Lieber Tom, liebe Betroffene im Forum,
hier mein abschließender Bericht bzw. meine Zusammenfassung der Maßnahme work:ART im Kreis Düren, Dauer: 9 quälend lange Monate. Mitwirkende: 3 MitarbeiterInnen + Projektleitung der defakto GmbH + zuerst 20, dann noch 15 TeilnehmerInnen, von denen 7 durch auf die eine oder andere Weise das Elend um den einen oder anderen Monat verkürzen konnten.
Hier vorab ein TV-Clip über defakto aus Niedersachsen mit den dümmsten aller Ausreden, die sich je ein Maßnahmeträger ausgedacht hat, um Geld abzuzocken:
Da kann einem wirklich schlecht werden, oder?
Die schlimmsten Auswüchse für mich waren:
- der Stuhlkreis mit Morgen- und Mittagsrunde zur Begrüßung und Verabschiedung.
Vermisst habe ich ja das Nickerchen im Gitterbett für zwischendurch, das Märchen-Vorlesen und die Anrede unserer Wohltäter mit „Onkel“ oder „Tante“, aber komm, man kann halt nicht alles haben.
- die Sedcard - eine Karte im DinA5-Format mit Fotos und Text, in dem wir angeben, wer wir sind und was wir zu bieten haben. Eine Idee, die mich an den Viehmarkt erinnert hat und die ich im Altpapier entsorgt habe.
- das „Forum der Begegnung“. Ebenfalls wie auf dem Viehmarkt haben sich ein paar aus der Gruppe geopfert und in einer „coolen Choreographie“ den Gästen präsentiert: Mitarbeitern aus Arbeitsvermittlung + Arbeitgeberservice. Die haben dann die Sedcards vom einen oder anderen mitgenommen. Allzu viele geladene Gäste kamen aber nicht, was wohl dem guten Geschmack, der Selbstachtung, dem gesunden Menschenverstand oder einfach dem vorweihnachtlichen Stress geschuldet war.
- die Premiere: 8 Leute spielen eine Aneinanderreihung von Szenen mit Pappstühlen, vor 15 Leuten des Jobcenters. Alle mit Visier, wegen Corona. Es wurde brav geklatscht, die „erwiesenermaßen teamfähige Gruppe“ bekam Blumen und blumige Worte zum Abschied und am letzten Tag wurde nochmal eine Vorstellung im engsten Kreis draufgelegt, als wäre das Elend der „Theaterpremiere“ nicht genug gewesen.
- die Netzpremiere: noch bekloppter als die Premiere, ein Online-Kindergarten und ein Fall für den Psychiater.
- die sinnlose Herumhockerei am Bühnenrand während der Proben und der Zwang für die Nicht-Schauspielenden, sich den den ganzen lächerlichen Mist live mit anzusehen.
- die Besuche der Zuständigen vom Jobcenter, denen eine heile Welt vorgeheuchelt wurde.
- das ständige Geseier über "die Gruppe".
So, das war`s zum Thema defakto.
Hier noch ein großartiger Vortrag von Christel T. aus Berlin über die Psychodynamik in Hartz IV, den ich jedem empfehlen kann:
Ich hoffe, dass den ganzen Trägerbuden endlich der Garaus gemacht wird bzw. dass sich endlich KOMPETENTE Fachkräfte als Coaches anbieten, die wirklich auf Augenhöhe mit Menschen in Hartz IV umgehen können und wollen.
Solidarische Grüße
