Jaja, Sir Vival, schon klar, aber das hat Kater nicht gefragt. Es geht um grundlegendes: Darf man Freiheit einfordern und gleichzeitig ein Hausrecht durchsetzen und die Freiheit Einzelner beschneiden? Wieso zensieren Gegner der Zensur selbst? Das sind Widersprüche, die mir selbst zu schaffen machen, aber sie haben sich aus dem praktischen Betrieb ergeben. Wir befinden uns auf einem Feld der Auseinandersetzung mit den gesellschaftlichen Verhältnissen, mit den sozialen und politischen Problemen und wir sitzen nicht in einem philosophischen Seminar. In realen politischen Auseinandersetzungen muß man sich die Hände schmutzig machen. Hätten wir nicht gelernt bei einigen Problemen nicht auch mal rabiater durchzugreifen, würde es dieses Forum nicht mehr geben. Der Forenbetrieb hat einige unangenehme Seiten, um die ich mich nicht reiße. Es ist leicht Widersprüche und Fehler im Forenalltag zu finden und zu kritisieren. Widersprüche, die sich nicht einfach auflösen lassen, sind nicht so leicht zu ertragen. Ich bin da bei Kritik verdammt empfindlich.
Chefduzen.de ist ein Angebot an alle, die Informationen oder einen Austausch suchen und dabei das Projekt und die Beteiligten respektieren. Das mit dem klassenkämpferischen Ansatz und der antifaschistischen Grundlage habe ich auch an verschiedenen Stellen des Forums kundgetan. Rechte Ideen gehören zum gesellschaftlichen Maistream und wir müssen uns als Forenbetreiber überlegen, wie wir damit umgehen. Es macht Sinn mit den Menschen zu reden, die am Schlingern sind und in ihrer Wut auch Unsinn reden. Da muß man aber von Fall zu Fall entscheiden, wieviel Zeit/Kraft für solche Gespräche vorhanden sind. Chefduzen ist kein Hort der political correctness und wir können auch mit einem rauheren Ton umgehen. Aber wir achten peinlich genau darauf, dass der Ton hier nicht umschlägt, notfalls ganz rabiat mit dem Mittel der Sperrung.
Es geht darum, daß das Forum und die hier geführten Diskussionen zu einer Gegenwehr gegen die sich verschärfende Ausbeutung und sich ausbreitende Verarmung beitragen. Über die Notwendigkeit der Abwehr sozialer Angriffe gibt es auch die Auseinandersetzung mit den Ursachen. Eine Offenheit und Unvoreingenommenheit bei der Diskussion wird hier angestrebt um das zu ermöglichen, was es selten unter Linken gibt: Ein Austausch über die Gräben der verschiedenen Strömungen, Gruppen und Sekten hinweg. Es gibt kein Patentrezept für eine solche Diskussionskultur. Wir versuchen schlichtend einzugreifen, wenn es zu dogmatisch wird, wir gehen dagegen vor, wenn das Forum droht in der Belanglosigkeit zu versinken oder wenn Störenfriede sich breit machen, die kein Interesse an einer inhaltlichen Auseinandersetzung haben, die Trolle halt. Und ohne jetzt noch groß darauf herumzureiten, welches Risiko der Forenbetrieb birgt, welch Kraft und Zeit er verlangt, müssen hier einfach klarstellen, dass wir wirklich pissig werden, wenn man dem Forum, den Usern und den Betreibern respektlos kommt, wenn man, ohne sich hier ein wenig eingelesen zu haben, gleich den Lauten macht und alles besser weiß…
Wir haben diskutiert, ob es Sinn macht einen festen Regelkatalog zur Moderation aufzustellen und haben uns darauf geeinigt, dass das eigene Gespür der Moderatoren für Situationen das wohl beste Mittel ist. Die Moderatoren stehen hinter den Einzelentscheidungen der Anderen, auch wenn man persönlich anders entschieden hätte. Es geht einfach nicht, dass wir gegeneinander arbeiten. Wir diskutieren für andere unbemerkt per Mail und PN diese Entscheidungen oft und heftig. Wir haben nicht rund um die Uhr für Chefduzen Zeit und haben mit unseren eigenen Problemen zu kämpfen. Wenn es in einer Streßsituation mal zu einer Überrektion kommt, bitten wir dies als menschlichen Faktor zu verbuchen.
Ich zeichne für den Rausschmiß von workless und jobless0815 verantwortlich und sehe dies nicht als Überreaktion, sondern würde jederzeit wieder so entscheiden. Jobless war nicht ungebildet oder schlichtweg dumm, er hat sich jedoch nicht nur geweigert irgendwelche politischen und sozialen Ursachen zu sehen, wenn es um eine Zunahme der Gewaltbereitschaft von Jugendlichen ging, er hat sogar stets versucht eine Diskussion über Ursachen und gesellschaftliche Zusammenhänge zu verhindern. Als er aber auf den Zusammenhang von Aggression und Wut in der Religionszugehörigkeit von Migranten sah, ist mir der Kragen geplatzt. Vielleicht ist die Schilderung verkürzt, doch ich habe genau beobachtet, wie er sich im Forum vehalten hat. Er hat zwar einzelnen Leuten mit Tips weitergeholfen, aber bei der politischen Diskussion hat er meine Toleranzschwelle überschritten. Es soll hier nicht so abgehen, wie im Forum von spiegel-online.
Es soll wirklich viel bei chefduzen möglich sein. Wir wünschen uns, dass die User einander zuhören und auf Argumente des anderen eingehen. Von den Pazifisten erwarten wir Offenheit und von den Militanten Respekt vor anderen Meinungen und den Regeln des Forums. Dazu brauchen wir keine Forenregeln hier aufzulisten. Das Forum wird offen betrieben und unterliegt den Gesetzen dieses Landes. Man kann eine Menge sagen, wenn man sich beim Formulieren ein paar Gedanken macht und den gesunden Menschenverstand benutzt.