Spargel stechen statt arbeitslos
Mehr Bodenhaftung!
Die Erntehelfer-Idee birgt Chancen, an die noch niemand gedacht hat: Warum körperliche Arbeit nicht nur Arbeitslosen gut tut. Die polnischen Saisonarbeiter, die fast alle aus der Landwirtschaft kommen oder über eine langjährige Erfahrung verfügen, können das besser als deutsche Arbeitslose, die noch nie ein Spargelmesser in der Hand hatten.
Trotzdem steckt etwas Richtiges in der Spargelstecher-Idee.
Und in der Empörung gegen die unzumutbare Arbeit verbirgt sich noch etwas Tieferes: die unausgesprochene Verachtung der körperlichen Arbeit und Geringschätzung der körperlich Arbeitenden.
So gesehen steckt in der Spargelstecher-Idee die Chance, der körperlich arbeitenden Klasse ihre Würde zurückzugeben. Die Frage ist nur, wie man es anstellt. Das Beste wäre natürlich, irgend ein amerikanischer Management-Guru, der gerade en vogue ist, empföhle das Spargelstechen als neueste Methode, die Motivation und Leistung der oberen Führung zu steigern.
Gewiss ist es etwas einfallslos, alle auf den Acker zu schicken. Es gäbe noch viele andere Bereiche, in denen Arbeitslose nützlich wären.
Auch für unsere fußkranken Institutionen - Kirchen, Gewerkschaften und Parteien - böten sich Chancen. Holten sie die Arbeiter im Weinberg abends nach getaner Arbeit ab und lüden sie ein zum Abendessen, ließe sich manches bereden.
Viel Potenzial für Kirchen, Gewerkschaften und Parteien steckt in der Spargelstecher-Idee. Und eine neue politische Bildung für breite Volksschichten wäre der Nebeneffekt. Wir sollten es uns ernsthaft überlegen.
All diese Zitate sind O-Ton der Süddeutschen ZeitungUnd eine neue politische Bildung für breite Volksschichten wäre der Nebeneffekt.
Vielleicht ist es auch ein Nebeneffekt, wenn solche Journalisten gelyncht neben einem Spargelfeld hängen.