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Wat Noch => Praxisbereich => Thema gestartet von: Kuddel am 15:38:31 So. 17.Dezember 2017

Titel: Stadtteilarbeit
Beitrag von: Kuddel am 15:38:31 So. 17.Dezember 2017
Ein vielversprechender Ansatz:
Es geht um radikale Stadtteilarbeit, die weniger auf klassische Themen wie Wohnen und Miete abzielt, sondern es gilt eine Art Stadtteilgewerkschaft aufzubauen. Gemeint ist damit, daß es um soziale Probleme gehen soll und das Problem der Ausbeutung. Da prekäre Jobs, oft befristet, manchmal im Graubereich der Schwarzarbeit oder immer an anderen Einsatzorten in der Leiharbeit, eine Organisierung am Arbeitsplatz fast unmöglich machen, wird der Wohnort zu dem Zusammenhang, der bleibend ist und an dem man die Menschen erreichen kann.

Gröpelingen als ehemaliger Werftarbeiterstadtteil in Bremen, ist nach der Schließung der Werft ein Bezirk mit weit verbreiter Armut und einem hohen Migrantenanteil.

Zitat,,Solidarisch in Gröpelingen"
Gemeinsam stark

Im Bremer Westen wächst die neue Stadtteilgewerkschaft ,,Solidarisch in Gröpelingen" heran und will gemeinsam für die Sache kämpfen.


(https://www.weser-kurier.de/cms_media/module_img/4849/2424778_1_articledetailpremium_5a0c4d8d89243.jpg)
"Supersache": Viele Gröpelinger haben Stephan Heins und Sabine Zimmer schon ihr Herz ausgeschüttet.

,,Hallo – haben Sie mal einen Moment Zeit?" Wenn die Gruppe ,,Solidarisch in Gröpelingen" im Stadtteil ihr weißes Zelt aufschlägt und Flyer in den verschiedensten Sprachen verteilt, dann dauert es meist nicht lange, bis Passanten neugierig zuhören und ihren Gesprächspartnern ihr Herz ausschütten. Von Schikanen durch den Arbeitgeber ist dann zum Beispiel zu hören, von Problemen mit dem Amt oder von der Wohnungsbaugesellschaft, die ihre Mieter in schimmeligen Wohnungen sitzen lässt. Erst kürzlich war es an einem Sonnabendnachmittag wieder so weit: Beim Eingang in den Grünzug an der Ecke Moorstraße / Selsinger Straße sprachen sechs Mitglieder der Gruppe Vorübergehende an und erzählten ihnen von ihrer Idee: ,,Wir wollen Leute zusammenbringen und versuchen, gemeinsam für unsere Sache zu kämpfen." Spontane Reaktion eines Angesprochenen: ,,Supersache – genau das brauchen wir hier in Gröpelingen!" Es gab aber auch zurückhaltendere Stimmen: ,,Ich glaube mal, das wird nix!"

Wer weiß. Denn die Gruppe ist höchst rührig und tut viel für ihr erklärtes Ziel: sich gemeinsam organisieren. Seit den ersten zarten Anfängen vor einem guten halben Jahr wächst ,,Solidarisch in Gröpelingen" beständig und über die Stadtteilgrenzen hinaus. Menschen verschiedenster Nationalitäten machen mit, und neben Leuten aus Gröpelingen und Walle kommen regelmäßig Engagierte aus der Neustadt, aus dem Steintor, aus Woltmershausen und Huchting. Darunter viele, die in der einen oder anderen Weise von Parteipolitik, Gewerkschaften oder anderen etablierten Organisationen enttäuscht sind. ,,Das ist mir zu weit von der Realität entfernt", erzählt zum Beispiel ein junger Mann. Eine Frau ergänzt: ,,Es geht darum, dass Politik wieder zu uns Menschen zurückfindet und dass wir selbst unseren Alltag gestalten."

Mit dabei ist Stephan Heins, der sich auch als Parteiloser im Gröpelinger Beirat engagiert. ,,Ich lebe seit vielen Jahren in Gröpelingen und sehe, wie es für viele im Stadtteil immer schwieriger wird", erzählt er. ,,Wenn man hinter die Fassaden schaut, dann sieht man viele Probleme. ,Solidarisch in Gröpelingen' möchte die Vereinzelung der Menschen hier in Gröpelingen aufheben und einen kollektiven Zusammenhalt schaffen." Dabei gehe es darum, gemeinsam Probleme zu lösen, Erfahrungen weiterzugeben und als Nachbarn – egal aus welchem Land – wieder mehr zusammenzuwachsen.

Zusammenhalt der Gröpelinger

,,Wir haben irgendwann gemerkt, dass das Miteinander verloren gegangen ist", sagt Stephan Heins. Zwar höre man immer wieder vom großen Zusammenhalt der Gröpelinger – diesen gebe es aber in einzelnen Quartieren inzwischen nicht mehr, ergänzt Sabine Zimmer: ,,Das liegt zum Beispiel daran, dass die Mieter in manchen Nachbarschaften häufig wechseln. Es gibt zwar durchaus innerhalb einzelner Communitys enge Strukturen, aber nicht darüber hinaus."

Probleme mit dem Amt, mit der Arbeit oder was auch immer ließen sich aber nur mit vereinten Kräften lösen, sind Heins und Zimmer überzeugt: ,,Wir wollen deshalb eine Struktur aufbauen, um uns gegenseitig zu helfen, zu unterstützen und zu ergänzen." Dabei könnten zum Beispiel gemeinsame Aktionen organisiert werden oder es könnten Erfahrungen weitergegeben werden, wenn es um Probleme gehe, die auch jemand anderes aus der Gruppe schon einmal hatte. Einen konkreten Fall gab es schon, dem die Gruppe gemeinschaftlich eine Wende zum Positiven geben konnte: Eine Leiharbeitsfirma hatte sich einer erkrankten Mitarbeiterin entledigt, indem ihr eine Selbstkündigung zur Unterschrift vorgelegt worden war. Was sie da unterschrieb, wurde der Frau dabei allerdings nicht erklärt. Das Jobcenter verhängte daraufhin eine Sperrfrist für ihr Arbeitslosengeld; bei Solidarisch in Gröpelingen wurde ihr geholfen, dagegen Widerspruch einzulegen. ,,Wir haben ihr außerdem angeboten, mit ihr zum Arbeitgeber zu gehen", erzählen Stephan Heins und Sabine Zimmer. Dies sei dann aber nicht mehr nötig gewesen.

Das Thema Zeitarbeit beschäftigt die Gruppe derzeit besonders intensiv. Hintergrund ist eine Gesetzesänderung im April. Demnach müssen alle, die länger als neun Monate in einem Betrieb arbeiten, denselben Lohn wie ihre festangestellten Kollegen bekommen. Dies führt Stephan Heins zufolge dazu, dass viele Unternehmen Leiharbeitern zum Jahresende gekündigt hätten, um neue einzustellen. Kürzlich hat die Gruppe rund ums Güterverkehrszentrum Flyer verteilt, um auf diese Ungerechtigkeit aufmerksam zu machen und dagegen aktiv zu werden. Denn, so Heins: ,,Leiharbeit nutzt diejenigen aus, die so arbeiten müssen, und bedroht auch die Arbeitsbedingungen der Festangestellten."

Bei aller Fachkenntnis – eine Beratungsstelle kann und will Solidarisch in Gröpelingen ausdrücklich nicht sein. ,,Es geht nicht um eine Dienstleistung oder um Sozialarbeit, sondern darum, zusammen aktiv zu werden", betonen Heins und Zimmer. Wichtig sei der Gruppe außerdem, sich nicht ausschließlich mit Problemen zu beschäftigen. Deshalb lädt die Stadtteilgewerkschaft auch regelmäßig zu Filmabenden ein und schafft daneben Möglichkeiten, sich über kulturelle Themen auszutauschen, zusammen zu kochen oder sich einfach nur mal so im ,,Café Solidarisch" zu treffen. Das findet momentan noch im ,,Mosaik" am Liegnitzplatz und im Bewohnertreff an der Rostocker Straße statt. Geplant ist, demnächst einen eigenen Stadtteilladen als Treffpunkt zu eröffnen. Und auch auf Facebook ist die Gruppe natürlich vertreten. Für die Zukunft gibt es ambitionierte Pläne: ,,Es wäre schön, wenn es ähnliche Zusammenschlüsse irgendwann zum Beispiel auch in Hemelingen oder Huchting gäbe", sagt Sabine Zimmer.
https://www.weser-kurier.de/bremen/stadtteile/stadtteile-bremen-west_artikel,-gemeinsam-stark-_arid,1669298.html (https://www.weser-kurier.de/bremen/stadtteile/stadtteile-bremen-west_artikel,-gemeinsam-stark-_arid,1669298.html)

Der in dem Text erwähnte Stadtteilladen ist bereits gefunden und angemietet. Die Gruppe kriegt mit hilfe eines Unterstützerkreises die nicht unerhebliche Miete zusammen.

Titel: Re:Stadtteilarbeit
Beitrag von: Kuddel am 17:44:37 Mo. 12.Februar 2018
ZitatRevolutionäre Stadtteilarbeit
Drei Initiativen wollen Anwohner_innen über Hilfe bei Alltagsproblemen organisieren


    Von Florian Kastl


Dass viele Menschen in Großstädten nicht einmal die eigenen Nachbarn kennen, ist mehr als nur Klischee. Linke Stadtteilprojekte möchten das ändern - indem sie Bewohner_innen zum solidarischen Miteinander einladen. Im Zuge einer Veranstaltung der Gewerkschaftslinken Hamburg stellten sich drei solcher Initiativen aus Hamburg und Bremen vor: Wilhelmsburg Solidarisch, St. Pauli Solidarisch und Solidarisch in Gröpelingen.

Gröpelingen ist nicht unbedingt einer der Bremer Stadtteile, die den Glanz vergangener Hansetage tragen. Viele Erwerbslose, hohe Kriminalität und soziale Probleme machen ihn zum vermeintlichen Problembezirk. Genau hier sind Stephan Heins und Sabine Zimmer aktiv. Mit der Initiative »Solidarisch in Gröpelingen« betreiben sie etwas, was Sabine Zimmer »revolutionäre Stadtteilarbeit« nennt. Angetrieben sahen sich die Bremer von zwei Faktoren. Einerseits sei man mit der radikalen linken Praxis unzufrieden gewesen. »Viele wollen von oben die Machtverhältnisse verschieben«, so Sabine Zimmmer, »Sie arbeiten oft gegen die Gesellschaft«.

Dazu kommt eine gewerkschaftliche Komponente: Gerade durch die Zunahme von Leiharbeit trauten sich viele Arbeiter_innen nicht mehr, sich zu organisieren, weiß Stephan Heins. Es sollte also eine Art Stadtteil-Gewerkschaft her. Die Idee: Man organisiert die Menschen einfach außerhalb der Arbeitsplätze und vermindert so die Gefahr, dass der drohende Jobverlust sie davon abhalten könnte, aktiv zu werden. Doch selbst abseits der Werktätigkeit stehe man hier bisweilen vor Problemen. Bei einer Zusammenkunft von Mieter_innen beispielsweise. »Erst bekamen wir einen Raum vom Quartiersmanagement für unser Projekt. Als man dort dann aber herausgefunden hat, dass wir eine Hausversammlung abhalten, hat man uns den Schlüssel direkt wieder abgenommen«, so Stephan Heins.

Die Ansprache der Menschen findet also direkt an deren Lebensmittelpunkt statt. Dabei geht es weniger um politische Mobilisierung, sondern vielmehr um Hilfe bei alltäglichen Problemen. Hartz IV, Mieterhöhung, Kündigungen. Gerade Gröpelingen als ethnisch vielfältiger Stadtteil sei für eine linke Gesellschaftsarbeit prädestiniert, findet Sabine Zimmer: »Leider haben nationalistische und religiöse Kräfte bereits ›gute Arbeit‹ geleistet.« Hier möchte man Alternativen bieten.

Die Hamburger Elbinsel Wilhelmsburg ist ebenfalls sozial prekär. Hier gibt es seit 2014 die Stadtteil-Initiative »Wilhelmsburg Solidarisch«. Auch hier sind alle Bewohner_innen des Viertels eingeladen, bei individuellen Problemen zu einem der Treffen zu kommen. Schnell wird dann oft klar, dass diese Probleme eben weniger individueller, denn struktureller Natur sind. Um sich dagegen auch aktiv zur Wehr setzen zu können, gibt es bei »Wilhelmsburg Solidarisch« auch eine Kampf- und Streikkasse.

Doch nicht nur finanziell wird geholfen. An einem Bürotag werden unter anderem gemeinsam Briefe von Vermietern und Behörden geöffnet. »Viele haben alleine davor schon große Angst. Es könnte ja wieder eine Rechnung drin sein«, weiß Aktivistin Kathi aus Wilhelmsburg. Aus einer Enttäuschung vom radikallinken Aktivismus sei man hier aber nicht gestartet, so die Aktivist_innen. Vielmehr spielten Erfahrungen rund um Räumungen in Berlin eine Rolle. Dort habe es stadtteilübergreifende Organisationstreffen geben, die sehr viel Zeit in Anspruch genommen haben. Also habe man beschlossen, sich in den Vierteln auf einer überschaubaren Ebene zu organisieren.

Der Sprung über die Elbe nach Norden führt nach St. Pauli, wo sich jüngst ebenfalls eine linke Stadtteil-Initiative gegründet hat - nach Vorbild der Wilhelmsburger. »Wir sind keine Sozialberatung«, sagt Aktivist Philipp. Noch aber ist die Initiative von St. Pauli im Entstehen begriffen. Um die zehn Menschen kämen im Schnitt zu den Treffen. Kritisch sei es auf St. Pauli nicht nur um die steigenden Mieten bestellt. Auch rassistische Polizeikontrollen gehörten zu den Themen auf der Agenda. Im Gegensatz zur Insel Wilhelmsburg sind die Voraussetzungen rund um Hamburgs Vergnügungsviertel jedoch anders. Hier möchte man von anderen Stadtteilprojekten lernen. Sabine Zimmer aus der Bremen Initiative ist zuversichtlich: »In unserer Arbeit haben wir bereits jetzt gesehen, was mit linker Stadtteilarbeit möglich ist.«
https://www.neues-deutschland.de/artikel/1075627.linke-basisarbeit-revolutionaere-stadtteilarbeit.html (https://www.neues-deutschland.de/artikel/1075627.linke-basisarbeit-revolutionaere-stadtteilarbeit.html)
Titel: Re:Stadtteilarbeit
Beitrag von: Kuddel am 17:51:40 Mo. 12.Februar 2018
Da will Kiel natürlich nicht hintenan stehen.

In informeller Form gab es das schon länger, doch nun gibt es revolutionäre Stadtteilarbeit unter eigenem Label und mit festen Terminen:

(https://abload.de/img/gaardensolidarischfjuv6.jpg) (http://abload.de/image.php?img=gaardensolidarischfjuv6.jpg)
Titel: Re:Stadtteilarbeit
Beitrag von: Kuddel am 13:58:20 Fr. 15.Juni 2018
ZitatGemeinsam gegen Jobcenter und Verdrängung
Die »Solidarische Aktion Neukölln« will Nachbar_innen organisieren, ohne dabei bloße soziale Arbeit zu verrichten


»Das Jobcenter nervt? Deine Miete wurde erhöht? Dein Chef stresst Dich?« Falls das zutreffe, dann solle man zur »Solidarischen Aktion Neukölln« (SolA) kommen. Ein Flyer mit dieser Einladung wird seit einigen Wochen regelmäßig vor Jobcentern, auf Märkten und öffentlichen Plätzen in dem Berliner Stadtteil verteilt. An der verantwortlichen Initiative, die sich im vergangenen Jahr gegründet hat, beteiligen sich nach eigener Aussage Menschen, die in Neukölln wohnen und sich in der Vergangenheit mit ebenjenen Jobcentern, Chefs oder Vermieter_innen auseinandersetzen mussten. Dabei hätten sie die Erfahrung gemacht, dass man alleine wenig erreichen kann und sich daher zusammenschließen müsse.

»Nachbar_innen helfen Nachbar_innen«, beschreibt Anne Seeck, die zu den Mitbegründerinnen der SolA gehört, das Grundprinzip ihrer Stadtteilarbeit. Um bloße soziale Arbeit geht es ihr aber nicht. »Wir unterstützen uns bei unseren Problemen.«

Zu den Neuköllner_innen, die sich von dem Angebot angesprochen fühlten, gehören laut der Gruppe auch Mieter_innen, denen im Februar 2018 Gas, Wasser und Heizung abgestellt wurden. Aktuell unterstützt die Initiative eine Mieterin, die eine Kündigung wegen Eigenbedarfs erhalten hat, nachdem sie eine Mieterhöhung erfolgreich verhinderte. Die SolA mobilisierte zum Kündigungsprozess vor das Amtsgericht.

Die Gruppe versucht auch, im Stadtteil politisch zu intervenieren. So sagte die Neuköllner Zeitung »Kiez und Kneipe« im Mai 2017 eine Veranstaltung mit dem AfD-Rechtsaußen-Politiker Andreas Wild ab, nachdem die SolA einen Aufruf gegen die Veranstaltung verfasst hatte. Als dann im Herbst 2017 bekannt wurde, dass ein Start-up-Unternehmen in der Alten Post in Neukölln sein Domizil eröffnen wollte, forderte die SolA »Wohnungen für alle statt Start-up-Kultur«.

Auch an der Mobilisierung zur berlinweiten Mieter_innendemonstration im April 2018 beteiligte sich die Gruppe. Unter dem Motto »5000 Flyer für Neukölln« sprachen die Aktivist_innen zahlreiche Menschen an, die sich vorher noch nie an einer Demonstration beteiligt hatten. Für Matthias L., der seinen vollen Namen nicht in der Zeitung lesen will, ist dies ein zentrales Moment bei der Arbeit von SolA. »Wer sich mit anderen zusammen gegen Schikanen im Job oder beim Vermieter wehrt, geht dann bestenfalls auch auf eine Demonstration gegen hohe Mieten oder fordert die Enteignung der Deutsche Wohnen«, hofft der Aktivist. Matthias L. hatte einige Jahre im Berliner »Bündnis gegen Zwangsräumung« mitgearbeitet, ehe er Teil der Neuköllner Initiative wurde.

In der letzten Zeit haben viele außerparlamentarische Linke den Stadtteil als Ort der Organisierung neu entdeckt. Die Bremer Gruppe »kollektiv« stellte in einem Text die These auf, dass die Selbstorganisierung in den Betrieben durch den neoliberalen Umbau der Arbeitsorganisation und die Flexibilisierung der Belegschaften schwieriger geworden sei. Deswegen seien vor allem arme Stadtteile wieder verstärkt in den Fokus linker Organisierungsarbeit gerückt. Damit solle verhindert werden, dass der in vielen Betrieben erfolgreiche neoliberale Umbau auch in diesen Stadtteilen zum Tragen komme.

Die Organisierungsversuche finden so in vielen Orten Deutschlands statt. Schon einige Jahre engagiert sich etwa das Bündnis »Hände weg vom Wedding« in dem ehemaligen Berliner Arbeiterstadtteil. Nicht erfolglos, wie sich an der alljährlichen Stadtteildemonstration am 30. April zeigt. Mittlerweile wächst der Kreis der Gruppen aus dem Kiez, die sich an der Vorbereitung der Demonstration beteiligen. Die Hamburger Initiative »Wilhelmsburg solidarisch« will ebenfalls ein Anlaufpunkt für Menschen des proletarischen Stadtteils bei »Problemen rund um Arbeit, Aufenthalt, Jobcenter und Wohnen« werden. Offen bleibt, ob es den Projekten gelingt, sich langfristig in den Stadtteilen zu etablieren und auch untereinander von Erfolgen wie Misserfolgen zu lernen.
https://www.neues-deutschland.de/artikel/1090992.gemeinsam-gegen-jobcenter-und-verdraengung.html (https://www.neues-deutschland.de/artikel/1090992.gemeinsam-gegen-jobcenter-und-verdraengung.html)
Titel: Re:Stadtteilarbeit
Beitrag von: Kuddel am 20:44:30 Mi. 18.Juli 2018
Ein paar Eindrücke von der Stadtteilarbeit in Bremen-Gröpelingen...

(https://scontent-ber1-1.xx.fbcdn.net/v/t1.0-9/37049138_240199449921850_6119752553354756096_n.jpg?_nc_cat=0&oh=84bdd6128d2bf877aa4f1a884e67bca5&oe=5BC596C7)

(https://scontent-ber1-1.xx.fbcdn.net/v/t1.0-9/37201586_243259389615856_1688847394952708096_n.jpg?_nc_cat=0&oh=74cb911c35b8d14095250af630e4de5f&oe=5BE4B3CA)

(https://abload.de/img/sig18072018w9f16.jpg)

(https://abload.de/img/sig18072018_0001agej8.jpg)

(https://abload.de/img/sig18072018_0006v9cvd.jpg)

(https://abload.de/img/sig18072018_00034pdet.jpg)

(https://abload.de/img/sig18072018_0005szehe.jpg)

(https://abload.de/img/sig18072018_0004emf54.jpg)

usw., usf. in mehreren weiteren Sprachen.



Die aktuellen Termine...

(https://scontent-ber1-1.xx.fbcdn.net/v/t1.0-9/37065077_240199559921839_4746316548619108352_n.jpg?_nc_cat=0&oh=a9c8d323c763f7fe502e6a8ae7819a22&oe=5BD44D8C)


Die Facebookseite: https://www.facebook.com/Solidarisch-in-Gr%C3%B6pelingen-239290850012710/ (https://www.facebook.com/Solidarisch-in-Gr%C3%B6pelingen-239290850012710/)
Titel: Re:Stadtteilarbeit
Beitrag von: Kuddel am 10:49:50 Di. 14.August 2018
Ein weiterer Besuch bei den Bremern.
Die "Stadtteilgewerkschaft" war beim letzten öffenlichen Termin gut besucht, bis zum letzten Stuhl besetzt.
Die meisten waren in Mietfragen da. Es lauft ja die Vonovia Kampagne, der Wohnungskonzern hat schließlich den halben Stadtteil aufgekauft.
Bei Arbeiterthemen waren es eher Leute, die zum persönlichen Umfeld der Aktivisten gehören.
Doch es tauchte auch ein BLG (Bremer Lagerhaus Gesellschaft - börsennotierter Großlogistiker) Arbeiter auf. Er kam nicht auf die zahlreich verteilten Flug- und Faltblatter hin, sondern auf eine Leihkeule. Er war so begeistert davon, daß er meinte, man muß jetzt auch etwas machen. In der Leihkeule gab es keine Bremer Kontaktadresse, doch er fragte sich durch und wurde auf Bremen macht Feierabend/Solidarisch in Gröpelingen verwiesen.

Es beginnt also dann zu funzen, wenn es ein Geflecht an Strukturen gibt. Die Leihkeule. Leute, die sie verteilen. Lokale Gruppen. Einen Treffpunkt und regelmäßige Termine, wo man die Aktiven treffen kann.

Es wurde auch diskutiert, wie man das Wort "Stadtteilgewerkschaft" mit Leben erfüllt. Als wichtigste Voraussetzung sieht man eine Verbindlichkeit in der Sache. Man muß den Leuten vermitteln, daß hier ein Zusammenschluß von Menschen entsteht, der füreinander einsteht. Es soll eine Mitgliedschaft ermöglicht werden. Es gab aus den Betrieben bereits die Frage, ob man "Mitglied" werden könne. Es geht dabei nicht um Mitgliedsbeiträge. Wer Mitglied wird, soll Teil eines Informationsnetzwerks werden. Statt durch Geldbeiträge die Sache zu unterstützen, soll jedes Mitglied sich aufgefordert fühlen, sich praktisch zu beteiligen, bei Protesten und Aktionen dabeizusein und mit Berichten aus dem eigenen Betrieb auch die anderen auf dem Laufenden zu halten.

Vielversprechender Ansatz. Mal sehen, wie sich das praktisch entwickelt.
Titel: Re:Stadtteilarbeit
Beitrag von: Kuddel am 13:46:05 Di. 11.September 2018
ZitatWas haben Solidarisch in Gröpelingen und der länderübergreifende Streik bei Amazon miteinander zu tun?

Vom 16. - 18. Juli diesen Jahres fand der erste gemeinsam koordinierte Streik von Amazon Arbeiter*innen aus Madrid (San Fernando de Henares) und den Werken in Bad Hersfeld, Leipzig, Graben, Rheinberg, Werne und Koblenz in Deutschland statt. Der 72 stündige Streik wurde zudem von Protestaktionen in einigen Amazon Lagern in Polen begleitet.

Amazon ist bekannt für die ultra schlechten Arbeitsbedingungen: Die Arbeiter*innen erzählen von extremen Leistungsdruck, extrem eintöniger Arbeit, Überwachung, Einschüchterung und Gängelungen, schlechter Bezahlung etc. Viele klagen über Gesundheitsprobleme. Deshalb überrascht es nicht, dass sich in einigen der Amazon Werken seit Jahren Protest regt: "Seit wir begonnen haben zu streiken, steigt mein Lohn und die Bedingungen werden besser", erzählt ein Arbeiter aus Bad Hersfeld. Obwohl Amazon weltweit operiert, gab es jedoch bisher keine länderübergreifenden Streiks.

Deshalb ist der gemeinsame Streik in Madrid und den Werken in der BRD ein Erfolg – trotz der brutalen Angriffe der spanischen Nationalpolizei auf die Streikenden in Madrid (mit Verletzten und Verhafteten). Der Streik hat gezeigt, dass sich Menschen über Ländergrenzen hinweg organisieren und gemeinsam für ihre Forderungen kämpfen können. Insofern war der Streik ein Zeichen der internationalen Solidarität zwischen den Arbeiter*innen von Amazon und ein wichtiger Schritt im Kampf um bessere Arbeitsbedingungen.

Wir von Solidarisch in Gröpelingen freuen uns sehr, dass wir Teil dieser internationalen Koordination des Streiks waren.

Am 10. März haben uns Arbeiter*innen von Amazon aus Deutschland und Polen in unserem Stadtteilladen besucht und über ihren Arbeitskampf erzählt. Seit mehr als fünf Jahren organisieren und kämpfen sie in Bad Hersfeld gegen die schlechten Arbeitsbedingungen. Währenddessen verdient der Amazon Chef Jeff Bezos mit der Ausbeutung der Leute Milliarden. Christian Krähling, Arbeiter bei Amazon in Bad Hersfeld betonte während der Veranstaltung in Gröpelingen entsprechend: ,,Wir Arbeiter und Arbeiterinnen von Amazon haben Jeff Bezos zum reichsten Mann der Welt gemacht und nicht seine ,,großartige" Geschäftsidee."

In der selben Woche, in der die Arbeiter*innen von Amazon uns in Gröpelingen besucht haben, erreichte uns die Nachricht, dass die Arbeiter*innen im Lager San Fernando de Henares bei Madrid entschieden haben, am 21. und 22. März zu streiken. Da bei Solidarisch in Gröpelingen auch einige Personen organisiert sind, die aus Spanien kommen, war es möglich, Kontakt mit den Arbeiter*innen von Amazon in Madrid aufzunehmen und spontan eine Solidaritätsreise zum Streik zu organisieren. Zusammen mit Arbeitern aus Bad Hersfeld besuchten einige von uns die streikenden Kolleg*innen in Madrid, nahmen an den Streikposten und Demonstrationen teil, tauschten Erfahrungen aus und zeigten ihre Solidarität. Einige Wochen nach dem Besuch in Madrid reisten Kollegen und Kolleginnen aus Madrid nach Berlin, um an den Protesten gegen die Preisverleihung an Jeff Bezos teilzunehmen und sich mit Arbeiter*innen aus den deutschen Amazon Lagern zu treffen.

Der Besuch in Madrid war enorm wichtig, um die Arbeitskämpfe bei Amazon in Spanien, Deutschland und Polen miteinander zu verbinden und Kontakte aufzubauen. Gleichzeitig war er wichtig, um zu zeigen, dass die Probleme und Arbeitskämpfe von Arbeiter*innen in verschiedenen Ländern sehr ähnlich sind und die nationalen Grenzen, die uns trennen, überwunden werden müssen.
Und wir in Gröpelingen haben einmal mehr gelernt, wie wichtig es ist, die Isolation zu durchbrechen und gemeinsam über unsere Erfahrungen auf der Arbeit zu sprechen, sich über die Schwierigkeiten im alltäglichen Leben auszutauschen, sich Mut zu machen, von Widerständen und Kämpfen zu erzählen, Kontakte zu knüpfen und sich zu organisieren.

Einige der Kolleg*innen, die wir in Madrid persönlich kennen gelernt und mit denen wir zusammen an den Streikposten gestanden haben, wurden während des Streiks in Madrid von der Polizei verletzt und verhaftet. Ihnen gilt insbesondere unsere Solidarität und Unterstützung !

(https://scontent-frx5-1.xx.fbcdn.net/v/t1.0-9/39887025_276886166253178_4121910994786058240_o.jpg?_nc_cat=0&oh=81edf276b7767ae24cb1446f4a2a4006&oe=5C2DE096)
SiG Aktivist und Christian von Amazon Bad Hersfeld beim streik in Madrid
https://www.facebook.com/permalink.php?story_fbid=276887686253026&id=239290850012710&__tn__=K-R (https://www.facebook.com/permalink.php?story_fbid=276887686253026&id=239290850012710&__tn__=K-R)

(https://scontent-frx5-1.xx.fbcdn.net/v/t1.0-9/41363542_284933582115103_6312573692769468416_n.jpg?_nc_cat=0&oh=d5b7d5a67a665daca3a98fdb1d327ce9&oe=5C2CB2B0)


Titel: Re:Stadtteilarbeit
Beitrag von: Kuddel am 19:22:19 So. 16.September 2018
Nachrichten aus der politischen Praxis

Im ganzen Bundesgebiet ist es zu Gründungen von Stadtteilgruppen gekommen. Die Gruppe in Gröpelingen scheint mir die am weitesten entwickelte Praxis zu haben. Das besondere liegt wohl daran, daß man nicht darauf wartet, daß die Leute in ihren Laden kommen, sondern man geht auf die Menschen im Stadtteil zu. Immer wenn man zum "Café" einlädt, geht man erst einmal eine Stunde mit Flyern durch die Straßen und die Flyer benutzt man im Wesentlichen als Vorwand, mit den Leuten ins Gespräch zu kommen.

Das "Sprachcafé" ist für Migranten, um in lockerer Runde Deutsch zu lernen. Als ein paar Leute auf einem entfernten Stadtteil von der Volkshochschule dorthin geschickt wurden, war man anfänglich nicht so begeistert und hatte das Gefühl, die Behörden würden ein Problem nun abschieben und Aktivisten dazu mißbrauchen, unbezahlt Sozialarbeit und Lehrtätigkeiten zu übernehmen. Es entwicklte sich anders. Die beiden Flüchtlinge kommen nun regelmäßg wieder und haben sich mit den Caféleuten angefreundet.

In Gröpelingen leben rund 36.000 Menschen. Vonovia besitzt in Bremen 12.000 Wohnungen, großteils in Gröpelingen. Solidarisch in Gröpelingen hat Vonovia-Faltblatter für Mieter in verschiedenen Sprachen drucken lassen. Die werden aber nicht einfach in Briefkästen geworfen, sondern man geht von Wohnung zu Wohnung und klingelt bei den Leuten. Man geht zu zweit, möglichst mit einem migrantischen Mitstreiter, da viele Mieter selbst migrantisch sind und es sonst oft zu Verständigungsproblemen kommt.

Die SiG Aktivisten sind inzwischen im Stadtteil bekannt und werden auf der Straße gegrüßt. Man bleibt gern zu einem Klönschnack stehen. Hier liegt der Schlüssel zum Entstehen solidarischer Strukturen.
Titel: Re:Stadtteilarbeit
Beitrag von: Kuddel am 16:59:32 Mi. 10.Oktober 2018
Die Stadtteilarbeit beginnt zu greifen. Die Angebote werden angenommen und die Diskussion im Stadtteil wird angeheizt.
Die Vorarbeit gegen den Miethai VONOVIA trägt Früchte.

(https://scontent-ber1-1.xx.fbcdn.net/v/t1.0-9/43072057_293004324641362_5772980467288506368_n.jpg?_nc_cat=101&oh=fc228e2cbd7af939fb8aa2575eea506b&oe=5C60ECA6)
(https://scontent-ber1-1.xx.fbcdn.net/v/t1.0-9/43083186_293004287974699_3760956638945607680_n.jpg?_nc_cat=110&oh=a6d34061f01ae050b3b0e1cb9d00c360&oe=5C182B34)(https://scontent-ber1-1.xx.fbcdn.net/v/t1.0-9/43047832_293004351308026_8720414418552225792_n.jpg?_nc_cat=111&oh=6ff2ccb825d14cd47ea060741b1f59e0&oe=5C4A3772)

Über 70 Mieter und Mieterinnen von vonovia sind gestern unserer Einladung gefolgt. In einem.völlig überfüllten Raum haben wir uns über zwei Stunden gemeinsam ausgetauscht. Das große Interesse zeigt, wie groß der Ärger mit vonovia auch in Gröpelingen ist. Intransparente Nebenkosten Abrechnungen, fehlende Reparaturen und Instandsetzungen, Mieterhöhungen umv.
Auf dem ersten Treffen haben wir gemeinsam gesammelt, was die häufigsten Probleme sind. Im Anschluss hat ein Anwalt von Mieter helfen Mietern e.V. die rechtliche Situation beschrieben und Tipps gegeben

Deutlich geworden ist: Individuelle Rechtsberatung ist wichtig, aber stärker sind wir, wenn wir aufhören, uns vereinzelt mit vonovia auseinander zu setzen.

Dass so viele Leute zu der ersten Versammlung kamen, gibt uns Mut und Zuversicht. Jetzt geht es darum, in den nächsten Treffen konkrete Schritte zu planen, wie wir eine Verbesserung unserer Wohnsituation erreichen können. Bis dahin liegt es an uns, mit unseren Nachbarn und Nachbarinnen zu sprechen, die Mängel zu dokumentieren und noch mehr Leute zu mobilisieren.
Wir sehen uns auf der nächsten Versammlung!

https://www.facebook.com/permalink.php?story_fbid=294638651144596&id=239290850012710 (https://www.facebook.com/permalink.php?story_fbid=294638651144596&id=239290850012710)

Titel: Re:Stadtteilarbeit
Beitrag von: NachbarArsch am 14:02:14 Fr. 12.Oktober 2018
Noch ein weiterer Versuch...
https://www.neues-deutschland.de/artikel/1103159.kieztreff-mahalle-stadtteilladen-mit-revolutionaerem-hintergrund.html (https://www.neues-deutschland.de/artikel/1103159.kieztreff-mahalle-stadtteilladen-mit-revolutionaerem-hintergrund.html)

ma sehen wie weit sie wirklich aus der Blase kommen oder ob sich eine neue bildet.
Mühsames lernen wird es in jedem Falle. Ich wüsch das beste....
Titel: Re:Stadtteilarbeit
Beitrag von: Kuddel am 14:19:30 Di. 16.Oktober 2018
(https://abload.de/img/bmf_veranstaltung_klxaek8.jpg) (https://abload.de/image.php?img=bmf_veranstaltung_klxaek8.jpg)
Titel: Re:Stadtteilarbeit
Beitrag von: Kuddel am 22:01:47 Sa. 20.Oktober 2018
17.10. (ein Tag vor der Leiharbeitsveranstaltung)

Werbung für die Veranstaltung im Stadtteil

(https://abload.de/img/plakatpaccw.jpg) (https://abload.de/image.php?img=plakatpaccw.jpg)

(https://abload.de/img/1blackcfdfl.jpg) (https://abload.de/image.php?img=1blackcfdfl.jpg)

Gröpelingen hat einen hohen Migrantenanteil und gehört zu den Stadtteilen mit der ärmsten Bevölkerung Deutschlands.

(https://abload.de/img/migrantenh9fgu.jpg) (https://abload.de/image.php?img=migrantenh9fgu.jpg)

Ein Ort diverser sozialer und politischer Auseinandersetzungen

(https://abload.de/img/raeumungrcfnd.jpg) (https://abload.de/image.php?img=raeumungrcfnd.jpg)

Auch die Faschisten versuchen dort einen Fuß in die Tür zu kriegen.

(https://abload.de/img/schildu7f3h.jpg) (https://abload.de/image.php?img=schildu7f3h.jpg)

Die Einladungsflyer gingen weg wie geschnitten Brot, zu 90% an Migranten, jeder 3. oder 4. mit afrikanischem Hintergrund.
Die Stimmung war super! Die Leute hatten einen Mordsbrass auf die Jobbedingungen.

(https://abload.de/img/2blacksj2iuo.jpg) (https://abload.de/image.php?img=2blacksj2iuo.jpg)

Wir hatten viele Gespräche mit den Passanten. Als wir das "Leiharbeit ist Scheiße" ausrollten, wurden wir mit lautem Hallo von 2 jüngeren Afrikanern empfangen, die uns bei dem Aufhängen der Transparente halfen. Sie erzählten von ihren Erfahrungen in der Leiharbeit, auch einer kurzen Phase einer besseren, aber befristeten Anstellung und waren richtig am Abkotzen. Sie versprachen, zur Veranstaltung zu kommen.

Alle Straßendiskussionen waren astrein. Die einzige Ausnahme war ein Deutscher, ein echter Vollpfosten. Der war selbst Leiharbeiter, fand die Leiharbeit aber ganz toll. Er war der Meinung, es sei alles Verhandlungssache. Er könnte für sich immer ganz tolle Arbeitsbedingungen aushandeln, so ein genialer Verhandler war er.

(https://abload.de/img/scheisse7yfqr.jpg) (https://abload.de/image.php?img=scheisse7yfqr.jpg)



18.10. (Die Leiharbeitsveranstaltung)

Es sind ein Dutzend Leute gekommen. Weniger als erhofft, doch es war ok.
Die große Mehrheit war migrantisch. Die Afrikaner sind leider nicht gekommen. Vielleicht die Hälfte waren selbst Leiharbeiter/leiharbeitsgeschädigt. Die anderen interessierten sich allgemein für Erfahrungen aus der Arbeitswelt und Möglichkeiten sich zu wehren.

Es gab viele Zwischenfragen und Zwischenbemerkungen. Auch dort halfen sich einige gegenseitig beim sprachlichen Verständnis von Vortrag und Film(en). Bei der Diskussion fand man kein Ende. Mir fiel auf, daß man bei Migranten ein ausgeprägteres Klassenbewußtsein findet und bei einigen auch ein klareres politisches Grundwissen, als bei deutschen Malochern. Ein iranischstämmiger Taxifahrer wies darauf hin, daß wir uns nicht auf die Leiharbeit allein einschießen sollten. Es gibt so viele andere Formen mieser Jobs, doch auch die sogenannte "gute Arbeit" als Stammbeschäftigter sei letztendlich auch nur Lohnsklaverei und zu bekämpfen. Wir sollten nicht vergessen, die verschiedenen Bereiche der Ausbeutung zusammenbringen.

Die Stimmung bei der Veranstaltung war, ebenso wie auf der Straße, ganz klar, was Leiharbeit für eine Pest ist und daß es insbesondere für Migranten keine Alternative gibt. Man einigte sich schnell darauf, daß "Leiharbeit abschaffen" eine bessere Forderung ist, als "Leiharbeit verbessern". Es ging noch ein wenig hin und her, welches Interesse das Kapital an der "Arbeitnehmerüberlassung" hat, selbst wenn sie teurer ist, als die Stammbeschäftigten. Schließlich kriegt ein Leiharbeiter in Frankreich den Lohn eines Stammbeschäftigten + 10%. Dann hat die Leihbude Verwaltungskosten und will auch noch einen Profit für die eigene Tasche erwirtschaften. Man will die Beschäftigen spalten und gegeneinander ausspielen. Das läßt man sich schon einiges kosten. Auch die Stammbeschäftigten werden unter Druck gesetzt damit, daß man die Beschäftigenzahl stets den momentanen wirtschaftlichen Anforderungen anpassen kann (man also ständig 100% Arbeitsleistung bringen muß), man aber gleichzeitig viele Kollegen kaum richtig kennt.

Es kamen viele Geschichten, Fragen, Anekdoten und Beispiele. Auch Beispiele von erfolgreichen Kämpfen. Aber viele der Voraussetzungen paßten nicht auf die jeweils eigene Situation. Die Frage, wie man sich trotzdem wehren kann, stand weiter im Raum. Bis der Vorschlag kam, man könnte, gerade bei Auftragsspitzen, wenn es im Betrieb besonders eng ist, sich mit Kollegen verabreden und sich gemeinsam krankschreiben lassen. Schließlich ist es bewiesen, daß Leiharbeit krank macht. Es ging ein zustimmendes Raunen und Nicken durch die Reihen. Diese Idee schien jeden anzusprechen.

Die Veranstaltung und Diskussion war erst nach gut zweieinhalb Stunden beendet. Man hatte das Gefühl, ein wenig besser die Situation zu verstehen und daß Leiharbeit nicht nur jeweils ein individuelles "Schicksal" ist. Es ist eine recht kampfeslustige Stimmung entstanden. Daran gilt es anzuknüpfen.



19.10. (Treffen der Stadtteilgewerkschaft am gleichen Ort)

Es wurde diskutiert, wie man die verschiedenen Aktionen, Auseinandersetzungen und Kämpfe denn im Stadtteil zusammenbringen kann. Z.B. die Mieterkämpfe mit möglichen Arbeitskämpfen. Es wurde entschieden, an dem Ort, an dem wir mit Transparenten und Flyern die Leihsklavenveranstaltung beworben haben, demnächst eine gemeinsame Aktion zu machen, mit mehr Beteiligten, mit Infotisch und Bannern zu Mieterprotesten und zum Kampf gegen Leiharbeit. Mit Anlage, Musik und Redebeiträgen.

Mit etwas Verspätung gesellte sich ein junger deutscher Leiharbeiter, der von der Veranstaltung am Vortag wohl recht angetan war, mit hinzu. Er hatte noch einen Kumpel mitgebracht. Die beiden sind auch auf der Suche nach Möglichkeiten sich zu wehren und nach Mitstreitern. Sie hatten schon recht klare Vorstellungen und eine gute Portion Wut. Mal sehen, ob sich auch daraus noch etwas entwickelt.

Es ging auch noch um ein neues Flugblatt, das vor Logistikunternehmen verteilt werden soll.

Damit lasse ich es erstmal gut sein, obwohl bei dem Treffen noch vieles anderes diskutiert worden ist.
Titel: Re:Stadtteilarbeit
Beitrag von: Kuddel am 09:46:37 Mo. 22.Oktober 2018
Ein voller Terminkalender

(https://scontent-ber1-1.xx.fbcdn.net/v/t1.0-9/43237815_294666067808521_5377505058403385344_n.jpg?_nc_cat=110&_nc_ht=scontent-ber1-1.xx&oh=25a8610ae7678f2213df039ad94c9095&oe=5C416F01)
Titel: Re:Stadtteilarbeit
Beitrag von: Kuddel am 16:43:24 Mi. 24.Oktober 2018
Dieser Scan hier aus rein ästhetischen Gründen:

             (https://abload.de/img/imgy8i3y.jpg)
Titel: Re: Stadtteilarbeit
Beitrag von: Kuddel am 21:32:11 Sa. 05.Januar 2019
Auch in Kiel versucht man sich an "Stadtteilarbeit".
Die bereits vor einiger Zeit begonnene Intitiative zum Thema Wohnen und speziell zum Wohnungsspekulanten Vonovia ist auf fruchtbaren Boden gefallen. Die Menschen im armen Stadtteil Kiel-Gaarden fühlen sich davon nicht nur "angesprochen", es brennt ihnen unter den Nägeln.

Vonovia ist verhaßt!

Flyer in den Briefkästen und Infoplakate mit Tesa an den Haustüren befestigt, brachten Feeback. Es meldete sich eine ganze Reihe von Mietern, die Interesse an einer Gegenwehr gegen den Vermieter hatten und sich für eine Mieterversammlung begeistern konnten. Einige von ihnen waren auch bereit, sich an den Vorbereitungen aktiv zu beteiligen.

Es gibt bereits seit längerem das Bündnis "bezahlbar wohnen" (https://bezahlbar-wohnen.org/) Es wurde wohl von Attac gegründet und besteht aus einer Liste von Organisationen aus dem grün-sozialdemokratisch-gewerkschaftlichen Organisationen, Piraten, Linkspartei und ähnlichen. Wahrlich nicht mein Fall. Irgendwie interessieren sich diese Organisationen hauptsächlich für sich selbst und finden es besonders toll, viele Namen in so einem "Bündnis" nennen zu können. Und wie stellen sie sich ihre Aktivitäten vor? "Die Forderungen des Bündnisses für bezahlbaren Wohnraum richten sich an die verschiedenen politischen Ebenen."

Ja, da sind sie wieder die "linken" Politihansel. Wollen mit den großen Jungs spielen auf den "verschiedenen politischen Ebenen". Ein Spiel, in dem die Regeln vom Kapital gemacht wurden und die Karten gezinkt sind. Man kann dieses Spiel nicht gewinnen.

Die einzige Chance ist, die Betroffenen dazu zu kriegen, nicht mehr mitzuspielen. Es sind die Mieter, die mit ihren Miet- und Nebenkosten die Spekulanten reich machen. Die Spekulanten dürfen sich dreist bereichern, auch an den Ärmsten der Armen. Das sind die Spielregeln der Marktwirtschaft.

Wenn die Mieterhöhungen die Wohnungen teurer machen als die Jobcenter erlauben, dann müssen die Betroffenen ausziehen. Es sollen 600 Hartz IV Empfänger in Kiel davon bedroht sein.

Wir haben uns heute auf dem Vinetaplatz, dem zentralen Marktplatz in Gaarden, getroffen.

(https://abload.de/img/vonovia_5didcu.jpg) (https://abload.de/image.php?img=vonovia_5didcu.jpg)

Erstmal das Transparent aufgehängt

(https://abload.de/img/vonovia_3y2efk.jpg) (https://abload.de/image.php?img=vonovia_3y2efk.jpg)

Die Bilder sind knapp aus der Hüfte geschossen und geben nicht das wieder, was wir erlebt haben...
Zum Thema "Miete" wollte nahezu jeder einen Flyer.

(https://abload.de/img/vonovia_2yrdga.jpg) (https://abload.de/image.php?img=vonovia_2yrdga.jpg)

Im Stadtteil ist vorher noch ein wenig zuvor plakatiert worden, zumal ein Vonovia Blockwart pampig geworden war und mir deshalb die Bullen auf den Hals gehetzt hat. Für den 15.1. ist eine größere Veranstaltung geplant, das Bündnis hat dazu einen 4-farb-hochglanz-Flyer drucken lassen in einer Auflage von 5000.

(https://abload.de/img/vonovia_4gsfmr.jpg) (https://abload.de/image.php?img=vonovia_4gsfmr.jpg)

Einige der oben erwähnten Vonoviamieter waren bei dieser Verteilaktion aktiv dabei.
Die Menschen, denen wir die Flyer gaben, blieben stehen, um mit uns zu quatschen. Es war ein breites Spektrum, der türkische Rentner, der seit 40 Jahren hier lebt und immer weniger mit den Lebensbedingungen klarkommt, es waren diverse Migranten, die kaum Deutsch konnten, doch zu Veranstaltung kommen wollen, da sie in den Wohnkosten ihr größtes Problem sehen bis hin zum bürgerlichen älteren Herren, der seinen SPD Bundestagsabgeordneten angeschrieben hat, wie er denn gedenke, auf das kriminelle Vorgehen von Vonovia zu reagieren.

(https://abload.de/img/vonovia_18keia.jpg) (https://abload.de/image.php?img=vonovia_18keia.jpg)

Die Leute schütteten uns ihr Herz aus. Es war dramatisch, teilweise tragisch. Sie stehen mit dem Rücken zur Wand, Druck von Ämtern und Behörden, ein schlechter Lohn oder eine lächerliche Rente und dann kommen Vermieter und wollen die letzte Kohle... und noch mehr.

(https://abload.de/img/vonovia_6ttcsg.jpg) (https://abload.de/image.php?img=vonovia_6ttcsg.jpg)

Ich kann es kaum in Worte fassen, wie mich die Reaktionen der Leute gerührt haben. Sie warteten förmlich darauf, daß jemand ihr zentrales Problem zum Thema machen würden. Ich habe seit Ewigkeiten nicht erlebt, daß die Leute so positiv auf das reagieren, was man zu sagen hat.

Ich bin gespannt, wie es sich weiter entwickelt.


Titel: Re: Stadtteilarbeit
Beitrag von: BGS am 22:39:54 Sa. 05.Januar 2019
 Coole, vorbildliche Aktion!

MfG

BGS
Titel: Re: Stadtteilarbeit
Beitrag von: counselor am 09:47:14 So. 06.Januar 2019
Gute Aktion! Ich halte die Selbstorganisation der Mieter für absolut notwendig. In N wird auch gegen hohe Mieten und gegen Gentrifizierung vor allem des Stadtteils Gostenhof gekämpft:

ZitatIn Gostenhof ist genau das passiert, was auch in Berlin Kreuzberg oder Neukölln durchexerziert wurde. Ein alter ArbeiterInnenstadtteil mit billigen Wohnraum wird von Studierenden und KünstlerInnen bezogen, die zwar über wenig Geld verfügen aber einen höheren kulturellen Anspruch in den Stadtteil mit-und einbringen. Ateliers und Kneipen werten den Stadtteil als Folge kulturell auf. Das hätte ans ich noch keinen Einfluss auf unsere Mieten, wären da nicht die InvestorInnen, die immer auf der Suche nach neuen Gebieten sind, die sich als Anlageobjekte lohnen. Alte Häuser werden aufgekauft und saniert – oder auch nicht – weitervermietet. Die Miete steigt so oder so weil man als GostenhoferIn für die Marke GOHO mitbezahlt – ob man das will oder nicht. Die alten Häuser werden meist tatsächlich saniert/renoviert. Aber nicht etwa weil es heutzutage selbstverständlich sein sollte, eine Heizung oder gut isolierte Fenster. Nein, der Grund ist schlichtweg, dass dies zur Begründung einer Mieterhöhung ausreicht und die VermieterInnen so ihre Profitspanne noch einmal vergrößern können. Letztendlich werden viele Mieterhöhungen mit der Angleichung an den Mietspiegel gerechtfertigt- Dieser Prozess ist für normale MieterInnen nicht durchschaubar. Alle zwei Jahre wird dieser Mietspiegel quasi ausgehandelt. Die Macht der großen Immobilienkonzerne in diesen Gremien lässt sich nur erahnen.
Quelle: https://www.redside.tk/cms/2018/12/18/kein-geschaeft-mit-unserem-viertel-gostenhof-ist-keine-marke/
Titel: Re: Stadtteilarbeit
Beitrag von: Kuddel am 12:51:12 So. 06.Januar 2019
Wirklich noch erwähnenswert ist, daß die Mieter selbstständig anfangen sich zu organisieren und die Ergebnisse von kleinen informellen Treffen den anderen Hausbewohnern erzählen oder gleich einen Stapel Flyer nehmen, um sie Nachbarn zu geben oder sie auch im weiteren Umfeld in die Briefkästen zu werfen.

Von solchen Bedingungen habe ich bisher nur geträumt...
Titel: Re: Stadtteilarbeit
Beitrag von: Kuddel am 14:29:27 So. 06.Januar 2019
Dies ist der Flyer zur kommenden Veranstaltung...

(https://abload.de/img/vonoviaeddkk.jpg) (https://abload.de/image.php?img=vonoviaeddkk.jpg)
Titel: Re: Stadtteilarbeit
Beitrag von: Kuddel am 15:38:55 So. 13.Januar 2019
Was tun gegen Vonovia?

https://kielkontrovers.wordpress.com/2019/01/13/was-tun-gegen-vonovia-vonovia_sucks/
Titel: Re: Stadtteilarbeit
Beitrag von: Fritz Linow am 13:20:15 Mi. 16.Januar 2019
Zitat von: Kuddel am 15:38:55 So. 13.Januar 2019
Was tun gegen Vonovia?

https://kielkontrovers.wordpress.com/2019/01/13/was-tun-gegen-vonovia-vonovia_sucks/

Volle Hütte:

(https://abload.de/img/volle_huettem4j1w.png) (http://abload.de/image.php?img=volle_huettem4j1w.png)
Titel: Re: Stadtteilarbeit
Beitrag von: Kuddel am 21:50:27 Fr. 25.Januar 2019
Ich versuche es mal mit einem Rückblick auf die Veranstaltung:

Vorab

Die Basis dafür war einerseits das Bündnis für bezahlbaren Wohnraum, das schon seit Jahren eine engagierte Arbeit zum Thema "Wohnen" in Kiel macht und sich auf Öffentlichkeitsarbeit und "Einflußnahme auf die Politik" konzentriert, andereseits wir, eine kleine Initiative im Stadtteil Gaarden, die sich der Basisarbeit verschrieben hat. Wir versuchen die Betroffenen von Verarmung, Abzocke und Mietwucher zu organisieren und eine Gegenwehr von unten aufzubauen. Wir haben gemeinsam zur Veranstaltung in der Räucherei eingeladen.

Die Veranstaltung


(https://bezahlbar-wohnen.org/wp-content/uploads/2019/01/vonovia_jens3.jpg)

Die Hütte war rappelvoll, es gab keine weiteren Sitzplätze, es waren gut 80 Leute. Das Publikum war gemischt, Männer und Frauen etwa in gleichem Anteil, altersmäßig ab vielleicht Mitte 20 und etwa ein Drittel war im Rentenalter. Es schienen keine Migranten mit bei gewesen zu sein, obwohl in Gaarden auf der Straße mindestens jeder 2. migrantisch ist und einige uns beim Flyerverteilen ihr Kommen versprochen hatten. Die Stimmung war ansonsten gut, also voller Wut und Erwartung. Wg. der guten Moderation lief die Diskussion auch gut.

(https://bezahlbar-wohnen.org/wp-content/uploads/2019/01/Unbenannt-1.jpg)
Andreas, talentierter Moderator vom Bündnis

Die Probleme wurden zusammengetragen. Mängelliste und der Umgang damit seitens Vonovia waren filmreif. Im allgemeinen kümmert Vonovia sich schlichtweg nicht. Als Mieter gerät man telefonisch per Callcenter an Leute, die bestenfalls angelernt sind, ansonsten keine Ahnung und kein Interesse haben. Auch die extra angestellten Vonovialeute vor Ort sind desinterssiert und bocklos. Es passiert nix, es sei denn, man erklärt den absoluten Notstand. Aber selbst das nützt oftmals nichts. Einer Rollstuhlfahrerin wurde gesagt, sie soll 3 Tage die Wohnung nicht verlassen, da man nicht früher dazu komme, den Fahrstuhl zu reparieren. Er wurde aber auch nach 3 Tagen nicht repariert. Schimmel wird einfach überstrichen. Bei einer undichten Wasserleitung: Vonovia: Eimer unterstellen! Bei defekter Klospülung: Vonovia: Wasser per Eimer vom Waschbecken zur Spülung nehmen! Beauftragte Reinigungsfirmen würden nur unzureichend reinigen. Wenn sie auf weitere Aufgaben von den Mietern hingewiesen werden, sagen sie, Vonovia zahle dafür nicht. Wenn man Vonovia darauf anspricht, wird nicht reagiert. Es gibt auch lebensbedrohliche Mißstände wie fehlende Rettungswege.

Es ist auch eine Diskriminierung bei der Wohnungsvergabe zu belegen. Diskriminiert werden Migranten, Arme und Alte, Kranke, Betreute und Pflegebedürftige. Eindrucksvoll war die Schilderung einer Sozialarbeiterin, die beruflich für betreute Menschen Wohnungen sucht. In dieser Funktion erhielt sie stets Absagen von Vonovia, obwohl gleichzeitig Vonovia online freie Wohnungen anbietet. Als sie sich unter anderem Namen wieder an Vonovia wandte, um für sich eine Wohnung zu finden, war es kein Problem. Direkt auf die unterschiedliche Behandlung von Wohnungssuchenden angesprochen, reagierte Vonovia überraschend ehrlich: Bei der Situation auf dem Wohnungsmarkt könne man sich die Mieter halt aussuchen. Wir haben einige Aussagen, die das so bestätigen.

Es war auch Besuch aus Bremen da. Es gab einen spannenden Bericht von den Erfahrungen der Organisierung der Mieter in Bremen Gröpelingen gegen den Spekulanten Vonovia.

Ansonsten das gleiche wie in Bremen: Undurchschaubare und völlig überzogene Nebenkostenabrechnungen. astronomische Summen für Hauswarte, die selten erreichbar sind und sich auch auf Aufforderung um nichts kümmern. Ebenfalls in Kiel teilweise unglaublich hohe (und unerklärbare) Summen für Wasserverbrauch, Reinigung, Rasenmähen, Rauchmeldertests.

Bisheriger Kampf der Mieter

Viele befinden sich seit vielen Jahren in Auseinandersetzungen mit dem Vermieter, teilweise bereits mit dem Vorgänger, der KWG, bei der es kaum besser zuging. Viele waren als Einzelkämpfer aktiv, es gibt aber bereits Selbstorganisierung unter den Mietern, teilweise über Jahre. Dabei wurde beklagt, daß sich nur ein Teil (bis zu der Hälfte) der selbstorganisierten Auseinandersetzung anschlossen, bei einem langjährigen Kampf am Ende nur ein Bruchteil aktiv dabei bleibt. Auch bei unseren Flyeraktionen gab es Tendenzen zur Selbstorganisierung. Man nahm Flyer mit, um sie den Nachbarn zu geben. Man traf sich im Haus, um die Situation zu besprechen.

Unterschiede

Das Bündnis fragte, ob wir uns ihm anschließen wollten. Wir lehnten ab, doch wir sind offen für eine weitere Zusammenarbeit. Die Unterschiede waren letztendlich recht groß. Das Bündnis beschrieb sich als Lobbyorganisation für Mieter. Und es setzt sich aus zahlreichen politische Organisationen zusammen: ATTAC/Kiel, ASTA UNI Kiel, Der PARITÄTISCHE Wohlfahrtsverband Schleswig-Holstein e.V., DGB Jugend Region Kiel, dielinke.SDS an der CAU, DIE LINKE. KV Kiel, Flüchtlingsrat Schleswig-Holstein e.V., Frauenhaus Kiel, Grüne Jugend Kiel, Hansa48, Hempels e.V., Interventionistische Linke, Juso-Hochschulgruppe CAU, Linksjugend ['solid] Kiel, Piratenpartei/LV Schleswig-Holstein, Stadtpolitischer Ratschlag, Türkische Gemeinde SH e.v., Verband alleinerziehender Mütter und Väter (vamv-sh e.V.), ver.di Jugend Kiel-Plön, ver.di Kiel-Plön. Treibende Kraft dabei ist wohl Attac und viele der Organisationen stehen nur auf dem Papier. Einige halte ich für durchaus problematisch, denn sie haben den Ausverkauf des Wohnungsmarktes mit zu verantworten, sie haben auch die Privatisierung der kommunalen Wohnungsbaugesselschaften mitgetragen. Aber im Wahlkampf wollen sie als Vertreter von Mieterinteressen dastehen. Wir wollen da nicht Teil dieses politischen Feigenblatts sein.

Glücklicherweise waren wir vorbereitet und hatten zu einem weiteren Mietertreffen eingeladen, nur 7 Tage später und die Flyer auf der Veranstaltung verteilt. Als das Bündnis erklärte, jetzt wisse man, wo den Mietern der Schuh drückt und werde sich nun mit entsprechenden Forderungen an die Politik wenden, reagierten die Mieter teilweise empört. Man sei jetzt zusammen, habe die gemeinsamen Probleme gesehen und die gemeinsame Wut gespürt, jetzt will man sich das nicht wieder aus der Hand nehmen lassen. Man möchte die hier entstandene Dynamik für gemeinsame Aktivitäten nutzen.

Erfahrungen, Ziele, Strategien und Forderungen


Die Anwesenden Mieter*innen waren großteils nicht nur kampferfahren, sie waren in ihrem Wünschen und Plänen nicht nur weiter, als wir es erwartet haben, teilweise waren sie weiter als wir. Sie hatten unglaublich viele Erfahrungen und Kenntnisse in der juristischen Auseinandersetzung. Mehrfach wurde wiederholt, wie man als Mittelloser rechtlichen Beistand bekommen kann. Man kannte sich auf dem rechtlichen Gebiet erstaunlich gut aus und wollte den juristischen Weg auch weitergehen. Anders als von mir erwartet, gab es kaum Bedarf an einem Mietrechtsanwalt. Sinnvoller wäre es, erst einmal die Erfahrungen der Mieter-"Profis" in diesem Bereich einmal zusammenzustellen und als Ratgeber als PDF, bzw. Ausdruck herauszugeben, damit auch andere Mieter davon profitieren können. Man ist sich der Begrenztheit des juristischen Weges völlig bewußt. Die Hochachtung vor dem Mieterverein und seiner Praxis ist nicht sonderlich hoch. Die Mieter*innen kamen zur Veranstaltung, weil sie mehr wollten, als diese begrenzten Möglichkeiten. Sie wollten tatsächlich eine kollektivere Auseinandersetzung mit den Spekulanten. Die Erfahrungen aus Bremen, die auf der Veranstaltung vorgetragen wurden, kamen sehr gut an. Die Idee, Widersprüche und Forderungen kollektiv zu formulieren und auch gemeinsam einzureichen als Gruppe mit Banner und Presseleuten, wurde als nachahmenswert aufgenommen. Man wollte aber mehr. Es wurde klipp und klar gefragt, "Was wollen wir den jetzt machen?"

Der Vorschlag zur Rekommunalisierung von Wohnraum wurde zwiespältig gesehen. Natürlich wollte man den Wohnraum Vonovia entreißen, aber brachte Beispiele aus anderen Städten, in denen Spekulanten Wohnraum für einen Appel und n Ei erstanden haben und dann die Kommunen es für eine horrenden Betrag zurückkauften. "Am Ende zahlen wir das doch wieder!" (Diesen Überlegungen hatten wir uns im Vorfeld auch bereits gemacht und sind zu dem Schluß gekommen, daß sich die Spekulanten das Recht an dem Wohnraum verspielt haben. Wir sollten knallhart die entschädigungslose Enteignung fordern. Wir fürchteten, wir würden mit einer solchen Forderung uns von den Mietern entfernen. Doch sie hatten sich längst die gleichen Gedanken gemacht.)

Man wollte gemeinsam auftreten und an die Öffentlichkeit. Dem Bremer Beispiel folgen und in Form einer Minidemo mit Widersprüchen und Forderungen in Medienbegleitung zu Vonovia marschieren. Öffentlichkeitsarbeit will man als Waffe benutzen, denn Vonovia fürchtet eine "Rufschädigung" sehr. Weiterer Vorschlag: eine große Mieterdemo in der Stadt. Man sieht als Hauptgegner Vonovia und den Staat. Von Vonovia will man erst einmal vernünftige Kommunikation, das Einhalten des Mietrechts und normale Umgangsformen, aber ansonsten will man diesen Drecksladen am liebsten zerschlagen sehen. Man möchte als organisierte Macht dem Großspekulanten gegenübertreten. Die engere Vernetzung mit Bremen wird gewünscht, gern aber auch in andere Städte, vielleicht sogar in andere Länder. Der Staat soll aufhören Spekulanten wie Vonovia zu schützen und zu fördern. Weitere Forderungen an den Staat: Sozialleistungen und Renten erhöhen!

Das hatte es in sich und war weitaus mehr, als man erwarten konnte. Man wollte an diesen Ideen weiter stricken und an der Umsetzung feilen bei unserem Treffen eine Woche später. Da war ich aber nicht mit bei. Da müßte einer der Teilnehmer mal berichten...

Titel: Re: Stadtteilarbeit
Beitrag von: Rudolf Rocker am 11:24:49 Sa. 26.Januar 2019
Danke für den Bericht!
Hört sich an, als könnte sich da was entwickeln!
Titel: Re: Stadtteilarbeit
Beitrag von: dagobert am 23:38:22 Sa. 26.Januar 2019
Zitat von: Kuddel am 21:50:27 Fr. 25.Januar 2019
Es ist auch eine Diskriminierung bei der Wohnungsvergabe zu belegen. Diskriminiert werden Migranten, Arme und Alte, Kranke, Betreute und Pflegebedürftige. Eindrucksvoll war die Schilderung einer Sozialarbeiterin, die beruflich für betreute Menschen Wohnungen sucht. In dieser Funktion erhielt sie stets Absagen von Vonovia, obwohl gleichzeitig Vonovia online freie Wohnungen anbietet. Als sie sich unter anderem Namen wieder an Vonovia wandte, um für sich eine Wohnung zu finden, war es kein Problem. Direkt auf die unterschiedliche Behandlung von Wohnungssuchenden angesprochen, reagierte Vonovia überraschend ehrlich: Bei der Situation auf dem Wohnungsmarkt könne man sich die Mieter halt aussuchen. Wir haben einige Aussagen, die das so bestätigen.
Das betrifft aber nicht nur Vonovia, da machen inzwischen die meisten Vermieter so.  >:(

Zitat von: Kuddel am 21:50:27 Fr. 25.Januar 2019
Der Vorschlag zur Rekommunalisierung von Wohnraum wurde zwiespältig gesehen. Natürlich wollte man den Wohnraum Vonovia entreißen, aber brachte Beispiele aus anderen Städten, in denen Spekulanten Wohnraum für einen Appel und n Ei erstanden haben und dann die Kommunen es für eine horrenden Betrag zurückkauften.
[...]
daß sich die Spekulanten das Recht an dem Wohnraum verspielt haben. Wir sollten knallhart die entschädigungslose Enteignung fordern.
Wie ich schon in einem anderen Thread geschrieben habe, das geht in diesem System nicht durch. Die Eigentumsgarantie des Art. 14 GG schützt leider auch solche Verbrecher wie Vonovia.

Das Maximum wäre eine Rückabwicklung der damaligen Kaufverträge - selbstverständlich zu den gleichen Konditionen, ohne Spekulantenzuschlag. Aber eh die Politik das angeht, braucht es erst einen gigantischen Druck von der Strasse.

Zitat von: Rudolf Rocker am 11:24:49 Sa. 26.Januar 2019Hört sich an, als könnte sich da was entwickeln!
Hoffentlich.
Titel: Re: Stadtteilarbeit
Beitrag von: Kuddel am 08:34:13 So. 27.Januar 2019
Zitat von: dagobert am 23:38:22 Sa. 26.Januar 2019
Das betrifft aber nicht nur Vonovia, da machen inzwischen die meisten Vermieter so.  >:(
Vonovia ist der größte (vielleicht auch am besten organisierte) Spekulant und Abzocker. Deshalb haben sich Proteste an diesem Namen entzündet. Doch die Proteste und Aktionen sollen nicht auf Vonovia begrenzt bleiben.

Zitat von: dagobert am 23:38:22 Sa. 26.Januar 2019
Zitat von: Kuddel am 21:50:27 Fr. 25.Januar 2019
daß sich die Spekulanten das Recht an dem Wohnraum verspielt haben. Wir sollten knallhart die entschädigungslose Enteignung fordern.
Wie ich schon in einem anderen Thread geschrieben habe, das geht in diesem System nicht durch. Die Eigentumsgarantie des Art. 14 GG schützt leider auch solche Verbrecher wie Vonovia.
Alles nur eine Frage der Machtverhältnisse und des gesellschaftlichen Drucks. Das GG ist nichts weiter als ein Stück Papier.

Als das Kapital wieder deutsche Soldaten in alle Welt schicken wollte, wurde das GG kurzerhand geändert. Wir sollten uns von einem Papiertiger nicht davon abhalten lassen zu sagen, was wir wollen. Zuerst stellt man die richtigen Forderungen auf, dann versucht man realen Druck aufzubauen. Anders lassen sich die Zustände nicht verbessern.
Titel: Re: Stadtteilarbeit
Beitrag von: Kuddel am 08:56:41 So. 27.Januar 2019
Der Bericht zur Veranstaltung vom Bündnis:

ZitatAuch in Kiel ist die Unzufriedenheit mit VONOVIA groß
https://bezahlbar-wohnen.org/2019/01/20/auch-in-kiel-ist-die-unzufriedenheit-mit-vonovia-gross/
Titel: Re: Stadtteilarbeit
Beitrag von: Rudolf Rocker am 10:19:41 So. 27.Januar 2019
ZitatWie ich schon in einem anderen Thread geschrieben habe, das geht in diesem System nicht durch. Die Eigentumsgarantie des Art. 14 GG schützt leider auch solche Verbrecher wie Vonovia.

Im Artikel 14 GG steht folgendes:
Zitat(1) Das Eigentum und das Erbrecht werden gewährleistet. Inhalt und Schranken werden durch die Gesetze bestimmt.
(2) Eigentum verpflichtet. Sein Gebrauch soll zugleich dem Wohle der Allgemeinheit dienen.
(3) Eine Enteignung ist nur zum Wohle der Allgemeinheit zulässig. Sie darf nur durch Gesetz oder auf Grund eines Gesetzes erfolgen, das Art und Ausmaß der Entschädigung regelt. Die Entschädigung ist unter gerechter Abwägung der Interessen der Allgemeinheit und der Beteiligten zu bestimmen. Wegen der Höhe der Entschädigung steht im Streitfalle der Rechtsweg vor den ordentlichen Gerichten offen.

Da sehe ich jetzt nicht, das eine Enteignung unmöglich ist.

Die Idee ist übrigesn nicht neu:
Volksentscheid plant Enteignung der Deutsche Wohnen (https://www.tagesspiegel.de/berlin/berliner-wohnungspolitik-volksentscheid-plant-enteignung-der-deutsche-wohnen/21219846.html)
Titel: Re: Stadtteilarbeit
Beitrag von: counselor am 12:07:48 So. 27.Januar 2019
Ohne Entschädigung läuft da nichts:
http://www.juraindividuell.de/blog/schema-zu-art-14-i-1-gg/
Titel: Re: Stadtteilarbeit
Beitrag von: dagobert am 16:04:30 So. 27.Januar 2019
Zitat von: Kuddel am 08:34:13 So. 27.Januar 2019
Zitat von: dagobert am 23:38:22 Sa. 26.Januar 2019
Zitat von: Kuddel am 21:50:27 Fr. 25.Januar 2019daß sich die Spekulanten das Recht an dem Wohnraum verspielt haben. Wir sollten knallhart die entschädigungslose Enteignung fordern.
Wie ich schon in einem anderen Thread geschrieben habe, das geht in diesem System nicht durch. Die Eigentumsgarantie des Art. 14 GG schützt leider auch solche Verbrecher wie Vonovia.
Alles nur eine Frage der Machtverhältnisse und des gesellschaftlichen Drucks. Das GG ist nichts weiter als ein Stück Papier.
Aber ein wichtiges, denk mal an die Hartz-IV-Sanktionen. Ohne dieses "Stück Papier" gäbe es dieses Verfahren nicht.

Zum Thema Grundgesetz abschaffen und durch eine Verfassung ersetzen hatte ich mich an anderer Stelle schon mal geäussert. Auch wenn das ein paar Jahre her ist, es gab bisher keine Veranlassung meine Meinung dazu zu ändern, ganz im Gegenteil.
Zitat von: dagobert am 19:43:44 So. 04.August 2013
Zitat von: Tiefrot am 14:09:25 So. 04.August 2013Ist euch mal aufgefallen, daß das GG zwar wie eine Verfassung geschrieben ist, aber
genau genommen keine ist ? Das wir uns keine Verfassung gegeben haben, obwohl es nach einer
Wiedervereinigung so vorgesehen war ?
Einerseits hast du recht.
Andererseits müsste eine Verfassung per Volksabstimmung beschlossen werden. Angesichts der zunehmenden Massenverblödung könnte da gegenwärtig so ziemlich jeder neoliberale Schwachsinn drinstehen, könnten die Grundrechte auf diesem Weg komplettt abgeschafft werden; die meisten Leute sind so hirntot, die würden das absegnen, weil sie die Tragweite nicht begreifen.
Mir graut vor dieser Vorstellung, da behalte ich lieber das provisorische Grundgesetz.
https://forum.chefduzen.de/index.php?msg=283788

Eine Revolution welche das System als Ganzes hinwegfegt, sehe ich derzeit nicht kommen. Dazu geht es zu vielen noch zu gut.

Zitat von: Kuddel am 08:34:13 So. 27.Januar 2019Als das Kapital wieder deutsche Soldaten in alle Welt schicken wollte, wurde das GG kurzerhand geändert.
Was bei Art. 14 aber nicht so einfach ist, siehe Art. 79 Abs. 3 GG.

Zitat von: Rudolf Rocker am 10:19:41 So. 27.Januar 2019Im Artikel 14 GG steht folgendes:
Zitat(1) Das Eigentum und das Erbrecht werden gewährleistet. Inhalt und Schranken werden durch die Gesetze bestimmt.
(2) Eigentum verpflichtet. Sein Gebrauch soll zugleich dem Wohle der Allgemeinheit dienen.
(3) Eine Enteignung ist nur zum Wohle der Allgemeinheit zulässig. Sie darf nur durch Gesetz oder auf Grund eines Gesetzes erfolgen, das Art und Ausmaß der Entschädigung regelt. Die Entschädigung ist unter gerechter Abwägung der Interessen der Allgemeinheit und der Beteiligten zu bestimmen. Wegen der Höhe der Entschädigung steht im Streitfalle der Rechtsweg vor den ordentlichen Gerichten offen.
Da sehe ich jetzt nicht, das eine Enteignung unmöglich ist.
Eine Enteignung ist möglich, aber eine entschädigungslose Enteignung nicht.
Titel: Re: Stadtteilarbeit
Beitrag von: Kuddel am 16:33:30 So. 27.Januar 2019
Zitat von: dagobert am 16:04:30 So. 27.Januar 2019
Wie ich schon in einem anderen Thread geschrieben habe, das geht in diesem System nicht durch.
Macron hat seine Steuererhöhungen zurückgenommen und zusätzlich soziale Verbesserungen angekündigt, allein wegen des Drucks der Gelbwesten von der Straße.

ZitatFrankreich wurde dabei sehr nachdrücklich aufgefordert, sein strukturelles Defizit weiter zu reduzieren.

Nach ersten Einschätzungen könnte das französische Defizit nun aber sogar auf 3,5 Prozent der Wirtschaftsleistung und damit deutlich über die erlaubte Drei-Prozent-Grenze steigen.
...
Rom droht derzeit ein Defizitverfahren mit harten Sanktionen, obwohl das angekündigte Defizit lediglich bei 2,4 Prozent liegt. Zwar ist die Staatsverschuldung mit 131 Prozent vom Bruttoinlandsprodukt (BIP) in Italien höher als in Frankreich (97 Prozent). Doch die Franzosen gehören auch in dieser Disziplin gerade nicht zu den Musterschülern. Die von Maastricht erlaubte Obergrenze liegt bei 60 Prozent.
https://www.welt.de/wirtschaft/article185345702/Gelbwesten-Macrons-Zugestaendnisse-erfreuen-Italien.html
Nicht alles wird vom "Markt" bestimmt oder von Brüssel. Der Gegendruck von unten kann stärker und entscheidend sein.

Zitat von: dagobert am 16:04:30 So. 27.Januar 2019
ZitatDas GG ist nichts weiter als ein Stück Papier.
Aber ein wichtiges, denk mal an die Hartz-IV-Sanktionen. Ohne dieses "Stück Papier" gäbe es dieses Verfahren nicht.
Hartz IV wäre ein wert- und folgenloses Papier, hätten die Gewerkschaften einen Generalstreik organisiert. Der DGB hat sich aber hinter die SPD und Hartz IV gestellt. Der Druck von der Straße war zu gering, der Druck aus den Betrieben war nicht vorhanden.

ZitatGrundgesetz abschaffen und durch eine Verfassung ersetzen
Ein (in abgewandelter Form) Lieblingsthema der Reichsbürger. Interessiert mich null. Mich interessiert allein der Aufbau eines ökonomischen und politischen Drucks von unten. Blockaden und Arbeitsniederlegungen. Selbstorganisierung der Ausgebeuteten. Handfestes Zeug eben.

ZitatDazu geht es zu vielen noch zu gut.
Dieses Argument hasse ich. Diese scheiß Verelendungstheorie halte ich für grundfalsch. Oft gehen Menschen kampflos im Elend unter. 1968 war nicht deshalb ein Jahr der Rebellion, weil die Menschen nichts zu fressen hatten.

Weshalb der Staat (zurecht!) in Leuten wie mir Verfassungsfeinde sieht:
Zitat
Zitat von: Kuddel am 08:34:13 So. 27.Januar 2019Als das Kapital wieder deutsche Soldaten in alle Welt schicken wollte, wurde das GG kurzerhand geändert.
Was bei Art. 14 aber nicht so einfach ist, siehe Art. 79 Abs. 3 GG.
Ich akzeptiere diese in Stein gemeißelten Eigentumsverhältnisse nicht!
Titel: Re: Stadtteilarbeit
Beitrag von: Rudolf Rocker am 17:22:56 So. 27.Januar 2019
ZitatMacron hat seine Steuererhöhungen zurückgenommen und zusätzlich soziale Verbesserungen angekündigt, allein wegen des Drucks der Gelbwesten von der Straße.
Dieser Vergleich hinkt nicht nur, er humpelt wie ein einbeiniger Riese! :o Macron hat nichts, aber auch gar nichts an der französischen Verfassung geändert.

Wir reden hier aber von einer Änderung des GGs. dagobert hat nicht umsonst auf Art 79 Abs. 3 GG verwiesen. Hier nochmal für alle zum nachlesen, damit alle wissen worüber wir hier überhaupt reden:

ZitatGrundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland
Art 79
(1) Das Grundgesetz kann nur durch ein Gesetz geändert werden, das den Wortlaut des Grundgesetzes ausdrücklich ändert oder ergänzt. Bei völkerrechtlichen Verträgen, die eine Friedensregelung, die Vorbereitung einer Friedensregelung oder den Abbau einer besatzungsrechtlichen Ordnung zum Gegenstand haben oder der Verteidigung der Bundesrepublik zu dienen bestimmt sind, genügt zur Klarstellung, daß die Bestimmungen des Grundgesetzes dem Abschluß und dem Inkraftsetzen der Verträge nicht entgegenstehen, eine Ergänzung des Wortlautes des Grundgesetzes, die sich auf diese Klarstellung beschränkt.
(2) Ein solches Gesetz bedarf der Zustimmung von zwei Dritteln der Mitglieder des Bundestages und zwei Dritteln der Stimmen des Bundesrates.
(3) Eine Änderung dieses Grundgesetzes, durch welche die Gliederung des Bundes in Länder, die grundsätzliche Mitwirkung der Länder bei der Gesetzgebung oder die in den Artikeln 1 und 20 niedergelegten Grundsätze berührt werden, ist unzulässig.

Das bedeutet, das zunächst diese Verfassung außer Kraft gesetzt werden müsste, um eine neue zu installieren. (Also eine Revolution bzw. ein Bürgerkrieg).
Und hier bin ich ganz bei dagobert, mit der Meinung, das unter den derzeitigen Kräfteverhältnissen, eine neue Verfassung noch viel schlimmer wäre, als das was wir jetzt schon haben!

Titel: Re: Stadtteilarbeit
Beitrag von: Kuddel am 18:17:55 So. 27.Januar 2019
Politik ist ein Spiel der Kräfte. Wenn man freiwillig darauf verzichtet, seine eigenen Interessen zu benennen und einen entsprechenden Druck aufzubauen, dann kann man ewig darüber jammern, wie gemein die da oben zu uns sind.

Daß Ausgerechnet die Verfassung, die das Unrecht der extrem ungleichen Besitzverhältnisse zementiert, der Kitt dieser Gesellschaft sein soll und den "Sozialen Frieden" :P garantiert, ist nicht mein Blick auf die Dinge. Naja, es herrscht der Klassenkrieg, es werden Altersicherung und Gesundheitsversorgung für weite Teile der Bevölkerung immer schlechter, Arbeitsbedingungen werden prekärer, die Mieten werden unbezahlbar und die Obdachlosigkeit wächst rapide. Wenn wir uns nicht wehren, spricht man von "Sozialem Frieden". Der ist nicht mein Ding.

Erst einmal sollten wir ein besseres Leben einfordern und nicht eine bessere Verfassung!

Die phantasielosen Menschen, die sich ein Leben außerhalb der uns knebelnden Gesetze sich nicht vorstellen können, möchte ich daran erinnern, wie Bäckerei-Unternehmer Horst Schiesser die Neue Heimat mit 320.000 Wohnungen für eine D-Mark kaufte.

Von mir aus kann man Vonovia mit einem Euro entschädigen.

Wer sich an Regeln und Gesetze klammert, die nur dazu dienen, die Reichen zu schützen und uns unter Kontolle zu halten, und wer sein Schicksal freiwillig in die Hände irgendwelcher Richter legt, der hat Hartz IV und sonstiges "legales" Unrecht auch verdient.
Titel: Re: Stadtteilarbeit
Beitrag von: Rudolf Rocker am 18:42:28 So. 27.Januar 2019
Der 27. Januar ist genau das richtige Datum, um mal kurz daran zu erinnern, warum dieser Artikel so im GG steht.
Das GG wurde am 23. Mai 1949 erlassen, nur 4 Jahre nach dem Ende des nationalsozialitischen Terrorregimes, in dem das Eigentum von Millionen  Jüdinnen und Juden zwangsenteignet und sie dann in die Vernichtungslager geschickt wurden.
An Vonovia hat damals sicherlich noch keiner gedacht.
Des weiteren braucht man, möchte man politisch etwas durchsetzen, schon einen gewissen "Grundstock an Mitstreitern". Ich will bewusst nicht von einer politischen Mehrheit sprechen, weil ich das gar nicht mal für nötig halte, aber eben eine relevante Menge an Menschen, die bereit sind, eine politische Forderung zu tragen.
In diesem Fall hätte man vermutlich eine deutlich höhere politische Mehrheit bei der Forderung Vermieter/ Investoren durch Gesetzesänderungen mehr in die Pflicht zu nehmen Mißstände zu beseitigen als sie zu enteignen.
Natürlich kann man auch gleich mit irgendwelchen Maximalforderungen kommen, von denen man ganz genau weiß, das sie die nächsten 20 Jahre nicht durchsetzbar sind und sich dann wie ein bockiges Kind benehmen wenn Leute anderer Meinung sind.
Ob man den Betroffenen damit allerdings einen großen Gefallen tut, wage ich zu bezweifeln.
Titel: Re: Stadtteilarbeit
Beitrag von: counselor am 19:47:08 So. 27.Januar 2019
Auch Engels wollte die Kapitalisten entschädigen:
"2. Allmähliche Expropriation der Grundeigentümer, Fabrikanten, Eisenbahnbesitzer und Schiffsreeder, teils durch Konkurrenz der Staatsindustrie, teils direkt gegen Entschädigung in Assignaten" (Engels in "Grundsätze des Kommunismus", http://www.mlwerke.de/me/me04/me04_361.htm).

PS: Assignat ist ein altes Wort für Papiergeld bzw Fiatgeld.
Titel: Re: Stadtteilarbeit
Beitrag von: Kuddel am 21:14:26 So. 27.Januar 2019
Ich versuche hier sicherlich nicht auf "bockiges Kind" zu machen.
Ich versuche nicht zu provozieren, sondern ich sehe die Dinge tatsächlich völlig anders.

Mich wundert es wirklich, wie staatstragend viele Linke sind und auch diejenigen, die sich für linksradikal halten. Es fehlt tatsächlich oftmals die Phantasie, daß alles anders aussehen könnte, was wir so als "Normalität" kennen.

Ich halte es mehr mit counselors Signatur
ZitatAlles ist in Bewegung. Nichts war schon immer da und nichts wird immer so bleiben!

Die Dinge können sich weitaus schneller ändern, als man ahnt.
Was meint ihr, was die Krise, die gerade vor der Tür steht und wohl schlimmer als die von 2008 werden dürfte, mit den gesellschaftlichen Verhältnissen anrichtet?

Zitat...von denen man ganz genau weiß, das sie die nächsten 20 Jahre...
auf eine so lange politische Stabilität würde ich nicht setzen.

Ich wundere mich ein wenig über den hier verbreiteten Glauben an die Beständigkeit der herrschenden kapitalistischen Verhältnisse. Noch mehr wundere ich mich vor der Angst, die man vor möglichen Alternativen hat.

Warum ein Verschwinden dieser Verfassung einen "Bürgerkrieg" oder  etwas, was "noch viel schlimmer wäre, als das was wir jetzt schon haben!" hervorbringen soll, ist mir ein Rätsel. Als die Arbeiter- und Soldatenräte 1918 die Macht übernahmen, fand kein größeres Blutbad statt. Die Menschen hatten klare Vorstellungen von einem besseren Leben, von dem Ende der Obrigkeitshörigkeit und von Frauenrechten. Die Gewalt ging später von "Bluthund" Noske (SPD) und reaktionären deutschnationalen Militärs aus. Man stand naiv und unvorbereitet diesen Kräften gegenüber. Das war der Weg in den Faschismus.

Zitatirgendwelchen Maximalforderungen
Warum sogannte "Maximalforderungen" denn ein Schimpfwort und eine Gefährdung der Betroffenen bedeuten sollen, mag ich auch nicht verstehen. Eine bessere Welt, eine solidarische Gesellschaft, sind durchaus Maximalforderungen, die nicht von jetzt auf eben umzusetzen sind. Trotzdem muß man genau das vor Augen behalten, wenn wir uns in Alltagskämpfen Schritt für Schritt voranarbeiten.

Ich habe eine andere Einschätzung der deutschen Verfassung und ihrer Wurzeln.

Die Alliierten haben zwar den Faschismus militärisch beendet, doch das nicht aus hehren moralischen Gründen. Vor Kriegsbeginn hatte das britische Königshaus einen Haufen Bewunderung für den deutschen Faschismus übrig. Die USA waren mit ihrer erz-antikommunistischen Haltung mit dem Einmarsch der deutschen Truppen in die Sowjetunion nicht unglücklich. Nach Kriegsende bediente sich die US Regierung nicht nur führender deutscher Wissenschaftler, sondern man arbeitete gleich wieder mit alten Nazis zusammen, um den antikommunistischen Kampf in Europa und Lateinamerika weiterzuführen.

Das Klima in Deutschland war nach Kriegsende nicht nur antimilitaristisch, sondern auch erstaunlich antikapitalistisch. Bei der Verfassung der Grundgesetzes hatte man meiner Einschätzung nach, weitaus mehr die gesellschaftliche Ruhe und die Kontrolle der Arbeiterlasse in Deutschland im Sinn, als einen echten Antifaschismus. Man mußte dem antikapitalistischen Klima entgegenkommen und in einen staatlich kontrollierten Rahmen führen, bevor es zu unkontrollierbaren Konflikten kommen kann. Genau dieses Grundgesetz zusammen mit der Rolle der SPD und der Gewerkschaften, sind ein derart die Machtverhältnisse stabilisierendes Erfolgsmodell, daß selbst die chinesische Regierung Spezialisten nach Deutschland schickt, um davon zu lernen.

Unter solchen Vorzeichen sehe ich es weiter als Auszeichnung, als Verfassungsfeind bezeichnet zu werden.

Titel: Re: Stadtteilarbeit
Beitrag von: counselor am 21:58:18 So. 27.Januar 2019
Zitat von: Kuddel am 21:14:26 So. 27.Januar 2019
Mich wundert es wirklich, wie staatstragend viele Linke sind und auch diejenigen, die sich für linksradikal halten. Es fehlt tatsächlich oftmals die Phantasie, daß alles anders aussehen könnte, was wir so als "Normalität" kennen.
Kommt daher, dass sich seit 70 Jahren (das sind mehrere Generationen) nicht viel geändert hat. Viele Menschen halten es für normal, gegen Lohn arbeiten zu gehen und Miete zu zahlen etc. Das färbt auch auf Linke ab.
Zitat von: Kuddel am 21:14:26 So. 27.Januar 2019
Die Dinge können sich weitaus schneller ändern, als man ahnt.
Was meint ihr, was die Krise, die gerade vor der Tür steht und wohl schlimmer als die von 2008 werden dürfte, mit den gesellschaftlichen Verhältnissen anrichtet?
Ich hoffe, dass das die letzte Krise des Kapitalismus sein wird und dass danach eine von Ausbeutung und Unterdrückung befreite Gesellschaft folgt.
Zitat von: Kuddel am 21:14:26 So. 27.Januar 2019
Zitat...von denen man ganz genau weiß, das sie die nächsten 20 Jahre...
auf eine so lange politische Stabilität würde ich nicht setzen.

Ich wundere mich ein wenig über den hier verbreiteten Glauben an die Beständigkeit der herrschenden kapitalistischen Verhältnisse. Noch mehr wundere ich mich vor der Angst, die man vor möglichen Alternativen hat.
Ich habe davor keine Angst. Mein Lohn ist eine Unverschämtheit, die zum Leben nicht reicht und ich habe kein nennenswertes Vermögen. Ich kann bei einer Revolution nichts verlieren, sondern nur an Freiheit und sozialer Sicherheit gewinnen. Außerdem kann man im Kapitalismus -aufgrund seiner Krisenhaftigkeit- nur max. zwei bis drei Jahre im Voraus planen. Zumindes kommen alle 10 Jahre größere ökonomische Krisen auf, die Rückwirkungen auf das politische System haben. Also kann man eher von Instabilität als von Stabilität ausgehen.
Zitat von: Kuddel am 21:14:26 So. 27.Januar 2019
Zitatirgendwelchen Maximalforderungen
Warum sogannte "Maximalforderungen" denn ein Schimpfwort und eine Gefährdung der Betroffenen bedeuten sollen, mag ich auch nicht verstehen. Eine bessere Welt, eine solidarische Gesellschaft, sind durchaus Maximalforderungen, die nicht von jetzt auf eben umzusetzen sind. Trotzdem muß man genau das vor Augen behalten, wenn wir uns in Alltagskämpfen Schritt für Schritt voranarbeiten.
Man muss sich klar werden, wie man leben will. Diese Frage steht nicht umsonst morgen auf der Tagesordnung der Montagsdemo Nürnberg. Wenn man geklärt hat, wie man leben will, kann man Forderungen aufstellen. Und das können nur Maximalforderungen sein. Jeder, der schon mal verhandelt hat, weiß: Man geht mit Maximalforderungen hin und versucht diese weitgehend durchzudrücken, indem man hoch pokert.
Zitat von: Kuddel am 21:14:26 So. 27.Januar 2019
Unter solchen Vorzeichen sehe ich es weiter als Auszeichnung, als Verfassungsfeind bezeichnet zu werden.
So sehe ich das auch.
Titel: Re: Stadtteilarbeit
Beitrag von: Kuddel am 22:10:29 So. 27.Januar 2019
Danke, counselor.

Nur hier möchte ich widersprechen:
Zitat von: counselor am 21:58:18 So. 27.Januar 2019
Ich hoffe, dass das die letzte Krise des Kapitalismus sein wird und dass danach eine von Ausbeutung und Unterdrückung befreite Gesellschaft folgt.

So viel Optimismus habe ich nicht.
Ich glaube, wir haben noch verdammt viel zu lernen und ich befürchte, auch auf die harte Tour.
Wir können aus der kommenden Krise gestärkt und politisch schlauer hervorgehen, doch die Umwälzung der Verhältnisse sehe ich damit noch nicht kommen.
Titel: Re: Stadtteilarbeit
Beitrag von: Rudolf Rocker am 08:29:31 Mo. 28.Januar 2019
Ja Kuddel, Du kannst gerne weiter wie Rumpelstielzchen um das Feuer tanzen und alle beleidigen die nicht deiner Meinung sind, aber das hilft den von Vonovia (und anderen)- Betrogenen kein bißchen weiter.
Wir können hier mal das Fazit ziehen, das eine entschädigungslose Zwangsenteignung juristisch und politisch nicht möglich ist, weil nach dem GG verboten. Der Artikel im GG ist nicht änderbar, ohne das GG zuvor durch eine Revolution/ Putsch/ Meuterei abzuschaffen.  Bei den derzeitigen politischen Verhältnissen kann ich mir ungefähr ausrechnen in welchen verhätnissen das enden würde. Ist aber auch egal, weil die realistische Wahrscheinlichkeit dafür bei etwa 0,00% liegt.

Relativ einfach (theoretisch) wäre es, die rechtliche Situation von Mietern zu verbessern. Dazu könnten bestehnde Gesetze verbessert und neue erlassen werden. Dazu brauche ich keine Revolution und keine Änderung des GGs.
Titel: Re: Stadtteilarbeit
Beitrag von: Kuddel am 08:49:08 Mo. 28.Januar 2019
Zitat von: Rudolf Rocker am 08:29:31 Mo. 28.Januar 2019
... weil ... verboten...

Ach Gottchen.

Waldbesetzungen am Hambacher Forst, Wilde Streiks, Hausbesetzungen und militante Auseinandersetzungen mit Nazis oder der Polizei etwa nicht?
Titel: Re: Stadtteilarbeit
Beitrag von: Rudolf Rocker am 13:44:36 Mo. 28.Januar 2019
Kuddel, ich empfinde deinen agressiven und herablassenden Ton als Beleidigung! Du bist ein oller Bollerkopp! ;D
Ist aber nicht Bestand dieses Thredtitels.
Die Frage, wie man eine überwiegend rechte Bevölkerung dazu bringt eine linke Revolution vom Zaun zu brechen können wir ja gerne in einem  anderen Threads weiterdiskutieren.
In diesem Thread geht es aber um Stadtteilarbeit und darum wie man den Menschen in ihrer akuten Situation weiterhelfen kann.
Da würde ich doch lieber mal die Betroffenen selber fragen, was sie wollen.
Titel: Re: Stadtteilarbeit
Beitrag von: Fritz Linow am 15:32:43 Mo. 28.Januar 2019
Zitat von: Rudolf Rocker am 13:44:36 Mo. 28.Januar 2019
(...)
In diesem Thread geht es aber um Stadtteilarbeit und darum wie man den Menschen in ihrer akuten Situation weiterhelfen kann.
(---)

...wie die Menschen sich gemeinsam und gegenseitig in ihrer akuten Situation weiterhelfen können.

klingt für mich besser. Für die schnelle Dienstleistung reicht auch die Awo. Und wenn man fragt, dann kommt schon häufig die Forderung nach Enteignung und Sozialisierung.
Titel: Re: Stadtteilarbeit
Beitrag von: Kuddel am 16:37:12 Mo. 28.Januar 2019
Rudi,
ich möchte mich weder mit dir streiten, noch überheblich und herablassend rüberkommen und mit Sicherheit will ich dich nicht beleidigen.
Ich versuche meinen Standpunkt klarzumachen.

Ich möchte nicht den Mietern helfen. Ich möchte, daß die Mieter sich zusammenschließen und für ihre Interessen gemeinsam kämpfen.

Uns werden alle möglichen Grenzen in die Köpfe gepflanzt, warum man etwas nicht machen kann und darf. Wenn wir diese Grenzen bereits im Denken akzeptieren, dann braucht der Staat keine Polizei mehr. Dann hat er den perfekten Staatsbürger.

Alles mögliche ist nicht erlaubt. Kiffen ist illegal, schwuler Sex war verboten. Diese Gesetze haben die Menschen nicht abgehalten, auch das Verbotene zu tun. Die Demonstration gegen Brokdorf 1981 war verboten. Trotzdem gingen 100.000 hin.

Alle Staaten formulieren ihr Gewaltmonopol unmißverständlich. Doch jeder, der sich mit Nazis oder Bullen prügelt, bricht dieses Gewaltmonopol. Es wundert mich auch nicht, daß dieser Staat auch das Eigentum verfassungsmäßig schützt, denn das ist der Kern einer kapitalistischen Gesellschaft. Jeder Ladendieb und jeder Plünderer bricht nicht nur das Gesetz, sondern er verhält sich gegen den Sinn der Verfassung. Der Ladendieb mag zwar keine politische Parolen kennen, doch er ist möglicherweise ein radikalerer Feind des kapitalistischen Systems, als der belesene linke Aktivist.

Wie Fritz schon sagte, es waren die Mieter selbst, die sich Gedanken über Sozialisierung und Enteignung machten und eine Entschädigung für sehr unbefriedigend hielten.

Ich finde es wenig zielführend bei solchen Diskussionen die Leute auf Gesetzes- und Verfassungstreue einzuschwören.
Titel: Re: Stadtteilarbeit
Beitrag von: Rudolf Rocker am 16:51:08 Mo. 28.Januar 2019
Zitat von: Fritz Linow am 15:32:43 Mo. 28.Januar 2019
Zitat von: Rudolf Rocker am 13:44:36 Mo. 28.Januar 2019
(...)
In diesem Thread geht es aber um Stadtteilarbeit und darum wie man den Menschen in ihrer akuten Situation weiterhelfen kann.
(---)

...wie die Menschen sich gemeinsam und gegenseitig in ihrer akuten Situation weiterhelfen können.

klingt für mich besser. Für die schnelle Dienstleistung reicht auch die Awo. Und wenn man fragt, dann kommt schon häufig die Forderung nach Enteignung und Sozialisierung.

Da hast du recht!
Titel: Re: Stadtteilarbeit
Beitrag von: Rudolf Rocker am 18:30:09 Mo. 28.Januar 2019
ZitatIch finde es wenig zielführend bei solchen Diskussionen die Leute auf Gesetzes- und Verfassungstreue einzuschwören.
Und ich finde es nicht fair, die Menschen nicht darüber aufzuklären, welche Hürden ihnen da im Weg stehen könnten.
Mich erinnert das an den Widerstand gegen die Harz4- Reform, als dann Leute kamen und meinten: "Alles kein Problem, das Klagen wir vor dem Bundsverfassungsgericht in Grund und Boden!" oder "Ihr müsst einfach nur das und jenes in den Widerspruch schreiben und dann können die euch gar nichts mehr!"
War dann doch ein Problem und viele Menschen mit falschen Hoffnungen sind daran zerbrochen!
Ich weiß nicht was daran verkehrt sein soll die Leute darauf hinzuweisen "Go yor way but stay in mind: It´s a fucking long journey!"
Titel: Re: Stadtteilarbeit
Beitrag von: counselor am 23:28:53 Mo. 28.Januar 2019
Zitat von: Kuddel am 16:37:12 Mo. 28.Januar 2019
Ich möchte nicht den Mietern helfen. Ich möchte, daß die Mieter sich zusammenschließen und für ihre Interessen gemeinsam kämpfen.
Die Leute müssen lernen zu kämpfen und das kapitalistische System zu durchschauen.
Zitat von: Kuddel am 16:37:12 Mo. 28.Januar 2019
Wie Fritz schon sagte, es waren die Mieter selbst, die sich Gedanken über Sozialisierung und Enteignung machten und eine Entschädigung für sehr unbefriedigend hielten.

Ich finde es wenig zielführend bei solchen Diskussionen die Leute auf Gesetzes- und Verfassungstreue einzuschwören.
Wenn die Mieter die Enteignung von Vonovia wollen, dann sollten wir sie nicht daran hindern, dafür zu kämpfen. Denn die Eigentumsfrage ist die Kernfrage im Kapitalismus.
Titel: Re: Stadtteilarbeit
Beitrag von: Fritz Linow am 23:31:32 Mo. 28.Januar 2019
Zitat von: Rudolf Rocker am 18:30:09 Mo. 28.Januar 2019
ZitatIch finde es wenig zielführend bei solchen Diskussionen die Leute auf Gesetzes- und Verfassungstreue einzuschwören.
Und ich finde es nicht fair, die Menschen nicht darüber aufzuklären, welche Hürden ihnen da im Weg stehen könnten.
(...)
Es geht ja nicht darum, auf dem ganz großen Klageweg erfolgreich sein zu können. Da herrscht sowieso Klassenjustiz. Wer behauptet: Das klagen wir einfach durch, ist naiv und wurde hier eigentlich auch nicht gefordert, eher im Gegenteil. Bis zu einem bestimmten Punkt ist dieser Weg nützlich und notwendig, aber wir sollten vermitteln, dass es um mehr geht und auch mehr möglich ist, wenn wir uns zusammenschließen. Es geht mittlerweile um ein zutiefst empfundenes Unrecht und um Würde, wie es denn auch so schön im Grundgesetz steht.
Wenn diese Würde in den letzten Jahrzehnten durch Richterrecht abgewirtschaftet wurde, dann sollten wir sie uns wieder zurückholen.
Titel: Re: Stadtteilarbeit
Beitrag von: dagobert am 18:46:08 Di. 05.Februar 2019
Zitat von: Kuddel am 16:33:30 So. 27.Januar 2019
ZitatGrundgesetz abschaffen und durch eine Verfassung ersetzen
Ein (in abgewandelter Form) Lieblingsthema der Reichsbürger.
Danke.
Tiefrot ist dann auch einer, der hatte das nämlich in dem anderen Thread angesprochen.  ::)

Zum Rest hat Rudi genug geschrieben.
Titel: Re: Stadtteilarbeit
Beitrag von: Rudolf Rocker am 20:31:43 Di. 05.Februar 2019
Huhu dagobert(https://www.smilies.4-user.de/include/Winken/smilie_winke_003.gif) (https://www.smilies.4-user.de)

ZitatEin (in abgewandelter Form) Lieblingsthema der Reichsbürger.
Ach diese Reichsdeppen kann doch eh keiner ernst nehmen. Wenn es ihnen in den Kram passt berufen sie sich auf das GG und wenn nicht, behaupten sie, das das GG gar keine Verfassung ist, weil nicht Verfassung draufsteht! (https://www.smilies.4-user.de/include/Denken/smilie_denk_07.gif) (https://www.smilies.4-user.de)
Hat aber tatsächlich nichts mit dem Thema zu tun, das wir hier diskutiert haben.
Titel: Re: Stadtteilarbeit
Beitrag von: Kuddel am 11:21:51 Fr. 08.Februar 2019
Jetzt kommen die sozialdemokratischen Schmierlappen und versuchen jeglichen Protest zu vereinnahmen und unter ihre Fittiche zu kriegen.

(https://abload.de/img/spdppj0s.jpg) (http://abload.de/image.php?img=spdppj0s.jpg)

Plötzlich baut bei denen Kiel auf "Solidarität" und sie wollen wissen, wo den Menschen im Stadtteil der Schuh drückt.

Widerliche Heuchler!
Es war die SPD, die die Privatisierung der kommunalen Wohnungen durchgesetzt hat.

Titel: Re: Stadtteilarbeit
Beitrag von: Rudolf Rocker am 11:26:55 Fr. 08.Februar 2019
SPD für Solidarität ist irgendwie so glaubwürdig wie AfD gegen Nazis! :o
Titel: Re: Stadtteilarbeit
Beitrag von: counselor am 12:48:44 Fr. 08.Februar 2019
Jo, ziemlich lächerlicher Versuch der Sozialfaschisten!
Titel: Re: Stadtteilarbeit
Beitrag von: Kuddel am 11:32:49 Di. 19.Februar 2019
(https://abload.de/img/votmrkp4.jpg) (http://abload.de/image.php?img=votmrkp4.jpg)
Titel: Re: Stadtteilarbeit
Beitrag von: Kuddel am 13:44:05 Fr. 01.März 2019
(https://abload.de/img/vonoviamettenhofp2k9q.jpg) (http://abload.de/image.php?img=vonoviamettenhofp2k9q.jpg)
Titel: Re: Stadtteilarbeit
Beitrag von: Kuddel am 13:58:47 Fr. 05.April 2019
Die Veranstaltung hat stattgefunden.
Hier der Bericht vom Bündnis für bezahlbaren Wohnraum:

https://bezahlbar-wohnen.org/2019/04/01/erfolgreiches-vonovia-treffen-in-mettenhof/
Titel: Re: Stadtteilarbeit
Beitrag von: Kuddel am 21:45:53 Sa. 06.April 2019
Hier nun mein Bericht von der Veranstaltung:

Auch in Mettenhof hatten wir eine volle Hütte. Knapp 80 Leute, würd' ich sagen.

(https://abload.de/img/veranstaltung2tsjtt.jpg) (http://abload.de/image.php?img=veranstaltung2tsjtt.jpg)

Es war eine lustige Mischung an Besuchern. Etwa 10% migrantisch, was zwar besser war, als bei der letzten Veranstaltung in Gaarden, aber immernoch weniger als der Anteil der Bevölkerung des Stadtteils. Interessant war, daß eine ganze Reihe Gaardener, die schon bei der Veranstaltung in der Räucherei waren, auch hier dabei waren. Sie wollen also mehr als die Lösung eines individuellen Problems. Sie wollen eine Vernetzung, sie hoffen auf mehr Erfolg in einem gemeinsamen Vorgehen.

Zuerst gab es die Faktensammlung im Schnelldurchlauf. Hintergründe über den Schweinekonzern Vonovia. Dann Infos über die Situation in Kiel und speziell in Mettenhof. Es wurde auch von einem Block in Projensdorf berichtet, wo sich die Mieter eigenständig organisiert hatten, ohne daß da das Bündnis irgenwelche Anschubhilfen geleistet hätte. Als nächstes kamen die MieterInnen zu Wort. Es war fast wie Kabarett. Die Anekdoten von der Wohnsituation bei Vonovia und den Kommunikationsversuchen mit dem Spekulanten, erschienen wie erfunden. Es wurde gejohlt und man stellte fest, daß sich die Geschichten noch steigern ließen. Es fand sich stets jemand, der noch krasseres erlebt hat.

Es war nicht unwichtig, daß sich bundesweit etwas in dem Bereich bewegt. Es wurden diverse Orte genannt, in denen die Mieter begonnen haben, sich zu organisieren. Und es war wieder Besuch aus Bremen da. Eine Aktivistin berichtete von den Aktivitäten zum Thema bei Solidarisch in Gröpelingen, die schon länger am Ball sind, als wir in Kiel. Es war schon bewegend, wie die ersten Schritte der Mieterselbstorganisierung Folgen hat. Es sind nicht nur gemeinsame Aktionen, wie das gemeinsame Duracharbeiten der Nebenkostenaberechnungen, der Kollektive Widerspruch und das Faxen aller Widersprüche über eine Faxnummer, der Plan, gemeinsam mit Medien und Forderungen zum Vonovia Büro zu gehen. Es ist auch die Tatsache, daß sich hier Mieter kennengelernt haben, die jetzt stets ein wenig quatschen, wenn sie sich im Supermarkt oder auf der Straße begegnen. Das ändert das Zusammenleben im Viertel. Der Beitrag der Bremerin bekam einen spontanen Applaus.

Die Moderation seitens des Bündnisses hat sich auch geändert gegenüber der Veranstaltung in Gaarden. Es wurde nicht so viel von dem politischen Weg des Bündnisses geredet, es wurde mehr Wert auf die Selbstorganisierung der Mieter gelegt. Es wurde auch von den Erfahrungen der unabhängigen gaardener Mietertreffens berichtet.

Für mich war der größte Wermuthstropfen die Behandlung des Themas "Mieterverein". Es ist völlig ok, darauf hinzuweisen, wobei er helfen kann und auch auf die besondere Situation, daß von Armut betroffene Mieter spziell in Kiel die Möglichkeit haben, daß sie für ein oder zwei Jahren kostenlos Beratung erhalten könnten. Aber in Gaarden war die Publikum sehr aufgeweckt, daß man die Grenzen der Möglichkeiten des Mietervereins hinwies und zwar aus eigener Erfahrung. Es ist stets ein individueller Kampf und die Möglichkeiten sind begrenzt. Es kommt hinzu, daß der ehemals engagierte Mieterverein in Kiel inzwischen ziemlich auf den Hund gekommen ist und seinen Biß verloren hat. Der Mieterverein und dessen Möglichkeiten kamen viel zu gut weg. Es war wie eine Werbeveranstaltung für neue Mitglieder. Es fehlte an kritischen Gegenreden.

Am 27.4. soll in Mettenhof eine Mieterdemonstration stattfinden. Ich weiß nicht, ob in dem Stadtteil jemals demonstriert worden ist.
Titel: Re: Stadtteilarbeit
Beitrag von: Kuddel am 08:16:17 So. 07.April 2019
Fortsetzung...

Es gab nicht nur die beiden Großveranstaltungen für Vonoviamieter.
In Gaarden findet ein monatlicher Mietertreff in der Galerie OnSpace statt. Er ist bewußt nicht allein auf Vonoviamieter beschränkt, sondern offen für alle Mieter, deren Probleme und Vorschläge. Herausgekommen ist ein Beratungstermin für Mieter einmal die Woche im Infoladen Li(e)ber Anders.

Der nächste Gedanke war, daß der Mieterkampf nicht allein auf die Stadtteile Gaarden und Mettenhof beschränkt bleiben soll. Gestern wurden die Stadtteile Friedrichsort und Schilksee in Angriff genommen. Da hat Vonovia einen Großteil der Wohnungen übernommen. Wir waren zu fünft, eine handvoll wütender Mieter, bewaffnet mit 1500 Flyern, einem Kleistereimer und einigen selbstgemachten (Mini)Plakaten.

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Die beiden Stadtteile sind "ab vom Schuß", merklich entfernt von der Innenstadt. Dort wird scheinbar nie wild plakatiert. Es gibt nur wenig Grafitis. Dementsprechend fiel unsere kleine Plakataktion umso mehr auf.

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Die Flyer gingen gezielt in die Briefkästen der Vonoviamieter. Immer wieder wurden wir in Gespräche verwickelt, beim Verteilen und beim Plakatieren. Wir wurden nie angemacht für unsere Aktion. Das Negativste, was wir zu hören bekamen, war "Ob das was bringt?". Ansonsten gab es viel Zuspruch und Berichte von der Situation in den Häusern. Einer berichtete, daß bei ihm im Haus einige Wohnungen Eigentumswohnungen seien und die unterschiedliche rechtliche Situation von Mietern und Eigentümern gemeinsam genutzt wird. Man spricht sich ab, um so gemeinsam ungewünschte Baumaßnahmen von Vonovia abzuschmettern. Eine Frau erzählte von ihrer 82 jährigen Bekannten, die in einem Vonovia Hochhaus lebt. Dort funktionerte der Fahrstuhl drei Monate nicht. Einer fragte nach unserer Einschätzung, was wir von der Wirkung von Mieterversammlungen halten würden. Er beantworte es selbst: "Das ist erst der Anfang. Man muß erstmal zusammenkommen. Das ist wohl so ähnlich, wie bei uns im Betrieb, wenn wir streiken wollen."

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Noch während des Flyerns trudelten die ersten drei e-Mails ein von Leuten, die Interesse an einem Treffen haben.

Titel: Re: Stadtteilarbeit
Beitrag von: Kuddel am 13:13:05 So. 07.April 2019
Kieler Nachrichten 5.4.2019

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Titel: Re: Stadtteilarbeit
Beitrag von: Fritz Linow am 14:25:45 Mo. 08.April 2019
Zitat von: Kuddel am 21:45:53 Sa. 06.April 2019
Am 27.4. soll in Mettenhof eine Mieterdemonstration stattfinden. Ich weiß nicht, ob in dem Stadtteil jemals demonstriert worden ist.

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Mettenhof:

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Titel: Re: Stadtteilarbeit
Beitrag von: Kuddel am 17:01:24 Do. 18.April 2019
Ich war bei einer kleinen Straßenaktion mit dabei.
Ein paar Banner auf dem Vinetaplatz (Marktplatz von Gaarden) und Flyer zur Einladung zum Stadtteil-Mietertreff.

(https://kielkontrovers.files.wordpress.com/2019/04/dhl.jpg?w=1200&h=)

Es blieben folgende Erinnerungen besonders einprägsam. Daß ein erheblicher Teil der Leute im Stadtteil nur mäßig Deutsch spricht, hatte ich auch bei vorangegangen Aktionen mitbekommen. Diesmal fiel mir auch auf, wie viele in der von Armut geprägten Gegend breit sind. Man knallt sich dicht, um mit den finsteren Lebensverhältnissen irgendwie klarzukommen. Gerade Jugendliche machen gern einen auf "Gangsta", um sich so ein Stück Würde zu erhalten und sich so stolz als Outsider einer verlogenen Gesellschaft zu geben. Angesichts der wirklich harten sozialen Verhältnisse gehen die Leute relativ gut miteinander um. Der Stadtteil entwickelt ungewöhliche Selbstheilungkräfte, wenn man bedenkt, daß die Stadt die Drogenszene vom Westufer mit seinen Shoppingcentern nach Gaarden vertrieben hat. Knackis werden von ihrer Knastentlassung gleich nach Gaarden geschickt. Osteuropäer landen oftmals da, kommen in heruntergeommenen und völlig überfüllten Wohnungen unter, finden sich dann in Armut und illegalen Ausbeutungsverhältnissen wieder. Man erwartet da eher ein Pulverfaß, doch die Menschen arrangieren sich irgendwie mit den Verhältnissen und miteinander.

(https://kielkontrovers.files.wordpress.com/2019/04/gespraech.jpg?w=1200&h=)

Straßengespräche waren durch die Bank super. Niemand hat uns komisch angemacht. Vonovia war scheinbar für jeden ein Thema. Ein Haßthema. Es ist wichtig mit solchen Themen sichtbar zu sein. So sehen die Leute, daß sie mit ihren Problemen nicht allein sind. Der öffentliche Protest ist ein erster Schritt. Der nächste Schritt wären gemeinsame Treffen, Diskussionen und Aktionen.
Titel: Re: Stadtteilarbeit
Beitrag von: Kuddel am 20:11:19 Fr. 26.April 2019
Ich hatte beim letzten regelmäßigen Mietertreff in Gaarden mir extra ein paar Notizen gemacht, weil ich darüber etwas bei chefduzen schreiben wollte. Es waren ca. 25 Leute gekommen, mehr als erwartet.

(https://kielkontrovers.files.wordpress.com/2019/04/onspace.jpg?w=1000&h=)

Beinah die Hälfte der Leute sind aus Friedrichsort gekommen. Ein Erfolg der gemeinsamen Flyeraktion da (siehe weiter oben). Nicht alle Anwesenden waren Vonoviamieter. Man kam auch wegen grundsätzlicher Probleme mit Vermietern, bzw. wegen der Angst, was da noch auf einen zu kommt. Es war auch ein Architekt dabei, der grundsätzlich Zweifel an der Wohnungspolitik der Stadt hat, wie an dem obskuren Konzept von Gaarden hoch10.

Einer der Besucher sagte, er habe keinerlei Probleme mit Vonovia, sei nur aus reinem Interesse da. Er wurde wiedererkannt als Voniovia Mitarbeiter. Er stritt es zwar ab, verließ aber nach relativ kurzer Zeit das Treffen. Die bunt gemischte Runde redete oftmals wild durcheinander. Man war sich in einer Sache einig. Hier haben sich die aktiven Mieter versammelt. Man ärgerte sich über die Nachbarn: "Alle regen sich auf, doch keiner macht was!" Der Weg von der Unzufriedenheit zum gemeinsamen Widerstand ist steinig. Die Friedrichsorter diskutierten, ob es nicht möglich wäre, eine eigene Stadtteilgruppe aufzubauen. Es steht nur der Vorschlag im Raum, auch eine Infoveranstaltung gemeinsam mit dem Bündnis für bezahlbaren Wohnraum auch in Fr'Ort zu organisieren, ähnlich wie in Gaarden und in Mettenhof. Dann könnte man auch regelmäßige Treffen machen. Erstmal muß ein geeigneter Raum gesucht werden.

Ein Problem, das scheinbar alle zur Weißglut treibt, ist der Dauerzustand, daß vor Ort keiner zuständig für Probleme ist und man sich stets an die Zentrale in Bochum wenden soll. Dann gings gleich rund und um den börsennotierten Konzern, um sein völliges Desinteresse an den Menschen und auch an den Wohnungen. Es geht allein um die Profitmaximierung. "Wir sind für die keinen Mieter, sondern nur Pestilenzen, die immer was wollen." Einige der Mieter*innen haben sich mit dem Konzern schon intensiver beschäftigt und ihnen geht es um weit mehr, als um Probleme mit dem Vermieter. Sie wollen es nicht einfach hinnehmen, daß solche Konzerne das Leben der einfachen Menschen bestimmen. Wohnen ist ein Grundbedürfnis und  Grundrecht.

Es wurde auch berichtet, daß es bereits Erfolge gab. Ein Mietertreffen hatte zur Folge, daß im Gustav Schatz Hof endlich die Renovierungen aufgenommen werden. Im Hochhaus bei dem Holstein Stadion organisierten sich die Bewohner in einem Mieter Rat. Sie rangen der Vonovia eine Zusage ab, daß die angedrohte Moderninisierung für die nächsten 5 Jahre abgewendet ist.

Es war nochmal der Mieterverein Thema. Viele nutzten ihn zur juristischen Begleitung beim Umgang mit dem Vermieter, doch niemand war sonderlich begeistert. Man führt mit dem Mieterverein nur individuelle Kämpfe (und das nicht einmal immer gut). Man wehrt sich nicht gemeinsam. Es wurde nochmal besonders erwähnt, daß der Kieler Mieterverein immer schlechter geworden ist und heute bestenfalls zur Beratung taugt, doch politisch völlig unbrauchbar geworden ist. Das Bündnis berichtete auch, daß ist nicht möglich ist gemeinsam mit dem Mieterverein gegen die unsoziale Wohnungpolitik der Stadt vorzugehen.

Aber erst einmal bereitet man sich vor auf die Demo in Kiel Mettenhof am Samstag, den 27.4.. Dazu soll nochmal kräftig geflyert und plakatiert werden.

Bei dem Stadtteilfest "Kulturrotation" in Gaarden am 11. Mai und Teil der städtischen Aufhübschungs- und Gentrifizierungsinitiative sind, wollen nun Mieter sichtbar ihren Protest kundtun mit Infotisch und ähnlichem.
Titel: Re: Stadtteilarbeit
Beitrag von: Kuddel am 20:28:27 Fr. 26.April 2019
P.S.: Vonovia fürchtet scheinbar die Demo und ließ Plakate entfernen.
Aus einem Mietermailverteiler:
Zitatdenkt bitte morgen an die Demo in Mettenhof um 14:00 Uhr. Wir starten vom Famila-Parkplatz.

Gerade erhielt ich eine Nachricht von einem neuen Mitglied, dass unsere Plakate in der Roten Siedlung alle entfernt worden sind. Was in anderen Bereichen passiert ist, weiß ich noch nicht.

Das soll uns motivieren, auch den letzten Unentschlossenen zur Teilnahme zu bewegen.
ZitatJa, stimmt, wir haben aber die Plakate ins Haus von innen aufgeklebt, die ganz großen sind wirklich verschwunden.
Aber alle haben sie gesehen, und gelesen.
Ich kann leider mit meinem Stock nicht mitgehen, aber im Geiste bin ich dabei... viel Glück euch allen...
Titel: Re: Stadtteilarbeit
Beitrag von: Kuddel am 18:06:24 Mo. 29.April 2019
Im Vonoviathread ist ein Link zu einem Video von der Antivonoviademo in Kiel.
Hier ist ein weiterer Videobericht von der Demo (https://youtu.be/aShAlhE5DTM) , 9 min lang, da er Redebeiträge enthält.
Titel: Re: Stadtteilarbeit
Beitrag von: Kuddel am 14:53:59 Mi. 01.Mai 2019
Nun der Fotobericht von der Demo in Kiel Mettenhof gegen Vonovia


Attacke! Attacke! Vonovia ist Kacke!


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Eine Stärkung für den Kampf.

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Die Polizei meldete anfänglich 200 Teilnehmer. Sie erhöhte später ihre Schätzung auf 250.

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Der Stadtteil Mettenhof wurde zu einem großen Teil in den 70er Jahren von dem korrupten durch und durch kriminellen Gewerkschaftskonzern NEUE HEIMAT errichtet. Er wurde als reine Schlafstadt für Arbeiter konzipiert ohne Kino, Kneipen, Jugenzentren oder sonstige Orte für Kultur und Geselligkeit.

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Der NDR machte einen auf wichtig und führte so manches Interview. Habe bis heute keinen Beitrag in der Mediathek gefunden.

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Ein Hippiebettlaken im Einsatz.

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La Bandiera Rossa in Mettenhof.

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Propaganda der Mieteraktivisten.

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Endlich mal was los in Mettenhof.

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Es ist einfach nachzurechnen.

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Vor der kieler Vonoviazentrale.

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Es bewegt sich was im Stadtteil der Abgehängten.

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So stellte sich das Gewerkschaftsunternehmen Architektur für Arbeiter vor.

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Die SPD organisierte den Übergang des Gewerkschaftsbesitzes in die Hände des Spekulanten Vonovia. Die Mieter haben andere Forderungen und Pläne.

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Der kieler Oberbürgermeister Ulf Kämpfer (SPD).

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Die Forderung ist so einfach wie richtig!

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Verschnaufpause auf dem langen Marsch.

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Das Besondere dieser Aktion war wohl die Zusammensetzung der Protestteilnehmer. Pegida hat seinerzeit den Abgehängten und Verzweifelten ein Angebot zum Zusammenfinden gemacht und dann die Unzufriedenheit in eine schlimme Richtung gelenkt. Hier ist es nun gelungen, daß die Unzufriedenen ihre Stimme erheben und ihre Rechte einfordern. Eine solidarische und offensive soziale Auseinandersetzung ist die beste antifaschistische Arbeit.

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Die Eigentumsverhältnisse werden in Frage gestellt.

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Generationsübergreifend solidarisch gegen Spekulantenschweine.

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Für so manchen Teilnehmer dürfte es die erste Demo gewesen sein.

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Das Gefühl der Solidarität und zahllose Gespräche prägten den Protest.

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Kiel führt bundesweit in der räumlichen Trennung zwischen Arm und Reich. Unter dem sozialdemokratischen Oberbürgermeister gibt es neue Wohnquartiere für die Reichen und Verdrängung für die Armen.

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Brecht dem Staat die Gräten! Alle Macht den Räten!

Am Ende der Aktion lief eine Gruppe von Migrantenkindern auf den Spielplatz, laut rufend, was sie gerade gelernt haben: "Attacke! Attacke! Vonovia ist Kacke!"
Titel: Re: Stadtteilarbeit
Beitrag von: Fritz Linow am 14:23:41 Mi. 08.Mai 2019
Zitat8.5.19
Solidarisch in Gröpelingen
Demonstration der vonovia Mieter*innen zeigt erste Erfolge !!

Vor einigen Wochen sind Mieterinnen und Mieter gemeinsam vor das vonovia Büro in Gröpelingen gezogen und haben dort öffentlichkeitswirksam ihre Forderungen abgegeben. Eine der Forderungen war, dass vonovia uns alle Rechnungen und Belege herausgibt, auf denen die Betriebskosten berechnet wurden. Damit wir überprüfen können, ob die steigenden Betriebskosten Abrechnungen auf falschen Berechnungen beruhen - wie nicht selten der Fall bei vonovia. Sollte sich das bewahrheiten, muss vonovia uns Geld zurück zahlen.

Eine Woche vor Ablauf der von uns gesetzten Frist sind beim Mieter*innen Komitee nun sechs große Ordner mit Rechnungen und Belegen eingetroffen. Wofür Anwälte und Mietvereine teils Jahre rechtlich kämpfen, haben wir durch unsere gemeinsame Aktion und den öffentlichen Druck in drei Wochen erreicht. Das zeigt einmal mehr, dass es sich lohnt, sich zu organisieren und zusammen zu kämpfen !!

Wenn vonovia denkt, wir sind von dem Papierberg abgeschreckt, haben sie sich getäuscht. Wir sind hoch motiviert, uns gemeinsam bei Kaffee und Kuchen durch die Rechnungen zu arbeiten und falsche Berechnungen aufzuzeigen.

Unsere Forderungen sind aber damit noch nicht erfüllt. Neben den Belegen haben wir von vonovia u.a. eine Liste mit allen geplanten Modernisierungen in Gröpelingen und lokale Ansprechpartner gefordert.

Unser Protest geht also weiter. Wir sind erst am Anfang und kommen gerade erst richtig in Fahrt. Das Schöne dabei ist, dass wir uns nicht nur erfolgreich gemeinsam wehren, sondern sich immer mehr Mieterinnen und Mieter untereinander kennen lernen.
https://m.facebook.com/story.php?story_fbid=383156138959513&substory_index=0&id=239290850012710
Titel: Re: Stadtteilarbeit
Beitrag von: Kuddel am 20:25:25 So. 12.Mai 2019
Die Stadt Kiel hat sich für ihren alten Werftarbeiterstadtteil Gaarden etwas besonders feines ausgedacht, denn der Stadtteil hat inzwischen eine überdurchschnittlich arme Bevölkerung. Um aus der Gegend mehr herausholen zu können, braucht man zahlungskräftigere Bewohner. Man will die Hungerleider vertreiben und Menschen mit mehr Kohle anlocken in diesen Stadtteil, der sehr in Verruf geraten ist.

"Gentrifizierung" ist das Zauberwort. Wikipedia beschreibt dieses Phänomen so:
ZitatGentrifizierung

Als Gentrifizierung (von englisch gentry ,,niederer Adel"), auch Gentrifikation, im Jargon auch die Yuppisierung (siehe Yuppie), bezeichnet man den sozioökonomischen Strukturwandel großstädtischer Viertel durch eine Attraktivitätssteigerung zugunsten zahlungskräftigerer Eigentümer und Mieter als vorher und deren anschließenden Zuzug. Damit verbunden ist der Austausch ganzer Bevölkerungsgruppen.

Gentrifizierungsprozesse laufen nach typischen Mustern ab: Wegen niedriger Mietpreise sowie zunehmend attraktiver Lage werden einzelne Stadtteile für ,,Pioniere" (Studenten, Künstler, Subkultur) attraktiv. Diese werten die Stadtteile durch kulturelle Aktivitäten auf und setzen einen Segregationsprozess in Gang. Künstler und Gastronomen etablieren sich und bringen weitere Interessenten in die Stadtteile. Studenten steigen ins Berufsleben ein, verdienen mehr Geld als zuvor und gründen Familien, womit ihr Wohnflächenbedarf steigt; damit hängt die Gentrifizierung also nicht immer vom Zuzug neuer Bewohner ab. Investoren sehen Chancen zur Wertsteigerung, Häuser und Wohnungen werden aufgekauft und restauriert, Szene-Clubs und Lokale entstehen. Die Mieten steigen und finanziell Schwache wandern ab. Die Bevölkerungsstruktur und der Charakter der Viertel wandeln sich.
https://de.wikipedia.org/wiki/Gentrifizierung

Die Kieler Führungsriege stellte ihren Plan vor:
(https://www.kieler-ostufer.de/fileadmin/_processed_/csm_csm_Alle_5_18dc407e35_cad0ea4487.jpg)
v.l.: Doris Grondke, Dr. Ulf Kämpfer, Wolfgang Röttgers,
Renate Treutel und Gerwin Stöcken
ZitatKunst-, Kultur-und Kreativstandort

Gaarden ist nicht nur ein multi-kultureller Standort, Gaarden ist auch äußerst kreativ. Untersuchungen haben gezeigt, dass es eine erhebliche Anzahl an Menschen in Gaarden gibt, die der Kreativ-oder Kulturbranche zuzurechnen ist oder sich in diesen Sektoren ehrenamtlich engagiert. In kaum einem anderen Kieler Stadtteil gibt es eine derart auf den eigenen ,,Kiez" fokussierte Menge an Aktivitäten und Akteuren. Dass es trotz der relativ geringen Mieten noch nicht zu einer aus anderen Städten bekannten Gentrifizierung durch die Akteure aus Kultur-und Kreativwirtschaft gekommen ist, hat andere Ursachen (unter anderem Sicherheit). Doch liegt hier eine Menge Potenzial des innenstadt-nahen Ortsteils. Die Landeshauptstadt Kiel hat bereits vor einiger Zeit die Bedeutung dieser Szene erkannt und fördert entsprechende Aktivitäten. So werden unter anderem die Schleckergalerie oder der Verein Kulturwerft e.V. institutionell gefördert. Die Sommertheaterübertragung wird jährlich finanziert und die Kulturtage werden unterstützt. Der Gaardener Förderfonds entfaltet Aktivitäten im Stadtteil mit Hilfe des Programms ,,Soziale Stadt"; die Kultur-und Kreativwirtschaft wird alljährlich mit einer Förderung unterstützt, die insbesondere den kleineren Firmen und Trägern hilft. Darüber hinaus gilt es, nicht nur Bestehendes zu sichern, sondern weitere interessierte Menschen zu motivieren und zu unterstützen, sich kulturell und kreativ zu engagieren. Bildungsangebote durch die städtische Volkshochschule und die Musikschule Kiel sowie das Werftparktheater fördern den Kultur-und Kreativstandort vor Ort. Hier gilt es, die entsprechenden Angebote weiterzuentwickeln und Menschen zum Mitmachen zu animieren.
https://www.kieler-ostufer.de/fileadmin/pdf/Entwicklungsstrategie_Gaarden_hoch_10_endgueltig.pdf

Mit dem Konzept Gaarden hoch 10 hat man ein Konzept entwickelt, mit dem man den Stadtteil für Investoren und Miethaie attraktiv machen will. Zu dem erprobten Konzept der Gentrifizierung gehört auch die Aktivierung der Alternativszene, der Künstler und Subkulturen. Sie machen aus einem Armutsquartier einen quirligen, bunten Stadtteil und das kostet nahezu nichts.

Im Rahmen von Gaarden hoch 10 wurde zum 11.5. zur Kulturrotation aufgerufen, einem alternativen Stadtteilfest, wo an jeder Ecke ein wenig Spektakel und Livemusik geboten wird für lau. Die Gaardener Mieterinitiative Mietwucher-Kiel war not amused, da sie wußte, was die Stadt im Schilde führt. Sie reagierte mit folgendem Flugblatt:

    (https://abload.de/img/flugixvjjm.jpg) (http://abload.de/image.php?img=flugixvjjm.jpg)

Wie dann die Mieteraktivitäten und die Kulturrotation in Gaarden gelaufen sind, werde ich morgen berichten.
Titel: Re: Stadtteilarbeit
Beitrag von: Kuddel am 15:05:30 Mo. 13.Mai 2019
Einige aus dem Aktivenkreis haben etwas vorbereitet, damit wir in dem Stadtteilspektakel auch  wahrgenommen werden.

Handwerkszeug für die Stadtteilerneuerung:

(https://abload.de/img/kodaakbdjll.jpg) (http://abload.de/image.php?img=kodaakbdjll.jpg)

Ordnung und Sauberkeit: Sprüh die Armen weg!

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Und auch unsere bereits mehrfach benutzten Transparente wurden wieder eingesetzt:

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(https://abload.de/img/dsc00952omj8n.jpg) (http://abload.de/image.php?img=dsc00952omj8n.jpg)

Neu war die Stellwand für Propagandamaterial

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Noch eine Lagebesprechung, bevor wir uns ins Getümmel stürzten.

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Mit Flugblättern in der Hand begannen wir die Straßendiskussionen.

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Ein krasses Programm, ein Wechselbad der Gefühle.
Es fehlte auch nicht an Irren, z.B. der Typ, der meinte, wir hätten das Thema verfehlt. Schließlich sei das Hauptproblem das gemachte Klima. "Da sitzen Leute in Dubai, die wollen, daß es bei +40°C schneit. Die machen das einfach. Dagegen müßt ihr kämpfen!"

Ansonsten war es teilweise recht beeindruckend. Das Flugblatt selbst wurde von manchem nicht recht verstanden, viele konnten mit dem Begriff "Gentrifizierung" schlichtweg nichts anfangen. Es war aber eine guter Aufhänger für ein Gespräch und das machte Spaß. Die Leute waren recht gut drauf und jeder hatte seinen Beitrag zum Thema Ärger mit dem Vermieter. Die Kulturveranstaltung hat auch so manchen Menschen vom Kieler Westufer in den wilden Osten der Stadt gelockt. Einer klagte über seine Vonoviaerfahrungen, die überall ähnlich sind. Bei Problemen und notwendige Reparaturen findet man keinen Ansprechpartner. Und wenn man mal wen in der Vonoviazentrale in Bochum erreichen sollte, passiert am Ende doch wieder nichts. Jetzt schickt er nur noch Einschreiben mit Rückschein. Wir redeten auch um das Umfeld in dem dieser ignorante Umgang mit Mietern möchlich geworden ist und er erkärte es mit: "Überall setzt sich das kapitalistische System durch. Es geht nur noch um Kohle." Und dann begann er davon zu phantsasieren, daß man da mal mit einer Waffe zwischengehen möchte. Die Wut ist scheinbar nicht nur bei den ganz Armen verbreitet. Ein recht bürgerlich wirkendes Pärchen, vielleicht knapp vorm Rentenalter, war sehr diskussionsfreudig. Sie waren recht gut informiert. Ihnen ging es nicht nur darum, daß der einzelne Mieter unter den momentanen Entwicklungen zu leiden hat, sondern auch um die Arroganz der Macht. Sie erwähnten Friedrich März, der es als Blackrock-Mann zum Merkelnachfolger bringen wollte. Sie schlugen den großen Bogen zwischen den Machtverhältnissen und dem Ohnmachtsgefühl des Einzelnen. Sie waren sehr angetan von unseren Basisaktivitäten, egal wie klein sie auch sein mögen und sie sehen die einzige Chance in einer Gegenwehr der Betroffenen. Den Glauben an eine Regulierung innerhalb des politischen Apparats hatten sie nicht.

Ich ließ mich dann noch zu dem Zeltpavillion des Stadtteilbüros schleifen und in eine Diskussion mit den Organisatoren des Spektakels verwickeln. Ich hatte es mit einer jüngeren Frau, recht gebildet, nett und irgendwie alternativ wirkend, zu tun. Irgendwann bekam ich bei dieser Diskussion Hirnkrämpfe.

Sie war voll von ihrer Arbeit überzeugt, meinte, daß sie die Politik von Vonovia für schlecht hält, doch damit habe sie nichts zu tun, sie sein nur zuständig für den Öffenlichen Raum. Sie kümmert sich halt nur darum, daß die Kinder mehr Raum zum Spielen kriegen, der Stadtteil sauberer wird und all die armen und migrantischen Menschen auch etwas kostenlose Kultur und Beratungsagebote kriegen. Ihr brauchte man den Begriff "Gentrifizierung" nicht erklären. Trotzdem weigerte sie sich, einen Zusammenhang zwischen den Strategien der Spekulanten und Miethaie und dem Umfeld, in dem die Wohnungen liegen, zu erkennen. Sie sah nur zwei getrennte Welten in denen die Großvermieter eine vielleicht nicht so gute Politik für die einfachen Menschen machen, sie aber als Angestellte im öffentlichen Dienst eine auschließlich gute Arbeit für die sozial Benachteilgten macht. Ich versuchte ihr zu erklären, daß ihre Arbeit auf lange Sicht den Arschtritt für die Sozial Benachteiligten bedeutet und sie sich irgendwo am Arsch der Welt eine Bleibe suchen müssen. "Aber noch nicht wegen ein bißchen Kultur an nur einem Tag im Jahr." war ihre Antwort. Ich versuchte nochmal nachzuhaken mit den Geldgebern für ihr Stadtteilbüro und ihren Lohn. "Das ist ein Projekt der Bundesregierung. Das ist eine bundesweite Kampagne und solche Büros gibt es in vielen Städten." Ich fragte, ob das nicht Bände spricht. Es sollte ja wohl klar sein,  daß sie es nicht machen, um den kleinen Leuten zu helfen. "Aber die ermöglichen doch Gespräche, Austausch und rechtliche Beratung in verschiedenen Sprachen." Ich entgegnete, daß die Bundesregierung die Sozialleistungen anheben würde, wenn sie wirklich den Armen etwas gutes tun wollte. Sie will die Leute mit den Beratungen nur vertrösten und mit den Gesprächen die Konfliktlinien rechtzeitig erkennen, um eine kollektive Gegenwehr zu verhindern. Sah sie natürlich nicht. Sie fand nur, daß die falsche Partei an der Regierung sei. Schnarch.

Ich versuchte ihr zu erklären, daß ich Verständnis hätte, wenn sie da nur ihren Job macht, um ihre Kohle zu verdienen. Sie war aber völlig von sich und ihrer Arbeit überzeugt. Sie wollte nicht kapieren, daß sie den Stadtteil profitabel für die Spekulantenschweine macht und für die Verdrängung der Armen sorgt. Sie identifizierte sich zu 100% mit ihrem ekelhaften Job. Ich verließ irgendwann frustriert und tief deprimiert den Infotisch des Stadtteilbüros.
Titel: Re: Stadtteilarbeit
Beitrag von: Kuddel am 17:06:49 Mo. 13.Mai 2019
Wir zogen weiter durch den Stadtteil, um unsere Flyer zu verteilen.

Dann ließen wir uns vor dem Infoladen Li(e)ber anders nieder, auf den es vor ein paar Monaten einen Brandanschlag von Nazis gegeben hat.

(https://www.antifa-kiel.org/wp-content/uploads/2018/12/lila-19-12-18-3.jpg)
https://www.antifa-kiel.org/2018/12/19/brandanschlag-auf-linkes-projekt-lieberanders-in-kiel-gaarden/

Es war ordentlich was zu Futtern aufgebaut.

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Gaarden ist ein Stadtteil, in dem man auch jede Form der Idiotie findet. So tauchte ein opelfahrender Nachbar auf, der unbedingt da parken wollte, wo in Info- und Essenstische standen.

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Es kam zu Pöbeleien und er fuhr jemanden langsam an, der sich in den Weg stellte.

Ich versuchte auch mit ihm zu reden und ich wurde gleicht mit einem finsteren Weltbild konfrontiert. "Das sind doch die Leute, die die Ausländer herholen." Ich fragte, ob er Rassist sei. Er hielt es für einen Beweis keiner zu sein, weil er seinen Kaffee immer beim Türken trinkt. Dann ging es um die Flüchtlinge, "die in Wirklichkeit keine sind". Ich fragte, wo das Problem sei. Er: "Ich zahle Steuern. Die nicht." Aha. Er rief die Bullen an. "Das hier ist die Antifa. Die steht im Weg."

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Irgendwann kam ein Streifenwagen. Der fuhr vorbei ohne die Geschwindigkeit zu reduzieren oder das Fenster herunterzulassen. Er drückte auf Wahlwiederholung und versuchte nochmal der Behörde zu erklären, daß die Antifa ihn davon abhält zu parken. Sie hatte aber wenig Interesse, sich um den Irren zu kümmern, der sich für einen rechtschaffenden Bürger hielt.

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Es war ordentlich was los.

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Ein Konzert im Hinterhof

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Wir zogen weiter durch den Stadtteil, verteilten Flyer und quatschten mit den Leuten.

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In der Künstlerszene, bei den Musikern, egal ob mit Dreadlocks oder schwarzrotem Stern am Revers kamen wir denkbar schlecht an. Sie fühlten sich persönlich angegriffen, weil wir sagten, daß die Kulturrotation niemand braucht. Sie freuten sich, endlich eine Spielwiese zu haben, auf der sie sich austoben können. Ihnen war es scheißegal, von wem es organisiert oder warum durchgezogen wurde. Egal wie alternativ, politisch bewußt oder "links" sie sich fühlen, sie ließen sich von Stadt, Bundesregierung und Spekulanten einspannen, doch sie interessierten sich allein für ihren Fun-Faktor bei der Sache. Sie werden die ersten Opfer der Gentrifizierung sein. Soll man dann mit ihnen solidarisch sein?

Aber unsere Flugblätter wurden auch von einfachen Leuten mit gemischten Gefühlen gesehen. Es war nicht allein das Problem, daß viele nichts mit dem Wort "Gentrifizierung" anfangen konnten, sondern es war der Aufbau des Flugblatts selbst. Erst am Ende stand, "Es spricht nichts dagegen, dass überall Konzerte und andere Kulturveranstaltungen stattfinden, zumal sie auch noch kostenfrei sind." Doch bereits in der Überschrift stand "Kulturrotation, die niemand braucht".

Die Leute haben ein zumeist tristes Leben und genossen es, daß an allen Ecken Remmidemmi war, günstiges, teilweise kostenloses Essen, billiges Bier, Rock, Hiphop und Punk in der Eckkneipe, im Obdachlosentreff und an der Straßenecke, jede Menge feiernde Leute und kaum Autos auf der Straße. Und damit sahen sie uns als Spaßbremsen, die ihnen dieses kostenlose Vergnügen nicht gönnten.

(https://abload.de/img/dsc00963rujug.jpg) (http://abload.de/image.php?img=dsc00963rujug.jpg)

Das Konzept der Gaarden hoch 10 Arschlöcher ist zu 100% aufgegangen.

Sie machten den verrufenen Stadtteil attraktiv. Die Menschen auf der Straße waren größtenteils keine Gaardener. Sie kamen nicht nur in Scharen aus den anderen Stadtteilen, sondern auch aus dem gesamten Umland. Alles, was sich irgendwie alternativ und subkulturell fühlte, ist dort aufgetaucht. Auch eine aufgeklärte, kulturbeflissene Mittelschicht war da. Ja, Gaarden kann so bunt und lebendig sein. Ach, wat is dat doch schön.

Unser Konzept war weniger erfolgreich. Die zahllosen Gespräche waren super, doch mit dem Flugi kamen wir komisch rüber.
Titel: Re: Stadtteilarbeit
Beitrag von: dagobert am 22:25:39 Mo. 13.Mai 2019
Zitat von: Kuddel am 17:06:49 Mo. 13.Mai 2019
Aber unsere Flugblätter wurden auch von einfachen Leuten mit gemischten Gefühlen gesehen. Es war nicht allein das Problem, daß viele nichts mit dem Wort "Gentrifizierung" anfangen konnten, sondern es war der Aufbau des Flugblatts selbst. Erst am Ende stand, "Es spricht nichts dagegen, dass überall Konzerte und andere Kulturveranstaltungen stattfinden, zumal sie auch noch kostenfrei sind." Doch bereits in der Überschrift stand "Kulturrotation, die niemand braucht".

Die Leute haben ein zumeist tristes Leben und genossen es, daß an allen Ecken Remmidemmi war, günstiges, teilweise kostenloses Essen, billiges Bier, Rock, Hiphop und Punk in der Eckkneipe, im Obdachlosentreff und an der Straßenecke, jede Menge feiernde Leute und kaum Autos auf der Straße. Und damit sahen sie uns als Spaßbremsen, die ihnen dieses kostenlose Vergnügen nicht gönnten.
[...]
Die zahllosen Gespräche waren super, doch mit dem Flugi kamen wir komisch rüber.
Die Leute freuen sich über etwas Farbe im grauen Alltag, und das Flugblatt bezeichnet das schon in der Überschrift als falsch. Da haben wohl viele schon nicht mehr weiter gelesen.
Vereinfacht ausgedrückt: Beim nächsten Mal die zweite Hälfte des Flugblatts als Anfang nehmen, das Fazit am Ende.
Das so viele mit dem Wort Gentrifizierung nicht klar kamen, ließe sich künftig mit einer kurzen Erklärung dieses Begriffs lösen, z.B. in Klammern direkt dahinter.

Zitat von: Kuddel am 17:06:49 Mo. 13.Mai 2019In der Künstlerszene, bei den Musikern, egal ob mit Dreadlocks oder schwarzrotem Stern am Revers kamen wir denkbar schlecht an. Sie fühlten sich persönlich angegriffen, weil wir sagten, daß die Kulturrotation niemand braucht. Sie freuten sich, endlich eine Spielwiese zu haben, auf der sie sich austoben können. Ihnen war es scheißegal, von wem es organisiert oder warum durchgezogen wurde. Egal wie alternativ, politisch bewußt oder "links" sie sich fühlen, sie ließen sich von Stadt, Bundesregierung und Spekulanten einspannen, doch sie interessierten sich allein für ihren Fun-Faktor bei der Sache. Sie werden die ersten Opfer der Gentrifizierung sein. Soll man dann mit ihnen solidarisch sein?
Ja.
Das wird der Moment sein, in dem zumindest bei einem Teil dieser Leute ein Lernefffekt einsetzen wird, weil sie dann selbst betroffen sind.
Titel: Re: Stadtteilarbeit
Beitrag von: Kuddel am 10:25:26 Di. 14.Mai 2019
Moin dagobert, danke für deine Rückmeldung.

Ja, es ist learning by doing. Im praktischen Einsatz funzte das Flugi nicht so, wie wir das uns zuvor gedacht haben. Kommt vielleicht von einer Betriebsblindheit, wenn man sich zu lange mit den Strategien der Spekulanten und ihrer politischen Handlanger auseinandergesetzt hat. Dabei ist der Blick auf den Alltag der Betroffenen verlorengegangen. In der Tristesse des Alltags war es ihnen ein willkommener Anlaß zu kostenlosem Kulturprogramm unter Menschen zu kommen und Spaß zu haben. Das sollte man ihnen nicht madig machen.

Aus Fehlern kann man lernen. Deshab finde ich es gut, wenn Leute im Forum von ihren Aktivitäten berichten, auch wenn sie nicht erfolgreich waren. Man kann das diskutieren und gemeinsam hinzulernen.

Zitat von: dagobert am 22:25:39 Mo. 13.Mai 2019
Zitat von: Kuddel am 17:06:49 Mo. 13.Mai 2019
Sie werden die ersten Opfer der Gentrifizierung sein. Soll man dann mit ihnen solidarisch sein?
Ja.
Das wird der Moment sein, in dem zumindest bei einem Teil dieser Leute ein Lernefffekt einsetzen wird, weil sie dann selbst betroffen sind.

Da magst du Recht haben. Aus meinem Stoßseufzer sprach der Frust über die Leute, die sich für so "politisch" und "links" halten, das aber nur bei ein paar Modethemen, von politischen Zusammenhängen in ihrem Alltag wollen sie nichts wissen.
Titel: Re: Stadtteilarbeit
Beitrag von: milchbrötchen am 11:45:11 Di. 14.Mai 2019
Kultur: allg.: Gesamtheit der typischen Lebensformen größerer Menschengruppen einschließlich ihrer geistigen Aktivitäten.
(Gruß aus dem Duden)

Ok, man kann die sogenannte Betriebsblindheit erleiden und durch häufige Auseinandersetzung mit dem Thema und den dazugehörigen Begriffen übersehen, dass andere /Adressat den  Begriff Gentrifizierung nicht versteht. Ich behaupte, dass das in so vielen Lebensbereichen der Fall ist. Wenn Konsumterrorisierter sich eine neue Glotze kauft, dann wird er mit Begriffen aus der Technik zugetextet, die er nur im Zusammnehang mit dem Kauf der Glotze hört, dennoch nicht versteht. Er kauft das Scheißteil trotzdem. Verschweigt, dass er nix verstanden hat, gibt sich geschmeichelt weil der Satan des Saturn ihm einen Blumenkohl ans Ohr gesabbelt hat. Beim Auto ist es genau das Gleiche. Die Schwanzverlängerungsmaschine mit PS und Drehmoment und weiß der Manta, wird gekauft.

Warum verhält es sich auf der Kulturotation nun so anders? Ich halte den Ort und Zeitpunkt der Aktion mit den Flugis ganz und gar nicht für verfehlt. Das Argument der Spaßbremse kann nicht gelten. Ich verweise auf den o.g. Begriff KULTUR!  Die Menschen werden auf allen Kanälen längst mit dem Thema Wohnen/ Vonovia/ Gentrifizierung zugeballert. Sie haben bereits ANGST. Der Flugi macht darauf aufmerksam, dass eine eigentlich schöne Idee, nämlich zusammen in einem Stadteil zu feiern, Musikern eine Auftrittsmöglichkeit zu bieten, für politische Zwecke missbraucht wird. Das ist für eine PartyfizierteGeneration irgentwie doch bitter. Was mir sehr problematisch erscheint, ist die Unfähigkeit des Denkens. Zu viele können es nicht mehr. Zusammenhänge werden nicht mehr durchdrungen. Die ewige Bespaßung seit der Kita, die nur auf Bulemiebetrieb ausgerichtet ist, macht es den meisten unmöglich sich umfassend mit Theman auseinander zu setzen. Auch unter den Abiturienten und zukünftigen Akademikern, den eingebläut wird, sie seien die zukünftige Elite, ist es nicht so weit her mit dem Hirngebrauch. Es fehlt ihnen außerdem das Wissen, dass ein Akademischer Abschluss nicht vor Absturz in das Prekariat schützt. Noch tragen zu viele die Nase zu hoch und sehen nur mit Verachtung auf Arbeiter, welche aber eben auch durch Steuerzahlungen eine Universität erst ermöglichen! Es ist eine teifgreifende Entsolidarisierung. Woher sollen die Menschen, die keinen hochbezahlten Job haben, für eine gesunde Gesellschaft aber einen unerlässlichen Job ausüben eigentlich kommen, wenn sie nnicht mehr an ihrem Arbeitsort leben können? LÖHNE rauf- Miete runter ist die richtige Forderung. Solidarität- wir können nur miteinander. Soll der Chirurg am Ende einen toten Patienten haben weil keine Pfleger in der Nähe sind? Oder werden alle gering entlohnten Bereiche auch an den Stadtrand gedrängt? OP in Düsternbrook- Pflege in Kleckersdorf? Taxifahrer werden derzeit reichlich in den schöngeistigen Studiangängen ausgebildt. Philosophische Gespräche während der Fahrt  nach der OP in die Rehastätte werden dann als psychlogisch unerlässliche, den Heilungsprozess fördernde angepriesen!
Titel: Re: Stadtteilarbeit
Beitrag von: Fritz Linow am 12:36:44 Mi. 15.Mai 2019
Stadtteilarbeit geht auch fein von unten, wenn sie von oben gesteuert wird. Da gibt es zum Beispiel die Steg GmbH, die von der Stadt Hamburg Ende der 80er gegründet wurde, um die Quartiersentwicklung voranzutreiben, insbesondere Hafenstraße, Schulterblatt und Schanzenstraße, also eigentlich um die Gegend zu befrieden. Seit 2001 ist es eine private GmbH, die seitdem auch in anderen Städten unterwegs ist.
Zitat
Bürgerbeteiligung als Instrument

Die STEG führt ,,offene" Planungsprozesse durch, an welchen die Betroffenen beteiligt und zur Mitwirkung aktiviert werden. Es ist der STEG wichtig durch konkrete Mitgestaltungsmöglichkeiten und transparente Entscheidungsprozesse Selbsthilfepotenziale zu aktivieren.
https://www.grin.com/document/111869

Ein wichtiges Instrument dazu sind Stadtteilbüros, die ein enges Netz von Freiwilligen, Ehrenamtlichen und anderen lokalen Playern schaffen, diese zusammenbringen und moderieren. Im Auftrag der Stadt werden somit Entwicklungen behutsam gesteuert, schließlich mag man keinen Tumult.

Auch wenn die Steg GmbH nicht immer namentlich auftritt oder sich offiziell zurückgezogen hat und nun die Stadtteilentwicklung 100%ig in öffentlicher Hand zu sein scheint, gibt es personelle Gemeinsamkeiten mit der Firma, die mitgeholfen hat, Hamburg unbezahlbar zu machen:
http://www.steg-hamburg.de

(https://abload.de/img/stegnqkkf.png) (http://abload.de/image.php?img=stegnqkkf.png)

"Mir doch egal, wo die Leute bleiben. In Rendsburg und Neumünster stehen genug Wohnungen leer."
Titel: Re: Stadtteilarbeit
Beitrag von: Kuddel am 17:17:23 So. 26.Mai 2019
Nunja, in unserem lokalen Schmierblatt blieb unser Auftritt bei der Kulturrotation nicht unerwähnt:

ZitatKulturrotation
Gaarden feiert und protestiert

Mal lauschten ungefähr ein Dutzend Interessierte einer Darbietung, mal waren es mehr als hundert. So unterschiedlich wie die 41 Orte, an denen am Sonnabend zum zweiten Mal die Gaardener ,,Kulturrotation 143" angeworfen wurde, gestaltetee sich auch der Zuspruch. Doch es gab auch Proteste.

Von Martin Geist

(https://abload.de/img/gaarden-feiert-und-prt8km9.jpg) (http://abload.de/image.php?img=gaarden-feiert-und-prt8km9.jpg)
Entspannte Szenerie vor dem Bioladen in der Medusastraße. Ganz ohne Strom unterhielten Liedermacher Rainer Lebemann und andere Akteure das Publikum.

Im Zeik, das als Abkürzung für den wenig eleganten Namen ,,Zentrum für Empowerment und Interkulturelle Kreativität" steht und ein Dach für viele jüngere Leute mit vielerlei Herkünften und Talenten bildet, wackelte schon früh am Tag die Bude. Brechend voll war es, als um 14 Uhr das ,,Bumm Bumm Orchestra" seinen in Kiel mittlerweile sehr geschätzten Sound verbreitete. ,,Genau das wünschen wir uns", freute sich Lea Lükemeier vom zusammen mit dem Wirtschaftsbüro Gaarden und dem Verein zur Förderung von Kunst und Kultur federführenden Büro Soziale Stadt. Bekannte Gruppen an weniger bekannte Orte bringen, das kann nach ihrer Überzeugung Effekte erzeugen, die weit über diese immerhin elfstündige Kulturrotation hinausreichen.

Auch die Künstler genossen die Veranstaltung


Eher nur das besagte Dutzend an Zuhörern war am Abend dabei, als in den Büros für Stadtteilentwicklung, also am Lea Lükemeiers Arbeitsplatz, das MSW Trio chillig-entspannten Jazz machte. Aber stimmig war auch das, denn erstens passten ohnehin kaum mehr Leute in den Raum. Und zweitens entfaltet sich diese Art von Musik im intimen Kreis besonders wirkungsvoll. So ähnlich sah das auch Bauchtänzerin Alexandra, die in der Vineta-Lounge vor überschaubarem Publikum auftrat und genau das sehr genoss. Ganz anders sah es schon ein paar Meter weiter hinterm Brunnen auf dem Vinetaplatz aus. Egal ob Big-Band-Sound oder Kinderkonzert, im Sonnenschein und unter durchweg blauem Himmel war immer jede Menge los. Nicht so wuselig, sondern im Gegenteil lauschig und poetisch ging es ein paar Meter bergauf an der Ecke Medusastraße/Kaiserstraße her. Liedermacher Rainer Lebemann trug vor dem Bioladen mit Ironie gespickte Alltagsgeschichten vor, gegenüber am Café Jupiter verbreitete Momen Shaweesh orientalische Klänge. Und ebenso wie bei diversen anderen Auftritten ging es in diesem kleinen Quartier ohne jeden Technik-Bombast zur Sache.

Einige Beiträge wirkten gewöhnungsbedürftig

Zuweilen sogar sehr munter rotierte die Kultur in den weniger zentralen Teilen von Gaarden. Sehr gelungen war das Hinterhofkonzert in der Heintzestraße mit der Band ,,Hamburg Gossenhauer". Viel Spaß, flotte Sprüche und Gute-Laune-Musik ohne plumpe Schenkelklopferei prägten diesen Kulturbeitrag inmitten einer charmanten Hinter- und Innenhoflandschaft. Gleichfalls viel Interesse weckte ein Wohnzimmerkonzert in der Iltisstraße, sodass sich das Publikum gar im Treppenhaus staute. Andererseits: Vom Ambiente her war dieser Beitrag freundlich formuliert jedoch etwas gewöhnungsbedürftig. Was für die Vereinsgaststätte der TuS Gaarden gewiss nicht zutraf. Wirtin Sylvia Hildebrandt war in Sachen Kulturrotation erstmals dabei und hatte mit den ,,Old Sox" gleich einen Volltreffer erwischt. Die in der Tat schon etwas betagten Herren interpretierten Klassiker von Cream und anderen Formationen aus der guten alten Zeit so schnörkellos und ehrlich, dass das Zuhören eine helle Freude war.

Das linke Lager trommelte gegen die Veranstaltung

Ihre helle Freude an der Gaardener Kulturrotation hatten allerdings nicht alle. Vor dem Libertären Laden in der Iltisstraße und vor dem Fire&Flames-Shop in der Kaiserstraße trommelte das linke Lager teils sehr lautstark gegen diese Veranstaltung. Die sei ein ,,plumper Versuch, die angeblich hässliche Braut für die Verwertung aufzuhübschen" und mithin die Gentrifizierung von Gaarden voranzubringen. Auch sonst steckte reichlich Politik in diesem Kulturspektakel. Bei den Aktionen des städtischen Mädchentreffs auf dem Henry-Vahl-Platz zeigten die ,,Omas gegen rechts" Flagge und erinnerten so freundlich wie bestimmt daran, dass Hass immer nur zu Krieg führen kann.
https://www.kn-online.de/Kiel/Kiel-Gaarden-feiert-und-protestiert-bei-der-Kulturrotation
Titel: Re: Stadtteilarbeit
Beitrag von: milchbrötchen am 12:00:03 Mo. 27.Mai 2019
hui, da wird mir übel
da schreibt der Geist, dass auf der KulturRotation (KR)getrommelt wurde. Dass ist zunächst mal die Aussage, dass da Instrumente gebraucht wurden, hier Trommeln. Die KR war keine LeseReihe, kein Ökomarkt mit Honig und anderen fragwürdigen Handwerkerangeboten, wie in Gottorf. Wer das erwartet hat, war hier falsch. Bei der KR gab es zahlreiche musikalische Darbietungen. Einige sehr hörenswerte andere eben nicht. Einige auch sehr laut. Die Trommel wird meist laut gespielt. Ich gehe davon aus, dass Geist beim "trommeln" im übertragenen Sinn meint, dass da Leute rumgelaufen sind und ZETTEL verteilt haben. Er zitiert an einer Stelle auch ganz richtig ,,plumper Versuch, die angeblich hässliche Braut für die Verwertung aufzuhübschen". Mehr ist es nicht!!!!Zettel! Vielleicht sind die verteiler an der einen oder anderen Stelle auch ins Gespräch gekommen, vielleicht auch etwas hitzig?!? Und?- KULTUR heißt nicht Bespaßung, ist nicht ausschließlich Vergnügung.
Übel wird mit, weil der überwiegende Teil der Kommentare, die in der KN-online erschienen sind, im Kern inhaltlich die eigene, die Selbstverachtung der Autoren spiegelt. Und diese merken es nicht mal. Die Gentrifiezierung richtet sich genauso gegen diese Autoren. Die von den ach so fürchterlichen Linken verteilten Zettel, weisen darauf hin, dass es sich um die INSTUMENTALISIERUNG   ;) der Kulturschaffenden handelt ! Geist hat mit den Menschen, die diese Zettel verteilt haben nicht gesprochen!!!!!!!Woher weiß er egentlich, dass es Linke sind? Sind die vielleicht einfach nur aufgeweckt und wünschen gar keine menschenverachtende Verdrängung, Vertreibung? Gentrifizierung ist der Krieg der Reichen gegen die Armen. Geist- oder doch einfach nur Geistlos? In jedem Fall - journalistische Leistung: 6 setzten!

https://www.bpb.de/politik/innenpolitik/stadt-und-gesellschaft/216871/gentrifizierung-ursachen-formen-und-folgen?p=all (https://www.bpb.de/politik/innenpolitik/stadt-und-gesellschaft/216871/gentrifizierung-ursachen-formen-und-folgen?p=all)
https://difu.de/publikationen/difu-berichte-42011/was-ist-eigentlich-gentrifizierung.html (https://difu.de/publikationen/difu-berichte-42011/was-ist-eigentlich-gentrifizierung.html)

https://difu.de/presse/2019-04-02/armut-ist-in-deutschland-vor-allem-ein-problem-in.html-0 (https://difu.de/presse/2019-04-02/armut-ist-in-deutschland-vor-allem-ein-problem-in.html-0)
Titel: Re: Stadtteilarbeit
Beitrag von: Kuddel am 12:06:53 So. 02.Juni 2019
ZitatAufstand gegen Vonovia hat sich gelohnt

Die Mieter in dem Vonovia-Hochhaus neben dem Holstein-Stadion in Kiel können vorerst aufatmen: Nach dem Protest gegen eine Modernisierung und damit verbundenen Mietsteigerungen hat der Konzern seine Pläne auf Eis gelegt. Vonovia und das Mieterkomitee halten sich bedeckt, nur ein Mieter redet über den Deal.


(https://www.kn-online.de/var/storage/images/kn/kiel/mieter-in-kiel-meinen-aufstand-gegen-vonovia-hat-sich-gelohnt/719880821-1-ger-DE/Aufstand-gegen-Vonovia-hat-sich-gelohnt_big_teaser_article.jpg)
Peter Schomaker und seine Nachbarn wehrten sich gegen die Modernisierung ihres Hochauses. Sie wünschten sich zwar die ,,längst fällige Sanierung, aber nicht auf Kosten von uns Mietern".
...
,,Alle im Haus bewerten das Ergebnis als Erfolg." Der Aufstand gegen Vonovia habe sich gelohnt. ,,Jetzt ist es wichtig, dass auch andere Menschen erfahren, dass man einen Teilerfolg erzielen kann, wenn man sich gegen einen großen Wohnungskonzern wehrt." Daher berichtet er, wie die Einigung mit Vonovia aussieht und warum sie zustande kam: Vonovia habe am dritten Verhandlungstreffen, das nicht im Vonovia-Büro, sondern erstmals in der Wohnung eines Komitee-Mitgliedes stattfand, mündlich zugesagt, das ganze Bauvorhaben für die nächsten drei bis fünf Jahre zu stoppen.
...
,,Vor allem war es aber sehr wirksam, dass wir uns als Hausgemeinschaft schnell zusammengefunden und gemeinsam gewehrt haben. Von 53 Mietparteien in dem Haus haben sich 90 Prozent mit ihrer Unterschrift gegen die Modernisierung ausgesprochen."
...
https://www.kn-online.de/Kiel/Mieter-in-Kiel-meinen-Aufstand-gegen-Vonovia-hat-sich-gelohnt
Titel: Re: Stadtteilarbeit
Beitrag von: Kuddel am 22:12:20 Sa. 08.Juni 2019
Ich bin kein regelmäßiger Besucher der Mieterversammlungen.
Am letzten Dienstag war ich aber dabei in der Galerie ONspace.

(https://abload.de/img/dsc00991xejan.jpg) (https://abload.de/image.php?img=dsc00991xejan.jpg)
(https://abload.de/img/dsc009872wksf.jpg) (https://abload.de/image.php?img=dsc009872wksf.jpg)

Es war ein eher überschaubarer Kreis.
Zu Beginn gab es einen kleinen Bildervortrag eines Mieters.
Ziemlich beeindruckund. Es wurde das öffentlich zugängliche Material durchforstet, wie es um den Stadtteil Gaarden steht und welche Entwicklungen zu erwarten sind. Die Stadt will sich da nicht überraschen lassen und ließ Studien anfertigen. Auf einer Grafik wurde schön sichtbar wie krass Einkommen und Mieten sich auseinanderbewegen und bei einem weiteren Auseinanderklaffen der Schere zwischen den Wohnkosten und dem zur Verfügung stehenden Geld es nur noch eine Frage der Zeit ist, daß sich immer mehr die Wohnungen nicht mehr leisten können. Es ging weiter mit Zahlen und dann mit dem, was das Jobcenter an Wohnfläche und Kohle maximal für Singles, Paare und Familien erlauben. Das ganze wurde verglichen mit aktuellen Wohnungsangeboten von Vonovia in ziemlich ranzigen Nachkriegsgebäuden in Gaarden. Die Kosten lagen teilweise bereits über dem, was das JC zuläßt. Die Entwicklungen lassen schlimmes erahnen und die Stadt weiß durch ihre von ihr beauftragen Studien bestens bescheid.

In dem kleinen Vortrag ging es auch um die "Gentrifizierung", die hier mit "Entpöbelung" (hihi!) übersetzt worden ist. Hier hat die Stadt sich auch schlau gemacht und sich angesehen, wie Künstler als ,,Pioniere" wirken und zu einem Magnet für zahlungskräftigere Bevölkerungsschichten werden und eine ganze Kettenreaktion auf den Charakter des Viertels und seine Bevölkerungsstruktur auslöst. So entschied sich die Stadt, ein wenig Geld in Kunst, Kultur und Subkultur zu investieren, um den verranzten Stadtteil wirtschaftlich verwertbarer zu machen.

Das besondere an diesem Treffen war, daß die Frau aus dem Stadtteilbüro, mit der ich mit bereits bei der Kulturrotation so heftig gestritten hatte, auch gekommen ist. Diese "Stadtteilbüros" sind bundesweit in Problemstadtteilen installiert worden mit einer klaren Motivation: Einerseits will man die Stadtteile attraktiver machen, andererseit hat man Angst vor der Bevölkerung, die einen Strich durch die Pläne ziehen könnte. Deshalb will man vor möglichen Konflikten, Protesten oder Unruhen, frühzeitig gewarnt sein und gegensteuern können. Deshalb sucht man den Kontakt zu den Menschen im Stadtteil und versucht bei bestimmten Problemen Abhilfe zu schaffen, damit nicht aus einem kleinen Anlaß ein Flächenbrand wird.

Es sollte klar sein: Diesen Institutionen geht es nicht darum, daß die Probleme der Menschen in dem Stadtteil grundsätzlich gelöst werden, es geht eher darum, daß sie zu keiner Gefahr für die wirtschaftlichen Pläne werden, die man mit dem Stadtteil hat. Das Büro Soziale Stadt Gaarden wird von Stadt, Land und Bund finanziert. Ich werfe es auch niemandem vor, dort zu arbeiten, um sich so seine Brötchen zu verdienen. Aber die Frau, die das Mietertreffen besuchte, arbeitete nicht nur da, sondern sie identifizierte sich mit dem, was sie da zu tun hat.

(Fortsetzung folgt)

Titel: Re: Stadtteilarbeit
Beitrag von: Fritz Linow am 23:43:24 Sa. 08.Juni 2019
Zitat von: Kuddel am 22:12:20 Sa. 08.Juni 2019
Aber die Frau, die das Mietertreffen besuchte, arbeitete nicht nur da, sondern sie identifizierte sich mit dem, was sie da zu tun hat.

Klassischer Fall von Jahrgangsbeste: https://www.szlz.de/startseite_artikel,-igs-traenen-nach-stimmungsvoller-abschiedszeremonie-_arid,137871.html
Titel: Re: Stadtteilarbeit
Beitrag von: Kuddel am 19:30:46 Di. 11.Juni 2019
Die Trulla vom Stadtteilbüro meinte, rein persönlich fände sie die Politik von Vonovia auch nicht gut. Aber sie kümmere sich bei ihrer Arbeit allein um den "öffentlichen Raum" und da setzt sie sich ein für mehr Grün, weniger Raum für Autos, mehr für Kinder, Kunst und Kultur. Ich versuchte darauf hinzuweisen, daß es aber einen ziemlichen Unterschied macht, in welchen Umfeld sich eine Wohnung befindet und ein Vermieter völlig andere Prese erzielen kann, je nachdem, ob sie sich in der Pampa, im Ghetto, oder in einer begrünten, kulturell vielfältigen urbanen Raum liegen. Sie wollte von diesem Zusammenhang nichts wissen und meint, es alles nur für die Menschen im Stadtteil zu tun.

Sie glaubt scheinbar selbst, wir würden auf einer Seite stehen. Sie schlug vor, wir könnten ja bei einem der anstehenden Stadtteilfesten uns mit einem eigenen Stand beteiligen und dort unsere Ansichten verbreiten. Sie könnte sich auch umsehen, ob es für bestimmte Aktivitäten ein Sponsoring geben könne, sie könnte gegebenfalls auch mit Pressekontakten weiterhelfen. Mit ihrer sympathischen, freundlichen Art wickelte sie die Mieter um den Finger. Ich blieb ziemlich verspannt und für mich war es kein Stück besser, als säße jemand von Vonovia selbst in unserer Runde (was wir ja auch schon hatten).

Einer nahm nochmal das Dilemma mit der Kulturrotation auf und sagte, daß es ja nicht stimmte, daß wir den Leuten keine kostenlose Kultur gönnten, sondern wir nicht wollten, daß die Kultur für die falschen Zwecke eingespannt wird. Man könnte es vermeiden, indem man selbst einen solchen Event auf die Beine stellen würde unter dem Motto "Kultur gegen Vonovia". Das fand natürlich unsere Stadtteilbüroangestellte indiskutabel, denn sie dürfe sich nicht "politisch" äußern. Er sagte, "Dann nennen wir es einfach: Kultur gegen hohe Mieten", doch auch damit war sie nicht einverstanden. Damit könnten auch Geldgeber des Büros unzufrieden sein. Wenn nicht mehr bezahlbare Mieten zum Hauptproblem der Menschen im Stadtteil geworden sind und sie sich nicht für die Lösung dieses Problems interessiert, dann ist klar, daß sie nicht auf der Seite der Mieter steht.

Es ging dann auch um die Pseudobürgerbeiteiligung bei Ausschreibungen für Bauprojekte. Allein mit der Wahl von Ort und Zeit würde man sich viele Interessierte vom Leib halten. Mit der Moderation würgt man kritische Nachfragen ab. Und unterm Strich bleibt die "Bürgerbeteiligung" eh scheißegal, denn der Entscheid findet sowieso hinter verschlossenen Türen onne den lästigen Bürger statt. Unsere Sozialtante vom "Büro Soziale Stadt Gaarden" erkläre, sie sehe sich als Bindeglied zwischen Politik und den Menschen im Stadtteil und deshalb werde sie unsere Bedenken ins Rathaus weiterleiten. Sie machte sich in ihrem Block die ganze Zeit Notizen bei allem, was wir sagten. Ich habe schon eine Ahnung, was dabei herauskommt. Etwa sowas:

(https://abload.de/img/spdppj0s.jpg)

Die SPD hat den kommunalen Wohnraum der Spekulantenmafia in der Rachen geschmissen. Dann wirft sie sich das soziale Mäntelchen über, quatscht was von "Solidarität" und nimmt verbal all das auf, was protestierende Mieter sagen. Doch politisch tut sie weiterhin alles, um die Interessen von Vonovia und Co. durchzusetzen.

Wir redeten auch darüber, daß es schwierig ist, die recht große Zahl interessierter Mieter bei der Stange zu halten. Es sei schließlich nur bei einem kleinen Teil so, daß sie sich nur mal auskotzen wollen oder ihr ganz spezielles eigenes Problem gelöst haben möchten. Es waren bei den großen Veranstaltungen eine Menge, die sich weitaus tiefegerhende Gedanken gemacht haben über den Internationalen Konzern, über die Proftigier, über Blackrock und Friedrich März, über Korruption und Enteignung. Es waren dabei auch Leute im hohen Rentenalter, die recht radikale Gednken formulierten. Wir müssen uns überlegen, wie wir die Kontakte aufrecht erhalten, öffentlich sichtbar bleiben, die Beteiligten mit einbeziehen und auch neue Kontakte bekommen.

Für's erste machten wir einen Termin für eine schon lange angedachte Straßenaktion: VONOVIA ANGRILLEN!

(https://abload.de/img/angrillengnkjl.jpg) (https://abload.de/image.php?img=angrillengnkjl.jpg)

(to be continued)
Titel: Re: Stadtteilarbeit
Beitrag von: Kuddel am 13:35:37 Fr. 14.Juni 2019
Bericht vom Mieterklönschnack am 8.6. am Sandkrugbunker in Gaarden.

Das Wetter war nicht auf unserer Seite. Kräftige Windböen und ein paarmal nieselte es sogar.
Doch der Duft von Grillkohle und brutzelnenden Würsten breitete sich aus.

(https://abload.de/img/dsc010010kkua.jpg) (https://abload.de/image.php?img=dsc010010kkua.jpg)
Unsere gekleisterten Plakate und die mit Testa an den Eingängen der Vonoviagebäude aufgehängten Flyer wurden schon wahrgenommen, aber die Leute hielten sich eher zurück. Ein Mieter sagte, er hätte sich mit seiner Nachbarin darüber unterhalten und sie hätte versprochen auch vorbeizukommen, doch sie tauchte nicht auf. Die Atmosphäre am Grill war aber gut für Gespräche. Die Leute tauten langsam auf, wollten erstmal ihrer Wut freien Lauf lassen, fingen dann aber an, zu fragen, wie man mit der Situation mit Vonovia eigentlich umgehen kann. Sie hatte alle mit großem Interesse die bundesweiten Mieterproteste verfolgt und auch das, was sich in Kiel getan hat.

(https://abload.de/img/dsc01000tdkas.jpg) (https://abload.de/image.php?img=dsc01000tdkas.jpg)

Es kamen auch Gespräche auf über andere Versuche der Stadtteilarbeit. Einer berichtete von einem gepachteten Gartengrundstück, das in einer gaardener Baulücke liegt und nun als Treffpunkt genutzt wird. Dieser Treff wird zu einem Großteil von bulgarischen Migranten genutzt. Es sind einmal Kiddies, die zum Spielen vorbeikommen. Dann sind es Jugendliche, eher Sprayerszene. Die Erwachsenen sind teilweise Trinker. Der Garten als freier Raum für Ausgegrenzte scheint gut zu funktionieren, doch es wurde beklagt, daß die Generationen völlig getrennt voneinander sind und sich aus dem Weg gehen. Und so wurde über weiteres gequatscht, alltägliche Probleme, Streß mit Nachbarn, mit Ämtern und Behörden. Es gab immer wieder Ansatzpunkte, an denen es durchaus Möglichkeiten gibt, nicht nur zu schimpfen, sondern sich zu wehren. Man schrieb Termine auf für die selbstorganisierte Mieterberatung und tauschte Adressen aus.

Viele schienen neugierig zu sein, trauten sich aber nicht, sich zu unserem Haufen hinzuzugesellen. Ein Polizeiwagen fuhr im Schrittempo vorbei, hielt aber nicht. Die Leute warfen verstohlene Blicke von ihren Balkons auf das Geschehen.

(https://abload.de/img/dsc0100212jo4.jpg) (https://abload.de/image.php?img=dsc0100212jo4.jpg)

Es kam noch jemand aus der Nachbarschaft vorbei, den wir von der Mieterselbstorganisierung kannten. Es wurden dann am Grill noch weitere Pläne geschmiedet. Mit den Klagen von Mietern, die die Kosten für illegal abgestellten Sperrmüllhaufen auf die Miete aufgeschlagen bekommen, soll der Ortsbeirat Gaarden aufgemischt werden. Die Welle, die die Diskussion über Gentrifizierung unter Künstlern ausgelöst hat, ist scheinbar noch nicht abgeklungen. Wir werden wohl in 2 Monaten eine Veranstaltung zu dem Schwerpunktthema machen, wie die Politik wohlmeinende Kulturschaffende in ihre Strategien zur Verdrängung der weniger zahlungskräftigen Mieter einspannt. Und die Idee der offenen Straßendiskussion am Grill wurde auch für gut befunden und soll das nächste Mal in Kiel Friedrichsort in Zusammenarbeit mit der dortigen Mieterini stattfinden.
Titel: Re: Stadtteilarbeit
Beitrag von: Kuddel am 13:03:06 Sa. 15.Juni 2019
(https://pbs.twimg.com/media/DN0HCB6WAAA1MY4.jpg)

Unser Grillstand befand sich unterhalb des Wandbilds am Bunker.

https://youtu.be/gBH4rJNFE-o

Ein widerlich schmierig-hippes Video über das von Vonovia gesponserte "Streetart"-Projekt. Das Büro Soziale Stadt Gaarden und das Wirtschaftsbüro Gaarden arbeiten wacker an der Gentrifizierung des Stadtteils.

Der Bunker gehört Vonovia. Unter der Schirmherrschaft von Oberbürgermeister Dr. Ulf Kämpfer wurde das Werk am 21. Juli 2017 feierlich enthüllt. Das Projekt entstand aus einer Kooperation mit dem Wirtschaftsbüro Gaarden.
Titel: Re: Stadtteilarbeit
Beitrag von: Fritz Linow am 14:46:05 Sa. 15.Juni 2019
Zitat von: Kuddel am 13:03:06 Sa. 15.Juni 2019
Der Bunker gehört Vonovia. Unter der Schirmherrschaft von Oberbürgermeister Dr. Ulf Kämpfer wurde das Werk am 21. Juli 2017 feierlich enthüllt. Das Projekt entstand aus einer Kooperation mit dem Wirtschaftsbüro Gaarden.

Und im Hintergrund schrammelträllern die Musikanten Bella ciao. Ich schäme mich.
Titel: Re: Stadtteilarbeit
Beitrag von: milchbrötchen am 19:21:30 Sa. 15.Juni 2019
Zitat
Klassischer Fall von Jahrgangsbeste: https://www.szlz.de/startseite_artikel,-igs-traenen-nach-stimmungsvoller-abschiedszeremonie-_arid,137871.html

studiert und trotzdem blöd
eine Bulemiewissentante
Politik-nein damit hab ich nix am Hut- ich mach nur sooooosozial
doof
oder scheißverlogen
Titel: Re: Stadtteilarbeit
Beitrag von: Kuddel am 19:38:40 So. 16.Juni 2019
Bericht von einem Besuch bei Solidarisch in Gröpelingen.

Das Treffen der "Stadtteilgewerkschaft" beginnt stets mit einer Stunde "offenes Treffen" für aktuelle Anliegen und auch für indiduvielle Fragen von Besuchern. Danach teilt man sich auf in die Gruppe, die sich um die Mieterfragen kümmert und in die AG Arbeitskampf.

Es kam eine bulgarische Mutti aus der Nachbarschaft, die sich entschuldigte kaum Deutsch zu sprechen. Ein türkischer Genosse übersetzte. Sie erzählte von einer Großrazzia in der Straße, in der sich auch auch der Stadtteiladen befindet. Die Straße wurde mit Absperrband abgesperrt und ohne Ausweis und trifftigen Grund wurd man nicht durchgelassen. Die Absperrung begann um 7°° morgens und man ließ die Kinder der Anwohner auch nicht zur Schule gehen. Die Razzia wurde durchgeführt von Schergen des Jobcenters, des Jugendamts, der Baubehörde und anderen Behörden mit Unterstützung von Bullen. Insgesamt etwas 30. Es wurden nicht alle Wohnungen durchsucht. Die deutschen Bewohner blieben verschont. Die bulgarischen wurden durchsucht, die afrikanischen wurden sogar mehrfach heimgesucht.

Familienbesuch wurde als illegale Untervermietung gewertet. Als Maßnahme gegen "Überbelegung" will man nun Familien mit Kindern auseinandereißen. Jahlungen von Jobcenter wurden gekürzt, bzw. eingestellt.

In der Presse hieß es, man wolle gegen illegales Mülldeponieren, gegen Schrottimmobilien, Kriminelle Vermieter und unwürdige Behausungen vorgehen. Klingt gut. In Realität ist es ein massiver Angriff von Behörden und und Bullen gegen migrantische Mieter, wie man es eher aus den USA und UK gewohnt ist.

Wir sollten aufmerksam bleiben, denn die Politik hat sich zur härteren Gangart entschieden. Angriffe gegen Migranten kommen jetzt nicht mehr allein von Faschos, sondern auch von den Behörden selbst. Wenn uns gesagt wird, man geht gegen Menschenhandel, Schwarzarbeit und Ausbeutung vor, müssen wir davon ausgehen, daß die Behörden schlichtweg gegen Arbeitsmigranten vorgehen.

https://forum.chefduzen.de/index.php/topic,28911.msg349189.html#msg349189
Titel: Re: Stadtteilarbeit
Beitrag von: Kuddel am 20:07:31 So. 16.Juni 2019
P.S.: Migranten leben nicht aus Spaß in beengten, überteuerten, schimmeligen Behausungen.

Wollte man etwas gegen unwürdige Wohnbedingungen machen, müßte man auch den Migranten bessere Alternativen anbieten und ein Einkommen von dem man sich die Alternativen auch leisten kann. Kostenlosen Beratungsstellen müssen die Mieter*innen aufklären über ihre Rechte und Möglichkeiten, auch selbst gegen die Slum Landlords vorzugehen.

Selbiges gilt für den Arbeitsmarkt. Gäbe es für Migranten bessere Jobalternativen, würde niemand zu den kriminellen Ausbeutern gehen. Doch selbst öffentliche Bauvorhaben werden an kriminelle Lohndrücker vergeben. Eine Stelle, die Informationen über die Unterschlagung von Sozialversicherungsabgaben und Löhnen unter Wahrung der Anonymität entgegen nimmt, würde Razzien überflüssig machen. Würden die Behörden nicht gegen die Ausgebeuteten, sondern gegen die Ausbeuter aktiv werden, wäre es das Ende des Billiglohnsektors und der Arbeiterstriche.

Die Spaltungen in einen ersten, zweiten und illegalen Arbeitsmarkt sind aber durchaus gewollt und werden von den Behörden geschützt.
Titel: Re: Stadtteilarbeit
Beitrag von: Kuddel am 18:08:19 Mi. 19.Juni 2019
Heute kümmert man sich um Imageverbesserung von Gaarden.

Als noch keine Investoren auf der Matte standen, gab man 2012 für so einen Bericht noch den jj-Reportagepreis (ausgelobt von Süddeutsche.de mit dem Netzwerk Jungejournalisten.de und der Böll-Stiftung):

ZitatSozialer Brennpunkt Kiel-Gaarden
"In dem Haus da hinten gibt es Drogen"

Junkies vor dem Supermarkt, wilde Müllhalden und Schlägereien - Armut und Elend sind längst schon keine Stadtrandphänomene mehr. Szenen aus dem Zentrum von Kiel...
https://www.sueddeutsche.de/leben/sozialer-brennpunkt-kiel-gaarden-in-dem-haus-da-hinten-gibt-es-drogen-1.1486460

Der Text ist der letzte Dreck. Gaarden ist ein Stadtteil voller Armut, doch die Leute gehen recht entspannt miteinander um.  "Auf dem Nachhauseweg gab es letzte Woche an jeder Straßenecke eine Schlägerei. Alle fünfzig Meter eine. Irgendwann sind die Leute so zu, dass ich Angst bekomme."
Schwachsinn!
Titel: Re: Stadtteilarbeit
Beitrag von: Kuddel am 19:05:53 Di. 25.Juni 2019
Nochmal ein Blick in den Laden von Solidarisch in Gröpelingen:

(https://abload.de/img/laden1022jhkry.jpg) (https://abload.de/image.php?img=laden1022jhkry.jpg)

Darum geht's!
(https://abload.de/img/dsc01021hhkth.jpg) (https://abload.de/image.php?img=dsc01021hhkth.jpg)

Den Bedürfnissen der Nachbarschaft wird entsprochen.
(https://abload.de/img/dsc01020wjkbl.jpg) (https://abload.de/image.php?img=dsc01020wjkbl.jpg)

(https://abload.de/img/laden10194mjss.jpg) (https://abload.de/image.php?img=laden10194mjss.jpg)

Die Grundlagen der Stadtteilgruppe werden erklärt:
(https://abload.de/img/laden10161gkfl.jpg) (https://abload.de/image.php?img=laden10161gkfl.jpg)

Es gibt Infomaterial zu unterschiedlichen Problematiken:
(https://abload.de/img/dsc01018hikos.jpg) (https://abload.de/image.php?img=dsc01018hikos.jpg)

Bilder an den Wänden erinnern an Veranstaltungen und Protestaktionen:
(https://abload.de/img/laden101339kkq.jpg) (https://abload.de/image.php?img=laden101339kkq.jpg)
Titel: Re: Stadtteilarbeit
Beitrag von: Kuddel am 19:10:11 Di. 25.Juni 2019
(https://abload.de/img/laden1017s8j7p.jpg) (https://abload.de/image.php?img=laden1017s8j7p.jpg)

(https://abload.de/img/laden1012uoj17.jpg) (https://abload.de/image.php?img=laden1012uoj17.jpg)

(https://abload.de/img/laden1019gjnj.jpg) (https://abload.de/image.php?img=laden1019gjnj.jpg)
Titel: Re: Stadtteilarbeit
Beitrag von: Kuddel am 19:26:04 Di. 25.Juni 2019
Am letzten Samstag fand eine selbstorganisierte Mieterversammlung in einem größeren Saal in Gröpelingen statt.

Einladungen an der Tür:
(https://abload.de/img/mietertreff1028sgk2k.jpg) (https://abload.de/image.php?img=mietertreff1028sgk2k.jpg)

Und so sah's drinnen aus.
(https://abload.de/img/mietertreff102727j9l.jpg) (https://abload.de/image.php?img=mietertreff102727j9l.jpg)

Es wurde in zwei verschiedene Sprachen übersetzt.

Es gab den Bericht, daß die bisherigen Proteste etwas gebracht haben. Vonovia hat einen Stapel mit Ordnern über die Abrechnungen herausgerückt. Nur waren es kaum echte Rechnungen, sondern nur selbstgeschirebene Zettel mit Phantasiezahlen. Die Widersprüche gegen die Nebenkosten haben Erfolg. Sie wurden entweder zu 50% erlassen oder sie wurden nicht beantwortet und der Anspruch auf die Nebenkosten verfiel damit vollständig.

Für den Grillabend waren überall an den Hauseingängen Flyer ausgehängt worden, doch die seien von den Hausmeistern wieder abgerissen worden. Selbst die, die im Treppenhaus aufgehängt worden sind, berichtete eine Mieterin. Der Kommentar, "Das war wohl die einzige Aktivität der Hausmeister in diesem Jahr!", sorgte für Lacher.

Ich habe solidarische Grüße von selbstorganisierten Mietern aus Kiel mitgebracht. Es gab noch einen kleinen Bericht über die Entwicklungen bei uns und der Film über die Kieler Mieterdemo bekam Applaus.
Titel: Re: Stadtteilarbeit
Beitrag von: Kuddel am 21:17:00 Di. 25.Juni 2019
(https://abload.de/img/grill10239mkuh.jpg) (https://abload.de/image.php?img=grill10239mkuh.jpg)


Protestexport

Habe die Idee und etwas Material aus Kiel mitgebracht:
(https://abload.de/img/dsc01036l7ky5.jpg) (https://abload.de/image.php?img=dsc01036l7ky5.jpg)
Der Mops ist nicht aus Kiel.

Professionelles bremer Angrillen!

(https://abload.de/img/dsc010340lkh9.jpg) (https://abload.de/image.php?img=dsc010340lkh9.jpg)

(https://abload.de/img/dsc01038jljgp.jpg) (https://abload.de/image.php?img=dsc01038jljgp.jpg)

(https://abload.de/img/grill1033v5jh9.jpg) (https://abload.de/image.php?img=grill1033v5jh9.jpg)

(https://abload.de/img/dsc01031hyj3b.jpg) (https://abload.de/image.php?img=dsc01031hyj3b.jpg)

(https://abload.de/img/angrillen_hb_mops79jc5.jpg) (https://abload.de/image.php?img=angrillen_hb_mops79jc5.jpg)

So mancher Mieter hatte Salat, Wurst oder Fleisch mitgebracht.

(https://abload.de/img/grill1046sej4w.jpg) (https://abload.de/image.php?img=grill1046sej4w.jpg)

(https://abload.de/img/grill1030ojkba.jpg) (https://abload.de/image.php?img=grill1030ojkba.jpg)

(https://abload.de/img/dsc01040rpjdq.jpg) (https://abload.de/image.php?img=dsc01040rpjdq.jpg)

(https://abload.de/img/dsc010440qkxw.jpg) (https://abload.de/image.php?img=dsc010440qkxw.jpg)

Die Stimmung war großartig. Es ging kaum um Vonovia. Es war eine bunte Mischung an Leuten zusammengekommen, die einander nie kennegelernt hätten, hätte sie nicht der Kampf gegen den Wohnungspekulanten zusammengebracht. Die Gespräche gingen quer durch den Garten und streiften alles, was das Leben betrifft. Das ist vielleicht wichtiger für das Entstehen von Solidarität, als all das politische Palaver.

(https://abload.de/img/dsc01048lzkmz.jpg) (https://abload.de/image.php?img=dsc01048lzkmz.jpg)

Eine widerständige Community entsteht nicht von einem Tag auf den Anderen. Man muß sich kennenlernen, um sich gemeinsam zu wehren.

(https://abload.de/img/grill1047wfko2.jpg) (https://abload.de/image.php?img=grill1047wfko2.jpg)

Eine russische Rentnerin näherte sich schüchtern der munteren Schar. Sie beklagte sich über ihre Nebenkostenabrechnung. Sie bekam gleich einen Termin zur Beratung im Laden der Stadtteilini und sollte dazu ihre Abrechnung mitbringen. Ach, dann würde die auch gleich die Abrechnung ihrer Nachbarin mitbringen, denn die sitzt im Rollstuhl und ist nicht so mobil.

(https://abload.de/img/dsc01050sqklk.jpg) (https://abload.de/image.php?img=dsc01050sqklk.jpg)
Titel: Stadtteilarbeit- Vonovia angrillen
Beitrag von: milchbrötchen am 08:31:59 Fr. 05.Juli 2019
Meines Wissens ist Vonovia kein Steak. Auch nicht aus Tofu. Warum soll Vonovia also angegrillt werden? Ich verstehe diese Metapher oder was es auch immer sein soll nicht. Ich habe die Assoziation zum VERGASEN. Und das lässt mich erschaudern. Ich gehe nicht zum Angrillen von wem oder was. Angrillen ist eine freudige Bezeichnung, die ein Fleischvernichter nutzt, der mit Beginn der wärmeren Jahreszeit zum ersten Mal die Grillkohle entzündet um eben ungenießbare Nahrungsmittel zu produzieren und die Luft zu verpesten. Dabei werden meist große Mengen Alkohol konsumiert und es wird kräftig rum gepöbelt.
Auf mich macht das einen abstoßenden Eindruck. Ich kann mir nicht vorstellen, dass das zu großer Akzeptanz führt. Die fünf Familien machen noch keinen Aufstand gegen die Vonovia.
Titel: Re: Stadtteilarbeit- Vonovia angrillen
Beitrag von: Onkel Tom am 12:01:49 Fr. 05.Juli 2019
Zitat von: milchbrötchen am 08:31:59 Fr. 05.Juli 2019
...
Warum soll Vonovia also angegrillt werden? Ich verstehe diese Metapher oder was es auch immer sein soll nicht.

Ich habe die Assoziation zum VERGASEN. Und das lässt mich erschaudern..
...

Und blabla-Gemecker.. Sich nun an "Vonovia angrillen" hoch zu ziehen und nur negative
Assozisationen daran hegen, ist es kein Wunder, sich darin zu verlaufen a la "qualvoll umbringen".

Mal positiv daran gedacht, das das "angrillen" hauptsächlich zum Zusammenkommen einläd ?
Und genau darum ging es ja wohl, das Nachbarschaft sich trifft.. Damit fängt alles weitere erst an..

Komma wieder runter !
Titel: Re: Stadtteilarbeit
Beitrag von: Fritz Linow am 12:48:53 Di. 09.Juli 2019
ZitatEnde April erschien die dritte Ausgabe der Weddinger Lokalzeitung "Plumpe". Seit gut einem Jahr berichtet eine kleine Redaktion von lokalen Aktivist*innen über Initiativen und Aktionen, erzählt aber auch Geschichten über die eigensinnigen Bewohner*innen des Stadtteils im Nord-Westen Berlins. Wir sprachen mit zwei Redakteur*innen über Gegenöffentlichkeit im Stadtteil und motivierende Momente beim Aufbau einer linken Stadtteilzeitung.
https://lowerclassmag.com/2019/07/08/gegenoeffentlichkeit-geht-auch-offline-die-weddinger-stadtteilzeitung-plumpe/

https://plumpe.noblogs.org/
Titel: Re: Stadtteilarbeit
Beitrag von: milchbrötchen am 08:59:16 Mo. 15.Juli 2019
Zitat
Mal positiv daran gedacht, das das "angrillen" hauptsächlich zum Zusammenkommen einläd ?
Und genau darum ging es ja wohl, das Nachbarschaft sich trifft.. Damit fängt alles weitere erst an..

bla bla- wie unreflektiert- schon mal dran gedacht, dass ich nicht der einzige bin der der Hemmung hätte.
"Vonovia angrillen" ist nicht positiv. Zusammen kommen ja bitte- vielleicht mal über eine positive Sprache nachdenken, die eben auch " "Hans und Franz und Emma und Erna" anspricht. Da sind in den Wohnungne meist keine Radikalinskies.

Vonovia
Mietertreffen sich
Titel: Re: Stadtteilarbeit
Beitrag von: Fritz Linow am 11:42:18 Mo. 15.Juli 2019
Zitat von: milchbrötchen am 08:59:16 Mo. 15.Juli 2019
(...)
bla bla- wie unreflektiert- schon mal dran gedacht, dass ich nicht der einzige bin der der Hemmung hätte.
"Vonovia angrillen" ist nicht positiv. Zusammen kommen ja bitte- vielleicht mal über eine positive Sprache nachdenken, die eben auch " "Hans und Franz und Emma und Erna" anspricht. Da sind in den Wohnungne meist keine Radikalinskies.

Vonovia
Mietertreffen sich

Es ist immer gut, wenn man sich Gedanken macht.
Titel: Re: Stadtteilarbeit
Beitrag von: milchbrötchen am 13:22:45 Do. 08.August 2019
Onkel Tom
Antwort #89

auf dein Niveau? ne, lieber nicht
Titel: Re: Stadtteilarbeit
Beitrag von: milchbrötchen am 13:25:36 Do. 08.August 2019
dieses Schild mit dem Schriftzug VONOVIA genaus wie VONOVIA könnte vielleicht auch den Irrtum hervorrufen, dass Vonovia selbst der Gastgeber ist...
Titel: Re: Stadtteilarbeit
Beitrag von: Fritz Linow am 21:10:26 Do. 08.August 2019
Zitat von: milchbrötchen am 13:22:45 Do. 08.August 2019
Onkel Tom
Antwort #89
auf dein Niveau? ne, lieber nicht

Dann doch lieber auf dem Niveau eines Milchbrötchens, was?

ZitatMeines Wissens ist Vonovia kein Steak. Auch nicht aus Tofu. Warum soll Vonovia also angegrillt werden? Ich verstehe diese Metapher oder was es auch immer sein soll nicht. Ich habe die Assoziation zum VERGASEN. Und das lässt mich erschaudern. Ich gehe nicht zum Angrillen von wem oder was. Angrillen ist eine freudige Bezeichnung, die ein Fleischvernichter nutzt, der mit Beginn der wärmeren Jahreszeit zum ersten Mal die Grillkohle entzündet um eben ungenießbare Nahrungsmittel zu produzieren und die Luft zu verpesten. Dabei werden meist große Mengen Alkohol konsumiert und es wird kräftig rum gepöbelt.
Auf mich macht das einen abstoßenden Eindruck. Ich kann mir nicht vorstellen, dass das zu großer Akzeptanz führt. Die fünf Familien machen noch keinen Aufstand gegen die Vonovia.
https://forum.chefduzen.de/index.php/topic,329009.msg349604.html#msg349604
Titel: Re: Stadtteilarbeit
Beitrag von: Onkel Tom am 10:28:15 Fr. 09.August 2019
Naja, über das Einladungsmotto "Vonovia angrillen" werden sich die Ornaisatoren
bestimmt schon zu Anfang darüber Gedanken gemacht haben.. Ich finde, das gehört
auch zu jedem Projekt / Aktion dazu..

Im Plenum kann das sehr viel Zeit und Gehirnschmalz beanspruchen und wenn die
Organisatoren sich für "Vonovia angrillen" entschieden haben, ist es für Außenstehende
meist nicht nachvollziehbar, wie schwer eine Geburt eines Slogans werden kann.

In einer Nachbereitung stellt sich heraus, was gut und weniger gut lief.. Ob dann andere
Slogans erköchelt werden, hängt natürlich auch davon ab, wie das bisherige bei den
gezielt angesprochenen Gästen angekommen ist..

"Vonovia angrillen" = Negativ gedacht = Schauen, ob Beton brennt ?

"Vonovia angrillen" = Positiv gedacht = Ich Mieter bei der Vonovia bin stinksauer darüber,
schon wieder eine Mieterhöhung zu bekommen, nur weil irgendwelche Immobilien-
Heuschrecken Aktiengrößenwahnsinnig geworden sind..

Schaue in mein Briefkasten, finde ein Flugi und das "Vonovia angrillen" sticht mir sofort ins
Auge a la "Villeicht bringt das ja was und (nicht nur) ich werden diese stetigen Mieterhöhungen
endlich los.."

Nun, der Grill ist schon aufgebaut, Zwei.. drei Mieter sind auch schon da und voll neugierig,
was das nun werden soll oder könnte. A ja, Haupthema sind ja diese Mieterhöhungen und
das Bedürfnis zum Austausch unter den teils anonym lebenden Nachbarn ist auch vorhanden.

Tja, damit ist die Basis hergestellt, das gleichsam Betroffene sich kennenlernen und in einer
Interessensgruppe lässt sich doch schon viel besser etwas durchsetzen wollen, als wenn man
allein sich zuhaus durch seine Mieterakte kämpft.

Ich finde diese Art und Weise, eine Zusammenkunft zu organisieren Goldrichtig. Es holt nicht
nur den Menschen aus seiner von außen gewollten Vereinzelung.. Gruppendynamik kann
anbei viel Kraft und Mut zu "was können wir machen ?"  einhauchen..

Sorry milchbrödchien.. Betrachte dies nicht als persönlichen Angriff meinerseits, aber gerade
im Bezug welchen Spruch oder Slogan man zu einer Aktion nehmen könnte, habe ich mir
schon oft und intensiv ein Kopf drum gemacht und was mir anbei missfällt, wenn ein ganzes
Projekt in die Binsen geht, weil man sich schon zu Anfang, dem Ausköcheln eines Slogans
schon "kaputt geredet" hat..

Ja, so kann es leider auch gehen.. Im übrigen bin ich es gewohnt, es aktzeptieren zu müssen,
das immer irgendwas unvorhersehbares bei einer Aktion laufen kann und das beste ist, wenn
man dann inprovisieren kann.

;)
Titel: Re: Stadtteilarbeit
Beitrag von: Kuddel am 17:57:51 Mo. 12.August 2019
(https://abload.de/img/flyervonoviashowteil1lykfv.jpg) (https://abload.de/image.php?img=flyervonoviashowteil1lykfv.jpg)

(https://abload.de/img/flyervonoviashowteil20zkdf.jpg) (https://abload.de/image.php?img=flyervonoviashowteil20zkdf.jpg)
Titel: Re: Stadtteilarbeit
Beitrag von: milchbrötchen am 20:07:22 So. 18.August 2019
Was ist das eigentlich für ein merkwürdiger Verein? dieses Bündnis für bezahlbaren Wohnraum. Da wird gegen SPD Politik gewettert und im Bündnis hocken die SPD Verbände Paritätischer, DGB, Türkische Gemeinde. Ist das die Revolte gegen ein Parteidiktat? Oder haben da Leute nicht gewußt mit wem sie sich zusammentun. Oder ist das die Umarmung des Feindes? DIE LINKE. ist auch dabei. Weiß jmd. wer oder was der Stadtpolitische Ratschlag sein soll?
Titel: Re: Stadtteilarbeit
Beitrag von: NachbarArsch am 09:07:38 Di. 20.August 2019
kleiner termin hinweis für kiel....

(https://www.antifa-kiel.org/wp-content/uploads/2019/08/barcelona.jpg)

ich kann leider nicht, könnte aber interesant sein
https://www.antifa-kiel.org/events/vortrag-diskussion-per-canviar-ho-tot-feministischer-generalstreik-soziale-kaempfe-und-linke-stadtteilpolitik-in-barcelona/ (https://www.antifa-kiel.org/events/vortrag-diskussion-per-canviar-ho-tot-feministischer-generalstreik-soziale-kaempfe-und-linke-stadtteilpolitik-in-barcelona/)
Titel: Re: Stadtteilarbeit
Beitrag von: milchbrötchen am 13:39:30 Sa. 24.August 2019
https://www.staedtebaufoerderung.info/StBauF/DE/Programm/SozialeStadt/Praxis/Archiv/SH/Beispiele/0200_stadtteilmarketing/0200_inhalt.html (https://www.staedtebaufoerderung.info/StBauF/DE/Programm/SozialeStadt/Praxis/Archiv/SH/Beispiele/0200_stadtteilmarketing/0200_inhalt.html)
Zitat
Ausgangslage und Förderkulisse

Der ehemalige Werft-Arbeiterstadtteil Gaarden auf dem Kieler Ostufer zeichnet sich durch einen überdurchschnittlich hohen Anteil an (Langzeit-)Arbeitslosen, SozialhilfeempfängerInnen und MigrantInnen aus. Immer mehr Abwanderungen insbesondere von Besserverdienenden und Unternehmen des Einzelhandels mit höherwertigen Warenangeboten sind zu verzeichnen. Das schlechte Image des Fördergebietes "Kiel-Gaarden" verhindert die Ansiedlung von Geschäften und Bewohnern.

Deshalb wurden und werden im Fördergebiet zahlreiche Infrastruktur- sowie Qualifizierungs- und Beschäftigungsmaßnahmen mit Hilfe der Förderprogramme Soziale Stadt, URBAN (I) und URBAN II durchgeführt, um dem Verfall und der Segregation entgegen zu wirken. Dies geschieht in einem integrierten Handlungsansatz, der auch zum Ziel hat, die endogenen Potenziale zu aktivieren.

Ein Ansatz hierfür war die Initiierung des Arbeitskreises StadtTEILmarketing, mit dem vorhandene Potenziale geweckt und gebündelt werden sollten, um zielgerichtet an dem Thema gemeinsam arbeiten zu können.

nach oben
Ziel des Projektes "StadtTEILmarketing Gaarden"

Das StadtTEILmarketing Gaarden hat zum Ziel, das Gebiet mit seinem schlechtem Image positiv darzustellen, indem Potenziale aufgezeigt und Aktivitäten initiiert werden. Der Arbeitskreis ist auf Dauer angelegt, um eine nachhaltige Imageverbesserung zu sichern.

Der Arbeitskreis "StadtTEILmarketing" setzt sich zusammen aus Vertretern der Wohnungswirtschaft, dem Einzelhandel, dem Wohnungsamt der Stadt Kiel sowie Privatpersonen und geht zurück auf Beteiligungsveranstaltungen mit den o.a. Zielgruppen, die durch das Stadtteilmanagement Gaarden initiiert wurden.

"Das StadtTEILmarketing Gaarden hat zum Ziel, das Gebiet mit seinem schlechtem Image positiv darzustellen..."
was für ein shöner Satz
Titel: Re: Stadtteilarbeit
Beitrag von: Onkel Tom am 10:18:38 So. 25.August 2019
Kleine Anregung, wie man der Gentrifizierung von Kiel-Gaarden "künstlerich"
mit versalzen könnte..

http://urbanshit.de/abwertungskit-anti-gentrifizierungs-anleitung/

;D
Titel: Re: Stadtteilarbeit
Beitrag von: milchbrötchen am 11:11:52 Fr. 30.August 2019
Satelitenschüssel, Wäsche auf der Leine, Werbung für Lidl...
oder doch gleich im eigenen Kiez fackeln?
welcher Kapitalist läßt sich davon aufhalten? Staatsmacht angerufen, Miete hoch, Asis-Hartzi raus
aus die Maus
Titel: Re: Stadtteilarbeit
Beitrag von: Kuddel am 12:03:25 Fr. 30.August 2019
Ich konnte noch nie so viel mit diesen lustigen Antigentrifizierungsvideos anfangen.

Aber das nervt mich auch:
Zitat von: milchbrötchen am 11:11:52 Fr. 30.August 2019
...welcher Kapitalist läßt sich davon aufhalten? Staatsmacht angerufen...

Das klingt ja so, als könnte man sich nicht wehren. Oder nur im erlaubten Rahmen, der wenig bewirkt...

Die Staatsmacht war schon immer dazu da, die Interessen des Kapitalisten zu schützen. Das soll uns aber nicht davon abhalten, uns zu wehren. Die Anti-Zwangsräumungs-Initiativen stellen sich schließlich auch der Staatsmacht in den Weg.
Titel: Re: Stadtteilarbeit
Beitrag von: Kuddel am 20:51:26 Fr. 30.August 2019
In Bremen gibt es nun einen weiteren Laden als Anlaufstelle für Stadtteilarbeit in Bremen Walle.

(https://zores.blackblogs.org/wp-content/uploads/sites/977/2019/08/Plakate-Gemeinsam-gegen-224x300.png)


Aktions- und Beratungsladen

Was machen wir?


Wir bauen einen solidarischen Beratungs- & Aktionsladen in Walle auf, von wo aus wir gemeinsam Alltagskämpfe führen. Unser Ziel ist es, uns gegenseitig zu unterstützen, in den Problemen, die uns tagtäglich begegnen, beim Amt, auf der Arbeit mit dem Chef, bei Stress mit der Vermieter*in und bei anderen Zumutungen und Schikanen.

Wie machen wir das?


Mit Rechts- und Sozialberatung in einem offenen Beratungscafe wollen wir den Alltag der Betroffenen erleichtern und mit Aktionen den Verantwortlichen für die  Demütigungen und Ungerechtigkeiten, die unzählige Menschen erfahren, praktisch entgegentreten. Damit können wir nicht nur individuelle Auseinandersetzungen gewinnen, sondern auch die Bilder sozialer Kämpfe erkennen, die uns ermöglichen politische Strategien lebensnah zu entwickeln und soziale Zusammenhänge zu stärken und aufzubauen.

Wir wollen uns gegenseitig informieren, beraten und solidarisch sein. Uns gegenseitig zu den Ämtern begleiten und konkret bei Auseinandersetzungen unterstützen. Beginnen werden wir mit den Themen Jobcenter, Wohnen und Arbeit. Weitere Felder sind möglich.

Warum machen wir das?

Weil wir nicht alleine vor den Problemen stehen wollen, die uns das Leben schwermachen. Und weil wir wissen, dass wir gemeinsam stärker sind. Wenn eine vom Vermieter rausgeworfen wird, das Jobcenter das Geld kürzt, eine Familie keinen gesicherten Aufenthalt hat oder eine auf der Arbeit mies behandelt wird, dann gibt es zwar Beratungsstellen, aber die meisten Menschen bleiben mit dem Stress alleine und können ihre Situation nur entlang der jetzt herrschenden Gesetze und individuell verändern.

Wir wollen unsere Interessen selbst in die Hand nehmen. Denn weder der Staat noch die Kirchen oder Gewerkschaften verändern die sozialen und politischen Bedingungen  so, wie wir es brauchen, um ein Leben zu führen jenseits von Schikanen, hohen Mieten, Zwangsräumungen, Abschiebungen oder mies bezahlter Jobs.

https://zores.blackblogs.org/
Titel: Re: Stadtteilarbeit
Beitrag von: milchbrötchen am 10:22:13 Sa. 07.September 2019
https://www.youtube.com/watch?v=TYSFGT7UGS8 (https://www.youtube.com/watch?v=TYSFGT7UGS8)
...um der Welt zu zeigen, wie großzügig sie sind...
gut dass der Sophienhof noch steht- Konsumtempel statt Wohnraum
Titel: Re: Stadtteilarbeit
Beitrag von: Onkel Tom am 14:55:53 Sa. 07.September 2019
Von welchem Sophienhof schreibst Du ?

Vor 30 Jahren zählten solche Songs auch dazu, den gemeinsamen Kampf um Hausbesetzungen
zu fördern. Abends solche Scheiben aufgelegt und am nächsten Morgen den Bullentrupp erwarten
und so weit wie möglich was entgegensetzen..

Das Vorschaubild stellt den Versuch der Cops dar, in die rote Flora eindringen zu wollen..  :o
Titel: Re: Stadtteilarbeit
Beitrag von: Kuddel am 15:44:50 Sa. 07.September 2019
Sophienhof Kiel

1978

(https://abload.de/img/78r4k38.jpg) (https://abload.de/image.php?img=78r4k38.jpg)

1981

(https://abload.de/img/1981-umzug-und-sanier6xku3.jpg) (https://abload.de/image.php?img=1981-umzug-und-sanier6xku3.jpg)


1983

(https://abload.de/img/300px-kiel_sophienbla1bkkm.jpg) (https://abload.de/image.php?img=300px-kiel_sophienbla1bkkm.jpg)


Heute

(https://abload.de/img/-sophienhof-kiel_1ejaw.jpg) (https://abload.de/image.php?img=-sophienhof-kiel_1ejaw.jpg)
Titel: Re: Stadtteilarbeit
Beitrag von: Onkel Tom am 19:36:33 So. 08.September 2019
Ah, ok. Danke  ;)
Titel: Re: Stadtteilarbeit
Beitrag von: Kuddel am 16:01:15 Mo. 09.September 2019
Das Brunnenfest ist das offizielle Stadtteilfest von Kiel-Gaarden. Es wird auch von Vonovia gesponsort.

Wir haben uns nicht die Gelegenheit nehmen lassen, einen Infostand dort anzumelden.

(https://abload.de/img/gaarden5wbkjj.jpg) (https://abload.de/image.php?img=gaarden5wbkjj.jpg)

(https://abload.de/img/gaarden30bj8v.jpg) (https://abload.de/image.php?img=gaarden30bj8v.jpg)
Mit Kaffee und selbstgebackenen Muffins lockten wir zum Gespräch

(https://abload.de/img/mietwucher3aijbj.jpg) (https://abload.de/image.php?img=mietwucher3aijbj.jpg)
Propagandamaterial

(https://abload.de/img/gaarden6emkqn.jpg) (https://abload.de/image.php?img=gaarden6emkqn.jpg)
Großes Interesse

(https://abload.de/img/gaarden73lkp1.jpg) (https://abload.de/image.php?img=gaarden73lkp1.jpg)
Klartext

(https://abload.de/img/gaarden1v5kp1.jpg) (https://abload.de/image.php?img=gaarden1v5kp1.jpg)
Widerstand und gaardener Straßenkultur

(https://abload.de/img/gaarden101hkkj.jpg) (https://abload.de/image.php?img=gaarden101hkkj.jpg)
Ich verteilte munter Flugblätter bis ich plötzlich den Kieler Oberbürgermeister vor mir hatte. Wir haben Wahlkampf. Ein Sunnyboy, ein aalglatter Typ. Ich war ziemlich baff, mit welcher Dreistigkeit er sich kumpelig gab und den Eindruck vermittelte, wir würden auf der gleichen Seite stehen.

(https://abload.de/img/kaempfersiknl.jpg) (https://abload.de/image.php?img=kaempfersiknl.jpg)
Pressebild von OB Ulf Kämpfer

Er erzählte mir ganz begeistert, wie die Vonoviamieter am Holsteinstadion sich gegen den Konzern organisiert haben. Ich sprach an, daß aber Vonovia nicht nur auf Kosten der Mieter gewaltige Profite erwirtschaftet, sondern das zu großen Teilen mit zwielichten und kriminellen Methoden. Und die Stadt hat diesem Konzern einen wesentlichen Teil des kieler Wohnraums verkauft. "Das war ein Fehler die Wohngesellschaften an Vonovia zu verkaufen, das muß ich zugeben. Damit habe ich mir selbst geschadet. Jetzt muß ich selbst eine neue Wohnungsbaugesellschaft aufbauen.", antwortete der OB. Ach, so selbstkritisch ist der Volksvertreter. Läßt eine Heuschrecke die Mieter plündern, sagt dann "sorry, sorry, mein Fehler" und läßt sich erneut zum OB wählen. Die Politik in Schleswig-Holstein ist korrupt, ohne Aufarbeitung vergangener Vergehen und ohne Alternative...

(https://abload.de/img/gaarden294k78.jpg) (https://abload.de/image.php?img=gaarden294k78.jpg)
Die Bilder von den Protesten in Kiel-Mettenhof waren inspirierend

(https://abload.de/img/gaarden13smkng.jpg) (https://abload.de/image.php?img=gaarden13smkng.jpg)
Auf der gegenüberliegenden Straßenseite haben sich die Kollegen vom Bündnis für bezahlbaren Wohnraum aufgebaut. Es war eine gute Möglichkeit mit ihnen ein weiteres gemeinsames Vorgehen zu besprechen.

(https://abload.de/img/gaarden1474jvg.jpg) (https://abload.de/image.php?img=gaarden1474jvg.jpg)
Treffer gegen Vonovia

(https://abload.de/img/gaarden8uykdv.jpg) (https://abload.de/image.php?img=gaarden8uykdv.jpg)

(https://abload.de/img/gaarden9ddkfb.jpg) (https://abload.de/image.php?img=gaarden9ddkfb.jpg)

(https://abload.de/img/gaarden11ihksq.jpg) (https://abload.de/image.php?img=gaarden11ihksq.jpg)
Militante Untersuchung mit Fragebögen

(https://abload.de/img/gaarden12ppkjn.jpg) (https://abload.de/image.php?img=gaarden12ppkjn.jpg)
Es ging darum, ein Bild von den Wohnverhältnissen im Stadtteil zu kriegen und von der Stimmung der Mieter


(https://abload.de/img/gaarden42okci.jpg) (https://abload.de/image.php?img=gaarden42okci.jpg)
Auch der Kaiser (im Volksmund auch König oder Bürgermeister) von Gaarden kam vorbei.

Titel: Re: Stadtteilarbeit
Beitrag von: Fritz Linow am 16:58:02 Mo. 09.September 2019
Im regionalen Käseblatt steht dazu:

"Mit Flugblättern, Transparenten und persönlichen Gesprächen machten in der Elisabethstraße Aktive des Bündnisses für bezahlbaren Wohnraum auf ihr Anliegen aufmerksam. Ihr Postulat: Auch Arme sollen sich Mieten in ordentlichen Häusern leisten können. Konzerne wie die Vonovia sollten gestoppt oder am besten gleich enteignet werden, hieß es.
Egal wie man zu solchen Forderungen steht, das Problem steigender Mieten ist nicht zu leugnen. Bestätigte auch Oberbürgermeister Ulf Kämpfer (SPD), der kurz beim Wohnungsbündnis vorbeischaute und bereits vorab eine Einladung zu einer Diskussion über dieses Thema am 28. September angenommen hatte."

https://www.kn-online.de/Kiel/Auf-dem-Brunnenfest-in-Gaarden-ging-es-um-Wohnen-Verkehr-und-Teddys

Die Diskussion findet zwar am 27. statt, aber geschenkt, der Volontär hatte bestimmt viel um die Ohren.
https://bezahlbar-wohnen.org/
Titel: Re: Stadtteilarbeit
Beitrag von: Fritz Linow am 11:06:15 Mi. 02.Oktober 2019
"Seid ihr selbst Leiharbeiter_innen oder wart es, kennt ihr Leute die leiharbeiten oder habt einfach Kritik an dieser Form von Arbeit, dann kommt vorbei und sagt es weiter!
Weiter unten auch auf Bulgarisch, Farsi, Türkisch, Arabisch und Englisch.

Am 3. Oktober um 16:30 Uhr findet ein Treffen von Leiharbeiter*innen zusammen mit der Stadtteilgewerkschaft von Solidarisch in Gröpelingen statt.

Leiharbeit ist immer prekär. Trotzdem gibt es innerhalb der verschiedenen Zeitarbeitsfirmen große Unterschiede, z.B. im Umgang mit den Mitarbeiter*innen, der Bezahlung oder dem Anspruch auf Urlaub.

Wie können sich Menschen, die auf Jobs in Leiharbeitsfirmen angewiesen sind, gegenseitig informieren, rechtlich absichern, bei Konflikten unterstützen und sich langfristig solidarisch organisieren?

Diese und weitere Fragen wollen wir besprechen.

Das Treffen findet statt in den Räumen von Solidarisch in Gröpelingen,
Liegnitzstraße 12 in 28237 Bremen."

https://www.facebook.com/permalink.php?story_fbid=456309411644185&id=239290850012710
Titel: Re: Stadtteilarbeit
Beitrag von: milchbrötchen am 14:45:44 So. 13.Oktober 2019
Zitat
Aber das nervt mich auch:
Zitat von: milchbrötchen am 11:11:52 Fr. 30.August 2019

    ...welcher Kapitalist läßt sich davon aufhalten? Staatsmacht angerufen...

ja Kuddel- dann haben sich die Leute gewehrt, viel Nerven aufgebraten, sich evtl. auch strafbar gemacht...schlimme Wohnverhältnisse in Kauf genommen, Dauerbaustelle, Heizung abgestellt, Wasser abgestellt.. die Medien sind voll davon. Das Recht ist in diesen Fällen auf der Seite der Betroffenen- muss aber erst mal in laaaaaaaaaaangwierigen verfahren durchgesetzt werden. Als Berufstätiger hälst du son Scheiß kaum durch. Schnell geht auch manch anderer auf dem Zahnfleisch. Erzähl mal- wie soll man sich als Mieter wehren, wenn man nicht dabei vor die Hunde gehen will. Hat nicht jeder eine Zweitwohnung ! um den repressiven Aktivitäten skrupelloser Miethaie wiederstand leisten zu können.
Titel: Re: Stadtteilarbeit
Beitrag von: Onkel Tom am 12:22:33 Mo. 14.Oktober 2019
Zitat von: milchbrötchen am 14:45:44 So. 13.Oktober 2019
Zitat
Aber das nervt mich auch:
Zitat von: milchbrötchen am 11:11:52 Fr. 30.August 2019

    ...welcher Kapitalist läßt sich davon aufhalten? Staatsmacht angerufen...

ja Kuddel- dann haben sich die Leute gewehrt, viel Nerven aufgebraten, sich evtl. auch strafbar gemacht...schlimme Wohnverhältnisse in Kauf genommen, Dauerbaustelle, Heizung abgestellt, Wasser abgestellt.. die Medien sind voll davon. Das Recht ist in diesen Fällen auf der Seite der Betroffenen- muss aber erst mal in laaaaaaaaaaangwierigen verfahren durchgesetzt werden. Als Berufstätiger hälst du son Scheiß kaum durch. Schnell geht auch manch anderer auf dem Zahnfleisch. Erzähl mal- wie soll man sich als Mieter wehren, wenn man nicht dabei vor die Hunde gehen will. Hat nicht jeder eine Zweitwohnung ! um den repressiven Aktivitäten skrupelloser Miethaie wiederstand leisten zu können.

Hmm, hast zwar Kuddel gefragt, kann mir es jedoch nicht verkneifen, mein Senf bei zu fügen. sorry  ;)

Ja, ist halt so, das es bei Räumung "was auf die Mütze gibt".. Doch zuvor steht auf dem "schwarzen Brett"
des Besetzerkollektiv : " Wir retten günstigen Wohnraum und wollen uns darin verwirklichen ! ".
Eine Hoffnung, die alle im Kopf haben oder gehört hier nicht rein..

Es kommt anbei immer darauf an, in wie weit sich in so einem "angeeignetem Haus" ein Gemeinschafts-
gedanke entwickelt und etabliert.
Das Risiko schwebt immer ein bissel mit, das morgen früh die Turtels vor der Tür stehen könnten.
Doch den vorläufigen Gewinn, die Basis für Selbstverwirklichung, den man gerade genießt, ist nur durch
diese Beireitschaft möglich, mit dem Risiko und dessen Folgen zu leben.. (Wird meistens auch kalkulliert).

Nicht nur die Erwachsenen haben die Hucke voll gekriegt.. Wir Jugendlichen kamen wieder ins Heim.
Anbei Jugendakte mit "Drohung der Verwahrlosung.." versehen und ab in die nächste "Erziehungsmasnahme",
die so manche Horrorerinnerungen nach sich zog.,
Jo, so hieß es im Amstsdeutsch, wenn Ausreißer_innen aus Heimen von den Cops aus Hausbesetzungen
"aufgabelten"..

Doch die Zeit hat mich geprägt.. Nirgendwo habe ich mehr Gemeinschaftsfeeling (nicht nur gutes) erlebt..
Da wurde mir klar, das Geld nicht das wichtigste ist, sondern a la Mensch ist ein Herdentier sich zusammen
tun sollten, sich gegenseitig ergänzen, um dem Ziel, die Basis von Verwirklichung zu sichern..

Außerhalb von Hausbesetzerfahrungen ist ausgeprägter Gemeinschaftssinn bei Seeleuten spürbar.

Außerdem heißt es ja nicht, das jedes Nachbarschaftstreffen mit Kaffee und Kuchen gleich in eine Haus-
besetzung münden soll, obwohl ich manchmal von "Mietenwahnsinn" betroffene Häuser erblicke, wo eine
Besetzung möglich wäre..  ::)

Da muss noch reichlich Kaffee geköchelt werden, um das sich Nachbarschft einig werden, was sie
wollen und ja, dann mal los..

Viele Außenstehende glauben anbei, das sich Besetzer nur auf gratis einnisten und auf der faulen
Pelle abhängen wollen, was jedoch völliger Mumpitz ist. Hausbesetzer sind meines Erachten die
kreativsten Intstandsetzer von Wohnraum.. So manch erfahrener Hausmeister kommt da nicht mehr
mit..

Ich habe dort viel gelernt, was Handwerk ums Haus angeht.. War 100x besser, als irgendwo in einer
geschlossenen Erziehungsanstalt zu versauern.. Ach ja, schön, wenn man historische Filme dazu
sehen kann. War ja noch nie selbstverständlich, das man am und im besetzten Haus filmen durfte..

:D

Eine bessere Möglichkeit. Leute am großen Tisch zu bekommen, sehe ich derzeit nicht und drücke den
Gastgeber_innen zu Nachbarschaftstreffen die Daumen.
Titel: Re: Stadtteilarbeit
Beitrag von: Kuddel am 15:31:21 Do. 17.Oktober 2019
Ach Milchbrötchen,
mehr als herumzustänkern kriegst du hier wohl nicht hin.

Wir sollten mal festhalten:
Wegen geldgieriger Spekulanten und einer Stadtverwaltung, die auf Seiten der Spekulanten und nicht der Mieter steht, wird die Wohnsituation für die Menschen in der Stadt zunehmend zu einem Problem. Um wachsende Mieteinahmen wird sich gekümmert, um den Zustand der Wohnungen und den Service weniger. Wohnen ist bald nur noch was für Wohlhabende. Der gewöhnliche Mieter hat mehr und mehr zu kämpfen und zuerst geht es den ärmsten an den Kragen. Die anderen werden folgen.

Ich habe kein Patentrezept, aber ich weiß, es ist notwendig ist sich zu wehren.
Ich weiß, daß die Leute zumeist keine Erfahrungen auf dem Gebiet und Angst haben.

Ich kann hier nur mit einem etwas agbdroschenen Spruch kommen, der aber nichts an seiner Richtigkeit verloren hat:

Wer kämpft, kann verlieren.
Wer nicht kämpft, hat schon verloren!

Titel: Re: Stadtteilarbeit
Beitrag von: Kuddel am 16:43:51 Do. 24.Oktober 2019
Bericht aus Bremen:

ZitatSolidarisch in Gröpelingen  :) motiviert.

(https://abload.de/img/72549543_465394254069wbkax.jpg) (https://abload.de/image.php?img=72549543_465394254069wbkax.jpg)

Vorgestern standen wir mit unserem Infotisch an der Seewenje Ecke Morgenland Straße.
Viele Menschen kamen direkt auf uns zu und suchten das Gespräch, das macht gute Laune.
Es ging um prekäre Arbeitsverhältnisse in Leiharbeit, die Vonovia (natürlich, bei dem Banner ;) ) oder wie schwer es ist nachdem mensch im Knast war, wieder in der Gesellschaft Fuß zu fassen.
Enttäuschen mussten wir Leute, die nur eine Unterschrift abgeben wollten. Wir wollen gemeinsam etwas verändern und dafür wollen wir miteinander reden und uns langfristig organisieren. ✊
Auch Leute, die beim Schimpfen über die Nachbarn stecken bleiben und jammern, werden keine Probleme lösen.
Daher:
Nicht nur jammern, bewegt euch!
Zum Beispiel zu unserer Stadtteilgewerkschaft.
https://www.facebook.com/239290850012710/photos/a.240199603255168/465394247402368/?type=3&theater
Titel: 2.11. Mieterdemo Kiel-Gaarden
Beitrag von: Kuddel am 13:32:31 Mo. 28.Oktober 2019
(https://mietwucher-kiel.de/wp-content/uploads/2019/10/demo2_11_kl.jpg)
Titel: Re: Stadtteilarbeit
Beitrag von: Kuddel am 18:21:36 Mi. 30.Oktober 2019
ZitatAnfang des Jahres wurden Wohnungen in der Liegnitzstrasse rücksichtslos durchsucht, in den Medien hieß das "Müll Razzia".

Es scheint gerade wieder darauf hinauszulaufen, wenn mensch sich diesen Weserkurier Artikel durch liest.

https://t1p.de/helr

Wir sagen: Keine Razzien in Gröpelingen!

Unsere Stellungnahme als Fotos.

(https://abload.de/img/75478400_478303722778u2j3z.jpg) (https://abload.de/image.php?img=75478400_478303722778u2j3z.jpg)

(https://abload.de/img/75246738_478303782778f7jmn.jpg) (https://abload.de/image.php?img=75246738_478303782778f7jmn.jpg)
https://de-de.facebook.com/permalink.php?story_fbid=478303826111410&id=239290850012710
Titel: Re: 2.11. Mieterdemo Kiel-Gaarden
Beitrag von: Kuddel am 12:03:07 Do. 31.Oktober 2019
(https://abload.de/img/73210820_24921071208866kmw.jpg) (https://abload.de/image.php?img=73210820_24921071208866kmw.jpg)
Titel: Re: 2.11. Mieterdemo Kiel-Gaarden
Beitrag von: Kuddel am 12:56:23 Do. 31.Oktober 2019
https://youtu.be/FAPfS4JDx4Y
Titel: Re: Stadtteilarbeit
Beitrag von: Kuddel am 12:57:29 Do. 31.Oktober 2019
Mieterprotest  in Kiel-Gaarden

https://youtu.be/FAPfS4JDx4Y
Titel: Re: 2.11. Mieterdemo Kiel-Gaarden
Beitrag von: Kuddel am 17:52:02 So. 03.November 2019
(https://abload.de/img/dsc01225cykqm.jpg) (https://abload.de/image.php?img=dsc01225cykqm.jpg)

das Transparent an der Spitze der Demo

(https://abload.de/img/dsc01209i4k56.jpg) (https://abload.de/image.php?img=dsc01209i4k56.jpg)

Das Bündnis für bezahlbaren Wohnraum

(https://abload.de/img/dsc01229q8jnb.jpg) (https://abload.de/image.php?img=dsc01229q8jnb.jpg)

Die Behörde trat übertrieben martialisch auf. Der Wahlkampf ist vorbei. Die SPD ist fest im Sattel und kann wieder er wahres Gesicht zeigen.

(https://abload.de/img/dsc01215u0kns.jpg) (https://abload.de/image.php?img=dsc01215u0kns.jpg)

Die Forderungen auf dem Plakat hatten im Vorfeld zu machen Diskussionen geführt. Es fühlten sich Rentner und Erwerbslose nicht angesprochen. Ein Hartz IV Empfänger konnte mit Lohnforderungen nichts anfangen, es interessierte ihn auch nicht.

(https://abload.de/img/dsc01212yjjur.jpg) (https://abload.de/image.php?img=dsc01212yjjur.jpg)

Aufgrund dieser Reaktion gab es ein erklärendes Transparent. Es gab insgesamt nur wenige negative Reaktionen. Es gab auch viel Lob: "Diese Fragen gehören zusammen". Es war auch ein Hinweis auf eine lange klassenkämpferische Tradition. Die Forderung "Löhne rauf, Mieten runter" gab es bereits in den 20ern und bei Demos in den 60er und 70er Jahren. Die einfachen Leute fordern ein größeres Stück vom Kuchen und daß es ihnen nicht von den Vermietern gleich wieder weggenommen wird.

(https://abload.de/img/dsc01214qgk4w.jpg) (https://abload.de/image.php?img=dsc01214qgk4w.jpg)

Löhne rauf! Mieten runter! war die meistgerufene Parole auf der Demo.

(https://abload.de/img/dsc012114bk15.jpg) (https://abload.de/image.php?img=dsc012114bk15.jpg)

Und oft gezeigt.

(https://abload.de/img/dsc01222oij1t.jpg) (https://abload.de/image.php?img=dsc01222oij1t.jpg)

Einfach, verständlich und richtig.

(https://abload.de/img/dsc01221szkp7.jpg) (https://abload.de/image.php?img=dsc01221szkp7.jpg)

Klartext gaardener Mieter.

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Es wurden auch sehr persönliche Forderungen gestellt.

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Es sind nicht einmal 300 Leute zur Demo gekommen. Ich war enttäuscht, daß es im demoerprobten Gaarden nicht mehr Teilnehmer gab als in Kiel Mettenhof. Ich war von weitaus mehr Teilnehmern ausgegangen. Es sind Tausende betroffen, doch wir bekamen nur einen Bruchteil auf die Straße.

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Trotz allem war es eine beeindruckende Demo. Die Zwischenkundgebungen und die Redebeiträge waren toll. Es beginnen die Mieter in den Häusern und Blöcken sich zu organisieren, erheben ihre Stimme und stellen ihre eigenen Forderungen auf. Ein organisiertes und illegages Vorgehen von Vonovia wird nachgewiesen und angeprangert. Einige Redebeiträge wurden auf Türkisch gehalten. Es wurde auch berichtet, daß Vonovia versucht, widerständige Mieter unter Druck zu setzen.

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Es muß auch erwähnt werden, daß wir aus den Häusern viel Zustimmung erhielten, aus den Fenstern wurde gewunken, teilweise auch kämpferisch mit der Faust gegrüßt. Es reichte aber nicht dazu, herunterzukommen und sich einzureihen.

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Erklärung für Nichtkieler: Dusternbrook ist der historische Stadtteil der Reichen. Hier kriegen auch Studenten für'n Appel und n Ei ein Zimmer in einer Villa zu dem Aufpreis, sich einer reaktionären schlagenden Verbindung anzuschließen.

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Es ging weiter zu einer Zwischenkundgebung zu einem Vonoviadepot. Es war der Plan, die Hauptverkehrsader Ostring dabei zu blockieren.

(https://abload.de/img/dsc01217rhkk8.jpg) (https://abload.de/image.php?img=dsc01217rhkk8.jpg)

Doch wo ist das Vonovia Depot geblieben?

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Es ist kurz zuvor verziert worden.

(https://abload.de/img/dsc01220fuj57.jpg) (https://abload.de/image.php?img=dsc01220fuj57.jpg)

Die Medien haben diese Veranstaltung konsequent ignoriert. Die verständigten Sender genauso, wie unser lokales Schmierblatt.

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Wir wissen, worauf es ankommt.

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Zeit zum Nachdenken über die weiteren Schritte der MieterInnenbewegung.
Titel: Re: Stadtteilarbeit
Beitrag von: Kuddel am 20:31:59 Mo. 04.November 2019
Noch n Bericht

https://mietwucher-kiel.de/2019/11/04/wir-koenn-auch-ma-in-duesternbrook/
Titel: Re: Stadtteilarbeit
Beitrag von: NachbarArsch am 19:34:12 Do. 12.Dezember 2019
In Kiel Gaarden gibt es ein kleines Gartengrundstück mitten zwischen Wohnhäusern. An der Ecke ( steinmarderweg), die von einem Nachbarn mal als das Gaarden von Gaarden bezeichnet wurde, konzentrieren sich soziale Probleme (Drogen, Arbeitstrich, verschiedenste Communities meist ohne sozialer Absicherung usw)
Dieser Garten wird nun seit einem Jahr als Nachbarschaftsgarten genutzt.
- Sprayer haben sich legale wände gebaut und bemahlt, gab auch schon hiphop Jams
- Kinder nutzen den Gaarten als Spielplatz. Als im Sommer die AWO zumachte, wurde es für 30-40 Kinder zu einer Art Ferienlager (die kinder können meist deutsch, die erwachsenen selten)
- Nachbarn kommen vorbei und zusammen, um zu konsumieren oder einfach nur nett quatschen

Es ist ein Ort wo verschiedenste Leute, Communities, Gruppen und Nachbarn zusammen. Kinder bis Rentner.

Jetzt wird es ein Fest geben um den Garten winterfest zu machen und nocheinmal zusammen kommen.
(https://abload.de/img/photo_2019-12-12_19-29bk57.jpg) (https://abload.de/image.php?img=photo_2019-12-12_19-29bk57.jpg)
(https://abload.de/img/photo_2019-12-12_19-2i0khr.jpg) (https://abload.de/image.php?img=photo_2019-12-12_19-2i0khr.jpg)
Titel: Re: Stadtteilarbeit
Beitrag von: Kuddel am 13:22:31 Fr. 13.Dezember 2019
Zitat von: NachbarArsch am 19:34:12 Do. 12.Dezember 2019
von einem Nachbarn mal als das Gaarden von Gaarden bezeichnet

Haha, nicht schlecht. Das ist die Ecke der Armen und Ausgegrenzten innerhalb des Ghettos.

Der Garten ist super. Eine kleine Oase.
Die Atmosphäre war stets astrein, als ich da war. Ein wirklich wichtiges Projekt.
Ich wünsche euch ein prächtiges Winterfest!
Ich kann leider nicht dabei sein.
Titel: Re: Stadtteilarbeit
Beitrag von: Kuddel am 13:47:31 Sa. 18.Januar 2020
Solidarisch in Gröpelingen hat eine neue Website.
Sie befindet sich noch im Aufbau.

www.solidarisch-in-groepelingen.de
Titel: Re: Stadtteilarbeit
Beitrag von: Kuddel am 18:55:05 Sa. 18.Januar 2020
Hier ein paar Aufkleber von dem Stadtteilladen ZORES in Bremen-Walle.

(https://abload.de/img/scan518012020cpk7n.jpg) (https://abload.de/image.php?img=scan518012020cpk7n.jpg)

(https://abload.de/img/scan618012020sokb6.jpg) (https://abload.de/image.php?img=scan618012020sokb6.jpg)

(https://abload.de/img/scan718012020bjj14.jpg) (https://abload.de/image.php?img=scan718012020bjj14.jpg)


https://zores.blackblogs.org/dritte-seite/
Titel: Re: Stadtteilarbeit
Beitrag von: Kuddel am 19:09:50 So. 22.März 2020
(https://abload.de/img/90071153_5722902767126zkff.jpg) (https://abload.de/image.php?img=90071153_5722902767126zkff.jpg)

In Bremen haben solidarische Menschen in kürzester Zeit ein Hilfenetzwerk auf die Beine gestellt. Danke euch an dieser Stelle ! Hier findet ihr die Plakate auf deutsch. Die Flyer mit vielen Sprachen folgen. Bitte verbreitet sie weiter über eure sozialen Netzwerke. Wenn ihr euch vorstellen könnt, Einkäufe oder anderes zu übernehmen, meldet euch. Es gibt für jeden Stadtteil auch Telegramm Gruppen.

Unsere Antwort auf Corona sind keine egoistischen Hamsterkäufe sondern Solidarität !

Und wenn diese Krise überstanden ist, müssen wir anfangen, uns grundsätzliche Gedanken zu machen. Das bedeutet auch, dieses gesamte kaputte System namens Kapitalismus infrage zu stellen. Denn diese Krise zeigt mehr als deutlich, was passiert wenn Profit und Wirtschaftswachstum vor den Bedürfnissen der Menschen stehen.

https://nachbarschaftshilfe-hb.de/
Titel: Re: Stadtteilarbeit
Beitrag von: Kuddel am 12:01:42 Di. 07.April 2020
Rundmail aus Kiel-Gaarden:


Moin Leute!

Ab jetzt könnt Ihr gedruckte Flyer und Poster zur weiteren Bekanntmachung vom "Gaarden solidarisch gegen Corona" Solidaritäts- und Hilfsnetzwerk an verschiedenen Orten in Gaarden abholen, um diese im Stadtteil zu verteilen.

Die Flyer gibt's derzeit an folgenden Orten:
• Subrosa (Elisabethstr. 25, durchgängig zugänglich im Eingangsbereich)
• Li(e)ber Anders (Iltisstr. 34, 10-18 Uhr im Eingangsbereich)
• Fire and Flames (Kaiserstr. 31b, Mo.-Fr. 13-16 Uhr oder nach telefonischer Absprache 0431-53033985)

• An den Orten werden regelmäßig Flyer und Poster nachgelegt. Falls Euch noch andere Orte zum deponieren einfallen, sagt gerne Bescheid!

• Wir wollen versuchen das Verteilen etwas zu koordinieren, damit möglichst viele Orte erreicht werden. Dafür wäre es super, wenn ihr Häuser oder Geschäfte, in denen ihr verteilt habt in das dafür eingerichtete Pad eintragt. So können wir sehen, wo noch Flyer fehlen. Der Link zum Pad ist: http://pad.riseup.net/p/1234
• Ihr könnt die Flyer und Poster auch selbst ausdrucken, unter folgendem Link findet Ihr die Druckdateien: http://mega.nz/folder/NqIgyAxa#M3UwxcchY95D8eXQpi0cmQ
• Verbreitet die Nachricht auf allen Kanälen!

Und jetzt viel Spaß beim Verteilen - bleibt gesund und solidarisch!

*************************
Gaarden solidarisch gegen Corona - Das Solidaritäts- und Hilfsnetzwerk

Facebook: Gruppe 'Gaarden solidarisch gegen Corona'
WhatsApp-Link: chat.whatsapp.com/Dykn5vNPeaFHXmdYUmONX9
Telefon: 01573-3344382 (10-16 Uhr)
Mail: gaarden_solidarisch_gegen_corona@riseup.net

--
Perspektive Solidarität Kiel

https://perspektive-solidaritaet.org


Titel: Re: Stadtteilarbeit
Beitrag von: Kuddel am 16:58:26 Mo. 20.April 2020
während vielerorts die Mieterinitiatiativen wg. der momentanen Situation auf kleiner Flamme kochen, tut sich die Gruppe in Bremen Gröpelingen mit besonderen Aktivitäten hervor: Sie hat ihre erste Stadtteilzeitung herausgebracht.

ZitatUnsere neue Stadtteilzeitung ist da
Die letzten Tage waren wir im Stadtteil unterwegs und haben die erste Ausgabe unserer neuen Stadtteilzeitung verteilt. Darin werden wir ab jetzt regelmäßig Interviews mit Bewohner*innen aus Gröpelingen veröffentlichen, sowie Wissenswertes, Meinungen und Einschätzungen rund um Corona. In der ersten Ausgabe findet ihr ein Interview mit Ahmet, der bei DHL arbeitet. Er erzählt, wie er Corona auf der Arbeit erlebt und welche Gedanken er sich dazu macht.
Außerdem findet ihr wichtige Telefonnummern, die in der aktuellen Zeit hilfreich sein können, wie z.B. bei Stress auf der Arbeit, mit dem Jobcenter, Vermieter*innen oder Zuhause.

http://solidarisch-in-groepelingen.de/
Titel: Re: Stadtteilarbeit
Beitrag von: Kuddel am 16:47:43 Fr. 24.April 2020
Ich finde die Idee, Stadtteilarbeit zu machen, wirklich gut.
Es ist die Frage, ob die darin engagierten auch das notwendige Durchhaltevermögen haben. Stadtteilarbeit funktioniert halt nicht als politische Mode, es dauert wohl Jahre, bis diese Arbeit Früchte trägt und solche Projekte wirklich im Stadtteil eingebunden und akzeptiert sind.

Ich kenne ein paar Projekte in verschiedenen Städten persönlich und versuche auch mitzuverfolgen, was anderswo läuft. Ich habe den Eindruck, daß vieles nicht so recht funktionert wegen der Haltung und Tradition der Linken Szene. Es ist, was ich grundsätzlich an linken Ansätzen kritisiere: Es sind nicht wir als Linke oder als Revoluzzer, die die Welt verändern, sondern es ist die Klasse, die Mehrheit der Menschen, die "einfachen Leute".

Deshalb fand ich es problematisch, wenn man bei Stadtteilprojekten einfach im Laden gesessen und darauf gewartet hat, daß der Stadtteil hereinkommt. Ein Laden als Anlaufpunkt ist gut, aber man muß auch da sein, wo die Leute sind. Infotische und Flugblattaktionen sind zumindest Versuche, auf der Straße und sichtbar zu sein.

Mich törnt auch das traditionell linke Outfit von solchen Läden ab. Zeugt eher davon, daß man sich selbst wohlfühlen will. Und so etwas habe ich auch im Umgang mit Leuten erlebt hab, die sich aus dem Stadtteil in den Laden getraut haben. Diese Art, sie zu mustern, ist schon daneben. Und bei Leuten aus armen Stadtteilen muß man davon ausgehen, daß sie eine andere Art, Umgangsformen und Sprache haben als Leute aus der Politiszene. Wenn Leute wegen ihres nicht politisch korrekten Auftretens gemaßregelt und vergrault werden, wird aus einem solchen Projekt nie eine echte Stadtteilarbeit. Jeglicher herablassender Umgang mit der Nachbarschaft ist einfach Gift für die Basisarbeit. Man muß auch erstmal verstehen, woher einige der plumpen und teilweise auch ekligen Sprüche unter armen Leuten herkommen. Es gibt auch Rassismus und Sexismus unter Migranten. Aber erst wenn man sich unter den Leuten normal bewegen kann und von ihnen anerkannt wird, kann man auch diese Haltungen angreifen. Ansonsten bleiben die Versuche kontraproduktiv und enden in Selbstisolation.
Titel: Re: Stadtteilarbeit
Beitrag von: Kuddel am 13:40:08 Mo. 04.Mai 2020
Ich bewundere die Aktivitäten der Initiative Solidarisich in Gröpelingen.
Seit Ausbruch der Coronakrisa hat sie nun die zweite Stadtteilzeitung herausgebracht...

(https://forum.chefduzen.de/proxy.php?request=http%3A%2F%2Fsolidarisch-in-groepelingen.de%2Fwp-content%2Fuploads%2F2020%2F04%2FZeitung-2.jpg&hash=21c493e213a5d801204c35d9b54075263e245b63)

"Die Zeitung gibt es auf deutsch, türkisch, englisch, persisch und bulgarisch.

In der 2. Ausgabe findet ihr ein Interview mit einem Leiharbeiter, der über Kurzarbeit, Entlassungen und Solidarität in Zeiten von Corona erzählt.

Außerdem gibt es unter dem Titel ,,Corona und danach wieder der alte Mist ...? ein paar Gedanken zur aktuellen Krise und was das für uns im Stadtteil heißen kann."

http://solidarisch-in-groepelingen.de/
Titel: Re: Stadtteilarbeit
Beitrag von: Kuddel am 15:25:05 Do. 21.Mai 2020
Erfahrungen aus London

ZitatIm Rahmen unserer Veranstaltungsreihe Cinéma Klassenkampf hat die Gruppe AngryWorkers ihr Buch "Class Power on Zero-Hours" ("Klassenmacht bei Null-Stunden Verträgen") vorgestellt.

Die Veranstaltung fand als Zoom Meeting und auf Deutsch statt.

Das filmische Intro ist astrein.
Danach ist es ein Zoom Meeting, also nicht mehr so schön konsumierbar, schlechtes Bild, mieser Ton.
Die Herangehensweise und die Erfahrungen der ANGRY WORKERS sind definitiv spannend und es lohnt, sich damit auseinanderzusetzen:

https://de.labournet.tv/buchvorstellung-angryworkers
Titel: Re: Stadtteilarbeit
Beitrag von: Kuddel am 19:13:28 Di. 23.Juni 2020
Aktuell aus Bremen Gröpelingen:

Zitat"Fahrlässig": Kriminologe kritisiert tödlichen Bremer Polizeieinsatz

Drei Polizei-Experten kritisieren das Verhalten der Polizei bei dem tödlichen Einsatz in Bremen-Gröpelingen. Die Polizisten bekommen allerdings auch Rückendeckung.
https://www.butenunbinnen.de/nachrichten/gesellschaft/experte-kritik-toedlicher-polizei-einsatz-bremen-groepelingen-100.html

ZitatIn Gedenken an den getöteten 54 jährigen Gröpelinger

Am Donnerstag wurde ein 54 jähriger Bremer von der Polizei bei einem Einsatz getötet. Die Behörden halten sich bisher bedeckt und geben wenig Informationen raus. Unseren Informationen zufolge wurde der Betroffene von der Wohnungsbaugesellschaft Espabau vorher fristlos gekündigt. Nach einem Besuch von Mitarbeitern der Firma bei ihm Zuhause sollte er von der Polizei zwangsweise zur "Untersuchung" zum sozialpsychiatrischen Dienst gebracht werden. Dagegen hat sich der Mann gewehrt, dabei später auch ein Messer in die Hand genommen um sich zu verteidigen. Die Polizist*innen haben die Situation mit vier auf ihn gerichteten Waffen und Pfefferspray weiter eskaliert. Nachdem die Polizei Pfefferspray einsetze, lief der Mann los und wurde mit zwei Schüssen getötet.

Wir fragen uns:
Warum sollte der Mann gegen seinen Willen in Begleitung von Polizei zu einer Untersuchung gebracht werden? Warum gehen bewaffnete Polizist*innen zu einer Person, die bekanntermaßen an starken Ängsten leidet? Warum wurde der Einsatz nicht abgebrochen als klar wurde dass die Situation eskalierte?

In den Medien wird immer davon gesprochen, der Mann sei "psychisch krank" gewesen und habe ein Messer gehabt, als sei dies die Erklärung für seinen Tod und die Rechtfertigung für die Tötung.

Wir sagen:
Was ist das für ein krankes System, in dem Menschen in solche schwierigen Lebenslagen gedrängt werden? In dem eine Firma einer Person ihr Zuhause aufkündigen kann? In dem ein Mensch mit psychischen Problemen soweit in die Enge getrieben wird, dass er sich vier bewaffnete Personen gegenüber sieht.

Und wir fragen uns weiter:
Wäre die Situation genauso verlaufen, wenn es sich um Schwachhausen oder Oberneuland gehandelt hätte? Wenn die Person weiß und Deutsch gewesen wäre? Wenn die Person reich gewesen wäre?

Heute, 20 Uhr gibt es eine Kundgebung in der Gröpelinger Heerstraße / Lindenhofstraße

In Gedenken an den Ermordeten.

Gegen Polizeigewalt
Gegen Rassismus
Gegen Stigmatisierung
Gegen Kündigungen und Zwangsräumungen
https://www.facebook.com/permalink.php?story_fbid=628430921098699&id=239290850012710

ZitatGedenkkundgebung für Mohamed Idrissi

(https://abload.de/img/105076674_63035481090yqjiq.jpg) (https://abload.de/image.php?img=105076674_63035481090yqjiq.jpg)

Wir haben am Samstag Abend zusammen mit vielen anderen Gruppen aus Bremen eine Gedenkkundgebung für Mohamed Idrissi organisiert, der am Donnerstag von der Polizei in Gröpelingen erschossen wurde. Über 250 Menschen haben an der Kundgebung teilgenommen und ihre Trauer und Anteilnahme ausgedrückt und Gerechtigkeit für Mohamed Idrissi gefordert.

Wir haben mit vielen Nachbar*innen und anderen Leuten aus Gröpelingen gesprochen. Fast alle sind entsetzt über das was passiert ist. Viele Leute in Gröpelingen haben Mohamed Idrissi gekannt. Er hat hier seit langem gelebt. Kinder haben uns erzählt, dass er immer mit ihnen gesprochen und Bonbons verteilt hätte. Auch die Nachbarn schildern ihn als freundliche Person. Mit seinen Krisen und Problemen hat er versucht, alleine umzugehen. Auf seine eigene Art und Weise.

Viele Nachbarn und auch viele Kinder haben den tödlichen Polizeieinsatz persönlich miterlebt. Sie haben uns erzählt, dass sie versucht haben mit den Polizist*innen zu sprechen, dass diese sie mit Mohamed sprechen lassen um ihn zu beruhigen. Aber sie wurden weder ernst genommen noch gehört oder gut behandelt. Auch nach dem die tödlichen Schüsse gefallen waren.

Inzwischen haben sich auch Familienangehörige von Herrn Idrissi zu Wort gemeldet und einen Twitter, Facebook und Instagram Account unter dem Hashtag #justiceformohamed eingerichtet.

https://twitter.com/justice4mohamed?s=09

Der Tod von Mohamed Idrissi wirft viele Fragen auf. Wir können nicht einfach so machen als wäre nichts passiert. Wir alle wissen, wäre Mohamed weiß, reich und psychisch stabiler gewesen, wäre er noch am leben.

Viele Leute in Gröpelingen haben eigene Erfahrungen mit Rassismus, Polizeigewalt, schwierigen Lebenslagen und finanziellen Sorgen. Fast alle versuchen damit alleine klarzukommen, mal besser mal schlechter. Aber so wird sich nie etwas ändern. Die tödlichen Schüsse sollten uns wachrütteln. Wir müssen endlich anfangen, uns in unseren Stadtteilen zusammen zu tun und gemeinsam zu organisieren, damit wir uns wehren und gleichzeitig unsere Probleme kollektiv lösen können. So wie es die Bewohner*innen in vielen Stadtvierteln der USA nach der Ermordung von George Floyd gemacht haben.

#Gerechtigkeit für Mohamed Idrissi
https://www.facebook.com/permalink.php?story_fbid=630354914239633&id=239290850012710
Titel: Re: Stadtteilarbeit
Beitrag von: admin am 14:03:58 Do. 06.August 2020
Ein paar Postings (#123) weiter zurück wurde der Garten als Stadtteilprojekt in Kiel-Gaarden bereits beschrieben.

Hier der Bericht von unserer "Häuserfilm" Veranstaltung:

Gaarden ist einer der ärmsten Stadtteile Kiels und der Garten liegt wiederum in einem sozialen Brennpunkt Gaardens, der besonders von Armut und Migration geprägt ist. Was ursprünglich als städtisches Sozialprojekt begann, wird nun selbstverwaltet ohne finanzielle Unterstützung durchgezogen. Ein offener Garten als Treffpunkt, als Möglichkeit abzuhängen, aber auch als Ort des Austauschs und Möglichkeit für Veranstaltungen.

(https://abload.de/img/gaarden60fki7.png) (https://abload.de/image.php?img=gaarden60fki7.png)
Ein kleines Paradies an Kiels Ostufer

Es spielen dort Roma/Sinti Kids. Es ist eine Anlaufstelle der Sprayerszene, auch ein Treff der Trinker und Drogenszene, die man aus den "besseren" Stadtteilen verdrängt.

Unser Filmabend war für ein Openair Screening recht früh angesetzt und es war noch zu hell für eine Projektion.

(https://abload.de/img/gaarden2vgj4p.png) (https://abload.de/image.php?img=gaarden2vgj4p.png)

Also wurde die Zeit genutzt, das Publikum vollzuquatschen über die Hintergründe des Films, die Situation der frühen 80er Jahre in Kiel, in der sich eine beachtliche Hausbesetzerbewegung entwickelte.

(https://abload.de/img/gaarden3dgjnm.png) (https://abload.de/image.php?img=gaarden3dgjnm.png)

Ich halte es sowieso für eine Notwendigkeit, eine selbstoganisierte Bildungsrbeit zu entwickeln. Lockere Treffs zur Vermittlung von politischen Erfahrungen, historischen Entwicklungen und über Kämpfe anderenorts (wie letzt über Chile).

(https://abload.de/img/gaarden5rrj6r.png) (https://abload.de/image.php?img=gaarden5rrj6r.png)

Es sind rund 60 Leute gekommen an dem Termin mitten in der Woche. Es kam noch einmal die Behörde vorbei, um uns um eine Reduzierung des Soundpegels zu bitten.

(https://abload.de/img/gaarden4brkc1.png) (https://abload.de/image.php?img=gaarden4brkc1.png)

Noch einen herzlichen Dank an TKKG, die die Veranstaltung angeschoben und beworben hat.
https://tkkg.noblogs.org/post/2020/07/27/freiluft-kino-der-haeuserfilm-von-der-filmgruppe-chaos/
Titel: Re: Stadtteilarbeit
Beitrag von: admin am 16:34:59 Sa. 08.August 2020
Die Ausbeutung migrantischer Arbeit, zu weiten Teilen unter absolut unmenschlichen Bedingungen ist der herrschende Normalzustand und nicht nur ein Phänomen irgendwelcher Schwarzer Schafe wie Tönnies. Es gibt jedoch zunehmend Unruhe und Widerstand der kaum sichtbaren Arbetismigranten. Wilde Streiks und Protestaktionen von ErntearbeiterInnen und von Bauarbeitern.

Wenn wir Ausbeutung und Kapitalismus bekämpfen wollen, kommen wir nicht umhin, uns mit Arbeitsmigranten zusammenzutun, um gemeinsame Kämpfe zu entwickeln.

Wir haben uns heute in Kiel-Gaarden auf den Marktplatz gestellt, um Flugblätter zu verteilen, Diskussionen zu führen und Kontakte zu knüpfen. Das Publikum auf dem Marktplatz war zu gut 80% migrantisch.

(https://abload.de/img/vin1nakws.jpg) (https://abload.de/image.php?img=vin1nakws.jpg)

Es hing wohl zum ersten Mal ein rumänisches Transparent an einer Gaardener Wand. Es wurde zum Gesprächsthema.

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Einige waren am Mutmaßen und schickten jemanden, um herauszufinden wer nun richtig geraten hat. Ein paar Bulgarinnen prahlten mit den wenigen rumänischen Worten, die sie kannten. Andere ließen sich den Text übersetzten: "Arbeitsmigranten sind keine Menschen 2. Klasse. Gleiche Rechte und gleiche Löhne für alle!"

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Einige wollten wissen, worum es geht. Als wir sagten, wenn es Probleme mit der Arbeit oder Behörden gibt, versuchen wir Solidarität zu organisieren. Da wollte man auch den Flyer haben.

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Ein Afrikaner fragte mich, "was heißt, 'mein Arbeitgeber stiehlt mein Geld'?". Ich: "mein Chef klaut mein Geld." Er: "Haha, verstehe. Meiner auch!"

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Natürlich waren auch wieder Verrückte dabei, aber es gab ne Menge guter Gespäche. Man wollte auch wissen, welche Partei hinter dem Flugblatt oder hinter uns steht. Wo man sich trifft.

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Es war ein erster Schritt und soll weitergehen. Erste Gehversuche sozusagen.
Wir hoffen, andere versuchen ähnliches an anderen Orten. Wir würden gern Erlebnisberichte hier lesen.

Titel: Re: Stadtteilarbeit
Beitrag von: Kuddel am 14:42:24 Di. 25.August 2020
(https://abload.de/img/bmfexkod.jpg) (https://abload.de/image.php?img=bmfexkod.jpg)

(https://abload.de/img/118299132_30982271169hijtl.jpg) (https://abload.de/image.php?img=118299132_30982271169hijtl.jpg)

Die "21" ist die alte Postleitzahl von Bremen-Gröpelingen.
Titel: Re: Stadtteilarbeit
Beitrag von: Kuddel am 12:28:29 Mi. 23.September 2020
Ich kriege hin und wieder etwas mit von der Stadtteilarbeit in verschiedenen Orten.
Sicherlich ist ein Grund für diese Arbeit die Wohnraumpolitik, bzw. -Spekulation. Ein soziales Pulverfaß.
Der andere Grund ist, daß die traditionelle gewerkschaftliche Arbeit, bzw. Betriebspolitik an ihre Grenzen gestoßen ist. Der Arbeitsmarkt wurde so prekarisiert und die Belegschaften so stark aufgebrochen und zerschlagen, daß es mit der Betriebsarbeit (die eh kaum noch stattfindet, man kümmert sich ja lieber um "linke" Themen) nicht mehr klappt. Man braucht zumeist mehrere Jahre, um betrieblichen Widerstand aufzubauen. Bis dahin ist die Belegschaft schon längst ausgetauscht durch Leiharbeit und befristete Verträge. Die Leute schmeißen auch oft hin bei Leiharbeitsunternehmen und fangen dann bei einem anderen wieder an. Und dann sind die Leute letztendlich in einem Karussell, landen immer wieder für eine Zeit in Unternehmen, in denen sie waren. Das einzige was bleibend ist, ist der Wohnort. Der Arbeitsplatz wechselt ständig. Deshalb sollte es ein Versuch sein, den Stadtteil als Konstante im Leben der Menschen zu nehmen, der auch der Ausgangspunkt für Widerstandsstrukturen sein kann.

Es gab einen Hype um die Stadtteilpolitik, doch der scheint vorbei zu sein. Man wartet scheinbar auf das nächste hippe Thema, dem man hinterherlaufen kann.

Es gibt aber noch eine Reihe Stadtteilläden und noch mehr Stadtteil Inis. Als problematisch empfinde ich, daß sie weitgehend Projekte linker Aktivisten sind, die sich nun unter neuem Vorzeichen treffen, doch letztendlich unterscheiden sie sich kaum von anderen Linken Initiativen. Es sitzen wieder die gleichen Leute zusammen. Sie sitzen in ihren Stadtteilläden und warten darauf, daß der Stadtteil zu ihnen kommt.

Meist können sie lange warten. Man kommt nicht auf die Idee, daß man sich selbst im Stadtteil bewegen und da hingehen muß, wo die größten Probleme und Spannungen herrschen. Man darf nicht erwarten, daß dort ein "linkes Bewußtsein" verbreitet ist. Es herrscht dort oftmals ein rauer Ton, es gibt sexistische Sprüche, es gibt auch zwischen Migrantengruppen nationalistische und rassistische Spaltungen. Das ist die Realität heutiger Klassenverhältnisse und entweder lernen wir damit umzugehen, oder wir bleiben politisch wirkungslos.

Zwischen den Menschen im Staddteilladen und den Menschen im Stadtteil gibt es eine unsichtbare Mauer. Sie liegt oft in einem unterschiedlichen Bildungsstand, in unterschiedlichen kulturellen Interessen, man geht auch nicht in die gleichen Kneipen.
Titel: Re: Stadtteilarbeit
Beitrag von: Fritz Linow am 19:37:27 So. 24.Januar 2021
ZitatAm frühen Samstagnachmittag versorgten Aktivist*innen des Nachbarschaftsnetzwerk Gaarden solidarisch gegen Corona - Das Solidaritäts- und Hilfsnetzwerk auf dem Vinetaplatz Anwohner*innen mit kostenlosen OP-Masken und Desinfektionmittel. Zudem wurde die aktuelle Ausgabe der neuen Stadtteilzeitung "Solidarisches Gaarden" verteilt, die bereits im Dezember erschienen ist. Der Bedarf insbesondere an den Masken, die ab Montag verpflichtend beim Einkaufen und im öffentlichen Nahverkehr getragen werden müssen, stellte sich als groß heraus: Bereits nach einer knappen halben Stunde waren sämtliche Hygieneartikel unter die Leute gebracht.

Gestört wurde die kleine Aktion zum Ende hin durch die Hilfspolizei "Kommunaler Ordnungsdienst" (KOD), die ihrem schlechten Ruf alle Ehre machte. Diese war sich nicht zu blöd, eine Genehmigung für das kleine Tischchen zu fordern und dem "Verdacht einer Ordnungswidrigkeit" nachzugehen. Die erhöhte Präsenz von Ordnungskräften und verstärkten Kontrollen im Stadtteil im Namen des Gesundheitsschutzes wurden auf diese Weise ad absurdum geführt und entpuppten sich als bloßes repressives Gebaren. Da die Stadtteilaktivist*innen weder an bürokratischen Diskussionen mit Hilfssherrifs, noch an Personalienfeststellungen interessiert waren, bauten sie die stationäre Präsenz kurzerhand ab und entzogen sich der schikanösen Maßnahme.

Während der "KOD" anschließend die umliegenden Straßen absuchte und den Vinetaplatz bewachte, um gelebte Alltagssolidarität in Pandemie-Zeiten zu unterbinden, konnten die übrigen Exemplare der Zeitung wenig später restlos und störungsfrei in der Elisabethstraße an die Leser*innen gebracht werden.
https://www.facebook.com/RevolutionsstadtKiel/posts/3619540438142235?__tn__=-R
Titel: Re: Stadtteilarbeit
Beitrag von: Kuddel am 10:20:28 Fr. 16.Juli 2021
(https://pbs.twimg.com/media/E6L06IXWEAAGkRd?format=jpg&name=small)
Stadtteilladen in Bremen-Gröpelingen

ZitatWir wollen keinen schönen Stadtteil, wir wollen eine bessere Welt!

Warum wir uns mit anderen Gruppen in anderen Stadtteilen, Städten und Ländern vernetzen und organisieren müssen


Und darum reicht es uns auch nicht, nur in Gröpelingen eine politische Perspektive und widerständige Strukturen aufzubauen. Wir wollen mit revolutionärer Stadtteilarbeit dazu beitragen, dass sich Menschen gegen das kapitalistische, patriarchale und rassistische System zusammentun und für eine bessere Welt streiten. Eine Welt, in der die Bedürfnisse der Menschen mehr zählen als Profitmaximierung, Konkurrenzvorteile und nationale Denke.

Diejenigen, die aus Konkurrenz, aus prekären Arbeitsverhältnissen und rassistischer Spaltung Profit schlagen, sind überregional oder sogar international organisiert. Eine widerständige Struktur in einem Stadtteil ist für sie kein großes Hindernis, da sich Kapital an jede Ecke der Welt verschieben lässt und Menschen fast überall darauf angewiesen sind, unter miesen Bedingungen ihre Arbeitskraft zu verkaufen. Darum brauchen wir revolutionäre Stadtteilgruppen überall im Land, dem Kontinent, der Welt. Erst wenn überall Menschen beginnen, sich zusammenzutun und sich zu wehren, und wenn diese Menschen sich mit denen aus anderen Gegenden organisieren und absprechen, können wir die bestehenden Verhältnisse ernsthaft herausfordern.

Darum sind wir als Solidarisch in Gröpelingen dabei, gemeinsam mit anderen Stadtteilgruppen eine größere Struktur, eine organisierte Bewegung, aufzubauen. Wir sind nicht alleine mit unseren Ideen und unseren Zielen. Wir lassen uns nicht vereinzeln oder spalten. Wir suchen nach gemeinsamen Lösungen und teilen das Wissen, mit dem wir im Kapf gegen Unterdrückung und kapitalistische Ausbeutung Erfolg haben.

Eine Gruppe, mit der wir eng zusammenarbeiten, ist Bergfidel Solidarisch aus Münster. Gemeinsam mit Menschen aus dem Stadtteil organisieren sie sich gegen die LEG, einen Mietkonzern, der, genau wie Vonovia, Deutsche Wohnen und andere, aus dem Grundbedürfnis nach Wohnraum maximalen Profit schlagen will. Und wie in Bergfidel gibt es weitere Gruppen, mit denen wir unsere Kräfte bündeln werden!

Für eine Organisierte Bewegung der revolutionären Stadtteilgruppen, für eine Welt ohne Konkurrenz, Rassismus und patriarchale Strukturen!

(https://forum.chefduzen.de/proxy.php?request=http%3A%2F%2Fsolidarisch-in-groepelingen.de%2Fwp-content%2Fuploads%2F2021%2F07%2FBVHqX26I-1.jpg_large-810x579-1-edited-768x480.jpg&hash=5f882b0ca07b511a0bd27521635692a7704df28f)
http://solidarisch-in-groepelingen.de/wir-wollen-keinen-schoenen-stadtteil-wir-wollen-eine-bessere-welt/
Titel: Re: Stadtteilarbeit
Beitrag von: Kuddel am 12:24:50 Mi. 18.August 2021
ZitatWir wollen keinen schönen Stadtteil, wir wollen eine bessere Welt!

Manchmal muß man den eigenen Stadtteil verlassen.
Z.B. um die Reichen zu besuchen, die auf unsere Kosten leben:
ZitatHamburg: Tausende Linke wollen durch Nobelviertel ziehen

(https://abload.de/img/222296580-scaledydjnk.jpg) (https://abload.de/image.php?img=222296580-scaledydjnk.jpg)

3000 Linke wollen am kommenden Samstag in Hamburg durch Blankenese ziehen. Das teilte das Bündnis ,,Wer hat, der gibt" mit, ein Zusammenschluss verschiedener linker und auch linksradikaler Gruppen. Das Motto der Aktion, die zeitgleich deutschlandweit stattfindet: ,,Holen wir uns, was uns zusteht – laut, schrill, bunt und wild!"


Start in Hamburg ist um 14 Uhr am Erik-Blumenfeld-Platz in Blankenese. Um 19 Uhr soll die Demonstration an der Manteuffelstraße enden – davor wolle man durchs ,,Reichenviertel" ziehen, wie es in einer Pressemitteilung heißt.
https://www.mopo.de/hamburg/polizei/hamburg-3000-linke-wollen-am-wochenende-durch-blankenese-ziehen/?utm_term=Autofeed&dmcid=sm_tw_p&utm_medium=social&utm_source=Twitter#Echobox=1629215231
Titel: Re: Stadtteilarbeit
Beitrag von: NachbarArsch am 14:36:10 Mi. 18.August 2021
Warum jetzt ausgerechnet hier gepostet wird erschließt sich mir nicht. Ich sehe Stadtteilarbeit und so typisch linke Bündniskrisenproteste als einen gegensätzlichen Ansatz.

Unterstützen kann man das natürlich beides. Übrigens nicht nur in Hamburg:

Berlin: Sa., 21.08., 14 Uhr, Urban-Krankenhaus, Am Kanal Kreuzberg

Braunschweig: Sa., 21.08. 14 Uhr, Schlossplatz

Bremen: Sa. 21.08., 12 Uhr, Marktplatz

Erfurt: Sa., 21.98., 14 Uhr,Bahnhofsvorplatz

Dortmund: Sa.21.08., 11-14 UhrReinoldikirche

Hagen: Tanz-Demo 20.08., 18 Uhr Fahrrad-Demo; 21.08., 16 Uhr, Start jeweils Hagen Hbf.

Hamburg: Sa., 21.08., 14 Uhr, S-Bahn Blankenese

Hannover: Sa., 21.08., 14 Uhr, Weißekreuzplatz

Kiel: Sa. 21.08., 14 Uhr, Lessingplatz

Tübingen: Sa, 21.08., 14 Uhr, Holzmarkt

Ulm: Sa, 21.08., 15 Uhr, Münsterplatz

Leipzig: Sa., 21.08., 13 Uhr, Augustusplatz

Wiesbaden: Sa. 21.08., 14:30 Uhr, Kranzplatz

Witten: Sa., 21.08., 11 Uhr,Karl Marx Platz

Würzburg: Sa., 21.08., 14 Uhr, Hauptbahnhof Würzburg

Weitere Infos:
https://werhatdergibt.org/aktionstag2021/ (https://werhatdergibt.org/aktionstag2021/)
Titel: Re: Stadtteilarbeit
Beitrag von: Kuddel am 15:48:58 Mi. 18.August 2021
Ok, ich hatte vergeblich den Thread gesucht, in dem verschiedene Beispiele angeführt wurden, in denen man in die Stadtteile der Reichen gezogen ist.

Ich fand es dann aber auch hier ok, da der MoPo Artikel das "Nobelviertel" bereits in der Überschrift erwähnt. Mir gefiel der Gedanke, daß man sich nicht in den Armutsstadtteilen verschanzen soll, denn so kann man bestenfalls die Selbstverwaltung der Armut erreichen.

Wir müssen den Reichtum der Bonzen angreifen, wenn wir eine bessere Gesellschaft wollen.

Überhaupt ist es gut, über den eigenen Tellerrand zu blicken.
Deshalb hat es mich sehr gefreut, als ich heute mitbekommen habe, daß die Stadtteilini in Bremen Gröpelingen Post von der Landlosenbewegung Brasiliens gekriegt hat:

(https://abload.de/img/236502883_88116828915yqjzi.jpg) (https://abload.de/image.php?img=236502883_88116828915yqjzi.jpg)

(https://abload.de/img/235639755_88116832915z2j7f.jpg) (https://abload.de/image.php?img=235639755_88116832915z2j7f.jpg)

(https://abload.de/img/236608360_88116834582gukzn.jpg) (https://abload.de/image.php?img=236608360_88116834582gukzn.jpg)

https://www.facebook.com/Stadtteilgewerkschaft/?hc_ref=ARSRgvHiwtOQKxyGP-8lFNJqN937UyEqkBFoqPpDH_IM4fYNl1hw_v9-rgD1PXrVD1c&fref=nf&__tn__=kC-R

http://solidarisch-in-groepelingen.de/von-unten-die-welt-veraendern-die-bewegung-der-landlosen-arbeiterinnen-in-brasilien-mst-schickt-gruesse-an-solidarisch-in-groepelingen/
Titel: Re: Stadtteilarbeit
Beitrag von: Fritz Linow am 22:33:34 So. 19.September 2021
Stadtteilfeste sind eine traurige Angelegenheit. Vereine und Hüpfburgen werden unter einen Hut gebracht und dürfen dann zeigen, dass der Stadtteil eine gemeinsame Zukunft hat. Das ganze wird von irgendwelchen Sozialpädagogikschranzen organisiert, die peinlichst darauf achten, dass alle Spaß haben und alles so schön bunt ist hier. Daher ist es für die auch überhaupt kein Problem, sich für die Unterstützung bei dem größten Arschlochvermieter überhaupt, Vonovia, zu bedanken. Das asoziale Gebahren von Vonovia darf gerne im pseudosozialen Miteinander aufgehen.

Vonovia hat in Kiel-Gaarden wesentlich dazu beigetragen, dass die Mietkosten für Neuvermietungen im letzten Jahr um knapp 13 Prozent gestiegen sind. Vonovia vermietet nicht an Migranten, am liebsten nicht an Bulgaren und Rumänen. Vonovia betreibt absichtlich Leerstand. Vonovia hat ein gewichtiges Wörtchen mitzureden, wenn es um die weitere Entwicklung des Wohnungsmarktes geht, schließlich hat die Stadt alle eigenen Wohnungen verkauft und ist nun von den Ärschen abhängig.

Es wäre das mindeste, dass man sich nicht von diesem Drecksverein sponsern lässt. Aber so viel Anstand kann man von den flauschigen Stadtteilmitentwicklern nicht erwarten, meistens auch kein Hirn. Andererseits geht Stadtteilfest auch gegen Vonovia, unterstützt von Vonovia:

(https://abload.de/img/festlichsok0b.png) (https://abload.de/image.php?img=festlichsok0b.png)

Titel: Re: Stadtteilarbeit
Beitrag von: Kuddel am 10:00:20 So. 26.September 2021
(https://abload.de/img/cyj0t.jpg) (https://abload.de/image.php?img=cyj0t.jpg)
Titel: Re: Stadtteilarbeit
Beitrag von: Kuddel am 12:05:50 Do. 14.Oktober 2021
Wenn man es mit der Stadtteilarbeit ernst nimmt, wird man auf Probleme stoßen, auf die wir noch keine Antworten haben.

In armen Stadtteilen haben sich extreme Formen der Ausbeutung entwickelt. Man hat es mit rassistischen Strukturen und Behörden zu tun. Wohnungsbaugesellschaften vermieten ungern an Arme oder Migranten. Es gibt maföse Vermittler, die für das Zustandebringen eines Mietvertrags hohe Gebühren verlangen.

Es habe sich informelle Strukturen der Ausbeutung und Abzocke entwickelt. Diese Ausbeuter und Abzocker sind oftmals selbst migrantisch. Migrantische ehemalige Leiharbeiter haben selbst Leihbuden eröffnet. Einige haben auch Bruchbuden gekauft und vermieten Wohnungen in schlimmen Zustand zu weit überhöhten Preise. Diese "Slum Landlords" treiben unter Androhung von Gewalt die Miete ein.

Es gibt den "Arbeiterstrich". Es werde Leute an Sammelstellen zu Tagelöhnerjobs abgeholt.

Es gibt auch nicht gemeldete Prostitution.

Die Kontrolle dieser Bereiche ist mafiös und gewalttätig. Wer nicht funktioniert oder es wagt, sich zu wehren, wird eingeschüchtert, zusammengeschlagen. Im schlimmsten Falle ermordet.

Es sind üble Strukturen, Rocker, Schläger, gewalttätige Arschlöcher. Wenn wir uns mit extremer Ausbeutung auseinandersetzen, werden wir es irgendwann auch mit diesen Strukturen zu tun bekommen. Auf der anderen Seite haben wir rassistische Bullen und Behörden, die akzeptiert haben, daß die Wirtschaft diese Bedingungen, die Billigstlöhner hervorbringen, erhalten will. Viele Großbaustellen oder Agrarbetriebe  würden ohne die Ex-und Hop Arbeitsmigranten nicht funktionieren.
Titel: Re: Stadtteilarbeit
Beitrag von: Kuddel am 10:38:06 Mo. 18.Oktober 2021
(https://abload.de/img/38jb1.jpg)

In der Nacht von Freitag auf Samstag wurde die Kreuzberger Kneipe ,,Zum Goldenen Hahn" am Heinrichplatz  von Bullen gestürmt. Sie versperrten die Tür und veranstalteten eine Saloon-Schlägerei. Außerdem zertrümmerten sie Teile der Inneneinrichtung. Es gab zwei Festnahmen (bereits entlassen) und mehrere Verletzte.

,,Zum Goldenen Hahn" war während der Proteste gegen die Räumung des Køpi-Wagenplatz Treffpunkt und Erholungsort.

Mit der Solidarität zahlreicher Nachbar:innen konnten die Bullen dann wieder vertrieben werden. Leider musste der Laden dann erstmal dicht machen.

Es wird jetzt mit Soliveranstaltungen Geld gesammelt.
Titel: Re: Stadtteilarbeit
Beitrag von: Kuddel am 12:05:13 Mi. 08.Dezember 2021
Bericht aus Bremen Gröpelingen:

Kleiner Bericht zum Treffen zu den Themen Miete und Jobcenter bei Solidarisch in Gröpelingen

Wir waren in dem Treffen 9 Leute.
Wir haben uns bei diesem Treffen erstmal auf das Thema Jobcenter konzentriert, aber bei weiteren Treffen können auch andere Themen (z.B. Miete) besprochen werden.
Ein nächstes Treffen soll (spätestens) am Dienstag, den 04. Januar um 18 Uhr stattfinden.
Die konkreten Ideen zum Thema Jobcenter werden auch auf der nächsten VV vorgestellt.

Im ersten Teil des Treffens wurde viel aus der Beratung berichtet, vor allem zum Thema Jobcenter.

Im zweiten Teil des Treffens haben wir folgende Ideen für eine Praxis im Stadtteil zum Thema Jobcenter gesammelt:
Titel: Re: Stadtteilarbeit
Beitrag von: Kuddel am 09:13:21 Do. 17.Februar 2022
Zitat(https://abload.de/img/ayjjo.jpg) (https://abload.de/image.php?img=ayjjo.jpg)

Am Sonntag, 13.2. war die erste Vollversammlung in 2022. Über 30 Personen waren da, um sich gemeinsam über die aktuellen Themen und Aktivitäten der Stadtteilgewerkschaft auszutauschen. Wie immer zu viele für unseren kleinen Laden - daher draußen im Zelt.

(https://abload.de/img/xhkww.jpg) (https://abload.de/image.php?img=xhkww.jpg)

Gemeinsam sprachen wir über die Probleme, mit denen Menschen in die Beratung kommen, aber auch über die Bedeutung von Solidarität und der Kraft, die wir haben, wenn wir uns organisieren. Und natürlich feierten wir den Erfolg der Proteste gegen die Kündigung durch voNOvia
Titel: Re: Stadtteilarbeit
Beitrag von: Kuddel am 20:02:48 So. 27.Februar 2022
Solidarisch in Gröpelingen

Die Stadtteilgewerkschaft rief zum Straßenprotest gegen Jobcenter


Jobcenter, es reicht!

(https://abload.de/img/dsc02155i7jru.jpg) (https://abload.de/image.php?img=dsc02155i7jru.jpg)

(https://abload.de/img/dsc02154q5jtb.jpg) (https://abload.de/image.php?img=dsc02154q5jtb.jpg)

Infomaterial in verschiedenen Sprachen

(https://abload.de/img/dsc02143t6jfr.jpg) (https://abload.de/image.php?img=dsc02143t6jfr.jpg)

Soundsystem und Infotisch

(https://abload.de/img/dsc02144e0kwi.jpg) (https://abload.de/image.php?img=dsc02144e0kwi.jpg)

Großes Interesse der Menschen aus dem Stadtteil

(https://abload.de/img/dsc02170j3kt3.jpg) (https://abload.de/image.php?img=dsc02170j3kt3.jpg)

Wichtig für den migrantisch geprägten Stadtteil: Probleme mit dem Ausländerrecht

(https://abload.de/img/dsc02169mskto.jpg) (https://abload.de/image.php?img=dsc02169mskto.jpg)

Weitere Themen der Stadtteilgewerkschaft: Arbeitslosigkeit, Arbeit, Wohnen

(https://abload.de/img/dsc02139mijzr.jpg) (https://abload.de/image.php?img=dsc02139mijzr.jpg)

Kämpferischer Nachwuchs

(https://abload.de/img/dsc02151jgjcj.jpg) (https://abload.de/image.php?img=dsc02151jgjcj.jpg)

Kritischer Blick durch die gelbe Brille

(https://abload.de/img/dsc02152z1k8g.jpg) (https://abload.de/image.php?img=dsc02152z1k8g.jpg)

Die Stadtteilzeitung der Ini

(https://abload.de/img/dsc02127l1krr.jpg) (https://abload.de/image.php?img=dsc02127l1krr.jpg)

Die bremer Initiative gegen Zwangsräumungen hat eine lange Tradition

(https://abload.de/img/dsc02129nrkr8.jpg) (https://abload.de/image.php?img=dsc02129nrkr8.jpg)

Die Behörde zeigt sich neugierig

(https://abload.de/img/dsc02137p9koh.jpg) (https://abload.de/image.php?img=dsc02137p9koh.jpg)

und hat Verstärkung im Hintergrund

(https://abload.de/img/dsc02147kjja0.jpg) (https://abload.de/image.php?img=dsc02147kjja0.jpg)

Es gab Reden in verschiedenen Sprachen

(https://abload.de/img/vic3yjsv.jpg) (https://abload.de/image.php?img=vic3yjsv.jpg)

Es lief zwischendurch immer kämpferische Musik aus aller Welt. Solidarisch in Gröpelingen ist im Stadtteil angekommen. Die Passanten sahen die Straßenaktion als ihr Ding

(https://abload.de/img/nimah3jjj1n.jpg) (https://abload.de/image.php?img=nimah3jjj1n.jpg)]

Die Menschen mit den unterschiedlichsten Hintergründen kamen zusammen durch ihre gemeinsamen Probleme, die sie verbinden

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Das Auge des Gesetzes blieb wachsam

(https://abload.de/img/dsc02156izjnr.jpg) (https://abload.de/image.php?img=dsc02156izjnr.jpg)

Die ganze Zeit über wurden kurze Reden gehalten. Es ging im das Jobcenter. Um die Schikanierung der Erwerbslosen, um den Zwang zur Aufnahme von Arbeit mit unwürdigen Bedingungen und auch dann zu arbeiten, wenn man Krank ist. Ein wichtiges Thema war, daß Beratung nicht genügt. Man muß gemeinsam gegen das System Jobcenter vorgehen

(https://abload.de/img/dsc02157oijhm.jpg) (https://abload.de/image.php?img=dsc02157oijhm.jpg)

Es gab viele Momente, die waren so schön, ich hätte heulen können. Mit der richtigen Vorarbeit kann man die Armen und Ausgebeuteten zusammenbringen

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Ein paar Tage zuvor gab es an dieser Stelle eine Gedenkververanstaltung für das NSU Opfer Mehmet Turgut

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daran haben mehrere hundert Menschen teilgenommen

(https://abload.de/img/dsc02161f1k9r.jpg) (https://abload.de/image.php?img=dsc02161f1k9r.jpg)

Propagandamaterial wird verklebt

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Gemeinsam gegen fiese Vermieter, Spekulanten und Ausbeuter!

(https://abload.de/img/dsc02163q2kv8.jpg) (https://abload.de/image.php?img=dsc02163q2kv8.jpg)

Es gibt mehr zu verkleben

(https://abload.de/img/dsc021654dkvr.jpg) (https://abload.de/image.php?img=dsc021654dkvr.jpg)

Venceremos!

(https://abload.de/img/dsc02166zjjxr.jpg) (https://abload.de/image.php?img=dsc02166zjjxr.jpg)

Soldidarisch in Gröpelingen!

Titel: Re: Stadtteilarbeit
Beitrag von: Kuddel am 16:00:33 Mo. 28.Februar 2022
Hier nochmal der Einladungsflyer, um meinen Bildbericht von der Aktion wieder hochzuholen, denn ich habe ihn erst eben vervollständigt.

(https://abload.de/img/vnk6p.jpg) (https://abload.de/image.php?img=vnk6p.jpg)
Titel: Re: Stadtteilarbeit
Beitrag von: Kuddel am 19:26:24 Mi. 30.März 2022
Solidarisch in Gröpelingen berichtet:

Am Sonntag fand die 5. Vollversammlung der Stadtteilgewerkschaft statt. Diesmal ohne Zelt, sondern draußen unter freiem Himmel und in strahlendem Sonnenschein. Über 30 Personen aus der Beratung und der Nachbarschaft haben an der Versammlung teilgenommen.

(https://abload.de/img/s7ksa.jpg) (https://abload.de/image.php?img=s7ksa.jpg)

Gemeinsam haben wir über unsere Erfahrungen mit dem Jobcenter ausgetauscht und über Ziel und Zweck der Einführung von Hartz IV gesprochen. Wir waren uns einig darin, dass das Jobcenter uns allen nur Stress macht und dazu beiträgt, dass sich Arbeitsbedingungen verschlechtern und Standards gedrückt werden. Im Vordergrund standen die konkreten Probleme einer Familie und die Frage, was wir gemeinsam tun können, damit sie sich gegenüber dem Jobcenter durchsetzen können. Später gab es noch einige Infos zum Arbeitsrecht: was müssen wir wissen und worauf müssen wir achten z.B. in Bezug auf Urlaubsanspruch, Lohnfortzahlung im Krankheitsfall oder auch Kündigungsschutz. Wie immer in mehreren Sprachen übersetzt.

Da es schwierig war, sich draußen mit so vielen Leuten zu verständigen, haben wir diesmal ein Mikro und eine kleine Anlage für unser Treffen benutzt mit dem Effekt, dass einige Nachbar:innen aus ihren Fenstern oder von der gegenüberliegenden Straßenseite zuhören konnten.

Die Versammlung hat uns viel Mut und Hoffnung gegeben. Sie zeigt, dass es möglich ist, solidarische Strukturen von unten aufzubauen. Und dass es möglich ist, dass wir zusammen kommen und uns über alle Spaltungen hinweg gemeinsam organisieren.

Von diesen Momenten der Solidarität und Kollektivität brauchen wir mehr!!
All Power to the People !!

Titel: Re: Stadtteilarbeit
Beitrag von: Kuddel am 20:34:45 Mi. 13.April 2022
Neuerscheinungen ( Aus der Rubrik: Politik & Gesellschaft )
Ein detaillierter Einblick in die Strategie und Praxis sozialrevolutionärer Stadtteilgruppen

(https://www.unrast-verlag.de/images/stories/virtuemart/product/978-3-89771-184-61.jpg)

Vor einigen Jahren ist in der radikalen Linken in Deutschland eine Strategiedebatte darüber entbrannt, wie die politische Arbeit von einer Fokussierung auf die eigene Szene weg und hin zur breiteren Gesellschaft und ihren sozialen Auseinandersetzungen verlagert werden kann. Aus dieser Suchbewegung sind unterschiedliche Stadtteilgruppen hervorgegangen, die versuchen, Profitorientierung, Konkurrenz und Vereinzelung eine solidarische und bedürfnisorientierte Praxis entgegenzusetzen, indem sie in Form von Basisarbeit an die lokalen Lebensbedingungen anknüpfen und entlang von Alltagskonflikten zu einer Politisierung des Stadtteils beitragen. In der aktiven Hinwendung zu den Nachbar*innen unterscheiden sie sich von klassischen Infoläden und linken Szenetreffs, zugleich grenzen sie sich durch den revolutionären Anspruch klar von Sozialarbeit und reformistischen Ansätzen ab. Ihre Organisierungsversuche im Stadtteil erstrecken sich unter anderem auf Miet- und Arbeitskämpfe, Feminismus und Care-Arbeit sowie Antirassismus und verbinden damit auf lokaler Ebene Themen unterschiedlicher sozialer Bewegungen.

Um zu einer Weiterentwicklung dieses Praxisansatzes beizutragen, hat die Gruppe ›Vogliamo tutto‹ fünf dieser Initiativen (aus Hamburg, Bremen, Münster und Berlin) zu ihren bisherigen Erfahrungen und längerfristigen Perspektiven befragt und wollte wissen, wie genau ihre Praxis aussieht, was ihre Strategie ist, was warum gelingt und was nicht.

Die Gespräche liefern reichhaltiges Reflexionsmaterial – sowohl für Aktivist*innen, die eine ähnliche Praxis verfolgen oder planen, als auch für alle, die sich fragen, wie wir zu einer emanzipatorischen Transformation unserer Gesellschaft beitragen können.

ISBN 978-3-89771-184-6
Erscheinungsdatum: April 2022
Seiten: 208

https://www.unrast-verlag.de/neuerscheinungen/sozialrevolutionaere-stadtteilarbeit-detail


Titel: Re: Stadtteilarbeit
Beitrag von: Kuddel am 14:06:10 Mi. 01.Juni 2022
Solidarisch in Gröpelingen auf der Maidemo:

(https://abload.de/img/1mai-1536x1152zsjuf.jpg) (https://abload.de/image.php?img=1mai-1536x1152zsjuf.jpg)

(https://abload.de/img/1mai2-1536x1152zbj4b.jpg) (https://abload.de/image.php?img=1mai2-1536x1152zbj4b.jpg)
Titel: Re: Stadtteilarbeit
Beitrag von: Kuddel am 13:29:38 Mo. 20.Juni 2022
(https://abload.de/img/wgk9e.jpg) (https://abload.de/image.php?img=wgk9e.jpg)
(https://abload.de/img/z9kxc.jpg) (https://abload.de/image.php?img=z9kxc.jpg)
(https://abload.de/img/gzjgt.jpg) (https://abload.de/image.php?img=gzjgt.jpg)
Titel: Re: Stadtteilarbeit
Beitrag von: Kuddel am 11:10:13 Mo. 18.Juli 2022
(https://abload.de/img/dpky0.jpg) (https://abload.de/image.php?img=dpky0.jpg)

40 Personen aus der Beratung + dem Stadtteil haben an unserer 9. Vollversammlung teilgenommen. Es gab einen Input zur Arbeit der Stadtteilgewerkschaft + Beratung + den Erfolgen, zu unseren Aktionen gegen die Preissteigerungen und Diskussionen zu den Problemen im Stadtteil...

(twitter)
Titel: Re: Stadtteilarbeit
Beitrag von: Kuddel am 11:05:26 Mo. 25.Juli 2022
(https://abload.de/img/0fjo3.jpg) (https://abload.de/image.php?img=0fjo3.jpg)

(https://abload.de/img/85j09.jpg) (https://abload.de/image.php?img=85j09.jpg)

"Hier ein paar Fotos von unserem Infostand in Köln Kalk, wo wir mit unseren Nachbar:innen über die Preisexplosion diskutieren konnten und unsere Lieblingszeitung PerspektiveOn verteilt haben."
Titel: Aw: Stadtteilarbeit
Beitrag von: Kuddel am 13:41:41 Fr. 09.September 2022
Solidarisch in Gröpelingen mal wieder im Fernsehen:

https://www.butenunbinnen.de/videos/soziale-folgen-inflation-talk-100.html
Titel: Aw: Stadtteilarbeit
Beitrag von: Kuddel am 13:13:59 Do. 22.September 2022
(https://abload.de/img/fdqmatkxeaat0k9format5if5y.jpg) (https://abload.de/image.php?img=fdqmatkxeaat0k9format5if5y.jpg)
Titel: Aw: Stadtteilarbeit
Beitrag von: Kuddel am 11:29:32 Mo. 26.September 2022
Ein Problem der Stadtteilarbeit ist, daß sie von linken Aktivist:innen ausgeht und eine lange und beharrliche Arbeit braucht, bis man auch Leute jenseits der linken Szene erreicht. Man kann erst dann von echter Stadtteilarbeit sprechen, wenn sich unpolitische und migrantische Menschen aus der Nachbarschaft beteiligen.

Die münsteraner Initiative Berg Fidel Solidarisch ist auf einem guten Weg.

(https://abload.de/img/fidel1ylev3.jpg) (https://abload.de/image.php?img=fidel1ylev3.jpg)

(https://abload.de/img/fidel2zlf24.jpg) (https://abload.de/image.php?img=fidel2zlf24.jpg)

(https://abload.de/img/fidel3yzdc4.jpg) (https://abload.de/image.php?img=fidel3yzdc4.jpg)

Titel: Aw: Stadtteilarbeit
Beitrag von: Kuddel am 14:05:08 Do. 03.November 2022
Hier ein paar Eindrücke von der letzten politischen Bildung in der Stadtteilgewerkschaft.

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Wir organisieren jeden Monat politische Bildungen auf unterschiedlichen Niveau. In den Bildungen eignen wir uns historisches Wissen an, sprechen über die Hintergründe von Solidarisch in Gröpelingen, diskutieren gemeinsam über die Rolle des Jobcenters im Kapitalismus, verbinden die Theorie mit unseren alltäglichen Erfahrungen.

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In der Pause essen wir zusammen, was das Koch Komitee vorbereitet hat.

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Organisierte politische Bildung ist ein elementarer Teil von Basisarbeit. Nur so können wir erreichen, dass sich immer mehr Menschen der strukturellen Ursachen ihrer Probleme bewusst werden und zu Aktivist:innen ausbilden.
Titel: Aw: Stadtteilarbeit
Beitrag von: Kuddel am 12:56:00 Di. 15.November 2022
Ich bin bei den Aktivitäten selten dabei und eher Beobachter aus der Ferne.

Ich bin aber beeindruckt, wie die Stadtteilarbeit sich hier entwickelt. Es ist ein Lernen an praktischen Erfahrungen. Gleichzeitig wird viel diskutiert, um nicht nur eine Erwartungshaltung (nach Beratung) zu befriedigen, sondern um sich politisch weiterzuentwickeln.

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(https://abload.de/img/signal-2022-11-14-094xqi3h.png) (https://abload.de/image.php?img=signal-2022-11-14-094xqi3h.png)

Besonders spannend finde ich, wie man sich auch aus dem Stadtteil herausbewegt, um Arbeitskämfe zu unterstützen.

ZitatAm 13.11.2022 fand wieder eine Vollversammlung der Stadtteilgewerkschaft statt. Trotz Kälte waren viele Leute gekommen. Wie immer wurde die Vollversammlung in verschiedene Sprachen übersetzt, wie arabisch, englisch, bulgarisch. Zu Beginn hat das Küfa Komitee über den aktuellen Stand erzählt und einen kleinen Film über die erste Küfa gezeigt. Die Planungen für die nächste Küche für alle laufen auf Hochtouren. Sie wird am 27.11.2022 stattfinden. Im Anschluss gab es einen Bericht über den geplanten Streik bei Amazon in Bremen Achim.

(https://abload.de/img/signal-2022-11-14-10l6i6o.jpeg) (https://abload.de/image.php?img=signal-2022-11-14-10l6i6o.jpeg)

Da viele Menschen in Gröpelingen bei Amazon arbeiten und Arbeitskämpfe für uns eine wichtige Rolle spielen, haben wir als Stadtteilgewerkschaft zusammen mit Amazon Workers International dazu aufgerufen, am 25.11. aus Bremen gemeinsam nach Achim zu fahren und eine Solidaritäts-Demo vom Bahnhof Achim zum Werk von Amazon zu machen. Einige der Anwesenden der Vollversammlungen haben selbst bei Amazon gearbeitet. Auf der VV gab es den Beschluss gemeinsam an der Demo teilzunehmen.
ZitatDas Hauptthema war wie immer die Frage, wie wir unsren Protest gegen die steigenden Kreise und die Versuche, die Krisen auf unseren Rücken abzuwälzen in Gröpelingen weiter führen können. Aus den Diskussionen entstand die Idee am 17.12. eine Demo in Gröpelingen zu organisieren. In Kleingruppen haben wir dann weitere Ideen zur Gestaltung und Mobilisierung für die Demo zusammen getragen.

Am Ende gab es wie immer leckeres Essen und Zeit für Austausch und Gespräche.

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ZitatEin Höhepunkt der Vollversammlung war diesmal eine Live Schalte zur Vollversammlung unserer Genoss*innen nach Berg Fidel in Münster. Die gegenseitigen Grüße haben uns gestärkt und einen Eindruck davon gegeben, wie eine überregionale Stadtteilbasisbewegung sich anfühlen könnte.

(https://abload.de/img/signal-2022-11-14-094ois5.jpeg) (https://abload.de/image.php?img=signal-2022-11-14-094ois5.jpeg)
(Berg Fildel Solidarisch, Münster)
Titel: Aw: Stadtteilarbeit
Beitrag von: Kuddel am 15:53:07 Mo. 06.Februar 2023
Stadtteilarbeit: Gespräch mit Berg Fidel Solidarisch

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Stadtteilarbeit ist eine relativ neue Strategie, die in ausserparlamentarischen linken Bewegungen auf grosses Interesse stösst. Im folgenden Text berichtet die Organisation «Berg Fidel Solidarisch» von ihren Erfahrungen und klärt einige offenen Fragen.

Aus der «linken Bubble» ausbrechen und die Menschen dort erreichen, wo sie leben – das ist der Ansatz der «Stadtteilarbeit», auch «Basisorganisierung» genannt. Die Idee ist, sich auf einen bestimmten Stadtteil, auf ein Quartier, zu konzentrieren und dort aktiv zu werden, wo verschiedene Unterdrückungsmechanismen in der Lebensrealität der Menschen aufeinandertreffen: Armut, hohe Mieten, Gentrifizierung, feministische Kämpfe, Probleme am Arbeitsplatz oder mit Ämtern.

Mit Haustürgesprächen und an Ständen können Kontakte hergestellt und herausgefunden werden, was die Anliegen der Stadtteilbewohner*innen sind. Das Ziel ist, dass daraus regelmässige Treffen und selbstorganisierte Strukturen entstehen, mit denen die Menschen im Quartier ihre Situation konkret verbessern können. Dahinter steht aber auch eine übergreifende Perspektive: dass aus den vielerorts aufkommenden Lokalgruppen eine grosse Bewegung wird, die eine «Gegenmacht von unten» darstellt – eine revolutionäre Perspektive, die grosse Ähnlichkeiten mit Kommunalismus/Munizipalismus, den Zapatistas oder auch Rätekommunismus aufweist.

In letzter Zeit bilden sich immer mehr Gruppen, die einen solchen Ansatz verfolgen. 2016 fand in Münster die Strategiekonferenz «Lasst uns reden» statt, 2017 in Berlin der Kongress «Selber machen». In der Schweiz hat sich in Basel «Kleinbasel Solidarisch» gegründet und auch in anderen Städten wird über das Thema diskutiert. Vor allem dank dem Buch «Revolutionäre Stadtteilarbeit» (2022) sind breitere Kreise auf die Stadtteilarbeit aufmerksam geworden.

Auch Berg Fidel Solidarisch gibt in dem Buch ein Interview. So ist z. B. zu erfahren, dass sie gemeinsam mit Mieter*innen für bessere Wohnbedingungen kämpfen – gegen LEG, den zweitgrössen Immobilionkonzern Deutschlands – und dass sie unter anderem eine feministische Arbeitsgruppe aufgebaut haben. Nach der Lektüre des lesenswerten Buches beiben trotzdem einige praktische und theoretische Fragen offen. Wir haben versucht, diese in einem Gespräch mit einem Aktivisten von «Berg Fidel Solidarisch» in Münster zu beantworten.

Was war der Auslöser – konkrete Probleme im Stadtteil oder eine übergeordnete Strategie?

«Wir haben nach Wegen gesucht, wie wir ander Politik machen können», erzählt Jan. Er kommt aus der radikalen Linken, die 2016 Teil der Strategiediskussion in Münster war, seitdem sind einige Aktive zu der Initiative gestossen, sowohl aus der Linken als auch aus dem Stadtteil selbst. Die Initiative «Berg Fidel Solidarisch» ist also nicht wegen konkreter Problme vor Ort entstanden. Der Ausgangspunkt war vielmehr ein strategischer Gedanke. Und es sei kein Zufall gewesen, dass sich die Gruppe genau zu diesem Zeitpunkt gebildet habe, fügt Jan hinzu: «Die Revolution in Rojava war ein Bezugspunkt.» Über die Thematik Rojava seien sie übrigens auch mit Bookchin und Kommunalismus in Berührung gekommen, fügt er hinzu.

Ist es denn «authentisch», wenn Aktivist*innen von aussen in ein Quartier gehen und den Bewohner*innen sagen, wie sie «Selbstorganisation machen» können?

Jan antwortet auf diese Frage, dass die neue Gesellschaft halt nicht von alleine kommt, sondern dass man daran arbeiten muss. Das kapitalistische System verhindere dies durch Individualismus, Vereinzelung und Konkurrenz. Zudem ist das «Aussen» eine Illusion: «Uns verbindet das Bedürfnis nach einer anderen Art zu Leben und uns verbinden auch die Erniedrigungen im kapitalistischen System. Das bedeutet nicht, dass wir alle gleich sind, aber diese Gemeinsamkeiten sind stark.»

Das Argument, dass eine bestimmte Form von Aktivismus «nicht authentisch» sei, komme oft. Jan entkräftet es mit dem Verweis auf den demokratischen Anspruch: Es gehe ja darum, die Leute demokratisch einzubinden. «Dazu müssen wir zuerst Räume eröffnen, wo Demokratie stattfinden kann.»

«Von unten» ist für Berg Fidel Solidarisch eine zentrale Formel: «Wir schauen, welche Themen und welche Ängste da sind. Wir sehen, wo die Interessen liegen, und bringen die Leute zusammen», so Jan. «Immer mit einer solidarischen und klassenkämpferischen Ausrichtung.»

Als sich die Aktivist*innen entschlossen haben, ihre Kräfte auf einen Stadtteil zu konzentrieren, suchten sie sich bewusst Berg Fidel aus. Die Frage «Wo sind die Leute, die das grösste Interesse an Veränderung haben?» stand hinter dieser Entscheidung. Bei Befragungen an Infoständen und beim «Haustürklingeln» erfuhren sie, was die Leute beschäftigt, etwa Probleme mit dem Arbeitsamt, die Mieten, Armut, Vereinzelung, aber auch die Sinnhaftigkeit im Leben. Daraus entwickelten sich verschiedene Praxen, etwa der Kampf gegen die LEG. «Oder manche brauchen einfach ein gemeinsames Frühstück, um miteinander in Kontakt zu kommen, fügt Jan hinzu.

Auf einer anderen Ebene war der Entscheid für Berg Fidel auch ein strategischer. Da die Aktivist*innen zahlenmässig nicht gross waren, wollte sie da anfangen, wo es am erfolgversprechendsten war. Wenn die Bewegung dann wächst, können auch andere Orte und Zielgruppen in Betracht gezogen werden. «Wenn wir hier Erfahrungen und Erfolge sammeln, können wir auch anderswo selbstbewusster auftreten», sagt Jan.

Zur Organisationsform


Organisatorisch ist Berg Fidel Solidarisch schon ein bisschen weiter als zur Zeit, als sie für das Buch interviewt wurden. Es wurden verschiedene Ebenen der Beteiligung geschaffen, die berücksichtigen, dass Leute, die arbeiten müssen oder Familie haben, nicht an jedes Treffen kommen können, und andere, wie Studierende oder Arbeitslose, mehr Zeit haben.

Strukturell ist Berg Fidel wie folgt aufgestellt:

    Entwicklungstreffen alle zwei Wochen (für die Initiativekräfte)
    Aktiventreffen alle zwei Wochen (für die Aktiven)
    mehrere Kommissionen
    regelmässige Vollversammlung

Grosse Themen werden bei der Vollversammlung gemeinsam besprochen, es ist aber nicht der Anspruch, dass alles von allen mitentschieden werden muss. Daher ist es wichtig einen gemeinsamen inhaltlichen Rahmen zu haben, innerhalb dessen dann Entscheidungen getroffen werden können.

Wie geht ihr mit Rassismus, Sexismus usw. in euren eigenen Reihen und im weiteren Umfeld um?

In den Grundsätzen stehe drin, dass gewisses Verhalten nicht akzeptiert wird. Darauf könne verwiesen werden, um Leute im Zweifel auszuschliessen. «Wir versuchen aber, das möglichst selten anzuwenden und die Leute zu integrieren und eine Veränderung anzustossen», erzählt Jan. «Natürlich können wir aber kein Verhalten akzeptieren, welches andere ausschliesst.» Es sei aber ein Spannungsfeld, in dem sich die Praxis noch entwickle und wo es noch keine mustergültige Lösung gebe. Bei Haustürgesprächen sei es enfacher, eine Linie zu ziehen: «Wenn sie z. B. rechte Sachen äussern, laden wir die nicht an ein Treffen ein.»

Welche Beziehung habt ihr zu Arbeitskämpfen und anderen sozialen Bewegungen?

Berg Fidel Solidarisch versucht aktiv, mit anderen Bewegungen Kontakte zu knüpfen. Das betrifft auch Arbeitskämpfe: Beispielsweise haben sie mit LEG-Arbeiter*innen eine Aktion durchgeführt und sich mit Streikenden im Uni-Klinikum solidarisiert. Jan sieht keine Trennung zwischen Arbeitskämpfen und Stadtteilarbeit: «Hier leben die Leute als ganzheitliche Menschen – sie sind Arbeiter*innen, aber auch Mieter*innen, migrantische Personen, Deutsche und immer mehr als nur dies. Die Idee ist, diese diversen Perspektiven zu verknüpfen, um so zu einer umfassenderen Systemkritik zu kommen und zu einer Vision, in der wir alle Platz haben.»

Ausserdem setzt sich Berg Fidel Solidarisch dafür ein, dass die Stadtteilarbeit als Bewegung insgesamt wächst: «Wir wollen mehr werden!» Es gehe nicht nur um den Stadtteil, sondern darum, eine Bewegung aufzubauen. Unter anderem bestehen intensive Kontakte zu «Solidarisch in Gröpelingen» in Bremen.

Besteht die Gefahr, dass Stadtteilarbeit von Parteien vereinnahmt wird?

Viele Parteien und Politiker haben bereits den Kontakt zu der Initiative gesucht. «Wir sind da immer sehr vorsichtig und haben in unseren Grundsätzen klar dass wir unabhängig von Parteien sind», bemerkt Jan. «Zu Beginn unserer Arbeit hatten einige aus der Nachbarschaft noch ein positives Bild von Parteien, aber es war dann eine wichtige Erfahrung zu sehen, dass sie auf eine andere Weise Politik machen als wir.»

Stadtteilarbeit sei nicht eine einmalige Kampagne, deshalb falle es auf, wenn Politiker*innen zwei Mal kämen – besonders vor den Wahlen – und dann nicht mehr. «Wir sind immer noch da – wir funktionieren nach einer eigenen Logik, und das überzeugt die Leute.»

Wie findet ihr Motivation für eure Arbeit?

Eine Demo zu organisieren führt zu anderen Erfolgserlebnissen, als Stadtteilarbeit zu machen, die oft nach einer anderen Logik funktioniert. Aber es gibt viele kleine Erfolge: «Es ist wichtig zu merken was es für Leute bedeutet, mit ihren Problemen nicht alleine zu bleiben und zu merken dass andere die selben Probleme haben. Und wenn es uns gelingt, dass wir Interessen gegen z. B. die Vermieter durchsetzen können, dann sind das wichtige Erfolge. Das schafft nicht den Kapitalismus ab, aber wir erfahren darin unsere eigene kollektive Macht und durchbrechen die Hoffnungslosigkeit».

Ganz wichtig sei der Prozess der Subjektivierung, also dass die Leute für sich einstehen – und das auch solidarisch weitergeben. «Das gibt uns Kraft und Hoffnung.» Letztlich sei es das: Beziehungen aufbauen.

Bei den aktuellen Preissteigerungen hat sich gezeigt, dass die Formen klassischer Bewegungen nicht in der Lage sind, angemessen darauf zu reagieren. Berg Fidel Solidarisch führte zu diesem Thema eine Versammlung durch, zu der 80 Personen kamen. Laut Jan hat sich an dem Anlass eine gute Dynamik entwickelt, sodass manche Leute zum ersten Mal über das Thema reden konnten und aus subjektiver Position gesagt haben: «Das ist nicht gerecht!» Die Preissteigerung werden auch weiterhin ein heisses Thema bleiben; unter anderem stehen in Deutschland grosse Tarifrunden an, bei denen es um 10 bis 15% mehr Lohn geht.

Zum Schluss eine provokative Frage: Bringt Stadtteilarbeit überhaupt etwas für die Revolution?

«Das muss sich zeigen», äussert sich Jan dazu: «Mit Blick auf die Revolution gibt es keine Gewissheit».

Aber: Berg Fidel Solidarisch ist jetzt seit vier bis fünf Jahren daran, diese Bewegung aufzubauen und die bisherigen Erfahrungen sind vielversprechend und geben Motivation, dass es funktionieren könnte. «Es ist immernoch ein Experimentieren, aber im Stadtteil merken wir unser Wirken: Wir sind mehr geworden und relativ gut verankert. Wir haben gemeinsam wichtige Erfahrungen gemacht und viele haben sich politisiert, das sind für uns Erfolge», so Jan.

Bei der Stadtteilarbeit gehe es immer auch darum, dass durch die einzelnen Aktivitäten die Bewegung insgesamt wächst. Das zeigt sich auch in den entstehenden überregionalen Strukturen, wie z. B. dem Austausch mit Bremen.

«Die Frage ist auch, wie verstehen wir Revolution? Welches Bild haben wir von ihr?», schiebt Jan nach. Wenn das Ziel sei, mit einer kleinen Gruppe die Macht zu übernehmen, dann brauche es keine Stadtteilarbeit. «Wenn wir aber sagen, wir wollen eine Gesellschaft von unten, dann müssen die Leute Erfahrung sammeln mit Selbstverwaltung und Organisation. Dann ist zentral, was wir machen.»

Fest steht: Die Gesellschaft kann nicht in einem einzelnen Stadtteil verändert werden. Aber die Stadtteilgruppen können sich vernetzen, Bildungsstrukturen schaffen und Erfahrungen weitergeben, damit nicht alle von Null anfangen müssen.

https://netzwerkkommunalismus.wordpress.com/2023/02/05/stadtteilarbeit-gesprach-mit-berg-fidel-solidarisch/

(Da findet man weitere Links.)
Titel: Aw: Stadtteilarbeit
Beitrag von: Kuddel am 16:44:24 Mo. 06.Februar 2023
Perspektive Solidarität Kiel

Im Februar wieder einiges los im Stadtteilladen Anni Wadle. Neben offener Laden, Küche für alle & solidarische Beratung bei Ärger mit Jobcenter & Vermietern gibt es am 13.02. VA mit Mieterini aus Münster zu Kämpfen gegen LEG-Immobilien.

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https://stadtteilladen.gaarden.net/
Titel: Aw: Stadtteilarbeit
Beitrag von: Kuddel am 19:54:24 Do. 16.Februar 2023
(https://solidarisch-in-groepelingen.de/wp-content/uploads/2023/02/PeoplePowerSolidaritaet-1-1536x584.jpeg)

In Bremen Gröpelingen trägt die stete Arbeit im Stadtteil Früchte:

Ein paar Bilder von der Protestaktion am letzten Wochenende. Die beiden Filmchen darüber sollte man sich ansehen!

https://solidarisch-in-groepelingen.de/genug-ist-genug-fuer-eine-gerechte-gesellschaft-auf-die-strasse-gehen-filme-fotos/
Titel: Aw: Stadtteilarbeit
Beitrag von: Kuddel am 21:51:17 Di. 21.Februar 2023
Man muß nicht immer von Bremen und Münster berichten (und vielleicht noch Berlin), bei der Stadtteilarbeit und Mieterarbeit wird es auch in Kiel wieder lebendiger.

Der Miethai LEG, nicht minder bösartig wie Vonovia, bewegt die Mieter aus ihren Wohnungen, um gemeinsam eine Gegenwehr zu diskutieren.

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Kieler Sprotte frisst Miethai!
Gestern wieder einiges los beim 3. Treffen der Initiative LEG-Mieter*innen wehren sich in Gaarden. U.a. wurden Pressekonferenz zur Veröffentlichung eines offenen Briefs & Aktion zum Ortsbeirat am 8.3. geplant, bei dem LEG anwesend sein wird.

Titel: Aw: Stadtteilarbeit
Beitrag von: Kuddel am 18:29:51 Mo. 27.Februar 2023
Vor Jahren hatten einige prophezeiht, die Stadtteilarbeit sei ein kurzfristiger Trend von Linksradikalen, bis etwas anderes hip ist und die nächste Sau durchs Dorf getrieben wird. Das mag vielleicht für die eine oder andere Initiative gelten, aber nicht für die in Gröpelingen.

Mit Geduld und Spucke baut man eine widerständige Community auf:

https://twitter.com/soli_groepel/status/1630234322077614080
Titel: Aw: Stadtteilarbeit
Beitrag von: Kuddel am 16:03:29 Do. 02.März 2023
https://twitter.com/PerspektiveK/status/1631001619998408707
Titel: Aw: Stadtteilarbeit
Beitrag von: Kuddel am 14:43:13 Do. 20.April 2023
ZitatSoziale Bewegung
Gemeinschaft statt Mitgliedsbeitrag

Die 2017 gegründete Stadtteilgewerkschaft ,,Solidarisch in Gröpelingen" wächst und hilft


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Lindenhof. Am Donnerstag nach Ostern wäre es beinahe laut geworden vor der Bremer Jobcenter-Zentrale an der Utbremer Straße. Transparente, Trillerpfeifen und Kochtöpfe lagen sozusagen schon bereit: Die Stadtteilgewerkschaft ,,Solidarisch in Gröpelingen" hatte zu einer Kundgebung mobilisiert, weil einer vierköpfigen Gröpelinger Familie die Zwangsräumung drohte. Die Eltern und ihre beiden Kleinkinder seien in diese Notsituation geraten, weil das Jobcenter Zahlungen verzögert habe, schildern Sabine Zimmer und Olaf Weidner von der Stadtteilgewerkschaft. Würden die Schulden nicht bis zum 20. April beglichen, werde die Wohnung zwangsgeräumt, war der im Februar zugestellten Räumungsklage zu entnehmen.

Die Stadtteilgewerkschaft hatte daraufhin das Sozialgericht eingeschaltet, um dort eine einstweilige Verfügung zu erwirken. Per Eilverfahren wollte sie das Jobcenter dazu bewegen, der Familie ein Darlehen zur Begleichung der Mietrückstände zu gewähren. Das Jobcenter habe daraufhin abermals viel Zeit verstreichen lassen, schildern Zimmer und Weidner, obwohl es bei drohender Wohnungslosigkeit verpflichtet sei, Mietrückstände zu übernehmen.

Immer wieder seien jedoch weitere Unterlagen angefordert worden. Unter anderem eine vom Vermieter unterschriebene Erklärung, in der der Familie bescheinigt werde, dass sie nach der Begleichung der Mietrückstände in der Wohnung bleiben könne. Dabei sei eine solche Zustimmung des Vermieters laut BGB bei einer fristlosen Kündigung –  wie in diesem Fall  – gar nicht notwendig, kritisieren Zimmer und Weidner.

Die Gröpelinger Familie sei dabei kein Einzelfall, sagt Zimmer. Das Jobcenter verlange bei fristlosen Kündigungen regelmäßig vom Vermieter unterschriebene Bescheinigungen: ,,Dabei entspricht diese Praxis nicht der geltenden Rechtsprechung. Aber was machst du, wenn du die Sprache nicht sprichst und deine Rechte nicht kennst?"

Im aktuellen Fall hatte sich die Familie an die Stadtteilgewerkschaft gewandt –  und die entschied zehn Tage vor Ablauf der Frist, auf die Straße zu gehen und die Jobcenter-Geschäftsführung direkt auf den Fall anzusprechen. ,,Es war ein sehr hoher Druck da, wir mobilisieren ja nicht zum Spaß", sagt Zimmer. Zwei Tage vor der angekündigten Demonstration habe sich das Blatt dann schließlich doch noch gewendet: ,,Innerhalb von fünf Stunden hat das Jobcenter Kontakt aufgenommen und wir haben die angekündigte Aktion schließlich zurückgezogen", so Weidner.

Ihm zufolge gibt es mittlerweile viele Fälle, in denen die 2017 gegründete Stadtteilgewerkschaft helfen konnte: ,,Wir beraten zu Aufenthalt, Miete, Jobcenter oder Arbeit und gewinnen auch viel vor Gericht." Geld verlange die Gruppe für derlei Unterstützung nicht, die Mitgliedschaft bei der Stadtteilgewerkschaft beruhe vielmehr auf etwas anderem: Solidarität. Denn, so Weidner: ,,Es gibt in unserer Gesellschaft viel Gegeneinander. Die Solidarität ist verloren gegangen."

Das möchten Zimmer, Weidner und ihre Mitstreiter bei ,,Solidarisch in Gröpelingen" ändern und gemeinsam mit möglichst vielen anderen Menschen für eine gerechtere Gesellschaft kämpfen. Für sie ist dies eine Gesellschaft ohne Armut und Diskriminierung und mit bezahlbarem Wohnraum für alle, in der Gleichberechtigung herrscht, alle Menschen Zugang zu einer angemessenen Gesundheitsversorgung und genügend Freizeit haben und direkt über Wirtschaft und Politik mitbestimmen können: ,,Wir wollen eine organisierte Stadtteilbewegung, die Macht von unten aufbaut. Eine Bewegung vieler Stadtteile, die gemeinsam für eine solidarische Gesellschaft kämpft." Auch überregional ist die Gruppe mit anderen Initiativen in Kontakt.

Die Stadtteilgewerkschaft ist unter anderem gegen überhöhte Nebenkostenabrechnungen und unzumutbare Wohnverhältnisse bei der Vonovia auf die Straße gegangen, im Februar demonstrierte sie gegen steigende Preise. Regelmäßig tauschen sich ihre Mitglieder bei Vollversammlungen miteinander aus und diskutieren im Zuge von Bildungsveranstaltungen über wechselnde politische Themen.

Im Büro der Stadtteilgewerkschaft an der Liegnitzstraße  12 wird aber auch immer mal gemeinsam gekocht. Die Beratung werde gut genutzt: fast täglich kämen mittlerweile Menschen, die nicht wissen, wie sie ihre Kinder noch ernähren sollen. Viele, die dort aufgrund persönlicher Probleme Hilfe gesucht hätten und ursprünglich nicht etwa mit dem Ziel gekommen seien, die Gesellschaft zu verändern, engagieren sich Zimmer und Weidner zufolge mittlerweile selbst bei der Stadtteilgewerkschaft.

,,Am Anfang waren wir eine kleine Gruppe von weißen akademisch geprägten Menschen. Das ist mittlerweile ganz anders." So seien inzwischen etwa 90 Prozent der Mitglieder nicht deutschstämmig und bei Treffen und Veranstaltungen werde jeweils in mehreren Sprachen kommuniziert. Das Besondere: Für manche Mitglieder fühle sich die Stadtteilgewerkschaft dabei wie eine Familie an, und zwar über die Grenzen der verschiedenen Communities hinweg. Das Alter der Mitglieder variiere dabei von Anfang 20 bis Mitte 70, erzählt Weidner: ,,Oft zeigen sich linke Projekte ja als sehr jung. Das haben wir auflösen können." Nähere Infos unter www.solidarisch-in-groepelingen.de.
https://www.weser-kurier.de/bremen/stadtteil-groepelingen/initiative-in-bremen-groepelingen-kaempft-fuer-gerechtere-gesellschaft-doc7pu8rqjy18ju3fx0mob
Titel: Aw: Stadtteilarbeit
Beitrag von: Kuddel am 18:39:34 Mo. 01.Mai 2023
Straßenfest in Kiel-Gaarden am 1.Mai

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Dosenwerfen

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Diesmal trifft er!

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Wohnungen, Spekulanten, Renovierung, Mietpreise... Dauerthemen in Gaarden.

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Nachdem der alte Laden "Li(e)ber Anders" verloren wurde, gibt es hier nun den Annie Wadle Stadtteilladen als Anlaufpunkt.

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Gaarden relaxed.

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Die Stadtteilzeitung

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Titel: Aw: Stadtteilarbeit
Beitrag von: Kuddel am 09:34:48 Mo. 19.Juni 2023
Zitat(https://abload.de/img/fy922m1wwaavfj2formatehfjm.jpg) (https://abload.de/image.php?img=fy922m1wwaavfj2formatehfjm.jpg)

Mehr als 60 Mitglieder + Kinder waren heute bei unserer gemeinsam vorbereiteten Küfa. Die Stimmung war super. Neben leckeren Essen gab es viele Gespräche.

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Wir sind selber jedes Mal wieder überrascht, wie die Stadtteilgewerkschaft wächst. Wie sich die einzelnen Menschen aus den Communities kennenlernen, ins Gespräch kommen und feststellen, dass ihre Probleme sehr ähnlich sind.

Wie immer hatten wir eine Kinderbetreuung, die viel dazu beiträgt an der Küfa oder anderen Versammlungen überhaupt teilnehmen zu können.

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Bei der Küfa steht der Aufbau sozialer Beziehungen im Vordergrund. Hier treffen sich Mitglieder aus der Beratung, der Vollversammlung, den Komitees und dem Aktiventreffen.

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via twitter
Titel: Aw: Stadtteilarbeit
Beitrag von: Kuddel am 15:26:04 Mi. 21.Juni 2023
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Gestern war ich (leider nur kurz) bei dieser Veranstaltung. Sie fand nicht in Gröpelingen, sondern in der Bremer Neustadt statt, ein eher alternativer Stadtteil. Das Kulturzentrum des Kukoon hat in einem Park eine Bühne, Zeltdächer und einen Thresen aufgestellt für (Halb-)Openair Veranstaltungen. Ideal an einem Sommerabend.

Es waren viele gekommen, mindestens 100, vieleicht 150. Alterstechnisch total gemischt, von Jugendlichen bis Altfreaks/Rentnern. Mein Eindruck war "linksalternativ", Leute aus irgendwelchen linken Zusammenhängen, aber mehr Menschen, die sich Gedanken machen über den Zustand der Welt und Widerstandsmöglichken machen, aber nirgendwo "organisiert" sind oder waren. Es waren aber kaum Migranten darunter, wenn man die abrechnet, die zu den Aktivistinnen der Gröpelinger  Stadtteilgewerkschaft abzieht.

Es ging um das Buch der Gruppe Vogliamo tutto https://vogliamotutto.noblogs.org/ und die unterschiedlichen Erfahrungen mit der Stadtteilarbeit.

Auch auf der Bühne waren keine Migrant:innen dabei, obwohl 80% bei Solidarisch in Gröpelingen (SiG) nicht Deutsch sind.

Ich empfand die Einleitung von Vogliamo tutto etwas sperrig und bin nicht so sicher ob ich allem so beipflichte. Dort wurde die "Bewegung" der Stadteilinitiativen als Ergebnis einer zweijährigen Debatte in der radikalen Linken beschrieben. Man suchte einen Ausweg aus dem linken Ghetto, aus Kampagnen- Szene- und Eventpolitik. Das Wort "revolutionär" fiel oft.

Bei SiG wurde es praxisnah. Es wurde berichtet von der Mobilisierung im Zusammenhang mit dem Kampf gegen Vonovia. Große Treffen und Veranstaltungen, Demos und Aktionen. Es gab auch Erfolge, doch die Auseinandersetzungen wurden meist individuell geführt. Widersprüche, Neuberechnungen der Nebenkosten. Es fand eine Mobilisierung statt, doch die Organisierung blieb aus. Von den Mietern blieb keiner bei SiG aktiv.

Mir imponiert die selbstkritische Arbeitsweise von SiG. Man hat antikapitalistische Ziele und fragt sich dabei, was es bringt, einfach individuell zu beraten und Menschen zu helfen. Die haben dann ihr Problem gelöst, haben weniger Streß bei der Arbeit oder zahlen weniger Miete, verschwinden wieder und wählen weiter AKP oder AfD.

Man betrachtet die Erfahrungen mit Selbstorganisierung und Stadtteilarbeit, die sich als Folge von Massenprotesten und Aufstandsbewegungen(Griechenland, Lateinamerika...) entwickelt haben. Bildungsarbeit und der Austausch mit ähnlichen Initiativen ist wichtig.

Die Beratungsarbeit boomt bei SiG. Wohnen, Aufenthaltsrecht und Jobcenter sind die wichtigsten Themen. Wird 3x die Woche angeboten. Hier entwickeln sich die Kontakte. Den Leuten wird erklärt, daß es keine Service Dienstleistung ist. Die Indiduellen Probleme haben oft gesellschaftliche Ursachen. Die müssen gemeinsam angegangen werden. Den Leuten wird Mitgliedschaft und gemeinsame Aktivitäten (Protestaktionen) angeboten. Besonders erfolgreich ist die "KÜFA" (Küche für alle), in der gemeinsam Essen vorbereitet wird für ein großes kostenloses Essen im Stadtteil. Nicht nur Übersetzer:innen, sondern auch Kinderbetreuung sind entscheidend für das Gelingen solcher Veranstaltungen. So wurden sie wirklich zu eine wachsenden Organisation aktiver Mitstreiter:innen.

Es wurde beschrieben, wie der etwas ausgelutschte Begriff der "Selbstermächtigung" mit Inhalt gefüllt wird, wenn Menschen zum 1. Mal in ihrem Leben demonstrieren oder eine Rede vor anderen Leuten halten. Das passierte bei den Protestaktionen gegen hohe Preise oder gegen das Jobcenter.

Gerade die Jobcenterproteste waren der Renner. Da ging es nicht um individuelle Problemlösung, sondern um ein kollektives Vorgehen gegen eine bösartige Institution. Die JC Verwaltung traut sich nicht heraus zu den Protesten. Normalerweise haben die "Kunden" Angst vor der Instituion. Jetzt hat man den Spieß umgedreht und der Apparat fürchtet sich vor den Menschen da draußen.

Das hat so gut funktioniert, daß Erwerbslose nur zu sagen brauchen, daß sie von SiG kommen, dann werden sie anders behandelt, plötzlich bekommen sie Termine, die vorher unmöglich waren oder Probleme werden schneller gelöst.

Diese Anekdote bekam spontanen Applaus vom Publikum.

Ich mußte dann leider wieder los, bevor es spannend wurde. Es ist auch schade, daß ich die Diskussion mit dem Publikum verpaßt habe... 
Titel: Aw: Stadtteilarbeit
Beitrag von: Kuddel am 20:43:08 Di. 25.Juli 2023
Die Diskussion ging auch anderswo weiter.

In Kiel nahm man sich die Texte im Anni Wadle Stadtteilladen vor, die solidarisch´in Gröpelingen über ihre Erfahrungen formuliert haben.

Auch in dieser Runde war ich nicht selbst dabei. Ich finde es aber wichtig, daß man bei politischer Arbeit mal inne hält und sich fragt, was man eigentlich macht. Es kann hilfreich sein, die eigenen Erfahrungen mit denen anderer zu vergleichen.

Ich finde es durchaus berechtigt, die eigene Arbeit radikal zu hinterfragen. Man macht etwas, weil man helfen möchte, weil man etwas sinnvoll findet... und erstickt dann in diesem politischen Alltag und man vergißt zu fragen, wohin das eigentlich führt.

Die Spannbreite liegt bei abgehobener linker Politarbeit, die an den Menschen, ihren Bedürnissen und ihrem Alltag vorbeigeht und reicht zu aufopfernder individueller Hilfe, die nichts weiter als unbezahlte Sozialarbeit ist. Die Bremer kommentierten diese Erfahrung etwas zerknirscht so: "Da kümmert man sich, sorgt dafür, daß Leute ihr Problem mit Vonovia oder dem Jobcenter geköst kriegen, die sagen dann 'Dankeschön', verschwinden wieder und wählen die AfD."

Aus solchen Erfahrungen wurden einzelne Projekte beerdigt. Man versucht es mit neuen Ansätzen. 
Titel: Aw: Stadtteilarbeit
Beitrag von: Kuddel am 18:39:54 Di. 01.August 2023
Als Ankundigung etwas spät, die Veranstaltung beginnt in einer halben Stunde.

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Wegen der aktuellen Wetterlage wird die Veranstaltung vom Kukoon im Park (Leibnizplatzpark Neustadtswallanlagen) in die Räume des Kukoon im Buntentorsteinweg 29-31 verlegt.

Die Veranstaltung findet zweisprachig statt, mit Simultanübersetzung Englisch – Deutsch.
Titel: Aw: Stadtteilarbeit
Beitrag von: Kuddel am 19:23:47 Fr. 25.August 2023
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Titel: Aw: Stadtteilarbeit
Beitrag von: Kuddel am 12:01:16 Fr. 01.September 2023
200 Leute auf dem selbstorganisierten Stadtteilfest in Gröpelingen.

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Titel: Aw: Stadtteilarbeit
Beitrag von: Kuddel am 15:00:48 Do. 05.Oktober 2023
Komplexe Basisarbeit

Emma von der Stadtteilgewerkschaft "Solidarisch in Gröpelingen" spricht darüber, wie man eine wachsende, kämpferische Stadtteilorganisation aufbauen kann.

Nach einigen Jahren Stadtteilarbeit ist die Gruppe zu dem Schluß gekommen, dass konkrete Kämpf zwar ein wichtiger Teil von Basisarbeit sind, dass sie aber nicht ausreichen, um die Gesellschaft zu verändern. Solidarisch in Gröpelingen hat daraufhin, nach längerem Nachdenken und Diskutieren, sieben Kriterien für komplexe Basisarbeit entwickelt, die das Potential hat, tatsächlich Macht von unten aufzubauen.

In ihrer Broschüre "Gesellschaft verändern heißt Macht von unten aufbauen - Aber wie und mit wem?" fasst die Gruppe diesen neuen strategischen Ansatz zusammen. 

Der im Video erwähnte MST ist der Movimento dos Trabalhadores Rurais Sem Terra (Bewegung der Landarbeiter ohne Boden), eine massenhafte Landlosenbewegung aus Brasilien.

Zum 23 minütigen Video: https://de.labournet.tv/komplexe-basisarbeit
Titel: Aw: Stadtteilarbeit
Beitrag von: Ferragus am 17:13:38 Mi. 18.Oktober 2023
Auch in Dortmund tut sich was in der Nachbarschaftsarbeit, ein ein Raum wurde vor kurzem eröffnet.
siehe hier:

https://www.unionsalon.de/

Die Leute können sicherlich noch Unterstützung gebrauchen.
Titel: Aw: Stadtteilarbeit
Beitrag von: Kuddel am 11:52:30 Fr. 10.November 2023
(https://abload.de/img/f-f9tbebaaavct1formatnif3f.jpg) (https://abload.de/image.php?img=f-f9tbebaaavct1formatnif3f.jpg)
Titel: Aw: Stadtteilarbeit
Beitrag von: Kuddel am 15:44:42 Fr. 22.Dezember 2023
https://twitter.com/soli_groepel/status/1738199458070802607
Titel: Aw: Stadtteilarbeit
Beitrag von: Kuddel am 15:43:32 Mo. 05.Februar 2024
Eine besonders volle Woche bei der Stadtteilgewerkschaft: Viel Raum für Politisierung und Mystik

https://solidarisch-in-groepelingen.de/eine-besonders-volle-woche-bei-der-stadtteilgewerkschaft-viel-raum-fuer-politisierung-und-mystik/

Ich bin ein wenig neidisch, wie es sich in Gröpelingen entwickelt. Die Stadtteilinitiative ist ein Raum nicht nur für Beratung, sondern für Austausch und Gemeinschaft geworden. Er ist angenommen, Menschen vieler Nationalitäten fühlen sich dort wohl.

In der Überschrift wurde auch von einem Raum für"Mystik" berichtet, doch was damit gemeint ist, habe ich in dem folgenden Text nicht gefunden.
Titel: Aw: Stadtteilarbeit
Beitrag von: Fritz Linow am 13:23:10 Mo. 11.März 2024
Zitat8.3.24
Stadtteilgewerkschaft in Bremen: Das System auf links

Über die Basisarbeit der Stadtteilgewerkschaft Solidarisch in Gröpelingen
(...)
https://www.nd-aktuell.de/artikel/1180587.bremen-groepelingen-stadtteilgewerkschaft-in-bremen-das-system-auf-links.html