Ladenschlußzeit

Begonnen von Ottonormalverbraucher, 15:19:27 So. 09.März 2003

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Ottonormalverbraucher

Soeben (9.3.03) wurde im Radio vermeldet: 25000 demonstrieren in Berlin gegen die Verlängerung der Ladenöffnungszeiten.

Und der Einzelhandel ist nicht gerade als Hochburg der Gewerkschaftlich organisierten Arbeiter bekannt.

CoLa

Somit demonstrieren 25000 für mehr Arbeitslosigkeit und gegen Wirtschaftswachstum!  8)

ManOfConstantSorrow

was will CoLa uns mit diesem intelligenten Kommentar sagen????
Arbeitsscheu und chronisch schlecht gelaunt!

1 Theo Albrecht Aldi Nord  15 Milliarden Vermögen
2 Familien Boehringer/von Baumbach Boehringer Ingelheim 14,5 Milliarden Vermögen
3 Karl Albrecht Aldi Süd 13 Milliarden Vermögen
4 Anonymus Anonymus 10,2 Milliarden Vermögen
5 Werner Otto Otto Versand 6,2 Milliarden Vermögen
6 Susanne Klatten Altana, BMW 6 Milliarden Vermögen
7 Friedrich Karl Flick Flick-Holding 5,3 Milliarden Vermögen
8 Reinhold Würth Würth-Gruppe 4,6 Milliarden Vermögen
9 Adolf und Ludwig Merckle Ratiopharm, Phoenix 4,55 Milliarden Vermögen
10 Curt G. Engelhorn vorm. Boehringer Mannheim 4,5 Milliarden Vermögen
(Quelle: Manager-Magazin, Angaben in Euro)

Lieber CoLa, bevor Du diejenigen angreiftst, die für DEN ERHALT  ihrer Arbeitsbedingungen auf die Straße gehen und Lohnforderungen etc. für die Arbeitslosigkeit verantwortlich machst, solltest Du Dir mal in Ruhe die Top Ten des deutschen Geldadels durchlesen und dann vielleicht einen qualifizierten Kommentar abgeben, wo das Problem liegt ....

P.S.: In einer anderen Tabelle des manager-Magazins  stehen noch
Erivan Haub Tengelmann-Gruppe (EINZELHANDEL!!!!) 12,1 Milliarden DM
Otto Beisheim Metro-Gründer (GROSS&EINZELHANDEL!!!!) 11,0 Milliarden DM

CoLa

Bah, was seid ihr für Trantüten.

Die notorisch arrogante und miesgelaunte Kassenbon-Elite soll doch demonstrieren, bis der Teuro glüht. Das ist nicht das Problem  8)

Was glauben diese Demonstranten denn, was passiert, wenn der Ladenschluß fällt? Das sie dann 24 Stunden im Laden sitzen?

Ohne Ladenschluß werden neue Arbeitsplätze entstehen und auch der kleine Einzelhandelladen wird sich damit arrangieren und in Nieschenzeiten Gewinne einfahren können.......


Man man man, bloß nix neues machen......

Dauergast

CoLa, sage mal, hat die bisherige Änderung der Ladenschlußzeiten (die mit der Begründung der Schaffung neuer Arbeitsplätze durchgesetzt wurde) irgendwelche Arbeitsplätze im Handel geschaffen? Mitnichten.
Haben die Zugeständnisse der Gewerkschaften (Lohnzurückhaltung etc.) in den letzten Jahren die Arbeitsplätze gesichert und geschaffen, wie vorher angekündigt? Mitnichten.
Glaubst Du angesichts einer (offiziellen!) Arbeitslosenzahl von mittlerweile 4,8 Millionen wirklich noch an derlei Milchbübchenrechnungen, die u.a. von den oben angeführten Damen und Herren in Umlauf gebracht werden? Schade eigentlich.

Ich gebe Dir aber insofern recht, daß ich natürlich den Speis und Trank, der bei unangekündigtem abendlichen Besuch herangeschafft werden muß, lieber bei preiswert bei ALDI & Co einkaufen würde als ein Vermögen bei einer Tankstelle zu lassen. Das Problem ist doch nur, daß sich damit offensichtlich (wie geschehen) die Konzentration hin zu den Großen der Branche weiter fortsetzt und normale Arbeitsverhältnisse abgebaut und durch ungesicherte geringfügige Beschäftigungen (siehe Tankstellen) ersetzt werden.

Trantüte

CoLa, laß dich doch bei der Kiba ins Kaufhaus am Vinetaplatz verlegen, dann kannst du auch zur Kassenbon Elite gehören.

Wenig erbaulich bei chefduzen Bildzeitungsmeinung zu lesen.

Kein vertun, als Kunde hätt ich am liebsten alle Läden rund um die Uhr auf. Dadurch aber neue Arbeitsplätze? wat fürn Schwachsinn!!! Leute können nunmal nicht mehr ausgeben, als sie haben. Wenns dem einzelhandel besser gehen sollte, müßten die leute erstmal mehr Geld auf Tasche haben. Kleine Läden können sich eh nicht leisten länger Personal zu Zahlen und die werden dann auch von den großen geschluckt. Wie´s denen geht hat ja "Gast" geschrieben.

Wärend des Verdrängungswettbewerbs profitieren die Kunden kurzfristig. Haben die großen Ketten erst das monopol können sie Preise, qualität und alles andere diktieren. Und die Kassenbonelite hat zu springen, mit Sehnenscheidenentzündung und Hungelohn (bei Nachtarbeit).

Prima vorstellung CoLa!

Dauergast

Gemach, gemach, Herr oder Frau Trantüte! Sicherlich finde ich die Ausführungen von "CoLa" angesichts dessen, worum es hier bei der Diskussion geht, auch ziemlich naiv. Würde aber CoLa immerhindoch attestieren, die Diskussion zu befruchten; daß er/sie hier postet ist doch schon eine bessere Leistung, die man normalen Bild-Zeitungslesern nicht zustrauen würde.

In CoLas Ausführungen ist immerhin ein klitzekleiner Gedanke, über den sich nachzudenken lohnt: Wenn ich mich richtig an einen England-Besuch in den 80ern zurückerinnere, gab es damals dort die Regelung, dass kleine Krämer auch außerhalb der normalen Ladenöffnungszeiten öffnen durften, die "Großen" nicht. Natürlich war damals überhaupt noch eine ganz andere Struktur, an jeder zweiten Straßenecke gabs noch einen Tante Emma-Laden.
Sollte es in Deutschland eine ähnliche Regelung geben, fände ich das garnicht verkehrt. Was allerdings eine generelle Freigabe OHNE SOZIALE ABFEDERUNG UND VERNÜNFTIGE ARBEITSZEITREGELUNGEN (und genau dies ist ja auch mit der Punkt, warum die Leute auf die Straße gehen) angeht, wären (wie schon geschehen) die Folgen:
- Weitere Konzentration
- Weiterer Abbau von (echten) Arbeitsplätzen
- Weitere Förderung der sozialen Entwurzelung

CoLa, ich gehe recht in der Annahme, daß Du ledig und kinderlos bist und deshalb das Soziale nicht so gerade Deine Leidenschaft ist?

Ach Gottchen, wie niedlich. Da kapituliert einer schon bei der Lektüre des Kassenbons, und meint aller Orten den Bildzeitungsleser gesichtet zu haben.

Erstens, sozial bedeutet nicht Diktatur. Warum muss hier alles durch Gesetze geregelt werden. wenn die Beschäftigten nur das tun, was irgendwo im Gesetz steht oder wenn dieses nicht irgendwo niedergeschrieben ist dummdreist jede Arbeitgeberforderung erfüllen, so ist das tragisch, aber verdient.

Wenn die Beschäftigten des Einzelhandels darauf warten, das ihre Situation per Gesetz in soziale Nähen rückt, dann sollten sie sich besser gleich gegenseitig mit der Euro-Rolle erschlagen.

Ihre Forderung nach Arbeitsszeitregelungen sind mit Verlaub gesagt fürn Arsch. Entweder die Menschen raffen sich hier mal auf und begreifen endlich, was ihre Arbeitskraft wert ist, oder sie lassen es. Niemand ist gezwungen in Deutschland zu leben, zu arbeiten oder zu allem ja und amen zu sagen.

Die drei Punkte die Sie da anführten, die dem armen Kassenknecht drohen mögen sind doch Quatsch. Gut, wenn die Leute es mit sich machen lassen, daß keine neue Arbeitsplätze entstehen und sie somit doppelte Arbeitszeit ableisten müssen, dann soll es so sein. Wer sich sozial entwurzeln lässt und dabei auf Hilfe des Staates hofft, der ist krank. Gucken sie sich doch die Entwicklungen an, da bringt eine Arbeitszeitregelung einen Mist. Der Einzelne muss seinen Wert erkennen und diesen nicht in der Gesetzgebeung (die sich immer zu Gunsten der Vermögenden ins Gegenteil verkehren lässt) suchen.

Und ihr Englandbeispiel ist viel zu schwächlich. Wenn der Einzelhandel meint, daß die derzeitigen Einkaufszeiten für den Markt geeignet sind, dann braucht man sich nicht wundern, wenn keiner zum kaufen kommt. Die meisten arbeiten nunmal (dank konsequenter Verweigerung zur bundesweiten Teilzeitarbeit durch den Bürger "wie, ich muss teilen?") heutzutage solange, das wenn sie von der Arbeit kommen in nahezu sämtlichen Supermärkten alle Lichter aus sind.

Toller Einzelhandel, der sich per Gesetzgebung von seinem eigenen Kundenstamm fernhält. Solche dumme Denke gibt es eben nur in Toitschland, wo das Individuum per Gesetz definiert wird. Und wenn eine solch idiotische Gruppe mit Verlusten kämpft, dann ist das nicht zu bedauern. Es heißt im Handel schließlich "der Kunde ist König". Gut, so war es nie und muss es auch nicht sein. Aber man kann ja nicht erwarten, das sich der Kunde den Wünschen des Einzelhandels zu unterwerfen hat.
Da geht es immernoch um Angebot und Nachfrage, um Dienstleistungen etc..

Der Einzelhandel und seine Beschäftigten benehmen sich so, wie ein Fischer, der möchte das die Fische an Land kriechen und ins Netz springen. Tun sie dies nicht, so soll doch gefälligts der Staat die Meere trockenlegen. Der Fisch (Kunde) muss halt sehen, wo er bleibt........

Dauergast

Mir scheint da eine Frage, die geradezu fundamental ist, nicht beanwortet zu sein: Wo kommt denn eigentlich plötzlich das Geld her, daß der von der Ladenschutzgesetz-Knechtschaft befreite deutsche Konsument endlich augeben kann?

Hat er vorher seine täglichen Einkäufe in einem dänischen Supermarkt gemacht?

Scheint mir, ehrlich gesagt, nicht gerade ein durchschlagendes Argument zu sein, daß die Konsumenten auf einem Haufen Geld sitzen und nicht die Zeit dazu haben, es auszugeben. Kann es sein, daß da doch eher der Wunsch der Vater des Gedankens war? Ich persönlich habe demgegenüber das Problem, zuviel Zeit zu haben aber kein Geld, das ich ausgeben könnte ....

Ganz am Rande: Den vulgären Sozialdarwinismus, den mein Vorredner zu Markte getragen hat und der sich glücklicherweise mal wieder und zum x-ten Male im Zuge des Platzens der New-Economy-Blase der Lächerlichkeit preisgegeben hat, könnte ich hier auch noch kommentieren. Ich laß das aber.

Wenn das allein für Sie schon fundamentale Fragestellungen sind, dann werden sie wohl in Dummheit von uns gehen (Hoffentlich in eine bessere Welt...)

Zu guter Letzt: Die neuen Ladenöffnungszeiten sind eine Erlaubnis, mitnichten ein gesetzlicher Zwang, bis 20 Uhr geöffnet zu haben.

Es ist mit dieser Novellierung auch nicht angedacht, die Großketten zu bevorteilen, sondern eher das Gegenteil. Zumindest sollte der Ladenschlußzwang irgendwann mal Geschichte sein. Denn wer schlau ist, könnte dann kleine Läden öffnen, die eben nicht an den Knotenpunkten sind, an denen sich die Großketten genseitig die Kunden abzujagen suchen. Sondern schlicht dort, wo es sich aufgrund der heutigen Situation nicht lohnt, 24 Stunden zu öffnen. Jedoch böte sich die Chance ohne Ladenschluß, das Ladenbesitzer gezielt nur in den Nachtstunden öffnen bzw. den Abendstunden. Und nicht wenige Kunden würden es vorziehen, bei sich vor Ort kaufen zu können, anstatt nach getaner Arbeit nochmal ins Industriegebiet oder Stadtgrenze fahren zu müssen, gehetzt vom Ladenschluß.

Aber ja, das ist Sozialdarwinismus, bla und blub. Sie haben keine Ahnung worum es geht, schon garnicht worum es gehen könnte. Abgesehen davon ist Darwins Theorie nicht auf den Menschen anwendbar, aber das kann man Ihnen ja so oder so nicht begreiflich machen.....

Dauergast

Da drückt sich also jemand, auf die Frage, wo denn all das ganze Geld herkommen soll, das für Wirtschaftaufschwung und neue Arbeitsplätze durch platte Deregulierung sorgen soll, eine Antwort zu geben. Für kaufmännisches, marktwirtschaftliches Denken ist diese Frage, lieber "Gast", tatsächlich nicht ganz unwichtig, wenn nicht gar "fundamental".

Das, was Sie oben von sich geben, ist wohl eher ein Ausdruck eines langweiligen, fantasielosen Neoliberalismus, den man auch als einen trüben Aufguß des schon erwähnten Sozialdarwinismus bezeichnen könnte ("Survival of the fittest"). Und den x-ten Aufguß kann man nun wahrlich nicht mehr als eine Kraftbrühe bezeichnen ...

Ich vertreibe niemanden gerne aus seinem ideologischen Idyll - sei es auch in diesem Fall das Idyll eines funktionierenden und FAIREN Marktes - , doch muß ich mir hier den Hinweis erlauben, daß ihre Ausführungen sich vielleicht gerade noch auf ein Spiel namens Monopoly übetragen lassen: Jeder Spieler startet mit den gleichen Vorraussetzungen und dem gleichen Bündel Geldscheinen.

"Niemand ist gezwungen in Deutschland zu leben, zu arbeiten ....": Bei allem Respekt, solch einen Zynismus und Resignation kann man sich wahrscheinlich nur leisten, wenn man für niemanden und nix Verantwortung tragen muß und der seine Mitmenschen als beliebig verschiebbare Steine auf einem Spielfeld ansieht.

"(Hoffentlich in eine bessere Welt ...)": Nun ja, mir kommt da fast schon das Mitleid, wie sich da jemand in seiner Resignation und seinem Zynismus outet. In der Tat ist solch ein Quatsch á la "Die Welt ist nunmal ein Löwenkäfig" Ausdruck einer kraftlosen, fantasielosen und passiven Schicksalsergebenheit. Ich hoffe, ich lese ihre Antwort in dem Sinne, daß ich ein weltfremder Idealist sei, kurz vor dem Schlafengehen: Ich verspreche ihnen, ich werde stante pede vor dem Monitor auf meiner Tastatur einschlafen ...

CoLa

So, der Beitrag von "Gast" war meiner, hatte vergessen den Namen einzutragen.


Nun, wenn sie auf "fundamentales" ebensolche Antworten wollen, dann sollten Sie auch so ihre Fragen stellen. Man hatte den Eindruck, als ob es Ihnen um den Einzelhandel alleine geht. Und da antworte ich natürlich nicht in gleicher Weise.

Das das Geld nicht da ist (besser nicht dort, wo es Sinn macht) ist klar. Wenn Sie meine Aussagen so schablonenhaft wahrnehmen müssen, daß sie dies in die Nähe ihres offensichtlichen Lieblingswortes "Sozialdarwinismus" rücken müssen, dann ist das Ihr Nachteil, nicht meiner.

Und noch etwas, ihre analytischen Fähigkeiten sind erbärmlich. Ich bin keineswegs der vermögende Single, der von Malle aus mit Aktien handelt....

Ich bin "sozial" gesehen weit weit unter den ach so gebeutelten Angestellten des Einzelhandels. Und ich habe nicht deren Wahlmöglichkeiten. Dank der politischen Bemühungen aller derzeit amtierenden Parteien habe ich auch nicht die Wahl einer selbstbestimmten Zukunft (sollte die Musik weiter in dieser Form erklingen). Nur deshalb habe ich erwähnt, das niemand hier in Deutschland leben muss. Ich habe hier momentan keine mir ersichtliche Möglichkeit, dem Sozialhilfeempfängerdasein zu entfliehen. Und nein, ich will nicht einen 7000€ Monatslohn. Ich will nur die Möglichkeit, irgendwas zu machen, von dem ich mich ernähren könnte und das nicht lebenslang die gleiche Tätigkeit beinhaltet.

Deshalb meine ich das durchaus ernst, das es nicht lohnt, hier zu bleiben und darauf zu warten, daß sich irgendwas zum besseren wendet. Ich beabsichtige in der Tat, auszuwandern und das gleichwohl ich eben nicht über die finanziellen Mittel verfüge, die einem diese Wahl leichter machen.
Es ist mit Sicherheit anderswo nicht leichter oder angenehmer, aber immerhin besteht die Möglichkeit einer Veränderung. Das gibt es hier für mich nicht.

Gleiches gilt für jeden anderen. Man muss sich immer die Frage stellen, was will ich und was bekomme ich? Wenn es den meisten Reicht, sich am Stammtisch über die Sozialdarwinisten und Schmarotzer zu echauffieren, dann Bitte. Ich persönlich habe es aber satt, in einer Gesellschaft zu leben, in der ich Aufgrund meiner staatl. Bezüge pauschal als Schmarotzer deklariert werde und es schon als pervers angesehen wird, daß ich es wage, diese Leistungen in Anspruch zu nehmen, anstelle moralisch einwandfrei und im Gleichklang mit der Leitkultur freudig zu verhungern.


Und gerade der Einzelhandel ist einer der Größten, wenn es darum geht, Problematiken zu kreiren, die nicht vorhanden sind. Nur weil überall Leute entlassen werden und Arbeitszeiten widersinnigerweise steigen, heisst das nicht, das Geld fehlt.- Wenn Preisgestaltung, Angebot und Service so sehr von den finanziellen Spielräumen und Produktvorlieben der Kunden abdriften, dann muss sich keiner wundern. Die Gewinne der Besitzer von Großketten hingegen steigen nach wie vor. Und das wird eben durch die gestzl. Regulation begünstigt.

Und ein nichtvorhandensein von Ladenschlußzeiten würde diese Bevorteilung zumindest erschweren, wenn nicht durchbrechen. Es geht nicht in erster Linie um mehr Gewinne, sondern um die Umverteilung derer. Bleibt der Ladenschluß erhalten, kommen sie gegen die Übermacht der Großketten nicht an.

Dauergast

(aus: Lokalteil Frankfurter Rundschau, 15.3.2003)

Den Profit werden vor allem die Großen machen

Neue Ladenschlusszeiten: Verlieren werden die Stadtteile

Olaf Schepers, Geschäftsführer der Galeria Kaufhof, freut sich auf den Pfingstsamstag: Dann nämlich darf das renommierte Kaufhaus an der Zeil zum ersten Mal bis 20 Uhr geöffnet bleiben. Frank Albrecht, der Vorsitzende des Frankfurter Einzelhandelsverbandes, sieht auch die Schattenseiten des neuen Ladenschlussgesetzes: "Wir müssen aufpassen, dass in der Leipziger und der Berger Straße nicht die Lichter ausgehen."

Von Friederike Tinnappel



Die von der Politik beschlossene Reform des Ladenschlussgesetzes, die es den Geschäften voraussichtlich ab dem 1. Juni diesen Jahres möglich macht, an Samstagen erst um 20 Uhr statt wie bisher um 16 Uhr zu schließen, wird nach Angaben von Albrecht im Einzelhandelsverband unterschiedlich beurteilt. Es gebe "zwei Lager" im Verband. Die einen, darunter die großen Kaufhäuser, würden von den neuen langen Samstagen profitieren, die anderen, vor allem Läden in den Stadtteilen, mit Umsatzeinbußen rechnen: "Es wird Umsatzverschiebungen geben."
Dem Einzelhandel in den Stadtteilen empfiehlt Albrecht wie schon in der Vergangenheit bestimmte Öffnungszeiten abzusprechen. Wenn das eine Geschäft geöffnet habe, das andere aber bereits geschlossen sei, werde das die Kunden verärgern. Auch sei die Stadt gefordert, den Einzelhandel in den Stadtteilen zu unterstützen - etwa durch mehr Parkplätze. Die Kaufhäuser, so Albrecht, werden samstags bis 20 Uhr geöffnet sein - "der Rest wird sich langsam hochhangeln auf 17, 18, 19 Uhr", je nachdem wie die Kunden reagierten. "Es wird eine lange Zeit des Abtastens geben." Viele Tankstellen werden sich "warm anziehen" müssen, wenn die Supermärkte ihre Kunden auch in den Abendstunden bedienen: Bier und Chips seien dort wesentlich billiger.

"Wie schön", kommentierte Olaf Schepers von der Galeria Kaufhof den neuen langen Samstag. "Die Familien können länger schlafen oder frühstücken und haben beim Einkaufen weniger Stress." Entspannte Kunden - das haben Untersuchungen und eigene Erfahrungen gezeigt - geben mehr Geld aus. Folgerichtig verspricht sich Schepers auch "mehr Umsatz". Als Nächstes müssten nun die Ladenschlusszeiten an anderen Werktagen vollständig aufgegeben werden. "In anderen Ländern ist das auch so, dass die Läden öffnen, wann sie möchten." Nur der Sonntag soll, von Ausnahmefällen abgesehen, unangetastet bleiben.

"So überflüssig wie ein Kropf", findet Bernhard Schiederig von der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi den neuen Ladenschluss am Samstag. "Den Menschen fehlt nicht die Zeit zum Einkaufen, sondern das Geld." Weder mehr Umsatz noch mehr Beschäftigung werde die neue Regelung bringen. Seit der Verlängerung der Ladenschlusszeiten auf 20 beziehungsweise 16 Uhr im Jahr 1996 seien bundesweit 200 000 Arbeitsplätze im Einzelhandel abgebaut worden. Die erhoffte Belebung der Innenstadt durch die Verlängerung der Öffnungszeiten sei nicht eingetreten. "Ich habe mich auf der Zeil umgeschaut. Ab 18.30 Uhr wird es merklich ruhiger." Und die "ländliche Bevölkerung", die samstags in die Stadt kommt, werde sicher "nicht bis 20 Uhr" bleiben.

Dauergast

Lieber CoLa, Ihr letztes Posting hört sich immerhin schon etwas "menschlicher" an ...
Den durch alle Erfahrung widerlegten Gedanken, daß die "Kleinen" das Opfer der Regulation wären (Zitat:"Die Gewinne der Besitzer von Großketten hingegen steigen nach wie vor. Und das wird eben durch die gestzl. Regulation begünstigt."), werde ich hier nicht mehr weiter aufgreifen.

Was mich allerdings etwas ratlos hinterläßt, ist etwas anderes: Da prügelt jemand, dem es offensichtlich materiell nicht gut geht (einhergehend auch wohl ein echtes Selbstwertproblem), auf Beschäftigte im Einzelhandel ein, die es - allen Unkenrufen zum Trotz - auch nicht dicke haben. Wie weit sind wir schon gekommen, daß sich die Verlierer gegenseitig in die Pfanne hauen! Derweil langweilen sich die Gebrüder Albrecht auf ihren Golfplätzen ...

Was die Möglichkeit auf Veränderungen angeht: Niemand verlangt, passiv auf bessere Zeiten zu warten. Doch ist es nicht so: Wer soll denn diese Veränderungen herbeiführen, wenn nicht WIR, DAS VOLK???
Und ins Ausland gehen? Nunja. Ich laß mal offen, obs woanders besser ist; auf jeden Fall ist dies als Empfehlung für Familien mit Kindern (die soll es auch noch geben) wohl haarscharf an der Realität vorbei argumentiert ...

CoLa

Das ist doch Quatsch.

Erstens, da Sie hier offenbar nichtmal in einem schlichten Satz darstellen können, welche "Erfahrungen" ihnen ihre diffuse "Meinung" zum Ladenschlußgesetz so einfach machen, ist es mir langsam ziemlich egal, was sie dazu denken.

Zweitens prügele ich nicht auf die Einzelhandelsbeschäftigten ein. Wie Sie mitbekommen haben sollten, habe ich lediglich einen andere Vorstellung davon, was ein Wegfallen des Ladenschlußsgesetzes zur Folge hätte. Und diese haben Sie bisher ausser mit trotzigen "nee, is nich. Sozialdarwinist, bla, blupp" Argumentationsblasen offenbar nicht weiter durchdenken können?

Das Familien mit Kindern in diesem Land so einiges nicht besonders leicht haben, ändert nichts an der Sache an sich. Das weiß jeder. Davon mal ab, es gab in der Geschichte weitaus schlimmere Zeiten als diese, und auch da haben Tausende den Weg in ein anderes Land machen können. Mehr noch, heute wäre es glücklicherweise die freie Entscheidung des Einzelnen und noch nicht bloß wirklicher Hunger etc. .
Ausserdem habe ich nicht gesagt "alle müssen", sondern "könnten".

Auch habe ich kein Selbstwertproblem, das sieht nur so aus, weil Leute wie Sie meinen, jedermanns Selbstwert anhand seiner sozialen Stellung bemessen zu müssen.

Und "Wir, das Volk" ist nichts weiter als ne Farce. Die Bundesrepublik gibts ja nun nicht solange, und wenn man ehrlich ist, das einzige was dem Bundesbürger hier eine gemeinsame Identität herbeilügt ist der unerschütterliche Glaube an den Sinn von Autoritäten, Gesetzen und kitschig-dümmlichen "Made in Germany" Qualitätsfantastereien. Und bevor so ein "Volk" etwas in der gemeinsamen Gesellschaft verändert, müsste es erstmal an sich selbst definieren können, was Gesellschaft bedeutet.

Dauergast

Jaja, alles Qutasch, die Zeitungen lügen, die Statisitiken sind gefälscht und die Zukunft sagt uns CoLa voraus ...

Lassen wir das.

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ZitatDie notorisch arrogante und miesgelaunte Kassenbon-Elite soll doch demonstrieren, bis der Teuro glüht. Das ist nicht das Problem  
oder
ZitatWenn die Beschäftigten des Einzelhandels darauf warten, das ihre Situation per Gesetz in soziale Nähen rückt, dann sollten sie sich besser gleich gegenseitig mit der Euro-Rolle erschlagen.
oder
ZitatIch bin "sozial" gesehen weit weit unter den ach so gebeutelten Angestellten des Einzelhandels. Und ich habe nicht deren Wahlmöglichkeiten.
Am Ende heißt es dann:

ZitatZweitens prügele ich nicht auf die Einzelhandelsbeschäftigten ein.

Na dann ist ja alles gut.


Ganz am Rande: Lebe gerade von 400 Euro Arbeitslosengeld. Soll ich mich jetzt über die jammernde KIBA-Seefischmarktelite auslassen (und mir gleich noch den Strick nehmen, da ich ja Leute nach ihrer "sozialen Stellung" bewerte). Ts, ts, ts ....

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