zu löschen, der von einem Sumpf an Bestechlichkeit, Kungelei und Schaffung von Abhängigkeiten bei Alpha berichtete. Die Leute von Chefduzen sehen die Sache so:


chefduzen.de von der Gegenseite aufgepeppt
"Das einzige, was wir uns noch wünschen würden"


Es dauerte ca. ein Jahr, bis das Forum ein Eigenleben bekam und zur proletarischen Selbsthilfe genutzt wurde. Leute aus unterschiedlichsten Branchen undBetrieben, und Menschen, die am Existenzminimum und im Graubereich des Rechts leben, begannen Firmeninternas auszuplaudern, man tausch sich über Möglichkeiten bei Entlassungen und im Umgang mit Behörden das Beste für sich herauszuschlagen, und man diskutiert Strategien sich zu wehren.

Aber schon das Öffentlichwerden von Firmeninterna brachte die Gegenseite zur Weißglut, die dann zum juristischen Gegenschlag gegen das Diskussionforum ausholte. In einem Anwaltsschreiben wurde Chefduzen.de unter Androhung von Schadensersatzforderungen aufgefordert, den anonymen Bericht eines ehemaligen Mitarbeiters von Alpha Zeitarbeit München aus dem Netz zu nehmen. Nun kam Leben in die bude, in der Netzwelt wurde ausgiebig über den Fall berichtet, und die Besucherzahlen verzehnfachten sich im Forum. Chefduzen blieb standhaft, statt den beanstandeten Beitrag zu löschen, bot man der Leiharbeitsfirma die Möglichkeit zur Gegendarstellung.

Alpha Zeitarbeit nahm sich stattdessen den bekanntesten Internetabmahner, Frhr. von Gravenreuth, und fuhr stärkere Geschütze auf: seine Kanlei erwirkte eine gerichtliche Verfügung, gegen Androhung eines Ordnungsgeldes von bis zu 250 000 Euro oder sechs Monaten Haft, den Beitrag zu löschen. Zu Beginn der Auseinandersetzung wurden gerade 140 Besuche im Beanstandeten Thread gezählt, zum Zeitpunkt der Löschung waren es knapp 8000. Netzaktivisten waren aufmerksam und hatten den Beitrag gespeichert; im Moment der Löschung bei Chefduzen.de taucht er auf zahllosen anderen Sites auf und ist weiterhin im Netz zugänglich.

Seither können wir beobachten, wie sich die Redaktionen aller großer Sender und  Printmedien als Stammgäste im Forum einfinden, denn hier kann man bei seinen Recherchen genaue Einblicke in die Lebensrealität der Opfer von Neoliberalismus und Globalisierung bekommen, ohne den Redaktionssessel zu verlassen und sich die finger schmutzig machen zu müssen.

Das sollte uns aber helfen, als ein Tread über Arbeitsbedingungen im Kieler Callcenter von Freenet zu einem der interessantesten Themen wurde. Als aufmerksame Chefduzen-User aufdeckten, daß Freenet seinen Kunden den Zugriff auf firmenkritische Sites sperrte und auf eine Counterstreikseite umleitete, schlug die Diskussion über Zensur durch den Internetanbieter hohe Wellen. Nachdem stern.de, sueddeutsche.de, heise.de, börsennews uva. sich dieses Themas angenommen hatten brach Chefduzen.de mit seiner veralteten Forensoftware unter dem Besucheransturm zusammen und blieb 24 Stunden offline. Wir haben im Schweiße des Angesichts upgedatet, und das Forum läuft besser als zuvor.

Das einzige, was wir uns noch wünschen würden, wären Neugründungen mehrerer vergleichbarer regionaler Foren.




ZitatLinX--06-2004 (sozialismus-jetzt.de)



Sklavenhändler gegen Internetforum:

Geduzten Chefs platzt der Kragen


Es dauerte ca. ein Jahr bis das Kieler Forum Chefduzen.de ein Eigenleben bekam und zur proletarischen Selbsthilfe genutzt wurde. Leute aus unterschiedlichsten Branchen und Betrieben,Menschen die am Existenzminimum und im Graubereich des Rechts leben, begannen sich hier auszutauschen. Bedingungen und Firmeninternas werden ausgeplaudert, man tauscht sich aus über Möglichkeiten bei Entlassung und im Umgang mit Behörden das Beste für sich herauszuschlagen und man diskutiert Strategien sich zu wehren.

Aber schon das Öffentlichwerden von Firmeninternas brachte die Gegenseite zur Weißglut, so dass sie zum juristischen Gegenschlag gegen das Diskussionsforum ausholte. In einem Anwaltsschreiben wurde Chefduzen.de aufgefordert unter Androhung von Schadensersatzforderungen wg. Rufschädigung den anomymen Bericht eines ehemaligen Mitarbeiters von Alpha Zeitarbeit München aus dem Netz zu nehmen. Nun kam Leben in die Bude, in der Netzwelt wurde ausgiebig über den Fall berichtet und die Besucherzahlen verzehnfachten sich im Forum. Chefduzen blieb standhaft, statt den beanstandeten Beitrag zu löschen, bot man der Leiharbeitsfirma die Möglichkeit zur Gegendarstellung. Erstaunlich war es schon, daß aus "linksradikaler" Ecke einige uns rieten einen freiwilligen Rückzieher zu machen, um so Repressionen aus dem Weg zu gehen. Es scheint, die Problematik der schwindenden Freiheit im Internet ist in der Politszene kein Thema. Brauchbare Printmedien der Linken gibt es kaum noch, die Taz ist ein unpolitisches Käseblatt und die Konkret mag man nichteinmal mehr mit der Zange anfassen. Seit Rhizom in Schleswig Holstein online gegangen ist folgte ein fast vollständiges Sterben der politischen Plakat-,Flyer-und Flugblattkultur.

Alpha Zeitarbeit nahm sich nun die wohl bekannteste Anwaltskanzlei für Internetabmahnungen Frhr. von Gravenreuth und fuhr stärkere Geschütze auf: Nun wurde eine gerichtliche Verfügung erwirkt gegen Androhung eines Ordnungsgeldes von bis zu 250 000 Euro oder sechs Monate Haft den Beitrag zu löschen. Zu Beginn der Auseinandersetzung wurden gerade 140 Besuche in beanstandetem Thread* gezählt, zum Zeitpunkt der Löschung waren es knapp 8000. Netzaktivisten waren aufmerksam und hatten vorsorglich den vieldiskutierten Artikel gespeichert und im Moment der Löschung beiChefduzen.de tauchte er auf zahllosen anderen Sites auf und ist weiterhin im Netz zugänglich.

Unlängst konnten wir beobachten, wie sich die Redaktionen aller großer Sender und Printmedien als Stammgäste in dem Forum einfinden, denn hier gibt es Einblicke in die Abgünde der herrschenden Zustände. Hier kann man bei seinen Recherchen genaue Einblicke in die Lebensrealität der Opfer von Neoliberalsmus und Globalisierung bekommen ohne sich die Finger schmutzig zu machen und ohne den Redaktionssessel zu verlassen.

Doch dann sollte uns diese Situation helfen, als ein Thread über die Arbeitsbedingungen im Kieler Callcenter von Freenet zu unseren interessantesten Themen wurde. Als durch aufmerksame Chefduzen-User aufgedeckt wurde, daß Freenet seinen Kunden den Zugriff auf firmenkritische Seiten sperrte und sie auf eine Counterstrikeseite umleitete, schlug die Diskussion über Zensur durch den Internetanbieter hohe Wellen. Nachdem stern.de, sueddeutsche.de, heise.de, börsennews uva. sich dieses Themas angenommen hatten, brach Chefduzen.de mit seiner veralteten Forensoftware unter dem Besucheransturm zusammen und blieb 24 Stunden offline. Wir haben im Schweiße des Angesichts upgedatet und das Forum läuft besser als zuvor. Es gab jede Menge Angebote für technisches Know How, alternativen Serverplatz (man vermutete Zensur durch unseren Provider), Publizistische und sonstige Unterstützung. Die Existenz dieses Forums scheint tatsächlich für einige von Bedeutung zu sein. Wir hoffen, das macht es nun möglich auch die finanziellen Lasten, die auf uns zukommen auf mehrere Schultern zu verteilen.
Ohne die Hilfe der überreagierenden Geschäftsführerin von Alpha Zeitarbeit München wäre Chefduzen.de nie in so kurzer Zeit so populär geworden. Wir sollten uns bei ihr bedanken!

Wir haben uns bisher nicht um ein Spendenkonto kümmern können. Solidarität ist gefragt, demnächst werden Details zum Thema unter //www.chefduzen.de veröffentlicht. Unter info@chefduzen.de kann auch direkt Kontakt aufgenommen werden.



Zitatheise online 27.06.2004
 
Was war. Was wird.

Wie immer möchte die Wochenschau von Hal Faber den Blick für die Details schärfen: Die sonntägliche Wochenschau ist Kommentar, Ausblick und Analyse. Sie ist Rück- wie Vorschau zugleich.


*** Wo wir beim Grundgesetz sind: Kleines Quiz ohne Dritthilfe, nur Kaugummi ist erlaubt: Artikel 5 Absatz 1? "Jeder hat das Recht, seine Meinung in Wort, Schrift und Bild frei zu äußern...." Achja, und wenn jeder das im Intranet tut, und das wohlgemerkt nicht das Intranet einer Firma ist, sondern das abgeschottete Intranet der IG Metall, in dem 800 Gerwekschafter posten und lesen können? Dann stört er den Betriebsfrieden und kann gefeuert werden, meinte die Firma Danfoss. Die Geschichte, protokolliert von Chefduzen, ist gerade vom 2. Senat des Erfurter Bundesarbeitsgerichts ungefähr so entschieden worden: "Jeder hat das Recht, seine Meinung in seinem Intranet frei zu äußern." Das Traurige an der Sache ist dabei, dass überhaupt prozessiert werden musste. Wenn in einem Gewerkschafts-Intranet nicht mehr diskutiert werden darf, können wir gleich wieder den FDGB einführen. Die 40-Stunden-Woche ohne jeglichen Lohnausgleich zur Plansollerfüllung haben wir ja bereits: 1/8 Lohnverzicht und eine Leistungszulage, die nur von den Managern abhängt, erinnern stark an die andere Seite der Sonnenallee, wo der Betriebs-Bonus bekanntlich eine Kaderfrage war.


Zitataus dem Programm des LABOURNET Kongresses Die Kosten rebellieren (Dortmund):

Chefduzen: Kulturelle Aufarbeitung als Mobilisierung

Das Hörspiel "Unzumutbar", ein Versuch, sich zu emanzpieren und andere mitzunehmen. Vorgestellt von Kalle Kinkel (Chefduzen Kiel)
Chefduzen - ein Internetprojekt, eine Plattform für Erfahrungen, Klagen, Diskussion von Konsequenzen. Längst über Kiel hinaus, längst eine Erfolgsstory.


Zitattaz Nr. 7395 vom 29.6.2004

Prekär, aber im Austausch
Der Kampf gegen Lohndumping sowie für Arbeitsrechte und die Gewährung von Rechten für MigrantInnen mit prekärem Aufenthaltsstatus haben miteinander zu schaffen: In Dortmund versuchte der Kongress "Die Kosten rebellieren" zu klären, was Ich-AGs und Putzhilfen gemeinsam haben

VON CHRISTOPH TWICKEL

Jürgen Schäfer ließ sich entschuldigen. Der freie Journalist beim Radio Berlin-Brandenburg war verhindert, weil er sich dringend mit seinen Kollegen beraten musste. Der Sender hatte ihm nämlich am vergangenen Mittwoch die Quittung für sein arbeitskämpferisches Engagement bei "rbb pro", der Vertretung der freien Mitarbeiter, gegeben. Die Intendanz hatte ihm mitgeteilt, für ihn gebe es keine weiteren Aufträge. Er habe jetzt am eigenen Leib erfahren, ließ Schäfer verlauten, was die Gemeinsamkeit zwischen einer migrantischen Putzfrau und einem freien Journalisten sei: Man müsse beiden nicht ordnungsgemäß kündigen.

Damit war das Thema des Kongresses schon mal grob umrissen. Unter dem Motto "Die Kosten rebellieren" hatten sich in der FH Dortmund zirka 250 VertreterInnen von Gewerkschaften, linken Medien und Initiativen aus Europa zu einer "internationalen Versammlung zu Prekarisierung und Migration" versammelt. Dass putzende MigrantInnen und freiberufliche Inländer gleichermaßen von der Verschärfung der Lage auf dem Arbeitsmarkt betroffen seien, wollten die Veranstalter nicht behaupten. Aber um "neue Bündnisse" sollte es schon gehen, so Mag Wompel von Labournet Germany.

Nicht grundlos erfreut sich das Adjektiv "prekär" zunehmenden Gebrauchs. 5-Euro-Stundenlöhne sind nicht mehr allein polnischen Erntehelfern oder südamerikanischen Putzfrauen vorbehalten. Outsourcing, Auftragszergliederung, Leiharbeit und Ich-AGs machen den flüchtigen Job ohne soziale Rechte für immer mehr Inländer zum Regelfall.

Neue Bündnisse? Vorläufig kreist der Diskurs darum, wie man sich auf die neuen Verhältnisse einstellt. Das Know-how dazu, das wurde an diesem Wochenende in Dortmund deutlich, könnten die liefern, die schon seit längerem ein nomadisches Arbeitsleben pflegen.

Etwa die AktivistInnen aus ehemaligen Jobber-Initiativen der 70er- und 80er-Jahre, als man noch vergleichsweise bequem dem 9-to-5-Rhythmus ein Dasein zwischen Gelegenheitsjobs und Stütze entgegenstellen konnte: Nach jahrelangem politischem Kampf mit Hire-and-Fire-Verhältnissen finden sie sich jetzt, da der Sozialstaat noch den letzten Langzeitarbeitslosen auf den Arbeitsmarkt schikaniert, jäh in der Rolle der PrekaritätsberaterInnen wieder. Die Beratungsstellen von Arbeitslosen- und Sozialhilfe-Initiativen verzeichnen regen Publikumsverkehr, immer mehr wollen sich gegen die Ämterpraxis wehren. "So viele dankbare Flugblattabnehmer habe ich lange nicht mehr gesehen", sagt ein Vertreter der kleinen Anarchisten-Gewerkschaft FAU. "Seit Hartz interessieren sich die Leute wieder."

Doch aus der Angst wird selten ein Arbeitskampf. Wer sich verbessern will, wechselt einfach von einer Klitsche zur nächsten, wie das Projekt Las Kalinkas am Beispiel von Callcentern zeigte. Für Zeit- und Leiharbeiter gibt es keinen Arbeitsplatz mehr, den es zu verteidigen gilt. Belegschaften kommen und gehen. Der Betrieb als Ort der Kommunikation über Arbeit verschwindet.

Was nicht mehr in der Kantine stattfindet, kann im Internet passieren, wie das Beispiel //www.chefduzen.de zeigt. Spätestens seitdem Freenet die Kieler Site verklagt hat, weil Postings die Schikanen in Callcentern des Internet-Anbieters ausplauderten, hat sich Chefduzen vom lokalen zum bundesweiten Forum entwickelt. Arbeitslose und Jobber in Callcentern, Zeitarbeitsfirmen und Drückerkolonnen tauschen sich aus. "Wildfremde Leute geben sich Tipps, ohne dass der Aktivist einen Finger krümmen muss", sagt Chefduzen-Betreiber Karsten Weber. Praktische Erfolge? Immerhin findet Freenet für seine 5-Euro-Jobs im Norden keine Bewerber mehr. "Mittlerweile schalten die sogar in München Anzeigen", so Weber.

Ansonsten musste man den europäischen Gästen zuhören, um zu erfahren, wie Organisierung in prekären Verhältnissen gehen kann. Etwa der unabhängigen französischen Gewerkschaft SUD, die seit 1996 vor allem prekäre, oft migrantische ArbeiterInnen bei der Bahn oder im Reinigungsgewerbe unterstützt. Wie aus Unzufriedenheit Widerstand wird? "Durch Vertrauen", sagt der SUD-Funktionär, "und das entsteht aus Beharrlichkeit." Ein Jahr lang hatte SUD etwa einen Streik von 33 weiblichen Reinigungskräften bei der Hotelkette Accor durchgefochten.

Deutsche Gewerkschaften hatten sich bislang aus dem Diskurs um Prekarisierung herausgehalten und eher für die ordnungspolitische Lösung optioniert. Noch im Frühjahr schaltete die IG Bau eine Hotline unter dem Motto "Ohne Regeln geht es nicht", bei der Bürger Schwarzarbeit denunzieren dürfen. In Dortmund nun erwähnte Bundesvorstandsmitglied Frank Schmidt-Hullmann eine IG-Bau-Studie, derzufolge über die Hälfte der osteuropäischen Entsendearbeiter einer transnationalen Wanderarbeiter-Gewerkschaft beitreten würde. Ein Umdenken? Immerhin eines könnte die postautonome der gewerkschaftlichen Linken an diesem Wochenende gesteckt haben: dass der Kampf gegen Lohndumping sowie für Arbeitsrechte und die Gewährung von Rechten für MigrantInnen mit prekärem Aufenthaltsstatus etwas miteinander zu schaffen haben.

Die VENTUS (http://www.ventus.de/) Unternehmensgruppe (Unternehmensberatung, Kapitalmanagement) warnt auch auf ihrer Website (9/2004) vor CHEFDUZEN:

ZitatEine absichtlich verpasste Bewerbung

Gehen wir davon aus, Sie haben eine offene Stelle bei der Bundesagentur für Arbeit gemeldet. Nach einigen Tagen erhalten Sie folgenden Brief: "Ich hatte heute versucht, Sie wegen eines Vorstellungsgesprächs persönlich zu erreichen. Leider kam keine Verbindung zustande. Zur Vermeidung von Missverständnissen bitte ich deshalb um die schriftliche Mitteilung eines möglichen Vorstellungstermins. Mir wäre es sehr angenehm, wenn Sie mir dazu den Arbeitsvertrag zur Überprüfung durch Dritte zusenden, beziehungsweise zum Termin bereithalten könnten."

Weiter: "Legen Sie mir noch folgende Unterlagen bei: eine genaue Stellenplatzbeschreibung, eine abschließende und detaillierte Fahrtkostenerstattung, die Einsatzorte, die Regelungen der Lohnzahlung im Krankheitsfall, die Urlaubsregelung, die regelmäßigen Arbeitszeiten und die abschließende Lohnhöhe, einschließlich Zulage für Erschwernisse bei der Arbeit und der Zuschläge für Sonderarbeitszeiten."

Bei einer solchen "Stellenplatzbeschreibung" erhebt sich die Frage, bei wem es nicht mehr richtig tickt. Doch steckt hinter der Arroganz eine Absicht. Dieser Text wird über das Internet auf der Homepage //www.chefduzen.de verbreitet. Unter der Rubrik "Tipp zum Vorstellen beim Sklavenhändler" wird dies als erfolgreiches Konzept propagiert, um bei der Bundesagentur für Arbeit weiter Geld zu kassieren. Bezogen wurde es zwar auf ein Vorstellungsgespräch bei einer Leiharbeitsfirma, das Konzept ist jedoch "universell" verwendbar. Wer ein solches Schreiben erhält, "versteht Hartz IV wohl besser".

Vielleicht sollte man der Bundesagentur für Arbeit eine Kopie des Briefes schicken."


Zitatberlinvonunten.net

Meldungen im September 2004

Konflikt bei Manpower Erkner:
Artikel von Joachim Eggers aus der Märkischen Oderzeitung vom 19.8.2004, dokumentiert bei Chefduzen http://www.chefduzen.de/viewtopic.php?t=1318 Weiterer Artikel von Joachim Eggers in Märkische Oderzeitung vom 01. September 2004 http://www.moz.de/showArticle.php?OPENNAV=lokales&SUBNAV=f%FCrstenwalde&ID=33839


Zitatjunge Welt vom 14.10.2004

Interview: Peter Wolter

»Abmahnungen knebeln linke Internet-Anbieter«

Linke Foren sollten sich Provider im Ausland suchen. Schutz vor Abmahnungen und Ausforschung ist nötig.

Ein Gespräch mit Oliver Barthel

    * Oliver Barthel ist Gründer und Betreiber des linken Internetforums »linkeseite.de«, das morgen erst einmal vom Netz genommen wird. F: In der letzten Woche wurde ein Server des linken Informationsdienstes indymedia durch das FBI außer Gefecht gesetzt. Und morgen muß das linke Internetportal linkeseite.de schließen, das Sie vor fünf Jahren ins Leben gerufen haben. Warum?

Anlaß ist eine Abmahnung, die ich am 20. August von der Märkischen Oderzeitung erhalten habe. Der Verlag wollte die weitere
Veröffentlichung eines Textabschnittes verhindern, in dem eine AntifaGruppe dem Blatt vorwarf, auf dem rechten Auge blind zu sein. Die Gruppe hatte den Text an linkeseite.de zur Veröffentlichung geschickt. Die Abmahnung war gleich mit einer Kostenrechnung von 600 Euro verbunden. Für den Fall der Zuwiderhandlung wurden 6 000 Euro Strafe angedroht. Einige Tage darauf wurde eine Einstweilige Verfügung nachgeschoben, die 250000 Euro Strafe androhte.

F: Geschieht es häufiger, daß linke Webseiten mit Abmahnungen bedroht werden?

Das greift um sich. Begonnen hatte es mit dem nicht unbedingt linken Forum chefduzen.de. Dann bekam der politische Internetprovider PUK aus Göttingen eine Abmahnung, die wohl von der NPD ausging. An PUK hängen eine Menge linker Webseiten, die damit indirekt auch betroffen sind. Auch das Internetprojekt anarchie.de hat meines Wissens eine Abmahnung erhalten.

F: Der weitere Betrieb Ihres Internetforums linkeseite.de könnte also für Sie existenzbedrohend werden?

Nicht unbedingt existenzbedrohend – man kann mir ja nichts wegnehmen, weil ich nichts habe. Es ist ganz einfach so, daß ich auf linkeseite.de 25000 bis 30000 Seiten online anbiete. Das sind Beiträge aus der Linken, die bei mir ins Netz gestellt werden und die ich nicht alle inhaltlich kontrollieren kann. Da könnten jetzt Hinz und Kunz kommen und mich einfach mal abmahnen.

F: Seit wann gibt es linkeseite.de, und wie beliebt ist dieses Internetforum?

Angefangen habe ich am 1. April 1999 und zwar bei AOL. Nachdem die versuchten, mich zu zensieren, habe ich mitte September 99 die Domain linkeseite.de angemeldet und den Provider gewechselt. Die junge Welt hatte über diesen Zensurversuch übrigens ausführlich berichtet. Wie viele Leute auf linkeseite.de zugreifen, kann man schlecht sagen – zuletzt hatte ich etwa zwei Millionen Klicks im Monat. Das heißt, wenn jemand eine Seite zehnmal hintereinander aufruft, wird das auch zehnmal als Zugriff gezählt. Seit Bestehen wurden etwa 2200000 Besucher des Forums gezählt.

F: Damit dürfte linkeseite.de eines beliebtesten linken Internetforen im deutschsprachigen Bereich sein ...

Das denke ich schon. Es haben auch viele Medien bei Internetrecherchen immer wieder auf dieses Forum zurückgegriffen. Seit einigen Wochen listet sogar Google-News die linkeseite.de-Meldungen. Die
Zugriffszahlen sind kontinuierlich gestiegen – das war für mich natürlich auch ein Ansporn, weil ich sah, daß das Forum in der Linken gebraucht wird.

F: Wollen Sie linkeseite.de jetzt endgültig aufgeben?

Nein, ich versuche einen Provider im Ausland zu bekommen, ein paar konkrete Angebote habe ich schon. Voraussetzung für mich ist, daß die persönliche Haftung ausgeschlossen ist. Das wird wohl vier bis sechs Wochen dauern, bis linkeseite.de wieder online ist.

F: Wie können Leute, die eine linke Website betreiben oder gründen wollen, verhindern, daß sie angreifbar werden?

Man sollte sich einen Provider in einem Staat suchen, dessen Rechtslage kein Impressum vorschreibt. Viele kleinere Gruppen machen das ja schon. Und dann sollte man beim Datentransfer Methoden benutzen, bei denen die Herkunft der Daten nicht zurückverfolgt werden kann. Außerdem sollte man sich im Ausland einen E-Mail-Account besorgen, bei dem man anonym bleiben kann. Man muß grundsätzlich höllisch aufpassen, wenn man sich im Internet bewegt. Da lauern mehr Gefahren, ausgeforscht und überwacht zu werden, als die meisten ahnen.


Zitatlabournet.de 13.11.04

Chefduzen unter juristischem Druck

Das "Forum der Ausgebeuteten" wird rege genutzt und macht sich weiterhin bei Ausbeutern unbeliebt. Regelmäßig trudelt beim Domaininhaber Anwaltspost ein und so manch aufschlußreicher Artikel über Arbeitsbedingungen und Firmeninternas mußte spurlos aus dem
Netz verschwinden um die Existenz des Forums nicht zu gefährden. Manchmal gelang es einen Inhalt in einer Art Gegendarstellung dem geneigten Leser weiter zugänglich zu machen. Doch auch da ließ sich mancher Unternehmer etwas einfallen. Man setzte die Autoren unter
Druck, wenn man sie als Mitarbeiter oder Ehemalige identifizierte. So vermittelte ein Kieler Traditionsunternehmen für Büro- und Künstlerbedarf einem Ehemaligen so glaubhaft den Eindruck er werde in der Stadt nie wieder einen Job im Einzelhandel kriegen, daß dieser persönlich beim Forum die Löschung aller Informationen über diesen Betrieb erbat. Die Androhung körperlicher Gewalt gegen den Autoren eines Textes über Drückerkolonnen ließ einen weiteren Artikel verschwinden. Während für die bisherigen juristischen Kosten von chefduzen.de eine Reihe von Benefizveranstaltungen beginnt,
drohen die nächsten Rechnungen ins Haus zu flattern. Die Firma Greenpower in Kerkrade hat Anzeige gestellt, wg. eines Artikels über unerträgliche Arbeitsbedingungen für die Deutschen Mitarbeiter in dem Holländischen Callcenter, sowohl gegen das Forum, alsauch gegen die Autorin. Nun werden polizeilich die Daten angefordert, die zur Autorin des Artikels führen sollen. Wir erinnern daher an das Spendenkonto!


ZitatKieler Nachrichten 14.12.04:

Mut auf Wut machen

Soli-Party im Subrosa für das Internetforum //www.chefduzen.de

Von Jörg Meyer

Gleich Schafen zur Schlachtbank marschieren die Arbeiterheere in Fritz Langs "Metropolis" in die Fabriken. Der Kieler Filmemacher Karsten Weber schneidet die Szene als frappant aktuelles Zitat in seine Fünf-Minuten-Filmcollage für //www.chefduzen.de.

Seit fast genau zwei Jahren ist die von Weber gegründete und inzwischen bundesweit bekannte Internetplattform online, ein "Forum der Ausgebeuteten" für die Hungerleider der Arbeitsmarktkrise, für Hartz-4-Opfer wie für Niedriglohner und Scheinselbstständige, die "für immer weniger Geld immer mehr arbeiten müssen". Was als Forum des Dampf Ablassens über sklaventreibende Chefs begann, entwickelte sich zum Ort für gegenseitige Beratung, wie man den Zumutungen von Arbeitgebern und Staat begegnet - mit heute fast 2.000 Zugriffen pro Tag. Und kostete die Betreiber 2.500 Euro: Gegen die Enthüllungen von skandalösen Arbeitsbedingungen in Leiharbeitsfirmen, Callcentern, Fastfood-Ketten und auch in einem Bürowaren-Einzelhandel bemühten letztere ihre Anwälte, um das Forum zum Schweigen zu bringen, und setzten Mitarbeiter und Ehemalige, die in chefduzen.de gepostet hatten, massiv unter Druck.

Um die immensen Kosten für den Erhalt des Forums gegen die fast wöchentlich eintrudelnden Strafandrohungen wieder einzuspielen, hat Weber jetzt eine Solidaritäts-Tour organisiert. Im Subrosa war am Freitag Premiere - und für ein Hörspiel namens "Untragbar", das demnächst auf einer CD-Beilage des Magazins "Wildcat" erscheint. "Man macht sich keinen Begriff davon, welche Formen Ausbeutung auch in diesen Breiten annimmt", sagt Weber und montiert als Sound-Collage die Stimmen derer, die von Arbeitgebern, die sie los werden wollen, übers Ohr gehauen werden. Etwa ein Werftarbeiter, den Webers für die Untertöne der Verzweiflung sensibles Mikrofon beim Bremer Vulkan traf. 30 Jahre hat er bis zum Ruin seiner Gesundheit gearbeitet, jetzt gilt er als Schrott. Aber eine Klausel im Auflösungsvertrag verhindert seine Frührente.

Zwischen solche Erzählungen, wie man "von 17 Euro und drei Cent am Tag" (nicht) lebt, montiert Weber das Wortgebläse der Kapitalismus-Apologeten: "Weniger Staat, mehr Wettbewerb! Nutzen Sie Ihr Personal, um Umsatz und Profit zu steigern!" Klartext gegen Klartext, der "Mut auf Wut" macht - wie der bewegte Klezmer-Sound des Kieler Trios Schmarowotsnik, das einen Abend ausklingen lässt, der Beginn einer Gegenbewegung sein könnte.
Titel: Chefduzen Medienecho
Beitrag von: Dr. Abusus am 08:10:39 Fr. 07.Januar 2005
Und hier mal zur Abwechslung ein keineswegs tendenziöses, aber durchaus kritisches Medium:

http://www.weltrevolution.net/index.php?itemid=46

Ich hoffe DVD verzeiht mir den Link, aber bei soviel Selbstbeweihräucherung.... ;(
Titel: Chefduzen Medienecho
Beitrag von: admin am 13:29:16 Fr. 07.Januar 2005
Jede Geschichte hat zwei Seiten, so auch hier. Uns ist es jedoch zuwider schmutzige Wäsche in der Öffentlichkeit zu waschen.

Mögen die User doch das Forum an seiner Brauchbarkeit messen.

Eure Admins
Titel: Chefduzen Medienecho
Beitrag von: admin am 12:49:16 Mo. 31.Januar 2005
ZitatHANDELSBLATT (http://www.handelsblatt.com/pshb?fn=tt&sfn=go&id=912932), Donnerstag, 25. November 2004






Einfach zu erstellen und sehr publikumswirksam

Vorsicht! Giftige Schreiber!



Von Thomas Knüwer, Handelsblatt

(...)

Und wer kommt nach den Medien dran? ,,Ich denke, gegen Ende nächsten Jahres werden sich in Deutschland auch andere Branchen verstärkt mit Weblogs auseinander setzen müssen", glaubt Berlecon-Chef Wichmann. Schon jetzt finden sich auf der Seite Chefduzen, dem ,,Forum der Ausgebeuteten", viele Boshaftigkeiten über Arbeitsbedingungen in Firmen. Angeprangert wurden beispielsweise schon der Verkehrstechnik-Spezialist Vossloh und der Personaldienstleister Manpower.

Experten raten den Unternehmen, das Internet zu beobachten und frühzeitig mit Kritikern zu kommunizieren.(...)
Die Berater Wichmann und Röll empfehlen Firmen sogar, eigene Blogs aufzumachen.




ZitatFlugblatt der Roten Hilfe




                                   ROTE HILFE E.V.

       
                                  //www.rote-hilfe.de


                          Gegenöffentlichkeit Internet?


Die Rote Hilfe versteht sich als Organisation, die Unterstützung für alle Linken organisiert, die von Repression betroffen sind. Damit ist nicht nur staatliche Repression gemeint, sondern auch die Unterdrückung im Betrieb. Eigentlich wäre das die natürliche Aufgabe der Gewerkschaften. Aber diese nehmen seit einigen Jahrzehnten das Märchen von der Sozialpartnerschaft für bare Münze, was zur Folge hat,
•   dass ihnen nicht nur die Mitglieder weglaufen,
•   dass außerdem auch Erwerbslose sich – zu Recht – nicht vertreten fühlen
•   und dass betriebliche Kämpfe nur dann unterstützt werden, wenn sie zur Politik des Vorstands (der Gewerkschaft) passen.

Diese Kämpfe nehmen an Häufigkeit zu, was aber in den etablierten Medien keinen Niederschlag findet. Das unerträgliche Bild, das die herrschenden Medien abgeben, ist nicht allein mit der finanziellen Abhängigkeit von Werbekunden und der wachsenden Macht einiger weniger Medientycoons zu erklären. Eine linke Alternativpresse ist fast verschwunden oder hat sich - wie die TAZ - bis zur Unkenntlichkeit angepasst. Eine de facto Gleichschaltung in vorauseilendem Gehorsam gegenüber der neoliberalen Politik ist heutige Realität.

Das Internet wird als einfache und preiswerte Alternative genutzt. Doch die politische Subkultur zeigt ein recht blauäugiges Verhältnis zu diesem Medium. Das World Wide Web ist bei weitem nicht so frei, wie man glaubt, und was Überwachung, Zensur und Repression angeht, werden hier die Printmedien überholt.

Die Attacken gegen linke Netzprojekte nehmen zu. Neben chefduzen.de hat auch Dirk Hertfelder mit seinen Freenet-kritischen Seiten zu spüren bekommen, wovon Ton Steine Scherben einst sangen: ,,Wer das Geld hat – hat die Macht – wer die Macht hat – hat das Recht". Und in einem Artikel über die Angriffe auf linkeseite.de schreibt TELEPOLIS:
,,Private Abmahnung statt regulärer Strafverfolgung ist nun auch ein politisches Kampfmittel geworden. Es wird immer gefährlicher, seine Meinung im Web kundzutun – und erst recht die anderer Leute. Auch - beziehungsweise gerade - Ein-Mann-Projekte werden mit einstweiligen Verfügungen in der eingespielten monströsen Höhe einer halben Million Mark belegt."

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Werdet Mitglied in der Roten Hilfe !
Es ist nötig, gegen die wachsenden Zensurbestrebungen im Internet politisch vorzugehen.      Man muss gleichzeitig nach Alternativen zur Verbreitung von Informationen suchen und
sich nicht allein auf die momentan bestehenden Möglichkeiten des Internets verlassen.

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Der Fall chefduzen.de  

Das ,,Forum der Ausgebeuteten" wurde aus einer simplen Interpretation des Klassenstandpunktes heraus geboren. Kein Arbeitertümeln mit Blaumann und gelben Helm und Abfeiern der Stammbelegschaften der Großbetriebe war geplant , sondern ein Umgang mit dem heutigen Kapitalismus mit all seinen Facetten . Auch für Leiharbeit, New Economy, Callcenter oder Scheinselbstständigkeit wurden Rubriken eröffnet, und für die industrielle Reservearmee am sozialen Abgrund gibt es Extrasparten genauso wie für die Versuche, sich durchzuschlagen in Drückerkolonnen, mit Drogenbiz oder Prostitution.

Ganz zögerlich wurden die ersten Fragen gestellt und  Erlebnisberichte gepostet. Doch dann begann man recht schnell, sich auszutauschen, und Leute mit einigem Fachwissen wurden zu regelmäßigen Usern, um anderen weiterzuhelfen.

Es dauerte nicht allzu lange, bis die andere Seite sich von dem Treiben in dem Internetforum bedroht fühlte. Als eine Münchner Leiharbeitsfirma versuchte, den Bericht eines ehemaligen Mitarbeiters über illegale Praktiken des Betriebs juristisch zu unterbinden, sorgte sie ungewollt für ungeheuren Popularitätsaufschwung des Onlinetreffpunkts. Das Forum, dessen einzige Waffe die Ver-breitung von Informationen gegen ein Unternehmen ist, das Geld und Justiz auf seiner Seite hat, wurde im Netz heftig diskutiert. Und es wurde gleich mit Kanonen  auf Spatzen geschossen. Falls chefduzen.de den Bericht über den Sklavenhändler nicht aus dem Forum nehmen würde, wurde mit einer Geldstrafe von bis zu 250 000 € gedroht bzw. 6 Monaten Haft.

Das war erst der Beginn der Angriffe auf das Forum. Der bekannte Internetprovider FREENET versuchte es gleich als Nächstes. Doch die Forumsbetreiber hatten schon dazugelernt und alle bean-standeten Textteile in gekennzeichneter Form in ihr Gegenteil verkehrt. Der geneigte Leser blieb somit informiert, und die Rechtsabteilung der Freenet AG musste tatenlos zusehen. Man rächte sich dann damit, gegen den presserechtlich Verantwortlichen eines Flugblatts vorzugehen, das auf dem Kieler Uni Campus verteilt wurde. Der Campus ist wichtiges Rekrutierungsfeld des Freenet Call-centers, das einen Lohn von sage und schreibe 5 € die Stunde zahlt. Ein paar Infos über die Arbeitsbedingungen bei Freenet und der Hinweis auf die Diskussion bei  chefduzen.de auf nur wenigen Hundert Flugblättern kamen dem Verantwortlichen teuer. Derweil entdeckten aufmerksame chefduzen-User, dass Freenet seinen Kunden den Zugang auf firmenkritische Seiten sperrte und auf Counterstrike umleitete. Diese Information ging sofort in die Mainstreammedien, und es gab einen derartigen Run auf das Forum der Ausgebeuteten, dass der Server unter dem Besucheransturm in die Knie ging. Spätestens seitdem wird es von den Medien von BILD bis Spiegel-TV zur Recherche genutzt, oder man versucht, dort Betroffene für Interviews zu finden.
Doch zu den zahlreichen Forumsbesuchern gehören auch die Ausbeuter, und so reißen die Attacken nicht ab. Falls man sich keine juristischen Erfolge verspricht, setzt man auch schon mal die Autoren massiv unter Druck, wenn man sie als Mitarbeiter oder als Ehemalige identifiziert hat.
Die Reihe der Verfolgungen könnte fast unbegrenzt fortgesetzt werden. Siehe:

http://www.labournet.de/diskussion/grundrechte/komm/n-zensur.html

http://www.freedomforlinks.de/


Das Spendenkonto für chefduzen.de:   M. Dörr, Kiel             
                                                                  Konto-Nr. 591788 307       
                                                Postbank Hannover       
                       BLZ: 250 100 30
   

v.i.S.d.P.: M.Krause

Rote Hilfe Ortsgruppe Kiel / Postfach 6444 / 24125 Kiel
Auch hier kann gespendet werden: Rote Hilfe e.V., Konto-Nr.:191100462, Postbank Dortmund, BLZ:44010046
   




Zitathttp://www.n0name.de/radio/

Mo., 03.01.2005, 22:00-23:00 Uhr. "38317 live". Wenn die Kontexte zu Attacig werden und die Proteste zu kalt sind stellen wir um auf //WWW. *VERSCHOBEN auf einen Online Gig, 22:00 Uhr*
03.01. Berlin - Arbeitsamt Berlin-Mitte (Kamikaze Gig), ca. 10 Uhr Charlottenstr. 90, 10969 Berlin
38317 widmet dieses Konzert chefduzen.de http://www.radi0.tv
Audiowebstream pnm://217.160.178.83/encoder/radio.rm

Roll back
Baby, roll back
http://www.n0name.de/radio/stream/rollbackich-ag.rm (32 Kbps for 56K analog modem)
http://www.n0name.de/radio/radiomp3.html (MP3 Download)


ZitatWildcat 72 , Audio-CD (http://www.wildcat-www.de/mucke/audio-cd-01.htm)




making music
is killing music


Beilage zur Wildcat 72

(...)

Chefduzen (Kiel)

[//www.chefduzen.de] — Ein Forum der Ausgebeuteten: Viele diverse Rubriken Rund um das Thema Lohnarbeit und Ausbeutung. Wichtig, hier kommen Aktive und Betroffene direkt zu Wort. Es gibt dort zwar keine Musikerstücke zum herunterladen — mehr »Wortblues« aber es lohnt sich trotzdem einmal »vorbeizuklicken«...

Titel: Chefduzen Medienecho
Beitrag von: admin am 20:16:23 Sa. 19.Februar 2005
Zitatx-berg-de 12.02.2005
Portal für Gesellschaftskritik

Happy Birthday Chefduzen!


Ronja Räubertochter schreibt: Nun gut, es mag schon knapp zwei Monate her sein, dass //www.chefduzen.de, das "Forum der Ausgebeuteten", sein zweijähriges Jubiläum zum Anlass nahm, ein kurzes Resümee zu ziehen; so kann dies hier also nur als nachträglicher Glückwunsch zum zweiten Geburtstag verstanden werden ;)

Die Frage ob der "Versuch ausserhalb der sehr selbstbezogenen linken Szene die von der herrschenden Politik und den wirtschaftlichen Entwicklungen direkt Betroffenen zu erreichen" geglückt ist, beantworten sich die Administratoren jedenfalls mit einem klaren Ja: nach einem schleppenden Anfang fanden sich immer mehr Menschen, die das Forum für Informationsaustausch und Auseinandersetzung über die Übel der herrschenden Verhältnisse nutzten, trotz oder gerade wegen Versuchen der Gegenseite, den Betrieb des Forums juristisch zu unterbinden.

Der Versuch jedoch, bestehende Spaltungen zwischen Lohnabhängigen durch die Abdeckung des gesamten Spektrums der Arbeitswelt- von Ausbildung und Studium bis zu Großbetrieben, Arbeitslosigkeit und Knast- aufzuheben, hat bisher noch wenig Erfolg gezeigt: "Wem es besser geht, ist schnell suspekt und manchmal war man sogar der Meinung, Automobilarbeitern oder dem Öffentlichen Dienst (und insbesondere den Beamten) gehe es sowieso noch viel zu gut. Es ist wohl noch so manche Diskussion notwendig bis begriffen wird, daß man insbesonders für die Schwächsten eine Verbesserung anstreben soll, aber niemals eine Verschlechterung für diejenigen, denen es noch etwas besser geht." Dabei kann man den Betreibern nur viel Glück und Stärke wünschen - oder sie kräftig unterstützen.

Titel: Chefduzen Medienecho
Beitrag von: aian19 am 02:41:36 Mo. 21.Februar 2005
ZitatExperten raten den Unternehmen, das Internet zu beobachten und frühzeitig mit Kritikern zu kommunizieren.(...)

Damit meinen die wohl einen wohlgemeinten Brief vom Anwalt mit einer Verzichtserklärung etc..... :D :D :D :D :D :D
Titel: Chefduzen Medienecho
Beitrag von: Kuddel am 12:57:49 Sa. 19.März 2005
ZitatHANDELSBLATT, Donnerstag, 25. November 2004

Die Berater Wichmann und Röll empfehlen Firmen sogar, eigene Blogs aufzumachen.

Die meinen wohl sowas:
http://csr.blogs.mcdonalds.com/default.asp
Titel: Chefduzen Medienecho
Beitrag von: ManOfConstantSorrow am 00:12:04 So. 27.März 2005
ZitatOriginal von aian19
ZitatExperten raten den Unternehmen, das Internet zu beobachten und frühzeitig mit Kritikern zu kommunizieren.(...)

Damit meinen die wohl einen wohlgemeinten Brief vom Anwalt mit einer Verzichtserklärung etc..... :D :D :D :D :D :D

Dochdoch, einige Firmen scheinen das genau so zu verstehen:

Zitat26. März 2005
       Weblogs können den Job kosten
Viele Blogger unterschätzen die arbeitsrechtlichen Konsequenzen ihrer Äußerungen - Immer wieder gibt es Abmahnungen

http://derstandard.at/?id=1994683 (http://derstandard.at/?id=1994683)
Titel: Chefduzen Medienecho
Beitrag von: admin am 03:52:15 Sa. 27.August 2005
ZitatDirekte Aktion - 05.03.05

Seit wann duzen wir uns?

Interview mit Karsten Weber vom Internetforum chefduzen.de


chefduzen.de ist ein Internetforum, in dem Menschen aus den unterschiedlichsten Branchen und Betrieben aus ihrem Arbeitsalltag plaudern. Auf diesem Weg soll Vereinzelung und Entfremdung aufgebrochen und stattdessen Raum für persönliche Erfahrungen mit Chefs und den verschiedensten Arbeitsbedingungen geboten werden. In dem selbsternannten "Forum der Ausgebeuteten" werden Erfahrungen aus Arbeitskämpfen weitergegeben, Tips zum Umgang mit Behörden ausgetauscht oder interessante Firmeninterna verraten. Dass das den Bossen nicht immer gefällt, ist klar. So kam es recht schnell zu ersten juristischen Auseinandersetzungen mit Firmen wie z.B. freenet oder der Zeitarbeitsfirma alpha. chefduzen.de wurde mit Unterlassungsklagen und Schadensersatzforderungen in absurden Höhen überzogen. Doch es geht weiter. Der Widerstand ist ungebrochen, zur Zeit besuchen etwa 1000 bis 2000 Menschen pro Tag das Forum. Als vor drei Jahren in Kiel die Idee zum Online-Tratschen entstand, war Karsten Weber dabei. Bis heute ist er einer der Betreiber und Moderatoren. Wir trafen ihn, um uns ganz ungezwungen in die Firmeninterna von chefduzen einweihen zu lassen.

Was war die Idee, als ihr das Forum der Ausgebeuteten ins Leben gerufen habt?

    Die Idee ist eigentlich schon Jahre älter als das Forum. Grundlage ist die Erkenntnis, dass nur eine Minderheit vom Kapitalismus profitiert und die eigentlich somit eine Mehrheit der Bevölkerung gegen sich haben müsste. Es ging also darum, diejenigen, die in diesem System den Kürzeren ziehen, zu erreichen, um sich gemeinsam zu wehren und sich nicht länger gegeneinander ausspielen zu lassen. Ursprünglich war es als Stammtisch der Ausgebeuteten geplant


Warum habt ihr euch für diese virtuelle Form der Auseinandersetzung entschieden?

    Als in den späten 90ern die New Economy-Blase platzte und massenhaft Leute aus dem IT-Bereich ihre Jobs verloren, gelang es dem amerikanischen Forum "Netslaves", die Desillusionierten in eine politische Diskussion einzubinden. Das war die Inspiration für uns, auch das Internet als zusätzliche Möglichkeit des Austauschs zu nutzen.


Wie hat sich das Ganze entwickelt?

    Wir haben absolutes Neuland betreten und hatten keine Ahnung, ob das eine Zukunft haben würde. Es blieb recht lange von der Beteiligung her auf niedrigem Niveau, bis uns die ersten Angriffe von Ausbeuterbetrieben ins Zentrum des Interesses geschossen haben.


Wann und wie kam es zu ersten Konflikten mit Konzernen?

    Die Schwierigkeiten kamen ganz von selbst in Form von Anwaltsschreiben. Begonnen hat's mit einem Münchner Sklavenhändler Anfang 2004, der wollte, dass der Erlebnisbericht eines ehemaligen Mitarbeiters über illegale Geschäftspraktiken nicht länger der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden darf. Es war uns klar, dass jeder Unternehmer einen negativen Bericht für rufschädigend hält und wir dachten, wenn wir jetzt klein beigeben, können wir genauso gut gleich aufgeben, dann könnte jeder Unternehmer jeden Bericht unterbinden. Das war vielleicht juristisch nicht gerade clever von uns, denn genau so sieht die Situation aus: Wir müssen beweisen, dass die anonym geposteten Beiträge der Wahrheit entsprechen. Ansonsten können wir für alles belangt werden, was wir nicht nach Aufforderung löschen. Der juristische Angriff mit absurder Heftigkeit, ein angedrohtes Zwangsgeld von bis zu 250 000 Euro, bzw. sechs Monate Knast, gegen uns hat schließlich einen solchen Riesenwirbel ausgelöst, der nicht im Sinne des Unternehmens gewesen sein kann. Der Bericht wurde von nur wenigen hundert Forumsbesuchern gelesen, aber dann schoss die Zahl blitzartig auf mehrere zehntausend hoch. Andere Netzprojekte haben den Artikel, den wir löschen mussten, weiterveröffentlicht und Leute, die wir nicht kennen, haben Flyer für Chefduzen produziert und in Münchner U-Bahnen ausgelegt. Wir sollten uns eigentlich bei den Firmen, die uns mundtot machen wollten, bedanken. Ohne ihre Hilfe wäre chefduzen.de nie zu einem der populärsten politischen Foren geworden. Inzwischen macht man sich auf der "anderen Seite" ernste Gedanken, wie man Projekten wie unserem anders begegnen kann.


Wie sieht die Situation jetzt aus?

    Wir haben schon etwas dazugelernt. Wenn wir jetzt Anwaltspost kriegen, veröffentlichen wir sofort die anwaltliche Aufforderung und kehren den Artikel in sein Gegenteil und loben die betreffende Firma über den grünen Klee. Da weiß jede/r Leser/in Bescheid und die können uns nicht mehr an den Karren fahren. Die lernen aber auch dazu und schlagen anderweitig zu. Die freenet AG, die juristisch gegen die Forenbetreiber nicht ankam, machte sich dann einfach an den presserechtlich Verantwortlichen eines freenetkritischen Flugblatts heran. Auch einen Bericht über die Arbeit in einer DrückerInnenkolonne mussten wir auf Wunsch des Autors löschen, weil er von seinem Arbeitgeber massiv bedroht wurde. Ganz ähnlich war es mit einem Bericht über das Arbeitsklima in einem alteingesessenen Kieler Geschäft für Büro- und Künstlerbedarf. Als die Geschäftsführung sich nicht juristisch durchsetzen konnte, drohten sie, ihren Ex-Mitarbeiter in Kiel auf eine Schwarze Liste zu setzen. Ein weiteres Problem ist, dass wir bereits mehrfach polizeilich aufgefordert wurden, Userdaten der beanstandeten AutorInnen herauszugeben.


Ihr versteht euch als ein "Projekt zur proletarischen Selbsthilfe". Gibt es Ansätze, von der virtuellen Ebene in eine gemeinsame Praxis überzugehen?

    Darum geht es ja eigentlich! Nicht chefduzen.de kämpft für ein besseres Leben, sondern das müssen die Leute schon selbst tun. Das Forum ist ein Angebot, ein Werkzeug für diesen Kampf. Es scheint sich zum Teil von selbst in die richtige Richtung zu entwickeln. Zu allererst kriegen hier viele mit, dass sie mit ihrem Schicksal nicht allein sind und dass es auch nicht an ihrem persönlichen Versagen liegt, wenn sie finanziell völlig am Arsch sind. Sie tauschen sich aus und wenn es nur ganz einfache rechtliche Dinge sind, z.B. wie man einen Widerspruch einlegt. Und es gibt inzwischen Ansätze, die weitergehen: im Bereich Leiharbeit beginnen Leute zu diskutieren, wie man konkrete Verbesserungen von Arbeitsbedingungen durchsetzen kann.


Im Moment macht ihr eine Solikampagne unter dem Motto "Chefduzen vs. Ausbeuter". Was läuft da?

    Wir haben bisher erst einen Teil der Kosten der Auseinandersetzungen durch Spenden zusammenbekommen. Die Kampagne mit Benefizveranstaltungen unter dem Titel chefduzen vs. Ausbeuter ist auch gleichzeitig Propaganda – nicht nur für unser Forum, sondern für den politischen Ansatz, Ausbeutung zu einem zentralen Thema zu machen.


Was wünscht ihr euch für die Zukunft?

    Eigentlich keine Wünsche für das Forum, sondern für die politische Praxis: Ich halte es für wichtig, dass wir diese ganzen Spaltungen überwinden. Jeder Betrieb wurstelt für sich, die Leute vom zweiten Arbeitsmarkt und die Erwerbslosen. Als in Spanien die Regierung die Verschlechterung der Bedingungen für Erwerbslose ankündigte, traten die Arbeiter in einen Generalstreik. In vielen Ländern gibt es auch Basisgruppen, in denen die unterschiedlichsten Leute zusammengewürfelt sind, egal ob gewerkschaftlich oder politisch organisiert oder nicht, egal ob Facharbeiter/In, Aushilfe, Hausfrau oder Erwerbslose. Diese Gruppen haben zum Teil beträchtlichen Einfluss bei Arbeitskämpfen. In den 70ern gab es hier bei uns einen Boom an Bürgerinitiativen und es ist an der Zeit, dass sich jetzt Leute organisieren gegen Ausbeutung und Verarmung. Vielleicht in der Form von Stammtischen, egal wie man solche regelmäßigen Treffen auch nennen mag.


Danke für das Interview.


ZitatEuroMayDay2005 - Hamburg (Programm)

Spagatissimo in den Institutionen, Dissidenz in der Gesellschaft oder Exodus? Aber wohin? Wir klären uns auf. Versuche, dem Arbeitskampf neue Formen zu geben gibt es etliche...aber welche erreichen ihr gestecktes Ziel? Welche scheitern und woran...was können wir daraus lernen? Mag Wompel präsentiert die virtuelle Plattform der Betriebs- und Gewerkschaftslinken labournet. Wir fragen Michael Manos von ver.di Dortmund aus dem FB8 zu Call-Centern und was er von dem Zeitungsprojekt Prekär um die GEW in Hessen weiß. Und Chefduzen zeigt einen Film.



ZitatArranca!-Ausgabe 31 (5/05)

Die Grenze des Politischen überschreiten!

(...)Aktuelle Beispiele in bzw. aus der institutionsfernen Linken, prekäre Arbeitsbeziehungen konkret, subjektzentriert und einigermaßen kontinuierlich zu bearbeiten, sind die in der arranca! schon mehrfach besungene und inzwischen eingeschlafene Call Center Offensive (CCO), die prekäre Arbeitsbeziehungen in Call Centern thematisierte, Elixir-A / Flüchtlingsinitiative Brandenburg (FIB), die für und mit Bauarbeitern aus Afrika deren vorenthaltene Löhne durchsetzten, die Gruppe kolinko, die Call Center untersuchte und //www.chefduzen.de, ein lokales ,,Internetforum der Ausgebeuteten in Kiel", in dem Rat gesucht und Tipps weitergegeben werden. Diesen vier Initiativen ist gemeinsam, dass sie versuchen, die Beschäftigten nicht stellvertretend bei der Durchsetzung ihrer Interessen zu unterstützen oder direkt auf Selbstorganisierung setzen. CCO, kolinko und chefduzen.de thematisieren die Bedürfnisse der Betroffenen nach Flexibilität und persönlicher Freiheit in/gegen Erwerbsarbeit und versuchen nicht, sie auf Normalarbeitsverhältnisse festzulegen. Letzteres ist nicht selbstverständlich und zugleich anstrengend, denn die Betroffenen entwickeln teilweise eine erstaunliche Freiheitsliebe, die sie unter Umständen vor bürgerlich-rechtlichen Regelungen zu ihrer Absicherung zurückscheuen lässt. Dies verweist darauf, dass auch heute ein Teil der Lohnabhängigen kein Normalarbeitsverhältnis möchte.




ZitatKassiber
Bremer Stadtzeitung für Politik, Alltag, Revolution
,  Mai 2005[/SIZE]

Durch Chefduzen provoziert


Das "Forum der Ausgebeuteten" bietet auf //www.chefduzen.de ein Informations und Diskussionsforum zu Themen wie Kapitalismus, Ausbeutungsverhältnisse, Leiharbeit, New Economy oder Scheinselbstständigkeit. Doch bereits kurz nach der Eröffnung der Internetseite fühlte sich die Münchner Zeitarbeitsfirma Alpha Zeitarbeit von dem Bericht eines ehemaligen Mitarbeiters über illegale Praktiken des Unternehmens derart "bedroht", dass sie über das Landgericht München eine einstweilige Verfügung erwirkte, den Bericht aus dem Forum zu nehmen. Andernfalls wurde den BetreiberInnen von Chefduzen am 16. Februar 2004 ein Ordungsgeld von 250.000 Euro beziehungsweise sechs Monaten Haft angedroht.

Als nächstes versuchte der Internetprovider Freenet gegen einen Bericht vorgehen. Dadurch, dass die ForumsbetreiberInnen die beanstandeten Textteile in ihr Gegenteil verkehrten, konnte deren Rechtsabteilung zunächst nicht viel ausrichten. Als auf dem Campus der Uni Kiel jedoch Flugblätter über die Löhne von 5 Euro pro Stunde beim Freenet-Callcenter verteilt wurden, ergriff der Provider die nächste Gelegenheit für eine Klage. Die Infos über die Arbeitbedingungen und ein Verweis über die Diskussion bei chefduzen.de auf ein paarhunder Fluglättern kamen den presserechtlich Veranwortlichen teuer zu stehen. Dass Freenet seinen KundInnen auch noch den Zugang auf firmenkritischen Seiten sperrte, bescherte dem "Forum der Ausgebeuteten" dann unerwartete Popularität bei den Medien. Doch nicht nur Bild und Spiegel-TV recherchierten seitdem regelmäßig auf der Seite, sondern auch die "Ausbeuter". In Fällen, in denen ein juristisches Vorgehen keinen Erfolg zu versprechen schien, wurden AutorInnen kritischer Berichte, wenn sie als (ehemalige) MitarbeiterInnen erkannt wurden, massiv unter Druck gesetzt. So erstattete im Herbst 2004 die Firma Greenpower in  Kerkrade eine Anzeige sowohl gegen das Forum alsauch gegen die Autorin des Artikels, der über unerträgliche Arbeitsbedingungen in dem holländischen Callcenter berichtete.




ZitatWILDCAT #74, Sommer 2005

Blogs, Webzines und Arbeiterforen
umkämpfter Ort der Kommunikation?


(...)Wenn die Leute aber über ihre Arbeit schreiben, sich über ihre Chefs lustig machen oder abfällig äussern oder wenn sie sich sogar via Internet zu organisieren versuchen, kommt es immer öfter zu Verwarnungen und sogar Kündigungen. Wer sich als Arbeitnehmer öffentlich kritisch über seine Firma äussert, riskiert die fristlose Kündigung. Von Juristen werden Unternwehmensrichtlinien für Weblogs von Mitarbeitern gefordert, und manche Arbeitgeber schreiben dies bereits in die Arbeitsverträge: "Private Websites dürfen keinesfalls auf den Arbeitgeber hinweisen."

Ein anderer Versuch, sich über das Netz zu organisieren, sind Internetforen wie Chefduzen.de, über das wir bereits in der Wildcat 68 berichtet hatten. Auch dort gab es Gerichtsverfahren wegen der Verbreitung von Firmeninterna. Das verschaffte "dem Forum ungeahnte Popularität und den Firmen negative Publicity"(chefduzen.de). Eine der größten Websites von MitarbeiterInnen eines Betriebes ist das Forum //www.nci-net.de (Network Cooperations & Intitiative) mit 349158 BesucherInnen. Es wurde 2002 von Siemens-ArbeiterInnen gegründet, um sich gegen den anstehenden Stellenabbau zu organisieren. Nach Rundmails und einer Homepage mit Infos zum Arbeitsplatzabbau entwickelte sich die Seite nach und nach zur Infoplattform mit Nachrichten zu NCI, Siemens, einem Arbeitsrechts-ABC und einer detaillierten Übersicht über Arbeitsgerichtsprozesse im Konzern. Sie arbeiten eng mit anderen Portalen zusammen, und mit ein paar Links ist man bei ähnlichen Seiten (von MAN, Philips, Sinitac, etc.).(...)
Es lohnt sich, ab und zu mal einen Blick auf die zahlreichen und gut besuchten Foren zu werfen, denn sie geben einen brauchbaren Überblick über laufende Auseinandersetzungen und über anstehende Aktionen.

Titel: Chefduzen Medienecho
Beitrag von: admin am 02:21:16 Sa. 17.Dezember 2005
Zitatprecair camp 2005 (http://prekaer-camp.org/blog/?p=5) (Aug. 05)
»Im Kapitalismus ist jede Arbeit prekär...«

Manche ist prekärer.


(...)Gegen die immer weitere Ausdifferenzierung der Löhne und Bedingungen zwischen »Stammbelegschaften« und prekärem Rand haben sich bisher keine gemeinsamen Kämpfe entwickelt. Haben die »Daimler-ArbeiterInnen« nun verstanden, dass der Angriff auf alle zielt? Oder wirkt der Schachzug, die »Tarifautonomie« als einzigen Punkt im »Reformpaket« auszusparen? Vertieft sich die Klassenspaltung – oder geht jetzt wieder mehr zusammen? Wie geht es weiter? In den letzten Monaten sind Prozesse in Gang gekommen, die über das »gewerkschaftliche Einbunkern« einerseits, das Jammern über den »Abbau des Sozialstaats« andererseits hinausweisen.

Eine richtig gute Möglichkeit, über Erfahrungen zu berichten, sich mit Leuten in der selben Situation auszutauschen, und über gemeinsamen Widerstand und Kampf zu diskutieren, bietet übrigens auch die Website //www.chefduzen.de (mehr dazu im Interview S. 53).


Zitatgefunden bei WIKIPEDIA unter dem Stichwort Freenet.de:

Freenet.de fällt sehr häufig wegen eines schlechten Kundenservice und spontanen Tariferhöhungen auf. Letztere werden zum Teil erste wenige Stunden vor dem Inkrafttreten bekanntgebenen. Ebenfalls finden sich in den Foren von DSLTeam.de, DSLForum.de und Onlinekosten.de eine große Anzahl von Erfahrungsberichten bezüglich unbegründeter Rechnungen und Verzögerungstaktiken, wie sie z.B. im November 2003 statt fand. Freenet.de bot ein Paket bestehend aus 'freenet DSL flat', einem 12 Monatigem Premiere Startabonement für 28.90 Euro an sowie einer kostenlosen D-BOX. Einige Kunden erhielten zwar das Premiere Paket, es wurden aber sehr viele Kunden monatelang vom Kundenservice hingehalten, ohne eine Entschädigung oder ähnliches zu bekommen. In den oben genannten Foren sind nach Meinung einiger Forenmitglieder ebenfalls Freenet-Mitarbeiter zu finden, die auf negative Posts von Kunden immer mit Lobeshymnen auf Freenet.de reagieren. Gegenüber Kritik reagierte Freenet.de bisher immer sehr aggressiv, z.B. verübte der Provider im Februar 2004 Zensur im Internet, indem er Kunden, die unternehmenskritische Seiten aufzurufen versuchten, mittels transparenten Webproxys auf eine unternehmenseigene Counter-Strike-Webseite umleitete. Am Abend des 1. März, mindestens eine Woche nach Beginn der Sperrung, hob der Provider sie wieder auf und schob die Blockade auf einen ,,übereifrigen Mitarbeiter". Die genannten Seiten wurden jedoch von Freenet.de verklagt und mussten somit zwangsweise schließen, jedoch ist eine Seite auf ausländische Hosts ausgewichen und kann von dort aus besser agieren. Auch unter chefduzen.de, dem selbsternannten Forum der Ausgebeuteten finden sich immer wieder spannende Geschichten über freenet und den dortigen Umgang mit Mitarbeitern.
Titel: Chefduzen Medienecho
Beitrag von: ManOfConstantSorrow am 17:44:57 Sa. 15.April 2006
Junge Welt 28.2.2006

ZitatKlassenkampf im Internet

,,Form der Ausgebeuteten" erneut von kritisiertem Unternehmen bedroht.


Von Wolfgang Pomrehn

Wenn der durchschnittliche Linke Klassenkampf hört, dann denkt er meist an starke Gewerkschaften, große Industriebetriebe, schwielige Arbeiterhände und ölverschmierte Blaumänner. Anders die Kieler Betreiber des Internetforums //www.chefduzen.de, von einigen inzwischen mit dem Ehrentitel ,,Forum der Ausgebeuteten" belegt. Wir wollten helfen, ,,zeitgemäße Formen des Klassenkampfes zu entwickeln", beschreibt einer der Gründer gegenüber jW die Idee, aus der heraus das Forum vor drei Jahren entstand. ,,In Zeiten von Subunternehmen, Leiharbeit und Ich-AGs kann man nicht die die gleichen Rezepte für Kämpfe anwenden, die für eine einheitliche Industriearbeiterschaft" entwickelt wurden.

Also hat man eine Seite im Internet eingerichtet, die freien Meinungs- und vor allem Erfahrungsaustausch für Leih- und Normalarbeiter, für Callcenter-Agenten und Software-Profis, für Schweißer und Ingenieure, für studentische Jobber und Sexarbeiterinnen. ,,Das Spektrum der User reicht von Leuten die kaum des Schreibens mächtig sind und in einer Notsituation nach Rat suchen, bis zu Leuten, die über Marx und Hegel diskutieren", so Karsten Weber der als einer der Administratoren täglich im Forum nach dem Rechten sieht.

Handelsblatt warnt

Der Erfolg der Seite überstieg schnell alle Erwartungen. Binnen kürzester Zeit fand, was als regionales Forum gedacht war, bundesweite Aufmerksamkeit. Maßgeblichen Anteil daran hatten jene, über die sich die Forumsteilnehmer nach Herzenslust ausließen: Windige Leiharbeitsfirmen, Callcenter und ähnliche, hetzten ihre Anwälte auf das Forum. Unterlassungsforderungen waren meist mit der Androhung hoher Strafgelder verbunden und verursachten nicht geringe Anwaltskosten. Mehrfach bangten  die Betreiber um das Überleben ihres Projektes, das keine eigene Mittel erwirtschaftet und mit Spenden finanziert werden muß. Doch die Angriffe brachten der Internetseite enorme Publizität. Die betroffenen Firmen damit im erheblichen Maße dazu bei, daß ihre ausbeuterischen Praktiken erst richtig bekannt wurden. Das führte schließlich dazu, daß das Handelsblatt vor einem Jahr betroffene Unternehmen öffentlich warnte, juristisch gegen das Forum vorzugehen. Danach war ein wenig Ruhe, aber nicht alle haben die Warnungen des Zentralorgans der deutschen Wirtschaft gelesen. Derzeit macht das Callcenter-Unternehmen buw von sich Reden und dem Forum das Leben schwer. Einige Mitarbeiter hatten sich auf Chefduzen.de anonym über unhaltbare Arbeitsbedingungen und kreative Formen des XXXXXXX  beschwert. Neue Mitarbeiter seien nicht darauf hingewiesen worden, daß sie XXXXXXXXXXXXX XXXXX XXXXXXXXXXX dokumentieren müssen. Einige hätten das erst gemerkt, als auf ihrem XXXXX XXXXXX XXX XXXXXX. Die Firma habe sich geweigert, für die XXXXXXXXXXXX XX XXXXXX. Der Betriebsrat bemühe sich außerdem schon seit Monaten vergeblich, Einblick in den Geschäftsbericht zu bekommen. Kein gutes Zeugnis für das Osnabrücker Unternehmen, das in verschiedenen Städten Callcenter betreibt und sich selbst gerne als erste Adresse in Sachen Telefonmarketing sieht.

Katz-und-Maus-Spiel

In Sache Kommunikationsfähigkeit ist man es jedenfalls nicht. Der Geschäftsführer der Firma hat sich zwar selbst als Mitglied im Forum eintragen lassen, aber anstatt die Vorwürfe argumentativ zu entkräften, droht er gleich im ersten Brief an die Betreiber mit der Staatsanwaltschaft. Die reagieren als gebrannte Kinder prompt und entfernen die beanstandeten Behauptungen, von denen der buw-Geschäftsführer Karsten Wulf in seinem Drohschreiben meint, sie seien frei erfunden. In der Natur des Internets liegt es allerdings, daß sich Texte nur schwer unterdrücken lassen. Die Forums-Moderatoren können beanstandete Beiträge löschen oder teilweise unleserlich machen, doch Nutzer können die Beiträge, sofern sie sie abgespeichert haben, wieder einstellen. Genau das geschieht derzeit bei Chefduzen.de, so daß sich die Geschichte zu einem Katz-und Maus-Spiel zwischen Moderatoren, Teilnehmern und buw entwickelt, die weitere Mahnungen und Drohungen schicken. Interessant ist derweil ein Blick auf die Interseite des Unternehmens. 30 Millionen Umsatz habe man 2004 gemacht, und zwar mit 1800 Angestellten, ist dor zu erfahren. Das sind nicht einmal 17 000 Euro Jahresumsatz pro Mitarbeiter, und man kann sich an fünf Fingern ausrechnen, wie mickrig da die Gehälter sein müssen, wenn das Unternehmen Gewinn machen will.

Unterdessen kommt Chefduzen.de zwar durch den Angriff in erneute Schwierigkeiten und bittet daher um Spenden für die Anwaltskosten, die sich bisher auf rund 1300 Euro belaufen. Andererseits zieht das Forum immer weitere Kreise. ,,An normalen Tagen haben wir inzwischen zirka 1000 Leser, vielleicht etwas mehr oder weniger, denn so genau läßt sich das an den Zugriffsstatistiken schlecht ablesen", meint Karsten Weber. Wenn aber Chefduzen.de mal wieder unter Druck gerät, wie derzeit, dann verdoppele sich die Zahl.

Unser Anwalt empfahl auch in diesem Artikel, der an jedem wohlsortierten Kiosk erhältlich ist, Textpassagen unkenntlich zu machen. Es ist schon ein lustig´Ding mit der Informationsfreiheit in diesem Lande.

Admin


LabourNet 11.04.2006:

ZitatDas Internetforum chefduzen und die Erfahrungen mit Angriffen von Ausbeutern und dem Umgang mit rechten Internetaktivisten. Artikel von Karsten Weber, erschienen in Enough Is Enough, Zeitung für antirassistische und antifaschistische Politik in Schleswig-Holstein und Hamburg, Ausgabe Nr.24 / Frühjahr 2006 – wir danken der Redaktion für die Freigabe!


Linke Internetprojekte und rechte Netzattacken
Das Internetforum chefduzen und die Erfahrungen mit Angriffen von Ausbeutern und dem Umgang mit rechten Internetaktivisten


Das Projekt chefduzen.de wurde gegründet aus Verzweiflung über den desolaten Zustand der linken Szene. Wir wollten uns nicht an den Scheingefechten, die ohnehin meist nur innerhalb des geschlossenen Zirkels stattfinden, beteiligen, wir wollten versuchen die Opfer neoliberaler Politik direkt zu erreichen um dort eine Gegenwehr der Betroffenen zu organisieren.

Das Defizit an politischem Wissen, auch in der Antifaszene, ist durchaus problematisch. Wir erwarten ja nicht, daß jeder eine marxistische Schulung über ökonomische Zusammenhänge durchgemacht haben muß. Aber als Grundlage für linke Politik sollte man zumindest einen simplen Klassenstandpunkt haben, die Erkenntnis, daß es ein Oben und Unten gibt, Ausbeuter und Ausgebeutete. Unter den aktuellen Entwicklungen wird es selbst unpolitischen Menschen klar, daß der Kapitalismus eine Mehrheit von Verlierern hervorbringt und nur sehr wenige davon profitieren. Es muß also darum gehen jetzt diese Mehrheit zusammenzubekommen um die herrschenden Verhältnisse ins Wanken zu bringen. Es geht also darum die ganzen Spaltungen und Ghettos aufzubrechen. Der Kapitalismus beruht auf der Ausbeutung menschlicher Arbeitskraft. Und genau an dieser Stelle ist er auch am verletzbarsten. Kollektive Arbeitsniederlegungen gehören zu den schärfsten und zu wenig genutzten Waffen in der Auseinandersetzung mit den herrschenden Verhältnissen. Deshalb hatten wir auch nie Interesse ein reines Erwerbslosenforum zu betreiben, sondern wir wollen versuchen alle zusammenzubringen, auch die Facharbeiter, genauso wie diejenigen, die sich mit prekären Jobs durchschlagen oder auch die, die sich mit illegalem Kram versuchen über Wasser zu halten.

Als das Forum allmählich angenommen wurde und man sich auch über Firmen und deren Internas austauschte, dauerte es nicht lange, bis Ausbeuter versuchten mit juristischen Mitteln die offene Diskussion zu unterbinden. Dank der Roten Hilfe und verschiedener Unterstützer, die Solikonzerte organisierten, konnte dem Forum nicht finanziell das Genick gebrochen werden. Der folgende Pressewirbel sorgte dann erst für die breite Bekanntheit des Forums der Ausgebeuteten und für erheblich schlechte Propaganda für die jeweiligen Firmen. Das HANDELSBLATT riet daraufhin den Unternehmen zu einem weicheren Umgang mit der neuen Situation, das Internet zu beobachten und frühzeitig mit Kritikern zu ,,kommunizieren" (=drohen?) und empfahl sogar, eigene Blogs aufzumachen. Von der Seite gab es damit vorerst relative Ruhe.

Probleme ganz anderer Art ergaben sich daraus, daß auch die rechte Szene auf das Forum aufmerksam geworden ist. Es gab dabei völlig unterschiedliche Formen des Umgangs mit dem Forum, das ja ersteinmal für jeden offen ist.

So tauchten im Forum hin und wieder plumpe rassistische Hetzartikel auf, die man einfach kurzerhand löschen konnte. Bei Artikeln, wie ,,deutsche Goldreserven in den USA" brauchte es wenig Recherche um zu erkennen, daß sie aus der Deutschen Nationalzeitung herauskopiert waren. Es gab jedoch auch clevere Analysen der Verhältnisse, geschrieben mit Witz und geistreichen Formulierungen. Während sich die Autoren hinter unverdächtigen Nicks, wie ,,Indianer" oder ,,Frührentner" verbargen, enthielten die Beiträge am Ende völkische Lösungsvorschläge auf die herrschenden Verhältnisse.

Wir müssen uns verabschieden von dem Glauben, bei Rechten handle es sich nur um stumpfe, glatzköpfige Dummköpfe, die nur gewalttätig, aber nicht intelligent sein können. Das Spektrum der Rechten ist breit gefächert und man kennt dort wenig Berührungsängste. Um die herrschenden Verhältnisse und Möglichkeiten des Kampfes zu studieren, greift man selbst zu Schriften linker Theoretiker, beschäftigt sich mit Erfahrungen aus militanten Kämpfen in Lateinamerika und Italien, mit der Stadtguerilla oder den Autonomen in den frühen 80er Jahren. Und natürlich läßt man auch zeitgemäße Formen der Propaganda nicht aus. Neben Aktivitäten innerhalb musikalischer Subkulturen und der CD Produktion gewinnt das Internet bei den Neuen Rechten enorm an Bedeutung. Neben interner Kommunikation wird auch versucht, sozialpolitische Foren und linke Netzprojekte zu unterwandern. Zum Teil betreiben sie auch selbst Websites, die sowohl in Thematik, als auch Sprache und Optik mit linken Seiten verwechselt werden könnten. ,, Die Kommenden " orientieren sich zum Beispiel an dem Lebensgefühl der Autonomen der frühern 80er.

Nachdem bei chefduzen auch die Beiträge von Frührentner und Indianer sofort ins Datennirvana befördert wurden, versuchte sich ein bekannter rechter Netzaktivist (wie ausgiebige Recherche ergab) darin, politisch Unverfängliches zu posten. Seine Beiträge waren kenntnisreich, wuterfüllt gegen den Sozialkahlschlag und auch humorvoll. Wir können nur mutmaßen, daß dieser IT-Spezialist sich auf diesem Wege beliebt machen wollte, um von uns Moderationsrechte zu erhalten, womit er (zumindest kurzfristig) die Kontrolle über die Forensoftware übernehmen könnte. Als sich diese Tür für ihn nicht öffnete, verschwand er urplötzlich nach einigen hundert Postings.

Einen ähnlichen Fall gab es einige Zeit danach, wo sich ein weiterer Rechter als aktiven Dauergast des Forum hervortat. Dieser machte eher den Eindruck, als wolle er nicht unterwandern, sondern, als würden wir alle irgendwie zusammengehören.... schließlich gibt sich ein Teil der Rechten einen sozialrevolutionären Touch. In privaten Mails an den Admin machte er wenig Hehl aus seiner Gesinnung. Die meisten Beiträge waren auch wirklich gut. Doch hin und wieder ließ er völkisches und rassistisches Gedankengut am Rande seiner Beiträge durchschimmern. Dieser Daueruser war durch seine bissigen und bisweilen auch witzigen Beiträge in der Community sehr beliebt. Wenn es auf rechtes Gedankengut sofort Entgegnungen anderer ,,Chefduzer" gab, sollte es kein größeres Problem sein. Doch die unwidersprochene rechte Ideologie stellte die Grundlagen des ,,Forums der Ausgebeuteten" in Frage.

Hier gerieten wir an ein grundsätzliches Problem, das wohl für viele linke (Netz-) Projekte ungeklärt scheint. Meinungsfreiheit und die Gegnerschaft zu Zensur sind hohe und verteidigungswerte Ziele. Wir dürfen dabei jedoch Verschiedenes nicht übersehen: Eine Meinungsfreiheit im Internet, insbesondere, wenn man einen deutschen Server nutzt und somit zu einem Impressum verpflichtet ist, besteht nicht! Die deutsche Linke macht sich bei diesem Medium noch weitaus zu viele Illusionen! Das Internet bietet nicht nur Möglichkeiten der staatlichen Überwachung im orwellschen Ausmaß, sondern es ist bereits Repressionen ausgesetzt, die zahllose firmenkritischer Sites und politische Foren hat unbemerkt verschwinden lassen. Razzien und Serverbeschlagnahmungen bei LabourNet, Indymedia und einem Kanadischen gewerkschaftlichen Portal haben noch ein wenig Öffentlichkeit bekommen. An dieser Stelle möchten wir uns noch bei der Roten Hilfe bedanken nicht nur uns finanziell unterstützt zu haben sondern auch die politische Unfreiheit des Internets zu thematisieren!

Chefduzen.de hatte nie den Anspruch die fehlende Meinungsfreiheit in der Gesellschaft zu ersetzen, sondern es versteht sich als Werkzeug dem Monopol an Medienmacht entgegenzutreten, indem den Ausgebeuteten und ihren Interessen eine Stimme verliehen wird! Chefduzen ist parteiisch ohne Wenn und Aber!

Man kann sich mit rechtem Gedankengut auch auseinandersetzen, es im Forum sichtbar stehenlassen und es im Anschluß inhaltlich auseinanderpflücken. Doch das kann von den Moderatoren, die nur ,,nebenher" täglich rund 50 neuen Beiträge zu überfliegen haben, nicht immer erledigt werden. Als aber ein rassistischer Beitrag auch nicht von der Community kommentiert wurde, entschieden wir uns nicht nur das Posting zu löschen, sondern mit einer öffentlichen Begründung den Autoren bleibend den Zugang zum Forum zu verwehren.

Es folgte unerwartet große Aufregung bei den Chefduzen-Nutzern. Man sprach von Zensur und einige gingen sogar soweit sich gegen den Angriff auf die Meinungsfreiheit mit dem Rechten zu solidarisieren. Ein deutliches Zeichen dafür, wie wenig man sich darüber einig ist, wie mit Rechten (die nicht dem Klischee des baseballschlägerschwingenden Glatzkopfes entsprechen) und deren Ideologie umzugehen ist.

Wenn es unwidersprochen ist, daß (Werbe-)Spammer, Forentrolle (Provokateure, die nur im Mittelpunkt stehen wollen ohne an einer inhaltlichen Auseinandersetzung Interesse zu zeigen), Leute, die mit dem Posten rechtswidriger Inhalte das Forum gefährden oder andere User beleidigen, sofort aus dem Forum zu kicken sind, dann sollte das erst recht für Rechte gelten, denn Faschismus ist keine Meinung – Faschismus ist ein Verbrechen!

Mit unserer überraschenden Erfahrung mit einer weit verbreiteten Verwirrung und Haltungslosigkeit zum Thema, mußten wir erkennen mit dem virtuellen Projekt in der wirklichen Welt angekommen zu sein. Schließlich berichtete LabourNet , daß auch fast jedes 3. Gewerkschaftsmitglied mit rassistischem Gedankengut infiziert ist.

An dieser Stelle können wir nur alle sozialen und politischen (Netz-)Projekte aufrufen sich mit dieser Problematik stärker auseinanderzusetzen und der rechten Ideologie viel entschiedener entgegenzutreten, egal in welchem Gewand sie daherkommt.

Jede öffentlich bekanntgegebene Löschung oder Sperrung eines rechten Users hatte eine Art ,,klärendes Gewitter" zur Folge: Jedes Mal outeten sich bisher unbekannte braune U-Boote, die sich zumeist ,,aus Solidarität" selbst verabschiedeten und in ihrer wütenden Aufregung noch einige Informationen über interne Kontakte und Netzwerke preisgaben.

Gleichzeitig braucht man auch etwas Fingerspitzengefühl für den Umgang mit Leuten, deren Ansichten nicht immer ganz koscher sind, die trotzdem aber (noch) nicht zu der rechten Subkultur gehören. Als Grundlage linker Politik braucht man den Glauben daran, daß Menschen sich ändern und auch dazulernen können. Die Erfahrung zeigt, daß man da aber ein gehöriges Maß an Humor und ein verdammt dickes Fell braucht, wenn man sich mit Dummheit und Verirrung auseinandersetzen will. Es ist notwendig sich an weiter Front mit faschistischer Ideologie politisch auseinderzusetzen. Schließlich müssen wir davon ausgehen, daß immerwieder organisierte Nazis unerkannt in Foren wie unserem mitmischen, um die Interessen und den Tonfall eines unruhigen Teils der Bevölkerung zu studieren.

Wer vom Faschismus spricht, darf vom Kapitalismus nicht schweigen!

Um den herrschenden Verhältnissen wirkungsvoll entgegenzutreten ist es notwendig die einfachen Menschen zusammenzubringen gegen die Minderheit derjenigen, die über Reichtum, die Produktionsmittel und somit die politsche Macht verfügen. Von Rechts hingegen sollen wir gespalten werden entlang nationaler, ethnischer, religiöser (u.a.) Linien. So ist es kein Zufall, daß heutige führende Nazis selbst aus dem Lager der Reichen stammen:

Gerhard Frey, DVU-Gründer ist Spross einer vermögenden Familie, sein heutiges Vermögen wird auf mehrere hundert Millionen Mark geschätzt.

Nicht nur das ist entgegenzuargumentieren, wenn sich die Rechten als Sprecher des kleinen Mannes ausgeben. Wenn dieses Pack versucht an Montagsdemos teilzunehmen und sich gar als Hartz IV – Gegner präsentieren, ist klarzustellen, daß dies nur billige Propaganda ist, daß sie nirgendwo, wo sie in Landesparlamenten vertreten sind auch nur den geringsten Versuch unternommen haben etwas gegen diese asoziale Regierungspolitik zu unternehmen.

Wir sollten auch lernen mit der blinden Wut umzugehen, die weit verbreitete Realität bei vielen perspektivlosen Jugendlichen ist. In den militanten Kämpfen im Italien der 70er haben sich einige Jugendgangs über Hinterhof-Klitschen hergemacht, in denen sich die Mitarbeiter gegen Ausbeutung und oft ausbleibende Lohnzahlung nicht zu wehren vermochten. Die Kids ließen ihren Haß an den Ausbeutern, deren Autos und Häusern aus. Es sollte durchaus diskutiert werden, inwieweit auch hier die herrschende Wut nach oben gerichtet werden kann, während die Rechten für ein Ventil nach unten zu den Migranten, Obdachlosen und Behinderten anbieten...

Der Erfolg der Rechten ist eine Folge der Schwäche der Linken!

Eine zeitlang inszenierten sich Faschos als Beschützer von Kinderspielplätzen gegen die von den Medien geschaffene Angst vor drogensüchtigen Kriminellen. Heute haben wir es nicht mit einer eingebildeten Angst zu tun, denn inzwischen fehlt fast jedem Geld, nur waren es keine Handtaschenräuber. Wir haben jetzt zu beweisen, daß nur wir gemeinsam eine Verteidigung organisieren können. Und genau darum müssen wir uns kümmern, wir müssen effektiv handeln gegen Ausbeutung und Sozialkahlschlag, um nicht nur in unseren Worten, sondern in unserem Handeln klarmachen auf welcher Seite wir stehen.

Wenn wir vorhaben uns die Welt zurückzuerobern, sollten wir unsere Ghettos und kleinkarrierten Subkulturen verlassen und uns auch ohne Berührungsangste auf Territorien bewegen, die nicht bereits politisch korrekt besetzt sind. Die linke Retrokultur ist eher ein Zeichen von ängstlicher Rückwärtsgewandtheit. Als rechte Bands in Ost-London versuchten Einfluß in dem Arbeiter- und Migrantenstadtteil zu gewinnen, kam es zu einem Pub-Rock-Battle. Antifaschistische Bands aller Musikrichtungen traten kostenlos in jeder Eckkneipe in der Gegend auf um zu zeigen, daß sie nicht nur die besseren Menschen sind, sondern auch coolere und aufregendere Musik machen.

Wir müssen lernen in diesen bitteren Zeiten wieder verstörend und mutig aufzutreten ohne zu Schlaumeiern und uns sektiererisch zu geben, schließlich wollen wir Ausbeutung und ein würdeloses Leben hinter uns lassen. Ein besseres Leben wird uns nicht geschenkt werden.


Titel: Chefduzen Medienecho
Beitrag von: ManOfConstantSorrow am 14:51:57 Do. 27.April 2006
http://www.jungewelt.de/2006/04-27/049.php



Zitat»Wo Arbeitskraft mit Gewalt erpreßt wird«

Im Internetforum Chefduzen.de tauschen Ausgebeutete ihre Erfahrungen aus. Ein Gespräch mit Karsten Weber


Karsten Weber ist einer der Administratoren der Internetplattform //www.chefduzen.de, einem Forum für Jobber, Erwerbslose, Ausgebeutete und Gewerkschafter
Ihr Forum erfreut sich wachsender Beliebtheit. Was für Menschen schreiben auf Chefduzen.de?

Das ganze Spektrum derjenigen, die nicht mit dem goldenen Löffel im Mund geboren wurden. Das reicht vom gut bezahlten Facharbeiter bis zu Leuten, die sich in den finstersten Randbereichen bewegen. Wobei zu letzteren nicht einmal mehr die Leiharbeit zählt – die steht ja heute schon fast im Zentrum der Lohnarbeit. Nein, es geht um Menschen, die ihren Körper für Medikamentenversuche an die Pharmaindustrie verkaufen oder in Drückerkolonnen arbeiten müssen.
Und was für Geschichten werden da so geschrieben?

Einfache Erlebnisberichte, oder auch lediglich Anfragen, wie man aus seiner unerträglichen Situation herauskommt. Leser tauschen sich über rechtliche Fragen, aber auch über Tricks und Kniffe aus. Die Berichte haben es zum Teil ganz schön in sich, insbesondere, wenn es in extreme Bereiche wie Drückerkolonnen geht, wo die Arbeitskraft schon mal mit körperlicher Gewalt und Schlimmerem erpreßt wird.
Bei den Chefs ist das Forum weniger beliebt.

Das stimmt. Inzwischen schießen sich die kritisierten Firmen und Chefs aber nicht mehr so sehr auf uns ein, sondern auf ihre Mitarbeiter, die bei uns berichten. Soweit wir wissen, haben vier Leute wegen Postings bei Chefduzen.de ihren Job verloren. Aus dem Milieu der Drückerkolonnen gab es sogar einen, der um sein Leben fürchtete und uns bat, ganz schnell seinen Beitrag wieder zu entfernen.

In einem anderen Fall hat ein ehemaliger Mitarbeiter von Hugo Hamann, einem bekannten Einzelhandelsgeschäft in Kiel, seine Erlebnisse geschildert. Daraufhin hat der Geschäftsführer uns gebeten, den Beitrag zu entfernen. Das haben wir auch gemacht, nur haben wir ihn durch seinen Widerspruch ersetzt. Der war so detailiert, daß man indirekt sehr genau auf das Original schließen konnte. Das hatte der Autor etwas spät gemerkt und konnte den Vorgang nun nicht mehr juristisch anfechten. Also hat er den ehemaligen Mitarbeiter massiv unter Druck gesetzt, so daß dieser uns schließlich bat, auch die Gegendarstellung rauszunehmen. Ihm war angedroht worden, auf eine schwarze Liste des Kieler Einzelhandels gesetzt zu werden. In einem Artikel in der örtlichen Presse, den Kieler Nachrichten, war über den Vorfall berichtet worden, aber da wollte man nicht den Namen des Unternehmens nennen.
Ein größerer Anzeigenkunde?

Ja, wahrscheinlich.
Vor einigen Monaten hat die Callcenter-Kette buw aus Osnabrück versucht, Ihnen das Leben schwerzumachen. Wie ist die Geschichte ausgegangen?

Noch gar nicht. Buw hat es nicht geschafft, Chefduzen.de mundtot zu machen, aber wir mußten eine Unterlassungserklärung unterschreiben. Jetzt müssen wir das Forum täglich nach gewissen Formulierungen über diese Callcenter absuchen, und wenn wir sie nicht rechtzeitig entfernen, kostet uns das 5000 Euro. Bei buw laufen derweil die Auseinandersetzungen weiter. Dort stehen Betriebsratswahlen an, und verschiedene Mitarbeiter suchen nach Wegen – zum Teil ohne sich zu kennen und recht subversiv – zu verhindern, daß es wieder einen Marionettenbetriebsrat gibt.
Was heißt in diesem Zusammenhang subversiv?

Zum Beispiel gibt es schon seit langem den Internetauftritt //www.buwsuckz.com. Der hat seinen Server offenbar im nichteuropäischen Ausland, so daß der Betrieb die Betreiber nicht ausfindig machen kann. Das hat die Geschäftsleitung zur Weißglut gebracht, so daß sie die Staatsanwaltschaft auf Mitarbeiter hetzte. Vier Wohnungen von Leuten, denen man vorwarf, mit der Internetseite in Verbindung zu stehen, wurden daraufhin in aller Herrgottsfrühe durchsucht. Betriebsintern wurde außerdem ein Kopfgeld auf die Betreiber ausgeschrieben. Vor kurzem ist schließlich einem Mitarbeiter gekündigt worden, weil er angeblich mit hinter der Seite steckt. Der versucht gerade, sich wieder in den Betrieb zu klagen.

Interview: Wolfgang Pomrehn
Titel: Chefduzen Medienecho
Beitrag von: admin am 12:36:39 So. 14.Mai 2006
Beitrag in der 1. Mai Zeitung 2006 der FAU München

ZitatWenn ChefInnen rot sehen

Ein Forum der Ausgebeuteten bringt AusbeuterInnen in Rage[/B]

Die Geschichte des Forums chefduzen.de ist schnell erzählt. Der Forumsgründung vorausgegangen ist die Verzweiflung über die linke Szene und die Wirkungslosigkeit ihrer Aktivitäten. Dabei könnten die Zeiten kaum günstiger stehen für politische und soziale Kämpfe. Derweil ist es nur noch eine Minderheit, die vom Kapitalismus profitiert. Das Gros der Gesellschaft bekommt die sozialen Einschnitte zu spüren, den Niedergang des Bildungssystems, dem Zusammenbruch der Gesundheitsversorgung, wachsenden Druck im Job bei gleichzeitiger Lohnsenkung, die Angst vor Altersarmut. Es sind nicht nur die sogenannten ,,Prekären", die mit irgendwelchen Jobs bei McDonalds oder im Callcenter sich versuchen durchs Leben zu schlagen, sondern es hat inzwischen auch diejenigen erreicht, die sich in ewiger Sicherheit wähnten, wie die Stammbelegschaften der Autokonzerne, selbst die BeamtInnen und ÄrztInnen. Und wie viele Menschen im diesem reichen Land am sozialen Abgrund befinden würden, konnte sich vor wenigen Jahren kaum jemand vorstellen.

Daraus wuchs die Idee diese Mehrheit anzusprechen und das nicht mit politischen Parolen, sondern mit ihren ökonomischen Problemen. Und es ging auch darum die bestehenden Spaltungen zu überwinden, die nicht nur die DGB-Gewerkschaften pflegen, die sich (fast) nur für Stammbelegschaften zuständig fühlen, sondern auch den Tellerrand der Politszene zu überwinden. So wurden dann all die Bereiche zusammengetragen in denen sich die Menschen ökonomisch herumschlagen, die nicht mit dem golden Löffel im Mund geboren wurden. Neben den regulären Jobs und der Arbeitslosigkeit, die Schwarzjobs, die Scheinselbstständigkeit, Leiharbeit, Heimarbeit, Drogenbusiness und Prostitution, Drückerkolonnen, die Bundeswehr als Arbeitgeber und was sonst noch zum Alltag der einfachen Leute gehört. Zumindest in diesem Internetforum wurden diese Themen zusammengeführt. Nicht lange nachdem die Ersten ihre Erfahrungsberichte geschrieben hatten und Fragen stellten, gehörten AusbeuterInnen zu den LeserInnen und traten auf den Plan, als sie sich in ihrem Treiben gestört fühlten.

Chefduzen.de bekam es nun mit juristischen Attacken der Gegenseite zu tun. Der Münchner Sklavenhändler Alpha Zeitarbeit erwirkte eine Verfügung, in der es den Forenbetreibern untersagt wurde, unter Androhung eines Zwangsgeldes bzw. einer Haftstrafe von bis zu 6 Monaten, den Bericht eines Firmeninsiders über illegale Machenschaften seines Arbeitgebers weiter zu veröffentlichen. Diese Überreaktion wurde erst in der Netzwelt heftig diskutiert, bis es auch von den bürgerlichen Medien aufgegriffen wurde, die auf diese Weise das Forum erst richtig bekannt machten.

Alle Erwartungen der ChefduzengründerInnen wurden übertroffen und inzwischen versammeln sich täglich bis zu 2000 Menschen auf diesem virtuellen Treffpunkt um Job, ökonomische Not und Ämterstress zu diskutieren. Mensch kotzt sich nicht nur über seine Erfahrungen aus, es geht in erster Linie um proletarische Selbsthilfe. Es werden nicht nur Tricks und Kniffe ausgetauscht, wie man sich behaupten und wehren kann, das Wissen juristische Hürden zu nehmen wird weitergereicht, man berät sich bei der Betriebsratsgründung oder versucht mit Hilfe dieser Plattform eine/n Unfähige/n abzusetzen und es werden auch Berichte über Streiks und illegale Kampfformen veröffentlicht. Einige wollen nur ihre eigene momentan unerträgliche Situation irgendwie lösen, andere diskutieren Ursachen und politische Konsequenzen. Und da tatsächlich das Spektrum der Beteiligten vom/von der industriellen FacharbeiterIn bis zum/r MitarbeiterIn von Drückerkolonnen alles dabei ist, wird das Forum auch von JournalistInnen und GewerkschafterInnen genutzt. Einige GewerkschaftsaktivistInnen versuchen auf diese Weise an ein Klientel heranzukommen, das von ihrer eigenen Organisation kaum erreicht wird (wie z.B. die Leiharbeiter Innen), andere sind von der Gewerkschaftspolitik so enttäuscht, dass sie es vorziehen sich an der Diskussion dieses quirligen Haufens zu beteiligen.

Es ist an der Zeit den Schritt zu tun vom virtuellen Raum in die wirkliche Welt zu treten und nicht nur neidisch nach Frankreich zu blicken. Jetzt wurde auch in München ein Stammtisch der Ausgebeuteten eingerichtet zum Erfahrungsaustausch und um Nägel mit Köpfen zu machen.

Jeweils am 1. + 3. Dienstag des Monats trifft mensch sich um 20.00 Uhr in der WELTWIRTSCHAFT im EineWeltHaus, Schwanthalerstr. 80 Rgb. (1 Min. von der U-Bahn-Station Theresienwiese U 4/5, Ausgang Schwanthalerstr.)
Titel: Chefduzen Medienecho
Beitrag von: admin am 10:24:47 Do. 27.Juli 2006
Radio Helsinki, Graz
14.06.2006

Zitatchefduzen.de
"chefduzen.de - Das Forum der Ausgebeuteten" ist eine der interessantesten und nützlichsten Initiativen, die das Leben im real existierenden Kapitalismus leichter machen. Am 10.6. wurde chefduzen.de in Graz vorgestellt, und nicht wenige wünschen sich eine solche Einrichtung für Österreich.
http://helsinki.at/programm/sendung.php?id=811&datum=2006-06-14



auch aus Österreich:
MALMOE Heft 33

ZitatChefduzen.de, das Forum der Ausgebeuteten, besteht in Deutschland seit über zwei Jahren und boomt. Wie kann es zu Vernetzung und Widerstand in unserem alltäglichen ArbeitsLeben kommen? Eine altbekannte Frage. Chefduzen scheint eine Antwort darauf zu sein. Von Information und Austausch über Scheißjobs, über Tipps und Trick mit dem Umgang mit Arbeitslosen und Sozialämtern bis hin zu Vernetzung, Sabotage, Aktion, Widerstand und Streik, über all das wird auf dem Forum diskutiert. Oft bleibt Gesagtes nicht nur virtuell, sondern findet auch reale Umsetzung.

Der Name ,,Chefduzen" hat zumindest einen zweifachen Hintergrund. Zum einen als Charakteristikum ,,neuer" Arbeitsverhältnisse: alles ist locker, es gibt keine oder ,,flache" Hierarchien; Der Lohn ist niedrig, Überstunden werden nicht bezahlt, aber als selbstverständlich angenommen – dafür ist der Kaffee gratis und du darfst deineN ChefIn duzen. Für die ,,alten" noch fordistisch angehauchten Arbeitsverhältnisse symbolisiert er hingegen eine gewisse Respektlosigkeit gegenüber den Vorgesetzten.

Das Internet als Werkzeug Kampfwerkzeug

Die Idee war, das Internet als Werkzeug zu nutzen um sich auszutauschen, so eineR der BetreiberInnen des Forums. Neben der Möglichkeit einfach Dampf vom täglichen Arbeitsfrust abzulassen werden hier Informationen und Tipps ausgetauscht (einige ForumsuserInnen stellen ihre professionellen Rechts- und Schuldenberatungskentnisse zur Verfügung) und – und das ist vielleicht einer der größten Vorteile – es besteht die Möglichkeit andere unter ähnlichen Arbeitsbedingungen leidende kennen zu lernen. Ob Museeumsaufsicht, im Call-Center, als Deutsch-als-FremdspracheLeherIn oder wie und wo auch immer prekär beschäftigt, die Arbeit findet oft vereinzelt statt und es besteht kein Kontakt zu jenen KollegInnen die in anderen Einsatzorten oder Firmen beschäftigt sind. Chefduzen soll dabei helfen sich zu vernetzen und damit die Grundlage für gemeinsames Handeln und Organisierung bieten. Das Forum reicht dabei mittlerweile weit über innerlinke Diskussionszirkel hinaus. Auch die Spaltung zwischen fix Beschäftigten, Arbeitslosen und prekär Beschäftigten wird hier zumindest virtuell aufgehoben.

Ämter-Blues & Gesundheitswesen
Die am meistbesuchten Bereiche des ,,Forums der Ausgebeuteten" sind der Arbeitslosenbereich Ämter-Blues, Leih- und Zeitarbeit sowie New Economy und hierbei vor allem die Call Centers. Daneben finden sich aber ebenso Threads zum Öffentlichen Dienst, einzelnen Betrieben, Zivil- und Präsenzdienst, Schwarzarbeit, 1-Euro-Jobs, Handel und alles mögliche und unmögliche mehr. Es gibt sowohl thematisch-inhaltliche als auch regionale bzw. branchenspezifische Gliederungen. Entstanden sind die jeweiligen Bereiche aus den Bedürfnissen der ForumsnutzerInnen selbst. Bei Bedarf werden neue Kategorien eingerichtet. Mit mittlerweile über 2300 registrierte Mitgliedern, rund 60 Beiträgen und 2000 Zugriffen täglich kann chefduzen.de wohl als Erfolgsgeschichte betrachtet werden. Wahrscheinlich, weil in den Diskussionen auf innerlinke ideologische Grabenkämpfe verzichtet wird, und (deshalb?) der NutzerInnenkreis auch weit über die organisierte Linke hinausgeht. Ob sich aus den Kommunikationsformen auch ,,handfestere" (Arbeits)Kämpfe entwickeln, ist schwer zu sagen, jedenfalls entstehen teilweise auch jenseits des virtuellen Forums nach guter alter Tradition NutzerInnenstammtische.

Vom Klagen und Loben ...
Der Boom von Chefduzen verdankt sich aber nicht nur seiner Adäquatheit gegenüber neuen Arbeits- und Lebensformen, sondern auch der Aktivität bundesdeutscher Gerichte: Nachdem das Forum mehrfach von Firmen geklagt wurde (UserInnen berichteten über strafrechtliche relevante Internas von Unternehmen, ,,üble Nachrede" heißt das dann statt ,,Üble Firmenpraktiken"), wurden erst Internetmedien, bald aber auch die bürgerliche Presse hellhörig und Chefduzen dadurch breitere Bekanntheit verschafft. Wie sagte einst der große Vorsitzende Mao: Wenn der Feind uns bekämpft ist das gut und nicht schlecht! Stehen Klagen ins Haus, greifen die Chefduzen-AktivistInnen neuerdings zu Mitteln, die auch den Unterhaltungswert des Forums erhöhen: Die inkriminierten Stellen in Postings werden ins exakte Gegenteil verkehrt, die genau bezeichneten Praktiken der Firmen in den höchsten Tönen gelobt, die Firma als Paradies der Werktätigen gepriesen. Amen! Und übrigens, Gerüchte über NachahmungstäterInnen hierzulande verdichten sich, also vielleicht schon in Bälde:
Chefduzen.at
Titel: Chefduzen Medienecho
Beitrag von: admin am 17:26:15 Sa. 25.November 2006
aus SYNDIKAL
Kalender für das Ende der Lohnarbeit (2007):

ZitatCHEFDUZEN.DE
Klassenkampf online


Neben vielem überflüssigen, welches das World Wide Web zu bieten hat, findet man dort gelegentlich auch interessante Entwicklungen. Es gibt massive Versuche der Ausgebeuteten sich mit Hilfe des Netzes zu organisieren im Rahmen eines Betriebes, einer Branche oder darüber hinaus, wie bei chefduzen.de.

chefduzen.de hat sich zu der größten deutschen Plattform auf dem Gebiet entwickelt, die sich zu Aufgabe gemacht hat die vorhandenen Spaltungen zwischen dem ersten und dem zweiten Arbeitsmarkt und der industriellen Reservearmee zu überwinden.

chefduzen.de
ist ein erfolgreicher Versuch proletarischer Selbsthilfe gegen Ausbeutung, Ämterstreß und Verarmung: chefduzen.de. wird täglich von ca. 2000 Menschen genutzt um sich hier auszutauschen was man individuell gegen die Probleme machen kann und auch wie kollektiv gegen die Misere vorzugehen ist.

chefduzen.de. gibt so tiefe Einblicke in die soziale Wirklichkeit des Landes, daß die Mainstreammedien zu den täglichen Besuchern des Forums gehören, weil man sich hier in die sozialen Abgründe begeben kann ohne den Bürosessel zu verlassen und ohne sich die Finger schmutzig zu machen bei der Recherche.

chefduzen.de. wird von den Ausbeutern als so ernste Bedrohung gesehen, daß sie das Forum und ihre Autoren unter permanenten Druck setzen. Die Forumsbetreiber wurden mit juristisch schwerem Geschütz angegriffen: Unter Androhung von bis zu 250000 EUR Zwangsgeld bzw. 6 Monaten Knast wurden sie gezwungen Beiträge zu entfernen. Einige Autoren bezahlten ihre Entscheidung Probleme mit dem Job öffentlich zu machen damit gefeuert, auf schwarze Listen gesetzt oder massiv physisch bedroht zu werden.

chefduzen.de. wird mehrheitlich von einfachen Leuten, den Verlierern dieses Wirtschaftssystems genutzt und die "Linken" sind eine Minderheit, die hier probieren kann inwieweit sie überhaupt verstanden wird vom "revolutionären Subjekt", bzw. ob ihre Ideen auch zu politischen Anwendung taugen. Die Entwicklung ist offen und es ist nicht unwahrscheinlich, daß die Underdogs in diesen Verhältnissen Kampfformen und Kämpfe gegen das Kapital jenseits der Politszene entwickeln.

Titel: Chefduzen Medienecho
Beitrag von: admin am 22:27:32 Mo. 19.März 2007
konkret Heft 03 2007

ZitatAndere können nicht mal zwei Steine aufeinandersetzen, wie die Verfasser der Internetsite "Chefduzen - Das Forum der Ausgebeuteten", die gegen "Kriegsapologeten" ins Feld ziehen:

"Es ist still geworden um die Schwätzer, die noch von anno dunnemals in dem Ruf stehen, ,links' zu sein. Sie haben sich längst eingerichtet und sind dem herrschenden System in den Arsch gekrochen. Sie waren sich nicht zu schade, den Angriffskrieg auf den Irak gutzuheißen. Wolf Biermann, Hermann L. Gremliza und Hans Magnus Enzensberger haben es natürlich nicht nötig, sich für eine ,Fehleinschätzung' zu entschuldigen, voll mit irre teurem Rotwein torkeln sie zur Entgegennahme von Literaturpreisen, während Büchner im Grabe rotiert. Der deutsche Kulturbetrieb funktioniert wie geschmiert!"

Wann Arschkriecher Gremliza sich nicht zu schade war, von Enzensberger den Wolf-Biermann-Preis (oder von irgendwem irgendeinen anderen) entgegenzunehmen, verschweigt der Ausgebeuteten Höflichkeit.

https://ssl.kundenserver.de/bestellung.konkret-verlage.de/kvv/von.php?jahr=2007&mon=03
Titel: Chefduzen Medienecho
Beitrag von: Kater am 23:15:26 Mo. 19.März 2007
ZitatOriginal von admin
konkret Heft 03 2007

ZitatWann Arschkriecher Gremliza sich nicht zu schade war, von Enzensberger den Wolf-Biermann-Preis (oder von irgendwem irgendeinen anderen) entgegenzunehmen, verschweigt der Ausgebeuteten Höflichkeit.

https://ssl.kundenserver.de/bestellung.konkret-verlage.de/kvv/von.php?jahr=2007&mon=03

Gremliza möchte auch mal einen Preis. wer erhört ihn?
Titel: Chefduzen Medienecho
Beitrag von: admin am 12:02:47 Do. 17.Mai 2007
Aus der Broschüre Broschüre "Hier&Jetzt - Eine Anleitung für ein schönes Leben" kurz vor dem Berliner Mayday 2007 in einer Auflage von 7000 Exemplaren erschienen:

ZitatEin Versuch,den Informationsaustausch und die Diskussion zwischen Erwerbslosen und Malochenden, zwischen Stammbelegschaften, LeiharbeiterInnen und Scheinselbstständigen zu ermöglichen, bestand in der Einrichtung der Internetplattform //www.chefduzen.de – dem ›Forum der Ausgebeuteten‹ .Und dieses Internetprojekt wurde besser angenommen als je von de OrganisatorInnen erhofft. Es tauschen sich dort inzwischen auch diejenigen aus, die weder von Gewerkschaften noch von den Linken erreicht werden. Ich-ag lerInnen, Leute aus Drückerkolonnen, LeiharbeiterInnen, SchwarzarbeiterInnen, Leute die von ihren Knasterfahrungen, ihrem Leben ohne Krankenversicherung oder von Obdachlosigkeit berichten. Etwa 2.000 Menschen tauschen sich täglich über
Probleme mit Job, Ämtern oder Schulden aus und suchen nach individuellen Lösungen oder Möglichkeiten, sich kollektiv zu wehren.

Chefduzen.de hat bisher allen Angriffen aus der rechten Szene und von Ausbeutern standgehalten. Die Möglichkeiten im Netz werden von der Plattform weitgehend ausgereizt: Zahllose Male haben sich die User über Rechte, Tricks und Kniffe gegenseitig aufgeklärt, was im wirklichen Leben oft eine Hilfe war und sich immer wieder auch ökonomisch ausgezahlt hat.

Der Austausch im Netz ist aber nur ein erster Schritt. Es ist noch viel zu tun,damit sich kollektive Kämpfe entwickeln können. An verschiedenen Orten haben sich Leute zu Stammtischen verabredet. Es ist aber wohl noch ein weiter Weg zu Basisgruppen, wie sie z.B.in Argentinien existieren. Ansätze gab es ja bereits beim Wilden Streik bei opel Bochum, wo Anwoh-
nerInnen, Erwerbslose und Leute aus anderen Betrieben den betrieblichen Kampf von außen unterstützten. Der Generalstreik in Spanien gegen die Verschlechterung der Bedingungen von Arbeitslosen und der österreichische Generalstreik gegen die Heraufsetzung des Rentenalters zeigen,dass Kämpfe auch über den Tellerrand der Firma oder eigenen Situation hinausgehen können.

Karsten, //www.chefduzen.de

Auf http://www.nadir.org/nadir/initiativ/fels/de/2007/05/401.shtml gibt es die Möglichkeit, sich die Broschüre downzuloaden (Allerdings ohne Cover). Falls ihr noch nicht, oder nicht ausreichend mit Exemplaren ausgestattet seid, lassen wir euch gerne welche per Post zukommen, ihr könnt sie aber auch im Fusion, in der Skalitzer Strasse 67 in Kreuzberg abholen (Geöffnet: Donnerstag & Freitag 14.00 - 19.00 Uhr, Samstag 14.00 - 16.00 Uhr). Ansonsten schickt uns dazu einfach eine Mail mit der gewünschten Anzahl und eine Lieferadresse und wir kümmern uns um den Versand.
Titel: Chefduzen Medienecho
Beitrag von: admin am 11:03:13 Do. 24.Mai 2007
Let's Organize-Veranstaltungsankündigung (Wien)

Zitat"chefduzen.de als Vernetzungs- und Organisierungstool"
(Karsten Weber, chefduzen.de, Kiel)


Die Fabrik, also die räumliche Konzentration vieler ArbeiterInnen sowie der darüber ermöglichte Austausch zwischen und die Vernetzung von abhängig Beschäftigten, trug nicht unwesentlich zur Formierung der ersten ArbeiterInnenassoziationen bei. Unter den fragmentierten Bedingungen postfordistischer Produktion und ihrer räumlichen Zerstreuung der Arbeitsorte (Homework, Außendienst, Ich-AGs, dezentralisierte Fabriken und kleinteilige Unternehmensstrukturen usw.), aber auch der gesellschaftlichen Tendenz zu sozialer Fragmentierung und Vereinzelung ist die genannte räumliche Basis der Organisierung vielfach verloren gegangen. Unter diesen Voraussetzungen gewinnen neue Kommunikationstechnologien wie das Internet an Bedeutung, insofern sie die virtuelle Vernetzung von Menschen an weit voneinander entfernt liegenden Orten ermöglichen und so auch die Basis für (Selbst-)Organisierungsformen und Aktionen im "realen" Raum schaffen können.

Das Internetportal Chefduzen.de existiert seit 2004 (seit 2006 auch Chefduzen.at) und nutzt das Internet als Kampfwerkzeug. Von Information und Austausch über geringe Entlohnung und miserable Arbeitsbedingungen, über Tipps und Tricks im Umgang mit Arbeitslosen- und Sozialämtern bis hin zu Vernetzung, Aktion, Widerstand und Streik, über all das wird auf dem Forum diskutiert. Oft bleibt Gesagtes nicht nur virtuell, sondern findet auch reale Umsetzung.

Gründer Karsten Weber gibt in seiner Projektpräsentation Einblicke in die Entwicklung des digitalen "Selbstläufers" Chefduzen.de. Das Projekt erhielt politisches Gewicht durch die wachsende buntgemischte Community, die dieses Angebot des Austauschs zur sozialen Selbstverteidigung und Selbstorganisation nutzt. Das "Forum der Ausgebeuteten" steht seit seiner Nutzung durch eine breitere Öffentlichkeit unter juristischem Beschuss von AusbeuterInnen. Es wird in dieser Veranstaltung berichtet über aktuelle Entwicklungen und Perspektiven, es gibt Anekdoten und Beispiele von Erfolgen und gnadenlosem Scheitern. Erfahrungsaustausch und Diskussion eines Projekts mit offenem Ausgang.

//www.chefduzen.de | //www.chefduzen.at
http://euromayday.at/007/organize/programm/







Malmoe Nr. 37
Politische Zeitschrift aus Österreich


http://www.malmoe.org/artikel/widersprechen/1407

Zitat Selbstorganisierung ohne Grenzen

Ein Interview mit Karsten Weber von chefduzen.de zu selbstorganisierter Vernetzung und deren Perspektiven.


Was ist Chefduzen, wer ist die Zielgruppe und was sind die Ziele?

chefduzen.de ist ein Projekt, das aus der Erkenntnis geboren wurde, daß die verbreitete linke Politik in ihrer Selbstbezogenheit kaum einen Einfluß auf die herrschenden Verhältnisse hat. chefduzen,de ist ein Neubeginn, die Suche nach einem Ansatz die Verhältnisse zum Tanzen zu bringen. Die Zielgruppe ist die Mehrheit der Bevölkerung, alle die nicht zu den Gewinnern des kapitalistischen Systems gehören. Wir wollen uns nicht mit einem veralteten Arbeiterbild aus dem letzten Jahrhundert aufhalten. So wie das System die einst recht homogene Arbeiterschaft aufgespalten hat in Stammbelegschaften, Leiharbeiter, Sub-Subunternehmen und industrieller Reservearmee, versuchen wir die atomisierte Klasse mit dieser Plattform wieder zusammenfinden zu lassen. Und das ist uns bisher überraschend gut gelungen und das Spektrum der User reicht von Leuten aus Großbetrieben über kleine Selbstständige, Leiharbeiter bis hin zu Menschen die sich so weit am unteren Rand der Gesellschaft befinden, daß sie weder von der (Medien)Öffentlichkeit, noch von den Gewerkschaften oder den Linken wahrgenommen werden.

In welchem Verhältnis steht Chefduzen zu den meist gewerkschaftlichen Organisierungsformen die sonst auf der ?Let?s organize!? Konferenz präsentiert werden (Organizing, Campaigning, Workers Center)?

Von chefduzen.de aus gibt es keinerlei Berührungsängste, einzigen Ausnahmen sind wohl neoliberaler und faschistischer Scheißdreck. Es ist offen für jeden interessierten Menschen egal in welcher Gewerkschaft oder politischen Sekte organisiert. Die Unabhängigkeit dieser Plattform ist ihre Existenzgrundlage. Die Mehrheit der User ist weder politisch noch gewerkschaftlich organisiert. Man kann aber durchaus in oben genannten Organisationen und Projekten aktiv sein und sich kritisch mit ihnen bei uns im Forum auseinandersetzen, was oftmals innerhalb solcher Organisationen schwer ist. Auch wenn es scharfe Kritik aus dem Forum an der herrschenden gewerkschaftlichen Praxis gibt, werden die Gewerkschaften nicht zum Feind. Es gibt eine Reihe aktiver Gewerkschafter, die sich der Möglichkeiten von chefduzen.de bedienen.

Bzw. worin liegen die Vorteile der Selbstorganisierung, wo sind ihre Grenzen?

Die bisherigen Organisationsformen sind weitgehend gescheitert. Ich sehe keinerlei Grenzen in den Möglichkeiten der Selbstorganisierung. Die Grenzen sind hausgemacht. Es fehlt bei weitem an Kontinuität. Die Aktivisten sind oftmals zu kurzatmig. Wir müssen lernen Geduld zu haben, auch mit der Passivität und Ignoranz eines Großteils der Bevölkerung und wir dürfen uns von Rückschlägen nicht entmutigen lassen.

Das kapitalistische System untergräbt seine eigenen Fundamente und macht sich die Mehrheit zu ihrem Feind und wir dürfen nicht zulassen, daß in den Zeiten der wachsenden sozialen Spannungen die Verzweifelten sich von braunen Rattenfängern greifen lassen oder in einen sinnlosen Kampf gegeneinander verfallen.

Was folgt dem Austausch auf Chefduzen? Steht der Servicecharakter um Erfahrungsaustausch bzw. Strategien gegen Ämter und ungeliebte Chefs im Fordergrund, oder folgt der Generalstreik?

Ich selbst neige auch eher zur Ungeduld und Stelle mir unter ,,Kampf" natürlich Dinge wie Arbeitsniederlegung und Barrikadenbau vor. Auf Beratung in praktischen und rechtlichen Dingen habe ich etwas verächtlich herabgeschaut. Der Betrieb dieses Forums hat mich eines Besseren gelehrt. Es ist einfach eine Selbstverständlichkeit, daß Menschen unter äusserem Druck zusammenrücken und sich mit ihrem Wissen gegenseitig unterstützen.

Schon in diesem Moment wird die kapitalistische Kultur des Konkurenzkampfes durchbrochen. Es entsteht in diesem Augenblick auch ein Vertrauensverhältnis und die Fragen gehen dann über die Lösung eines punktuellen Problems hinaus. Genau das wird von den Faschisten ausgenutzt, die auch eine Erwerbslosenberatung anbieten. Und für uns darf es nicht dabei bleiben, daß man es sich mit gegenseitiger Unterstützung in dem herrschenden Elend versucht einzurichten. Die Entwicklungen sind jedoch vielversprechend, es beginnen Leute zusammenzufinden, die sich länger nicht kampflos den Regeln des Marktes unterwerfen wollen. Gerade die Selbstorganisierung verspricht eine Unkontrollierbarkeit der künftigen Kämpfe.



online seit 27.04.2007  (Printausgabe 37)
Titel: Chefduzen Medienecho
Beitrag von: alfred am 11:19:56 Do. 24.Mai 2007
ZitatVon chefduzen.de aus gibt es keinerlei Berührungsängste, einzigen Ausnahmen sind wohl neoliberaler und faschistischer Scheißdreck.
:D Karsten ist wie immer ein Freund der direkten Ansage! Applaus, Applaus...  :D
Titel: Chefduzen Medienecho
Beitrag von: nina am 14:17:00 Mo. 18.Juni 2007
Bei heise.de wird das Forum hier als "Forum der Arbeitsscheuen" bezeichnet... hab eure URL auch daher - finds hier aber ganz nett :)

//www.heise.de - dann nach chefduzen suchen!
Titel: Chefduzen Medienecho
Beitrag von: admin am 17:44:41 Do. 19.Juli 2007
Das von der wildcat auf CD veröffentlichte Chefduzen-Hörspiel "untragbar" ist nun über GLOBAL RADIO gradio.org auch online abrufbar.

Interview mit dem Chefduzen Admin (http://www.gradio.org/mp3/chefduzen/17-Chaos%20_%20Chefduzen%20Interview.mp3)
Hörspiel "untragbar" (http://www.gradio.org/mp3/chefduzen/18-Chaos%20_%20Untragbar.mp3)


Die Aufdeckkung, daß plumpe Provokationen in diesem Forum von einem Rechner der BA kamen, schlug einige Wellen und machte die Runde in Publikationen (nicht nur) der Netzwelt. Hier der Text, den LabourNet veröffentlichte:

ZitatBA spammt bei Chefduzen.de

Was Bedienstete der BA Nürnberg aus lauter Langeweile tun – eine Chronologie:
weiter... (http://www.labournet.de/diskussion/arbeit/realpolitik/zwang/chefduzen.html)

 bei wordpress.com machte man sich folgende Gedanken
ZitatHetze
30Jun07


Eine Sachbearbeiterin einer Argen spammt bei Chefduzen.de, so so. Da stellt sich mir die Frage, warum macht sie das eigentlich? Wirklich nur aus Langeweile? Es gibt ja noch so einige andere Möglichkeiten von Gründe:

   1. Diese Saskia hat jeden Tag mit Schicksalen zu tun, die nicht einfach so zu schlucken sind, vor allem nicht in so eine ,,Wohlstandsgesellschaft" wie wir sie angeblich haben. Bitte, Armut gibt es schließlich nicht. Wir haben sogar einen mächtigen Aufschwung, und wir hatten die WM. Bitte nicht vergessen, okay? Eine erfolgreiche WM!

      Wer ein Verlierer ist, ist halt selber daran schuld. Bekommen wir schließlich immer von unsere Medien serviert. Und die müssen es ja schließlich am besten wissen, bei all den ehrenwerten Menschen, die dort arbeiten.

      Also, was tut so ein menschlicher Geist, damit die anderen Schicksale nicht zu sehr ans eigene Herz gehen und einem das Leben schwer machen? Richtig, es macht Opfer zu Schuldigen. Nicht nur das, sie werden zu Unmenschen. So etwas ähnliches ist auch gut bei Soldaten in Krisengebiete zu beobachten. Da werden mal eben die Schädel von Opfern gestapelt und sich damit fotografiert. Die totale Abgrenzung, Entfernung, damit der menschliche Geist von so viel Leid nicht verrückt wird.

      Ich möchte natürlich Soldaten nicht mit solchen Leuten wie Saskia vergleichen, ja aber doch, ich denke, so Hausfrauenpsychologisch gesehen, dass das Hirn sich da den gleichen Mechanismen bedient. Höh.

   2. Saskia hat es wirklich nur mit faulen und gierigen Arbeitslosen zu tun, weil die halt eben so sind, und ihr somit das Leben schwer machen. Der dadurch entstehende Frust muss halt dann raus, verständlich, oder? Wir wissen alle, das Frust am besten abgebaut wird, wenn man in der Anonymität eines Internetforums rumtrollt, wo genau solche Leute sind, die Schuld daran sind. Die Arme... vielleicht wäre ein Jobwechsel genau das richtige. Vielleicht ist sie sogar genau die Fachkraft, die unsere Unternehmen momentan händeringend suchen?

   3. Es ist Saskias Job, in Foren, wo Arbeitslose nach Hilfe suchen und sich austauschen, zu stören. Es ist nicht gut, wenn Leute sich zusammentun und sich organisieren. So was ist eine Gefahr und könnte so einige wenigen damit das Leben schwer machen. Es ist somit ihre Aufgabe, falsche Informationen weiterzugeben und auf die Würde der ,,Opfer" herumzutrampeln, damit sie das Kämpfen sein lassen. Vielleicht etwas zu paranoid, aber ich halte in diesem Land, das wieder im Faschismus abzugleiten droht, mittlerweile für alles möglich.

   4. Das ist alles Unsinn, sie ist keine SA bei der BA, sondern tatsächlich eine angehende Sozialpädagogin, die nebenher bei einer Familienberatung arbeitet. Da würde ich aber doch zu Punkt 2 nochmal zurückkommen, weil mit so einer voreingenommen Meinung über die Leute, mit denen sie jetzt und auch in Zukunft zu tun haben wird, mir dünkt, das sie irgendwie das falsche studiert. Nochmal ein Höh und ein Hoch auf unsere Bildungselite.

(via Fenrir)
http://umsturz.wordpress.com/2007/06/30/tag-181-hetze/
Titel: Chefduzen Medienecho
Beitrag von: pfeiffer.chris am 22:38:41 Do. 19.Juli 2007
echt klasse Hörspiel, gibts mehr davon?
Titel: Chefduzen Medienecho
Beitrag von: Schraubenwelle am 07:22:58 Fr. 20.Juli 2007
Das Hörspiel ist absolut klasse..zeigt es doch was in diesem Staat passiert und wie selbstverständlich das von der Politik hingenommen wird bzw auch noch nach besten Kräften gefördert wird.
Nur wenn man die Betroffenen mal zu Wort kommen lässt erfährt der normale Bürger was in dieser Republik möglich ist.
Diese Methoden müssen an das Licht der Öffentlichkeit immer und immer wieder bis auch der letzte Depp kapiert was wirklich los ist.
Titel: Chefduzen Medienecho
Beitrag von: UnchainedRage am 09:25:31 Fr. 20.Juli 2007
kann ich nur zustimmen

fand das interview interressant
das hörspiel war sehr gut, durch die hintergrundgeräusche is schon fast endzeitstimmung aufgekommen, durch die kommentare leider auch

werd ich mal an freunde verteilen
Titel: Chefduzen Medienecho
Beitrag von: admin am 22:18:57 Mo. 06.August 2007
http://zappi.wordpress.com/2007/07/14/call-center-agent-007/

ZitatCall-Center Agent 007
Juli 14, 2007 at 9:05 nachmittags | In Verlorene Menschen, wunderbare Welt, Dumme Welt, Der ganz normale Wahnsinn |

Mosern und Aufregen über die Arbeit in Callcentern, den wohl überflüssigsten Arbeitsplätzen der Welt, gleich nach den Telefon-Desinfektzierern erster Klasse, tuen die meisten von uns schon lange. Gebracht hat es außer ein paar graue Haaren, erhöhten Blutdruck nicht viel. Aber wie fühlt sich so ein CA bei der Arbeit, was geht intern vor. Sind die Vorgesetzten tatsächlich so grotten dämlich und Geldgeil wie sie bei chefduzen.de immer beschrieben worden sind?

Wer mal Einblicke in ein ColdCall Callcenter haben möchte, dem sei dieses Blog wärmstens ans Herz gelegt (http://callcenteragent.blogger.de/).

Via randpop (http://www.randpop.de/index.php/2007/07/07/ein-callcenter-agent-bloggt-jetzt-auch/) und Spreeblick (http://www.spreeblick.com/2007/07/06/callcenter-blog/).
Titel: Chefduzen Medienecho
Beitrag von: Eivisskat am 22:40:02 Mo. 06.August 2007
Oh je, dieser Schwachsinn ist ja unerträglich, was sind das bloss für Leute, warum akzeptieren sie diese absurden Jobs? 8o3
Vielen Dank für die "Aufklärung" @admin!
Titel: Chefduzen Medienecho
Beitrag von: unkraut am 23:02:19 Mo. 06.August 2007
Eine ehemalige Kollegin meiner Frau sitzt in so einem CC .
Die Nachbarin meiner Eltern auch .

Haarsträuende Geschichten hört man da manchmal .

Das AA hat mal versucht meine Frau ins CC zu pressen .
Leider hatte sie keine entspechende Qualifikation und fiel durch den Eignungstest . :( :( :( :( :( :( :( :(

Wenn bei mir mal einer/eine am Telefon ist , ist es mir jedesmal eine Freude den CCA bis zur Schmerzgrenze auszutesten .
Ja ich weiß das ist böse von mir . Das Gesprach wird von mir aber immer freundlich beendet .

Das mit den Erwerbslosen vor allem Fauen in die CC zu pressen ist so ähnlich wie die ZAF Kacke .

Ja die meisten Chefduzen-User sind blöß Nörgelfritzen und erzählen Märchen um sich wichtig zu machen .

Grüße vom unkraut
Titel: Chefduzen Medienecho
Beitrag von: admin am 12:52:21 Sa. 01.September 2007
GEGENWIND - Zeitschrift für Politik und Kultur in Schlewig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern 8/2207

ZitatNeuformationen im Klassenkampf
Austausch im virtuellen Raum, neue Kontakte und Ansätze


Das Wort ,,Klassenkampf" ist aus der Mode gekommen obwohl der Klassenkampf selbst nie aufgehört hat. Die Auseinandersetzung zwischen Kapital und Arbeit ist jetzt nicht nur überall sichtbar, sondern für die Meisten von uns spürbar: Die Wirtschaft setzt ihre Forderungen durch und wir stehen mit dem Rücken zur Wand, bzw. am Rande des ökonomischen Abgrunds in einem der reichsten Staaten der Welt. Die alten Werkzeuge der Gegenwehr scheinen nicht nur stumpf, einige sind nicht mehr zu wiederzuerkennen, andere nicht mehr vorhanden.

Es war die ,,Arbeiterpartei" SPD, die mit der Agenda 2010 den radikalsten Abbau sozialer Errungenschaften in der Geschichte der BRD durchsetzte und es waren die Gewerkschaften, die nicht nur bereits in den 70er Jahren halfen die Pest der Leiharbeit einzuführen, sie trugen selbst die Einführung von Hartz IV mit. Nahezu jeder von ihnen geführte Arbeitskampf scheint in letzter Zeit stets mit einer Niederlage zu enden. Durch die betrieblichen Aktivitäten der zahlreichen linken Gruppen und Grüppchen sahen sich in den 70er und 80er Jahren Gewerkschaften noch gezwungen Kämpfe zu organisieren. Doch diese linken Organisationen stürzten mit dem Fall der Mauer in eine solche Sinnkrise, daß sie sich ohne Not selbst auflösten oder in der Bedeutungslosigkeit versanken.

Aus einer Mischung von eigener ökonomischer Not, dem Wissen über die Schwäche linker Strukturen und dem Willen lieber neue Kontakte zu suchen, als vereinzelt und kampflos unterzugehen, wurde 2002 in Kiel das Internetforum der Ausgebeuteten //www.chefduzen.de gestartet.

Was als ungezwungener Austausch über die Probleme des Lebens mit und ohne Arbeit und mit Behörden begann, zeigte nach einigen Monaten Wirkung. Eine Zeitarbeitsfirma  war wenig erfreut illegale Machenschaften ihrerseits veröffentlicht vorzufinden und drohte dem Forum mit horrenden Zwangsgeldern bis hin zur Androhung von mehreren Monaten Knast. Seit dem wurde die Internetplattform zu einem Selbstläufer. Was ursprünglich als regionales Projekt geplant war, wurde nicht nur zunehmend bundesweit genutzt und fand inzwischen in Österreich mit der Gründung von chefduzen.at ein Schwesterforum. Zur Zeit treffen sich täglich um die dreitausend Menschen zum Austausch bei chefduzen, es sind fast 80.000 Beiträge nachzulesen, und täglich kommen rund 80 hinzu.  Zu den Lesern gehören die Mainstreammedien, aber auch die Behörden und auch die Ausbeuter selbst. Und so erhalten nicht nur die Forumsbetreiber regelmäßig Anwaltspost, sondern auch die Autoren von Artikeln werden, sofern man meint sie erkannt zu haben, sie werden vorgeladen und bedroht. Oft sind es nur leere Drohungen, doch es haben bereits User des Forums wegen ihrer Beiträge den Job verloren und ein Arbeitsgericht begründete die (angefochtene) Rechtmäßigkeit der Kündigung damit, man dürfe über solche Dinge in der Kneipe reden, jedoch nicht bei chefduzen.

Diesem Netzprojekt ist das gelungen, wovon Linke sonst nur reden. Es kommen, und sei es bisher nur im virtuellen Raum, diejenigen zusammen, die im Kapitalismus den Kürzeren ziehen, Erwerbslose, wie kleine (Schein-)Selbstständige, Facharbeiter aus Stammbelegschaften großer Betriebe und prekär Beschäftigte.

Der Austausch untereinander machte vielen Mut und das Wissen über eigene Rechte, Tricks und Kniffe tut ein Weiteres.  Doch die wachsende Community sucht inzwischen nach Wegen sich nicht nur einzeln zu wehren. Man versucht sich über Stammtische kennenzulernen, und es gibt Versuche über diese Kontakte demnächst jeweils eine Zeitung für die Bereiche Zeitarbeit und Callcenter zu erstellen.

Den nicht ganz regelmäßigen Stammtischtermin in Kiel erfährt man bei //www.chefduzen.de in der Rubrik Termine.
Titel: Chefduzen Medienecho
Beitrag von: unkraut am 14:15:03 Sa. 01.September 2007
:laola>

Freudige Grüße vom Unkraut
Titel: Chefduzen Medienecho
Beitrag von: jensen-ex am 20:13:52 Mo. 15.Oktober 2007
aus der Wildcat Herbst 2007:

Welche Rolle spielen Internetforen bei Konflikten auf Arbeit?

Über chefduzen.de haben sich Leute gefunden, die Zeitungen für Leiharbeiterinnen und Call Center Agents herausgeben wollen. Zeit für einen Zwischenstand von dieser Initiative zur Selbstorganisation. Im Anschluss berichtet ein IT-Arbeiter über die Verlagerung seines Betriebes und die Diskussion darüber im Forum Netzwerk IT.
Das Projekt chefduzen.de besteht seit nunmehr fast fünf Jahren und veränderte sich mit seiner wachsenden Community. Der Anspruch der Internetplattform als proletarisches Selbsthilfeprojekt erfüllte sich recht schnell. Der Erfahrungsaustausch hatte weitreichende Folgen, es war nicht nur das Wissen über die eigenen Rechte und Möglichkeiten sich zu wehren, was die Nutzer des Forums mutiger machte. Sondern die Erkenntnis, mit den oftmals existenziellen Problemen nicht allein zu sein, half vielen, sich aus Depressionen aufzurichten, um mit der eigenen Situation wieder offensiv umzugehen.
Wie stark diese Entwicklung als Bedrohung der Verhältnisse empfunden wird, lässt sich an der Vielzahl von Angriffen auf die Betreiber und Nutzer dieser Plattform ablesen. Einige Unternehmen haben sich bereits die Zähne an chefduzen.de ausgebissen. Die Firma, die mit ihrem überzogenen Angriff auf die Forenbetreiber bundesweit Schlagzeilen gemacht hat, ist inzwischen pleite, andere gaben nach erfolglosen juristischen Attacken auf. Während aber weiter regelmäßig Anwaltspost eintrifft, haben andere sich darauf verlegt, sich auf vermutete oder tatsächliche Nutzer einzuschießen. Vorladungen von Ämtern, Drohungen mit Schwarzen Listen (für einen Job in der Branche), Abmahnungen und Kündigungen waren die Folge. Als eine gefeuerte Leiharbeiterin vor ein Arbeitsgericht zog, erhielt der Sklavenhändler richterliche Unterstützung. Die Arbeiterin berichtete: »Die Richterin meinte, ich hätte mich mit den Usern in einem Cafe treffen können und meine Meinung dort äußern können, aber nicht im Internet.« Auch von Wellen verschiedenster Angriffe aus der rechten Szene blieb das Forum nicht verschont.
All das hatte nicht die erwünschte Wirkung und machte das Projekt nur populärer. So wird der Austausch reger und die Zahl der Beiträge (bisher 80 000) wächst täglich um gut 80. Die Idee hat bereits Staatsgrenzen übersprungen, in Österreich gibt es seit zwei Jahren chefduzen.at, und seit Neuestem ist auch chefduzen.ch aus der Schweiz online. Der Versuch, ein solches Forum auch in Belgien zu starten, ist bisher gescheitert. In ersten Ansätzen werden grenzüberschreitend Fragen gestellt und Artikel über deutsche Arbeitsmigranten wurden unter den Foren ausgetauscht.
Es ist zu beobachten, dass dieser virtuelle Treffpunkt von Stammbelegschaften großer Betriebe erst dann genutzt wird, wenn das Kind in den Brunnen gefallen ist, wenn Massenentlassungen beschlossen worden sind oder wenn man sich in einem Arbeitskampf von der Gewerkschaft im Stich gelassen fühlt, chefduzen.de ist ein Forum der Verzweifelten. Die wenigsten haben einen politischen Hintergrund, es ist meist der direkte ökonomische Druck bei Arbeitslosigkeit wie auch in Ausbeutungsverhältnissen, oder das Gefühl, innerhalb eines Betriebs oder von Ämtern und Behörden nur fertig gemacht zu werden, was die Menschen hier zusammenbringt. Viele stoßen durch eine konkrete Frage auf das Forum und bleiben dann regelmäßig dabei, weil man hier nicht nur Rat findet, sondern auch Diskussionen über Zusammenhänge, aber insbesondere, weil sich mit viel Galgenhumor ein Gemeinschaftsgefühl entwickelt hat.
Es kommen hier Menschen zusammen, zu denen weder die linke Szene noch die Gewerkschaften einen Draht haben. Leiharbeiter, Scheinselb-ständige, Schwarzarbeiter und die in Drückerkolonnen Jobbenden. Der Drückerjob ist schon längst kein Randbereich mehr und wird zusehends eine normale und weit verbreitete Form des Arbeitsverhältnisses. Die immer gnadenloser werdenden Verhältnisse lassen sich direkt in den Beiträgen der Community ablesen. Überschuldung, der Verlust der Krankenversicherung, Obdachlosigkeit, Knast-und Psychiatrieaufenthalte sind keine Seltenheit.
Inzwischen ist das Bedürfnis gewachsen, über die gegenseitige Unterstützung mit gutem Rat und Zuspruch hinauszukommen. Es geht darum, auch praktisch zu werden. Man trifft sich zur Begleitung bei Ämterbesuchen, und aus verschieden Orten gab es Aufrufe zu chefduzen-Stammtischen. Hier häufen sich noch die Startschwierigkeiten, viele kommen nicht zustande, sind kurzlebig oder mit stets neuen Teilnehmern kaum handlungsfähig. Es gibt hier sehr konkrete Schwierigkeiten: die fehlende Zeit der Scheinselbständigen, die sich totarbeiten; die Leiharbeiter, die nicht wissen, wo sie von ihrer Firma eingesetzt werden; die Geldnot der Erwerbslosen, die sich weder ein Busticket noch ein Bier in einer Kneipe leisten können. Und doch wurden in bisherigen Treffen bedeutende praktische Aktivitäten beschlossen. Es ist eine Zeitung für Leiharbeiter geplant und eine für Call Center Agents. Das sind nun die ersten Schritte, nachdem man sich gefunden und gegenseitig aufgerichtet hat, sich auch kollektiv mit den Verhältnissen auseinanderzusetzen.
Titel: Chefduzen Medienecho
Beitrag von: unkraut am 20:54:37 Mo. 15.Oktober 2007
Top !
Titel: Chefduzen Medienecho
Beitrag von: Krokos am 20:54:57 Mo. 15.Oktober 2007
ich finde das aber nciht fair, zu sagen dass Gewerkschaften H4 mit eingeführt haben nur weil ausgerechnet Peter Hartz Gewerkschaftsmitglied war...

Das was ich bisher mitbekommen habe sind 90% der Gewerkschaftler für eine Abschaffung / Anhebung von H4 und einer Abschaffung von Zeitarbeit zumindestens in den Status Quo.

Das ist jedenfalls mein Eindruck davon....

Klar machen dagegen tut niemand was, aber Aktionen müssen bei der heutigen neoliberalen Durchseuchung und Meinungsbildung genau geplannt und überlegt werden....es bringt nichts vereinzelt Widerstand auszuüben der dann schon im Keim von der Bildzeitung erstickt wird...


ich vermute mal dass die IGM im Moment schon einen Schlag gegen Zeitarbeit vorbereitet, aber wahrscheinlich noch auf einen passenden Zeitpunkt abwartet (vor den Wahlen...).
Titel: Chefduzen Medienecho
Beitrag von: jensen-ex am 21:34:07 Mo. 15.Oktober 2007
ZitatOriginal von Krokos
...
ich vermute mal dass die IGM im Moment schon einen Schlag gegen Zeitarbeit vorbereitet, aber wahrscheinlich noch auf einen passenden Zeitpunkt abwartet (vor den Wahlen...).

ist das dein ernst? :rolleyes:
Titel: Chefduzen Medienecho
Beitrag von: Krokos am 22:14:09 Mo. 15.Oktober 2007
mmh wahrscheinlich eher ein Wunschdenken, aber irgendwas müssen die doch machen sonst sind die demnächst so überflüssig, da könnten die auch gleich ganz dicht machen...
Titel: Chefduzen Medienecho
Beitrag von: Ziggy am 22:48:47 Mo. 15.Oktober 2007
@Krokos
Die Gewerkschaften haben Schröder und seine Schergen gewähren lassen. Damit sind sie mit Schuld an Hartz IV. Gegen den entschlossenen Widerstand der Gewerkschaften (und der SPD-Linken!) wäre Schröders "Basta!"-Politik nicht möglich gewesen. An der Macht bleiben um jeden Preis war die Devise.
Am Ende wird es die SPD vernichten.

Die Gewerkschaften stehen am Scheideweg. Die IG Metall hat sich zur Kehrtwende entschieden und versucht nun, Zeitarbeit wieder zurückzudrängen und zu in dieser Form zu ächten. Ein mühsames Unterfangen, aber richtig und notwendig. Leider stehen sie damit im DGB ziemlich alleine da. Und von ver.di kommt auch nichts.

Ein "großer Schlag" ist nicht zu erwarten, eher viele kleine mühsame Sticheleien. Es liegt aber auch an den Leiharbeitern selbst, aktiv zu werden. Man kann nicht immer die anderen für sich kämpfen lassen. Aber das ist ein echtes Problem, LAN zu motivieren, viele leben in bereits in Resignation und Lethargie.

Grüße, Ziggy
Titel: Chefduzen Medienecho
Beitrag von: Krokos am 23:07:03 Mo. 15.Oktober 2007
ich habe auch schon überlegt besser von Verdi zur IGM zu wechseln....
von Verdi kommt so gut wie nix mehr an Aktionen, auch wenn bei Verdi trotzdem alle Zeitarbeit sehr kritisch betrachten.

Das ist alles so beschissen, mittlerweile 700.000 Zeitarbeiter und alle schauen nur dumm zu, ich will auch aktiv werden nur wie ?
Habe mir schoneinmal überlegt der Linken beizutreten, aber ich will nicht nur ständig auf Treffen gehen wo sich dann alle gegenseitig die Ohren vollheulen, ich will etwas für mehr Gerechtigkeit am Arbeitsplatz machen, nur wie ?
Titel: Chefduzen Medienecho
Beitrag von: unkraut am 23:43:56 Mo. 15.Oktober 2007
Die Linke labert , Gysi schaut den Volk aufs Maul aber es geht nichts konkretes ... IMHO

Und egal welche Gewerkschaft , so richtig für Leiharbeiter arrangiert sich keine .Ich kann auch keinen Versuch erkennen Leiharbeiter aktiv anzusprechen ect.

Ich weis aus eigener Erfahrung das das sehr schwierig ist .Meist nur am WE zu hause und in alle Richtungen verstreut .
Trotzdem :
Von den Gewerkschaften die sich " Leiharbeiter " auf die Fahne geschrieben haben sollte mehr " Fronteinsatz " praktiziert werden .
Nicht nur ein Aufnahmeantrag , Satzung und Monatsbeitagsbroschüren den Leuten zusenden . ( Meine Erfahrung die mich bisher von einem Gewerkschaftsbeitritt abgehalten haben )

Meine Frau ist noch in der IGMetall . Da kommt 1 x im Monat die Zeitung . Ehrlich gesagt die Beiträge sind manchmal völlig Arbeitsweltfremd .

Sicher lesen Mitarbeiter der IG Metall hier mit .
Aber öffentlich geäußert hat sich noch keiner speziell zum Thema Leiharbeit(er) .

Grüße
Titel: Chefduzen Medienecho
Beitrag von: Ziggy am 00:59:28 Di. 16.Oktober 2007
Die IGM betreibt hier bei uns gute Öffentlichkeitsarbeit, bei einer Pressekonferenz zum Thema war ich selber dabei, und das Medienecho war positiv. Demnächst passiert wieder etwas ähnliches.
Wenn du mal im ZOOM Forum liest, wirst du feststellen, daß es Arbeitskreise gibt, daß man in die Betriebe geht, daß man versucht, an die Betriebsräte heranzukommen und für das Thema zu sensibilisieren.

Es gibt in den Köpfen immer noch diese Mauern, nicht nur West und Ost, sondern Stammbelegschaft und Leiharbeiter, Berufstätige, Arbeitslose, Rentner, alle werden gegeneinander ausgespielt. Man muß den Leuten klarmachen, daß sie ihre gemeinsamen Interessen auch nur gemeinsam vertreten und erkämpfen können. Man muß Schranken niederreißen, Feindbilder zerstören, den Blick schärfen für das Wesentliche.

Der Weg ist mühsam und steinig. Aber es gibt keinen anderen.

Grüße, Ziggy
Titel: Chefduzen Medienecho
Beitrag von: unkraut am 09:51:46 Di. 16.Oktober 2007
Guten Morgen Ziggy ...
Vieleicht kommt es mir auch nur so vor weil hier Provinz ist .
Aber selbst in größeren Städten wie Neubrandenburg wo verhältnismäßig viele Leihbuden sind und auch Randstad / Bindan Büros unterhalten ist nix zu vermerken .
Neulich war eine Veranstaltung der Linken mit Gregor und Oskar in Templin . Mitten in der Woche !
Intersse war verhalten . Klar , von den  ALG I  und H4 Betroffenen kommen nicht viel aber von denen die noch Arbeit haben  sind 50 % auf Montage , 5 % Arbeiten im Umlamd , 5 % Staatsdiener und öffenlicher Dienst . 10 % Rentner und die restlichen 30 % sind halt die ALG I und H4 .
Solche Veranstaltungen müssen halt am Samstag sein .
Ich hatte die Linke darauf hin angeschrieben . Hatte ich schon mal erwähnt . Dicker Großbreif mit viel Papier incl. Aufnahmeantrag . Mehr kam nicht .
Ab und an ne Mail mit Newsletter .

Ich werde mal drüber nach denken ob ich mich mal mit dem Gebietszuständigen MA der IG Metall in Verbindung setzen sollte .

Grüße
Titel: Chefduzen Medienecho
Beitrag von: Ziggy am 10:12:20 Di. 16.Oktober 2007
Also eins hab ich gelernt in meinem Leben: Verlass dich nie auf andere!

Wenn's dir zu ruhig ist, dann denk dir was aus.
Wenn's keinen Stammtisch gibt, gründe einen.
Ruf in deiner nächstgelegenen Linkspartei-"Niederlassung" an, frage, was läuft, ob Aktionen geplant sind.
Schreibe Leserbriefe an die Lokalpresse.
Knüpfe Kontakte ...

Ich kann nur sagen, ich bin ja auch in der Provinz, aber hier ist was los, die Linkspartei hat eine aktive Ortsgruppe hier, die machen immer was, ich schaffe es gar nicht, überall dabeizusein, Stammtische, Infostände ...

Die IGM macht auch öfter was. Wenn da infomäßig was geplant ist, holen die mich mit ins Boot, als authentischen Berichterstatter.

Wenn irgendwo 2 oder 3 Figuren auf der Straße die Köpfe zusammenstecken und über Politik reden, ruckzuck, bin ich da, und DANN GEH ICH DENEN AUF DIE NERVEN! Solange, bis sie noch weiter links sind als ich!

Es gibt IMMER was zu tun. Warte nicht auf die anderen. Fange selber an.

Es geht nicht um Oskar und Gregor. Die sind nur unsere Lautsprecher. Das machen sie auch gut. Aber kämpfen müssen wir schon selber.
Titel: Chefduzen Medienecho
Beitrag von: unkraut am 10:48:19 Di. 16.Oktober 2007
Zitatdie Linkspartei hat eine aktive Ortsgruppe hier
hier auch aber das sind alte Seilschaften , kenne ich noch aus DDR / SED Zeiten
mit denen möche ich persönlich nichts zu tun haben ( aber das ist ja meine privatsache )


ZitatSchreibe Leserbriefe an die Lokalpresse.
schon versucht
hier ist der Nordkurier das Blatt
ebenfalls durchzogen von alten genossen - sprich zensur

in der beziehung frustierte Grüße
Titel: Chefduzen Medienecho
Beitrag von: Eivisskat am 11:14:55 Di. 16.Oktober 2007
ZitatOriginal von unkraut
Zitatdie Linkspartei hat eine aktive Ortsgruppe hier
hier auch aber das sind alte Seilschaften ,

mit denen möche ich persönlich nichts zu tun haben ( aber das ist ja meine privatsache )
in der beziehung frustierte Grüße

Hier genau das Gleiche: mental Kranke, machtbesessene, inkompetente Emporkömmlinge, die sich weder für ihren Bezirk noch für die Sache interessieren/dafür konkret arbeiten, sondern denen es EINZIG UND ALLEIN um eine bezahlte Stelle/polit. Karriere & Absicherung im Rathaus geht, mit allen denkbaren Gemeinheiten, Klüngeleien & Manipulationen.
Mit solchen Typen kann Mensch nicht arbeiten, leider... :(
Titel: Chefduzen Medienecho
Beitrag von: Schraubenwelle am 14:30:59 Di. 16.Oktober 2007
Gerade aber um die alten Seilschaften mal zu zerreissen wäre es doch wichtig mal frisches "Blut "in die Partei zu bringen.
Die linke hier bei mir ist davon nun nicht betroffen,zum Glück.
Da ich seit neusten auch Parteimitgleid bin werde  ich mich gerade gegen so alte Seilschaften auch zur wehr in der Partei setzen.
Titel: Chefduzen Medienecho
Beitrag von: Ziggy am 17:48:02 Di. 16.Oktober 2007
Ich schwöre dir: Wenn ich an einen Linke-Stammtisch komme und treffe solche Sülzbacken, da kracht es!
Titel: Chefduzen Medienecho
Beitrag von: admin am 15:17:05 Di. 13.November 2007
Zitat18.10.07
 Protest gegen Leiharbeitsmesse in Münster

Münster – ca. 30 Personen demonstrierten am Vormittag des 18. Oktober in Münster gegen eine Leiharbeitsmesse in der Halle Münsterland. Die ARGE Münster (Arbeitsgemeinschaft Arbeitsagentur und Sozialamt der Stadt Münster) hatte die Messe ausgerichtet und ca. 2.500 Erwerbslose unter Androhung von Sanktionen dazu eingeladen. (Abb.: Sicherheitsdienst geleitet uneingeladenen Sklavenhändler samt seiner Ware nach draußen.)
 
Die Protestierenden machten per Megaphon auf die Missstände in der Leiharbeitsbranche auf sich aufmerksam und führten ein spontanes Theaterstück auf, in dem die Veranstaltung als Sklavenmarkt karikiert wurde: Arbeitslose wurden an einem Strick durch die Halle geführt und versteigert. Der WDR filmte diese Aktion, bis die Veranstalter die AktivistInnen des Raumes verwies. Vor der Halle Münsterland wurden Flugblätter verteilt, die Niedriglöhne in der Leiharbeitsbranche und die Kooperation der Arbeitsagenturen mit der Leiharbeitsbranche kritisierten. AktivistInnen des Internetforums //www.chefduzen.de und der FAU Münster verteilten die so eben erschienene 1. Ausgabe der Zeitschrift ,,Leihkeule". Abgerundet wurde die Aktion durch einen Auftritt des Berliner Liedermachers Geigerzähler mit Texten zum Thema.

Von Arbeitsagenturen durchgeführte Leiharbeitsmessen mit Zwangseinladungen für Erwerbslose gab es bereits in diversen anderen Städten. Die Arbeitsagenturen präsentieren dies als Service sowohl gegenüber Arbeitgebern wie auch den Arbeitslosen. Die Zeitarbeit gilt als ,,Wachstumsbranche", die vermeintlich Arbeitsplätze schaffe. Oft werden hier Arbeitslose, deren Chancen auf einem ersten Arbeitsmarkt gering sind, nur zeitweilig zu Niedriglöhnen zwischengeparkt, bevor sie wieder in die Arbeitslosigkeit zurückfallen. Durch die viel geringeren Lohnkosten in der Leiharbeitsbranche wird ebenso Lohndruck auf den ersten Arbeitsmarkt ausgeübt. Die Branche trägt damit wesentlich zu einem ständig wachsenden Niedriglohnsektor bei, in dem die Lohnarbeit kaum zur Sicherung des Lebensunterhalts ausreicht.

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Dokumentation des Aufrufs:

Niedriglohn, Zwangarbeit –
Dafür haben wir keine Zeit!
Schluß machen mit Arbeitszwang zu Dumpinglöhnen!


Wir treffen uns am 18.10. um 10.30 Uhr am Münsteraner Hauptbahnhof, Ausgang Ost (Bremer Platz), um dagegen zu protestieren, dass die ARGE Münster 2.500 Münsteraner Arbeitslose dazu zwingt, sich bei Menschenhändlern – Leiharbeits und Zeitarbeitsfirmen – zu bewerben sowie in CallCentern, wo die Arbeitsbedingungen oftmals ebenso schlecht sind. Die ARGE hat hier in der Halle Münsterland eine ,,Messe" organisiert und die Arbeitslosen verpflichtet, diese zu besuchen und sich bei den anwesenden Firmen zu bewerben. Das entlarvt mal wieder das Zwangssystem Hartz IV. Wir sind hier, weil wir der Meinung sind, dass die Methoden der Arbeitsagenturen und der Leihartbeitsfirmen menschenunwürdig sind.

Niedriglohn
Vier Zeitarbeitsverbände haben Tarifverträge abgeschlossen, zwei mit dem DGB (7,15 € West, 6,22 € Ost brutto als Einstiegsgehalt) und zwei mit christlichen Gewerkschaften (6,34 € West, 5,22 €). Darüber hinaus gibt es noch zahlreiche Einzelklitschen, die keinen Tarifvertrag haben und diese Bezahlungen noch unterbieten. Von diesen Löhnen kann man nicht leben, die Arbeitslosen, die sich heute hier bewerben, sind morgen arbeitende Arme. Selbst einen geforderten Mindestlohn von 7,50 € - mit dem man auch noch arbeitend arm wäre – wird hier massiv und bewusst unterboten.

Zwangsarbeit
Mit Hartz IV hat der Staat den Leih- und Zeitarbeitsfirmen einen großen Gefallen getan. Denn bekanntlich ist jede Arbeit zumutbar, solange sie nicht sittenwidrig ist. ,,Sittenwidrig" wäre ein Lohn, der den geltenden Tarifvertrag um ein Drittel unterschreitet. Die Agentur für Arbeit kann Erwerbslose also auch dann noch in die Zeitarbeit zwingen, wenn diese einen Stundenlohn von ca. 4,- Euro auszahlen (wir reden immer noch von Bruttolöhnen!). Nimmt ein Erwerbsloser eine solche Arbeit nicht an, winken Abzüge beim Arbeitslosengeld – in der ersten Stufe eine Kürzung von 30 Prozent.
Die Zeitarbeitsfirmen nutzen das schamlos aus: Wer die angebotene Stelle nicht annimmt, wird bei der Arbeitsagentur verpetzt. Das heißt schlicht und einfach: Die Personalabteilungen der Leiharbeitsfirmen zwingen Erwerbslose, für sie zu arbeiten.

Unsicherheit ist Programm
Daß Arbeitsagenturen und in diesem Fall die ARGE Münster diese Klitschen noch fördern, indem sie ihnen ein Forum bieten, wäre sogar dann kontraproduktiv, wenn man an Hartz IV irgend etwas Gutes finden würde: Leiharbeitsfirmen funktionieren nach dem Motto Anstellen und Rausschmeißen. Den schlecht bezahlten Job hat man genau so lange, wie man gebraucht wird. Offiziell kann man sich zwar durchaus krankschreiben lassen, aber dann wir man eben nicht mehr ausgeliehen. Und solange man nicht arbeitet, steht man eben nur in der Kartei und wird nicht bezahlt – man steht also auch wieder in der Schlange vor der Arbeitsagentur.

Hartz IV abschaffen! Leiharbeit abschaffen!
http://fau-duesseldorf.org/nachrichten/weitere-10bb-nada-18-10-07-protest-gegen-leiharbeitsmesse-in-munster
Titel: Chefduzen Medienecho
Beitrag von: BGS am 23:15:35 Di. 13.November 2007
Hartz IV und Sklaven- bzw. Leiharbeit endlich abschaffen, stattdessen bedingungsloses Grundeinkommen für alle, da es eh nicht genügend vernünftig bezahlte Arbeitsplätze gab, gibt und geben wird.

Mehr als genug Geld für alle Bürger wäre da, wenn die Arbeitsamtsbürokratie abgeschafft wird.

Wo ist die 1. Ausgabe der Zeitschrift ,,Leihkeule" erhältlich?

MfG

BGS
Titel: Chefduzen Medienecho
Beitrag von: cyberactivist am 23:36:18 Di. 13.November 2007
hier:

http://chefduzen.de/thread.php?threadid=12414
Titel: Chefduzen Medienecho
Beitrag von: admin am 11:38:21 Mi. 21.November 2007
ZitatDie Leihkeule

Ich war schon längere Zeit nicht mehr hier bei der Montagsdemo. Es lag an dem alltäglichen Blues mit dem Kampf ums ökonomische Überleben, der einen davon abhält, dann noch zusätzlich vor die Tür zu gehen. Es war aber auch Frust: darüber, dass Protest nichts nützt, dass die Herrschenden ihn ignorieren – und auch ignorieren können. Es ist an der Zeit, dass es nicht nur zu Protesten, sondern zu Widerstand kommt, an dem die Herrschenden nicht mehr vorbeikönnen!

Widerstand ist wohl dort am sinnvollsten, wo die Menschen ausgebeutet werden. Wir haben uns entschlossen zu versuchen, Widerstand dort zu organisieren, wo die Ausbeutungsverhältnisse verschärft sind: bei der Leiharbeit. Ein paar Leute aus der Branche haben nun eine kleine Zeitung für Leiharbeiter gemacht: ,,Die Leihkeule (http://chefduzen.de/thread.php?threadid=12414)". Ich werde sie hier verteilen. Man kann sie auch im Internet herunterladen und ausdrucken. Es wäre schön, wenn sie weiterverbreitet wird!

Wir sind Leute, die sich im Internet über das Forum ,,Chefduzen" kennengelernt haben. Auf diesem ,,Forum der Ausgebeuteten" treffen sich täglich mehrere Tausend Menschen, um sich auszutauschen. Die Möglichkeiten des Internet sind nur begrenzt, denn Kämpfe sollen nicht in der virtuellen Welt geführt werden, sondern in der wirklichen. Aber in mehreren Städten haben sich bereits Menschen gefunden, die einen regelmäßigen Stammtisch einrichten, als Anlaufpunkt, aktiven Widerstand zu organisieren. Am 1. Februar 2008 findet im Bremer ,,Naturfreundejugendhaus" in der Buchtstraße eine Infoveranstaltung von ,,Chefduzen" statt. Wir hoffen, dass auch daraus ein regelmäßiger Treff entsteht.

Karsten Weber (parteilos)
http://www.bremer-montagsdemo.de/159/reden159.htm
Titel: Chefduzen Medienecho
Beitrag von: admin am 14:00:32 Do. 13.Dezember 2007
ZitatNeues Deutschland
Sozialistische Tageszeitung • Donnerstag, 13. Dezember 2007


MEDIENlink
www.chefduzen.de


»Das Forum der Ausgebeuteten« nennt sich das Internetportal im Untertitel, das am 15. Dezember sein fünfjähriges Bestehen feiert. Darin steckt neben einer gehörigen Portion Selbstironie auch ein Hinweis auf die Gründungsgeschichte. Es waren Beschäftige in Callcentern, Angestellte aus Zeitarbeitsfirmen und andere prekär Beschäftige in Kiel und Umgebung, die das Internetportal im Dezember 2002 gründeten, um ihre Erfahrungen unabhängig von Gewerkschaften und politischen Organisationen auszutauschen.

Die wachsende Zahl der Klicks zeigte, dass die Webseite sehr schnell auch bundesweit genutzt wurde. Mit seiner breiten Themenpalette zu unterschiedlichen sozialen Konflikten im Industrie- und Dienstleistungssektor, Arbeitslosigkeit, Ein-Euro-Jobs, Zeitarbeitsfirmen, Arbeitsagenturen und Jobcenter sowie Rente und Gesundheitswesen hat das Forum der Nerv der Zeit getroffen. Mittlerweile haben sich die User an einigen Beispielen begonnen, nicht nur virtuell sondern auch im realen Leben zu treffen und sich gemeinsam zu organisieren.

Dieser auch für die Gründer unerwartete Erfolg des Portals hat schon bald die Gegenseite auf den Plan gerufen. Immer wieder probieren Unternehmen, die von Mitarbeitern virtuell kritisiert worden sind, die Veröffentlichungen von Beiträgen mit Abmahnungen zu stoppen. Dieser Versuch, kritische Berichte zu unterdrücken hat das Internetportal, dem noch viele Jubiläen zu wünschen sind, aber eher gestärkt und eine Welle der Solidarität eingebracht.

//www.chefduzen.de
http://www.neues-deutschland.de/artikel/120805.html
Titel: Chefduzen Medienecho
Beitrag von: admin am 19:12:48 Fr. 21.Dezember 2007
LinX - sozialistische Zeitung für Kiel
Nr.25, Dez. 2008

Zitat5 Jahre den Chef geduzt!

Im Dezember konnte die Internetplattform //www.chefduzen.de ihr fünfjähriges Bestehen feiern.
Was als kleines politisches Nebenprojekt in Kiel geplant war, entwickelte sich auf unvorhersehbare Weise zu einem der bedeutendsten virtuellen Treffpunkte für soziale und politsche Fragen im deutschsprachigen Netz und schlug eine Menge Wellen. Ein Pendant ging in Österreich als chefduzen.at online, während ein paar Schweizer Gewerkschaftslinke ihren Versuch mit chefduzen.ch nach kurzer Zeit wieder einstellten. Aus dem Bereich der Leiharbeit kam das Gegenprojekt "chefsiezen", das von Zeitarbeitsdisponenten betrieben wurde. Ihre Veröffentichungen über faule Leiharbeiter wurden von ihren Arbeitgebern jedoch als geschäftsschädigend erachtet und mußten wieder aus dem Netz verschwinden.

Die alleinige Veröffentlichung von realen Arbeitsbedingungen und der Ausstausch der Ausgebeuteten untereinander, wird von einigen als reale Bedrohung betrachtet und führte zu drastischen Gegenreaktionen. Wellen von Abmahnungen mußten die Betreiber über sich ergehen lassen, Denial of Service Attacken, Hackerangriffe und Mailbombings blieben dem Forum ebensowenig erspart, wie Versuche der rechten Szene bei dieser Plattform einen Fuß in die Tür zu kriegen. Aus dieser Ecke kamen auch Drohungen gegen den Forumsadministrator. Firmen verklagten und feuerten Mitarbeiter wg. ihrer Veröffentlichungen bei Chefduzen oder setzten sie auf schwarze Listen.

Chefduzen ist ein politisches Projekt, das sich weitgehend unabhängig von der politischen Szene entwickelt hat. Die Betroffenen von Armut und Ausbeutung erkennen in diesem Forum, das täglich von mehreren Tausend Menschen besucht wird, daß sie mit ihrem Schicksal nicht allein sind. Im Austausch miteinander politisieren und radikalisieren sie sich. Der Community reicht es nicht mehr nur im Netz zu diskutieren und man traf sich in verschiedenen Städten. Eine Zeitung für Leiharbeiter gehört zu den ersten Früchten dieser Selbstorganisation.
Titel: Chefduzen Medienecho
Beitrag von: cyberactivist am 01:04:13 Sa. 12.April 2008
Wir werden in den VDI-Nachrichten erwähnt.
Spielregeln für Mitarbeiter einführen

http://www.vdi-nachrichten.de/vdi-nachrichten/aktuelle_ausgabe/akt_ausg_detail.asp?cat=4&id=38093&source=homepage
Titel: Chefduzen Medienecho
Beitrag von: cyberactivist am 01:07:10 Sa. 12.April 2008
Und auf Telepolis:

http://www.heise.de/tp/r4/artikel/27/27696/1.html
Titel: Chefduzen Medienecho
Beitrag von: Sektsauferle am 11:11:22 Sa. 12.April 2008
ZitatAus dem Bereich der Leiharbeit kam das Gegenprojekt "chefsiezen", das von Zeitarbeitsdisponenten betrieben wurde. Ihre Veröffentichungen über faule Leiharbeiter wurden von ihren Arbeitgebern jedoch als geschäftsschädigend erachtet und mußten wieder aus dem Netz verschwinden.

 LoL2

mann, seid ihr populär :D
Titel: Chefduzen Medienecho
Beitrag von: alfred am 22:22:30 Sa. 12.April 2008
Oberchef Naumann - A.I.M Allgemeine Industriemontagen GmbH (http://www.chefduzen.de/thread.php?threadid=11794&threadview=0&hilight=&hilightuser=0&page=1)

LOL
Titel: Chefduzen Medienecho
Beitrag von: unkraut am 22:27:04 Sa. 12.April 2008
@ Alfred ...
Jo ,  da war mal richtig was los hier .
MfG
Titel: Chefduzen Medienecho
Beitrag von: admin am 17:28:42 Do. 24.Juli 2008
LinX, Sozialistische Zeitung für Kiel, Nr. 15 vom 25. Juli 2008

ZitatArbeit in Zeiten der Globalisierung:

Solidarität neu denken


Hoch die internationale Solidarität!", scholl es oft bei Demos durch die Straßen. In den 70er Jahren meinte man damit die Unterstützung von Befreiungsbewegungen in Afrika oder Lateinamerika. Der Betrieb der Internetplattform chefduzen.de ("Das Forum der  Ausgebeuteten") zeigt aber, wie die Globalisierung auch hier angekommen ist und wir uns diesen begrenzten Internationalismusbegriff nicht mehr leisten können.

Die Geld- in Warenströme fließen global und die Ströme an Menschen, die vor Armut und Krieg flüchten, sollen mit militärischen Mitteln gesteuert werden, mit dem Erfolg von Tausenden ertrunkenen Flüchtlingen im Mittelmeer. Die Lebensbedingungen verändern sich rasant, denn der Kapitalismus bietet nirgendwo Sicherheit. So finden sich bei chefduzen zahllose Berichte von Menschen, die als Pendler ihren Arbeitsplatz jenseits der Grenze haben oder die als Arbeitmigranten das Land verlassen haben (und von einigen, die entnervt zurückgekehrt sind). Wer hätte vor einigen Jahren sich schon vorstellen können, daß sich Deutsche Gastarbeiter in den Nachbarländern als Lohndrücker unbeliebt machen würden?

Das Forum versuchte der Übersichtlichkeit halber ein Ordnungprinzip nach Regionen einzuführen, das dann oft scheiterte. Die Einführung des Themengebiets "Kämpfe in der Automobilindustrie" funktionierte erst dann, als es dort keine nationalen Grenzen mehr gab. Der wilde Streik bei OPEL hat ja auch gezeigt, dass der Ausfall der Produktion in Bochum auch direkte Auswirkungen auf die Produktion in Britannien und Schweden hatte. Jetzt macht das Mosaik der internationlen Nahchrichten über Standortverlagerungen und Arbeitsniederlegungen weltweit richtig Sinn. Es handelt sich nicht nur um den gleichen Konzern, ein PKW wird heutzutage in  ver- schiedenen Staaten teilproduziert und irgendwo global endmontiert und das oftmals mit dem Label "made in Germany". Ein anderes Beispiel dafür, wie Welt der unbegrenzten Ausbeutung auch bei uns angekommen ist und "internationale Solidarität" eine neue  Bedeutung bekommt, ist in folgenden Berichten nachzulesen, die eine in Hamburg lebende Polin unter dem Nick "Alexis" bei chefduzen veröffentlichte:

"Ich schreibe hier, weil jetzt guter Rat teuer ist. Und ich bin ziemlich Ratlos. Gestern, pünktlich zur polnischen Mutter Tag schrieb mich Freundin meiner Mutter an, dass ihr Sohn in Deutschland in Schwierigkeiten steckt. Er ist angeworben von einer deutschen Firma um in Deutschland befristet zu arbeiten. Seit 12.04. hat er gearbeitet zusammen mit ca. 20 anderen. Es sollte alles legal laufen, inkl. aller Versicherungen und Verträge. Aber es ist völlig anders.

Keiner von denen spricht Deutsch und keiner kennt deutsche Rechtslage. Z. B., das Krankenversicherung Sache der Arbeitsgeber ist. Sie haben täglich durchschnittlich 12 Stunden gearbeitet (echter Hard work!) und einige worden krank, es gab Unfälle. Nicht nur, das keiner zum Arzt durfte, aber es gab nicht mal einen Ansprechpartner der Polnisch oder Englisch konnte. Sie haben auch kein Geld bekommen bis auf 300 Euro (aber auch nicht alle) vor 2 Tagen, [kam der] Hinweis "Firma Kapput". Die Hälfte ist abgereist, und die Firma holt neue Leute aus Polen. 9 Leute sind noch geblieben, 3 arbeiten (immer noch ohne Bezahlung), 6 werden nicht mehr in die Firma gelassen wegen Meldung an das Konsulat. Einer liegt nach einem Arbeitsunfall in Koma in Krankenhaus.

Ich habe mit Polizei telefoniert, bin auch mit den Leuten auf Wache gewesen um Anzeige zu erstatten, aber niemand ist zuständig und keiner kann mir sagen wer zuständig ist. Ich will Morgen bei Arbeitsamt versuchen, aber die Zeit läuft mir davon. Ich bin Berufstätig und habe 2 Kinder, viel Zeit kann ich nicht investieren. Der Polizist sagte mir frech, dass es nicht sein Problem ist wenn sie auf der Straße sitzen und nichts zu futtern haben. In solchen Fällen geht man vor dem Rathaus und zum Caritas meinte er.

Bitte hilf mir den Leuten zu helfen, an wem soll ich mich wenden? Konsulat tut nicht, Polizei ist nicht zuständig, Zoll interessiert sich nur ür Schwarzarbeit, Arbeitsamt hat geschlossen und die Zeit drängt! Es muss in Deutschland doch jemanden geben, der gegen  Sklavenarbeit was ausrichten kann!"

[Es wird nach dem Ort gefragt, weil es regional verschiedene Organisationen gibt, die helfen könnten]

"Der Ort heißt Wewelsfleth in der Nähe von Hamburg. Danke für dem Tipp, aber ich Suche eigentlich nach einen Weg, wie die Leute Ihr Recht bekommen."

[Es gibt einen Kontakthinweis in der Region]

"Super! Das ist genau das was ich brauche! Danke, Du bist echt GROßE KLASSE!"

[Wenige Tage später: ]

"Tieftraurig

Leider hat alles nichts gebracht. Ich habe trotz tagelangen Bemühungen keinen gefunden, der sich zuständig fühlte. EMWU konnte nichts machen, weil die Leute nicht im Verein oder Gewerkschaft waren, hat sich aber wenigstens bemüht. Die Leute sind nach Polen zurück, per Anhalter und als Schwarzfahrer mit der Bahn. Der Schwer verletzte ist am Freitag im Hamburg gestorben, er war meines Wissens nach ca. 25. Die Firma hat die Leute natürlich nicht versichert und jetzt geht sie ins Insolvenz. Ich kann es nicht glauben, das so etwas mitten in Europa möglich ist."
Titel: Chefduzen Medienecho
Beitrag von: besorgter bürger am 11:25:16 Sa. 16.August 2008
Kommentar von Twister2007 zum Thema Callcenter

http://www.heise.de/newsticker/foren/S-Mein-Gott-habt-ihr-jemals-so-grosse-Krokodilstraenen-gesehen/forum-142357/msg-15408550/read/
Titel: Re: Chefduzen Medienecho
Beitrag von: jobless0815 am 09:41:45 Di. 04.November 2008
Zitat von: besorgter bürger am 11:25:16 Sa. 16.August 2008
Kommentar von Twister2007 zum Thema Callcenter

http://www.heise.de/newsticker/foren/S-Mein-Gott-habt-ihr-jemals-so-grosse-Krokodilstraenen-gesehen/forum-142357/msg-15408550/read/ (http://www.heise.de/newsticker/foren/S-Mein-Gott-habt-ihr-jemals-so-grosse-Krokodilstraenen-gesehen/forum-142357/msg-15408550/read/)

Was ist gemeint mit "...wie z.B. chefduzen nach und nach plattgemacht wurde"...?
Titel: Re: Chefduzen Medienecho
Beitrag von: aian19 am 13:22:19 Di. 04.November 2008
Zitat von: jobless0815 am 09:41:45 Di. 04.November 2008
Zitat von: besorgter bürger am 11:25:16 Sa. 16.August 2008
Kommentar von Twister2007 zum Thema Callcenter

http://www.heise.de/newsticker/foren/S-Mein-Gott-habt-ihr-jemals-so-grosse-Krokodilstraenen-gesehen/forum-142357/msg-15408550/read/ (http://www.heise.de/newsticker/foren/S-Mein-Gott-habt-ihr-jemals-so-grosse-Krokodilstraenen-gesehen/forum-142357/msg-15408550/read/)

Was ist gemeint mit "...wie z.B. chefduzen nach und nach plattgemacht wurde"...?

Totgesagte leben ja bekanntlich länger  ;D

Sagen wirs mal so, wenn ich´s recht in Erinnerung habe, war die für die Geburtsstunde dieses Forums ein großer grüner Callcenterbetreiber in Kiel mitverantwortlich, der auch INet-Anschlüsse usw. anbietet. Ging heiß her damals, die haben das gesamte juristische Sammelsurium aufgefahren um den Forengründer und dieses unbequeme kritische Forum plattzumachen. Doch dank positivem Feedback hier in diesem Forum, diversen Spendenaufrufen und einem standhaften Forengründer haben sie auf Granit gebissen. Sowas nenne ich im übrigen STANDHAFT und AUFRECHT und nicht sowas, was die SPD-Hansel in Hessen abgeliefert haben....
Ich denke mal das Forum war deswegen, auch gerade wegen der juristischen Feinheiten, zeitweise offline, wo einige dann wohl von ausgingen, das wars mit CD. Ist zum Glück nicht so. Und da so eine juristische Kampagne ja auch immer mit medialem Publikum verbunden ist und das dann oft nicht so gut in der Öffentlichkeit ankommt, gehen sie mittlerweile eher dazu über, hier U-Boote einzuschleusen oder gleich zu versuchen, das Forum zu hacken.
Wie man sehen kann, mit offenbar mäßigem bis gar keinem Erfolg  ;D
Titel: Re: Chefduzen Medienecho
Beitrag von: jobless0815 am 15:13:33 Fr. 07.November 2008
Zitat von: aian19 am 13:22:19 Di. 04.November 2008
..
Totgesagte leben ja bekanntlich länger  ;D

Sagen wirs mal so, wenn ich´s recht in Erinnerung habe, war die für die Geburtsstunde dieses Forums ein großer grüner Callcenterbetreiber in Kiel mitverantwortlich, der auch INet-Anschlüsse usw. anbietet.  (...)

Ok, Danker für die Info, auch wenn ich noch nicht herausbekommen habe, wer der "grüne CC-Betreiber" ist, steh da
grad  auf dem Schlauch, gibt sich sicher noch;-)
Titel: hier der "Schlauch"
Beitrag von: Pinnswin am 09:55:08 Mo. 10.November 2008
http://www.chefduzen.de/index.php?topic=222.0

8-ung: Lang.
Titel: Re: hier der "Schlauch"
Beitrag von: jobless0815 am 22:29:51 Fr. 14.November 2008
Zitat von: Pinnswin am 09:55:08 Mo. 10.November 2008
http://www.chefduzen.de/index.php?topic=222.0

8-ung: Lang.

Merci.
Titel: Re: Chefduzen Medienecho
Beitrag von: admin am 18:23:16 Do. 20.November 2008
Basisgruppe Internationale Entwicklung (bagru.ie)
ZitatDie Fabrik, also die räumliche Konzentration vieler ArbeiterInnen sowie der darüber ermöglichte Austausch zwischen und die Vernetzung von abhängig Beschäftigten, trug nicht unwesentlich zur Formierung der ersten ArbeiterInnenassoziationen bei. Unter den fragmentierten Bedingungen postfordistischer Produktion und ihrer räumlichen Zerstreuung der Arbeitsorte (Homework, Außendienst, Ich-AGs, dezentralisierte Fabriken und kleinteilige Unternehmensstrukturen usw.), aber auch der gesellschaftlichen Tendenz zu sozialer Fragmentierung und Vereinzelung ist die genannte räumliche Basis der Organisierung vielfach verloren gegangen. Unter diesen Voraussetzungen gewinnen neue Kommunikationstechnologien wie das Internet an Bedeutung, insofern sie die virtuelle Vernetzung von Menschen an weit voneinander entfernt liegenden Orten ermöglichen und so auch die Basis für (Selbst-)Organisierungsformen und Aktionen im "realen" Raum schaffen können.

Das Internetportal Chefduzen.de existiert seit 2004 (seit 2006 auch Chefduzen.at) und nutzt das Internet als Kampfwerkzeug. Von Information und Austausch über geringe Entlohnung und miserable Arbeitsbedingungen, über Tipps und Tricks im Umgang mit Arbeitslosen- und Sozialämtern bis hin zu Vernetzung, Aktion, Widerstand und Streik, über all das wird auf dem Forum diskutiert. Oft bleibt Gesagtes nicht nur virtuell, sondern findet auch reale Umsetzung.

Das Projekt erhielt politisches Gewicht durch die wachsende buntgemischte Community, die dieses Angebot des Austauschs zur sozialen Selbstverteidigung und Selbstorganisation nutzt. Das "Forum der Ausgebeuteten" steht seit seiner Nutzung durch eine breitere Öffentlichkeit unter juristischem Beschuss von AusbeuterInnen.

links: http://www.chefduzen.de

http://www.chefduzen.at
http://wikis.ie.bagru.at/altes-wikie/chefduzen?highlight=(chefduzen)



Hamburger Abendblatt, 8.11.2008

"Menschen sind keine Ware!"


ZitatIst Zeitarbeit also gar kein Fluch, sondern ein Segen, weil ja jetzt die Verleihfirma das wirtschaftliche Risiko trägt? Sind Leiharbeiter gar keine "Arbeitnehmer zweiter Klasse", wie der Deutsche Gewerkschaftsbund klagt, weil sie meist nicht nur schlechter bezahlt werden, sondern auch das höhere Entlassungsrisiko tragen? Ist es etwa übertrieben, wenn "Jürgen2" bei www.chefduzen.de, wo haarsträubende Erfahrungsberichte mit Zeitarbeitsfirmen geschildert werden, schreibt: "Man muss sich immer bewusst sein, die sehen dich nicht als Mensch und Arbeitnehmer, sondern als Kostenfaktor und Rohstoff." Hat Heiko Werner Unrecht, wenn er sagt: "Ich finde es in höchstem Maße unmoralisch, dass man Menschen genauso leihen kann wie eine Packung Schrauben. Menschen sind keine Ware!"

Aber Manövriermasse - gebraucht in guten Zeiten, abgestoßen in der Krise?
http://www.abendblatt.de/daten/2008/11/08/967791.html
Titel: Re: Chefduzen Medienecho
Beitrag von: jensen-ex am 16:54:13 Fr. 05.Dezember 2008
http://de.indymedia.org/2008/12/234666.shtml
Titel: Re: Chefduzen Medienecho
Beitrag von: admin am 15:55:43 Mi. 10.Juni 2009
Direkte Aktion 191
(Januar/Februar 2009) erschienen:


Forum der Ausgebeuteten
Interview mit Karsten Weber, dem Gründer der Internetplattform chefduzen.de


Zitat- Was ist und macht chefduzen und wie ist das Projekt entstanden?

Chefduzen ist entstanden aus Frust über die Perspektivlosigkeit der linken
Szene. Es ist ein Versuch eine zeitgemäße Form des Klassenkampfes zu
entwickeln. Wir haben die soziale Frage in den Mittelpunkt gestellt und im
Internet einen Raum für Diskussion und Auseindersetzung geschaffen. Die
Betroffenen von Ausbeutung und Verarmung müssen selbst Lösungen der
sozialen und politischen Probleme entwickeln. Das können ihnen ein paar
politische Vorturner nicht abnehmen. Wir versuchen Dogmatismus und
Sektiererei zu vermeiden dafür zu sorgen, daß eine strömungsübergreifende
Diskussion möglich ist, nur bei faschistoider oder neoliberaler Propaganda
schreiten wir sofort ein, ansonsten lassen wir mehr zu, als anderswo in
der Linken denkbar wäre.

- Was hat chefduzen bisher erreicht? ("die größten Erfolge")
- Gab es schon Streß mit Behörden oder Arbeitgebern?


Diese beiden Fragen müssen wir zusammenfassen, denn der Streß mit Behörden
und Arbeitgebern bescherte uns auch unsere größten Erfolge. Wir haben
weitgehend Neuland betreten und alle Seiten versuchten die juristischen
Möglichkeiten auszuloten. Einge Unternehmen betrachteten ja schon die
Veröffentlichung ihrer Arbeitsbedingungen als Affront und es hagelte nach
kurzer Zeit Schreiben von Anwälten, Polizei und Gerichten. Wir sind keine
geborenen Helden, aber wir wollten auch nicht klein beigeben, so kurze
Zeit nach dem Start. Wir hatten schlaflose Nächte und ernsthafte
Existenzängste. Die Drohungen gipfelten in der Absurden Summe von einem
Zwangsgeld bis in Höhe einer viertel Million Euro oder der 6 Monate Haft.
Wir kamen mit einem Lehrgeld von rund 3000 Euro davon und Dank einer Welle
der Solidarität und Unterstützung durch die Rote Hilfe blieb auch das
letztendlich nicht auf unseren Schultern. Dieser Angriff auf chefduzen
machte erst die Runde in der Netzwelt, bis sich auch die Mainstreammedien
der Sache annahmen. Die Bekanntheit und Popularität des Forums der
Ausgebeuteten wuchs explosionsartig. Die erste Firma, die uns ans Bein
pißte, ist inzwischen pleite. Die Callcenterbetreiber freenet, buw oder
Tectum (uva.) bissen sich an dem Forum die Zähne aus und schossen sich
selbst ins Knie. Sie sägten so an ihren Ruf durch ihr lichtscheues
Verhalten und machten die Öffentlichkeit neugierig (allein das Thema
"freenet" wurde bei chefduzen 250 000 mal besucht) bis auch die
bürgerliche Presse interesse zeigte. Uns ist es wichtig uns nicht allein
auf die Ausbeuter zu konzentrieren. Uns bedeutet es auch viel, daß man
sich die Informationsfreiheit in den Medien und speziell im Internet nicht
weiter beschneiden läßt. Wir verachten den verauseilenden Gehorsam, den
viele Betreiber von Netzprojekten an den Tag legen. Wir haben im
Juristischen viel dazugelernt und wissen, daß es sich bei einem großen
Teil der Drohungen um Bluff handelt. Wir haben uns mit ähnlich
ausgerichteten Internetportalen und erfahrenen Juristen zusammengetan um
(unter dem Dach der Roten Hilfe)  gegen die Ausbreitung von Zensur und
Beschneidung der Meinungsfreiheit politisch und juristisch vorzugehen. Wir
verbuchen es als einen Erfolg, daß viele Unternehmen zwar Schiß vor der
Öffentlichkeit haben, aber noch größeren Schiß davor, das öffentliche
Interesse durch einen Angriff auf uns zu vergrößern. Es war auch die Folge
der so entstandenen öffentlichen Diskussion, daß ein Ausbeuter nicht mehr
ausreichend Personal rekrutieren konnte und gezwungen war den Lohn zu
erhöhen. Das Forum wurde auch von Aktivisten genutzt, einen Betriebsrat in
einem Callcenter zu etablieren. Solche Aktivitäten sind in einigen
Betrieben so schwer, wie unter einem diktatorischem Regime. Die anomymen
Diskussionsmöglichkeiten in einem solchen Forum haben sich als hilfreich
bewiesen.

- Was macht ihr momentan?

Neben dem Alltag mit dem Forenbetrieb und der Beteiligung an der
Diskussion, sind wir bemüht, die Möglichkeiten und Kontakte, die aus der
Arbeit an dem Netzprojekt entstanden sind, für praktische Aktivitäten zu
nutzen. Das Internet bietet einfach zusätzliche Möglickeiten, doch es
ersetzt nicht traditionelle Formen der politischen Auseinandersetzung mit
Flugblättern, Plakaten, Treffen und Versammlungen. Wir versuchen den
Schwerpunkt der Arbeit in die reale Welt zu holen ohne den virtuellen
Treffpunkt aufzugeben. Die Stammtische in mehreren Städten und die
Branchenzeitungen für den Leiharbeitssektor und die Callcenter sehen wir
als einen Schritt in die richtige Richtung.


- Was plant ihr in Zukunft?

Wir wollen gegen die Spaltungen und Atomisierung der Klasse gegenanwirken.
Die Erwerbslosen müssen selbst zwar in jeder Beziehung gestärkt werden,
doch sie sind selbst kaum organisierbar. Arbeitskämpfe der Zukunft müssen
auch die Rechte der Erwerbslosen einfordern. Und wir wollen auch weiter
vordringen in den ersten Arbeitsmarkt und die Stammbelegschaften der
Großbetriebe in die  Diskussion einbeziehen. Es kann nicht sein, daß
chefuzen allein für die Prekarisierten da ist und die Stammbelegschaften
der Industrie mit dem DGB herumklüngeln. Wir werden alle Opfer der Krise,
die über uns hereinbricht, es bleiben keine sicheren Inseln. Erst wenn wir
es lernen, solidarisch mit Leuten zu sein, denen im Moment noch etwas
besser geht, haben wir eine entscheidende Spaltung überwunden.
Titel: Re: Chefduzen Medienecho
Beitrag von: ManOfConstantSorrow am 13:12:56 Fr. 12.Juni 2009
ZitatWeniger radikal in der Theorie, aber nicht minder effektiv in der Praxis ist das Internetforum "chefduzen.de", das Markus Lawrenz vorstellt. Unter dem Motto "Online Zusammenschließen - Offline Kämpfen" vernetzt das Forum Lohnabhängige, gleich welcher Couleur (lediglich "Faschisten und Neoliberale müssen draussen bleiben") und ermuntert diese zu einem Austausch über ihre Erfahrungen mit und in ihrem Betrieb. Betriebe, denen "chefduzen.de" ein Dorn im Auge ist, nicht zuletzt weil sie um einen Imageschaden für ihre Firma fürchten, verklagen das Forum mit aller Regelmäßigkeit. Der amüsante Effekt davon ist, dass das Forum dadurch nur an Popularität gewinnt, da mittlerweile auch die bürgerliche Presse auf den Arbeitskampf im world wide web aufmerksam geworden ist und der Druck auf die diskutierten Betriebe dadurch automatisch erhöht wird.
http://www.jugendzeitung.net/onlinemag/rezension-die-neuen-streiks-geschichte-gegenwart-zukunft/
Titel: Re:Chefduzen Medienecho
Beitrag von: admin am 17:33:42 Fr. 15.Januar 2010
LabourNet  5. Januar 2010
...

Direkte Aktion 197 – Januar/Februar 2010:

ZitatCatwalk

Hartz IV: Überprüfungsanträge stellen!

Das Hessische Landessozialgericht hat im Oktober 2009 festgestellt, dass die aktuellen ALG II-Regelsätze nicht ausreichend und somit verfassungswidrig sind. Eine endgültige Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts steht noch aus. Trotzdem ist es für alle EmpfängerInnen von ALG II wichtig, schnellstmöglich Überprüfungsanträge zu stellen – für Nachzahlungen für das Jahr 2005 war der Stichtag der 31.12.2009. Die notwendigen Unterlagen und weitere Hinweise sind auf www.chefduzen.de (http://www.chefduzen.de) (dort dem entsprechenden Link oben auf der Seite folgen) zu finden.


Leiharbeit: Gleichen Lohn einklagen!

Das Landesarbeitsgericht Berlin-Brandenburg (LAG) hat im Dezember 2009 die CGZP in zweiter Instanz für nicht tariffähig erklärt. (siehe Seite XY, Artikel Christliche Tariffähigkeit) Damit sind deren Dumpingtarifverträge in der Leiharbeit nicht rechtens. Falls das Urteil bestätigt wird, haben alle LeiharbeiterInnen, die unter CGZP-Tarifvertrag gearbeitet haben, rückwirkend zum 01.01.2007 Anspruch auf höhere Löhne. In diesem Zusammenhang werden das Büro Günter Wallraffs und chefduzen.de Sammelklagen führen. LeiharbeiterInnen können sich an die Kanzlei wenden: Prof. Dr. Rechtsanwalt Rüdiger Knaup, www.ra-knaup.de (http://www.ra-knaup.de), Doktor-Ruer-Platz 6, 44787 Bochum, Telefon: 0234-60270-0
http://www.direkteaktion.org/197/catwalk (http://www.direkteaktion.org/197/catwalk)


Und auch in einem russischen Forum diskutiert man mit dem Wissen aus chefduzen.de den Umgang mit Ämtern, Behörden und Jobs in Deutschland:
Zitathttp://www.chefduzen.de/index.php/topic,19965.105.html
здесь всё на эту тему,но ветка очень длинная
об этом процессе в телевизоре тоже говорили,Томас .К и есть,кто всё это организовал.
http://foren.germany.ru/legal/f/15045674.html?Cat=&page=0&view=collapsed&sb=5 (http://foren.germany.ru/legal/f/15045674.html?Cat=&page=0&view=collapsed&sb=5)
Titel: Re:Chefduzen Medienecho
Beitrag von: admin am 21:22:01 Mo. 05.Juli 2010
ZitatGegen Ausbeuter:
Chefduzen nicht nur virtuell


Das in Kiel gegründete ,,Forum der Ausgebeuteten" www.chefduzen.de (http://www.chefduzen.de) hat es sich nach acht Jahren Aktivität bei den Ausbeutern gründlich verscherzt. Der Ordner mit juristischen Drohungen platzt aus allen Nähten und es entstanden daraus den Betreibern Kosten über mehrere Tausend Euro. Die erste Firma, die sich mit chefduzen anlegte, ist inzwischen pleite, das Anwaltsbüro, das die Abmahnung betrieb, gibt es auch auch nicht mehr. Der eine Anwalt (Bernhard Syndikus) ist rechtskräftig  verurteilt zu zu einer zehnmonatigen Freiheitsstrafe (auf Bewährung), sowie zu einer Geldstrafe in Höhe von 90.000 Euro, sein Kompagnon (der berüchtigte Abmahnanwalt Günter Freiherr von Gravenreuth) erschoss sich, um den Weg in den Knast zu umgehen. Die Gegner der offenen Diskussion über Ausbeutung nehmen es nicht so genau mit dem Gesetz, sie bezahlen auch mal Hacker für eine Attacke auf das Kieler Forum. Aber selbst die Kripo Kiel wandte sich auch an das Forum, um Kontakt zu ehemaligen Mitarbeitern eines Callcenters zu bekommen, das sowohl Kunden, als auch die eigenen Mitarbeiter abzockte. Man wolle ,,den kriminellen Sumpf endlich trockenlegen" erklärte der Kommissar dem Forumsbetreiber.

Wenn schon der virtuelle Austausch von Ausgebeuteten ein rotes Tuch für Ausbeuter ist, muss das reale Zusammenkommen der Proletarier für sie die Hölle sein. Chefduzenaktivisten organisierten gemeinsam mit der FAU eine Infoveranstaltung über die  Wirtschaftskrise. Aus der gut besuchten Veranstaltung im Subrosa erwuchs das ,,Krisentreffen", das sich vorgenommen hat, Kämpfe in der Region zu unterstützen und zu vernetzen. Es gab eine Aktion, in der mit Plakaten und verklebte Flyern über aktuelle Auseinandersetzungen in Zeiten der Krise bekannt gemacht wurden, von den Aktionen der Milchbauern über Studentenproteste bis zu einer Kundgebung von HDW Arbeitern. Der Bildungssektor wurde näher unter die Lupe genommen, man traf sich mit Kita-Mitarbeitern und Aktivisten der Studenten- und Schülerproteste. Es geht darum die Gemeinsamkeiten der Kämpfe klarzustellen, damit auch die Kämpfe zusammenkommen können. Eine Veranstaltung mit Aktivisten dieser Kämpfe ist in der Pumpe geplant.

In Zeiten des Ausverkaufs des Staatsbetriebe hat sich aus Chefduzenkreisen auch eine Initiative zu den Postdienstleistern gegründet. Es geht um den Informations- austausch zwischen Leuten, die in den verschiedensten Jobs der Post arbeiten und denjenigen, die bereits in prekären Jobs bei privaten Brief- und Paketdienstleistern malochen. Aktuell geht es nun auch um die Unterstützung von dem Kampf gegen Lohndumping bei den Kieler Nachrichten. Die KN versucht durch Leiharbeit und nach der Betriebsratsgründung der Leiharbeiter und Austausch des Personals sich im Unterbieten von Arbeitsbedingungen. Es gibt enge Kontakte zu den kämpferischen Leiharbeitern.

Und zu guter Letzt soll noch darauf hingewiesen werden, dass es auch einmal monatlich einen chefduzen-Stammtisch in der Bambule gibt. Es geht um einen ungezwungenen Austausch und auch um ein nettes Beieinander, denn auch das ist ein Schritt um die Vereinzelung zu überwinden. Unter der Webadresse des Forums findet man aktuelle Infos in der Rubrik ,,Termine".
http://www.sozialismus-jetzt.de/LinX-2010/LinX-2010-07/Chefduzen.html (http://www.sozialismus-jetzt.de/LinX-2010/LinX-2010-07/Chefduzen.html)

ZitatPost und Nachfolgeunternehmen

Bei der Post gibt es noch gut ein Jahr eine Art ausgehandelten Waffenstillstand, dann beginnt das Hauen und Stechen, wenn es um Arbeitsbedingungen und Joberhalt geht. Aber schon jetzt geht es rund bei den ständig sich neugründenden (und manchmal ebenso schnell verschwindenden) Brief- und Paketdienstleistern. Einige wurden als Billigdienstleister von der Post selbst etabliert. Lohndumping und skandalöse Zustände gehören fast schon zur Normalität in der Branche, in denen von Unternehmen bezahlte Pseudogewerkschaften eine traurige Rolle spielen. Selbst innerhalb der Post ist der Informationsfluß zwischen den Mitarbeitern verschiedener Bereiche und Niederlassungen schlecht und es gibt nahezu keine Kontakte zu den anderen Unternehmen der Branche. Deshalb gibt es in Kiel seit gut einem halben Jahr einen Poststammtisch für einen lockeren Austausch. Der nächste findet am 7.7. statt. Es gibt ein großes Interesse daran, diesen Austausch auch überregional zu ermöglichen. Bei chefduzen.de gibt es eine gesonderte Rubrik externer Link für die anonyme Diskussionsmöglichkeit über die Brief- und Paktetdienstleister und zu den kieler Aktivisten kann man Kontakt aufnehmen über post@chefduzen.com
http://www.labournet.de/branchen/dienstleistung/tw/sonstige/postdienste.html (http://www.labournet.de/branchen/dienstleistung/tw/sonstige/postdienste.html)
Titel: Re:Chefduzen Medienecho
Beitrag von: admin am 14:18:55 Do. 16.Dezember 2010
Wikipedia ist nicht neutral und schon oft unter Druck von einflußnehmenden Firmen und Politikern eingeknickt. Eine Kritik an den freenet Callcenter und der dazugehörige Link zu chefduzen.de verschwand bei Wikipedia spurlos. Deshalb halte ich den Wikipediaeintrag zu TECTUM mit dem Stand vom 16.12.2010 hier fest:

ZitatArbeitnehmerrechte und Kritik

Neben der durch die Tectum Group selber arrangierten Öffentlichkeitsarbeit durch eigene Pressemitteilungen (openpr.de und tectumgroup.net) ergibt sich bei näherer Betrachtung noch ein anderes, ergänzendes Bild.

    * Die Tectum Group versuchte durch Abmahnungen das öffentliche Mitarbeiterdiskussionportal chefduzen.de zur Löschung unliebsamer Mitarbeiterbeiträge zu zwingen[7]. Medienpräsenz erlangte die Tectum Group auch durch ein WDR-Interview[8] Günter Wallraffs, in welchem dieser die Tectum Group als Firma bezeichnet, "die nicht nur die Auftraggeber sondern auch die Angestellten betrügt".[9] Nach Androhung rechtlicher Schritte gegen den WDR durch den Hausjustiziar der Tectum Group Christoph Kateloe und Verlangen der Preisgabe der journalistischen Quellen Wallraffs oder Zensur der der Tectum Group unliebsamen Passage entfernte der WDR zum Schutz journalistischer Quellen kurzerhand die streitige Aussage im Interview.
http://de.wikipedia.org/wiki/Tectum_Group (http://de.wikipedia.org/wiki/Tectum_Group)
Titel: Chefduzen im Hamburger Abendblatt
Beitrag von: Nikita am 12:45:24 Mo. 07.Februar 2011
ZitatZeitarbeit: Nach fünf Rekordjahren trifft die Krise auch die erfolgsverwöhnte Branche
"Menschen sind keine Ware!"

Jan Haarmeyer

Ein Leiharbeiter bei Airbus leidet unter der ständigen Unsicherheit und wünscht sich nichts mehr als eine feste Anstellung.


(https://forum.chefduzen.de/proxy.php?request=http%3A%2F%2Fwww.abendblatt.de%2Fmultimedia%2Farchive%2F00015%2F129563v1_jpg_15995c.jpg&hash=7ebd5734d50bc31037c5a86041c1b80a75240bb4)

Foto: Ingo Röhrbein

Hamburg. Zu Beginn des Gesprächs greift Heiko Werner in seine Manteljacke und holt seinen Airbus-Betriebsausweis heraus. "Gucken Sie mal", sagt er, "hier am Rand ist ein weißer Streifen." Gar kein Streifen wäre besser. Denn dann wäre der Maschinenbautechniker einer von 12 000 Mitarbeitern, die zur Stammbelegschaft bei dem Flugzeugbauer südlich der Elbe gehören. Ein roter Streifen auf dem Ausweis allerdings wäre noch schlechter, dann wäre der Mittvierziger nämlich ein sogenannter "Werksvertragler", dessen Arbeitskraft nur für ein bestimmtes Projekt angefordert wird. Der weiße aber, der weist ihn als "Leiharbeiter" aus. Einer von 5000 auf Finkenwerder. Ein LAK, eine Leiharbeitskraft. Nirgendwo in Hamburg gibt es mehr Leiharbeiter als bei Airbus, und nirgendwo in Deutschland gibt es mehr LAK als in Hamburg.

Neben dem weißen Streifen steht in Wahrheit ein anderer Name, aber Heiko möchte seinen nicht in der Zeitung lesen. Das ist leicht zu verstehen, wenn man weiß, dass die Unsicherheit ständiger Begleiter dieser Arbeitnehmer auf Zeit ist. Und die Zeit läuft gerade rückwärts für die Leiharbeiter in Deutschland. Seit Wochen vergeht kaum ein Tag, an dem nicht irgendein Unternehmen verkündet, dass es sich aufgrund der Finanzkrise von seinen Leiharbeitern trennen wird.

Den Anfang machte BMW mit dem Abbau von 5000 Zeitarbeitern. 200 bei Ford, 500 bei Deutz, 5000 weltweit bei Continental - die Liste der angekündigten Entlassungen ließe sich fortsetzen. Dabei wird eines oft übersehen: Die fortgeschickten Leiharbeiter landen nicht auf der Straße, sondern zunächst einmal wieder bei ihrer Verleihfirma. Denn mit der haben sie einen Vertrag.

Rund 13 000 solcher Firmen gibt es mittlerweile in Deutschland, der größte Personaldienstleister ist Randstad mit 60 000 Mitarbeitern. Keine Branche ist in den letzten fünf Jahren so rasant gewachsen. Der Boom begann, als Agenda-Kanzler Gerhard Schröder und sein Wirtschaftsminister Wolfgang Clement mit den Hartz-Gesetzen die Flexibilisierung des Arbeitsmarktes vorantrieben. Durften Zeitarbeiter nach dem Arbeitnehmerüberlassungsgesetz (AÜG) maximal nur drei Monate an einen Kunden ausgeliehen werden, ist ihr Einsatz bei einem Unternehmen seit 2004 zeitlich unbefristet möglich. Der explosive Effekt: Gab es 2002 rund 260 000 Zeitarbeiter in Deutschland, waren es im Sommer 2008 laut Institut der deutschen Wirtschaft (IW) etwa 750 000. Die Politik hatte es möglich gemacht, dass Firmen sich nach Bedarf ihr Personal dazukaufen konnten - und es auf Knopfdruck auch wieder loswurden, wenn beispielsweise die Aufträge ausbleiben.

Doch das war bisher kaum der Fall. Im Gegenteil: Die Verleihfirmen hatten im Aufschwung der letzten Jahre zunehmend Mühe, gutes Personal zu finden. Auch Heiko Werner, der nach seiner Lehre als technischer Zeichner arbeitslos wurde, sich dann zum Maschinenbautechniker und später auch in Umwelttechnik fortbildete und zweimal durch die Insolvenz seiner Firmen den Job verloren hat, bewarb sich schließlich bei einer Verleihfirma - und landete so vor zweieinhalb Jahren bei Airbus, wo er heute in einer Konstruktionsabteilung arbeitet. "Ich dachte damals, na gut, zwei Jahre als Leiharbeiter bei Airbus, dann kriegst du sicher eine feste Anstellung."

Heiko Werner ist, wie er sagt, "kein typischer Leiharbeiter sondern privilegiert". Weil zum einen bei Airbus das Prinzip gelte: gleicher Lohn für gleiche Arbeit. Und weil er nicht wie die Mehrzahl der Zeitarbeiter auf Finkenwerder in der Produktion arbeitet, Schichtdienst hat und pro Stunde bezahlt wird, sondern als Angestellter ein Grundgehalt von 3400 Euro brutto erhält. Wobei seine Firma ihm nur die tariflichen 2700 Euro zahlt, die Differenz übernimmt Airbus. Zahlt also kräftig drauf, doch das ist sozusagen der Preis für die erkaufte Flexibilität. Dafür arbeitet Heiko 35 Stunden in der Woche. Er hat ein Arbeitszeitkonto, darf bis zu 150 Plus- oder 20 Minusstunden anhäufen. Seine Verleihfirma hat einen Tarifvertrag mit dem Interessenverband deutscher Zeitarbeitsunternehmen (IGZ), danach hätte er einen Urlaubsanspruch von 27 Tagen. "Aber da ich bei Airbus bin, habe ich 30 Tage Urlaub." Vom siebten Monat des Beschäftigungsverhältnisses an gelten auch für ihn die gesetzlichen Kündigungsfristen. "Das Problem ist, wenn Airbus meinem Verleiher sagt, wir brauchen deine Leute nicht mehr, geschieht das innerhalb von 14 Tagen. Und wenn mein Verleiher dann nicht innerhalb von vier Wochen einen neuen Kunden findet, wird er mich kündigen - und ich bin wieder arbeitslos."

Da es der Branche bisher so gut ging, ist dieses Szenario eher selten, könnte aber in den nächsten Monaten ein großes Thema werden. Das Bundesarbeitsgericht hat in einem Urteil von 2006 geklärt, was in der Zeitarbeitsbranche nicht geht: eine betriebsbedingte Kündigung, weil es kurzfristig keine Aufträge gibt.

Ist Zeitarbeit also gar kein Fluch, sondern ein Segen, weil ja jetzt die Verleihfirma das wirtschaftliche Risiko trägt? Sind Leiharbeiter gar keine "Arbeitnehmer zweiter Klasse", wie der Deutsche Gewerkschaftsbund klagt, weil sie meist nicht nur schlechter bezahlt werden, sondern auch das höhere Entlassungsrisiko tragen? Ist es etwa übertrieben, wenn "Jürgen2" bei www.chefduzen.de (http://www.chefduzen.de), wo haarsträubende Erfahrungsberichte mit Zeitarbeitsfirmen geschildert werden, schreibt: "Man muss sich immer bewusst sein, die sehen dich nicht als Mensch und Arbeitnehmer, sondern als Kostenfaktor und Rohstoff." Hat Heiko Werner Unrecht, wenn er sagt: "Ich finde es in höchstem Maße unmoralisch, dass man Menschen genauso leihen kann wie eine Packung Schrauben. Menschen sind keine Ware!"

Aber Manövriermasse - gebraucht in guten Zeiten, abgestoßen in der Krise?

Missstände gibt es genug. In einem "Schwarzweißbuch" hat die IG Metall zahlreiche Beispiele aufgeführt. "Der Grundsatz 'Gleicher Lohn für gleiche Arbeit' wird bei der Leiharbeit massiv verletzt", sagte IG-Metall-Vize Detlef Wetzel bei der Buchpräsentation. Und damit würde das in Artikel 23 der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte genannte Recht auf gleiche Bezahlung für gleiche Arbeit missachtet. In keiner anderen Branche in Deutschland seien Armutslöhne so verbreitet. "Jeder achte Leiharbeiter bezieht lediglich einen Armutslohn", sagte Wetzel und berichtete von dem Fall eines Leiharbeiters, der einen Arbeitsvertrag mit einer Zeitarbeitsfirma unterschreiben musste, weil ihm sonst das Arbeitslosengeld II gestrichen worden wäre. Nach 120 Stunden Arbeit im Monat seien ihm 575 Euro geblieben.

Heiko Werner erzählt von einem Kollegen aus dem "Arbeitskreis Leiharbeiter", der seine Verleihfirma auf Zahlung von Urlaubs- und Weihnachtsgeld verklagt hat. Denn auch das sieht die Vereinbarung Siduflex (Sicherheit durch Flexibilität) vor, die Airbus mit dem Betriebsrat geschlossen hat. Dafür verpflichtete sich der Flugzeugbauer, bis 2012 keine betriebsbedingten Kündigungen auszusprechen und durfte im Gegenzug Zeitarbeiter verpflichten. Der Ingenieur bekam recht - und wurde prompt von seinem Verleiher bei Airbus abgemeldet. Werner: "Das hast du davon, wenn du dich wehrst und dein Recht einklagst."

Mit Klagen kennt sich Heike Trost aus. Und vielleicht ist der Platz zwischen allen Stühlen ihr bevorzugter. Sie ist Gewerkschafterin, arbeitet seit 13 Jahren bei Adecco in Hamburg - und ist seit knapp einem Jahr Betriebsratsvorsitzende der Zeitarbeitsfirma. "Die meisten unserer 500 Mitarbeiter haben unbefristete Verträge", schickt die 45-Jährige gleich vorweg. Und dass es in der Krise nun den Zeitarbeitern als Ersten an den Kragen gehen wird, glaubt sie überhaupt nicht. Im Gegenteil. "Das Risiko, arbeitslos zu werden, ist bei uns geringer als bei jedem Unternehmen. Wenn dort die Leute entlassen werden, stehen sie am nächsten Tag auf der Straße. Bei uns aber sind sie nicht an ein Unternehmen gebunden, da geht es nur um ihre persönliche Qualifikation." Richtig sei die Formel: je geringer die Qualifikation, desto größer die Unsicherheit. Auf Versammlungen der IG Metall könnte sie jedes Mal "in die Luft gehen", wenn dort von modernem Sklavenhandel geredet wird. Und dann erzählt sie von ihrem Sohn, der Tischler gelernt hat. Als die Branche schwächelte, hat er sie gefragt, ob nicht auch Zeitarbeit was für ihn sei? "Ich habe ihm gesagt: Erstens hast du dann überhaupt Arbeit, zweitens sammelst du Erfahrungen im Beruf, und drittens kannst du vielleicht in eine Festanstellung reinrutschen", erzählt die dreifache Mutter. Sie untermauert ihr Plädoyer für Zeitarbeit durch Zahlen: Durch den Tarifvertrag mit dem Bundesverband Zeitarbeit (BZA) garantiert Adecco einen Einstiegslohn für Hilfsarbeiten ohne Ausbildung von 7,38 Euro im Westen (6,42 Euro im Osten).

Na wunderbar, möchte man sagen, doch dann kommt das arbeitgebernahe Institut für Wirtschaft und Gesellschaft und erklärt: "Neben der Überbrückung von personellen Engpässen wird Zeitarbeit zunehmend strategisch eingesetzt, das heißt zur Senkung der Arbeitskosten." Und die gewerkschaftsnahe Hans-Böckler-Stiftung hat bei einer Betriebsrätebefragung herausgefunden, dass "jeder vierte Betrieb Stammbeschäftigte durch Leihkräfte ersetzt". Kein Wunder, dass die Zeitarbeiterquote in manchen Unternehmen auf mehr als 20 Prozent hochgeschnellt ist. "In diesen Betrieben", so Wetzel, "wollen die Arbeitgeber einen Niedriglohnsektor etablieren, nichts anderes." Eine bedenkliche Entwicklung, da laut einer Studie der Technischen Universität Darmstadt die meisten Leiharbeiter ihre Situation als extrem belastend ansehen. Ständig neue Einsatzorte, neue Aufgaben, neue Kollegen - darunter leide das Privatleben. Leiharbeit, so das Fazit, biete außerdem kaum Zukunftsperspektiven, weil es wegen fehlender Qualifikationsmöglichkeiten wenig berufliche Aufstiegsmöglichkeiten gebe.

Heike Trost dagegen verweist auf Weiterbildungsprogramme, die ihre Firma anbietet. Und sie schätzt, dass ein Drittel ihrer Mitarbeiter sich ganz bewusst für die Zeitarbeit entschieden hätten: "Die wollen nicht immer dasselbe machen. Die sind neugierig: Was passiert beim nächsten Chef?"

Auch Heiko Werner kennt solche "total verrückten Kollegen, die darauf stehen, mal woanders eingesetzt zu werden, weil sie was von der Welt sehen wollen". Aber das sind "kuriose Ausnahmen". Und auf ihn trifft das schon gar nicht zu. Sein Lebensgefühl werde von "totaler Unsicherheit" dominiert. "Du weißt einfach nicht, bist du nächstes Jahr noch in diesem gut bezahlten Job oder nicht? An Geschichten wie Riester oder so ist gar nicht zu denken. Es nervt, weil du einfach keine Chance hast, irgendetwas zu planen."

Was er sich wünscht? "Dass wir Leiharbeiter nach einer gewissen Zeit im Betrieb bei Festanstellungen als Erste gefragt werden." Das könne man relativ einfach über Betriebsvereinbarungen regeln. Es sei doch absurd, dass man jahrelang mit einem fest angestellten Kollegen den Schreibtisch teile, und wenn der in Ruhestand geht, werde die Stelle extern ausgeschrieben und jemand von außen geholt. Warum nimmt man dann nicht ihn? Dann wäre auch der weiße Streifen weg.[/size]
Titel: Re:Chefduzen im Hamburger Abendblatt
Beitrag von: Jester am 15:15:40 Mo. 07.Februar 2011
Zitat
Heike Trost dagegen verweist auf Weiterbildungsprogramme, die ihre Firma anbietet. Und sie schätzt, dass ein Drittel ihrer Mitarbeiter sich ganz bewusst für die Zeitarbeit entschieden hätten: "Die wollen nicht immer dasselbe machen. Die sind neugierig: Was passiert beim nächsten Chef?"

Heike ist wohl nicht mehr ganz bei Trost!
Titel: Re:Chefduzen Medienecho
Beitrag von: admin am 17:39:58 Fr. 22.April 2011
ZitatKäfighaltung im Callcenter
Die Callcenter-Branche boomt, die Gewinne steigen, aber nicht die Löhne derer, die diese Gewinne erwirtschaften.


,,Ohne Worte. Mit Dank an die Linkspartei." Im Internetblog ,,chefduzen.de – das Forum der Ausgebeuteten" hat die Bloggerin Nikita ein Informationsblatt der Bundestagsabgeordneten Sabine Zimmermann als PDF-Datei hinterlegt, das über Ergebnisse einer Bundestagsanfrage der Fraktion DIE LINKE informiert. Die Anfrage trug den Titel ,,Fehlende Mindeststandards in der Callcenter-Branche". Sie ist im Oktober 2010 von der Bundesregierung beantwortet worden.


Arbeit unter Druck und Aufsicht

Sabine Zimmermann begründet, warum sie sich sowohl im Jahr 2009 als auch in diesem mit einer Kleinen Anfrage zum Thema Callcenter an die Bundesregierung gewandt hat. Vor zwei Jahren hatten Betriebsräte aus der Callcenter-Branche sie im Bundestag besucht. ,,Ich konnte kaum glauben, was die Kolleginnen und Kollegen über ihre Arbeit berichteten: Überwachung, enormer Arbeitsdruck und Hungerlöhne von fünf bis sieben Euro...

Der vollstänge Bericht: http://www.linksfraktion.de/clara/maerchen-jobwunderland/kaefighaltung-callcenter-2010-12-08/ (http://www.linksfraktion.de/clara/maerchen-jobwunderland/kaefighaltung-callcenter-2010-12-08/)
Titel: Re:Chefduzen Medienecho
Beitrag von: Eivisskat am 18:40:00 Fr. 22.April 2011
Wieso "Konnte sie es denn kaum glauben", die dumme Gans?

Wo leben diese Leute, was haben die immer noch für ein seltsames, eingeschränktes Weltbild, auch in der Linkspartei?

Wo informieren die sich, was lesen die denn bloß, um Bescheid zu wissen, was in diesem Land seit Jahrzehnten abgeht  ???

Nicht erst seit 2010 sind die haarsträubenden Zustände in den CC landesweit bekannt, im Rest der westlichen Welt vermutlich ebenso. Tausende von Forenbeiträgen betroffener Agenten, Berichte und Reportagen, selbst Wallraff hat sich bemüht und DIE kommt jetzt erst aus ihrem Mustopp und "Kann es kaum glauben"?

ICH glaube es mal wieder auch nicht!  ::)



Frohe Ostern!



(https://forum.chefduzen.de/proxy.php?request=http%3A%2F%2Fimg69.imageshack.us%2Fimg69%2F6450%2Fosternfaelltaus.jpg&hash=2dfcde2f1ea4dc970a6d4d1ab1b7c160f4d08862)

Titel: Re:Chefduzen Medienecho
Beitrag von: admin am 17:50:25 Di. 17.Mai 2011
ZitatKielKontrovers

Politblog aus Kiel



Kiel, 8. Mai: Per Internet zur Revolution?

oder:
Wie geht Klassenkampf heute?

In Kiel:
Sonntag, 8. Mai 2011 ab 19 Uhr
PUMPE, Haßstraße 22

In Lübeck:
Montag, 9. Mai 2011 ab 19 Uhr
DGB-Haus – Holstentorplatz 1-5
Raum 3 / 4 (Erdgeschoss)


(https://forum.chefduzen.de/proxy.php?request=http%3A%2F%2Fkielkontrovers.files.wordpress.com%2F2011%2F04%2Fwompelveranst.jpg%3Fw%3D198%26amp%3Bh%3D300&hash=a71c06ec4cc8694e77bf9f3a55a549d22b650463)

Durch die Medien geistert die These, das Internet und speziell Facebook seien verantwortlich für die Unruhen in der arabischen Welt. Für wirkungsvolle Kämpfe muß jedoch einiges mehr zusammenkommen als ein wenig Digitaltechik. Zwei der erfolgreichsten deutschen politischen Internetprojekte stellen sich vor, berichten von ihren Erfahrungen und diskutieren zeitgemäße und altbewährte Methoden sich zu organisieren.

Wir sind es leid immer nur Kämpfe in anderen Ländern zu konsumieren, egal ob in Frankreich, Griechenland oder in Nordafrika. Wir wollen die Verhältnisse auch hier zum Tanzen bringen. Dazu muß man sich mit den Ausbeutungsverhältnissen vor Ort auseinandersetzen. Zwei klassenkämpferische Projekte, die das Internet nutzen um Nachrichten aus der Welt der Ausbeutung zu verbreiten und zeitgemäße Formen der Selbstorganisation und Kampfformen für ein besseres Leben zu
unterstützen, kommen auf dieser Veranstaltung zu Wort. Die Referenten
sind: Mag Wompel, Betreiberin des LabourNet (,,Treffpunkt für Ungehorsame, mit und ohne Job, gesellschaftskritisch") und Karsten Weber, Gründer von chefduzen.de, dem ,,Forum der Ausgebeuteten", das inzwischen Schwesterprojekte in Österreich und der Schweiz hat.

Über die Referenten der Veranstaltung:

Mag Wompel ist Industriesoziologin und freie Journalistin. 1960 in Polen geboren, als Teenager über die Schweiz und etliche Stationen im Ruhrgebiet, Bochum, gelandet. Mitglied nationaler und internationaler Vernetzungsinitiativen kritischer/oppositioneller GewerkschafterInnen und Autorin industriesoziologischer und gewerkschafts- wie sozialpolitischer Veröffentlichungen. Verantwortliche Redakteurin des LabourNet Germany seit 1997.

Karsten Weber ist Energieanlagenelektroniker und Filmemacher. 1960 in Neumünster geboren und lebt heute in Kiel. Das Interesse an politischer und kultureller Selbstbestimmung und an einem internationalen Austausch führten zu zahlreichen Kontakten nach Groß Britannien und China. Seit 2002  presserechtlich verantwortlich für das Internetforum chefduzen.de


Es ist eine Veranstaltung für die Rebellion in unseren Breiten. Eine Abrechnung mit Sackgassen der traditionellen Gewerkschaftsbewegung. Klassenkampf ohne den Muff der Funktionäre. Eine Suche nach den Stärken der vergangenen Kämpfe der Arbeiter- und sozialen Bewegungen. Es geht um Gemeinsamkeiten einer zersplitterten Klasse (in Stammbelegschaften, Leiharbeiter, Tagelöhner, Scheinselbständige und die Reservearmee der Erwerbslosen), es geht um Grenzüberschreitung im Wortsinne und um das Erkennen der eigenen Macht. Es geht um Wege uns ein besseres Leben zu erkämpfen.

Die Projekte im Web:
www.chefduzen.de (http://www.chefduzen.de)
www.labournet.de (http://www.labournet.de)
http://kielkontrovers.wordpress.com/2011/04/29/kiel-8-mai-per-internet-zur-revolution-oder-wie-geht-klassenkampf-heute/ (http://kielkontrovers.wordpress.com/2011/04/29/kiel-8-mai-per-internet-zur-revolution-oder-wie-geht-klassenkampf-heute/)
Titel: Re:Chefduzen Medienecho
Beitrag von: admin am 18:37:45 Di. 17.Mai 2011
Ich empfinde es als eine besondere Ehre, daß die älteste linke Zeitung in Deutschland, die ARBEITERPOLITIK sich für chefduzen.de interessiert und ein Interview geführt hat.

Ich kann die Lektüre dieses ausführlichen Interviews nur empfehlen, denn es spiegelt recht gut den Forenbetrieb über 8 Jahre, bzw. die Gedanken und internen Diskussionen darüber wider.

(https://forum.chefduzen.de/proxy.php?request=http%3A%2F%2Fwww.abload.de%2Fimg%2Farpo1x77h.jpg&hash=99c20357254774b88b39c26cbc8d875fc80ba0f6) (http://www.abload.de/image.php?img=arpo1x77h.jpg)



(https://forum.chefduzen.de/proxy.php?request=http%3A%2F%2Fwww.abload.de%2Fimg%2Farpo2i7hz.jpg&hash=beea32d345bfdb6628cff4eb2998ffa53d006849) (http://www.abload.de/image.php?img=arpo2i7hz.jpg)



(https://forum.chefduzen.de/proxy.php?request=http%3A%2F%2Fwww.abload.de%2Fimg%2Farpo3d70x.jpg&hash=bd0333366b40cf58508be6eb1c8237f5b854fe35) (http://www.abload.de/image.php?img=arpo3d70x.jpg)



(https://forum.chefduzen.de/proxy.php?request=http%3A%2F%2Fwww.abload.de%2Fimg%2Farpo407es.jpg&hash=025bead5b22aab4de9946f82c7a004d69e124401) (http://www.abload.de/image.php?img=arpo407es.jpg)

www.arbeiterpolitik.de
Titel: Re:Chefduzen Medienecho
Beitrag von: antonov am 01:46:24 Do. 19.Mai 2011
nettes interview, aber, war das jetzt mit dem österreichischen forum ein unfall oder absicht

hmm, naja wurscht, ich kann sorgen haben
Titel: Re:Chefduzen Medienecho
Beitrag von: admin am 16:57:49 Fr. 24.Juni 2011
ZitatKilometerfresser - Auf dem Highway ist die Hölle los

Kilometerfresser - Kraftfahrer/in wie ist deine Arbeitssituation ? aktion von kilometerfresser und chefduzen


,,Wir erinnern uns noch an die Dieselproteste und Blockadeaktion im Jahr 2008.Doch das Problem war weniger die damaligen hohen Dieselpreise, diese übrigens heute noch weitaus höher sind. Es sollten auch die schon damaligen enorm Menschen unwürdigen Arbeitsbedingungen von vielen Fahrern/innen, die sich keines Wegs verbessert haben, im Mittelpunkt stehen. Durch die Wirtschaftskrise 2008 erfolgte eine weitere Verschlechterung der Bedingungen. Heute brummt die Wirtschaft, der Gütertransport auf der Straße ist im letzten ja so enorm angestiegen und es wird händeringend nach qualifizierten und zuverlässigen Fahrpersonal gesucht. Die wenigsten Firmeninhaber oder Konsortien sind bereit die heutigen Mehreinnahmen und Gewinne zum Teil an ihr Personal weiter zu geben oder in neue Technik zu investieren. Der sozialen Abschwung für das Fahrpersonal, besonders in den NBL , setzt sich trotz der florierenden Wirtschaft immer weiter fort, teilweise haben die Arbeits - und Arbeitsschutzbedingungen für die Kraftfahrer noch weiter verschlechtert. (...) Beteiligt euch an der Gemeinschaftsaktion von Kilometerfresser und Chefduzen.de!..." kilometerfresser und chefduzen: gemeinsame aktion (http://truckerlady.net/kilometerfresser.html) gegen schlechte arbeitsbedingungen von fahrpersonal. Siehe dort auch
 
die Umfrage: (http://truckerlady.net/truckerlady_news.html) Kraftfahrer/in wie ist euer Lohn bei welcher Arbeitszeit pro Woche ?
http://www.labournet.de/branchen/dienstleistung/tw/sonstige/muede.html (http://www.labournet.de/branchen/dienstleistung/tw/sonstige/muede.html)
Titel: Re:Chefduzen Medienecho
Beitrag von: admin am 10:57:12 So. 20.März 2016
ZitatDie Betreiber von "Chefduzen" sind "problematische" Charaktere...

... um das mal nett auszudrücken. Ich sehe da eher medizinisch (psychologisch) relevante Probleme (Störungen).
Da werden Nutzer auch mal willkürlich gesperrt.
Es reicht schon wenn jemand im Spaß, und ohne einen problemtischen Zusammenhang das Wort "Bombe" fallen lässt.

Das sind geschlagene Hunde, die vor Juristen etc. klein beigeben, aber jeden der erwähnt das man so etwas auch anonym betreiben kann angiften und mit "Feigling" etc. verleumden.
Ganz jämmerlich.....
Also entweder ignoriert man jegliche Drohungen und Urteile, oder man betreibt so eine Seite konsequent(erweise) anonym.
http://www.heise.de/forum/Telepolis/Kommentare/Arbeit-oder-Ausbeutung-wo-andere-Urlaub-machen/Die-Betreiber-von-Chefduzen-sind-problematische-Charaktere/posting-24738904/show/ (http://www.heise.de/forum/Telepolis/Kommentare/Arbeit-oder-Ausbeutung-wo-andere-Urlaub-machen/Die-Betreiber-von-Chefduzen-sind-problematische-Charaktere/posting-24738904/show/)

;D
Titel: Re:Chefduzen Medienecho
Beitrag von: Rudolf Rocker am 11:12:54 So. 20.März 2016
Na, da war wohl wieder ein Internet- Workshop in der Klappse! ;D
Titel: Re:Chefduzen Medienecho
Beitrag von: Rappelkistenrebell am 11:19:26 So. 20.März 2016
Der Schmierfink hat mit desem Artikel die Mutprobe seiner Selbsthilfegruppe bestanden  ;D
Titel: Re:Chefduzen Medienecho
Beitrag von: The-watcher am 13:44:04 So. 20.März 2016
-
Titel: Re:Chefduzen Medienecho
Beitrag von: Kuddel am 14:13:18 So. 20.März 2016
Boah, wie eingeschüchtert kann man nur sein?

The-watcher, ich habe deine kritische Grundhaltung stets geschätzt, doch was reitet dich hier!?!?

Und irgendwie vermischt du den journalististischen Beitrag und den Leserbrief eines Schwachmaten. Leserbriefe dürfen doof sein, denn das fällt nur zurück auf den Autoren. Heise glänzt durch eine Flut unerträglich dummer Leserkommentare.

Der Heise/Telepolis Artikel darüber (CCES24) war aber wichtig. Die Zahl der Reaktionen zeigt auch, welch wunden Punkt er getroffen hat.
"inhaltsleere Beiträge"
Mehr Substanz und Inhalt, als 99.99% aller Medienbeiträge und du spulst dich auf.

"selbst geschadet", "solche Machwerke", ich glaub, ich spinne!
Titel: Re:Chefduzen Medienecho
Beitrag von: The-watcher am 14:34:33 So. 20.März 2016
okay. meine Formulierung war vielleicht schlecht. Deswegen habe ich sie gelöscht.

Was dieser Autor von sich gegeben hat, war inhaltsleer.


Das Du jetzt aber meinst, ich rege mich grundlos über den Autor auf, der dort Unsinn posten darf, verstehe ich nicht. Da finde ich die Wortwahl von Dir übertrieben. Das ganz ehrlich.

p.s.:

ich meinte den Artikel hier:

http://www.heise.de/forum/Telepolis/Kommentare/Arbeit-oder-Ausbeutung-wo-andere-Urlaub-machen/Die-Betreiber-von-Chefduzen-sind-problematische-Charaktere/posting-24738904/show/ (http://www.heise.de/forum/Telepolis/Kommentare/Arbeit-oder-Ausbeutung-wo-andere-Urlaub-machen/Die-Betreiber-von-Chefduzen-sind-problematische-Charaktere/posting-24738904/show/)

und nicht den, bei dem Thema in New Economy - vielleicht daher deine Aufregung; ich könnte etwas falsches gemeint haben.
Titel: Re:Chefduzen Medienecho
Beitrag von: Sunlight am 14:43:41 So. 20.März 2016
 :D ;D Aber sicher doch und  (https://forum.chefduzen.de/proxy.php?request=http%3A%2F%2Fwww.smilies.4-user.de%2Finclude%2FSchilder%2Fsmilie_schild_024.gif&hash=cab90da5b7ab505331007de523f4a23c539a2bce)zu Ostern kommt der Nikolaus:

ZitatTobias Claren


18.03.2016 20:35

Die Betreiber von "Chefduzen" sind "problematische" Charaktere...

... um das mal nett auszudrücken. Ich sehe da eher medizinisch (psychologisch) relevante Probleme (Störungen).
Da werden Nutzer auch mal willkürlich gesperrt.
Es reicht schon wenn jemand im Spaß, und ohne einen problemtischen Zusammenhang das Wort "Bombe" fallen lässt.

Das sind geschlagene Hunde, die vor Juristen etc. klein beigeben, aber jeden der erwähnt das man so etwas auch anonym betreiben kann angiften und mit "Feigling" etc. verleumden.
Ganz jämmerlich.....
Also entweder ignoriert man jegliche Drohungen und Urteile, oder man betreibt so eine Seite konsequent(erweise) anonym.

Das Posting wurde vom Benutzer editiert (18.03.2016 20:35).

Klarname stand ja da. ;D Beim Rest setz ich mich auf Finger, besser ist das.
Titel: Re:Chefduzen Medienecho
Beitrag von: Rudolf Rocker am 14:54:19 So. 20.März 2016
Zitatich meinte den Artikel hier:
Das ist kein Artikel, sondern ein Kommentar!
Titel: Re:Chefduzen Medienecho
Beitrag von: The-watcher am 14:56:49 So. 20.März 2016
Zitat von: Rudolf Rocker am 14:54:19 So. 20.März 2016
Das ist kein Artikel, sondern ein Kommentar!

Okay. Asche auf Mein Haupt, in Ordnung? Ich meinte, Kommentar. Habe die Verlinkung ja richtig angegeben.

Auch an Kuddel gerichtet.  ;)

Sonst irgendwelche Formulierung oder Satzzeichen, die ich falsch gesetzt habe?  ;)
Titel: Re:Chefduzen Medienecho
Beitrag von: Rudolf Rocker am 15:00:37 So. 20.März 2016
Nee, alles bestens! ;)
Titel: Re:Chefduzen Medienecho
Beitrag von: Kuddel am 15:03:54 So. 20.März 2016
Mmmmpf.
Is ja jut.
Ich reagiere etwas überzogen, wenn ich das Gefühl habe, daß wir uns selbst unserer Waffen entledigen. Und (mediale) Öffentlichkeit (auch wenn diese gern besser gemacht sein könnte/sollte) halte ich für eine unserer Waffen.
Titel: Re:Chefduzen Medienecho
Beitrag von: admin am 13:30:55 So. 19.November 2017
Ich betrachte einfach mal Berichte über die Leihkeule als mediales Feedback zu chefduzen, auch wenn es eher chefduzen-Umfeld ist.

(https://abload.de/img/waztmudx.jpg)
Artikel vom 17.11.17 in der Wolfsbuger Allgemeine Zeitung


(https://abload.de/img/wolfsburgernachrichtepbzil.jpg) (http://abload.de/image.php?img=wolfsburgernachrichtepbzil.jpg)
Wolfsburger Nachrichten am gleichen Tag.
Titel: Re:Chefduzen Medienecho
Beitrag von: admin am 16:16:27 Di. 23.Januar 2018
Zitat
Zitat
DIE LEIHKEULE
Erfahrungen mit einer Kollegenzeitung

2007 erschien  die erste Ausgabe der LEIHKEULE. Die Zeitung von Leiharbeitern für Leiharbeiter  war das Produkt eines langen Online-Austauschs bei chefduzen.de, dem ,,Forum der Ausgebeuteten". Die Sklavenhändlerbranche ist ein führendes Thema im Forum, woraus das Bedürfnis entstand, der verbreiteten Unzufriedenheit eine Form und eine Richtung zu geben. Es wurde nach einem Weg gesucht, über individuelle Hilfe durch Rat und Aufklärung und das Ablassen des Frusts über das eigene Schicksal hinauszukommen. Die Situation war chaotisch. Die Leiharbeit erhielt eine immer größere Bedeutung auf dem Arbeitsmarkt, doch die Betroffenen hatten keinerlei Ahnung, wie damit umzugehen sei. Man war am Schimpfen, doch gleichzeitig schien es niemand ernstzunehmen. Man hielt den Job als Leiharbeiter für ein zeitlich begrenztes Ungemach und bewarb sich auf ,,vernünftige" Stellen oder versuchte bei einem Einsatz in einem Großbetrieb nicht negativ aufzufallen oder klotzte sogar besonders rein, in der Hoffnung, übernommen zu werden in die Stammbelegschaft. Das Herausbringen einer Kollegenzeitung war der Versuch die Illusionen aus dem Weg zu räumen und die Einzelkämpfer zu einem gemeinsamen Vorgehen zu bewegen.

Doch die Leiharbeiter erwiesen sich als organisierungsresistent. Die Leihkeule war beliebt. Es gab auch gleich Feedback. Man hatte kein Interesse an den Horrorstories aus dem Alltag der Leiharbeit. Man kannte sie aus eigener Anschauung und brauchte in der Hinsicht nicht mehr überzeugt zu werden. Man wollte etwas von direktem Nutzen: Adressen von Beratungsstellen, Hinweise auf Auswege aus der Leiharbeit und Aufklärung über die rechtliche Situation. Die Leihkeule findet man im LabourNet Germany, in Foren und sozialen Medien. Sie wird in großer Zahl online gelesen und weiterverlinkt. Die Zeitungen werden auch immer wieder ausgedruckt und in Umkleide- oder Pausenräumen ausgelegt. Größere Verteilaktionen vor Werkstoren wurden eher von Politaktivisten organisiert, als von Leiharbeitern. Das ist aber nicht unbedingt das Ergebnis von Ignoranz und hat gute Gründe, denn im Allgemeinen empfiehlt es sich nicht, vor einem Betrieb Flugblätter zu verteilen, in dem man selbst arbeitet. Und den Leihsklaven auf Montage ist meist nicht nach zusätzlichen Aktivitäten zumute. Bei ihnen ist der Tag mit einem Feierabendbier gelaufen. Auch die redaktionelle Arbeit spiegelte die Situation unter Leiharbeitern wieder. Bei den Treffen zu Stammtischen erschienen Betroffene, aber es hatte keine Kontinuität. Wir mußten die Informationen und Geschichten, die uns erzählt oder zugeschickt wurden, in einer Miniredaktion zusammenstellen, bearbeiten und layouten. Die Ausgaben entstehen in einer Onlinediskussion in einem geschlossenen Diskussionsraum mit mehreren über das Land verteilten Leiharbeitern.

Die Bedingungen in der Leihbranche haben ein weites Spektrum und es gibt ein weites Feld an extremer Ausbeutung, auch in eindeutig illegaler Form. Betrügerischer Konkurs, Unterschlagung von Löhnen, Neueröffnung von Niederlassungen unter einem anderen Betreibernamen und immer wieder das Ausnutzen der Unkenntnis der Gesetzeslage bei Migranten gehören zur Normalität in der Branche. Das führte oft zu Ausbrüchen spontaner individueller Gegenwehr. Arbeitsgeräte wurden als ,,Pfand" für ausstehende Zahlungen mitgenommen, in Niederlassungen flogen Fäuste und einige wurden auch entglast. Die Veröffentlichung solcher Entwicklungen wurde intern heftig diskutiert, denn einige fürchteten, damit würde man das Erscheinen der kleinen Zeitung gefährden. Es setzte sich  die Meinung durch, daß es sich um Berichterstattung handelt und nicht um einen Aufruf und damit auch presserechtlich nicht zu beanstanden sei. Die erste kollektive Aktion, die uns bekannt geworden ist, war 2009, als Leiharbeiter von VW in Hannover in den Hungerstreik traten, weil der Konzern sie entlassen wollte, um so eine Übernahme in die Stammbelegschaft zu verhindern.

Bei unserer Leserschaft überwog das Interesse an Aufklärung über die rechtliche Situation. Wir klärten auf bei Änderungen der Gesetzeslage. Wir machten eine Sonderausgabe zur Ablehnung von Streikbechereinsätzen. Wichtig war die Sonderausgabe "CGZP ist nicht tariffähig – Jetzt Nachforderungen sichern", als die gelbe Christliche Gewerkschaft ihre Tariffähigkeit verloren hat, was durch alle gerichtlichen Instanzen bestätigt wurde. Wir haben damit vielen zum erfolgreichen Einklagen ansehnlicher Geldbeträge verholfen, waren aber gleichzeitig frustriert darüber, daß die Mehrheit der Betroffenen untätig blieb und auf das ihr zustehende Geld verzichtete. Die Redaktion blieb ein kleiner, in der Zusammensetzung wechselnder Haufen und die Leihkeule erscheint nicht regelmäßig. Die Themen gehen uns nicht aus, doch die Kräfte ermöglichen uns kein häufigeres Erscheinen. Wir wollten uns nicht damit zufrieden geben, einfach nur Dienstleister für Kollegen zu sein und rechtliche Aufklärung zu leisten, zumal wir mit der gesetzlichen Situation auch nicht einverstanden sind. Wir stellen das ganze System der Leiharbeit in Frage und geben uns nicht damit zufrieden, es zu verbessern oder ,,fairer" zu gestalten. Man darf keine Spaltung der Belegschaften hinnehmen und die Einführung Beschäftigter zweiter Klasse ist nicht akzeptabel.

2013 geschah etwas, was man Leiharbeitern nicht zutraut: Sie traten in einen kollektiven Arbeitskampf. An einem großen deutschen Flughafen trafen sich Leiharbeiter in der Arbeitszeit in einer Werkstatt, um zu diskutieren, wie man sich wehren kann. Es war hilfreich, daß einer zur Redaktion der Leihkeule gehörte. Sie entwickelten einen informellen Kampf, der den Flugbetrieb empfindlich beeinträchtigte. Es war eine Mischung aus Slow-Down, Sabotage und Wildem Streik. Die für den technischen Ablauf zuständigen Leiharbeiter waren oft einfach nicht aufzufinden, sie vertaten sich beim Verladen von Gepäck, das so andere Orte erreichte, als seine Besitzer, und sie vergaßen die fahrbaren Flugtreppen zu betanken. Um einen reibungslosen Flughafenbetrieb wieder herzustellen, sah das Management sich gezwungen, die Leiharbeiter mit Festanstellung zu besserer Bezahlung zu übernehmen.

2014 hatte die Nachtschicht bei Daimler Bremen die Arbeit in einem spontanen Wilden Streik niedergelegt, um damit gegen Leiharbeit und Werksverträge zu protestieren. 2016 nutzte die Leihkeule die Möglichkeit, auch über Youtube-Videos Kollegen zu erreichen. Ein Interview mit dem Daimler-Betriebsrat Gerwin Goldstein vermittelte eine so plastische und spannende Beschreibung des Arbeitskampfes, daß der Deutschlandfunk darauf aufmerksam wurde und eine ausführliche Reportage darüber machte. Als die Sendung im Bremer Hörkino in ausverkauftem Saal aufgeführt wurde, kamen Beschäftigte auch aus Hamburg angereist, um diesen kämpferischen Betriebsrat kennenzulernen.

Neben der redaktionellen Arbeit knüpften wir häufig Kontakte zwischen Journalisten und Betroffenen. Wir stellen auch fest, daß unsere Veröffentlichungen Einfluß auf die Diskussion haben unter Leiharbeitern, aber auch von politischen Aktivisten und Gewerkschaftern diskutiert werden. Als die Leihkeule im Sommer 2017 bei den Nachdenkseiten verlinkt wurde, war klar, daß das kleine Blatt als ernstzunehmende Stimme der Leiharbeiter wahrgenommen wird.

Mit dem Jahr 2017 nahmen wir einen Umschwung im Klima unter den Leihsklaven wahr. Je mehr die Gewerkschaften versprachen, etwas gegen den "Mißbrauch" der Leiharbeit zu tun oder sie ,,fairer gestalten" wollten, desto weiter breitete sich die Arbeitnehmerüberlassung aus und überschritt erstmals die eine Million-Marke. Die Hoffnung auf eine Übernahme in die Stammbelegschaften ist geschwunden und man sieht sich in dem prekären Arbeitsmarkt gefangen, wird von der einen Leihbude gekündigt, wenn ,,Equal Pay" oder Festantellung anstehen, um vom nächsten Verleiher wieder eingestellt zu werden. Es breitet sich eine Scheißegal-Haltung aus, denn man braucht eine Kündigung nicht zu fürchten. Die Wut wächst in einem Maße, das zu Sick-Outs (kollektiven Krankmeldungen) und gemeinsamer Arbeitsverweigerung führte.

Leiharbeit ist eine sich weltweit ausbreitende Seuche. Das macht auch grenzüberschreitende Gegenwehr nötig. Die Leihkeule wollte zu den G20 Protesten eine Infoveranstaltung über den aktuellen Kampf der Leiharbeiter bei VW im nordchinesischen  Changchun durchführen. Als die Hamburger Innenbehörde jedoch die Infozelte in Entenwerder verbot und die Polizei dies rigoros durchsetzte, blieb von der ursprünglichen Idee nur noch ein deutsch-chinesisches Solidaritätstransparent, das bei den Auseinandersetzungen im Schanzenviertel, wie bei der Großdemo zum Abschluß des Gipfels dabei war. Die Fotos von diesem zweisprachigen Transparent machten in kurzer Zeit in chinesischen sozialen Medien die Runde. Die VW-Leiharbeiter erhielten dann auch zweisprachige Solidaritätserklärungen von der Leihkeule, von Betriebsräten und Vertrauensleuten von Daimler Bremen und der Interessengemeinschaft der Leiharbeiter IGL. Es entstand ein direkter Kontakt zwischen den chinesischen Kollegen und Leiharbeitern in Deutschland. In China fühlte man sich angespornt von der Solidarität aus dem Mutterland des VW-Konzerns und entwickelten neue Initiativen zur Verteidigung ihrer Rechte. Als Reaktion auf die monatelange Inhaftierung des Sprechers der Leiharbeiter und eine erneute Welle von Zensur und Repression, organisierte die Leihkeule einen Infotisch in Wolfsburg mit Transparenten und Flugblättern zur Situation der chinesischen Leiharbeiter bei VW. Als diese kleine Aktion eine bundesweite Resonanz in den Medien nach sich zog und die Leiharbeiter in Changchun die Stellungnahme des VW-Betriebsrats als nicht den Tatsachen entsprechend beschrieben, sah VW sich gezwungen, die Situation zu befrieden. 900 Leiharbeiter, die entlassen werden sollten, wurden übernommen bei einem doppelt so hohen Lohn wie in der Leiharbeit.

Gleichzeitig ist es zu unabhängigen Protesten von VW-Leiharbeitern in Hannover gekommen. Und da in Changchun Fu Tianbo, der Sprecher der kämpfenden Leiharbeiter, nicht aus der Haft entlassen worden ist, ist auch diese Auseinandersetzung nicht beendet. Für die Leihkeule-Macher war das letzte Jahr aufregend mit der aufkommenden Unruhe unter Leiharbeitern und dem Erlebnis einer funktionierenden grenzüberschreitenden Solidarität. Auch kleine Initiativen können große Wirkung zeigen.

Artikel von Holger Teben vom Januar 2018
http://www.labournet.de/?p=127015 (http://www.labournet.de/?p=127015)
Titel: Re:Chefduzen Medienecho
Beitrag von: admin am 09:38:43 So. 25.Februar 2018
ZitatIn Deutschland kennen vor allem Leiharbeiter ,,Die Leihkeule" - unabhängige Zeitung für Leiharbeitnehmer. Die Macher dahinter setzen sich seit Jahren für Leiharbeitnehmer und gegen Leiharbeit aktiv ein. Gerade duirch Proteste und ihre Aktionen sorgen sie so für öffentliche Aufmerksamkeit.(...)
https://gdabetriebsgruppe.netzwerkit.de/chefduzen-und-die-leihkeule/
Titel: Re:Chefduzen Medienecho
Beitrag von: admin am 21:32:30 Fr. 29.Juni 2018
Die Aktivitäten zur Leiharbeit aus dem chefduen-Umfeld machen medial ein wenig die Runde und sollen deshalb auch hier dokumentiert werden:

ZitatProteste gegen Sklavenhandel werden stärker – weltweit

(https://forum.chefduzen.de/proxy.php?request=http%3A%2F%2Fwww.labournet.de%2Fwp-content%2Fuploads%2F2018%2F05%2FFREE_FU_TIANBO.jpg&hash=85b4821e21e150f4403e4afa9f1f637d3b7f8913)

Freiheit für Fu Tianbo!,,Noch nie gab es so viel Leiharbeit wie heute. Die Grenze von einer Million wurde in Deutschland längst überschritten. Als der Bundesverband der Sklavenhändler iGZ am 17. Mai in Münster seine Erfolge und das 20 jähriges Bestehen des Verbands feiern wollte, wollten die Betroffenen dieser Ausbeutungsform das nicht hinnehmen und riefen zum Protest auf. Diese Protestaktion gehört in den Zusammenhang wachsender Unruhe unter den von Leiharbeit Betroffenen. Gerade in der Automobilindustrie wurde sichtbar, dass die Unzufriedenheit mit den prekären Arbeitsformen zu wachsendem Widerstand führt. (...)Der gewaltige Skandal, daß bei dem größten deutschen Konzern ein Leiharbeiter inhaftiert wurde, weil er es gewagt hat, die Einhaltung des geltenden Arbeitsrechts einzufordern und inzwischen seit mehr als einem Jahr im Knast ist, ist in der deutschen Öffentlichkeit noch viel zu wenig bekannt. Um den Druck auf den Konzern zu erhöhen, fand Ende Mai eine Protestaktion vor dem VW Werk in Hannover statt. Es ist nun dringend notwendig, mit einer Kampagne den Druck auf den Automobilbauer fortzusetzen, bis Fu Tianbo aus dem Knast ist!" – aus dem Beitrag ,,Proteste der Leihsklaven" am 27. Juni 2018 bei der Direkten Aktion  https://direkteaktion.org/proteste-der-leihsklaven/amp/?__twitter_impression=true (https://direkteaktion.org/proteste-der-leihsklaven/amp/?__twitter_impression=true) worin auch über die Proteste bei der Jahrestagung der IGZ nochmals berichtet wird.  Siehe dazu auch den Verweis auf den bisher letzten unserer zahlreichen Beiträge zum Thema
http://www.labournet.de/?p=134002 (http://www.labournet.de/?p=134002)
Titel: Re: Chefduzen Medienecho
Beitrag von: ManOfConstantSorrow am 16:46:50 Mo. 24.Juni 2019
Habe ein wenig Blabla in politikarena.net gefunden, mit Uncle Marc ("Kraft Durch Freude"), der auch hier im Forum mal unterwegs war:

ZitatChefduzen.de-Forum: wenn Ungeziefer gegen das eigene Volk hetzt.

ZitatHallo liebe Leute,

mit dem "Chefduzen" Forum.de habe ich jetzt die letzten Tage Bekanntschaft gemacht, aber ich fange einmal die Geschichte ganz von vorne an:

Letzten Monat war ich in Wolfsburg, und habe dort diese Vögel auf dem Rathaus Platz gesehen mit ihren selbstgemalten unprofessionellen Plakaten, wo die sich über angeblich schlechte Bezahlung irgendwelcher Arbeiter in China aufgeregt haben.

Naja, ich kam von Richtung Rathaus, und wollte in die Innenstadt Porschestrasse gehen, als ich von denen angesprochen wurde.
Auch andere Leute wurden von Plakatträgern massiv angesprochen, und die haben ernsthaft versucht, Gespräche zu erbetteln.

OK, ich hatte ein wenig Zeit, und mich haben diese dummen Leute auch ehrlich gesagt ein wenig aufgeregt, dass die überhaupt die Frechheit besitzen, hier in Wolfsburg vor der Nase des Rathauses die Leute gegen das VW-Werk aufzuhetzen, das Werk also, was für den Wohlstand von Wolfsburg bezeichnend ist.

Also unterhielt mich auch auch ein wenig mit denen, es kamen auch noch einige andere Wolfsburger hinzu, dann legte man mir eine Unterschriftenliste für irgendetwas wegen Löhne in anderen Ländern vor usw...

Ich habe natürlich nichts unterschrieben, und auch meinen Namen nicht gegeben, jedenfalls nicht für solches Ungeziefer.

Es haben aber doch 2 Wolfsburger sich in diese Liste eingetragen, und die haben mir auch ihre EMail adresse gegeben, und man verwies auf ein "Chefduzen-Forum" worin wohl später der Bericht hier mit Fotos in besagtem Forum erscheinen soll, und wo man doch diskutieren solle.
Die beiden Wolfsburger arbeiten selber im VW-Werk und würden auch in diesem "Chefduzen-Forum" selber schreiben, sagten die mir.

Also, ich nahm das zur Kenntnis, und ging meiner Wege, und lies die verbohrten Linksextremen einfach zurück.

Aber aus wirklich reiner Neugierde gab ich dann einmal dieses "Chefduzen-Forum" im Internet ein, um zu sehen, was das für eine Laberbude überhaupt ist.

Und, was sehe ich auf der ersten Seite ganz riesengroß?

Einen Zeitungsartikel der "WAZ" - Wolfsburger Allgemeine Zeitung mit Verlinkung zu einem Hetzthread gegen Volkswagen und alle, die dort in etwas höherer Position arbeiten in dem Unternehmen.

Also klickte ich auf diesen Link, wo schon seit 2015 gehetzt wird, was das Zeug hält.

Ich habe mir den Quatsch durchgelesen, und festgestellt, dass sich dort alle selbst beweihräuchert haben, und sogar ein User gerade das bemängelte, dass sich keine echte Diskussion entwickeln kann, weil keine kritischen Beiträge von Wolfsburgern geschrieben werden, die für das VW-werk schreiben.

Also habe ich mich dort angemeldet, und nach ein paar Tagen erfolgte die Freischaltung, und ich habe in dem Thread geschrieben, und zwar meine Meinung in höflicher und keinesfalls beleidigender Art und Weise.

Gut, zugegeben war und ist meine Meinung für das Unternehmen, aber auch darüber habe ich im "Chefduzen-Forum" kein Hehl gemacht!

Ein User schrieb sogar, dass er es gut finde, dass auch endlich mal jemand etwas schreibt, der aus Wolfsburg kommt, bzw. dort einmal im Unternehmen gearbeitet hatte.

Aber, je mehr ich schrieb, je mehr wurde ich beleidigt.

Nach 2 oder 3 Tagen wurden meine Beiträge entfernt und umgeändert dahingehend, dass sogar ein neuer Thread in meinem Namen aufgemacht worden ist, und dort auf einmal Beiträge zu lesen waren, die ich nicht geschrieben hatte.

Dann wurde ein Bild von Hitler und der Grundsteinlegung hochgeladen, in dessen Zusammenhang alle führenden Manager von VW beleidigt worden sind, am meisten jedoch Herr Prof. Porsche, der als "Nazisau" betitelt worden ist.

Sachliche Argumente hatten diese linken Ratten nicht, das einzige, was die konten waren beleidigen und Beiträge wegschieben und verändern.

Gestern jedenfalls wurde dann der Zugang komplett zu diesem Proletenforum gesperrt, worüber ich aber nicht böse bin, warum auch.

Die Erfahrung, die ich gemacht habe ist, dass selbst, wenn man höflich seine Meinung sagt, die den Linksextremen nicht gefällt man von denen übelst und grundlos niedergemacht wird.

Armes Deutschland, wenn die mal so richtig an die Macht kommen, diese linken Ratten.


ZitatWürde ich mich über so etwas aufregen, dann wäre ich wie die linken aus dem "Chefduzen-Forum", die kein Spass verstehen, und sich ihren eigenen Wunsch als Forum-name gegeben haben,

...wobei: Chefduzen ist gar nicht mal so abwegig, weil der Chef solche Proleten auch tatsächlich meistens mit "DU" anredet..

ZitatDavon abgesehen: Hat die Geschichte ein unterhaltsames Ende? Hast Du die Chefduzen-Esoteriker nach Hause eingeladen und bei Kaffee und Kuchen
Den Kaffee (ohne Kuchen aus der Werkskantine) gibt es dann in der Personalabteilung, und das ist meistens die "Krönung" von Jacobs...


Das wird das unterhaltsame Ende sein...

Zitateine Diskussion über die Strafauffälligkeit von Flüchtlingen angefangen? Oder wenigsten den 130er angeschnitten, wie ich es immer mache, wenn mich die Bibeljünger durch ihre Klingelei morgens um 13 Uhr aus dem mollig verschlafenen H4 RTL Morgenprogramm Trauma reissen. Du bittest die freundlichen Anzugträger rein, packst'nen Sixpack Öttinger uffen Tisch, auch für die nette Nerd-Dame mit Hornbrille und Silberblick. Und dann wird erst mal Mein Kampf raus geholt und den Ordensbrüdern auf den Zahn gefühlt.
Bäh... Oettinger schmeckt nicht.... dieses Gebräu von Gelben-Zeugs aus Braunschweig, wo früher noch die Feldschlößchen Brauerei drin war...

Aber so ein ganzes Paket von Maßnahmen brauche ich nicht. Ich benenne die Zeugen Jehovas einfach kurz und knapp als Bibelforscher, und dann gehen die von alleine, und möchten noch nicht einmal ins Haus reinkommen.

Zitat:
ZitatZitat von Sathington Willoughby Beitrag anzeigen

Man sollte denen mal sagen, dass VW jetzt nur noch Autos mit Gentechnik herstellt, dann haben sie was Neues zum hetzen.
Ich denke, alle diese Mischpoken aus dem "Chefduzen-Forum" sind der unterste Kaffeesatz unserer gesellschaft.

Es sind Typen, die nichts im Leben erreicht haben, und die dann ein solches Proleten Forum brauchen, um ihren täglichen Frust abzulassen über die, die etwas erreicht haben im Leben, sei es Menschen oder Firmen.

Die beweihräuchern sich dann selbst im Forum und warten quasi so richtig auf "Konkurrenz" in Form anderer Meinungen, wie ich sie geschrieben habe, um dann denjenigen rauszumobben, und seine Beiträge zu verändern und zu verschieben, und ihn dann als "bösen Faschisten" zu sperren, wie es mit mir geschehen ist, um sich dann weiter mit Wattebäuschchen zu bewerfen über die böse kapitalistische Welt!

Ich bezeichne diese Sperrung nicht als Niederlage, sondern als Orden, als Auszeichnung, weil durch Argumente konnten die meine Meinung nicht widerlegen.

ZitatZitat von MANFREDM Beitrag anzeigen
Gut gemacht, linke Ratten denunzieren ist prima. Aber ich glaube, VW selbst ist schon so links- und gewerkschaftsversifft, dass es nichts nutzt.
Eben nicht:
Nach aussen hin, und wenn mehrere Leute zusammen sind, weil man nie weiß, wer was wo hört und evtl. weiterträgt.

Das Management und die Gewerkschaften bei VW sind sich schon sehr einig.

Ich kenne das von meinem Vater, der in hoher Position bei VW war:
Offiziell wurde sich mit dem Betriebsrat und den Betriebsräten mit "Sie" angeredet und "Herr" usw, und wenn man "unter sich" war, ist man schnell zum "Du" zurückgekommen, und hat sich ersteinmal über die Blumen im eigenen Garten unterhalten, und was denn die werte Frau Gattin macht....

nachdem diesem kleinen "Smalltalk" hat man dann das eigentliche besprochen, auch weiter in der "Du-Form", und kam ein Aussenstehender rein, so wurde wieder mit "Sie" angesprochen,.

Ich habe das alles selbst miterlebt und gesehen und gehört.

Jeder in Wolfsburg und bei VW ist sich der Tradition und der Geschichte des Werkes bewusst, und wer nicht so denkt und fühlt, der ist ein Aussenseiter, und wird auch so behandelt.

Ich kann mich noch sehr gut an Zeiten erinnern, wo es Listen gab, wo die Automarken der Mitarbeiter verzeichnet waren, welche diese Mitarbeiter
(und das ging vom Arbeiter an bis zum Manager) fuhren.

Wer ein "Fremdfabrikat" fuhr, der wurde zuerst gefragt, wann er sich denn endlich ein Auto kaufe von der Firma, die auch seinen Lohn bezahle.

Tat er das denn nicht, so waren seine Chancen auf Beförderung, oder einen besseren Arbeitsplatz, oder besseren Lohn usw usw usw gleich automatisch verbaut!

Ich fand und finde das richtig so.
Zitat
ZitatZitat von Querulator Beitrag anzeigen
Kannst du nicht irgendwie ein paar Leutchen aus diesem "Chefduzen-Forum" auf die Politikarena aufmerksam machen? Vielleicht bekommen wir dann hier ein paar link(isch)e Spielkameraden? Die alten taugen nicht mehr so recht. Über immer wieder dieselben Sachen können wir schon nicht mehr lachen.
Ich bin bereits durch das "Chefduzen.de-Forum" in Form einer Sperrung ausgezeichnet worden, und habe den Orden der lebenslangen Sperrung erhalten.

Aber ich kann meinem Bekannten und Freund aus dem "Werk" vom POLITIKARENA Forum berichten, der sich diese beiden linken Vögel demnächst in ein paar Wochen mal so richtig "zur Brust" nehmen wird, und ihm sagen, er solle mal mündlich einen dezenten Hinweis geben.

Aber wie gesagt, dass wird erst in ein paar Wochen etwas, ich schätze so im Frühjahr/Sommer 2018 weil solche Sachen gründlichst vorbereitet sein wollen.

Die Überraschung ist dann immer das Schönste.


ZitatZitat von Querulator Beitrag anzeigen

Sollten ein paar Linkis hier auftauchen, kann sich bildliche Untermalung bewähren und als Auffassungsbeschleuniger wirken, denn nicht wenige von denen haben ihre Bildung aus Comics bezogen. Kritisch kann es werden, wenn welche schon eine monothematische pubertäre Phase erreicht haben und die natürliche Nacktheit in natürlicher Umgebung in diesem beispiellosen Beispielbild missdeuten. Diese Phase kann bei denen lange anhalten.
Au fein, dann kann ich endlich mal ein paar leere Drohungen gegen mich lesen.
Ich hoffe, es melden sich viele Linke aus WOB, die im Werk malochen.
Diese Art von Spezies habe ich so richtig "gefressen".
http://www.politikarena.net/showthread.php?t=51553&page=4

Olle Kamellen von 2017, aber noch unterhaltsam.

Titel: Re: Chefduzen Medienecho
Beitrag von: Tiefrot am 15:01:25 Di. 25.Juni 2019
Untertanen die stolz drauf sind, Untertanen zu sein.  ::)
Titel: Re: Chefduzen Medienecho
Beitrag von: admin am 12:36:23 Fr. 18.Oktober 2019
Ein Griff in die Mottenkiste.
Ich habe ein Kapitel aus dem Buch "Die neuen Streiks" von Torsten Bewernitz aus dem Jahr 2008 gescannt. Mal von ein paar Details abgesehen, beschreibt der Text die Rolle der Forums recht gut und ist weiterhin aktuell:

(https://abload.de/img/cy_151wakzw.jpg) (https://abload.de/image.php?img=cy_151wakzw.jpg)

(https://abload.de/img/cy_152j9jhf.jpg) (https://abload.de/image.php?img=cy_152j9jhf.jpg)

(https://abload.de/img/cy_153mnjyk.jpg) (https://abload.de/image.php?img=cy_153mnjyk.jpg)

(https://abload.de/img/cy_154e9kjr.jpg) (https://abload.de/image.php?img=cy_154e9kjr.jpg)

(https://abload.de/img/cy_155m8jc1.jpg) (https://abload.de/image.php?img=cy_155m8jc1.jpg)

(https://abload.de/img/cy_156t4jm1.jpg) (https://abload.de/image.php?img=cy_156t4jm1.jpg)

(https://abload.de/img/cy_157sgjwo.jpg) (https://abload.de/image.php?img=cy_157sgjwo.jpg)

(https://abload.de/img/cy_158b3jf8.jpg) (https://abload.de/image.php?img=cy_158b3jf8.jpg)

(https://abload.de/img/cy_1593zk7s.jpg) (https://abload.de/image.php?img=cy_1593zk7s.jpg)
Titel: Re: Chefduzen Medienecho
Beitrag von: admin am 16:50:15 So. 01.Dezember 2019
ZitatCHEFDUZEN.DE:
Wie ein Kieler Internetprojekt die Ausbeuter auf die Palme brachte –
sich online austauschen und offline kämpfen!


(https://linx01.sozialismus-jetzt.de/images/2019/Dezember/Button_chefduzen.jpg)(https://linx01.sozialismus-jetzt.de/images/2019/Dezember/Transpi_chefduzen.jpg)

Das neue Jahrtausend war gerade angebrochen, da entstand die Idee für ein klassenkämpferisches Projekt, das sich in seinem Ansatz von linken Gruppen und Initiativen stark unterschied. Es ging darum, sich nicht nur von einem politischen Thema zum nächsten zu hangeln, wo man sich nach dem Protest gegen einen Wirtschaftsgipfel dem Kampf gegen eine Nazidemo widmet. So wichtig solche Aktivitäten sein mögen, bieten sie keine Perspektive gegen die Erniedrigungen des Alltags durch die kapitalistischen Verhältnisse. Unsere Idee war denkbar simpel. Wir wollten zu einem Stammtisch einladen, um sich über die Probleme bei der Arbeit oder der Arbeitslosigkeit auszutauschen. Es sollte nicht um das gehen, was man ,,Politik" nennt, sondern um die soziale Frage, die auch Menschen betrifft, die sich nicht als links definieren. Ausbeutung, Verarmung, Stress beim Amt und Ärger mit dem Vermieter. Allerweltsprobleme, die letztendlich hochpolitisch sind. Es war Zufall, dass zur gleichen Zeit in den USA die Dotcom Blase platzte und zehntausende Beschäftigte ihren Job verloren. Sie kommunizierten mit Hilfe des Forums ,,Netslaves" und bestachen durch ihre lebensnahe und undogmatische Haltung in ihrer Selbstorganisierung, die sich stark von den klassischen gewerkschaftlichen Organisierungs- und Kampfformen unterschied. Man verlor dabei nicht den Humor, quatschte über den neuen Alltag mit der Jobsuche und machte sich auch Gedanken über die ,,große Politik". Dieser ungewöhnliche Kampf amerikanischer IT-Leute wurde zu dem Vorbild für das Projekt chefduzen.de, das im Dezember 2002 in Kiel online ging.

Es dümpelte eine ganze Zeit vor sich her. Der Stammtisch hat nun auch nicht gerade den großen Zulauf, wir nötigten erst einmal Leute aus dem eigenen Bekanntenkreis zu unserer Runde und auch das Internetforum war nicht gerade am Brummen. Die Beiträge schrieben die wenigen Aktivisten des Projekts unter verschiedenen Nicknames selbst, bis die ersten realen Postings auftauchten. Das änderte sich erst, als ein bayrisches Leiharbeitsunternehmen die Forenbetreiber aufforderte, einen Bericht über ihr Unternehmen zu löschen. Als das keinen Erfolg hatte, wurden juristisch große Geschütze aufgefahren und da die juristische Beurteilung von Internetaktivitäten Neuland war, war das Vorgehen des bayrischen Gerichts von bundesweitem Interesse. Über die Androhung eines Zwangsgelds von bis zu 250.000 € oder einer bis zu sechsmonatigen Haft wurde bundesweit von den großen Medien berichtet. Seit dem kann sich das Forum nicht über mangelnde Bekanntheit beschweren und es wird täglich von tausenden Menschen besucht.

Die Betreiber der Forums mussten sich an die Vielzahl von Löschungsaufforderungen, Anwaltsschreiben und teilweise auch juristische Verfahren erst gewöhnen, doch es bestätigte sie, wie groß die Wirkung die offene Diskussion unter den Ausgebeuteten doch ist. Ohne die aktive Hilfe der Roten Hilfe hätte des Forum den Angriffen der Ausbeuter auch nicht standhalten können.

Der Stammtisch konnte keinen so rasanten Aufstieg in seiner Bedeutung erfahren und er war fast 10 Jahre lang nur eine nette Runde für den Austausch über Probleme, Klatsch und Tratsch. Es half gegen Vereinzelung, man blieb auf dem Laufenden, es war meist recht lustig, doch es kamen keine gemeinsamen Aktivitäten dabei heraus. Das hat sich in den letzten Jahren geändert. Es wurden aus diesem Kreis Veranstaltungen organisiert, Flugblätter verfasst und verteilt und es wurden auch weitere Aktivitäten in Richtung Stadtteil- und Mieterarbeit aufgenommen. Besonders erwähnenswert ist jedoch die Wirkung des Forums in Betriebe hinein. Gerade in den Bereichen der prekären Arbeit, wo die Menschen sich nicht durch Gewerkschaften vertreten fühlen, spielt chefduzen eine manchmal besondere Rolle. Zu den erwähnenswertesten Geschichten gehört ein erfolgreicher Kampf von Leiharbeitern auf einem Flughafen in einer Mischung aus Sabotage und Wildem Streik, dann ein Sick-out von 3/4 einer 600 köpfigen Belegschaft eines Callcenters und dem grenzüberschreitenden Protest mit VW-Leiharbeitern in China, der zur Festeinstellung von 900 Leiharbeitern zum doppelten Lohn in die Stammbelegschaft geführt hat.

Wir treffen uns weiterhin jeden ersten Donnerstag des Monats ab 19 Uhr im Raucherraum der Babule in Kiel-Gaarden und es finden nun eine Reihe von Veranstaltungen im ,,Li(e)ber Anders" (Iltisstraße 34) am jeweils ersten Dienstag zu verschiedenen Themen statt. Am 3. Dezember 2019 zum Thema Callcenterarbeit, am 7. Januar 2020 wohl zum Thema Leiharbeit.

www.chefduzen.de

(https://linx01.sozialismus-jetzt.de/images/2019/Dezember/Aktion_chefduzen.jpg)
https://linx01.sozialismus-jetzt.de/linx-dez-2019.html

Titel: Re: Chefduzen Medienecho
Beitrag von: admin am 12:23:53 Mo. 30.Dezember 2019
Ich bin gerade auf einen alten Beitrag gestoßen (von 2013).
Ich halte es für erwähnenswert, daß eine Kollegenzeitung eines Großbetriebs zur Solidarität mit chefduzen aufgerufen hat.

(https://abload.de/img/man_solitaj8a.jpg) (https://abload.de/image.php?img=man_solitaj8a.jpg)

(Die Kontonummer ist nicht mehr aktuell)
Titel: Re: Chefduzen Medienecho
Beitrag von: admin am 19:11:30 Di. 14.Januar 2020
Wo wir schon beim Ausbuddeln von alten Kamellen sind, hab ich hier noch ein tolles Fundstück.
Wahrlich prähistiorisch von 2006 und 2007.

Der Verfassungsschutz interessierte sich für cheduzen.
In dem Verfassungsschutzbericht des Landes Bremen werden wir interessanterweise unter FAU weggeordnet, ok, es kamen tatsächlich auch FAU Leute zu unserem Stammtisch.

ZitatIm Jahr 2006 beteiligte sich die FAU Bremen u.a. an Aktivitäten im Antifaschismusbereich und der Einführung eines ,,Chefduzen-Stammtisches" in Bremen. An diesem Stammtisch soll über die Situation in Ämtern, Büros und sonstigen Arbeitsplätzen diskutiert werden.
https://www.verfassungsschutz.bremen.de/sixcms/media.php/13/VSB%202006.pdf

Zitat2007 thematisierte die FAU Bremen die Situation der Erwerbstätigen in Deutschland.

Darüber hinaus wurde in Bremen der ,,Chefduzen-Stammtisch der Ausgebeuteten" wieder eingerichtet. In einer im August im
Internet veröffentlichten Einladung hieß es dazu:
,,Alle die sich mit anderen über die Situation mit Ämtern, auf Arbeit oder in ´Maßnahmen´ austauschen wollen sind herzlich dazu eingeladen."
https://www.verfassungsschutz.bremen.de/sixcms/media.php/13/VS-Bericht%202007.pdf
Titel: Re: Chefduzen Medienecho
Beitrag von: Troll am 11:26:28 Mi. 15.Januar 2020
Hubschraubereinsatz!?
Titel: Re: Chefduzen Medienecho
Beitrag von: admin am 12:20:47 Mi. 15.Januar 2020
Leute, gründet chefduzenstammtische, damit die Schlapphüte wieder etwas zu tun kriegen!
Titel: Re: Chefduzen Medienecho
Beitrag von: Onkel Tom am 22:04:16 Mi. 15.Januar 2020
Da muss ich doch schmunzeln.. CD-Stamtische und "Schlapphüte"..

In HH fanden die Behörden das auch interesant, was bei diesen Chefduzen-Treffen
so los ist.. Auch ca. 2007.. Caffee Urlaub, Lange Reihe, kleines CD-Treffen in Verbindung
mit den Themen Agenturschluss 3, Anti Ein Euro Jobs und Leiharbeit..

Ein Schlapphut fiel uns anbei auf, wir quatschten weniger über Organisatorisches und
luden den Schlapphut dazu ein, zu uns am Tisch zu kommen.. Rot angelaufen, suchte
er dann doch das weite..  ;D

Genau so standen manches Mal auch die Kühe auf der Datenleitung, wenn gerade
wieder online geplant wurde.. War schon eine rasannte Zeit  :)

Titel: Re: Chefduzen Medienecho
Beitrag von: admin am 21:28:59 So. 26.Januar 2020
Der "express - Zeitung für sozialistische Betriebs- und Gewerkschaftsarbeit" interessierte sich für chefduzen und hat ein Interview geführt.

Ein paar Worte zum »express«

Gegründet 1962 als »express international«, fusionierte der express 1972 mit der »Sozialistischen Betriebskorrespondenz« zum »express« und stellte sich mitsamt seinem neuen Untertitel – Zeitung für sozialistische Betriebs- und Gewerkschaftsarbeit« – in die Tradition der undogmatischen Linken.

In der Onlineausgabe

http://express-afp.info/express-01-2020-erschienen

ist das Interview nicht nachlesbar, das gibt es nur in der Printausgabe.

Ich habe das Vorwort gescannt.

              (https://abload.de/img/cd_intervew26012020esjsa.jpg) (https://abload.de/image.php?img=cd_intervew26012020esjsa.jpg)

Das Interview habe ich hier aus dem Originalmanuskript eingefügt:

ZitatBetriebsversammlung auf Malle

Interview mit den Aktiven von chefduzen.de


Express: Was könnt Ihr uns über das Entstehen des Projekts erzählen? Wann habt ihr angefangen und was waren Eure Gründe dafür?

Chefduzen: Es muß etwa die Jahrtausendwende gewesen sein, als die Idee für das Projekt entstand. Es ist da gerade ein politischer Zusammenhang zerfallen und bei der Suche nach einem neuen Aktionsfeld boten sich die bestehenden Gruppen in Kiel nicht an. Es gab viele Initiativen, die in ihrem Ansatz zwar löblich waren, sich aber zu sehr auf bestimmte Events (Wirtschaftsgipfel oder Nazidemo) oder auf spezielle Themen (Rüstung, Umwelt, Nazis) konzentrierten, aber wenig Auseinandersetzung mit dem Grundübel, dem kapitalistischen System, versprachen.
Die Erfahrung Ende der 80er Jahre mit einer Kleinstgruppe, einen Protest und Arbeitskampf im Krankenhaus losgetreten zu haben, war die Grundlage für einen neuen Anfang. Damals hatten wir die Klinikbeschäftigten mit Flugblättern speziell auf ihre Arbeitssituation angesprochen und zu einem Austausch am Kneipentisch eingeladen. Daraus hat sich eine richtige Bewegung entwickelt, die eine Pflegenotstand-Demo und einen einwöchigen Bummelstreik hervorgebracht hat. Mit dieser Erfahrung im Hinterkopf lautete der neue Ansatz, nicht nur die Leute aus einem Betrieb oder einer Branche zusammenzutrommeln, sondern alle Ausgebeuteten einzuladen zu einem Austausch bei einem Stammtisch. Die Soziale Frage und die persönliche Betroffenheit als Ansatz für politische Arbeit. Jeder war eingeladen, egal ob mit oder ohne Arbeit, um über Probleme mit Job, Ämtern, Schulden oder Vermietern zu quatschen
Zu dieser Zeit ist in den USA die Dotcom Blase gerade geplatzt, tausende IT-Leute waren von Entlassungen betroffen. Sie begannen sich über ein Internetforum zu organisieren. Im Forum ,,Netslaves" konnte man die Diskussion mitverfolgen und wie sich die Selbstorganisierung in dieser jungen Branche entwickelte. Diese Leute hätten sich wohl nicht als ,,politisch" oder ,,links" definiert, doch die Dreistigkeit, der Witz und die Militanz der Kampfformen hätten sich wohl nicht in einem traditionellen gewerkschaftlichen oder linken Milieu entwickeln können. Man diskutierte nicht nur den Kampf, sondern auch den Alltag, erzählte von den Bewerbungsgesprächen bei der Jobsuche, den Konzerten, die man besucht hat und machte sich Gedanken über die Tagespolitik,  Das hat uns überzeugt und wir wollten es neben dem Stammtisch auch mit einem Internetforum versuchen, hatten aber von dem recht jungen Internet wenig technische Ahnung und brauchten bis 2002, bis www.chefduzen.de online gegangen ist.

Gibt es einen gemeinsamen politischen Nenner innerhalb Eures Projekts? Wie würdet ihr den umreißen?

Es ist ein Projekt für einen zeitgemäßen Klassenkampf. Wir wollen die einfachen Leute zusammenbringen mit ihren eigenen Interessen gegen die Interessen eines Systems der Profitmaximierung. Wir wollen nicht irgendwelche Konzepte aus den Hochzeiten der ArbeiterInnenbewegung vor 100 oder 50 Jahren wieder aufwärmen. Deren Arbeiterbild war teilweise schon damals nicht zutreffend. Wir wollen uns vorurteilsfrei ansehen, wie Leute heute über die Runden kommen, wo es zu Konflikten kommt und wo kollektive Kämpfe entstehen können. Uns interessieren auch die schmuddeligen Bereiche, bei denen Gewerkschafter und auch Linke lieber wegsehen. Erwerbslosigkeit, Schwarzarbeit, Kleinkriminalität, Drogenhandel, Prostitution, Clickwork, Freiberuflichkeit und Scheinselbstständigkeit. Aber wir sehen uns nicht als Spezialisten für die fiesen Randbereiche des Ausbeutungssystems, auch die Stammarbeiter der Großbetriebe, die sogenannte Arbeiteraristokratie, sind für uns von Interesse. Wir haben keinen Masterplan. Wir wollen den Austausch, die Situation verstehen, Mut machen, Kontakte Knüpfen. Learning by Doing.

Wenn Ihr eure Arbeit mal Revue passieren lasst – welche Aktivitäten würdet Ihr als Erfolge begreifen, wo seid Ihr auf Schwierigkeiten/Grenzen gestoßen?

Wir hatten mit vielen Auseinandersetzungen zu tun, wir können dabei auf mindestens vier erwähnenswerte Erfolge zurückblicken. Der erste lag in einer Auseinandersetzung mit dem Freenet Callcenter in Kiel und wurde durch dessen übertreibenen Reaktionen auf unsere Öffentlichkeitsarbeit erst möglich. Als der Internetprovider Freenet die Kunden, die das Chefduzenforum besuchen wollten, einfach auf das Ego-Shooter Onlinespiel World of Warcraft umleitete, war das ein Fall für die überregionalen Medien. Nachdem selbst die Freenet-Wikipediaseite beim Thema ,,Arbeitsbedingungen" auf die Diskussion bei chefduzen verlinkte und das Kieler Jobcenter offiziell Freenet aus der Liste der seriösen Arbeitgeber strich und den Bewerbern auf den Weg gab, es seien keine Sanktionen zu erwarten, wenn man dort nicht arbeiten wolle, sah sich Freenet genötigt, den Stundenlohn für die Arbeit im Callcenter um 10% zu erhöhen. Es war nicht mehr möglich, zu den bisherigen Bedingungen neues Personal zu rekrutieren.
Als Ritterschlag für unsere Aktivitäten empfanden wir einen Arbeitskampf von Leiharbeitern auf einem großen deutschen Flughafen. Es war einer aus unserem inneren Kreis selbst auf dem Flughafen beschäftigt. In seinem Arbeitsbereich trafen sich die unzufriedenen Leiharbeiter, um eine Gegenwehr zu planen. Die Mischung aus Wildem Streik und Sabotage hatte es in sich. Das Chaos, das die Leiharbeiter angerichtet haben, die man wegen ihrer Fähigkeiten als eingespieltes Team nicht einfach austauschen konnte, brachte den Flugbetrieb so stark aus dem Tritt, daß das Management sich gezwungen sah, die Leiharbeiter in eine Festanstellung bei deutlich besserer Bezahlung zu übernehmen, um so den Flughafenbetrieb normalisieren zu können.
Der dritte Fall ist von der Ferieninsel Mallorca. Beim dortigen deutschen Callcenters CCES24, deren Arbeitsbedingungen so haarsträubend, die Möglichkeiten Diskussion jedoch wegen intensiver Überwachung und petzender Kollegen sehr begrenzt waren, entschieden sich die Beschäftigten zu einem anonymen Austausch auf unserer Plattform. Es entstand über mehrere Wochen eine tägliche virtuelle Betriebsversammlung. Es waren Tag für Tag die 600 Beschäftigten online,  die sich in der regen Auseinandersetzung zu einem kollektiven Sick-out entschieden, an dem sich mehr als Dreiviertel der Belegschaft beteiligte.
Eine Idee, die bei unserem Stammtisch entstanden ist, hatte ungeahnte Folgen. Wir waren aufgebracht, weil Volkswagen in China Polizeieinsätze und Verhaftungen gegen protestierende Leiharbeiter erwirkt hat, die es gewagt haben, den Konzern zur Einhaltung des chinesischen Arbeitsrechts aufzufordern. Als der gewählte Sprecher der Leiharbeiter nicht aus der Haft entlassen wurde, wollten wir es nicht hinnehmen und entschieden uns, mit einem Flugblatt und Infotisch in Wolfsburg aufzuschlagen. Uns gelang es, auch Solidaritätserklärungen von Daimlerbetriebsräten und von Leiharbeiterorganisationen zu bekommen und haben sie nach China weitergeleitet. Doch die größte Wirkung hatte ein zweisprachiges Protestbanner, das bei den G20 Protesten in Hamburg getragen wurde. Dieses Bild verbreitete sich in Windeseile den Sozialen Medien der chinesischen Leiharbeiter und führte zu einer Wiederhaufnahme ihrer Proteste. Als deutsche Medien über diese Entwicklung bundesweit berichteten, befriedete Volkswagen den Konflikt mit der Übernahme von 900 Leiharbeitern in die Stammbelegschaft zu einem doppelt so hohen Lohn.
All diese Kämpfe wurden nicht von uns geführt, sondern von den Betroffenen. Doch ohne unsere Vorarbeit wäre es nicht zu diesen erfolgreichen Auseinandersetzungen gekommen. Darin sehen wir auch unsere Rolle. Wir wollen Zündfunke und Hilfsmittel für Kämpfe sein, aber nicht selbst an deren Spitze stehen.
Die hier aufgeführten Beispiele stammen alle aus dem Bereich prekärer Arbeit. Das Forum wird auch von Leuten aus den Stammbelegschaften großer Unternehmen besucht, doch die wollen nur lesen, was da über ,,ihren" Betrieb steht, sie beteiligen sich aber nicht aktiv an der Diskussion. Wir hofften darauf, ein Werkzeug für das gesamte Spektrum der Ausbeutungsverhältnisse zu sein. An dieser Front sind wir jedoch gescheitert.

Wenn Ihr über den Tellerrand Eures Projekts hinausblickt – wie seht ihr die gegenwärtige Lage der bundesdeutschen Linken?

Das ist nicht so einfach für chefduzen.de zu sagen, da wir eher ein lockerer Haufen, als eine Gruppe mit einer einheitlichen Meinung sind. Bei der Beurteilung der bundesdeutschen Linken setze ich keine großen Hoffungen auf diese Szene. Ich wundere mich nicht, daß sich in Frankreich mit den Gelbwesten die spannendste Bewegung jenseits der linken Strukturen entwickelt hat.

In letzter Zeit wurde viel über eine neue Klassenpolitik der Linken geschrieben und diskutiert – welche Relevanz hat diese Debatte bzw. Klassenpolitik für Eure Arbeit?

Wir verfolgen diese Debatte nicht nur, wir führen sie auch im Forum. Es ist eine Chance, daß Linke Politik sich wieder mit den kapitalistischen Verhältnissen auseinandersetzt und nicht nur mit einzelnen Mißständen. Ich bin da jedoch wenig optimistisch. Es bleibt die Frage, ob ,,Klassenpolitik" und ,,Stadtteilarbeit" tatsächlich Ansätze für ein anderes Politikverständnis sind oder nur eine politische Mode. Auch das Thema ,,Logistik" ist schwer angesagt in der linken Szene. Als man jedoch eine Hafenblockade organisierte, war es allein ein Thema von Linken für Linke und man vergaß die Hafenarbeiter in die Planung und Durchführung einzubeziehen. Es gibt weiterhin eine Distanz zwischen Arbeiter*innen und der linken Szene, die zu weiten Teilen ein geschlossener Zusammenhang mit eigenen Sprach- und Kleidungscodes ist. Die oftmals prekären Arbeitsverhältnisse der Aktivisten selbst werden nur selten von ihnen thematisiert oder Ziel von Gegenwehr.

Der express ist eine Zeitung für sozialistische Gewerkschaftsarbeit – deshalb würde uns interessieren: wie blickt Ihr auf Gewerkschaften als Orte einer fortschrittlichen, linken Praxis?

Ich kann an dieser Stelle nur einen Stoßseufzer ausstoßen. Die Gewerkschaften spielen eine wahrlich traurige Rolle in den Klassenauseinandersetzungen. Den DGB Gewerkschaften laufen, ähnlich wie den Volksparteien, nicht nur die Mitglieder weg, sie verlieren auch ihre Autorität. Man versucht es nun mit einem jungen Design, Jugendsprech, Organizing und rekrutiert Personal unter Bewegungslinken. Es sind aber Organisationen, die wie Wirtschaftsunternehmen geführt werden. Die Funktionäre haben erst einmal neue Mitglieder zu werben, bevor sie sich an eine inhaltliche Arbeit machen dürfen. Der Arbeitsdruck wächst im Gewerkschaftsapparat ähnlich wie in der freien Wirtschaft. Das Kernproblem liegt jedoch in der inhaltlichen Ausrichtung. Die DGB Gewerkschaften sehen ihre Hauptaufgabe darin, die  internationale Konkurrenzfähigkeit der deutschen Wirtschaft sicherzustellen. Ich habe keinerlei Hoffnung, daß es bei der sozialpartnerschaftlichen Ausrichtung jemals die Chance auf eine grundlegende Kursänderung geben wird, egal wieviel Druck von der Basis kommen mag. Die folgerichtige Antwort auf Gewerkschaften, die ihre klassenkämpferischen Aufgaben verweigern, sind die Basisgewerkschaften.  Ich muß mich der vernichtenden Kritik aus der Streitschrift ,,Syndikalismus und neue Klassenpolitik" anschließen, FAU und IWW sind ihrem eigenen Anspruch nicht gerecht geworden und haben es nicht geschafft, eine wichtige Rolle in den Klassenauseinandersetzungen zu spielen. Das halte ich aber für keinen Grund, das Projekt nun zu beerdigen. Die Erkenntnis des Scheiterns kann auch ein Überdenken der bisherigen Arbeit ermöglichen. Die IP in Polen und die SI Cobas in Norditalien haben es als Basisgewerkschaften geschafft aus der linken Nische zu treten und eine Rolle in den Klassenauseinandersetzungen zu spielen. Es müssen aber nicht zwingenderweise Gewerkschaften sein, die die Kämpfe in Zukunft führen. In Hongkong gab es einen Generalstreik mit einer Beteiligung von 350.000 Menschen, bei der keine Gewerkschaft eine Rolle gespielt hat. Sie folgten dem Aufruf der nichthierarchisch organisierten Protestbewegung. Das entstehen der Gelbwestenbewegung ist auch eine Antwort auf die aktuellen Klassenverhältnisse, bei denen die klassischen gewerkschaftlichen Organisierungsformen nicht mehr funktionieren. Wir haben kein großes, einheitliches Industrieproletariat mehr. Es geht den meisten dreckig, den Leuten in Erwerbslosigkeit, in Leiharbeit, in Freiberuflichkeit, den kleinen Selbstständigen und Rentnern, doch eine Gewerkschaftmitgliedschaft bringt ihnen nichts. Es lag auf der Hand, daß sie sich selbst erhoben und nichts von Gerwerkschaften und Linken Parteien hören wollten, die sich nie zuvor für sie interessiert haben. Es gibt ähnliche Tendenzen innerhalb der Aufstände im arabischen Raum und in Lateinamerika.

Wenn Ihr auf die nähere Zukunft schaut – welche Ideen für Aktionen/Kampagnen/Praxen würdet Ihr gerne mal in der deutschen Linken diskutieren/umsetzen?

Die Klassenfrage bleibt die zentrale Frage. Linke werden keinen nennenswerten Einfluß in den Klassenauseinandersetzungen haben, wenn sie ArbeiterInnen wie Aliens  betrachten. Der gesamte Avantgardeanspruch nervt. Es wird nicht eine Linke die herrschenden Verhältnisse stürzen, das kann nur die Klasse. Es bleibt abzuwarten, ob Leute bereit sind, aus der linken Szene herauszutreten und auch in anderem Milieu Freunde und Genossen zu finden. Die Idee, aus politischen Gründen in den Betrieb zu gehen, hat sich nicht überholt, auch wenn es nicht mehr so angesagt ist. Aber wenn man diesen Ansatz ernst nimmt, muß man enorme Geduld haben und in Zeiträumen von Jahren denken. In einer kurzlebigen Kampagnenpolitik sehen wir keine Perspektive. Nicht als Linke, sondern als Teil der Klasse, die insgesamt angegriffen wird, brauchen wir verläßliche Kontakte und Strukturen, die sowohl zur Bewältigung der Probleme des Alltags taugen, alsauch zur kollektiven sozialen Selbstverteidigung. Das halten wir für die notwendige Basis.

Gibt es in eurer Arbeit weitere Aspekte, die ihr zum Abschluss den Lesern des express mit auf den Weg geben wollt?

Unser Forum wird mehrheitlich von Leuten aufgesucht, die keinerlei politische oder gewerkschaftliche Erfahrungen haben. Auf jeden, der im Forum schreibt, kommen gut 200 stille Mitleser. Wir würden uns freuen, wenn wir von den Express-leserInnen ein paar aktive Communitymitglieder hinzubekommen, die von einer interessierten Leserschaft ausgehen können.
Titel: Re: Chefduzen Medienecho
Beitrag von: admin am 12:29:27 Mo. 23.März 2020
ZitatIG Metall stellt Webseite und Forum der LeiharbeiterInnen ZOOM zum 31.3.2020 ein – zu kritisch?

(...) Das Ziel, einen gewerkschaftlichen Ort Gesprächs- und Diskussionsraum zu schaffen, haben wir erreicht. Das Ziel, nachhaltig etwas an den immer noch katastrophalen Lebens- und Arbeitsbedingungen in der Leiharbeit zu ändern, nicht. Im gesellschaftlichen und gewerkschaftlichen Diskurs ist die Leiharbeit mehr und mehr in den Hintergrund geraten; alleiniges Thema scheinen die Tarifverträge zu sein, die allerdings aus Sicht von ZOOM in den letzte anderthalb Jahrzehnten keine wirklichen Verbesserungen gebracht haben..." Soweit so richtig in der Mitteilung "Einstellung von Webseite und Forum zum 31.3.2020" auf der Startseite von ZOOM – die Konsequenz halten wir jedoch für grundverkehrt: "Die IG Metall hat beschlossen, die Öffentlichkeitsarbeit für den Bereich der Leiharbeit neu aufzustellen. Hierbei sollen insbesondere die sozialen Medien genutzt werden..." Es gibt eine beginnende Debatte im noch existierenden Forum (dort auch Stellungnahme des verantwortlichen Admin Christoph) – und auch wenn unsere KollegInnen von chefduzen.de eine bessere Alternative (nicht nur zu Fratzebuch) darstellen – wir halten Protest für angebracht, nicht nur weil die Aktiven bei ZOOM unsere besten Kooperationspartner im Kampf gegen die Tarifierung der Leiharbeit waren!
https://www.labournet.de/?p=164753
Titel: Re: Chefduzen Medienecho
Beitrag von: admin am 14:34:55 Mo. 13.April 2020
(https://www.labournet.de/wp-content/uploads/2020/04/tkms-protest.jpg)

Der Bildbericht aus dem Forum über die Protestaktion gegen den U-Bootbau in Kiel findet im Netz eine weitere Verbreitung:

https://de-de.facebook.com/pg/jourfixe.gewerkschaftslinke.hamburg/posts/
https://www.labournet.de/?p=169928
https://corona-at-work.de/u-bootbau-in-kiel-kranke-arbeit/
Titel: Re: Chefduzen Medienecho
Beitrag von: admin am 16:25:56 Mo. 22.Juni 2020
Das Feedback auf Aktionen, die aus chefduzen-Zusammenhängen entstanden sind, ist nicht übel.
Zitat,,Ist der U-Boot-Bau etwa systemrelevant?"

Trotz Coronakrise und dem Fakt, dass fast alle anderen Werften Kurzarbeit angemeldet haben, produziert die Kieler Werft ,,Thyssen Krupp Marine Systems" (TKMS) im Drei-Schicht-System rund um die Uhr weiter militärische U-Boote. Nun kam es vor der Werft zu einer Protestaktion.


,,Wir wollen die Beschäftigten dort unterstützen, damit sie nicht länger ihre Gesundheit riskieren müssen, aber weiter ihren Lebensunterhalt bestreiten können", so heißt es im Aufruf für die Aktion, die am vergangenen Donnerstag in Kiel-Gaarden stattgefunden hat.

Laut einem Bericht von der Aktion, die auf dem Portal chefduzen.de veröffentlicht wurde, sei den TKMS-ArbeiterInnen gesagt worden, dass ihre Arbeit ,,freiwillig" sei...
weiter: https://perspektive-online.net/2020/04/ist-der-u-boot-bau-etwa-systemrelevant/

ZitatKiel: Kundgebung gegen Ausbeutung in Schlachthöfen und anderswo

6. Juni in Kiel. An der Kundgebung gegen Ausbeutung wirkten folgende Initiativen mit: Perspektive Solidarität (PSK) , Runder Tisch gegen Rassismus und Faschismus Kiel, TKKG Turboklimakampfgruppe Kiel, der Chefduzen Stammtisch und der Jour Fixe der Gewerkschaftslinken aus Hamburg. Auf dem mit Absperrband ausgewiesenen Platz sah ich auch noch mit Postern und Fahnen die Gruppe Omas gegen rechts, die DKP, die SDAJ, die Antifaschistische Aktion und IGM.

Zentrale Forderung der Kundgebung: "Die Folgen der Pandemie dürfen nicht auf dem Rücken der lohnabhängigen Bevölkerung ausgetragen werden." Dieses Thema wurde in Wortbeiträgen vielfältig und interessant aufgeblättert. Es ging unter anderem um moderne Sklaverei auf manchen Großschlachthöfen, Kritik an den Corona-Hilfen und um den Personalmangel in Krankenhäusern.
(...)
weiter: https://kielaktuell.com/2020/06/08/kiel-kundgebung-gegen-ausbeutung-in-schlachthoefen-und-anderswo/
Titel: Re: Chefduzen Medienecho
Beitrag von: admin am 12:06:09 So. 06.Juni 2021
ZitatChefduzen.de:
Den Aufstand im Alltag proben!

(https://linx01.sozialismus-jetzt.de/images/2021/06-2021/chefduzen-logo-web.jpg)

Vor gut 20 Jahren ist die Idee für das Forum der Ausgebeuteten entstanden als Versuch, jenseits des linken Kampagnenhoppings, einen zeitgemäßen klassenkämpferischen Ansatz zu entwickeln. Es war eine simple Idee, es sollte in Form eines Stammtischs ein fester Anlaufpunkt eingerichtet werden, um sich zu sozialen Fragen, also allem, was mit Arbeit und Arbeitslosigkeit zu tun hat, auszutauschen. Es war die Zeit, als das Internet zu einem schwer angesagten Ding wurde, das die Kreise der Computerfreaks hinter sich ließ und zu einem populären Medium wurde.


Die Idee des Stammtischs sollte also auch auf die Möglichkeiten des Internets ausgeweitet werden. Doch ohne Ahnung von Computern und Software, dauerte es mit der Umsetzung bis 2002, bis chefduzen.de endlich im World Wide Web auftauchte.Das Forum dümpelte eine Weile vor sich hin, bis eine spektakuläre juristische Auseinandersetzung mit einem Leiharbeitsunternehmen das Forum zum Thema in bürgerlichen Medien machte und für eine unerwartete Popularität der Plattform sorgte. Der Stammtisch hingegen folgte nicht diesem Boom und wir mußten Leute mit Nachdruck einzeln einladen und es dauerte Jahre, bis der Stammtisch funzte. Heute ist er eine Institution und es gibt Anfragen, ob wir uns Aufrufen zu Protestaktionen oder Demos anschließen könnten. Dabei sind chefduzen und der Kieler Stammtisch kaum als Organisation zu bezeichnen, eher als Idee und Versuch, Klassenkampf im Alltag umzusetzen und zu leben.

(https://linx01.sozialismus-jetzt.de/images/2021/06-2021/arbeitsmigranten-web.jpg)
Sommer letzten Jahres in Gaarden: ,,Arbeitsmigranten sind keine Menschen 2. Klasse. Gleicher Lohn und gleiche Rechte."

Leiharbeit ist bei uns ein Dauerthema. Die Herausgabe der Zeitung ,,Leihkeule" hat bundesweit Einfluß auf die Diskussion unter Leiharbeitern. Wir verteilten einige Ausgaben vor dem Werfttor, machten aber auch Straßenaktion an verschieden Orten. Zu Feierlichkeiten zum 20 jährigen Bestehen des Sklavenhändlerverbands iGZ tauchten wir mit Transparenten in Münster auf und wurden vom Sprecher des Verbands mit der Frage begrüßt, ob wir denn von Zoom oder chefduzen seien. Zoom ist das Leiharbeiterforum, das seit 2003 unter dem Dach der IG Metall aktiv war, bis die Gewerkschaft beschloß, das Forum im März dieses Jahres abzuschalten. Enttäuscht von ihrer Gewerkschaft zogen die Leiharbeiter ins Chefduzenforum, um dort ihre Arbeit fortzusetzen. Eine Reihe unserer Protestaktionen in Solidarität mit Leiharbeiterkollegen des chinesischen VW Werks in Changchun, die es nach den Protestaktionen mit staatliche Repression zu tun bekamen, schlugen hohe Wellen. Sie wurden von den Arbeitern in China wahrgenommen, verbreiteten sich in ihren Sozialen Medien und führten zur Wiederaufnahme des Protests. Die Deutschen Medien nahmen das auf und setzten das VW Management und den Konzernbetriebsrat mit ihren Fragen unter Druck. Die Konzernleitung entschied sich zu einer Befriedung der Situtation durch die Festanstellung von 900 entlassenen Leiharbeitern in die Stammbelegschaft des Werks Changchun zu dem doppelten Lohn eines Leiharbeiters. In Erinnerung an diesen Erfolg, versuchen wir uns nun erneut um das Organisieren von Solidarität für einen Arbeiteraktivisten in China. Ein Essenskurierfahrer aus Peking, der keine Unterstützung der offiziellen von der KP kontrollierten Gewerkschaft fand, organisierte kurzerhand seine Kollegen gegen die halsbrecherischen und Ausbeuterischen Arbeitsbedingungen über Soziale Medien und auf Treffen in einem Restaurant. Als er sie zu einem Streik aufrief, wurde er festgenommen und ihm drohen fünf Jahre Knast. Wir halten internationale Solidarität für das Gebot der Stunde.

(https://linx01.sozialismus-jetzt.de/images/2021/06-2021/chefduzen-mengzhu-web.jpg)
Foto vom 1. Mai 2021

Wir versuchten uns auch der Situation der Beschäftigten in den Kieler Postdiensten zu widmen und luden wir zu einem Poststammtisch ein. Unsere Veröffentlichungen und Aktiönchen scheinen getroffen zu haben. Wir bekamen Gegenwind, aber nicht vom Management, sondern von Verdi. Erst wurden wir beim Flugblattverteilen angepöbelt, dann bekam der Poststammtisch Besuch von Verdi, es kam ein ganzes Batallion Verdianer aus der ,,Teppichetage" (Verwaltung) des Verteilzentrums Wellsee. Die Stammtischler fühlten sich von der ,,Gegenseite" bespitzelt und hatten Angst um ihren Job. Das war das Ende des Stammtischs.

Die Callcenter-Kollegenzeitung ,,die Quote" ist auch aus dem chefduzen-Zusammenhang hervorgegangen. Die Beschäftigten eines deutschen Callcenter auf Mallorca nutzte das Internetforum als virtuelle Betriebsversammlung, die Anonymität versprach, denn es herrschte am Arbeitsplatz ein Klima der Angst. Die Diskussion wurde turbulent und es gab wohl von Managementseite ausgehende Versuche, besonders kämpferisch auftretende Mitarbeiter mit Mobbingmethoden, Beleidigungen und Unterstellungen mundtot zu kriegen, doch ohne Erfolg. Das Interesse an der Onlinediskussion wuchs, bis sich ¾ der Belegschaft zu einem Sick-out, einer kollektiven Krankschreibung als Kampfform entschied.

Da wir die Ausgebeuteten rebellisch machen und einigen Unternehmen zu einem Ruf verhalfen, der dazu führte, daß sie Probleme mit der Rekrutierung von Personal bekamen, waren die Ausbeuter nicht gut auf uns zu sprechen. Wir wurden eingedeckt mit Anwaltsschreiben und Abmahnungen. Es wurde mit Kanonen auf Spatzen geschossen, einige juristische Drohungen beinhalteten Haft und Zwangsgelder von bis zu 250.000 €. Das hätten wir ohne die Unterstützung der Roten Hilfe nicht überlebt. Wir wollen uns an dieser Stelle bei dieser wichtigen Organisation noch einmal herzlich bedanken.

Wir legen uns weiter mit Ausbeutern an. Die Unikliniken Kiel erschienen uns als lohnendes Ziel. Wir wollten mit langem Atem an das Thema gehen, ahnten aber nicht, wie lange der Atem notwendig sein sollte. Wir starteten mit einem Blog und legten nach mit Aufklebern, Plakaten und Flugblättern. Wir luden zu einer Veranstaltung mit einem kämpferischen Kollegen von der Berliner Charité. Doch der Funke sprang nicht über. Die Situation änderte sich jedoch ohne unser Zutun. Beschäftigte aus dem Servicesektor waren sauer auf Verdi, die es versäumt hat, gegen das Outsourcing verschiedener Servicebereiche und die Schaffung eines Dumpinglohnbereichs vorzugehen. Da sie sich von der Gewerkschaft nicht mehr vertreten sahen, gründeten sie die Gewerkschaft der Servicekräfte (GDS) vor etwa 10 Jahren. Jetzt führen sie ihren ersten Streik am UKSH. Er ist beeindruckend. Die 800 Streikenden (je zur Hälfte in Lübeck und Kiel) sind vielleicht knapp über 50% weiblich und mehrheitlich migrantisch. Sie sind wütend, laut und kämpferisch. Wir sind hingegangen, haben Streikende und GDS Funktionäre kennengelernt und ein paar Youtube Videos zu den Warnstreiks veröffentlicht. Die täglichen Besucherzahlen des Blogs haben sich vervielfacht. Der laufende Arbeitskampf bleibt spannend.

Wir versuchen uns in einem stoischen Dranbleiben an Themen, die uns wichtig sind. Seit 10 Jahren sind wir am Thema der Berufskraftfahrer. Dazu gibt es den Youtbekanal Kilometerfresser TV. Wir haben auch nicht vergessen, daß uns die öffentliche Diskussion über den schleswig-holsteinischen Großschlachter Clemens Tönnies teuer zu stehen kam. Seine Anwälte sind bissig. Vor einem Jahr organisierten wir in Kiel mit dem Jour Fixe der Gewerkschaftslinken Hamburg und der tatkräftigen Unterstützung von Perspektive Solidarität Kiel (PSK) eine Kundgebung auf dem Asmus Bremer Platz gegen die Ausbeutung osteuropäischer Arbeitskräfte in den Tönnies Schlachbetrieben. Das Plakat zur Kundgebung fand den Weg in des Buch über ,,Das System Tönnies" und waren auch bei Pressekonfernz zur Buchveröffentlichung in Rheda-Wiedenbrück zugegen. Tönnies läßt inzwischen seine Anwälte gegen die Aktivist:innen von ,,Tear Down Tönnies"vorgehen. Wir beteiligten uns mit einem Redebeitrag an der Protestkundgebung beim Prozeß vorm Kieler Landgericht.

Es ist ein Vorteil von Kiel, daß hier die Zusammenarbeit mit anderen kämpferischen Organisationen wie PSK, TKKG oder Rotes Kollektiv problemlos ist und der antifaschistische Runde Tisch, der bis in die Gewerkschaften reicht, zeigt, daß hier die politischen Gräben weniger tief sind als in anderen Orten. Die begrenzten Teilnehmerzahlen bei den Protestaktionen belegen jedoch, dass es nicht genügt, einfach nur die vorhandenen linken Organisationen zusammenzutrommeln. Wir müssen uns mehr der unspektakulären Basisarbeit zuwenden, im Stadtteil, in der Nachbarschaft, im Betrieb. Damit sind wir bei unserem Ausgangspunkt. Wir müssen die Menschen erreichen, die weder kulturell noch politisch auf einem Nenner zu sein brauchen, sondern die durch die soziale Situation miteinander verbunden sind. Diese Arbeit ist aber auf kleine Flamme heruntergefahren unter den nicht enden wollenden Pandemiebedingungen.

Wir hatten uns trotzdem mit einem mehrsprachigen Flyer auf den Vinetaplatz gestellt, um mit Migranten ins Gespräch zu kommen. An dieser Front wollen wir weitermachen.

(https://linx01.sozialismus-jetzt.de/images/2021/06-2021/chefduzen-G20-web.jpg)
chefduzen vor brennender Barrikade beim G20 in HH

Uns sind die Proteste der Bauern nicht entgangen. Wir sehen sie als Sozialproteste. Sie sind von großer Widersprüchlichkeit geprägt, es sind dort fortschrittliche und reaktionäre Kräfte aktiv und Großagrarier versuchen Einfluß auf die Proteststrukturen zu nehmen. Nur wegen dieser Widersprüchlichkeit und einer eigenen Ratlosigkeit, sollten Linke dieses wichtige Feld gesellschaftlicher Auseinandersetzungen nicht ignorieren. Wir haben Kontakte zu recht aufgeweckten und fortschrittlichen Landwirten geknüpft. Es wird nicht langweilig.
Unser Stammtisch findet am jeweils ersten Donnerstag des Monats ab 19°° in der Bambule in Kiel-Gaarden statt, wenn die Pandemie es zuläßt und man findet uns, je nach Wetter, entweder im Biergarten oder im Raucherraum. Ihr seid willkommen!

Links zum Forum der Ausgebeuteten und zu Projekten aus dem Umfeld:

Forum der Ausgebeuteten: https://forum.chefduzen.de

Postdienste: http://betriebsgruppepostdienstenord.blogsport.eu

Unikliniken: https://uksh-blog.netzwerkit.de

Transportsektor: https://www.youtube.com/user/DerKilometerfresser/videos

Diverse klassenkämpferische Themen:
https://www.youtube.com/channel/UCG6XnaJy5kPepz-x7HhgToA/videos

Kontakt: admin@chefduzen.de
https://linx01.sozialismus-jetzt.de/component/content/article/62-uncategorised/3675-06-2021-chefduzen-de.html?Itemid=28
Titel: Re: Chefduzen Medienecho
Beitrag von: dagobert am 19:33:53 Mi. 14.Juli 2021
Zitat von: admin am 12:06:09 So. 06.Juni 2021Zoom ist das Leiharbeiterforum, das seit 2003 unter dem Dach der IG Metall aktiv war, bis die Gewerkschaft beschloß, das Forum im März dieses Jahres abzuschalten.
Kleine Korrektur: ZOOM wurde schon letztes Jahr abgeschaltet.
Titel: Re: Chefduzen Medienecho
Beitrag von: Onkel Tom am 14:31:04 So. 18.Juli 2021
Zitat von: dagobert am 19:33:53 Mi. 14.Juli 2021
Zitat von: admin am 12:06:09 So. 06.Juni 2021Zoom ist das Leiharbeiterforum, das seit 2003 unter dem Dach der IG Metall aktiv war, bis die Gewerkschaft beschloß, das Forum im März dieses Jahres abzuschalten.
Kleine Korrektur: ZOOM wurde schon letztes Jahr abgeschaltet.

Jo, leider.. Offiziell hieß es, das es sich wegen zu wenig Beteiligung nicht mehr lohnen würde
und mit Kosten verbunden sei.. Zoom wurde durch Auftritt in den sozialen Medien (zwitscher)
ersetzt und da mag ich gar nicht mehr rein schauen, da nur noch Pro-DGB-Gesülze zu lesen ist.
Ich denke, der DGB hat die Leiharbeiter_innen mittlerweile genau so aufgegeben, wie er es
bereits ca. 2008 mit den Erwerbslosen getan hat..

Naja, wenn man mal bedenkt, wie viel Arbeiter_innen wegen mieserabler Lohnverhältnisse
schon auf Aufstockungen vom Mobcenter angewiesen sind, ist das schon beschämend,
ca. 11.000.000 mögliche Mitglieder_innen fallen zu lassen..

Scheint wohl schon der zweite Sargnagel des DGB zu sein und solange nichts an der
Zahnwurzelentzündung der Arbeitsmarktpolitik behandelt wird, nutzt die beste Krone
auch nichts..

Ich spünnisiere mir anbei gerade mal vor, was der DGB so an Mitgliedsbeiträge kassiert,
wofür sie keinen Finger krumm machen.. In Hamburg sollen ca. 6000 Erwerbslose
(Stand ca. 2009) monatlich 2,50 Euronen Mitgliedsbeitrag einbringen..
Würde chefduzen so viel an Soliknete zusammen bekommen ? Wow, weniger Sorgen um
Kosten zu außerparlermentarischen Unternehmungen und so weiter..

Naja, die Zeit wird wohl noch kommen, wo Belegschaften und Erwerbslose zur Einsicht
kommen, das der Tiger des Klassenkampfes seine Zähne zurück erhält, wenn der Kampf
ohne etablierte Organisationen und kollegtiv staatlich unabhängig bestritten wird.
Titel: Re: Chefduzen Medienecho
Beitrag von: Strombolli am 14:37:31 Mi. 28.Juli 2021
Als DJ unter Corona Berufsverbot möchte ich gerne auf zwei Lieder verweisen: https://www.youtube.com/watch?v=CrHYsDM18uk (https://www.youtube.com/watch?v=CrHYsDM18uk) und https://www.youtube.com/watch?v=NgEP9I-0tD4 (https://www.youtube.com/watch?v=NgEP9I-0tD4) Übersetzung hier: https://www.songtexte.com/uebersetzung/fury-in-the-slaughterhouse/every-generation-got-its-own-disease-deutsch-6bd6b67a.html (https://www.songtexte.com/uebersetzung/fury-in-the-slaughterhouse/every-generation-got-its-own-disease-deutsch-6bd6b67a.html) - Kein Kommentar. Denkt selber.
Titel: Re: Chefduzen Medienecho
Beitrag von: admin am 19:13:58 Do. 30.Juni 2022
Chefduzen hat auch ein kulturelles Echo.
Es hat mal jemand ein chefduzen-Spiel programmiert. Es ist leider verschollen. Quelle unbekannt.

Der Musiker Geigerzähler hat mal einen chefduzen Song veröffentlicht. Es ist im Netz nicht mehr zu finden. Ich werde dem nochmal nachgehen.

Es wurde von chefduzen zur Zeit der Einführung von Hartz IV ein Hörspiel veröffentlicht über die soziale Lage im Land. Das Stück ist aus den Archiven der Freien Radios aus unbekanntem Grund verschwunden.

Ich habe es jetzt bei youtube hochgeladen:

https://youtu.be/TrL-k9zUTCM

Titel: Re: Chefduzen Medienecho
Beitrag von: cyberactivist am 19:24:41 Do. 30.Juni 2022
Der chefduzen-Song ist von Paul Geigerzaehler aus Berlin. Liegt auf unseren Servern.

https://chefduzen.de/geigerzaehler_chefduzen.mp3

Seine Lieder findet ihr unter:
https://soundcloud.com/geigerzaehler
https://www.youtube.com/channel/UCDkxSL2oX7JAv4VQ2E9MkWA

Titel: Re: Chefduzen Medienecho
Beitrag von: admin am 19:33:20 Do. 30.Juni 2022
Dankeschön, cyberactivist. Den Song meinte ich.
Titel: Re: Chefduzen Medienecho
Beitrag von: Tiefrot am 23:57:25 Fr. 01.Juli 2022
Danke für Hörspiel und den Song,
habs mir gleich mal gezogen.  ;)
Titel: Re: Chefduzen Medienecho
Beitrag von: Onkel Tom am 04:50:32 Do. 07.Juli 2022
Das Hörspiel stammt vom Euromayday - Hamburg aus dem Jahr 2007  ;)
Titel: Re: Chefduzen Medienecho
Beitrag von: admin am 10:37:12 Do. 07.Juli 2022
Die Kieler Nachrichten berichtete am 14.12.04

ZitatMut auf Wut machen

...eine Solidaritäts-Tour organisiert. Im Subrosa war am Freitag Premiere - und für ein Hörspiel namens "Untragbar", das demnächst auf einer CD-Beilage des Magazins "Wildcat" erscheint. "Man macht sich keinen Begriff davon, welche Formen Ausbeutung auch in diesen Breiten annimmt"...

Das Hörspiel hat nichts mit Euromayday zu tun.
Titel: Re: Chefduzen Medienecho
Beitrag von: Onkel Tom am 15:40:17 Do. 07.Juli 2022
Ah ok.. Wusste nicht, das das Hörspiel noch älter ist und von Wildcat stammt.
Wat dazu gelernt  ;)
Titel: Aw: Chefduzen Medienecho
Beitrag von: admin am 17:35:08 Sa. 17.Juni 2023
Dieser Text gehört auch nochmal in diese Rubrik:

Zitat20 Jahre chefduzen
Eine Selbstermächtigung der Ausgebeuten online und offline


Am 15.12.2002 ging das Projekt chefduzen.de online als Versuch einer Alternative zur verbreiteten linken Kampagnenpolitik. Ein undogmatischer und praxisnaher Ansatz, den Klassenkampf zu stärken. Die Idee war denkbar einfach: Die Soziale Frage als Ausgangspunkt durch eine Plattform für den Austausch über die Probleme mit und ohne Arbeit, ein Forum der Ausgebeuteten. Chefs, Vermieter, Ämter, Themen gibt es genug. Eigentlich ging es nur um einen Austausch bei einem regelmäßigen Stammtisch. Die Selbstorganisierung amerikanischer IT-Beschäftigter über ein Internetforum (,,Netslaves"), war die Inspiration, es auch mit einem auf die virtuelle Welt erweiterten Stammtisch zu versuchen.

Der Weg in die virtuelle Welt war steinig, doch der Klassenfeind sorgte für eine plötzliche Popularität des bis dato schlecht besuchten Forums. Ein bayrischer Sklavenhändler erwirkte eine gerichtliche Verfügung zur Löschung eines Beitrags unter Androhung eines Zwangsgeldes von 250.000 €, bzw. einer Erzwingungshaft von bis zu sechs Monaten. Das wurde in den Mainstreammedien Thema und ließ die Klickzahlen  des ,,Forum der Ausgebeuteten" in astronomische Höhen schnellen. Harz IV wurde gut zwei Jahre nach Start des Forums eingeführt und wurde zu einem zentralen Thema. Die Beratung nahm einen großen Raum ein. Eine Kampagne gegen das Zermürbungsinstrument gegen Erwerbslose ist aber nie dabei herausgekommen.

Der Schwerpunkt der Auseinandersetzung mit Ausbeutern lag bei Callcentern und Leiharbeitsbuden. Gerade die Callcenter versuchten, mit juristischem Beschuß gegen das Forum vorzugehen, das juristisch erfahrener wurde und die solidarische Unterstüzung der Roten Hilfe hinter sich wußte. So mancher Ausbeuter schoß sich damit ins eigene Knie und ruinierte mit den Angriffen auf chefduzen seine Reputation. Das Handelsblatt empfahl seinen Lesern aus der Wirtschaft einen weniger direkten Umgang mit ,,giftigen Schreibern" wie chefduzen. Ein Callcenter ließ gegen vermutete Onlineaktivisten aus Reihen der Belegschaft eine polizeiliche Razzia durchführen und deren Rechner beschlagnahmen, und ein anderes Callcenter heuerte einen professionellen Hacker an, der die Beiträge zu diesem Callcenter zerschießen sollte. Ausbeuter sahen die öffentliche Diskussion über ihre Arbeitsbedingungen als Bedrohung. Statt gegen das Forum selbst vorzugehen, schoß man sich auf die Autoren selbst ein, wenn sie identifzierbar waren. Einem drohte man mit dem Eintrag in eine Schwarze Liste, der eine Neuanstellung in der Branche in der Region unmöglich machen würde. Einer Leiharbeiterin wurde gekündigt. Als sie dagegen klagte, befand die Arbeitsrichterin, ,,darüber darf man in der Kneipe diskutieren, bei chefduzen aber nicht."

Auch unter Linken begann das Interesse an dem ,,Forum der Ausgebeuten" zu wachsen. Es gab Einladungen zu Widerstandskongressen und zu Rundreisen. In Österreich und in der Schweiz wurden Schwesterforen gegründet, in Belgien ist dieser Versuch gescheitert. Der Hype lag auch in der wachsenden Popularität des Internets und man träumte von einem Klassenkampf 2.0, als sei die Entdeckung eines neuen Mediums und ,,Formats" die Lösung für die Probleme der Linken. Auf ein paar gemeinsamen Veranstaltungen mit dem LabourNet Germany wurde hingewiesen, daß man das WWW nicht überschätzen dürfe. Es kann eine wichtige Hilfe im Klassenkampf sein, wenn es in Bezug auf reale Kämpfe genutzt wird. Die realen Kämpfe finden nicht im Netz statt.

Vieles von dem, was bei chefduzen geplant war, ist gescheitert. Die realen Treffen haben sich nicht so ausgebreitet, wie erhofft. Sie gab es in verschiedenen Städten und zeitweise an drei Orten gleichzeitig, doch nur in Kiel hat sich der Stammtisch über 20 Jahre gehalten und ist auch Ausgangspunkt für praktische Aktivitäten. Der Austausch mit versprengten Einzelkämpfern an anderen Orten ist nicht abgerissen. Die  chefduzen-offline Praxis ist wichtig. Die Kollegenzeitungen im Bereich der Callcenter (,,Die Quote") und der Leiharbeit (,,Leihkeule") waren wichtige Produkte und der Youtube-Kanal Kilometerfresser TV externer Link war ein wichtiges Instrument zur Vernetzung der versprengten Berufskraftfahrer jenseits des Internets.

Die Erfolge einiger praktischen Initiativen aus dem chefduzen-Zusammenhang können sich sehen lassen, sie führten dazu, daß Arno Dübel (,,Deutschlands faulster Arbeitsloser" -BILD-) seine Anti-Erwerbslosen Medienauftritte beendete und die Stadt Hamburg ihre Jobmessen weitgehend aus den Einkaufszentren verbannte und sie auf das Flughafengelände konzentrierte, wo man eher eine polizeiliche Kontrolle aufrecht erhalten könne. Ein kleines chefduzen-Meisterstück ist der Kampf von Leiharbeitern auf dem Airport Hamburg, bei dem sie ihre Ziele mit einer Mischung aus Sabotage und Wildem Streik durchsetzten und der ohne einen mutigen Akivisten aus unserem inneren Kreis nicht stattgefunden hätte. Auch eine in kleiner Runde gestartete Soldiaritätsaktion gegen die Verhaftung von protestierendern Leiharbeiter in einem Volkswagenwerk in China, schlug ungeahnt hohe Wellen. Die Straßenaktionen in Deutschland verbreiteten sich in dern sozialen Netzwerken der Leiharbeiter in China, die daraufhin ihren Kampf wieder aufnahmen. Die Flut an Presseberichten erreichte den Konzernbetriebsrat und das VW Management in Wolfsburg, das sich schließlich dazu entschied, die 900 Leiharbeiter, die ihren Job verlieren sollten, in die Stammbelegschaft zu übernehmen zu etwa dem doppelten Lohn.

Vielleicht nicht so auffällig, doch absolut wichtig, ist die Veröffenlichung von Recherchearbeiten. Ein gutes Beispiel ist die akribische Arbeit an der Aufdeckung traditioneller reaktionärer Netzwerke im Zusammenhang mit dem ,,Kieler Kaufmann", Machtstrukturen, die bis ins Kaiserreich zurückreichen und auch heute Eliten vereinen, die für politische und wirtschaftliche Entscheidungen im Hintergrund die Fäden ziehen. Sie würden es vorziehen, unbeobachtet zu bleiben, doch diese Recherchearbeit wurde bereits über 100.000 Mal aufgerufen.

Der Forenalltag ist weniger spektakulär. Chefduzen ist es nur selten gelungen, die relativ gut bezahlten Malocher der Großbetriebe in die Diskussionen einzubeziehen. Das Forum ist geprägt von Leuten aus prekären Jobs, Arbeitslosigkeit und Rente, Menschen mit Geld- und Gesundheitsproblemen. Der Ton ist mitunter rau, die Haltung ist nicht unbedingt links. In Zeiten von Corona wurde es bisweilen schwierig mit den entgegengesetzten Positionen, die in der Gesellschaft offen aufeinander prallen. Bei chefduzen wurde versucht, schlichtend dazwischen zu gehen, ohne diejenigen rauszuschmeißen, die Dinge vertreten, die für Linke schwer zu ertragen sind. Es wurde noch komplizierter durch den Ukrainekrieg, als die Leute noch verwirrter und schwieriger wurden. chefduzen nimmt den Anspruch ernst, eine offene Plattform der Klasse zu sein und im Forum spiegeln sich die gleichen Irrungen und Wirrungen wider, wie überall unter den einfachen Menschen.  Nicht Ausschluß, sondern Auseinandersetzung mit den verschiedenen Leuten und Positionen ist das bevorzugte Gegenmittel. Es ist aber kraftraubend und bisweilen nervtötend.

Die globalen Konflikte und die Auswirkungen der Krise nehmen die Menschen mit. Es führt oft zu einer resignativen Stimmung und schlägt nicht in eine verzweifelte Wut um, wie in vielen anderen Ländern, in denen es auf der Straße kracht. Das Forum bleibt für viele ein Orientierungspunkt. Eine kleine Redaktion bestückt das Forum mit cut-and-paste Journalismus und eigenen Kommentaren, um Orientierung aus der Sicht der Ausgebeuteten in einer amoklaufenden Welt zu geben. Für die schweigende Mehrheit der Forenbesucher ist das ein Grund zur regelmäßigen Wiederkehr. Die praktischen Auseinandersetzungen befinden sich gerade auf einem niedrigen Niveau, in diesem Klima ist man eher auf der Suche nach Beratung und erhofft sich vom deutschen Sozialrecht ein wenig Schutz.

In den letzten 20 Jahren haben sich etwa eine halbe Million Beiträge gesammelt. Unzählige Momentaufnahmen aus den Klassenauseinandersetzungen von zwei Jahrzehnten. Ein Seismograph der Stimmung in den Unterschichten. Es ist trotz der oberflächlichen Ruhe ein wütendes Donnern im Hintergrund zu vernehmen.

Selbstdarstellung von chefduzen anläßlich des Geburtstags am 15.12.2022

Besonders gefreut hat uns die Gratulation:
Zitatwir gratulieren unserem engen Kooperationspartner von Beginn an!
https://www.labournet.de/?p=206994
Titel: Aw: Chefduzen Medienecho
Beitrag von: admin am 17:28:37 So. 31.Dezember 2023
ZitatViel beschäftigt haben uns auch die streikenden Trucker in Gräfenhausen bei Frankfurt am Main. Die vor allem aus den ehemaligen Oststaaten kommenden LKW-Fahrer stoppten auf der hessischen Autobahnraststätte um zu streiken bis sie ihre ausstehenden Gehälter endlich bekommen. Wir organisierten eine Informationsveranstaltung mit der taz-Journalistin Johanna Treblin und dem chefduzen-Aktivisten Kuddel. Dabei kamen 200 Euro Spenden für die streikenden Trucker zusammen.
https://lueneburg.fau.org/2023/12/31/die-gruendung-der-fau-in-lueneburg-2023-ein-zwischenstand-zum-jahresende/
Titel: Aw: Chefduzen Medienecho
Beitrag von: admin am 09:25:55 Mo. 19.Februar 2024
Gerade einen Artikel aus dem Jahr 2021 gefunden:

Zitat(https://linx01.sozialismus-jetzt.de/images/2021/11-2021/chefduzen-logo-web.jpg)


Ausbeutungs-Wildwest in Kiel-Gaarden

Der ,,Stammtisch der Ausgebeuteten" vom chefduzen-Forum unterwegs im Sumpf von Tagelöhnerei, Slum Landlords und rassistischen Behörden.


Kiel-Gaarden ist ein Stadtteil mit langer rebellischer Tradition. Als 1918 die Lebensmittel rationiert wurden, plünderten Jugendliche und Hausfrauen ein Gaardener Lebensmittellager. Am folgenden Tag beschlossen die Arbeiter der Germania Werft die Arbeit niederzulegen. Das gehörte zu den Unruhen im Vorfeld der Revolution.

Die Werft war Zentrum vieler Kämpfe. Erwähnenswert ist der 114 Tage dauernde Streik im Winter 1956/57, nicht nur auf der Werft, sondern in Metallbetrieben in ganz Schleswig-Holstein. 34.000 Arbeiter setzten damit die Lohnfortzahlung im Krankheitsfall durch. Mit den 60er Jahren wuchs der Hunger der Wirtschaft nach Arbeitskräften und man holte ,,Gastarbeiter". Sie wurden oft ghettoisiert in Baracken untergebracht. Da die Werftarbeiter sich für Kieler Verhältnisse ungewöhnlich hohe Löhne erkämpft hatten, verließen viele den Stadtteil, um sich wohnlich zu verbessern. In den 70ern prägten die (meist türkischen) Migranten mehr und mehr das Stadtbild von Gaarden. Sie wurden auch eine treibende Kraft in den Arbeitskämpfen.

Mit dem Verschwinden der Arbeiter der Stammbelegschaften der Werft und ihrer Zulieferer aus dem Stadtteil, wuchs der Anteil der alten, migrantischen und armen Menschen.

Die Situation der Osteuropäischen Migranten heute, erinnert an die der Gastarbeiter in den 60ern. Sie werden von Ausbeutern als billige Arbeitskräfte betrachtet. Sie werden in unwürdigen heruntergekommenen Wohnungen oftmals überteuert untergebracht. An verschiedenen Ecken Gaardens gibt es einen ,,Arbeiterstrich", Orte an denen sich morgens Arbeitswillige sammeln, in der Hoffnung von einem Kleintransporter eingesammelt zu werden zu einer Arbeit auf einer Baustelle, in einer Reinigungskolonne oder zur Landarbeit. Es wird ausgenutzt, dass sie kaum Deutsch können und ihre Rechte nicht kennen.

Wenn man sich mit der sozialen Situation in Gaarden auseinandersetzen will, kommt man an diesen Formen extremer Ausbeutung nicht vorbei. Wir begaben uns mit mehrsprachigen Flyern und einer Kontaktmailadresse auf den Vinetaplatz und hatten auch zwei Transparente dabei. Auf einem wird auf rumänisch gefordert: ,,Gleiche Rechte und gleicher Lohn für alle!". Das andere Transparent wurde als Reaktion auf sich häufende polizeilich Maßnahmen gegen Migranten gefertigt. In den Medien klingt es positiv, wenn von Razzien gegen Ausbeutung berichtet wird. Wenn es dort heißt, Zoll und Polizei seien gegen skrupellose Vermieter und abgebrühten Ausbeuter vorgegangen, stellt sich oft heraus, dass die Ausbeuteten von diesen Maßnahmen betroffen sind. Es werden ihre Sozialleistungen gestrichen, Verfahren wegen Schwarzarbeit oder angeblicher Untervermietung eingeleitet, sie werden wegen fehlender Aufenthaltspapiere angezeigt, oft werden sie abgeschoben.

Wir hatten ein Transparent mit folgender Aufschrift: ,,Razzien gegen Ausbeutung? Hört auf Arbeitsmigranten zu kriminalisieren und zu deportieren, geht gegen Ausbeuter vor!" in bulgarischer Übersetzung.

In den Gesprächen beim Verteilen wurden auch die Spaltungen unter den Ausgebeuteten spürbar, Vorurteile gegen verschiedene Nationalitäten. Auf Englisch konnten wir uns mit einer Gruppe bulgarischer Arbeiter verständigen. Sie sind wegen der Sprachbarriere auf sich gestellt. Auch das erinnert an die Zeit der Gastarbeiter.

chefduzen.de

(https://linx01.sozialismus-jetzt.de/images/2021/11-2021/vineta1-2021-web.jpg)

(https://linx01.sozialismus-jetzt.de/images/2021/11-2021/Vineta2-2021-web.jpg)

(https://linx01.sozialismus-jetzt.de/images/2021/11-2021/vineta3-2021-web.jpg)
https://linx01.sozialismus-jetzt.de/index.php?option=com_content&view=article&id=3724:11-2021-chefduzen-de-ausbeutungs-wildwest-in-kiel-gaarden&catid=62:uncategorised&Itemid=28