Drücker von Esel Promotion

Begonnen von gecos, 18:22:11 Do. 04.Oktober 2007

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gecos

Hallo liebe Leute,

eben hatte ich einen netten Besuch eines etwa 23 Jahre alten Mannes. Er begann damit, dass an der Haustür eine junge Frau verschämt das Haus verließ, woraufhin er sie zurückhielt und "komm, Du willst das doch lernen" sagte. Er blieb dann aber allein. Schon diese Szene machte einen schaulspielhaften Eindruck. Das Gespräch begann dann an der Wohnungstür, wo er mir fünf Fragen zu Drogenabhängigen stellen wollte. Auf die Frage, für wen er denn arbeite oder wer die Umfrage auswerte meinte er, sie sei "für uns" und "nur persönlich". Die Fragen lauteten "haben Sie Drogenerfahrung", "haben Sie Vorurteile gegenüber Drogenabhängigen", "was benötigen Drogenabhängige Ihrer Meinung nach nach dem Entzug", "wie hoch schätzen Sie die Rückfallquote von von harten Drogen Entzogenen" und "würden Sie als Arbeitgeber einen ehemals Drogenabhängigen einstellen". Die Antworten notierte er auf einem zerfressenen, durchgeschwitzten Zettel.

Ich ließ ihn in die Wohnung, wo er mich weiter ausfragte, aber ich ihn ebenfalls.

Seine Story war folgende: Er habe Drogenerfahrungen gemacht, seit 2,5 Jahren den Zwangsentzug hinter sich und nun würde eine richterliche Auflage für ihn gelten, die ihn von 80% des Arbeitsmarkts abschneide, da er nicht mit Alkohol, Drogen, Waffen oder Dingen die man als solche verwenden kann usw. in Berührung kommen dürfe. Er habe sich mit 8 anderen Leuten eine 4-Zimmer-Wohnung gemietet. Er habe keinen Schulabschluss, mache aber gerade seinen Realschulabschluss auf dem zweiten Bildungsweg nach.

Mit den besagten Mitbewohnern habe er sich zusammengetan um mit einem Anwalt ein Konto zu eröffnen, mit dem die Miete für die Wohnung bezahlt würde. Alles Geld, das er verdiene, würde dort landen, außerhalb seiner Verfügungsgewalt. Das Gericht hätte die Auflage erteilt, kein eigenes Konto zu eröffnen und auch keinen Verein gründen, da Unterschlagungsgefahr bestehe. Er erhalte einen Hartz IV Mindestsatz von 95 Euro im Monat.

Er konnte eine Reisegewerbekarte vorweisen, die ihn zum Verkauf von Zeitschriften in einer anderen Stadt ermächtigt. Er habe 140 Euro dafür gezahlt. Ich konnte einen Blick auf bereits abgeschlossene Verträge werfen: sie gehen an eine "Esel Promotion e. K." mit Sitz in 56414 Wallmerod.

Als er nun den Zettel mit den angebotenen Zeitschriften auspackte, war es für mich Zeit aus der Sache wieder herauszukommen. Ich warf ihm die Fehler in seiner Geschichte vor, dass kein Gericht jemandem verbieten würde ein persönliches Girokonto zu führen, dass die Gründung eines Vereins nicht wegen ein bisschen Beschaffungskriminalität untersagt würde, dass es unglaubwürdig ist dass eine Promotiongesellschaft die Aboverträge abschließt und dies außerdem seiner Geschichte mit dem Gemeinschaftskonto widerspricht und was er 200 km entfernt vom genehmigten Wirkungsgebiet mache, wo doch viel größere Städte in viel näherem Umkreis seiner Wohnung lägen. Er hatte keinerlei neuen Informationen zu diesen Fragen anzubieten. Ich machte ihm klar dass es mir persönlich für ihn leid täte, aber dass ich keine Zeitschrift brauche und auch nicht aus Mitleid einen Vertrag abschließen möchte, woraufhin er das Haus anstandslos und höflich, wenngleich ein wenig jammerig verließ.


Mich würde ja interessieren, ob an derartigen Geschichten etwas dran ist. Es muss ja durchaus einen Grund haben, warum ein 24-Jähriger nicht für mutmaßlich mehr Geld als mit Promotion zu verdienen ist, anderen Tätigkeiten nachgeht. Im hiesigen Kleinanzeiger stehen regelmäßig Minijobs, die mit 10 Euro oder mehr pro Stunde bezahlt werden und für die man nicht unbedingt eine gute Schulbildung braucht. Irgendetwas muss ihn also schon daran hindern, denke ich. Es gibt auch halbwegs seriöse Promotionagenturen, bei denen man auch Mindesteinnahmen usw. hat.

Auf Eure Antworten bin ich gespannt.

Viele Grüße

gecos

UnchainedRage

wow, die story kenn ich fast wort für wort.

bloß die details mit esel und so nicht, soweit kamen sie bei mir nicht mehr.

Wilddieb Stuelpner

Die üblichen Jammerarien von Drückerkolonnen. Wenn man eine selbstschließende Haustür mit Wechselsprechanlage hat, kann man diesen Singsang in 30 s kurz abhandeln und dann wieder auflegen, da der Bürger dafür die falsche Ansprechadresse für professionelle Hilfe ist.

Auf keinen Fall in die Wohnung reinlassen, da die zumeist zu zweit sind - der eine lenkt mit einem Gespräch ab und der andere macht derweil lange Finger in der Wohnung, z.B. unter dem Vorwand der erstere brauche ein Glas Wasser, weil ihm schlecht würde oder er müsse auf die Toilette.

Und ein anderes Mal kommt dann einer mit Postkarten, die angeblich von Behinderten angefertigt wurden und die eine Spende brauchen.

Für all die Dinge gibt es amtliche, professionelle Hilfe oder dasselbe bei karitativen und gemeinnützigen Vereinen. Der Bürger ist dafür nicht die richtige Ansprechadresse. Also sich nicht mit solchen Tränendrüsenarien einwickeln lassen.

dumm

schulung schulung nochmals schulung,bis man die geschichten selber glaubt,mehr fällt mir dazu nicht ein!!!!!!!

foxi

tja ,habe heute auch die  identische story an meiner haustür vernommen -mehrfach nachgefragt, wer der auftraggeber sei, mit der antwort "esel promotion wallmerod"- habe um die telefonnummer besagter esel gebeten aber keine telefonnummer bekommen -wo liegt den wallmerod? - antwort - hier um die ecke im schwarzwald-
alles klar -
ich bin hier im schwarzwald ortskundig - kenne hier aber kein wallmerod weit und breit - also bitte ,was soll das junger mann- gehe davon aus ,dass sie von einer drückerkolonne sind - darf ich bitte ihren personalausweis sehen

junger mann verabschiedet sich freundlich mit den worten -ja wenn sie mir nicht glauben wollen - schade-


unkraut

So was kam doch gestern abend im Fernsehen mit / von Drückern .
RTL oder so . Habe nicht richtig hingeschaut/gehört .
Bei uns hier kommt keiner  :tongue: Tiefste Provins  :cheer:
Grüße
Noch Fragen Hauser ? Ja Kienzle , wer ist eigentlich Unkraut ?

Wir wagen es nicht weil es schwierig ist sondern es ist schwierig weil wir es nicht wagen .

Mein Buchtip als Gastautor :  Fleißig , billig , schutzlos - Leiharbeiter in Deutschland  > ISBN-10: 3771643945

dumm

gestern abend der bericht war wirklich wieder krass.bei 10 leuten a 3 scheine 70000euro im jahr,gewinn für die chefs.und die drückerkinder haben 0,60cent auf der tasche.ich kenne häuser da leben ständig 20 leute und die pflicht scheine sind dort viel mehr...
eigentlich ist das thema drücker unerschöpflich,ich kann nur bei aller liebe nicht verstehen,warum man sich das freiwillig an tut.das man dort landet,ok,aber warum sollte ich bleiben?kann mir das mal jemand so erklären das ich es verstehe....

Barbara

HAllo,
auch ich kenne diese GEschichte nur zu gut - nur bin ich drauf reingefallen ...

Mein Freund hat mich schnell darauf aufmerksam gemacht, dass ich da wohl verarscht wurde...
Jetzt hab ich also so nen VErtrag, und da steht auch drauf, dass ich innerhalb von 2 Wochen Widerruf einlegen kann. Nur krieg ich weder die Telefonnummer noch die E-mail Addresse raus. Kann mir vielleicht jemand helfen???
Tausend Dank, Barbara

Eivisskat

Steht auf dem Vertrag keine POST-Adresse?
Dort solltest du schnellstens schriftlich den Widerruf per Post & Einschreiben mit Rückschein hinschicken. Widerrufen kann Mensch nicht telefonisch oder per Mail, nur schriftlich mit entsprechendem Datumsstempel der Post.
Wenn keinerlei Angaben zur Firma gemacht sind, ist dieser Vertrag sowieso nicht rechtsgültig und du mußt dich nicht weiter darum kümmern.
Bei der Verbraucherzentrale solltest du in jedem Fall Bescheid geben und dich entsprechend informieren/absichern.
LG

Paddy80

Hatte gestern auch besuch von 2 "netten" herren! Die mir von ihrer schlimmer vergangenheit erzählt haben!
Schon wahnsinn was denen jedesmal für storys einfallen!
In einem Sportwagen zu sitzen, ist die Stilvollste Art auf andere herabzuschauen

Woki

ZitatAuf keinen Fall in die Wohnung reinlassen, da die zumeist zu zweit sind - der eine lenkt mit einem Gespräch ab und der andere macht derweil lange Finger in der Wohnung...

Da könnte ich jetzt halbwegs zustimmen. Allerdings nur, weil die meisten Drücker wohl darauf getrimmt werden, möglichst lästig zu werden.
Während man denen normalerweise einfach die Haus-/Wohnungstür vor der Nase zu machen kann, wird man sie eher schlecht wieder los, wenn sie erst mal in der Bude stehen.
Aber Drückern auch gleich Diebstahl unterstellen zu wollen, finde ich reichlich ätzend.
Nicht jede arme Sau ist auch eine miese Sau...
Fullquote ist ganz schlechter Stil...  :P

alwa-classic

Bei mir war auch einer dieser "Opfer". Er sah auch aus wie einer, der mal Drogen genommen hatte und kannte sich auch gut aus. Das einfachste ist, diese Typen erst gar nicht groß anfangen lassen zu erzählen und sie auf keinen Fall in die Wohnung lassen. Sie sind sehr gut ausgebildet und wissen i.d.R. immer eine Antwort, auch wenn sie selten originell sind. Kostprobe?

Als ich nach der Adresse der privaten Selbsthilfegruppe fragte, antwortete er, dass diese geheim gehalten werden würde, weil sie schon oft mit vielen unnützen Sachgeschenken überhäuft worden waren. LoooooL

Das beste war die Behauptung, dass der Staat nicht hilft und es nur 16 (!!!) Hilfseinrichtungen in ganz Deutschland gibt. :cheer:

Es ist ja nicht falsch, Menschen zu helfen, aber nicht ausgebufften Handelsvertretern.

Bei meinen Eltern war mal eine Frau, die Teppiche verkaufen wollte, sah einen christlichen Satz an einem unserer Fensterscheiben. Meine Mutter ist etwas sagen wir gutgläubig aber mein Vadder hat gleich kappiert was hier abläuft und hat sie freundlich aber bestimmt des Grundstücks verwiesen. Dann ist die voll ausgerastet und hat irgendwas rumkrakehlt von wegen christlicher Nächstenliebe... *lol*

Ich habe meine Einrichtung, der ich etwas Spende und fertig. Ich kann eh nicht der ganzen Welt helfen und deshalb lasse ich absofort bestimmt niemand mehr in meine Wohnung. ^^

Sektsauferle

ich hatte vor jahren mal bekanntschaft mit ein paar jungs von diesen zeitungsverkäufern.

was soll ich dagen, für mich sah das so aus, als ob die, wenn sie mal drin sind, nicht mehr raus kommen, bzw bedroht und mißhandelt werden.

wir hatten uns mit denen in ner disco verabredet, das ging einmal gut (mußten um 10 heim)

und das zweite mal durften sie nicht kommen, weil sie nicht genug verkauft hatten.

und die haben sowas von gezuckt vor ihrem sog. chef, das konnte man nicht mitansehen.

danach wollten wir sie mal kurz besuchen, aber einer von denen kam nicht raus, so durch die blume wurde uns gesagt, er hätte wohl schläge gekriegt.

uns ist das dann alles komisch vorgekommen, und wir haben den kontakt abgebrochen.

mir tun die leid, muß ich sagen.
In Memory of Menschenrechte !!!

dumm

heute wieder in meiner tageszeitung zulesen.Junge Aufbauhelfer m/w ab 18J.für verschiedene Tätigkeiten in Bayern,Baden-Würtenberg und Schleswig-Holstein gesucht(ca.20Euro die Std.)
Tel.030/275817411od.sms0162/3760532
gleich darunter ist zulesen.Noch freie Stellen!!!Jg.Chef benötigt noch Mitarbeiter m/w ab 18J.für gutbez.Reisetätigkeit ca.400Euro wöchentl.Tel.030/275817412 od.sms 0175/4930317

das witzige,es ist ein und das selbe bürogebäude!wo tag für tag die jungen leute die nicht wissen was sie tun sollen um an geld zu kommen,von ihren zukünftigen kolonnenführen abgeholt werden.
und sitzen sie dann einmal in ihren busen,hat die drückerfalle zugeschlagen!
schon da geht für jeden der die arbeit machen möchte geld übern tisch,dann kommen kost und unterkunft dazu,nicht zuvergessen die party die man abends macht um allen neuen zu zeigen wie geil das arbeitsklima ist und schon hat jeder einen berg schulden an der backe.

mir tun die jungs und mädels auch leid,die tag für tag in ihre buse steigen um 10std und mehr in der kälte zu stehen.
die andere seite ist,jeder der erkennt auf was er sich eingelassen hat und dann bleibt,ist glaube ich doch selber schuld.
ich glaube die haben dann denn bezug zum,,normalen leben"verloren.
die jungs selber sagen,einmal drücker,immer drücker!

Sektsauferle

es ist immer einfach zu sagen, die sind selber schuld, aber wenn man manchmal so die methoden mitkriegt, was macht man, wenn man drinsitzt und angst hat? ?(
In Memory of Menschenrechte !!!

dumm

das kann ich dir sagen!
es gibt auch bei den drückern die möglichkeit zu gehen.es ist ja keine sklaverei dort,wenn man das auch denken könnte.
wenn man keine schulden beim chef hat,meisst sind es gerichtsstrafen,dann geht man.klar versuchen die dich mit irgendwelchem gerede klein zu halten,oder einem angst zu machen,aber es geht.
es gibt frauenhäuser,die polizei,bahnhofsmissionen.

Pascal

Hallo Dumm !!
hier die nummer wo ich reingefallen bin : firma personalbüro glaum                 06435 300988, hab mein lehrgeld bei dieser esel promotion gemacht und mit dem drückerboss klenk böse erfahrungen gemacht, kann nur warnen..
aber ich bin nun zum glück da weg :cheer:

JennyBlas

Vielen Dank Ihr hier im Forum !

Durch googeln bin ich  auf diese Seite gekommen.
Ich wäre beinahe auch so  dumm gewesen,  mich dort um eine Arbeit zu Bewerben .
Alles anscheinend nur dubios.
Beim googeln hab ich sogar festgestellt das die Firma Glaum und Esel Promotion am selben Ort in Wallmerod sind, also Finger weg.

 Hallo an    Venus,
 würd dich gerne mal  an-mailen, meld dich mal. (Gute Berichte hier von Dir)

Gruß und  Busi

Venus

Jo, Hi, hier bin ich. Leider hab ich Deine Anfrage nicht gesehen. Manchmal ist es schon verwirrend in diesem großen Forum.

Ich mail Dich über Chefduzen an, dann gebe ich Dir meine Privat-Mail, wenn Du nicht hier übers Forum reden möchtest.
Es gibt keine dummen Menschen - es gibt nur Menschen, die weniger wissen!

nicky84

Ich war auch so Dumm und bin gestern auf so nen typ reingefallen und hab mir einen vertrag andrehen lassen hab heute gleich den widerruf weg geschickt per einschreiben und rückschein hoffe das klappt und ich hoff die räumen mir mein konto net leer(war sooooo dumm hab meine kontodaten angegeben)davor hab ich voll angst.

mlawrenz

Wenn Sie Dir das Konto leerräumen, gehst Du zur Bank und sagst denen, dass sie es zurückbuchen sollen. Dürfte ja eine Einzugsermächtigung sein, die Du gegeben hast. Bei der Sparkasse z.B. ist es in der gleichen Minute dann wieder auf Deinem Konto.
"Es herrscht Klassenkrieg, richtig, aber es ist meine Klasse, die Reichen, die Krieg führt und wir sind dabei zu gewinnen'"
Warren Buffet, zweitreichster Mann der Welt


dumm

@nicky84
bei vertragsunterzeichnung,gehen die unterlagen ins hauptbüro,dann ruft dich immer nochmal jemand an.wenn dein widerruf schon weg ist,brauchst du dir also keine gadanken machen!

MrMuhh

Ich muss leider auch zugeben, dass ich mir so ein -mehr oder weniger direktes- Abo habe andrehen lassen. Leider weiß ich nicht genau, ob das wirklich nur Masche ist oder ob nicht vielleicht doch den "Drückern" geholfen wird.

Aber zu dem, was mir passiert ist:
Es hatten zwei Leute bei uns im Haus geklingelt und dann davon angefangen, dass sie eine Umfrage machen würden (umfasste etwa fünf Fragen ala "Wie hoch schätzen Sie die Rückfallquote ein?", "Würden Sie als Chef einen Ehemalig-Drogenabhängigen einstellen?" etc.; der Fragebogen ist im Übrigen statistisch gesehen ziemlich zweifelhaft). Dann fing sie langsam an ein paar Geschichten aus ihrem Leben zu erzählen (von Zuhause abgehauen, weil sie geschlagen wurde, Heroin-Abhängigkeit, Zwangsentzug, alles wieder ganz toll hinbekommen, böse Gerichte verbieten ihr alles mögliche). Was eigentlich ganz interessant war. Ich habe mehrere Freunde und Bekannte, die selbst Drogen-Probleme hatten, weshalb ich selbst wohl dafür "anfällig" war. Jedenfalls war die Geschichte, dass die zu acht in einer WG wohnen würden, nachdem die alle eine Zwangstherapie gemacht hatten. Aber die dürften (angeblich) nirgendswo arbeiten weil alles mögliche mit Rückfallgefahr behaftet war (sogar Putzen sei verboten, weil sie die Putzmittel schnüffeln könnten...) und sowieso Drogenabhängige weniger dürften als Alkoholiker etc. Das Ganze hatte sich zu dem Zeitpunkt schon teilweise komisch angehört. Aber nicht so stark, dass man direkt Verdacht schöpfen würde. Vor allem weil sich die Sachen authentisch angehört hatten (vielleicht stimmt die Lebensgeschichte sogar). Dann ging es aber langsam dahin über, ob ich denn nicht helfen wolle. Das Problem sei nämlich, dass die ihren Hauptschulabschluss nachholen wollen, aber dafür bräuchten die 500€ für die private (!) Abendschule. Aber die seien halt kein eingetragener Verein, deshalb dürften die keine Spenden annehmen, etc. Auf jeden Fall sollten die wohl 7.000 (!) von diesen Fragebögen ausfüllen lassen (wie von jemandem anderen bereits erwähnt: der Fragebogen ist irgendein mehrfach ausgefüllter Lappen, der wohl nicht ernsthaft zur statistischen Auswertung dient...). Zusätzlich bräuchten sie aber noch 500 "Punkte". Als ich verwirrt geguckt hatte, wurde ich dann aufgeklärt, was diese Punkte bedeuten würden...
Und jetzt fängt das Verkaufsgespräch an :)
Ich persönlich hatte zu diesem Zeitpunkt schon echte Sympathien für die "Verkäuferin" entwickelt. Und weil ich bereits zugesagt hatte, helfen zu wollen, konnte ich jetzt halt keinen Rückzieher mehr machen.
Jedenfalls soll man wohl Beträge wöchentlich "spenden". Leider kann man aber nicht direkt Spenden und auch nicht nur einmal, sondern halt wöchentlich... Jedoch muss es "Geschenke" zurück geben, weil das sonst strafbar sei (kein e.V. etc.). Und es geht eben explizit nicht darum, ein Abo zu ordern, sondern wöchentliche Beträge zu spenden und dafür nebenbei eine Gegenleistung zu erhalten. Das Ganze war ein eher kompliziertes System, was ich zuerst auch nicht verstanden hatte. Das schien aber auch mehr oder weniger beabsichtigt gewesen zu sein. Auf Nachfrage wurde es mir dann aber doch erklärt. Jedenfalls kriegen die bis zu neun Punkte für verschiedene Zeitschriften oder Zeitungen. Aus welchen Gründen auch immer hängt das Punkte-System aber nicht vom Preis ab. So gibt es für den Spiegel acht oder neun Punkte, für die FAZ aber z.B. nur einen. Trotzdem wird zu diesem Zeitpunkt immer noch ziemlich viel Wert darauf gelegt, dass es nicht um ein Abo geht, sondern um eine Spende... Und ich dürfe auf keinen Fall kündigen, weil dann alles rückgängig gemacht werde und die nichts erhalten würden. Außerdem solle ich doch aufpassen, dass ich das "Abo" rechtzeitig kündige, weil sich das sonst verlängere.
Eine Adresse oder ähnliches von der WG oder einer Hilforganisation oder irgendwas, was auf einen Vertrag zwischen den "Verkäufern" und der Firma schließen ließe, bekam ich nicht. Kein Informationsmaterial. Einfach nichts. Auch auf direkte Nachfrage nach einer Telefonnummer, Adresse o.ä. wurde mir verweigert. Schließlich wären den Vorgängen die Handys heißgelaufen, weil die Leute Fragen zu ihren neuen Abos gehabt hätten etc., was ich reichlich komisch fand, weil sie ja vorher so offen und freundlich war. Aber aus irgendeinem Grund fand ich das nicht so komisch, dass ich dann das Gespräch beendet hatte. Mir kam die Situation zwar komisch vor, aber irgendwie fühlte ich mich halt "verpflichtet".

Jedenfalls hatte ich mich noch ein bisschen nett unterhalten und am Ende sogar das Gefühl etwas Gutes getan zu haben.
Das Ganze verflog aber in den nächsten fünf Minuten wieder, als ich mal schaute, was ich am Ende in den Händen hatte: Eine Liefervereinbarung mit einer zwielichtigen Firma wahlweise aus Wallmerod oder -für den Widerruf- aus Meudt und ansonsten eine Personalausweisnummer von einer Person, die ich wohl nie wieder sehen werde.
Interessant ist übrigens noch, dass das Abo erst vier bis sechs Wochen später beginnt. Aber da ist schon lange die Widerrufsfrist von zwei Wochen abgelaufen. Wenn man also die ganze Sache liegen lässt und erst durch das erste Heft daran erinnert wird zu kündigen, ist es schon längst zu spät...

Ansonsten kann man wohl (psychologische) Vertretertricks en Masse feststellen:
  • Die Person hat sich für meinen Beruf, Ausbildung etc. interessiert gezeigt (im Endeffekt doch ziemlich oberflächlich).
  • Die Person war sehr nett und hat probiert jede Form von Zweifel auszuräumen. So habe ich z.B. mir den Personalausweis ansehen dürfen. Ich habe sogar die Nummer vom Personalausweis notiert bekommen. Im Endeffekt bringt das einem vermutlich aber gar nichts, weil man einfach nur einen Vertrag abgeschlossen hat. Und da ist es egal, ob der Verkäufer sich "missverständlich" ausgedrückt hat oder nicht. Vermutlich hoffen die Verkäufer einfach darauf, dass man nicht kündigt... Ohh, und es wurde sehr viel Wert auf diesen "Reisekaufmannpass" oder so ähnlich gelegt (den ich bis dahin noch nie gesehen habe und deshalb auch nicht sagen kann, wieviel der wirklich wert ist). Z.B. sollte ich mir die amtlichen Stempel und die Wasserzeichen im Papier genau anschauen...
  • Es wurde zuerst eine Zusage eingeholt, dass ich helfen wolle. Und dann wurde erst langsam zum Geschäft übergeblendet.
  • Mir wurden ein paar (indirekte) "Komplimente" gemacht, indem mehrfach gesagt wurde, dass ich doch alles ganz toll verstanden habe etc., obwohl die Sache etwas schräg war und ich eben nicht alles verstanden hatte. Wer widerspricht schon bei sowas?

Wer sich für ähnliche "Tricks" interessiert, sollte mal von Robert B. Cialdini Texte zu "Interpersonal influence" lesen. Ich hatte da mal ein eBook von einem Kumpel bekommen, das genau dieses Thema abhandelt. Leider ist das eingescannt und ich weiß nicht, woher das genau ist. Deshalb kann ich leider keine Quellenangabe machen. Aber vielleicht einen kleiner Auszug bei RapidShare...


Vielleicht noch ein kleines Fazit:
Klar, das Ganze war ziemlich dumm von mir und im Nachhinein war alles ziemlich durchschaubar und jede Menge Widersprüche zeigen sich auf. Aber ich fand die Verkäuferin eben sympathisch (nicht im sexuellen Sinne) und konnte ihr Problem (scheinbar) nachvollziehen. Aber wenn man bedenkt, was man am Ende in Händen hält und was es sein könnte, wenn es wirklich darum ginge diesen Menschen zu helfen, dann ist das schon mehr als merkwürdig.
Dennoch kann ich nicht mit Gewissheit sagen, dass es sich definitiv um Betrüger handelt. Alles, was ich sage ist: Ich habe de facto ein Abo, obwohl ich keins wollte. Und ob den Leuten wirklich geholfen wird, kann ich nicht sagen.
Ich würde der "Verkäuferin" nach wie vor helfen wollen. Hätte sie direkt nach Geld gefragt, hätte ich ihr sogar etwas gegeben. Aber nicht die ca. 300 Euro (2 Jahre mit 52 Ausgaben im Jahr für ca. 3 Euro)  für das Abo...
Jedenfalls habe ich jetzt schon einen Widerruf geschrieben, den ich gleich in den Briefkasten stecken werde. Und dann hoffe ich, dass ich mit 55 Cent für die Briefmarke und einer Erfahrung aus der Sache raus bin...


Schöne Grüße
Mr. Muhh

P.S.: Sorry, für das Pseudonym, aber meinen Namen möchte ich dann doch nicht in Verbindung mit "Betrogen werden" im Google-Index sehen...

nightgirl

hi kennt sich jemand mit der firma Glaum aus?brauche dringend infos

dociso

Hallo! Wir haben hier gerade ein großes Problem, was wohl mit der Firma "Glaum" zusammenhängt.... Der kleine Bruder meiner Lebensgefährten hat sich auf eine Zeitungsannonce beworbe in der es hieß "Beifahrer und Produktionshelfer gesucht..." Das ganze wurde dann vom Arbeitsamt als ein 2 wöchiges Praktikum genehmigt, jedoch haben wir Ihr nun seit 6 1/2 Wochen nicht mehr gesehen, da er seit dem irgendwo im Raum Karlsruhe, Schwarzwald unterwegs ist. Telefonisch ist er nicht zu erreichen und wenn man ihn mal am Telefon haben sollte, dann erzählt er einem nicht, was genau er arbeitet, ist kurz angebunden und man hat ständig das Gefühl, dass irgendwer hinter ihm steht und mithört. Meine Recherchen haben ergeben, dass die Firma "Glaum" im Zusammenhang mit dem König der Drücker "Wolfgang Klenk" (Esel Promotion e.K.) steht. Habe einen alten Zeitungsbericht in der Berliner Zeitung von 2001 gefunden, wo sämtliche Datails mit der aktuellen Situation bei uns übereinstimmt! http://www.berlinonline.de/berliner-zeitung/archiv/.bin/dump.fcgi/2001/0528/blickpunkt/0001/index.html

Wenn einer mehr darüber weiß dann bitten wir dringend um weitere Informationen, da wir unbedingt was unternehmen müssen, um ihn da wieder raus zu bekommen!

unkraut

Hi , scheint so das er da in dem Sumpf gelandet ist .
Geht zur Polizei , macht eine Vermisstenanzeige wenns denn geht und berichtet von der Sache und euren Befürchtungen .
Was mich wundert das das AA da ein 2 wöchiges Praktikum  ...
ich weis nicht .
Diese Anzeigen " Beifahrer und Produktionshelfer gesucht..." sind doch einschlägig als Drückerkolonne bekannt .
Evt. kann man dem AA da noch was reinwürgen .
Aber " Drücken " ist ja mitlerweile genauso legal wie " Schwarzarbeit " und " Schneeball spielen " .
MfG
Noch Fragen Hauser ? Ja Kienzle , wer ist eigentlich Unkraut ?

Wir wagen es nicht weil es schwierig ist sondern es ist schwierig weil wir es nicht wagen .

Mein Buchtip als Gastautor :  Fleißig , billig , schutzlos - Leiharbeiter in Deutschland  > ISBN-10: 3771643945

matten

ja klar da muss man zur Polizei...

und leider ist es so für die..Arge.. zählt nur raus aus

der Statistik

mfg
matten

dociso

haben das ganze bereits an die Kripo weitergeleitet, aber so richtig viel scheinen die wohl auch nicht unternehmen zu können (wollen), da er ja schon volljährlich ist. Beim Arbeitsamt hatte er sich wohl nach den 2 Wochen abgemeldet. Die wiederum haben seine Mutter kurz darauf angerufen und wollten wissen, wo sie ihn erreichen können und ob er nun irgendwo beschäftigt ist....
Kennt hier irgendwer eine sinnvolle Strategie wie man vorgehen sollte, um den Bruder meiner Lebensgefährten aus dieser Scheisse wieder rauszuholen?

Venus

Das Problem ist, das es nichts bringen wird, zu dieser Firma einfach hin zu fahren und dort nachzufragen. Dein Bekannter ist irgendwo in Deutschland unterwegs. Ihr müsst herausfinden wo, hinfahren, ihn abpassen, bis er in seinem Gebiet rausgelassen wird und ihn dann einfach "entführen". Da sollte natürlich die Schwester dabei sein, weil sie mehr Einfluss auf ihn haben wird, als vielleicht Freunde oder so. Natürlich wird er Euch davon überzeugen wollen, dass er sich in dem Job wohl fühlt usw., dann wird es nämlich schwieriger. Versucht mal einem zu Helfen, der gar nicht Einsieht, das er in einem Problem steckt. Macht ihm klar, in welcher Situation er ist und Ihr ihm helfen wollt und Ihr zu Ihm steht.  

Zum Thema Arbeitsamt und deren Vermittlung: Geht an die höchste Stelle bei Eurem zuständigen Arbeitsamt und teilt denen diese Firma mit. Ich denke schon, dass das Arbeitsamt ein Interesse daran hat, von solchen Firmen zu erfahren.

Ich kann glaub langsam nachvollziehen, warum gerade die Polizei nicht viel in diesen Fällen machen kann. Ihr meldet zwar eine Person als Vermisst, aber so richtig vermisst ist sie ja gar nicht. Die Person ist freiwillig und beruflich unterwegs. Natürlich sollte man eine Vermisstenanzeige machen aber ich glaub es gibt noch keine Sonder-Abteilung für Drückerkolonnen. So wird diese Anzeige dann bestimmt wie jede andere behandelt und wie gesagt, er ist ja freiwillig dort.
Es gibt keine dummen Menschen - es gibt nur Menschen, die weniger wissen!

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