85-jährige Ladendiebin zeigt sich uneinsichtig

Begonnen von Kater, 16:13:50 Do. 02.August 2007

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Kater

Zitat85-jährige Ladendiebin zeigt sich uneinsichtig

Obwohl auf frischer Tat ertappt, hat sich eine 85-jährige Ladendiebin in Düsseldorf gänzlich uneinsichtig gezeigt. Die betagte Dame hatte bei einem Händler am Düsseldorfer Hauptbahnhof eine Illustrierte im Wert von 3,50 Euro mitgehen lassen und war dabei erwischt worden, berichtete die Polizei.

Als ihr eröffnet wurde, dass sie mit einem Strafverfahren rechnen müsse, wurde die Seniorin energisch: Sie habe nur eine kleine Rente, die Beamten sollten wegen so einer "Kleinigkeit" nicht so einen Aufwand treiben.  

http://www.wdr.de/themen/kurzmeldungen/2007/08/02/84-jaehrige_ladendiebin_ist_uneinsichtig.jhtml

geschfreak

Das Geschäft hat gegen die Dame bestimmt Anzeige wg. Diebstahls (Versuch?) erstattet. Dann ist die Polizei und die Staatsanwaltschaft dran gehalten, das zu verfolgen. Da ich aber annehme, daß die Rentnerin Ersttäterin ist, wird das Verfahren hier sicherlich wegen Geringfügkeit eingesteilt, was hier in diesem Falle auch sinnvoll ist!
MFG

geschfreak

Eivisskat

ZitatOriginal von Kater
85-jährige Ladendiebin zeigt sich uneinsichtig

Sie habe nur eine kleine Rente, die Beamten sollten wegen so einer "Kleinigkeit" nicht so einen Aufwand treiben.  

Bravo, gute Antwort! :cheer:
Warscheinlich werden es in Zukunft mehr Rentner werden, die zu diesem Mittel greifen (müssen).

LG

eckh

ZitatOriginal von Eivisskat die zu diesem Mittel greifen (müssen).

muessen? wieso das? wieso muss man ne illustrierte klauen?

selbst wenn man total kein geld hat: die illustrierte war ja wohl nicht lebensnotwendig.

hanni

@eckh: Mann, muss Dir langweilig sein, geh schlafen!
Dieser Kommentar war so überflüssig wie ein Loch im Kopf!
 :aggressiv>

Ziggy

@eckh
Ich hätte dich gerne einen Dummdödel genannt, aber das wäre falsch, denn ich denke nicht, daß du dumm bist.
Du bist etwas viel Schlimmeres.  :kotze>
Um seine Liebe zu beweisen, erklomm er die höchsten Berge, durchschwamm die tiefsten Meere und zog durch die weitesten Wüsten. Doch sie verließ ihn – weil er nie zu Hause war.

lll<pYro>lll

ZitatOriginal von geschfreak
Das Geschäft hat gegen die Dame bestimmt Anzeige wg. Diebstahls (Versuch?) erstattet. Dann ist die Polizei und die Staatsanwaltschaft dran gehalten, das zu verfolgen. Da ich aber annehme, daß die Rentnerin Ersttäterin ist, wird das Verfahren hier sicherlich wegen Geringfügkeit eingesteilt, was hier in diesem Falle auch sinnvoll ist!

Es wäre ganz nett wenn die Staatsanwaltschaft das machen würde, aber in anbetracht der Tatsache das der Kioskbesitzer mit Sicherheit einen Strafantrag gestellt hat und die gute Frau ja nicht ganzu so prikelnd auf die Beamten reaiert hat wird das dann wohl doch eher aussichtslos sein....ich meine es wurden ja schon sehr interessante Verfahren geführt über einen Streitwert von 2Pfennig!

Ich kann die Frau trotzdem verstehen....und ich denke als Kioskbesitzer hätte ich keine Anzeige erstattet...alte Frau iun Deutschland...generell alte lute die von Rente leben....ist doch klar das die kein Geld haben!
Aushalten...Durchhalten...Maulhalten

Lichtkämpfer

ZitatOriginal von eckh
ZitatOriginal von Eivisskat die zu diesem Mittel greifen (müssen).

muessen? wieso das? wieso muss man ne illustrierte klauen?

selbst wenn man total kein geld hat: die illustrierte war ja wohl nicht lebensnotwendig.

Ein Mercedes 600 ist auch nicht lebensnotwendig.
Als Erwerbsloser kannst du in diesem Staat nur ein Dissident sein.

geschfreak

MFG

geschfreak

Kater

ZitatWenn Oma klaut und Opa prügelt

Geklaut wird nur von Teenagern, geprügelt von Halbstarken und Banküberfälle verüben nur gescheiterte junge Männer? Aktuelle Schlagzeilen sprechen eine andere Sprache: Schlägereien im Altenheim, pöbelnde und prügelnde Senioren und Opas als Bankräuber. Immer mehr alte Menschen werden straffällig. Doch was steckt dahinter? laVita sprach mit einem Dieb im Rentenalter.  

Eine Packung Lachs, die wollte Helmut M. haben. Seine Frau und er hatten Hochzeitstag und da sollte es eben ein besonders schönes Frühstück werden. Doch Lachs, das kann sich der 63-Jährige eigentlich nicht leisten. Und deshalb ließ er die Packung einfach "mitgehen". Doch das war nicht der erste Klau: "Beim ersten Mal war's eine Handy-Aufladestation", gesteht Helmut M.. Mit diesen Straftaten steht er in seinem Alter nicht alleine da. Im Gegenteil. Die Statistik spricht da eine klare Sprache: Die Zahl der Tatverdächtigen über 60 Jahre ist in den vergangenen zehn Jahren um etwa 32 Prozent auf 22.000 gestiegen. Das bedeutet: 6,7 Prozent aller Tatverdächtigen des letzten Jahres in Bayern waren im Rentenalter. Und die Zahl steigt - schneller als der Anteil der Senioren in der Bevölkerung. Die Dunkelziffer derer, die aus Nachsicht nicht angezeigt werden, ist dabei nicht mitgerechnet.
 
Knappe Renten und Isolation
 
Die Kriminalstatistik spricht eine deutliche Sprache
Doch warum werden Opa und Oma immer häufiger straffällig? Die Vorgeschichte von Helmut M. ist typisch für seine Altergruppe: "Ich hab' sehr lange als Kaufmann gearbeitet, in gehobener Stellung. Nach der Selbständigkeit bin ich dann angestellt in eine Firma gekommen, die mich nach einiger Zeit nicht brauchte. Dann wurde ich arbeitslos. Man ist in einer Situation, wo man sich vieles nicht mehr leisten kann, was früher möglich war", erzählt er. Doch finanzielle Knappheit bei niedrigen Renten ist nur ein Grund. Nicht zu unterschätzen ist auch die Vereinsamung der alten Leute: Eine Straftat könne den Kick im eintönigen Seniorenleben bringen, ist sich Margarete Wörle, Fachbereichsleiterin Strafentlassenenhilfe vom Münchner Sozialdienst Katholischer Frauen sicher. Auch altersbedingte psychische Veränderungen oder gravierende Lebenseinschnitte wie der Verlust des Partners gelten als Ursachen.

Strafe und Chance: Gemeinnützige Arbeit
Manchmal scheint jedoch auch eine Art Trotz dahinter zu stecken - zumindest macht der Fall von Helmut M. diesen Eindruck. "Wenn man in einem gewissen Alter ist und man ist nicht mehr erwerbstätig oder wird auch nicht mehr gefragt, dann fühlt man sich schon ein bisschen ausgeschlossen. Ist vielleicht auch eine Trotzhandlung", räumt er selbst ein. Doch dann wurde er erwischt. Und das nicht nur einmal. 1.500 Euro Geldstrafe - so lautete das letzte Urteil. Und Helmut M. musste sich in der Münchner Zentralstelle für Strafentlassenenhilfe melden, denn einen Teil seiner Strafe leistet er mit gemeinnütziger Arbeit ab: 60 Stunden hilft er einem Hausmeister im Altenheim. Manchen Senioren sind diese Arbeitsstunden sogar willkommen: So fühlen sie sich wieder gebraucht. Auch Helmut M. empfindet die regelmäßige Arbeit als positiv. Heute schämt er sich für seine Tat.

Senioren-Knast
Oft lassen die Richter die straffällig gewordenen Senioren wieder laufen, schließlich sind es meistens Ersttäter und Bagatelldelikte. Doch nicht alle Urteile sind vergleichbar glimpflich, denn es gibt auch weniger harmlose Missetaten. Erst vor wenigen Tagen wurden vor dem Landgericht Hagen (Nordrhein-Westfalen) Haftstrafen zwischen neun und zwölf Jahren gegen drei ältere Männer verhängt. Die "Bankraub-Opas" - zwischen 64 und 74 Jahren - hatten durch Überfälle auf 14 Banken mit einer Gesamtbeute von rund 1,3 Millionen Euro für Schlagzeilen gesorgt. In Singen am Bodensee (Baden-Württemberg) wurde für solche Fälle nun der erste Senioren-Knast Deutschlands eröffnet. Durchschnittsalter: 65 Jahre. Doch auch der ist schon fast wieder voll ...
 
Senioren hinter Gittern
Die Urteilsfindung bei Senioren ist oft schwierig: Die Richter fragen sich, wie sinnvoll es beispielsweise ist, Menschen über 80 eine Haftstrafe aufzubrummen. Schließlich ist der Grundgedanke einer Haftstrafe die Resozialisierung. Für die Senioren ist die Haftstrafe aber oft Endstation. Doch es gibt kein gesondertes Seniorenrecht und so folgt auf schwere Delikte eben die Justizvollzugsanstalt. Das erste deutsche Seniorengefängnis in Singen geht dabei auf die besonderen Umstände inhaftierter älterer Menschen ein: Die Betreuung ist intensiver und persönlicher, da für die Senioren der Haftvollzug eine enorme körperliche und seelische Belastung darstellt. Ein weiterer Vorteil: Die Senioren sind unter sich und müssen sich nicht gegen jüngere Insassen zur Wehr setzen.

http://www.br-online.de/land-und-leute/artikel/0506/16-alterskriminalitaet/index.xml

Kuddel

Zitat Prozess gegen Rentner-Gang 
"Wir haben ihn doch gut behandelt"

Weil sie sich von ihm über's Ohr gehauen fühlten, hatten fünf Rentner ihren Anlageberater gekidnappt. Doch statt die erhofften Millionen zu erpressen, landeten die Senioren vor Gericht.
http://www.stern.de/panorama/prozess-gegen-rentner-gang-wir-haben-ihn-doch-gut-behandelt-1546576.html

Kuddel

ZitatOpa-Bande für Juwelenraub in London verantwortlich

Drei von ihnen sind mit 76, 74 und 67 Jahren schon im Rentenalter...

Die Bewunderung für die Einbrechertruppe dürfte dadurch noch wachsen. Britische Medien hatten sich mit detaillierten Beschreibungen und sogar Zeichnungen des Raubzugs überschlagen. Und Chefermittler Craig Turner hatte unmittelbar nach Bekanntwerden der Tat zugegeben, es handle sich um eine kühne Tat. "Das war ein sehr ambitionierter Einbruch, gelinde gesagt."
http://www.sueddeutsche.de/panorama/hatton-garden-opa-bande-fuer-juwelenraub-in-london-verantwortlich-1.2486527

MisterGrey

Zitat von: Kater am 16:13:50 Do. 02.August 2007
Zitat85-jährige Ladendiebin zeigt sich uneinsichtig

Obwohl auf frischer Tat ertappt, hat sich eine 85-jährige Ladendiebin in Düsseldorf gänzlich uneinsichtig gezeigt. Die betagte Dame hatte bei einem Händler am Düsseldorfer Hauptbahnhof eine Illustrierte im Wert von 3,50 Euro mitgehen lassen und war dabei erwischt worden, berichtete die Polizei.

Als ihr eröffnet wurde, dass sie mit einem Strafverfahren rechnen müsse, wurde die Seniorin energisch: Sie habe nur eine kleine Rente, die Beamten sollten wegen so einer "Kleinigkeit" nicht so einen Aufwand treiben.  

http://www.wdr.de/themen/kurzmeldungen/2007/08/02/84-jaehrige_ladendiebin_ist_uneinsichtig.jhtml

Strafrechtlich sicherlich ein eindeutiger Fall. Er zeigt aber, wie weit die Altersarmut schon fortgeschritten ist, wenn selbst 3,50 € unerschwinglich werden  :)

NurBesuch

In Japan gibt es schon lange Senioren Knäste.

Die haben es nicht so mit unter Brücke sterben.

Nach dem Motto...

Bevor Ich Obdachlos werde,geh Ich lieber in den Knast,bevor Ich in den Knast gehe,muss man Mich erstmal kriegen...

Egal welches Problem man sich in Deutschland ansieht,es tickt mehr als nur eine B..b. hier im Ländle.

Wir wurden alle verkauft und abgeschrieben.Da kommt noch was auf uns zu.

Es hat nicht gerade erst angefangen,aber man sieht es jetzt nun besser.Weil die Scheiße anfängt sich zu bewegen.

Nicht nur die natürliche Umwelt,sondern auch unsere eigen geschaffene Umwelt,beginnt uns langsam um die Ohren zu fliegen.

Dabei die soziale B..b. für Kapital,Wirtschaft,Politik und andere,dabei eher eine mehr unangenehme Angelegenheit.

Da wartet man noch ab und bekämpft Symptome,mit Justiz und BILD.

Aber wie gesagt....

Da kommt noch was auf uns zu.

MfG

NurBesuch











Rudolf Rocker


NurBesuch

Hm....ist meine Einschätzung so daneben,das deren Äußerung,mich in die Nähe eines Paradiesvogels rückt?

admin


Rudolf Rocker


Kuddel

ZitatJustizvollzug
Knast der alten Knacker



In der JVA Straubing stehen Rollstühle für diejenigen bereit, die nicht mehr gut zu Fuß sind.


   

  • 156 Inhaftierte in Bayern sind älter als 65 Jahre, Tendenz steigend. Darauf muss sich der Justizvollzug einstellen.
  • Noch gibt es keine Abteilungen für greise Häftlinge im Freistaat, in Straubing werden sie auf der Krankenstation versorgt.
  • Nun soll in Marktredwitz eine Geriatrie entstehen.
   

Die Menschen werden immer älter, also auch die Häftlinge in den Gefängnissen. Die Zahl der Senioren hinter Gittern hat sich in den vergangenen Jahren verdoppelt.

Besonders bedrohlich sehen die zwei nicht aus. Der eine lässt gelangweilt seine Füße vom Krankenbett baumeln, der andere wirkt, als stehe er zum ersten Mal auf den eigenen Beinen und erwarte lobende Worte von Besuchern. Männlich, alt, pflegebedürftig. Einzig die verschlossenen Metalltüren und die Gitterstäbe vor den Fenstern verraten, dass die Gesellschaft vor den zwei Herren im Schlafanzug geschützt werden soll. Sie wurden einst als Verbrecher eingesperrt, im Knast wurden sie zu gebrechlichen Greisen.

Ein ungemütlicher Freitag im Dezember, Regen prasselt gegen die Wachtürme der Justizvollzugsanstalt Straubing in Niederbayern. Hinter den hohen Mauern leben 770 Häftlinge, verurteilt zu mindestens sechs Jahren Knast. Darunter Mörder, Vergewaltiger, Totschläger. Die härtesten Fälle im Freistaat, viele sitzen lebenslänglich ein.

Und doch gibt es Momente, in denen die Verbrecher auf Hilfe angewiesen sind. Auch Straftäter werden alt, krank und pflegebedürftig - und bleiben trotzdem haftfähig. In Bayern sind 156 Strafgefangene und Sicherungsverwahrte zwischen 65 und 70 Jahre alt, 82 Häftlinge sind jenseits der 70. Der älteste ist 89, er sitzt wegen Mordverdachts in Untersuchungshaft. Genauer gesagt liegt er auf der Krankenstation in Straubing.

Morgenschicht im JVA-Spital. Drei Ärzte und 20 Pflegekräfte betreuen 21 Patienten, allesamt verurteilte Verbrecher. "Wenn ich Angst hätte, wär ich nicht hier", sagt Krankenschwester Monika Melch selbstbewusst. Trotzdem ist ihre Arbeit anders als im normalen Krankenhaus. Nachts werden die Krankenzimmer nur zu viert geöffnet, das Walkie-Talkie ist zur Sicherheit immer griffbereit. "Es ist nicht das gleiche Patient-Arzt-Verhältnis wie draußen", sagt Pflegedienstleiter Walter Lorenz. "Wir sind nicht so kumpelhaft, wir kennen die Vorgeschichten der Patienten."

Manche Häftlinge sitzen schon jahrzehntelang, sind verurteilt zum Altern hinter Gittern. Viele von ihnen kommen mit den Haftbedingungen nicht zurecht. Ihre Beschwerden landen oft auf dem Schreibtisch der SPD-Landtagsabgeordneten Ruth Müller. Als Mitglied im Anstaltsbeirat der JVA Straubing ist sie erste Ansprechpartnerin, wenn aus Sicht der Häftlinge etwas schief läuft. Kaputte Duschen, Sportgruppen für Herzkranke und spezielles Essen für Diabetiker - die Liste ihrer Anliegen verrät einiges über den Alltag hinter Gittern. Häftlinge fragen nach orthopädischen Schuhen, medizinischen Matratzen, Zahnplomben und Gummibändern fürs Fitnesstraining. Es geht um Wartezeiten im Sanitätsbereich, das Waschen älterer Gefangener, Kameras und Bewegungsmelder im Spital, Reha-Möglichkeiten, Sehstörungen und Gehbeschwerden.

Alte Häftlinge brauchen besondere Behandlung, sagt der Kriminologe Thomas Feltes von der Universität Bochum. "Das fängt beim Essen an, geht über die Gesundheitsbetreuung hin zu sozialen Aspekten. Viele der lebensälteren Gefangenen haben keine Sozialkontakte mehr. Das führt zu Hospitalisierungsschäden und Depressionen." Nicht zu vergessen die körperliche Unterlegenheit. "Mit 25 Jahren kann ich mich am Zellengang vor Übergriffen wehren, mit 70 kann ich das nicht mehr", sagt Anwalt Bruno Fuhs aus Passau.

Bei alten Gefangenen werde ein Ziel des Strafvollzugs obsolet, nämlich die Resozialisierung. "Wo wollen Sie denn einen 70-Jährigen hinresozialisieren? Ab einem bestimmten Alter ist es reine Verwahrung", sagt Fuhs. "Das wird ein gewaltiges Problem. Und diese Menschen haben keine Lobby."

Dafür gibt es mehrere Gründe. Erstens wird ein Politiker mit der Forderung nach teuren, seniorengerechten Gefängnissen keine Wähler gewinnen. "Die politische Öffentlichkeit honoriert den Einsatz für einen modernen Strafvollzug nicht", sagt der Landtagsabgeordnete Herbert Kränzlein (SPD). "In Bayern wird die Resozialisierung geringer geachtet als der Strafgedanke. Die Strafe soll hart sein, unangenehm", laute Kränzlein zufolge die vorherrschende Sicht in der Bevölkerung.

Zweitens ist es für Insassen schwer, sich aus dem Gefängnis heraus selbst zu organisieren. Und drittens gibt es wohl einfach noch zu wenige alte Häftlinge: Der Senioren-Anteil unter allen 8080 Strafgefangenen und Sicherungsverwahrten liegt in Bayern bei weniger als drei Prozent.

Das klingt nach wenig, doch hat sich die Anzahl der Senioren im Knast von 2001 bis 2011 verdoppelt. Die Tendenz ist klar. "Unsere Gesellschaft wird immer älter, und damit auch die Knastpopulation", sagt der Kriminologe Feltes. "Hinzu kommt, dass wir eine Phase hinter uns haben, in der relativ viele und lange Freiheitsstrafen verhängt wurden." Und die Verurteilten würden wohl die volle Haftzeit absitzen, meint der Leiter der JVA Straubing, Hans Amannsberger. "Die Gerichte sind restriktiver. Früher wurden viele Insassen nach zwei Dritteln der Haftzeit entlassen, jetzt müssen sie ganz dableiben und kommen anschließend vielleicht noch in die Sicherungsverwahrung."

Die Angst vor dem Sterben in Haft


Reicht der Platz dafür aus? "Gesonderte Anstalten oder Abteilungen speziell für ältere Strafgefangene sind in Bayern bislang nicht eingerichtet", sagt eine Sprecherin des Justizministeriums. Die alten Häftlinge dauerhaft in die JVA-Krankenhäuser abzuschieben, kann keine Lösung sein. Die Justiz weiß, dass Zellen für Senioren gebraucht werden. 55 barrierefreie Plätze für Behinderte und Senioren gibt es, verteilt auf 13 Einrichtungen, sagt die Sprecherin. In Marktredwitz, wo ein neues Gefängnis gebaut wird, soll eine Geriatrie mit 24 Plätzen für ältere Häftlinge entstehen.

"Für viele Gefangenen ist es die schlimmste Vorstellung, im Gefängnis zu sterben", sagt der Straubinger Gefängnisseelsorger Hans Pöschl. "Die Angst, die Freiheit nicht mehr zu erleben, wird im Alter größer." Heuer seien zwölf Häftlinge eines natürlichen Todes gestorben, hinzu kämen zehn Suizide und ein noch ungeklärter Todesfall, teilt das Ministerium mit. "Der bayerische Justizvollzug unternimmt alles Vertretbare, um die Zahl der Todesfälle in den Justizvollzugsanstalten so gering wie möglich zu halten", sagt die Sprecherin. Etwa mit Suizid-Prävention und angemessener medizinischer Versorgung.

Trotzdem ist im Januar in einer JVA ein Mandant von Veronika Anna Forster gestorben. "Die Anstalt wusste, dass er Epileptiker ist", sagt die Anwältin aus Regensburg. "Trotz mehrerer epileptischer Anfälle meinte der Anstaltsarzt, der Häftling brauche keine Medikamente. Laut Obduktion ist die Todesursache ungeklärt." Forster kritisiert die Abwehrhaltung des Gefängnisses: "Man kommt kaum an Krankenakten von Gefangenen. Das ist ein Kampf wie David gegen Goliath."

Wenn schon Anwälte Probleme haben, sich Gehör zu verschaffen, sei es für Gefangene noch schwieriger. "Als Häftling sind Sie ein Mensch zweiter Klasse. Man wird grundsätzlich als Simulant behandelt", sagt Rechtsanwalt Michael Haizmann aus Regensburg. Muss ein Gefangener tatsächlich zum Facharzt gebracht werden oder will er nur ein bisschen Abwechslung vom tristen Haftalltag?

Mit Handschellen ans Bett gefesselt - da verzichten manche lieber auf die Behandlung

Wer etwa zum Augenarzt, Urologen oder zur Dialyse muss, wird von Justizbeamten in externe Praxen eskortiert. Etwa 700 solcher Fahrten gab es im vergangenen Jahr in Straubing, sagt der leitende Anstaltsarzt Hans Zeller. "Häufigster Fall ist der Herzinfarkt. Die Erstversorgung findet hier statt, dann folgt der Transport ins Krankenhaus." Das nahe gelegene Klinikum St. Elisabeth hält in einem gesonderten Bereich vier Betten nur für Häftlinge bereit. Andernorts teilen sich Straftäter ein Zimmer mit anderen Patienten. Sie kommen meist mit Fuß- und Handfesseln - "wo ich mir oft denke, der Mensch ist sterbenskrank, der wird uns nicht mehr davonlaufen", sagt der stellvertretende Pflegedirektor im Straubinger Klinikum, Franz Xaver Knott.

Doch Sicherheit geht vor. "Die Fluchtgefahr ist zu groß", hält Anstaltsleiter Amannsberger dagegen. Mancher Häftling verzichte wegen dieser Demütigung gleich ganz auf externe Behandlung. Wer will schon nach einer schweren Operation ans Bett gefesselt aufwachen oder in Handschellen über die Flure geführt werden? "Vielen ist es unangenehm", sagt Anstaltsarzt Zeller. "Manchen ist es lieber, im Gefängniskrankenhaus versorgt zu werden." So komisch es klinge, viele Langzeithäftlinge identifizierten sich mit der Haft, sagt Pflegedienstleiter Lorenz.

Wenn ein Häftling schwer erkrankt, kann er von der Staatsanwaltschaft vorzeitig entlassen werden, um in Freiheit bei den Angehörigen sterben zu können. Die Haftzeit wird dann "unterbrochen", wie der juristische Begriff lautet. "Das betrifft oft Krebskranke", sagt der leitende Arzt. Keiner soll seine letzte Stunde in Haft verbringen müssen, wenn die Gefährdung gering sei, gewährleistet Paragraf 455 der Strafprozessordnung. Doch wo können diese Menschen hin?

"Die wirkliche Resozialisierung findet erst nach der Entlassung statt", sagt der Kriminologe Bernd Maelicke vom Deutschen Institut für Sozialwirtschaft. Im ersten Jahr nach der Entlassung sei die Rückfallquote von Straftätern am höchsten. "Das zeigt sich immer erst in der Freiheit." Nach langen Haftstrafen besteht oft kein Kontakt mehr zu alten Freunden, nicht jeder kann zurück zur Familie oder muss sofort ins Krankenhaus. Was dann? "Es ist schwierig, ein Pflegeheim zu finden, vor allem für Sexualstraftäter", sagt Amannsberger. Dann steht ein freigelassener Rentner vor den Mauern der Justizvollzugsanstalt und weiß nicht, wohin. Das kann in Zukunft immer öfter passieren.
http://www.sueddeutsche.de/bayern/justizvollzug-der-knast-der-alten-knacker-1.3310830

tleary

Alte Menschen einsperren ist ohnehin inhuman - genau wie Junge, denen man ihre Lebensperspektive durch die Stigmatisierung der Haft ("vorbestraft") nimmt. - Die Mächtigen tönen doch immer, daß - neben dem Rachegedanken (nur wird der nicht so gern zugegeben) - man vor allem auch wegsperrt, um Gefahr von der Bevölkerung abzuwenden. Von einem 70 oder 80jährigen geht aber wohl kaum mehr eine Gefahr für Leib und Leben der Bürger aus. Das ist einfach nur Geldverschwendung. Allein was so ein Tag in Haft kostet, das sind so 100 € so weit ich weiß. Wenn man das demjenigen Alten im Gegenzug zum Hafterlass gäbe, würde er mit Sicherheit nie mehr straffällig werden.
»Wir wissen, so wie es ist, kann es nicht weiter gehen. Aber es geht weiter.«
(Autor unbekannt)

Kuddel

ZitatIngrid Millgramm ist 84 und verurteilte Ladendiebin: drei Monate Haft für Hackfleisch, Gemüse und Gesichtscreme, weil ihre Rente nicht ausreicht.
http://www.spiegel.tv/videos/1550322-lebensabend-als-ueberlebenskampf?utm_source=sponhp

Ein Hoch auf die deutsche Justiz!

dagobert

Zitatweil ihre Rente nicht ausreicht.
Das kann doch gar nicht sein.
Deutschland geht es gut, sagt Merkel.  :evil:
"Sie haben die unglaubwürdige Kühnheit, sich mit Deutschland zu verwechseln! Wo doch vielleicht der Augenblick nicht fern ist, da dem deutschen Volke das Letzte daran gelegen sein wird, nicht mit ihnen verwechselt zu werden."
Thomas Mann, 1936

Troll

Was denn, ist der Spiegel kaputt, die gehören doch mit zu den ersten die durchdrehen wenn alte angeblich auf kosten der Jungen in Saus und Braus leben, warum jetzt kein Jubel über so viel "Generationengerechtigkeit", junge Arm, alte Arm, wenn das nicht im Spiegelschen Sinne gerecht ist weiß ich auch nicht.
Schizophrenie gehört behandelt!
Politik ist der Spielraum, den die Wirtschaft ihr lässt.
Dieter Hildebrandt
Es ist kein Zeichen geistiger Gesundheit, gut angepasst an eine kranke Gesellschaft zu sein.
Jiddu Krishnamurti

BGS

Die heutigen "Redakteure" sind meist therapie- und einsichtsresistent. Allerorten. Aufgeblasene Nullen.

MfG

BGS
"Ceterum censeo, Berolinensis esse delendam"

https://forum.chefduzen.de/index.php/topic,21713.1020.html#lastPost
(:DAS SINKENDE SCHIFF DEUTSCHLAND ENDGÜLTIG VERLASSEN!)

Troll

ZitatRe: Arme Rentner, reiche Rentner
Wege aus der Armutsfalle


Immer mehr Deutsche fürchten sich vor der Armut im Alter. Doch dagegen könnte die Politik etwas tun. In Österreich zahlen auch die Beamten und Selbstständigen in die Rentenversicherung ein. Im Schnitt hat jeder Rentner dort 500 Euro mehr als in Deutschland. Von einer solchen Rente kann Werner Huhnstein aus Gelsenkirchen nur träumen ...

Huhnstein ist keine Ausnahme. Immer mehr deutsche Senioren verarmen. Nach einer Studie der Bertelsmann-Stiftung könnte bald jeder fünfte deutsche Rentner von Altersarmut bedroht sein. Hauptsächlich betroffen: Menschen, die zeitweise wegen Krankheit, Arbeitslosigkeit oder der Erziehung ihrer Kinder nicht in die Rentenversicherung einzahlen konnten – aber auch Niedrigverdiener, die viele Jahrzehnte gearbeitet haben.
Nur wenige Kilometer von der deutschen Grenze entfernt, in dem Dörfchen Alphen aan de Maas, lebt die Rentnerin Mariet van der Broeck. Insgesamt hat sie heute mehr Geld zur Verfügung als früher. Während sie als Krankenpflegerin zuletzt gerade einmal auf 950 Euro Monatsverdienst kam, erhält sie heute insgesamt fast 1.500 Euro monatlich. Der Grund: Das niederländische Rentensystem, Cappuccinomodell genannt. Als Basis erhält jeder, der mindestens fünfzig Jahre in Holland gelebt hat, eine Grundrente von 1.098 Euro, dazu kommen Betriebsrenten und eine private Altersvorsorge.
Auch in Österreich kennen die Senioren die Probleme ihrer deutschen Nachbarn nicht. So kann die ehemalige Hilfsarbeiterin Renate Kauscheder von ihrer Rente gut leben und sogar zweimal im Jahr in Urlaub fahren. 1.009 Euro bekommt sie – und das vierzehn Mal im Jahr. Wie kann das gehen? Österreicher zahlen mehr in die Versicherung ein, der Arbeitnehmeranteil ist größer. Und: In Österreich muss sich jeder an der Finanzierung der Renten beteiligen, in Deutschland gibt es viele Ausnahmen.
Holland und Österreich zeigen: Es gibt einen Weg aus der Armutsfalle für Rentner.

HTMl5:
https://arteptweb-a.akamaihd.net/am/ptweb/081000/081500/081589-006-A_EQ_0_VOA_03816953_MP4-1500_AMM-PTWEB_10O0YtUvlG.mp4
Quelle: Arte

Rentner haben ihre wirtschaftlich profitable Zeit hinter sich, da ist sogar der mögliche Konsum im Alter vernachlässigbar, Kosten/Nutzen, bei beständig sinkenden Renten ist immer weniger zu holen und höhere gesetzliche Renten zu teuer bzw. schädlich für Arbeitgeber, sagt der unverzichtbare externe Sachverstand.
Politik ist der Spielraum, den die Wirtschaft ihr lässt.
Dieter Hildebrandt
Es ist kein Zeichen geistiger Gesundheit, gut angepasst an eine kranke Gesellschaft zu sein.
Jiddu Krishnamurti

Kuddel

ZitatTrotz zahlreicher Verurteilungen geht ein 72-jähriger Rentner immer wieder auf Diebestour. Jetzt stand er in Norderstedt erneut wegen dreier Einbrüche vor dem Kadi und bat um Gnade, weil er seine todkranke Frau pflegen müsse.
https://www.kn-online.de/Lokales/Segeberg/Amtsgericht-Norderstedt-urteilt-ueber-72-jaehrigen-Seriendieb

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