Volkskrankheit Nr. 1

Begonnen von Schnuppchen, 12:35:21 Do. 05.Juli 2007

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Schnuppchen

Einige meiner Freunde arbeiten in einer grossen Landespsychatrie in Schleswig-Holstein. Vor kurzem haben wir uns über Depressionen unterhalten. Ein Freund ist Chefpfleger auf einer Station in dieser Einrichtung. Er erzählte, die Stationen sind voll von Menschen, die an Depressionen leiden. Das Erschreckende war, dass es immer mehr  Patienten werden, die aufgrund  schlechter Arbeitsbedingungen, Mobbing, Angst vor Arbeitsplatzverlust, Existenzängste u.s.w. stationär behandelt werden müssen. Er meinte Depressionen haben längst als Volkskrankheit Nr. 1 den Platz vor Krebs und Rheuma eingenommen und es werde in den nächsten Jahren eine unglaubliche Zunahme dieser Erkrankung auf uns zukommen, bedingt durch eben diese Zustände. Wobei der Arbeitgeber, die Kirche dieser Einrichtung kräftig mitmischt und auch dort wo meine Freunde arbeiten, wird gemobbt!
Ich war erschüttert, da ich selber betroffen bin, mein Vater hat sich vor einem Jahr das Leben genommen, er litt unter starken Depressionen.

Ich hoffe, dass endlich von seitens der Politik etwas unternommen wird. Es müsste doch auch in ihrem Interesse sein, denn die Behandlungen dieser kranken Menschen werden Millionen verschlingen.

Was ist nur los in diesem Land; mir macht das Angst!

unkraut

Volkskrankheit Nummer 1 ist Alkoholmißbrauch .
Aber man hört relativ wenig wenn es um Aufklärung ect. geht .
Was wird ein Tam Tam gemacht ums Rauchen . Hier Verbot , da Verbot , Lungenkrebs usw.
Von Alkoholverbot habe ich noch nix gehört . Außer unter 16 . Aber da wird der Fusel vom Kumpel besorgt .
Sauf Flate Rate Parties werden auch nicht verboten .
Allein die Steuereinnahmen durch Alkohol und Tabak ...
Brauch ich ja nix weiter zu zu sagen .
Die Millionen die dann aufgebracht werden müssen zur Heilung usw. stehen auf einem ganz anderen Blatt .

Grüße vom unkraut

Es wird nicht mehr lange dauern dann haben wir amerikanische Verhältnisse im Gesundheitswesen wenn man das noch so nennen kann .
Wer Kohle hat kauft sich seine Gesundheit . Wer keine hat fährt halt in die Kiste .
Noch Fragen Hauser ? Ja Kienzle , wer ist eigentlich Unkraut ?

Wir wagen es nicht weil es schwierig ist sondern es ist schwierig weil wir es nicht wagen .

Mein Buchtip als Gastautor :  Fleißig , billig , schutzlos - Leiharbeiter in Deutschland  > ISBN-10: 3771643945

gha

ZitatOriginal von Schnuppchen
Er meinte Depressionen haben längst als Volkskrankheit Nr. 1 den Platz vor Krebs und Rheuma eingenommen und es werde in den nächsten Jahren eine unglaubliche Zunahme dieser Erkrankung auf uns zukommen, bedingt durch eben diese Zustände.
Erst gestern hieß es im Radio, die psychologischen Beratungsstellen der Unis würden zunehmend Anlaufstelle von Studies, die eben unter diesen Problemen litten.
Ich selber finde es erstaunlich, wie wenig im Studium gesprochen wird, Kontakt gesucht wird, vor allem im Sozialbereich, wie wenig allerdings auch gewußt wird von allgemeinen Dingen, und nicht zuletzt, daß Menschen, die etwas Vernünftiges von sich geben, nicht eben selten sehr indirekt mit schlechten Noten unter Druck gesetzt werden:
ZitatOriginal von Schnuppchen
Wobei der Arbeitgeber, die Kirche dieser Einrichtung kräftig mitmischt
Die Betonung liegt auf - "kräftig", ja.

gha

ZitatOriginal von unkraut
Volkskrankheit Nummer 1 ist Alkoholmißbrauch .
Aber man hört relativ wenig wenn es um Aufklärung ect. geht .
Was wird ein Tam Tam gemacht ums Rauchen . Hier Verbot , da Verbot , Lungenkrebs usw.
Von Alkoholverbot habe ich noch nix gehört . Außer unter 16 . Aber da wird der Fusel vom Kumpel besorgt .
Sauf Flate Rate Parties werden auch nicht verboten .
Allein die Steuereinnahmen durch Alkohol und Tabak ...
Und da fehlen mir jetzt die Zahlen, denke aber, daß durch Tabak mehr Steuern in die Kassen kommen als mit Alk - und nun die Logik?
Nebenbei: In Raucherpausen wird so manches Problem besprochen, Witze lockern auf, Persönliches kommt zum Vorschein - das alles wird wegfallen?

Schnuppchen

Hallo Unkraut,

da liegst du sicherlich richtig. Alkoholmißbrauch ist aber für viele ein Mittel um die Depressionen zu bekämpfen. Mein Vater hat es jahrelang versucht, um den Depressionen zu entfliehen. Waren erst die Depressionen da und hat er versucht diese mildern, oder hat er erst getrunken und daraus sind die Depressionen endstanden. Diese Frage habe ich mir oft gestellt und bin zu dem Entschluß gekommen, erst waren die Depressionen da.
Auch ich habe schon hin und wieder eine Flasche Wein geköpft, um den miesen Gedanken zu entkommen.

timebandit

Hey Ihr! Ich denke, man kommt nicht von den Depressionen los, wenn man mit saufen aufhört, aber man kommt vom Alkohol los, wenn man nicht mehr deprimiert ist. Also: as Problem sind die Depressionen. Wo kommen sie her, wie gehen sie weg? Bitte lest das Buch von Alice Miller: "Das Drama des begabten Kindes", und auch die anderen Bücher von Alice Miller. Ich denke, die meisten Depressiven sind depressiv, weil sie als Kinder nicht echt geliebt worden sind. Wenn man das erkennt, kann man dran arbeiten (durch Trauer und Schmerzbewältigung), es überwinden und wieder froh sein. Dann fällts auch leicht mit dem Saufen/Rauchen aufhören oder Einschränken.
LG, timebandit

Ziggy

Das alte Problem: Was war zuerst da - die Henne oder das Ei?
Die Depressionen führen zu Alkoholkonsum, und das immer mehr mit zunehmender Dauer, wegen des Gewöhnungseffektes muß die Dosis immer weiter erhöht werden, um dieselbe Wirkung zu erzielen.
Ich halte es für sehr unwahrscheinlich, daß die Depressionen behandelt werden können, solange die "Krücke" Alkohol im Spiel ist, im Gegenteil, ich denke, der Alkohol hilft nicht, sondern verstärkt das Problem noch, bis er schließlich selbst zum Problem geworden ist, aus Eins mach Zwei sozusagen.

Grüße, Ziggy
Um seine Liebe zu beweisen, erklomm er die höchsten Berge, durchschwamm die tiefsten Meere und zog durch die weitesten Wüsten. Doch sie verließ ihn – weil er nie zu Hause war.

Kalle_Arsch

Deppressionen und Alkohol liegen sehr dicht beieinander. Bei den meisten ist es die pure Verzweifelung, Jobängste, und vor allem die Existenzängste hier in diesem Lande. Man kann ja heutzutage nur noch depressiv werden, kaum schaut man sich die Nachrichten an, hört man nur negatives, immer und immer wieder Stellenkürzung, schlechte Wirtschaftslage, und den ganzen Dreck mit Hartz4 und die Arbeitslosenzahlen.
Da wundert es mich nicht, das die Psychater viel zulauf haben.Wie sollen die Menschen denn noch damit klar kommen ? Mit billig-jobs ist keinem geholfen, und mit Kürzung des Einkommens erst recht nicht. Ganz im Gegenteil. Deutschland züchtet sich da etwas heran, womit wir in Zukunft nicht mehr fertig werden.

Aber normal ist das alles wirklich nicht mehr.

geschfreak

ZitatOriginal von Schnuppchen
Hallo Unkraut,

da liegst du sicherlich richtig. Alkoholmißbrauch ist aber für viele ein Mittel um die Depressionen zu bekämpfen. Mein Vater hat es jahrelang versucht, um den Depressionen zu entfliehen. Waren erst die Depressionen da und hat er versucht diese mildern, oder hat er erst getrunken und daraus sind die Depressionen endstanden. Diese Frage habe ich mir oft gestellt und bin zu dem Entschluß gekommen, erst waren die Depressionen da.
Auch ich habe schon hin und wieder eine Flasche Wein geköpft, um den miesen Gedanken zu entkommen.

M.E. ist es so: Wer Alkoholiker ist, ist zugleich drepressiv. Das würde ich nicht voneinander losgelöst betrachten.
MFG

geschfreak

Invisible_Halo

"Erst wenn der letzte Baum gerodet, der letzte Fluss vergiftet, der letzte Fisch gefangen,
werdet ihr feststellen, dass man Geld nicht essen kann."

Weisheit der Cree-Indianer

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