Tarifsituation am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein

Begonnen von Kollege1968, 22:11:25 Sa. 15.März 2008

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Fritz Linow

Die Gewerkschaft der Servicekräfte am UKSH, GdS, überlegt, Arbeitskampfmaßnahmen einzuleiten. Sollte es tatsächlich so weit kommen, wäre das das erstemal seit ihrem Bestehen, ca. 2010:

ZitatTarifverhandlungen sind gescheitert!

Die Tarifkommission der Service Stern Nord GmbH hat in ihrer mehrstündigen Sitzung am Mittwoch, den 12. Juli 2017, noch einmal den gesamten Verlauf der derzeitigen Tarifverhandlungen sowie das letzte Angebot des Arbeitgebers kritisch geprüft und ist zu dem Ergebnis gelangt, dass die Tarifverhandlungen gescheitert sind.

Wie geht es jetzt weiter?

Die Tarifkommission wird in den nächsten Tagen erneut zusammenkommen und den Antrag an den Vorstand unserer Gewerkschaft stellen, Arbeitskampfmaßnahmen einzuleiten.

Diese Verhandlungen werden die längsten sein, die wir bisher zu bestreiten hatten. Jetzt kommt es auf den Zusammenhalt aller Beschäftigten der Service Stern Nord GmbH für mehr Geld in der Tasche an.
http://gds-kiel.de/g-d-s/171-tarifinformation-n%C2%B0-10-2017.html

Kuddel

Die Finanz- und Personalpolitik von Land und Klinikum spotten jeder Beschreibung.

ZitatKlinikmanagement
Land greift Uniklinik zinslos unter die Arme


KIEL. Das Land Schleswig-Holstein entlastet das Uniklinikum (UKSH) durch ein zinsloses Darlehen über 40 Millionen Euro. Mit dem Geld soll das UKSH Kredite bedienen, die dieses Jahr fällig werden und dabei weniger Zinsen bezahlen müssen. Damit folgt die Landesregierung einem 2016 gefassten Landtagsbeschluss, der solche Unterstützungsmaßnahmen in Aussicht gestellt, aber an Bedingungen geknüpft hatte.

Hierzu zählen ein positives operatives Ergebnis und keine weitere Arbeitsverdichtung für das Personal. Beide Punkte sieht das Land offensichtlich als erfüllt an. Finanzministerin Monika Heinold (Grüne) kündigte an, dass sie beabsichtigt, dem UKSH auch in den beiden folgenden Jahren mit zinslosen Krediten zu helfen.
https://www.aerztezeitung.de/politik_gesellschaft/gesundheitswirtschaft/article/955911/klinikmanagement-land-greift-uniklinik-zinslos-arme.html

ZitatAm Universitätsklinikum (UKSH) müssen angehende Ärzte bis zu einem Jahr lang unbezahlt arbeiten.
http://www.kn-online.de/Nachrichten/Schleswig-Holstein/Politik-fordert-Geld-fuer-angehende-Aerzte-am-UKSH

Kuddel

Das hätte man auch in der Rubrik "Witz des Tages" posten können:
ZitatUKSH erneut unter besten Arbeitgebern

Bereits zum sechsten Mal hat das Nachrichtenmagazin ,,Focus" die ,,Besten Arbeitgeber" ermittelt. Erneut wurde das Universitätsklinikum Schleswig-Holstein (UKSH) unter die Top Arbeitgeber Deutschlands in der Gesundheits- und Sozialbranche gerankt.
http://www.ln-online.de/Lokales/Luebeck/UKSH-erneut-unter-besten-Arbeitgebern

Irgendwie muß der Focus ja sein Geld machen.

Kuddel

ZitatDer Bau wird mit preisgünsigen osteuropäischen Arbeitskräften, meist aus Rumänien, hochgezogen. Günstig, genügsam und belastbar:

  "Im Schnitt sind momentan 160 Arbeiter rund 15 Stunden auf der Baustelle der Superlative"

schwärmte die SHZ. (https://www.shz.de/regionales/kiel/mitten-in-kiel-liegt-europas-groesste-krankenhaus-baustelle-id16052291.html) Wenn sie einen so langen Tag arbeiten, sollen sie es nicht so weit zu ihrer Matratze haben. So hat man ihnen Wohnzellen in Containerform auf dem Baustellengelände gestapelt.

Auf die würdelose Unterbringung in Containern angesprochen, redete man sich damit heraus, die Container würden nur Büros beherbergen. Wir haben aber Berichte und Fotos von Kollegen in Lübeck, die belegen, wie schlecht man sich da herausgeredet hat. Die Bewohner haben Satellitenschüsseln auf den Containern angebracht, um zumindest ein paar bunte und bewegte Bilder in ihre triste Behausung zu bringen.

https://uksh-blog.netzwerkit.de/2018/02/25/legebatterie-am-uksh/

Fritz Linow

Beschäftigte des UKSH fordern einen Tarifvertrag "Entlastung" und sprachen mit dem Aufsichtsrat. Dieser hörte eifrig zu:


https://www.facebook.com/verdi.kiel.gesundheit.soziales/videos/vb.464423273744957/535133447059939/?type=3&theater

Es bleibt spannend, ob der Vorsitzende und Bruder des SPD-Finanzministers den Unmut ebenfalls mit faschistischem Fingerspitzengefühl in die gefälligen Bahnen lenken wird.

(Das dumme Arschloch nimmt tatsächlich nicht einmal die Hände aus den Hosentaschen, aber so lange es läuft, ist wohl Eierkraulen angenehmer)

Kuddel

ZitatUKSH:
Verdi ist streikbereit

Keine Überstunden mehr, mehr Freizeit für die Pflegekräfte: Das fordert die Gewerkschaft Verdi vom UKSH-Vorstand. Der hat Entlastungen zugesagt. Wird dadurch ein Streik abgewendet?
https://uksh-blog.netzwerkit.de/2019/11/30/streikbereit/#more-978

Fritz Linow

Zitat27.1.20
Operation Streik

Die Krankenpfleger eines Kieler Krankenhauses klagen über Stress. Sie planen einen Streik auf allen Stationen. Wie weit darf Arbeitskampf gehen?
(...)
https://www.zeit.de/arbeit/2020-01/krankenpflege-streik-klinik-kiel-ueberlastung-arbeitsbedingungen


Fritz Linow

Zitat7.2.20
Uniklinik Schleswig-Holstein will Tarifeinigung mit Personalräten

Nach dem Scheitern von Verhandlungen mit der Gewerkschaft Verdi über eine Ent­lastung der Pflegekräfte strebt das Universitätsklinikum Schleswig-Holstein (UKSH) nun eine Verständigung mit den Personalräten an.
(..)
https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/109240/Uniklinik-Schleswig-Holstein-will-Tarifeinigung-mit-Personalraeten

Was hat der dem Betriebsfrieden verpflichtete Personalrat da jetzt zu suchen?

Kuddel

Das klingt ja absolut bitter.
Die bisher einfach nur überarbeitete und lethargische Belegschaft ist endlich mal in Wallungen gekommen, da wird der Kampf gleich wieder ins Leere geführt.
Es wäre der Moment, mit einem unbefristeten Streik zu reagieren.


Fritz Linow

Zitat18.2.20
Grüne regen Schlichtung bei UKSH-Verhandlungen an
(...)
https://www.kn-online.de/Nachrichten/Schleswig-Holstein/Gruene-regen-Schlichtung-bei-UKSH-Verhandlungen-an

Staatstragend und ohne Not untergraben die Grünen die Urabstimmung zum Streik und entsolidarisieren sich mit den streikbereiten Beschäftigten. Die Grünen sind ein Hort des Bösen.

NachbarArsch

Zitat von: Fritz Linow am 16:24:52 Di. 18.Februar 2020
...
Staatstragend und ohne Not untergraben die Grünen die Urabstimmung zum Streik und entsolidarisieren sich mit den streikbereiten Beschäftigten. Die Grünen sind ein Hort des Bösen.
Ja seh ich auch so, aber hat nicht geklappt.
97,5 % Stimmten bei der Urabstimmung für Streiks...

ZitatUKSH: Mitarbeiter stimmen für unbefristeten Streik

Am UKSH in Kiel und Lübeck stehen die Zeichen auf Streik. Verdi-Mitglieder stimmten in einer Urabstimmung für den unbefristeten Ausstand. Sie fordern Entlastung durch mehr Personal. Landesregierung und UKSH wollen eine von Verdi gesetzte Frist für Gespräche nutzen.
https://www.kn-online.de/Kiel/Urabstimmung-bei-Verdi-Mitarbeiter-stimmen-fuer-unbefristeten-Streik

Kuddel


Fritz Linow

Es gibt halt nicht nur Pflege und Ärzteschaft im Krankenhaus. Die Gewerkschaft der Servicekräfte (GdS) ist auch am UKSH vertreten und hat nun einen offenen Brief geschrieben:

ZitatLiebe Kolleginnen und Kollegen,

der Vorstand unserer Gewerkschaft hat sich heute mit offenen Briefen an die Bundeskanzlerin, die Ministerpräsidentin des Landes Mecklenburg-Vorpommern sowie den Ministerpräsidenten des Landes Schleswig-Holstein gewandt.

Das Schreiben möchten wir Euch natürlich nicht vorenthalten und veröffentlichen es deshalb auf verschiedenen Kanälen.

Sehr geehrte Frau Bundeskanzlerin, sehr geehrte Frau Ministerpräsidentin, sehr geehrter Herr Ministerpräsident,
in diesen Tagen, die von der Corona-Pandemie und deren weitreichenden Konsequenzen für uns alle geprägt sind, wird den Pflegekräften in den Kliniken endlich die Wertschätzung zuteil, die sie schon immer verdient hätten. Dies nehmen wir wohlwollend und solidarisch zur Kenntnis.
Aktuell wird offen darüber diskutiert, ob den Kolleginnen und Kollegen in dieser Berufsgruppe eine einmalige Prämie gezahlt werden soll. Wir begrüßen diese Art der Wertschätzung ausdrücklich.
Leider müssen wir feststellen, dass ein weiterer großer und wichtiger Teil der Arbeitnehmerschaft in der KRITIS, ohne die ein geordneter Betrieb undenkbar wäre, wie immer völlig unbeachtet und unerwähnt bleibt. Die Rede ist von der Logistik, die in jeder dieser Einrichtungen unabdingbar ist.
Die in den dortigen Servicegesellschaften und rückwärtigen Diensten tätigen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer sorgen schon immer dafür, dass der Betrieb und die Abläufe in diesen Einrichtungen reibungslos funktionieren, dass Nachschub jeglicher Art geliefert und transportiert wird, dass Blutproben in die Labore gelangen, Patienten und Personal versorgt und befördert werden, Sterilgut fachlich versiert aufbereitet, Abfälle entsorgt und die gesamte Infrastruktur stets in einem sauberen, hygienischen und keimarmen Zustand gehalten werden, um nur einige Fachbereiche zu erwähnen.
Wir fordern die Bundesregierung und die Landesregierungen daher auf, sich für diese Berufsgruppe ebenso stark zu engagieren, wie sie es derzeit für die in der Pflege tätigen Kolleginnen und Kollegen machen. Auch die von uns vertretenen Kolleginnen und Kollegen haben mindestens die gleiche Wertschätzung verdient, weil sie dem gleichen Risiko ausgesetzt sind wie die Pflegekräfte und Ärzte. Ohne deren Tätigkeiten könnte ein regulärer Betrieb der KRITIS nicht aufrechterhalten werden.
Über eine kurzfristige Rückäußerung würden wir uns, natürlich auch im Namen der von uns vertretenen Kolleginnen und Kollegen, sehr freuen.

Mit den Briefen erhöhen wir den Druck, das unwürdige Lohndumping in den rückwärtigen und ausgelagerten Diensten der kritischen Infrastruktur endlich zu unterbinden.

Das Schreiben stellt den Auftakt zu weiteren Forderungen unserer Gewerkschaft dar.

Derzeit befinden wir uns in Tarifverhandlungen für die Beschäftigten der DMS Klinikum Itzehoe GmbH und der Servicezentrum Greifswald GmbH. Im Sommer laufen die Verhandlungen für die Beschäftigten der Service Stern Nord GmbH an den Standorten des UK S-H in Kiel und Lübeck an. Wir werden unsere Ziele an die Systemrelevanz der Berufsgruppen entsprechend anpassen und die Forderungen danach ausrichten.

Wir halten Euch auf dem Laufenden!
https://xn--gewerkschaft-der-servicekrfte-qqc.de/

Fritz Linow

Während im Moment an der Charité die Servicekräfte zusammen mit Verdi streiken, sieht die Situation am UKSH anders aus. Die Gewerkschaft der Servicekräfte hat nun nochmal ein kleines Filmchen von ca 2010 veröffentlicht, in dem erklärt wird, warum sie Verdi absolut scheiße findet:


https://xn--gewerkschaft-der-servicekrfte-qqc.de/media/videos/2020/05/24/video.mp4

Die Beschäftigten wurden belogen und verarscht, kann man nicht anders sagen. 

Fritz Linow

Ein längeres Rührstück vom 2.7.09 aus der Financial Times Deutschland über Jens Scholz, dem kleinen Bruder des Brechmitteleinsetzers Olaf Scholz. Man erfährt so Dinge wie dass der Vater Deutschlandmanager des Strumpfhosenherstellers Kunert war, oder dass seine Söhne in teuren Internaten den Klassenkampf lernen, dem er in seiner wilden Zeit -ganz wie sein Bruder- ebenfalls nicht abgeneigt war. Olaf bescheinigt sich und ihm einen ähnlichen Charakter. Außerdem ist er HSV-Fan.

Zitat18 porträt medbiz 07/09

Ganz oben im Norden


JENS SCHOLZ ist neuer Chef der Uniklinik Schleswig-Holstein. Der Bruder des Bundesarbeitsministers übernimmt ein von Skandalen geschütteltes Haus. Jetzt will er es aufräumen – und in die schwarzen Zahlen führen. Constanze Löffler

Jens Scholz hat Schnittchen kommen lassen. In die Häppchen mit Lachs, Mett und Schinken sind kleine Flaggen gespießt. Zum ersten Mal hat er alle Direktoren des Uniklinikums Schleswig-Holstein (UKSH) zusammengerufen. ,,Kommunikation" heißt die neue Zauberformel am UKSH. Steif, aber bestimmt steht Scholz an der Frontseite des kargen Konferenzraums, die Tische und Stühle vor ihm sind aufgereiht wie in einem antiquierten Klassenzimmer.

Immer wieder schleichen Nachzügler in den Raum. Er wirkt angespannt, nervös. Doch das legt sich schnell. Scholz präsentiert die neue Struktur des Klinikums, die Pläne für die Umbauten und seine beiden neuen Assistentinnen – eine blond, eine brünett. Ganz gerecht. Scholz lacht. Dann schwärmt er vom UKSH als Premiummarke, von einem hotelähnlichen Service auf dem Gelände. Er redet schnell und mit schwungvollen Handbewegungen, als wolle er den eigenen Enthusiasmus zu den Anwesenden hinüberschaufeln. Die Kollegen bittet er um ihre Meinung, fragt nach eigenen Ideen.
Doch Scholz kann auch anders. Einmal, kurz zwischendurch, blitzt der knallharte Manager auf. Als zwei Klinikdirektoren einfordern, eine Marktforschung zur Außenwirkung des UKSH in Auftrag zu geben, bügelt Scholz die Diskussion kurzerhand ab. Rausgeschmissenes Geld, heißt es kurz, Thema durch. ,,Er wird noch lernen müssen, mehr auf sein Umfeld einzugehen, alle Seiten zu berücksichtigen", sagt sein Ex-Chef vom Hamburger Uniklinikum (UKE), Jochen Schulte am Esch.

Schulden und Skandale

Scholz soll im Norden eine Herkulesaufgabe schultern. Im April hat der frühere Chef der Kieler Klinik für Anästhesie das Amt des Vorstandsvorsitzender des UKSH übernommen: Zwei Campus mit 10 000 Mitarbeitern, knapp 100 Mio. € Altschulden, ein riesiger Modernisierungsstau. 2003 sind die Unikliniken Lübeck und Kiel zur UKSH fusioniert. Seither streiten sie um die Vormachtstellung. In den vergangenen Jahren ist am UKSH viel schmutzige Wäsche gewaschen worden: Vorwürfe der Untreue gegen den alten Vorstandschef, Suspendierung und Rücknahme nur eine Woche später, Rückzug von Aufsichtsratmitgliedern und Führungskräften. Drei Bewerber für das Vorstandsamt waren kurzfristig abgesprungen, ehe Scholz schließlich das Ruder übernahm.

Der 49-Jährige ist der Bruder von Olaf Scholz, dem Bundesarbeitsminister. Eine Ähnlichkeit ist nicht auf den ersten Blick zu erkennen, auf den zweiten aber schon, links und rechts der Stirn weicht der Haaransatz deutlich zurück. Die Schultern von Jens Scholz sind schmal, die Hände feingliedrig, das Gesicht jungenhaft. Olaf Scholz sieht aber durchaus Gemeinsamkeiten:
,,Mein Bruder und ich haben einen ähnlichen Charakter. Fleiß, soziales Engagement, eine gehörige Portion Ehrgeiz, Pragmatismus und Durchsetzungsvermögen fügen sich zusammen", sagt der Bundesarbeitsminister. Während der sich seit vielen Jahren vor der Kamera bewegt, kann Jens Scholz sich noch nicht so recht an die Aufmerksamkeit gewöhnen, die ihm seit der Vorstandswahl entgegengebracht wird. ,,Ich bin doch kein Filmstar", sagt er fast entschuldigend. Ehrgeizig aber ist er durchaus. ,,Mit 40 wollte ich unbedingt Chef sein",

sagt er. Der Leistungswille wurde ihm im Hamburger Elternhaus vorgelebt: Der Vater hatte sich vom Sockenverkäufer zum Deutschlandmanager des Strumpfherstellers Kunert hochgearbeitet.
Die drei Kinder sollten Abitur machen. Auch die Söhne von Jens Scholz sind auf dem Weg dorthin: Der Ältere macht gerade Abitur auf einem hessischen Elite-Internat, der jüngere geht auf Schloss Torgelow in Mecklenburg-Vorpommern zur Schule. Beide Jungs wären auf eigenen Wunsch ins Internat gegangen, betont Scholz. Hätte er den Job auch gemacht, wenn beide Kinder noch zu Hause wohnen würden? Scholz bleibt die Antwort schuldig. Viel Zeit für die Familie habe er jedenfalls nicht.

1978 kommt Scholz an die Uni Hamburg. Ein junger Mann mit langen Haaren, der sich für Marxismus und Kommunismus begeistert. Die Ouvertüre zu seiner Karriere war ein Boykott: 1983 wehrt sich der Medizinstudent dagegen, für einen Schein in Pharmakologie eine bis dahin unübliche Klausur schreiben zu müssen. Als AStA-Vertreter legt er sich mit dem Klinikdirektor an. Der ist beeindruckt von der Energie des Studenten-Revoluzzers – und bietet ihm eine Stelle als wissenschaftlicher Mitarbeiter an. Im Februar 1987, knapp vier Jahre nach dem Klausuren-Eklat, veröffentlicht Scholz seine erste wissenschaftliche Publikation. Danach geht es am UKE stramm aufwärts: Facharzt für Anästhesie 1992, im gleichen Jahr Habilitierung, wenig später Oberarzt, 1996 der erste Professorenruf. Nach zwei vergeblichen Bewerbungen in Aachen und Rostock wird Scholz 2000 Chef der Klinik für Anästhesie und Intensivmedizin der Uni Kiel. ,,Seit dem Ruf nach Kiel gehört er zur Elite seines Fachs", sagt Walter Jonat, der die Frauenklinik in Kiel leitet und Scholz immer wieder protegiert hat. ,,Ein exzellenter Kliniker", urteilt sein Ex-Chef vom UKE, Jochen Schulte am Esch. Scholz arbeite hochdynamisch, sei hochintelligent – ein Gewinnertyp mit Führungsqualitäten.

So einen braucht das UKSH. 8,1 Mio. € Verlust hat das Klinikum im vergangenen Jahr gemacht. ,,Ich werde der Erste sein, der schwarze Zahlen schreibt", prophezeit der neue Chef. Spätestens nach dem geplanten Umbau des UKSH erwartet Scholz bei einem Umsatz von rund 400 Mio. € in der stationären Krankenversorgung eine Rendite von sechs oder sieben Prozent. Dass Scholz dieses ehrgeizige Ziel erreichen wird, bezweifelt Carl Hermann Schleifer nicht. Schleifer wurde 2007 als externer Berater ans UKSH geholt – und setzte sich für Scholz als neuen Vorstandschef ein. ,,Er war mein absoluter Wunschkandidat." Scholz wisse, dass eine Klinik Geld verdienen müsse, ohne dabei bewährte Strukturen zu beschädigen. Als Schleifer als Sanierer ans UKSH kam, hatte er alle Klinikdirektoren zu Sparmaßnahmen überreden müssen. Scholz sei der unternehmerischste gewesen. ,,Seine Klinik für Anästhesie war einfach die appetitlichste und serviceorientierteste."

Sein neues Vorstandsbüro musste Scholz allerdings vom Vorgänger übernehmen. Der Boden ist mit billigem grauem Nadelfilz ausgelegt, die Wände sind noch kahl, die Regale leer. Auf dem schwarzen Schreibtisch verlieren sich ein paar verwaiste Blätter – als habe er noch keine Zeit gefunden, sich richtig einzurichten. Es ist Scholz sichtlich unangenehm, hier Besucher zu empfangen. Die Vorstandsetage solle jetzt schnellstmöglich renoviert werden, beeilt er sich zu sagen. Aus der Klinik für Anästhesie hatte er ein Schmuckstück gemacht. Auf hellen Fluren nehmen edle Glaskästen mit indirekter Beleuchtung den Besucher auf eine Zeitreise mit: Aus der Mode gekommene Beatmungsmaschinen werden ins Licht gerückt. Den grauen Schieferboden hat er persönlich ausgesucht, und Toiletten dieser Art erwartet man in einem Hotel, nicht im Krankenhaus. ,,Mancher Mitarbeiter behauptet, die Klinik sei schöner als das eigene Zuhause", sagt Scholz.
Vom Arzt zum Manager

Auch als Klinikdirektor war Scholz in erster Linie Arzt – er wurde erst nach und nach zum Manager. Er baute wissenschaftliche Arbeitsgruppen mit internationalem Renommee auf, gab eine Fachzeitschrift heraus, war Kongress-Gastgeber. Gleichzeitig besorgte sich der Manager Scholz Geld von Pharma-Stiftungen und über Drittmittel, begeisterte die richtigen Leute für seine Projekte, machte seine Klinik rentabel. Nicht alle gönnen ihm das. ,,Es mangelt nicht an Neidern", sagt Schulte am Esch. Mit der kleinen 200-Mitarbeiter-Klinik stieg HSV-Fan Scholz aus der Regionalliga in die Champions League auf. Das will er nun auch mit dem UKSH schaffen. Nationale Konkurrenz sieht er nicht. Die Charité Berlin profitiere vor allem vom Renommee ihres Namens. Und das Hamburger UKE sei zwar geografisch gesehen ein Konkurrent, aber dennoch kein Vorbild. Die Eröffnung des dortigen Zentralklinikums im Januar 2009 habe gezeigt, wie vielfältig Schwierigkeiten sein können, wenn neue Strukturen entstehen. Damit das am UKSH nicht auch passiert, will Scholz sein Personal konsequent trimmen. ,,Service und Kundenfreundlichkeit – da hapert es bei uns noch", sagt Scholz.

Doch der meiste Wind weht ihm von den Personalräten in Kiel und Lübeck entgegen. Nein, der Professor Scholz habe sich seit seiner Berufung noch nicht mit ihnen getroffen, offenbar stünde man in der Priorität nicht so weit oben, tönt es beleidigt aus dem Büro des nichtwissenschaftlichen Gesamtpersonalrates. Dabei möchte Scholz ein Klima der offenen Türen etablieren: Wer etwas will, der läuft eben mal eben rüber zum Chef.

Scholz gilt als jemand, der anderen Verantwortung überträgt, ohne die eigene abzugeben. ,,Er delegiert, vergewissert sich aber garantiert, dass der Auftrag erledigt wurde", sagt Markus Steinfath, ein langjähriger Freund von Scholz, der dessen Chefposten in der Anästhesie kommissarisch übernommenhat. Scholz selbst spricht scherzhaft von seinem ,,Kontrollzwang".

Kein schlechter Zug für die Leitung einer Klinik, in der in den vergangenen Monaten doch einiges außer Kontrolle geraten war.

Fritz Linow

Am UKSH stehen im Servicebereich mal wieder Tarifverhandlungen an. Bisher gibt es einen Tarifvertrag mit der GDS. Die Entgelte sind jetzt nicht so der Bringer, aber es gibt ja auch eine Vorgeschichte, warum sich eine Gewerkschaft neben verdi gegründet hatte:
https://uksh-blog.netzwerkit.de/2020/07/10/servicekraefte-am-uksh/#more-1163

Nun will Verdi wieder mitmischen und schießt scharf gegen den unliebsamen Konkurrenten:



Kann man machen, wirkt aber scheiße und nicht wirklich glaubwürdig.


Fritz Linow

Der erste Streik einer Nicht-DGB-Gewerkschaft beim immerhin größten (?) Arbeitgeber in S-H:

Zitat1.3.21
Streik am UKSH: Servicemitarbeiter wollen mehr Geld

Unter anderem Reinigungskräfte und Küchenmitarbeiter, die bei einer Tochterfirma des UKSH angestellt sind, wollen besser entlohnt werden. Die Gewerkschaft der Servicekräfte (GDS) rief daher am Montag zu einem Warnstreik auf – weitere sind wahrscheinlich.
(Schranke)
https://www.ln-online.de/Nachrichten/Norddeutschland/Streik-am-UKSH-Servicemitarbeiter-wollen-mehr-Geld



Kuddel

Heute am UKSH Kiel.







Es herrschte eine Topstimmung.



Mordslärm. Es wurde auf allem herumgetrommelt, was dazu taugte.



Zertrommelte Latten.



Geht doch!



Fritz Linow

Der Bruder des SPD-Kanzlerkandidaten droht nun damit, die Servicebereiche am UKSH auszugliedern.
Aus einem Schreiben an die Mitarbeiter:


https://gewerkschaft-der-servicekräfte.de/index.php/component/sppagebuilder/7-ssn-gmbh

Das ist nichts Neues, denn diese Service Stern Nord war eine Auslagerung, um die Löhne zu drücken. Damals Sodexo, mittlerweile wieder beim Land Schleswig-Holstein. Es war ein Konstrukt unter korrupter und mafiöser Beteiligung, deren Ursprünge bis in die Barschelära zurückreichen.
Medizin im "wahren" Norden ist ein Milliardengeschäft, an dem man sich ohne Ende bereichern kann. Man hat es dort mit sehr mächtigen Strukturen zu tun. Die Beschäftigten sollen den Mafiosis mal ordentlich ans Bein pissen!

Fritz Linow

Zitat6.3.21
Der Kreisverband der Lübecker SPD erklärt sich solidarisch mit den streikenden Servicekräften des UKSH am Standort Lübeck. ,, Die Verhandlungen zwischen der Gewerkschaft GDS und der Uni Klinik sollten umgehend wieder aufgenommen werden.", erklärt Jörn Puhle, der Kreisvorsitzende der SPD Lübeck. blablabupp
https://www.spd-luebeck.de/2021/03/08/keine-zwei-klassenbelegschaft-am-uksh/

Zitat9.3.21
Wir Lübecker Grüne solidarisieren uns mit den Servicemitarbeitern der UKSH-Tochtergesellschaft und unterstützen die Forderungen der Gewerkschaft der Servicekräfte (GDS). blablablupp
https://www.hl-live.de/text.php?id=143731

Zitat4.3.21
DIE LINKE. SH solidarisiert sich mit den Warnstreiks der Servicekräfte am UKSH! blablablupp
https://www.facebook.com/dielinkesh/photos/a.886102851417193/4561863360507772/?

Kuddel

Da dürfte der DGB aber genervt sein.

Ich habe gehört, daß Verdi Kiel diskutiert, verstärkt unter dem Servicepersonal Mitglieder zu werben.

Fritz Linow

Zitat von: Kuddel am 09:04:43 Mi. 10.März 2021
(...)
Ich habe gehört, daß Verdi Kiel diskutiert, verstärkt unter dem Servicepersonal Mitglieder zu werben.

Das machen sie immer wieder, wie hier im Juni 2020:



Auf Vimeo gibt es einige Filmchen der GdS zum Streik:
https://vimeo.com/user125589975



Fritz Linow

Zitat25.3.21
ACHTUNG - Kolleginnen und Kollegen in der Service Stern Nord GmbH am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein! Ihr seid keine Menschen 2. Klasse und nicht weniger wert als die Kollegen, die direkt am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein angestellt sind! Deshalb bleiben wir dabei: GLEICHE ARBEIT = GLEICHER LOHN! Das versteht sogar ein kleines Kind, aber nicht der Vorstand des UKSH! Vielleicht erklärt es ihnen mal jemand? Wir können noch mehr. Die Arbeitskämpfe werden massiv ausgeweitet! Achtet in Kürze auf die Aushänge im Unternehmen!

https://gewerkschaft-der-servicekräfte.de/index.php/component/sppagebuilder/7-ssn-gmbh


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