Berliner BVG-Streik: ver.di auf den Knien

Begonnen von handkey, 00:14:13 Mo. 17.März 2008

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handkey

ZitatNews - 16.03.08
Berliner BVG-Streik: ver.di auf den Knien

Eine der größten Blamagen der neueren Tarifkampfgeschichte zeichnet sich derzeit in Berlin ab. Noch bevor bei den Berliner Verkehrsbetrieben (BVG) die Verhandlungen zwischen ver.di und dem kommunalen Arbeitgeberverband (KAV) wiederaufgenommen wurden, scheint ver.di auf einen Großteil ihrer Forderungen verzichten zu wollen. Statt 12 Prozent Lohnerhöhung soll es nur noch um drei Prozent gehen, die Forderung nach einer Mindestlohnerhöhung von 250 Euro für alle ist vom Tisch und statt 12 Monaten Laufzeit will ver.di offenbar auch 30 Monate akzeptieren. Statt einem großmäuligen "ordentlichen Schluck aus der Pulle" scheint sich die nächste Reallohnverlust-Schlappe mit Gewerkschaftssegen abzuzeichnen.

In der Tarifauseinandersetzung für die Beschäftigten bei den Berliner Verkehrsbetrieben scheint ver.di nach zehn Streiktagen auf der ganzen Linie einzubrechen. Angesichts der unnachgiebigen Haltung der großen Berliner
Koalition der SozialdemokratInnen aus SPD und "Die Linke" rudert die Dienstleistungsgewerkschaft mit Volldampf zurück. So signalisierte einem Bericht der Tageszeitung "Junge Welt" zufolge jetzt der ver.di-Verhandlungsführer Frank Bäsler, dass die Gewerkschaft statt dem versprochenen deutlichen Einkommenszuwachs auch bereit ist, über einen deutlichen Reallohnverlust für die nächsten 30 Monate zu verhandeln. Hauptsache der KAV stimme einem "verbindlichen Verhandlungskorridor" zu. Im Gegenzug sein man bereit, den Streik zunächst auszusetzen. Der Tageszeitung "Die Welt" gegenüber deutete Bäsler sogar, dass man auch ohne neue Verhandlungen bereit sei, "Teile des Betriebs wieder ans Netz gehen zu lassen".

Was ver.di dazu bewogen haben mag, die Streikenden dermaßen offensichtlich und deutlich zu verkaufen, darüber kann man derzeit nur spekulieren. Zu Beginn der Streiks hatte die Gewerkschaft unter enormem Druck gestanden. Auf der einen Seite forderten ihre Mitglieder nach Jahren der Reallohnverluste endlich wieder einmal einen Abschluß, bei dem einige Euro übrig bleiben. Zum anderen fürchtet ver.di die Konkurrenz durch die Bahngewerkschaft GDL, die sich anschickt, sich in den Schienenbetrieben der BVG zu etablieren. An dieser Front kann ver.di allerdings beruhigt zurückrudern, denn langsam spricht sich auch bei den BVG-Beschäftigten herum, dass der neue GDL-Tarifvertrag bei näherem Hinsehen nicht viel mehr als heiße Luft ist und auf dem Rücken derjenigen GDL-Mitglieder erkauft wurde, die nicht unter das Vertragswerk fallen werden. Bei den Streikenden machten aber auch schon Gerüchte die Runde, sie seien von ver.di von Beginn an verkauft worden, weil die Führung ihren politischen Freunden im Berliner Senat noch einen Gefallen schuldete. Jetzt könne man schließlich sagen, "seht ihr, wir haben gestreikt, aber es war halt nichts drin."

Noch ist der Streik nicht zu Ende und es wird sich zeigen, ob die streikende Basis in der Lage ist, ihre Führung rechts liegen zu lassen. Ähnliche Fälle in der Vergangenheit lassen allerdings eher fürchten, dass stattdessen die große Ernüchterung und Enttäuschung einsetzen wird.

Quelle: //www.fau.org
Scheint wieder haufenweise Austritte zu hageln-
nach der methode:
Wie nennt man das Geräusch, wenn ein Streik abgewiegelt wird?
Bzirskerrr...
Staubsaugervertreter verkaufen Staubsauger,
Versicherungsvertreter verkaufen Versicherungen,
warum sollten ausgerechnet Volks- oder Arbeitervertreter
aus der Art schlagen?

antonov

Das ist ja ein Witz.

Das kann man niemanden anbieten.

Kuddel

Jeder Versuch unabhängig zu diskutieren und alle Formen sich gewerkschaftskritisch zu äußern (Wandzeitungen, Flugblätter...) sind in so einer Situation nötig. Innerhalb der Gewerkschaft wird eine solche Diskussion untergebügelt. Solange die Unzufriedenheit zwar massenhaft, aber nicht organisiert auftritt, wird wohl kaum was anderes als Resignation herauskommen.

handkey

und det sagen Berliner Companer@s dazu:

Zitat[FAU Berlin] BVG-Tarifkonflikt: Offene Solidaritätserklärung

Berlin, 1. April 2008
Betrifft: Allgemeines Syndikat der Freien ArbeiterInnen-Union (FAU)
Berlin - Solidaritätsadresse und Stellungsnahme zum BVG-Tarifkonflikt

OFFENE SOLIDARITÄTSERKLÄRUNG AN DIE BELEGSCHAFT DER BVG

Liebe Kollegen und Kolleginnen,

hiermit möchten wir Euch unsere Solidarität im Tarifkonflikt des
öffentlichen Nahverkehrs aussprechen.

Nicht nur im öffentlichen Dienst, sondern in praktisch allen Industrien
und Branchen haben wir Lohnabhängige viel zu lange Verschlechterungen
unserer Arbeitsbedingungen hingenommen, geschweige denn Verbesserungen
erzielt. Über Jahre hinweg beschränkten sich die Gewerkschaften auf
symbolische Drohgebärden, bis sie nicht mehr ernst genommen wurden.
Stattdessen habt Ihr nun versucht, einen ernsthaften und druckvollen
Arbeitskampf zu führen. Damit habt Ihr auch ein Zeichen über den
öffentlichen Dienst und das Land Berlin hinaus gesetzt: wir müssen nicht
jede Kröte schlucken. Wir können uns wehren, wenn wir entschlossen und
gemeinsam handeln.

Die Hetze, die Senat und Berliner Medien während des bisherigen Streiks
gegen Euch betrieben haben, beweist vor allem: Euer Kampf ist ernst zu
nehmen. Deshalb versuchten sie, einen Keil zwischen Euch und die anderen
Berliner und Berlinerinnen zu treiben und KollegInnen gegeneinander
auszuspielen. Dass der Senat nicht so schnell klein beigeben würde, dass
der Kampf zäh sein und alle BerlinerInnen längerfristig belasten könnte,
war klar, Entschlossenheit und Standvermögen deshalb eine nötige
Voraussetzung. Umso unverständlicher ist deshalb, wie die Streikleitung
zuletzt eingeknickt ist und die Forderungen deutlich abgeschwächt hat.

Gerade ein großer Teil der lohnabhängigen Bevölkerung hat Verständnis
für Euren Kampf, auch wenn er sie stark belastet, sind sie doch auf die
öffentlichen Verkehrsmittel angewiesen. Die Sympathie gilt Euch gerade
deswegen, weil Ihr Forderungen gestellt hattet, die viele als richtig
und wichtig für die Interessen aller Lohnabhängigen empfanden. Dafür
allein sind viele bereit, Belastungen in Kauf zu nehmen. Wenn aber der
Arbeitskampf letztlich um eine paar wenige Prozente geführt wird, was
womöglich auf einen Reallohnverlust hinauslaufen würde, ist das nicht
nur für viele entmutigend, sie haben dann auch wenig Verständnis für
einen Arbeitskampf, den sie alle zu tragen haben. An den ursprünglichen
Forderungen konsequent festzuhalten, ist nicht nur in Eurem Interesse.

Nun steht Ihr vor einer Situation, in der Ihr nicht nur den Arbeitgebern
und den Medien gegenübersteht, sondern Euch ebenso gegen eure eigene
Gewerkschaftsführung durchsetzten müsst. Das Problem einer
verselbstständigten Gewerkschaftsführung, die die Interessen Ihrer
Mitglieder ignoriert, ist kein neues Phänomen. Gerade deshalb sind wir
in einer Basisgewerkschaft organisiert. Wir wissen, der Kampf gegen die
eigene Gewerkschaftsbürokratie ist oftmals härter als die
Auseinandersetzung mit dem eigentlichen Gegner. Daher benötigt Ihr jetzt
viel Kraft und jegliche Unterstützung. Nehmt die Sache in die eigene
Hand und sucht den Schulterschluss mit all denen, die sich wie Ihr nicht
länger beugen wollen.

Solltet Ihr, das hoffen wir, diesen Tarifkonflikt erfolgreich beenden,
werden sicherlich die Aufwiegelungsversuche fortgesetzt werden. Wenn,
wie bereits angedroht, die Fahrpreise im Falle Eures Erfolges erhöht
werden, wird der Druck auf die lohnabhängige Bevölkerung verschärft und
damit versucht werden, Euch den schwarzen Peter zuzuschieben. Das zeigt
uns, dass unsere Kämpfe nicht losgelöst voneinander betrachtet werden
können. Es wird dann an Euch sein, Verständnis und Solidarität
zurückzugeben und die Kämpfe anderer Lohnabhängiger zu unterstützen.
Dann könnt Ihr den Stimmungsmachern beweisen, dass es Euch nicht nur,
wie behauptet, um die Erreichung eigener Vorteile geht, ausgetragen auf
dem Rücken der Bevölkerung.

Wir wünschen Euch die nötige Kraft und Standhaftigkeit, so lange wie
nötig für Eure Sache zu kämpfen, bis Ihr Eure Ziele erreicht habt.


Allgemeines Syndikat der Freien ArbeiterInnen-Union (FAU) Berlin
Staubsaugervertreter verkaufen Staubsauger,
Versicherungsvertreter verkaufen Versicherungen,
warum sollten ausgerechnet Volks- oder Arbeitervertreter
aus der Art schlagen?

antonov

kommt ein paar wochen zu spät falls das datum stimmt

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