Rentenangst - Der Kampf um die Altersversorgung

Begonnen von Troll, 12:49:40 Do. 10.April 2008

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Pinnswin

ZitatOriginal von rodion
l[...]
wenn nicht bald genügend menschen freiwillig "riestern",
... noch ...  "riestern" genügend & mehr Menschen freiwillig. Die PR Strategien gehen auf.

Der Mensch hat Zukunftsängste  :denk> die sich nicht lohnen.
Das Ende Der Welt brach Anno Domini 1420 doch nicht herein.
Obwohl vieles darauf hin deutete, das es kaeme... A. Sapkowski

Wilddieb Stuelpner

ARD/SR vom 26.08.2008, 21:45 Uhr: Wohn-Riester Eigentumsförderung mit Haken und Ösen

Selbst genutztes Wohneigentum wird wieder staatlich gefördert, damit möglichst viele Menschen im Ruhestand keine Miete zahlen müssen. Aber wie sinnvoll ist es, die private Altersvorsorge mit Immobilien zu verknüpfen, deren Wert auch drastisch sinken kann?

Der Traum vom Eigenheim

Das eigene Häuschen – für die meisten Deutschen ist das das Sinnbild der idealen Altersvorsorge schlechthin: im Alter mietfrei wohnen und das Geld ist sicher in der eigenen Immobilie angelegt.

Bisher blieb der Immobilienerwerb bei der staatlich geförderten Altersvorsorge jedoch außen vor. Eine Benachteiligung, die mit Einführung des Wohn-Riesters beendet werden soll. Künftig dürfen Riester-Sparer ihr gesamtes Guthaben für den Bau und Kauf einer selbst genutzten Immobilie oder den Erwerb von Anteilen an einer Wohnungsgenossenschaft verwenden.

Riester und der Immobilienmarkt

Ganz nebenbei könnte der Wohn-Riester-Zuschuss der am Boden liegenden Immobilienbranche auch wieder auf die Beine helfen. Schließlich können elf Millionen Riester-Sparer ihr Geld nun auch in Wohneigentum anlegen. Doch Experten sind skeptisch. Zusätzliche Nachfrage werde es mit Wohn-Riester kaum geben, sagt Thomas Bieler von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen: ,,Wer sich heute keine Immobilie leisten kann, der wird sie sich auch mit Wohn-Riester nicht leisten können. Dafür reichen einfach die Förderbeträge nicht aus."

Wohn-Riester - eine schöne Zugabe für Leute, die ohnehin gebaut oder gekauft hätten. Für eine Belebung auf dem Immobilienmarkt wird das wohl kaum reichen.

Ein bürokratisches Monster wird geboren

Ein weiterer Pferdefuß: Die Förderung gibt es nur für selbst genutzten Wohnraum. Allein diese Einschränkung werde aus Wohn-Riester ein Bürokratie-Förder-Programm machen, fürchtet Verbraucherschützer Thomas Bieler: ,,Ich glaube, dass gerade auch die Finanzämter noch viel Spaß bekommen werden mit dem Wohn Riester." Denn diese müssen verfolgen, was über 20 bis 30 Jahre hinweg mit einer Immobilie geschieht. Zieht der ,,Wohn-Riesterer" aus, wäre das förderschädlich und man müsste die erfolgte Förderung zurück fordern. ,,Ich denke, das ist eines der Hauptprobleme", so Bieler. Hier werde ,,ein bürokratisches Monster aufgebaut, an dem noch viele verzweifeln werden".

(Meine Anmerkung: Die Finanz- und Arbeitsagenturbeamten und -sachbearbeiter werden so zwischen 20 bis 30 Jahre organisierte Sozialschnüffelei betreiben dürfen. Wieder eine Lebens-ABM für Amtsleute, denen es ohnehin schon gut geht und die nie von Arbeitslosigkeit bedroht sein werden.)

Nicht alle Immobilien sind eine gute Altersvorsorge

Dazu kommt, dass der Erwerb einer Immobilie schon lange nicht mehr automatisch auch eine gute Geldanlage ist. Wer im Alter nicht mehr in seinem Eigentum wohnen kann oder will, für den kann es ein böses Erwachen geben: Es gibt nicht mehr genug junge Menschen, die eine Immobilie kaufen wollen. Die Branche verzeichnet in den vergangen Jahren extreme Wertverluste. Ausgenommen sind im Grunde nur Objekte in Toplagen oder Ballungsgebieten. ,,Im ländlichen Bereich gab es in den letzten zehn bis zwölf Jahren einen Wertverlust im Durchschnitt von 30 Prozent, und wenn es sich um sehr große Häuser handelt, die einen erheblichen energetischen Nachholbedarf haben, auch 50 Prozent", berichtet der Kasseler Immobilienmakler Dr. Hans-Jürgen Krampe.

(Meine Anmerkung: So kann schnell für Senioren, die die Hausinstandhalltung wegen mickriger Rente oder wegen Alterswehwechen die Pflege der Außenanlagen aus eigener Kraft bewältigen können, zum finanziellen Klotz oder zum Sargnagel werden. Und wer auf dem Lande so ein Häuschen hat, der wird zum Arzt und zum Einkaufen pendeln müssen. Junge Leute überlegen es sich heute wegen der steigenden Lebenshaltungs- und Spritkosten oder wegen der Pendlerpauschale dreimal, sich ein Eigenheim auf dem Lande zuzulegen. Und was macht man, wenn die eigenen Kinder das Haus nicht übernehmen wollen und woanders hinziehen?

Und als Kaufentscheidung wird noch der Energieausweis eine Rolle spielen. Auch für Arbeitslose wird zukündtig der Energieausweis eine Rolle spielen, wenn man vom Amt aufgefordert wird, sich eine kleinere und preiswerte Wohnung zu suchen.)

Wohn-Riester - Investition in Verlustgeschäfte?

Das Problem: Immobilien in besten Lagen sind für die meisten unerschwinglich. Es sei daher zu befürchten, dass mit Wohn-Riester am Ende eher Verlustgeschäfte gefördert würden, warnt Städteplaner Professor Ulf Hahne: ,,Der Wohn-Riester ist gut gedacht, zielt aber in die falsche Richtung." Mit Blick auf die Zukunft sollte eher der energie- und klimaeffiziente Umbau von Immobilien besser gefördert oder die Miete für Alte subventioniert werden, so der Städteplaner.

Altersgerechte Umbauten nicht förderungswürdig

Ein weiteres Problem beim Konzept Wohn-Rieser ist der Ausschluss von altersgerechten Sanierungen. Viele Wohnungen und Häuser könnten von ihren Eigentümern auch bis ins hohe Alter bewohnt werden – wenn bestimmte Barrieren nicht wären. Der Einbau eines Treppenliftes oder der Umbau zu einem barrierefreien Bad ist jedoch kostspielig. Eine Wohn-Riester-Förderung gibt es dafür aber nicht. Dabei sind es gerade solche Investitionen, die den Wert einer Immobilie in der Zukunft entscheidend mitprägen.

Das dicke Ende kommt mit der Rente: die Steuern

Trotz aller Bedenken: In wenigen Wochen werden die ersten zertifizierten Wohn-Riester-Angebote auf den Markt kommen. Wer unterschreibt, sollte vorher aber genau nachrechnen, denn mit einem schlechten Vertrag kann man sehr viel Geld verschenken.

Wichtig zu wissen ist: Wie bei allen Riester-Verträgen fordert das Finanzamt auch bei Wohn-Riester ab Rentenbeginn einen Teil des Geldes zurück. Das ganze System sei sehr kompliziert und schwer zu durchschauen, sagt Verbraucherschützer Bieler: ,,Es ist so, dass der Kunde Tilgung auf einen Kredit zahlt. Gleichzeitig werden diese Zahlungen auf einem Wohnförderkonto verbucht".

Wenn man in Rente geht, wird das, was auf dem Wohnförderkonto verbucht ist, als Guthaben bewertet. Sozusagen eine fiktive Rente, die der ,,Wohn-Riesterer" bezieht. Auf diese fiktiven Renteneinkünfte müssen dann Steuern gezahlt werden. ,,Der Hauseigentümer denkt vielleicht, er hätte ein Plus. Aber letztendlich ist es nur eine Steuerbelastung, die ihn da erwischt. Das wird für viele Leute schwer zu verstehen und auch für die Finanzämter schwer zu vermitteln sein", schätzt Bieler.

Fazit

In den eigenen vier Wänden zu leben ist der Traum vieler Familien. Ob es auf lange Sicht auch eine gute Geldanlage ist, hängt von vielen Faktoren ab. Auch in Zeiten von Wohn-Riester gilt deshalb: Drum prüfe, wer sich ewig bindet ...

Ein Beitrag von Ingo Blank

Links in der ARD

ARD-Ratgeber Bauen + Wohnen

Externe Links

Bundesministerium der Finanzen: Fragen und Antworten zum Wohn-Riester

Rententips.de: Informationsportal Soziale Altersvorsorge

Deutsche Rentenversicherung: Informationen zur Riester-Rente

Wilddieb Stuelpner

ARD/SR, Sendung Plusminus" vom 26.08.2008, 21:45 Uhr: Plusminus-Tipp - Immobilien als Altersvorsorge

Die Idee von den eigenen vier Wänden ist für viele verlockend. Manch einer verliebt sich sogar regelrecht in das Bauernhaus vor den Toren der Stadt oder das Loft im trendigen Ausgehviertel und will es unbedingt besitzen und dann "für immer" dort leben – wie in einer Ehe.

Vieles spricht für diese langfristige Bindung: Ein Häuschen im Grünen oder die schicke Stadtwohnung kann man zwar nicht unbedingt sofort bezahlen, aber lieber Raten an die Bank überweisen als Miete an einen Dritten – denn irgendwann ist es "meins".

Eine relativ krisensichere Form der Vermögensbildung ist der Immobilienerwerb im Grunde schon. Aber ist es auch die perfekte Altersvorsorge? Verschiedene Studien zeigen: In den vergangenen 30 Jahren stagnieren oder sinken die Werte von Immobilien in Deutschland - außer in vereinzelten Toplagen. Deshalb hier unsere Tipps, für alle, die mit dem Bau oder Kauf eines Hauses oder einer Wohnung liebäugeln.

Schon vorher Finanzen fürs Alter "checken"

Auch im Alter benötigen Eigenheimbesitzer genügend Einkünfte, also eine ausreichende Rente und zusätzliches Vermögen. Denn auch wenn die eigenen vier Wände endlich abbezahlt sind, muss die selbstgenutzte Immobilie auch in Stand gehalten werden - sonst verliert sie an Wert und bringt beim potenziellen Weiterverkauf zu wenig.

Dreifach wichtig: Lage, Lage, Lage

Entscheidend für den Wiederverkaufswert ist vor allem die Lage des Objekts und damit die Antworten auf Fragen wie: Wie wird sich das Wohngebiet entwickeln, in dem das Traumhäuschen steht? Wie ist der derzeitige Zustand?

Ideal ist es, wenn die wichtigsten Läden und Geschäfte direkt um die Ecke liegen. Das Gleiche gilt für Ärzte und die Apotheke – die sollten möglichst zu Fuß oder bezahlbar mit dem Taxi erreichbar sein.

Trend: Zurück in die Stadt!

In der Stadt sind Wohnungen natürlich etwas teurer, dafür ist die Infrastruktur besser - und das kann Geld wert sein. Wegen der hohen Spritkosten, der sinkenden Bevölkerungszahl und auch wegen des kulturellen Angebotes zieht es schon heute viele Menschen zurück in die Stadt – ein Haus auf dem Land ist daher stärker von Wertverlust bedroht als eine Wohnung in der City.

Altersgerecht kaufen

Häuser mit vielen Treppen sind für Senioren ungünstig. Es sei denn, man hat das Geld, einen Aufzug oder einen Treppenlift einzubauen. Deshalb ist es am besten, wenn das Objekt, dass man heute kauft oder baut, ebenerdig zugänglich ist und wenigstens die wichtigsten Räume auf einer Etage hat. Auch enge Bäder und hohe Wannen können selbst für junge Menschen (beispielsweise nach einem Unfall) ein enormes Problem bedeuten.

Garten & Co.

Nicht nur im Alter ist ein kleiner, aber schöner Freiraum wichtig. Zu groß sollte das Grundstück aber nicht sein, denn dann kann die Instandhaltung zu einer echten Bürde werden, für die man für teueres Geld Hilfe einkaufen muss.

Nebenkosten

So schön ein alleinstehendes, großes Haus auch ist: Ohne Vollwärmeschutz wird das Geld allein für die Heizkosten nur so durch den Schornstein rauchen. Zudem werden Häuser mit hohen Nebenkosten in Zukunft noch schwerer zu verkaufen sein. Es müssen also genug Reserven bleiben, um ein Haus neu zu dämmen oder an neue Energietechniken anzupassen, zum Beispiel ein Mini-Blockheizkraftwerk im eigenen Keller, eine Erdwärmeheizung oder auch Solaranlagen. Also: Bei Kauf oder Bau auf die Südausrichtung und Nachrüstungsmöglichkeiten achten!

Nachkommen

Ob die eigenen Kinder die Immobilie irgendwann übernehmen wollen oder können, wird die Zukunft zeigen. Allein schon wegen des Jobs wohnen die Nachkommen später vielleicht in einer ganz anderen Region. Deswegen nicht vergessen: Wie für die Liebe und die Ehe gilt auch für den Häuserkauf oder -bau: Erst wenn Gefühle und Fakten zusammenpassen, sollte man sich wirklich binden.

Ein Beitrag von Sabine Müller

Externe Links

Baufoerderer.de - Tipps zum "Bauen mit Weitblick"

KFW - Kreditanstalt für Wiederaufbau

Wilddieb Stuelpner

Argumente zur Rente

Durch Rentenkürzungen und die Erhöhung des Eintrittsalters werden immer mehr Menschen in die Altersarmut gedrängt. Doch es gibt realistische und bezahlbare Alternativen: Der Parteivorstand der LINKEN hat "10 Punkte für eine solidarische und sichere Rente" beschlossen. Die findet ihr hier inklusive Hintergrundinformationen, Argumenten und Beispielrechnungen.

Der Kampf für würdiges Altern soll eine zentrale Initiative unserer Partei im kommenden Jahr werden. Um die Kampagne breit zu verankern, müssen die Basisorganisationen und Kreisverbände über unsere Ziele und Argumente informiert werden. Hier geht es zur fertigen Präsentation für die Parteigliederungen, die direkt für euer nächstes Treffen genutzt werden kann.

Wilddieb Stuelpner

Neues Deutschland, vom 6. September 2008

Sammeln für die Rente mit 60 - In Sachsen findet der Auftakt für die Rentenkampagne der LINKEN statt

Von Hendrik Lasch, Dresden

Mit einer Petition an den Bundestag will die LINKE die Rente mit 67 stoppen. Beim »Tag der Sachsen« beginnt die Unterschriftensammlung für die Kampagne, die künftig einen Renteneintritt mit 60 Jahren anstrebt.

In Sachsen, hat der DGB herausgefunden, geht jeder zehnte Rentner einem Minijob nach. Grund dafür dürfte nur sehr selten das Bedürfnis nach Geselligkeit und sinnvoller Tätigkeit sein. Vielmehr, sagt Katja Kipping, Bundesvize der LINKEN, sind immer mehr Ältere auf Nebeneinkünfte angewiesen, weil die Rente nicht mehr zum Leben reicht. Mit der Anhebung des Renteneintrittsalters auf 67 Jahre wird sich die Entwicklung verschärfen: Sie bewirke »nichts außer einer neuen, flächendeckenden Kürzung von Renten«.

Mit dieser Einschätzung wird eine Petition an den Bundestag begründet, mit der die LINKE die Abschaffung der Rente mit 67 durchsetzen will. Ab heute werden dafür Unterschriften gesammelt: Auftakt für die Kampagne ist beim »Tag der Sachsen« in Grimma.

Gleichfalls heute findet in Dresden eine Konferenz statt, auf der gemeinsam mit dem DGB über Instrumente gegen die verstärkt drohende Altersarmut beraten wird.

Die Petition, für die nach Angaben Kippings bis 2009 Unterschriften gesammelt werden sollen, richtet sich nicht nur gegen die Rente mit 67, sondern strebt auch »langfristig« ein Renteneintrittsalter von 60 Jahren an, ohne dass dafür Abschläge in Kauf genommen werden müssen. Kipping weist zur Begründung darauf hin, dass jeder zweite Betrieb derzeit keine Menschen über 50 mehr einstellt.

Im Rahmen der Kampagne will die LINKE auch für ein eigenes Rentenkonzept werben, das im Juni beschlossen worden war, allerdings die »Rente mit 60« nicht beinhaltet. Nach kontroverser Diskussion hatten sich die Genossen auf Maßnahmen geeinigt, mit denen das Prinzip der Sicherung des Lebensstandards im Alter wieder durchgesetzt werden soll. Kipping hatte dagegen für eine armutsfeste Grundrente von 800 Euro plädiert. Sie befürchtet, das anderenfalls bei Menschen mit geringen Einkommen »Armut zementiert« werde.

Das jetzt verfolgte Konzept sieht vor, die gesetzliche Rente zu stärken, Kürzungsfaktoren abzuschaffen, die Beitragsbemessungsgrenze anzuheben und mittelfristig alle Erwerbstätigen in die gesetzliche Rente einzubeziehen. Die Angelegenheit soll »zentrales Thema« bei den anstehenden Wahlen werden.

Wilddieb Stuelpner

MDR, Sendung "exakt" vom 16.09.2008, 20:15 Uhr: Schuften trotz Rente

Manuskript des Beitrages

Ein Mangel an Fachkräften lässt Firmen ehemalige Mitarbeiter aus dem verdienten Ruhestand holen. Andere Rentner arbeiten weiter, weil die Rente nicht zum Überleben reicht. O-Ton: Edith Birnschein, Rentnerin
"Möchten Sie mal anprobieren?"

Für Edith Birnschein sollte das Arbeitsleben eigentlich längst gelaufen sein. 69 Jahre alt ist die Leipzigerin - und seit neun Jahren im Ruhestand. Eigentlich. Denn seit ihrer Pensionierung arbeitet die ehemalige Buchhalterin in einem Schuhladen für gerade mal fünf Euro die Stunde.

O-Ton: Edith Birnschein, Rentnerin
"Nein, das hätte ich mir auf keinen Fall träumen lassen. Ich hab' wirklich gedacht: 'Rente – und dann bleibst Du zu Hause. Gehst Deinen Wünschen nach, deinen Hobbys nach.' Aber: Es geht nicht so wie man möchte."

Rund 600 Euro Rente bekommt sie. Nach Abzug der Fixkosten wie Miete, Strom und Versicherungen bleiben ihr gerade einmal 35 Euro pro Woche zum Leben. Ohne ihre Arbeit, sagt Edith Birnschein, würde es hinten und vorne nicht reichen.

O-Ton: Edith Birnschein, Rentnerin
"Ich schieb' das von mir weg und ich geh' da auch nicht mit hausieren. Die wenigsten wissen, was ich Rente habe, oder warum ich noch hier stehe, warum ich das mache. Wenn ich gefragt werde, sage ich: 'Ich mach das gerne, es macht mir Freude.' Es ist beschämend. Aber wenn ich genug Geld hätte, würde ich's nicht machen."

Arbeiten trotz Ruhestand. Darauf sind immer mehr alte Menschen angewiesen. Der Trend ist deutlich: In den vergangenen fünf Jahren ist die Zahl der Minijobber im Rentenalter drastisch angestiegen. Um 51 Prozent auf über 760.000. Experten beobachten, dass gerade Menschen im Osten betroffen sind.

O-Ton: Ulrich Blum, Präsident IWH
"Der klassische Rentner finanziert sein Alter mit seiner Rente, mit seiner Betriebsrente und seinem Vermögen, das er aufgebaut hat. In Ostdeutschland ist Vermögen kaum da, die Betriebsrenten existieren praktisch nicht. Das heißt, die Menschen müssen mit ihrer Rente auskommen."

Auch Werner Müller arbeitet, obwohl er schon 68 ist. Doch bei ihm ist die Situation ganz anders. Bei ihm geht es nicht ums Geld. Sein alter Betrieb in Nordhausen kann bis heute nicht auf ihn verzichten. Zurzeit organisiert Werner Müller den Abtransport eines von ihm konstruierten Bagger-Unterwagens. Vor einem halben Jahr wurde der Rentner zurückgeholt. Nicht zum ersten Mal. Denn gerade im ostdeutschen Maschinenbau fehlt der Nachwuchs.

O-Ton: Werner Müller
"Ich war bis zu diesem Zeitpunkt gut drei Jahre zu Hause gewesen. Wir haben das Leben eigentlich gut genossen. Allerdings mit dem Wermutstropfen, dass meine Frau seinerzeit noch voll arbeiten ging und ich schon zu Hause war, also Hausmann war. Mittlerweile war's halt umgekehrt. Und jetzt geh' ich wieder arbeiten."

Mit fast 70 arbeitet Werner Müller Vollzeit, 40 Stunden die Woche. Wie gesagt: Nicht wegen des Geldes.

O-Ton: Werner Müller
"Ich fühle mich nicht älter als vor zehn Jahren, aber das ist natürlich alles subjektiv. Wehwehchen gibt's hin und wieder mal ein kleines, aber das muss man einfach ignorieren."

Ehemalige Mitarbeiter reaktivieren - auf diese Lösung muss Konstruktionsleiter Manfred Bierwisch immer wieder zurückgreifen. Denn im Kampf um junge Fachkräfte haben ostdeutsche Mittelständler oft schlechte Karten.

O-Ton: Manfred Bierwisch, HBM NOBAS
"Wir haben das jetzt gerade wieder gehabt, dass ein junger Mann mit seiner Freundin sich doch entschlossen hat nach Süddeutschland zu gehen, weil beide dort bessere Chancen sahen. Das wird sicher zum einen an der Bezahlung liegen und sicher auch an den Möglichkeiten, die man dort hat. Dort, wo man einfach in einem größeren Unternehmen ganz andere Aufstiegschancen hat."

Eine Besserung ist nicht in Sicht - im Gegenteil: Der Fachkräftemangel wird immer größer. In diesem Jahr fehlen allein 95.000 Ingenieure – 77 Prozent offene Stellen mehr als 2002. Ein Ausweg: Die Alten. Wie Werner Müller. Sein aktuelles Projekt geht dem Ende entgegen. Der Unterwagen wird morgen nach Japan zum Kunden geflogen und dann könnte der 68-Jährige auch wieder zurück ins Rentnerdasein. Zumindest vorerst.

O-Ton: Werner Müller
"Vielleicht war es diesmal das letzte Mal, vielleicht auch das vorletzte. Das kann man heute noch nicht sagen. Aber irgendwann muss definitiv Schluss sein."

In Leipzig schaut Schuhverkäuferin Edith Birnschein dagegen eher skeptisch auf den Tag, an dem bei ihr definitiv Schluss mit dem Zuverdienst sein wird. Und das, obwohl sie gerade deswegen manchmal herbe Kritik einstecken muss.

O-Ton: Edith Birnschein, Rentnerin
"Ich kriege oft zu hören, dass wir den jungen Leuten die Arbeitsplätze wegnehmen. Dass wir Alten eigentlich zu Hause bleiben sollen. Und mit dem Geld auskommen, was man hat."

Auch Kollegin Christel Zimmermann macht sich so langsam ihre Gedanken. Denn für die Mittfünfzigerin wird es in Sachen Rente nicht viel rosiger aussehen als heute für Edith Birnschein.

O-Ton: Christel Zimmermann, Schuhpalette Leipzig
"Bin ich erschrocken, weil mit 600 Euro kommt man nicht weit. Ist bitter."
Frage: "Wissen Sie schon, mit was Sie zu rechnen haben an Rente?"
"Nach Prognose rechne ich mit 800 Euro. Ich habe auch immer voll gearbeitet und auch zu DDR-Zeiten in keinem schlecht bezahlten Zweig. Aber 800 ist auch wenig."

Wohlgemerkt - dafür muss Christel Zimmermann noch 12 Jahre Vollzeit arbeiten.

Hochqualifizierte Ruheständler dagegen sind inzwischen zum richtig guten Geschäft geworden. Stefan Haas vermittelt über ein Internetportal Führungs- und Fachkräfte, die das Arbeitsleben eigentlich hinter sich haben, eine gute Rente beziehen.

O-Ton: Stefan Haas, Erfahrung-Deutschland
"Die suchen einen hochqualifizierten Finanzspezialisten. Und Sie sind uns aufgefallen, weil Sie ihr ganzes Leben in diesem Finanzsektor verbracht haben."

Fakt ist: Der demografische Wandel zwingt die Firmen zum Umdenken. Selbst dort, wo früher massenhaft 55-Jährige in die Altersteilzeit geschickt wurden, erleben Ruheständler jetzt ein Comeback.

O-Ton: Stefan Haas, Erfahrung-Deutschland
"Es ist volkswirtschaftlich notwendig, dass wir den Erfahrungsschatz von diesen Leuten wieder dem Wirtschaftskreislauf zuführen, weil wir ansonsten einen extremen Mangel an Fach- und Führungskräften bekommen."

Beste Aussichten also für Hochqualifizierte jenseits der 65.

Noch einmal sind wir bei Edith Birnschein, der fast 70-Jährigen Schuhverkäuferin. Sie versucht sich schon jetzt darauf einzustellen, wie es wird, wenn sie nicht mehr arbeiten kann. Und mit ihrer kleinen Rente von etwas über 600 Euro auskommen muss.

O-Ton: Edith Birnschein, Rentnerin
"Ich muss kontrollieren, wie viel ich ausgebe. Und bei 30, 35 Euro höre ich ganz einfach auf. Ob ich dann noch etwas brauche oder nicht, das verschiebe ich dann auf die nächste Woche."

Als einzige Hilfe bleibt das Haushaltsbuch - mit dem Edith Birnschein da spart, wo es noch möglich ist: Bei sich selbst. Bei Lebensmitteln. Beim täglichen Bedarf. Leben mit 35 Euro pro Woche - davor hat sie Angst.

O-Ton: Edith Birnschein, Rentnerin "Ab einem gewissen Alter kommt ja vieles auf einen zu, womit man gar nicht rechnet. Wie gesagt: Krankheit. Oder die Kosten steigen noch höher. Man weiß wirklich nicht, was werden soll in der Zukunft. Es ist alles ziemlich aussichtslos."

Experten rechnen fest damit, dass die Zahl der arbeitenden Alten weiter steigt. Entweder, weil man auf ihr Know-how nicht verzichten kann oder, weil sie sich den Ruhestand nicht leisten können.

Zuletzt aktualisiert: 17. September 2008, 01:07 Uhr

Troll

ZitatSensation: BILD lügt nicht!

Das Umlageverfahren sei die sicherste Altersvorsorge, stellt BILD heute auf Seite 2 fest. Also wird Norbert Blüms Feststellung "Die Rente ist sicher" selbst von BILD bestätigt und die NachDenkSeiten, die seit Jahren auf diesen Fakt aufmerksam machen, im Übrigen auch. Dass das Ganze erst unter dem Eindruck einer weltweiten Finanzkrise zugegeben wird, ist bemerkenswert. Albrecht Müller

Quelle: NachDenkSeiten

Bild ist immer für einen Lacher gut.
Politik ist der Spielraum, den die Wirtschaft ihr lässt.
Dieter Hildebrandt
Es ist kein Zeichen geistiger Gesundheit, gut angepasst an eine kranke Gesellschaft zu sein.
Jiddu Krishnamurti

Troll

Zitat24 Versicherer verweigern sich (16.09.2008)

Immer mehr Menschen greifen zur geförderten Altersvorsorge. Und immer mehr Versicherer scheuen den objektiven Vergleich. 24 Gesellschaften haben sich der Finanztest-Untersuchung nicht gestellt.

Die AachenMünchener und HDI-Gerling bringen viele klassische Riester-Rentenversicherungen an den Kunden. Sie sind aber nicht bereit, Finanztest ihre Angebote offenzulegen. Damit sich der Kunde ein Bild über die Qualität des Produktes machen kann, ist der Vergleichstest der beste Überblick über den Markt. Finanztest empfiehlt nur Riester-Verträge von Anbietern zu wählen, die sich dem Test gestellt haben.
 
Das sind alle Versicherer, die ein Testurteil scheuen:
AachenMünchener
Basler Securitas
Continentale
HDI-Gerling
Helvetia
Itzehoer
Lebensversicherung von 1871
LVM
Mecklenburgische
Münchener Verein
Nürnberger Leben
Nürnberger Beamten
Öffentliche Oldenburg
Pax Schweizerische
Plus
Rheinland
Saarland
Sparkassen-Versicherung Sachsen
Stuttgarter
SV Sparkassenversicherung
Uelzener
VGH – Versicherungen
VPV
Wüstenrot & Württembergische

Quelle: Über die NachDenkSeiten zu Stiftung Warentest

Anscheinend fühlen sie sich unvergleichlich.
Politik ist der Spielraum, den die Wirtschaft ihr lässt.
Dieter Hildebrandt
Es ist kein Zeichen geistiger Gesundheit, gut angepasst an eine kranke Gesellschaft zu sein.
Jiddu Krishnamurti

Troll

ZitatWie sich eine gesamte Bundestagsfraktion in Sachen Riester-Rente anschmieren lässt – beachtlich

Am 16. Oktober 2008 schickte der frühere Bundesarbeitsminister Walter Riester eine Mail [PDF - 92 KB] an seine Kolleginnen und Kollegen von der SPD-Bundestagsfraktion. Der Betreff: ,,Sicherheit von Riester-geförderten Altersvorsorgeprodukten". Schon der erste Absatz zur Sache (der zweite Absatz der Mail) enthält zentrale Irreführungen. Riester behauptet, der ,,Anleger"(er meint den ,,Anbieter" von Finanzprodukten) müsse zum Zeitpunkt der Auszahlung alle eingezahlten Beiträge und staatliche Zulagen garantieren und bei mit einer Versicherung abgeschlossenen Verträgen noch zusätzlich 2,25 % Garantiezins. Diese Einlassungen Riesters sind irreführend und es ist erstaunlich, dass sich meine frühere Fraktion kollektiv so in die Irre führen lässt. Weil der Abgeordnete Riester bei mir jedoch rot sieht, habe ich Dritte um eine Stellungnahme gebeten und gebe unseren Lesern außerdem den Hinweis auf eine Sendung des ZDF von gestern Abend. Albrecht Müller.

Quelle und vollständiger Artikel: NachDenkSeiten
Politik ist der Spielraum, den die Wirtschaft ihr lässt.
Dieter Hildebrandt
Es ist kein Zeichen geistiger Gesundheit, gut angepasst an eine kranke Gesellschaft zu sein.
Jiddu Krishnamurti

Wilddieb Stuelpner

Das Windei der Wohnriesterrente als Mittel der privatisierten Eigenvorsorge - Die privatisierte Unkultur, die über den großen Teich rüberschwappt und den angehenden Rentnern und Pensionären den Schlaf raubt.

Bei Abzahlung der Kreditzinsen und -tilgung mindestens 28 bis über 30 Jahre lang immer der Gefahr ausgeliefert, daß man durch Kündigung oder Firmeninsolvenz durch seinen AG die Existenzgrundlage verliert, aber die Hausfinanzierung an der Backe hat. Wer das ständig vor Augen hat, der läßt sich von seiner Bank und seinem AG jede erpresserische Schweinerei gefallen. Tolle bundesdeutsche Freiheit. Leider gibt es keine andere Alternative, wenn man dem Wunsch auf Biegen und Brechen folgen will - My Home is my Castle!:

NDR, Sendung "Markt" vom 10.11.2008, 20:15 Uhr: Wohn-Riestern: Eigenheimrente mit staatlichen Zuschüssen

Wiederholung, NDR, Donnerstag, 6.00 - 6.45 Uhr

Seit Anfang November sind die ersten Wohn-Riester-Produkte auf dem Markt. Damit fördert der Staat selbstgenutzte Wohnimmobilien. Denn wer später keine Miete mehr zahlen muss, hat auch fürs Alter vorgesorgt.

Die Zulagen entsprechen den bisherigen Riester-Verträgen:

- für Erwachsene: maximal 154 Euro pro Jahr
- für kindergeldberechtigte Kinder (geboren bis 31.12.2007): maximal 185 Euro pro Jahr
- für kindergeldberechtigte Kinder (geboren ab 1.1.2008): maximal 300 Euro pro Jahr

Die Förderung erhalten Sparer für das Jahr 2008, wenn sie bis zum Ende des Jahres den Vertrag abschließen. Sie ist aber an Bedingungen geknüpft: Das Haus oder die Wohnung muss in Deutschland liegen und nach 2007 gekauft beziehungsweise fertiggestellt worden sein.

Verschiedene Varianten

Wohn-Riestern kann man auf unterschiedliche Art und Weise. Michael Knobloch vom Institut für Finanzdienstleistung in Hamburg hat zwei verschiedene Varianten durchgerechnet:

1. Wohn-Riestern kombiniert mit einem Hypothekendarlehen

Die Variante "Zulagen als Sondertilgung in Darlehen" einzusetzen, eignet sich nach Einschätzung von Michael Knobloch am besten für Leute, die eine Immobilie bauen oder kaufen wollen.

Beispiel:

Eine sechsköpfige Familie könnte ein Darlehen über 165.000 Euro bei einer monatlichen Rate von 915 Euro ohne Wohn-Riestern in 33 Jahren abbezahlen. Mit Wohn-Riestern wären sie bereits fünf Jahre früher, also nach 28 Jahren schuldenfrei.

Problematisch ist, dass es für diese Variante bisher nur sehr wenige Angebote auf dem Markt gibt, die eine Zertifizierung haben.

2. Wohn-Riestern kombiniert mit einem Banksparplan

Wohn-Riestern kann man auch mit einem Banksparplan verbinden. Auch dann bekommt man Zulagen vom Staat und spart über die Jahre eine stattliche Summe zusammen.

Beispiel:

Eine sechsköpfige Familie würde auf 33 Jahre verteilt insgesamt 37.000 Euro in den Banksparplan einzahlen. Vom Staat kämen 21.000 Euro an Zulagen hinzu. Bei einer Rendite von drei Prozent kämen auf diese Weise 94.000 Euro zusammen.

Diese Variante ist für Menschen, die jetzt eine Immobilie kaufen oder bauen wollen, jedoch nicht die beste Lösung. Denn das Geld, das sie für den Banksparplan beiseite legen müssten, fehlt ihnen bei der Finanzierung. Wer allerdings noch kein konkretes Objekt ins Auge gefasst hat, kann sich hier die Zulagen sichern und das angesparte Kapital beim Kauf entnehmen.

Darüber hinaus kann man auch in Kombination mit einem Bausparvertrag Wohn-Riestern. Auch hier haben die Zulagen vom Staat einen positiven Effekt. Verbraucherschützer kritisieren allerdings, dass die Bausparvarianten bislang nicht transparent sind.

Bei Renteneintritt fallen Steuern an

Wie bei Lebensversicherungen und den klassischen Riesterprodukten gilt auch fürs Wohn-Riestern: Die Zulagen sind in der Phase des Vermögensaufbaus steuerfrei. In der Rente fallen Steuern an. Das ist beim Wohn-Riestern etwas kompliziert, da ja keine monatliche Summe ausgezahlt wird. Deswegen zahlt ein Wohn-Riester-Sparer ab dem Renteneintritt Einkommenssteuer (die Höhe hängt vom individuellen Steuersatz ab). Diese richtet sich nach dem gefördertem Geld, das über die Jahre zusammengekommen ist und auf einem fiktiven Wohnförderkonto festgehalten wurde. Dazu kommen zwei Prozent Zinsen pro Jahr. Nun hat der Wohn-Riester-Sparer zwei Möglichkeiten: Entweder er bezahlt alle Steuern auf einmal und bekommt dadurch einen Rabatt von 30 Prozent gewährt. Oder er stottert die Steuern über mehrere Jahre hinweg ab und bekommt keinen Rabatt.

Wichtige Tipps und Hinweise

Unvorhersehbare Wendungen im Leben können dazu führen, dass sich Wohn-Riestern nicht rechnet. Wer seine Immobilie beispielsweise wegen eines Umzugs oder nach einer Scheidung verkauft, muss innerhalb von vier Jahren eine neues Haus oder eine neue Wohnung kaufen und weiter riestern. Vergeht mehr Zeit, muss er das Wohnförderkonto auflösen und sofort die gesamten Steuern zahlen.

Sparer, die unsicher sind, ob sie einmal eine Immobilie erwerben wollen, sollten zunächst besser einen herkömmlichen Riester-Vertrag abschließen. Durch das neue Eigenheimrentengesetz können Anleger bis zu 100 Prozent ihres angesparten Kapitals aus dem Riester-Vertrag entnehmen und für den Kauf oder die Entschuldung ihres Eigenheims nutzen.

Zum Teil gibt es auch andere günstige Möglichkeiten, finanzielle Unterstützung für den Bau oder Kauf einer Immobilie zu bekommen. Eine sechsköpfige Familie könnte sich beispielsweise bei der Hamburgischen Wohnungsbaukreditanstalt insgesamt 106.000 Euro zu einem sehr günstigen Zinssatz von nur 0,5 Prozent leihen. In anderen Bundesländer gibt es andere Angebote. In Niedersachsen bietet die NBank Unterstützung an, in Schleswig-Holstein die Investitionsbank (IB).

Häufige Fragen zum Wohn-Riestern

Wir hatten unsere Zuschauer aufgerufen, ihre Fragen zum Wohn-Riestern zu stellen. Hier eine Auswahl der häufigsten Fragen und Antworten:

Sabine G. aus Bönningstedt:

Wir haben bereits seit 2006 ein Einfamilienhaus und natürlich entsprechende Darlehen. Können wir die Hypothek mit Wohn-Riestern teilweise abbezahlen?
Nein. Wohn-Riestern kann man nur für Immobilien nutzen, die ab 2008 gekauft oder - bei Neubauten - fertig gestellt wurden. Andere Hausbesitzer können nicht von der Förderung profitieren.

Klaus W. aus Scheer:

Meine Frau und ich riestern bereits seit 2002. Können wir nun zusätzlich Wohn-Riestern und hier ebenfalls Fördergelder erhalten?
Nein, zusätzlich zu einer Riester-Rente kann man keinen Wohn-Riester-Vertrag abschließen. Die staatlichen Zulagen bekommt man nur einmal: entweder für die Rente oder für die selbstgenutzte Immobilie.

Kristian L. aus Hamburg:

Ich habe seit zwei Jahren einen normalen Riester-Vertrag und überlege in 10 bis 15 Jahren diesen zum Abzahlen eines Hauskredits zu nutzen. Geht das?
Ja, prinzipiell geht das. Allerdings gibt es für alle Verträge, die vor 2008 abgeschlossen wurden, eine Einschränkung: Sparer müssen, wenn sie das Geld entnehmen wollen, mindestens 10.000 Euro angespart haben. Wer diese Regelung umgehen will, kann seinen alten Riester-Vertrag auflösen und einen neuen abschließen. Für Verträge, die ab 2008 abgeschlossen wurden, gilt diese Einschränkung nämlich nicht.

Autorin: Jennie Radü




Videopodcast: Wohn-Riestern: Eigenheimrente mit staatlichen Zuschüssen

Seit 1. November kann man mit einem Riester-Vertrag auch für ein Eigenheim sparen. Verschiedene Produkte sind auf dem Markt, aber welches ist das richtige? Markt will es wissen.

Quelle:Markt, Länge: 05:32 Minuten

Videopodcast: Christian Schmid-Burgk von der Verbraucherzentrale Hamburg im Interview

Der Experte im Gespräch mit Moderator Steffen Hallaschka.

Quelle:Markt, Länge: 04:33 Minuten

Internet-Links

Wohn-Riester

Informationen des Bundesfinanzministeriums zum Thema Wohn-Riestern.

Verbraucherzentralen.

Die örtlichen Verbraucherzentralen bieten Beratungen für Interessierte an.

WK Hamburg.

Die Hamburgische Wohnungsbaukreditanstalt bietet Programme zu Wohneigentum.

Investitionsbank SH.

Informationen der Investitionsbank Schleswig-Holstein zu Wohneigentum.

Strombolli

In diesem Deutschland kann man keine 3 Monate im voraus planen, weil dann schon wieder die nächste dumme Sau durchs Land getrieben wird  .... also das nächste untaugliche Gesetzeswerk auf die Reise geschickt wurde.
Das Systemmotto: "Gib mir Dein Geld! - Jetzt, Du dreckiges Opfer !!!! - Und habe immer ANGST VOR DEM MORGEN !!!"

"Hört auf, Profite über Menschen zu stellen!" Occupy
Permanent angelogen & VERARSCHT IN DEUTSCHLAND! - Ich habe mit Dir fertig

Wilddieb Stuelpner

Zitat von: Strombolli am 18:22:34 Di. 11.November 2008
In diesem Deutschland kann man keine 3 Monate im voraus planen, weil dann schon wieder die nächste dumme Sau durchs Land getrieben wird  .... also das nächste untaugliche Gesetzeswerk auf die Reise geschickt wurde.

Nicht die Sau ist dumm, sondern die Treiber sind zu unfähig, posten-, macht- und profitgeil, schachern gern, sind arrogant, machen auf Amigo- und Klüngelwirtschaft und lassen sich alle 4 Jahre pro forma wählen und real von der Wirtschaft bestechen und bezahlen.

Troll

ZitatFragwürdige Versprechen
Kaum Rendite mit Riesterrente

von Olaf Kumpfert

Nur wer sehr alt wird, kann bei der Riesterrente die garantierte Rendite abschöpfen. Experten haben beispielhaft errechnet, dass bei vielen Versicherungen erst im Alter von über 100 Jahren der Garantiezins erreicht werden kann. Da aber die wenigsten Deutschen so alt werden, verbleiben bei den Versicherungen 25 Prozent der eingezahlten Beiträge als Gewinn.

Quelle: Frontal 21
Videostream
Politik ist der Spielraum, den die Wirtschaft ihr lässt.
Dieter Hildebrandt
Es ist kein Zeichen geistiger Gesundheit, gut angepasst an eine kranke Gesellschaft zu sein.
Jiddu Krishnamurti

Wilddieb Stuelpner

ZDF, Sendung Frontal21, 11.11.2008, 21:00 Uhr: Riesterrente - Fragwürdige Versprechen - Kaum Rendite mit Riesterrente

ZDF-Mediathek: Videopodcast - Riesterrente: Fragwürdige Versprechen


Download Sendemanuskript des Beitrags 


von Olaf Kumpfert

Nur wer sehr alt wird, kann bei der Riesterrente die garantierte Rendite abschöpfen. Experten haben beispielhaft errechnet, dass bei vielen Versicherungen erst im Alter von über 100 Jahren der Garantiezins erreicht werden kann. Da aber die wenigsten Deutschen so alt werden, verbleiben bei den Versicherungen 25 Prozent der eingezahlten Beiträge als Gewinn.




Familie Zorzi fürchtet, die Rente reicht im Alter nicht. Sie wollen darum eine Zusatzversicherung abschließen und mit einer Riesterrente vorsorgen. Ein Vertragsangebot für den Familienvater Peter Zorzi sieht vor, dass er als Beitrag anfänglich monatlich rund 147 Euro für die kommenden 16 Jahre einzahlt. Mit Rentenbeginn würde er damit inklusive staatlicher Zuschüsse eine Zusatzrente von knapp 107 Euro monatlich erhalten.

Der Versicherungsmathematiker Axel Kleinlein hat sich Zorzis Vertrag genauer angeschaut: "Wir haben den Vertrag analysiert und geschaut, welche Rendite würde Herr Zorzi erreichen, würde er gerade so alt werden, wie es ihm das Statistische Bundesamt prognostiziert. Das Ergebnis: Verlust, knapp zwei Prozent." Die Gründe für diesen Verlust sind Provisionen und Verwaltungskosten, die ihm der Versicherer berechnet. Kleinlein sagt weiter: "In Sachen Kosten bleibt der Kunde im Dunkeln stehen. Er hat keine Chance einzuschätzen, wie stark dieser Vertrag mit Kosten belastet ist."

Lebenserwartung: steinalt

Das Kleingedruckte gibt Auskunft über die tatsächlichen Kosten. Demnach kassieren Versicherungen bis zu 20 Prozent der Beiträge zur Kostendeckung. Nur den verbleibenden Rest muss die Versicherung mit mindestens 2,25 Prozent verzinsen. Um in den Genuss der Mindestrendite zu kommen, muss Peter Zorzi sehr alt werden. Würde er 87 Jahre alt werden, läge die Rendite bei null Prozent. Erst im Alter von 103 Jahren erhielte er die garantierte Mindestrendite von 2,25 Prozent. Wenn Zorzi mit 82 Jahren das Alter erreichen würde, von der das Statistische Bundesamt als durchschnittliche Lebenserwartung bei heute 50-Jährigen ausgeht, dürfte er beim vorliegenden Vertrag einen Verlust von 1,6 Prozent machen.

Nicht untypisch, sagt Axel Kleinlein: "Unsere Analyse zeigt, dass, betrachten wir die garantierten Renten, der Kunde, der durchschnittlich verstirbt, meist noch nicht einmal die Beiträge herausbekommen hat, die er selber eingezahlt hat. Ganz zu schweigen von den Zulagen, die der Steuerzahler zusätzlich aufgebracht hat. Das Renditeprofil dieses Vertrages zeigt also, oft wird es ein eher schlechtes Geschäft sein."

Renditeerwartung: hoch

Das Argument der Versicherer, dass die Überschussbeteiligungen bei der Renditeberechnung zu berücksichtigen seien, lässt Kleinlein nicht gelten: "Einzig die garantierte Rente ist die Leistung, auf die der Kunde einen gesetzlichen Anspruch hat. Die Werte inklusive Überschussbeteiligung sind unverbindlich und können erheblich niedriger ausfallen oder gar vollständig wegfallen." Überschüsse werden nur in guten Zeiten erzielt, schwerlich in Zeiten von Wirtschafts- und Finanzkrisen.

Ein gutes Geschäft für die Versicherer? Das könnte man bei dieser Modellrechnung annehmen: Die Versicherungen kalkulieren bei Riesterrenten mit einer Lebenserwartung von 91 Jahren - neun Jahre mehr als in den Berechnungen des Statistischen Bundesamtes für heute 50-Jährige. Folglich gibt es die garantierte Rendite erst, wenn man sehr alt wird. Diese Diskrepanz begründet der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft mit rechtlich notwendigen Sicherheitsmargen bei der Kalkulation der garantierten Leistungen.

Nicht akzeptabel

Nur rechnen andere Anbieter wie zum Beispiel die Kölner Pensionskasse mit gerade mal zwei bis drei Jahren über dem Sterblichkeitsdurchschnitt. Der Grund: die Pensionskasse arbeitet nicht gewinnorientiert. Arno Gottschalk von der Verbraucherzentrale Bremen vermutet dahinter Profitinteressen: "Wenn die Menschen nicht so alt werden wie kalkuliert, dann bleibt am Ende Geld übrig. Dieses Geld fließt zu einem gewissen Teil an die noch lebenden Versicherten. Aber 25 Prozent bleiben bei den Versicherungsgesellschaften." Für die Verbraucherschützer ist das nicht akzeptabel. Selbst wenn man die allgemein steigende Lebenserwartung zu Gute hält, dürfte die Sicherheitsmarge zu groß sein. Peter Zorzi überlegt, auf einen Riestervertrag zu verzichten.

Mit Material von ZDF


Wilddieb Stuelpner

ZDF, Sendung Frontal21 vom 11.11.2008, 21:00 Uhr: Service - Riesterrente: Experten raten zur Vorsicht - Tipps von Verbraucherschützern

Experten raten trotz Finanzkrise Riester-Verträge nicht zu kündigen.

Arno Gottschalk von der Verbraucherzentrale Bremen und Niels Nauhauser von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg beantworten Fragen zum Thema Riesterrente.




1. Wie ist die grundsätzliche Haltung?

Grundsätzlich sind Riesterrenten sehr sinnvoll. Bei vielen angebotenen Riesterprodukten werden jedoch die hohen Kostenbelastungen kritisiert. Arno Gottschalk beanstandet außerdem die hohen Lebenserwartungen, die den Berechnungen zu Grunde gelegt werden.

2. Riester und Finanzkrise

Für Arno Gottschalk ist die Angst um den eigenen Riestervertrag aufgrund der aktuellen Finanzkrise unbegründet. Einen Riestervertrag aufgrund der Lage an den Aktienmärkten zu kündigen, hält er für falsch.

3. Riester für alle?

Niels Nauhauser hält es für einen Irrtum anzunehmen, die Riesterrente sei für jeden sinnvoll. Trotz Förderung sind viele Produkte so teuer, dass der Vorteil der Förderung von den Vertragskosten aufgefressen wird. Darum rät Nauhauser zur Wahl eines günstigen Anbieters, weil sich nur dann der Fördereffekt voll auf die Altersvorsorge auswirkt. Der Fördereffekt kann besonders bei Geringverdienern mit hohen Zulagen für einen Renditeschub sorgen. Für alle anderen gilt: Je niedriger die Steuern in der Rentenbezugszeit im Vergleich zur Erwerbsphase sind, desto größer ist der Fördereffekt. Und schließlich profitieren natürlich besonders diejenigen, die sehr alt werden und die Rente daher sehr lange beziehen.

4. Riesterverträge: Treue bis in den Tod?

Nauhauser meint, die Kündigung eines Riestervertrages kann sich lohnen. Sparer sollten sich durch Stornoverluste nicht grundsätzlich davon abhalten lassen, in einen günstigeren Vertrag zu wechseln. Bei der Suche nach attraktiven Verträgen kann es äußerst hilfreich sein, Fachzeitschriften zu Rate zu ziehen oder sich von wirklich unabhängiger Seite beraten zu lassen.

Quelle: Bareis, Werner; Nauhauser, Niels: Lexikon der Finanzirrtümer, Econ, Berlin, 2008

Mit Material von ZDF


Wilddieb Stuelpner

Frau Merkel und Herr Steinbrück: Gibt es einen Rettungsfonds für geprellte Kreditkunden, die ihre Altersvorsorge über Anlageprodukte der Landesbanken aufbessern wollten?

Wohl kaum!!!

Aus diesen Blickwinkel sollte man die Finanzkrise auch mal betrachten!!!

Aber es gibt einen Rettungsfonds für diese kriminell handelnden Landesbanken, denn die Bankmanager liegen ihnen näher am Herzen als die von Landesbanken und Versicherungen beschissenen Bürger.

Und sie wollen Volksparteien darstellen?

ARD, HR, Sendung Plusminus" vom 11.11.2008, 21:50 Uhr: Pleite im Alter - Tausende Anleger verlieren ihr Erspartes

Videopodcast

Wenn Hans Hermann Schöfer an seine Altersvorsorge denkt, dann muss er sich erstmal abreagieren. Er leidet mittlerweile unter Depressionen und ist in ärztlicher Behandlung. Der Grund ist ein Vertrag über eine Privatrente, den Herr Schöfer vor acht Jahren abgeschlossen hat. Der Fehler seines Lebens, erzählt er: ,,Heute steh ich mit einem Berg Schulden da, hab keine Rente, keine Altersversorgung, und wenn alles schlecht läuft, stehe ich auch vor der privaten Insolvenz, weil ich nicht in der Lage bin, diesen Berg an Schulden abzutragen." Das Rentenmodell, das Herr Schöfer abgeschlossen hat, wurde unter vielerlei Namen vertrieben: Lex-Konzept, Europlan, Novarent. Im Detail unterscheiden sich die Produkte erheblich, der Kern aber ist immer derselbe: Der Kunde nimmt bei einer Bank ein Darlehen auf, zu einem Zins von weniger als sechs Prozent.

Dieses Geld wird direkt in eine Versicherung einbezahlt. Die erwirtschaftet, so wurde es vorgerechnet, Traumrenditen von acht Prozent und mehr. Der Wert der Versicherung wächst also schneller als der Schuldenberg aus Darlehen samt Zinsen. Nach 15 Jahren wird der Kredit mithilfe der Versicherung abbezahlt. Es bleibt ein Überschuss, und damit wird eine lebenslange Rente gezahlt. Soweit das schöne Versprechen. Hans Herrman Schöfer ließ sich überreden, einen Kredit von 316.000 Euro aufzunehmen. Das ist ein vielfaches seiner Jahreseinkünfte. Geblieben ist ihm aber statt einer lebenslanger Rente ein Schuldenberg von rund 180.000 Euro.

Ein ,,theoretisches Risiko" realisiert sich

Auch Martha und Hans Stiene hatten an die sichere Rente geglaubt. Der Elektromeister und die Sekretärin haben für 120.000 Euro unterzeichnet. Ihr Schaden dürfte zwischen 30.000 bis 40.000 Euro liegen. Dass in diesem Modell ein fatales Risiko schlummert, war weder den Stienes noch Herrn Schöfer bewusst. ,,Laut Aussage von dem Versicherungsagenten gab es keine Risiken", sagte Martha Stiene. ,,Und wir haben auch gesagt, weil bereits in einem Aktiengeschäft erhebliche Verluste zu dem Zeitpunkt hatten, wir wollen eine absolut seriöse Geschichte haben. Eine sichere Sache, die in keiner Weise risikobehaftet ist. Und da hat er gesagt: Also wenn es was Sicheres gibt, dann das." Auch Hans Hermann Schöfer wollte das Risiko so gering wie möglich halten: ,,Wenn die Risiken aufgezeigt worden wären, die letztendlich sich als Risiken entwickelt haben, hätte ich das nie im Leben unterschrieben. Nie im Leben. Das ist ganz klar."

Das Risiko lag darin, dass die Versicherungen keine Gewinne machen – und so kam es auch. Statt acht Prozent und mehr liegen die Renditen nur bei etwa einem Prozent. Das Darlehen muss aber trotzdem mit den höheren Zinsen zurückgezahlt werden, im Zweifel aus den eigenen Ersparnissen. Den Kunden wurde dieses Risiko zwar genannt, aber als völlig theoretisch und unrealistisch dargestellt, sagen die Anwälte der Betroffenen.

Rente auf Kredit?

Einer von ihnen ist Tobias Pielsticker: ,,Es geht nicht darum, dass im Kleingedruckten irgendwo steht, dass es auch weniger sein kann. Dieses theoretische, dieses abstrakte Risiko war vielen unserer Mandanten durchaus bewusst. Sondern es geht um die Voraussetzungen, wann es sich so entwickeln kann und da ist man halt von falschen Umständen ausgegangen. Man hat zwar gesagt, unter ganz extrem schlechten Umständen kann es natürlich auch mal nicht klappen. Aber dass es gar nicht schlechte Umstände sein müssen, dass es nicht klappt, sondern dass es auch ganz normale Umstände sein können, die dazu führen, dass es nicht klappt, das war nicht ersichtlich."

Statt sicherer Rente Verluste auch unter ganz normalen Umständen. Das Modell, warnt der Experte Lilo Blunck vom Bund der Versicherten, war hoch spekulativ: ,,Das ist Unsinn, das ist Blödsinn. Da kann man gar nicht genug vor warnen. Da muss man einfach sagen: Finger weg davon. Mit Krediten kann man keine Rente finanzieren." Trotzdem haben öffentliche Banken nicht davor zurückgeschreckt, solche Modelle zu finanzieren. Vor allem Landesbanken , wie die Bayern LB, die Helaba oder die HSH Nordbank haben dafür Kredite an Menschen vergeben, die das Risiko der Anlage offensichtlich nicht einschätzen konnten. ,,Gerade bei Landesbanken sollte man eine Kultur der verantwortlichen Kreditvergabe pflegen", so Pielsticker . ,,Und die würde dazu führen, dass man so was nicht macht. Und besonders problematisch ist, dass man es hier in einem Sektor gemacht hat, der auch aus meiner Sicht eigentlich nicht zum angestammten Aufgabenbereich zählt."

Prüfung nach banküblichen Gesichtspunkten

Daß gerade öffentliche Banken im Boot waren, war offenbar kein Zufall, sondern ein gezieltes Verkaufsargument. Martha Stiene schildert ihre Einschätzung: ,,Das ist eine öffentliche Bank und da dachte man: da kann gar nichts schief gehen, wenn so jemand dahintersteht." Die Reaktion der Banken auf Nachfragen fällt müde aus, Beispiel Bayern LB: Die Finanzierung sei ,,nach banküblichen Gesichtspunkten geprüft" worden. Man habe ,,auf den spekulativen Charakter des Produkts sowie auf die Folgen ... hingewiesen". Zum moralischen Vorwurf, dass die Bank unerfahrenen Kunden viel zu hohe Kredite ohne Sicherheiten gegeben hat, schweigt die Landesbank. Viele, die wie Herr Schöfer, die vermeintlich sichere Privatrente gezeichnet haben, wissen noch gar nicht, auf welchem Schaden sie am Ende sitzen bleiben. Insgesamt wird der Schaden auf mehr als zwei Milliarden Euro geschätzt.

Bericht: Sascha Hingst







Kuddel


2007 wurden 55,1 Prozent der Rentner die Renten durch Abschläge gekürzt, weil sie vorzeitig in Rente gingen. Im Durchschnitt sank die Rente dadurch um 100 auf 745 Euro im Monat. Der Anteil der Neurentnerinnen mit Abschlägen stieg in Westdeutschland von 40,3 auf 49,1 Prozent, in Ostdeutschland um 4,1 Prozentpunkte auf 79 Prozent.

Wilddieb Stuelpner

Kuddel, was mich an der Formulierung stört, dass es so dargestellt wird, jeder Ex-AN wäre freiwillig vorzeitig in den Vorruhestand gegangen und damit mit den Rentenabschlägen konfrontiert. Man unterschlägt den § 428 SGB II als nötigendes Druckmittel gegen ältere Arbeitslose und die Verhaltensweise von Geschäftsführern und Firmenmanager, ältere AN mit Nachdruck aus den Belegschaften zu drängen. Da hätten wir die Altersdiskriminierung wieder.

Troll

ZitatBundesregierung: Bei Riester-Rente planlos
Wie wirkt sich die Finanzkrise auf Millionen Riester-Verträge aus? Die Antwort der Bundesregierung: keine Ahnung...

Doch sind die Verträge eine gute Investition? Oder sackt die Rendite durch die Finanzmarktkrise ab? Die Antwort der Bundesregierung ist
einfach: Sie weiß es nicht. "In welchem Umfang Riester-Verträge in Form von Fondssparplänen und fondsgebundenen Rentenversicherungen konkret betroffen sind, ist der Bundesregierung [...] nicht bekannt", antwortet sie auf eine Anfrage der Linken-Fraktion, die der taz vorliegt. Das Risiko hänge vom Produkt ab...
Für den Fall, dass ein Rentenanbieter pleitegeht, verweist die Regierung auf die üblichen Sicherungen. Wie bei Tagesgeld oder Sparbüchern gelte hier die gesetzliche Einlagensicherung. Sie sichert bei jedem Betroffenen bis zu 20.000 Euro ab, bei einem Vertrag kann sich jedoch sehr viel mehr Kapital ansammeln. Dann verspricht die Regierung den Riester-RentnerInnen das, was sie den Sparern versprochen hat - sie übernimmt für höhere Sparguthaben selbst die Garantie.
Quelle: taz

Quelle: NachDenkSeiten Pkt. 13

Kleine Anfrage (PDF)


Antwort der BR (PDF)
Übersicht
Politik ist der Spielraum, den die Wirtschaft ihr lässt.
Dieter Hildebrandt
Es ist kein Zeichen geistiger Gesundheit, gut angepasst an eine kranke Gesellschaft zu sein.
Jiddu Krishnamurti

Wilddieb Stuelpner

Zitat von: Troll am 10:46:42 Mi. 26.November 2008
ZitatBundesregierung: Bei Riester-Rente planlos
Wie wirkt sich die Finanzkrise auf Millionen Riester-Verträge aus? Die Antwort der Bundesregierung: keine Ahnung...

Doch sind die Verträge eine gute Investition? Oder sackt die Rendite durch die Finanzmarktkrise ab? Die Antwort der Bundesregierung ist
einfach: Sie weiß es nicht. "In welchem Umfang Riester-Verträge in Form von Fondssparplänen und fondsgebundenen Rentenversicherungen konkret betroffen sind, ist der Bundesregierung [...] nicht bekannt", antwortet sie auf eine Anfrage der Linken-Fraktion, die der taz vorliegt. Das Risiko hänge vom Produkt ab...
Für den Fall, dass ein Rentenanbieter pleitegeht, verweist die Regierung auf die üblichen Sicherungen. Wie bei Tagesgeld oder Sparbüchern gelte hier die gesetzliche Einlagensicherung. Sie sichert bei jedem Betroffenen bis zu 20.000 Euro ab, bei einem Vertrag kann sich jedoch sehr viel mehr Kapital ansammeln. Dann verspricht die Regierung den Riester-RentnerInnen das, was sie den Sparern versprochen hat - sie übernimmt für höhere Sparguthaben selbst die Garantie.
Quelle: taz

Quelle: NachDenkSeiten Pkt. 13

Kleine Anfrage (PDF)


Antwort der BR (PDF)
Übersicht

Das Problem: Aller vier Jahre gibt es neue Politiker oder die alten Politiker sind auf neuen Posten und für ihre alten Versprechen nicht mehr verantwortlich zu machen. Was für ein großer Versprecher. Wie sagte doch das Merkel? Man braucht das Vertrauen, Vertrauen, Vertrauen der Sparer.

Gestern in der ZDF-Sendung "Neues aus der Anstalt" rannte Georg Schramm alias preußischer Rentner und notorischer SPD-Getreuer Lothar Dombrowski mit einem schönen Plakat "Jump! You Fuckers" - "Springt! Ihr Arschlöcher!" aus der Weltwirtschaftskrise 1929 rum, oder ist's die aktuelle Krise, wo er die Investmentbanker und Börsenspekulanten zum lemmingemäßigen Selbstmord aufrief, von den Dächern ihrer Geldinstitute in den Tod zu springen? 1929 passierte das an der Wallstreet reihenweise.

Mit dem Plakat wollte er im Bankenviertel von Frankfurt am Main hin und her rennen.

ZDF-Mediathek: Neues aus der Anstalt - Folge 19 vom 25.11.2008

Wer springt heute von den Dächern der Banken oder als Politiker von der Reichstagskuppel herunter. Alles rückgratlose, vaterlandslose Gesellen ohne Verantwortungsbewußtsein und ohne Ehre.

Wilddieb Stuelpner

ZDF, Sendung Maybrit Illner am 27.11.2008: Sparen fürs Alter - Wem kann man in der Krise noch trauen?

Wiederholung: Phoenix, 28.11.2008, 17:30 Uhr

Über die gesetzliche Rentenversicherung hat man mit einem Jahreseinkommen knapp über 30.000 Euro brutto gegenwärtig nach 27 Rentenversicherungsjahren einem Anspruch von ca. 717 Euro zu erwarten. Tendenz absteigend bei jährlich steigenden Lebenshaltungskosten und steigender Inflation. Durch größer werdende Ausfallzeiten, vorrangig durch Arbeitslosigkeit und länger werdender Lebenserwartung bei gleichzeitigem Rückgang der Geburten verursacht, sehen CDU-Politiker es als notwendig an, daß die Renten nur noch ca. 40% der bisherigen Bruttoeinkünfte ausmachen sollen. Bei Arbeitslosen unter Alg-II-Bedingungen entsteht durch die Halbierung der Beitragsabführung an die gesetzliche Rentenversicherung jedes Jahr nur ein Rentenzuwachs um knapp über 2 Euro.

2 Euro * 45 Jahre Arbeitslosigkeit - Das vorgeprägte Lebensziel für heutige Schulabgänger einer Hartz-IV-Schule wie die vom WDR vorgestellte Fröbelschule --> ca. 90 Euro brutto im Monat statt derzeit den Alg-II-Regelsatz. Es kann nicht garantiert werden, daß mit Eintritt dieser Lebenslangarbeitszeitlosen ins Rentenalter es überhaupt noch eine Grundsicherung geben wird.

Die CDU/CSU/FDP sind auf Befehl der AG-Verbände drauf und dran, sämtliche sozialen Sicherungssysteme systematisch und langfristig zu zerschlagen. Es fängt ja schon mit der nunmehr 4. Runde der Unternehmenssteuersenkung und SV-Beitragsbefreiungen an. Was an diesen Mitteln in den Haushalten der Kommunen fehlt, ist auch nicht mehr für die Maßnahmenfinanzierung aus den Sozialtöpfen verfügbar. Das bleibt in den Taschen der Unternehmer, Manager, Aktionäre zum Verprassen. Und genau diese Kreise wollen keine Mindest- und Tariflöhne, sondern Hungerlöhne. Die von Hungerlöhnen betroffenen prekär Beschäftigten sind kaum in der Lage, die notwendigen Lohnsteuern und SV-Beiträge aufzubringen. Also bleiben in den Sozialkassen Jahr um Jahr immer weniger bis eines Tages nichts mehr da ist.

Dann haben Unternehmer die Zerschlagung des Staates erreicht und es herrscht Unternehmerdiktatur und -anarchie. Gnade uns dann Gott!!!

Der Rest soll über private Altersversorgungen, vornehmlich durch verschieden, für Finanzkrisen anfällige Riesterprodukte kommen, die weitestgehend unrentabel und unwirtschaftlich sind, aber eine gute Profitquelle von Privatbanken und -versicherungen darstellen, schrauben doch diese Geldgeber die Grenze, wo ein Riesterkunde tatsächlich seine eingazahlten Beiträge in gleicher Höhe ohne jegliche Zinsvergütung wieder heraus haben würde, auf ein Alter von 91 Jahren lt. Aussagen von Verbraucherzentralen und Finanzexperten. Das heißt, da viele der Anleger erheblich früher versterben, kassieren Banken und Versicherungen schätzungsweise 25% der eingezahlten Beiträge, ohne je eine Gegenleistung zu erbringen. Wenn das kein Raub oder Diebstahl ist, abgesegnet durch Gesetzgebundung der Großen Koalition.

Nur diese Bescheißerei veröffentlichen weder der Ex-Bundesminister Riester, noch die besagten Banken und Versicherungen, noch die Werbetrommeln rührenden Politiker.

Die erheblich bessere Alternative wäre gewesen, wenn die BRD wie die DDR bereits Anfang der 70er Jahre staatliche sozialpolitische Maßnahmen zur Förderung junger Ehen aufgelegt hätten, verbunden mit einer Geburten- Kinder-, Jugend- und Bildungsförderung. Dann hätten wir jetzt keine Rententricksereien, keine durch Verarmungsfaktoren beeinflußte Rentenkürzung bis zur Altersarmut zu befüchten. Aber das hat seit den 70er Jahren keinen Politiker und keine Realwirtschaft interessiert, die Sozialsysteme durch eine ausreichend sichere Anzahl von arbeitenden und gutbezahlten Arbeitskräften abzusichern. Jetzt haben wir das große Rentenlamento und keiner der bisher verantwortlichen Politiker, der Regierung beratenden Sozial- und Finanzwissenschaftlerund AG-Verbände hat sich um die Lösung dieses langfristigen, gesellschaftspolitischen Problems gekümmert. Keiner dieser Verantwortlichen wird juristisch zur Verantwortung gezogen Jetzt läßt man die Bevölkerung verlustreich bis in die Altersarmut hinein büßen.

Das ist bundesdeutsche, asoziale Sozialdemokratie und christliches Demokratieverständnis wie sie oder es leibt und lebt.



NOT-AUS

Ich habe die Sendung auch gesehen. Einfach widerlich dieser Raffgierhülschen! Ich hoffe das es schnell zu Ende geht mit diesem System scheißegal wie!

Wilddieb Stuelpner

... oder wie die Bundesregierung die Zerschlagung der gesetzlichen Rentenversicherung durch sich unsolidarisch, egoistisch verhaltene Selbstständige und Freiberufler fördert

Genau diese Personengruppe flieht aus der Mitgliedschaft der gesetzlichen Rentenversicherung, was zur Folge hat, daß weniger Rentenversicherungsbeiträge in die Rentenkassen hineinfließen und das ausgerechnet von Leuten mit besser gefüllten Geldbeuteln.

Auch so betreibt die Bundesregierung unter Führung der CDU/CSU und SPD aktiv und vorsätzlich Sozialabbau durch finanzielle Destabilisierung der gesetzlichen Rentenversicherung, weil sie Klientelpolitik für die Gutbetuchten betreiben. Die SPD legt bei dieser CDU-Politik nicht mal Einspruch ein und blockiert die Flucht des Mittelstandes aus der gesetlichen Rentenversicherung. SPD - die in aller Öffentlichkeit immer laut über die  Bürgerversicherung herumschwadroniert, hält ausgerechnet hier ihr großes Maul. Von der sozualdemokratischen Politik für den kleinen M;ann ist da herzlich wenig zu spüren.

Und nun erzähl mir noch einer, daß alle verbliebenen Mitglieder der gesetzlichen Rentenversicherung gezwungen werden, zukünftig höhere Rentenbeiträge, längere Lebensarbeitszeit und Minirenten bzw. die Hungerleider-Grundsicherung wegen der demographischen Verschiebung, der zahlenmäßigen Zunahme der geburtenstarken Jahrgänge unter den Altersrentnern in Kauf zu nehmen.

Wenn man die Flucht der Selbstständigen und Freiberufler aus der gesetzlichen Rentenversicherung zuläßt, duldet oder sogar fördert, der soll uns Bürgern nicht einreden, Beitragserhöhungen und Rentenkürzungen haben ihre Ursache in der Vergreisung der Bevölkerung.

CDU/CSU und SPD machen Klietelpolitik für die Besserverdienenden und gegen den Rest der Bevölkerung, haben keine sozialpolitischen Maßnahmen in den 70er Jahren aufgelegt wie die DDR, um junge Ehen und die Geburten zu fördern. Erst jetzt, wo das Kind schon lange in den Brunnen gefallen und dort ersoffen ist, kommt man auf den Trichter mal was für Familien durch Kindergeldzahlungen, durch kleine Veränderungen in der Bildung was zu verbessern, wo man sich später auch zahlungskräftige AN erhofft, die höhere Beiträge in die Sozialkassen einzahlen können. Man hat 30 lange Jahre beim Finanzieren der gesetzlichen Altersversorgungssysteme als Politik vorsätzlich auf Befehl der Unternehmensverbände verschlafen, weil die ihre AG-Beitragsanteile zu den Sozialkassen kürzen wollen bzw. sich daraus auf lange Sicht völlig verabschieden wollen.

Die Folge: Jetzt wälzt die Bundesregierung auf Befehl der Unternehmerverbände aus genannten Profitmotiven die ganze Finanzierungspflicht zur Altersvorsorge allein auf die AN ab, begleitet mit den CDU-Schlagworten der privaten Eigenvorsorge und - Eigenverantwortung.

NDR, Sendung "Panorama" vom 30.11.2008: Nichts wie weg - Flucht aus der Rentenversicherung

Videopodcast: Nichts wie weg - Flucht aus der Rentenversicherung

Die Zahlen sind erschreckend: Rund 37 Jahre, so haben Wissenschaftler errechnet, wird der Durchschnittsdeutsche zukünftig in die Rentenversicherung einzahlen müssen, um gerade einmal eine Rente in Höhe der Sozialhilfe zu bekommen. Nie war die Rendite der gesetzlichen Rentenversicherung so schlecht wie heute.

So verwundert es nicht, dass in den letzten Jahren eine Flucht aus dem System stattgefunden hat. Die Dummen sind diejenigen, die als Angestellte zur Einzahlung verpflichtet sind.

Gut verdienende Geschäftsleute bemühen Anwälte und Finanzagenturen, um nach Schlupflöchern aus der Versicherung suchen zu lassen. Und auch die Niedriglohnarbeiter, für die die gesetzliche Rentenversicherung eigentlich einmal als Absicherung im Alter erfunden wurde, sagen inzwischen "nix, wie weg". Sie machen sich selbstständig, versuchen privat vorzusorgen oder verlassen sich auf die Sozialhilfe, die im Alter sowieso jedem Menschen zusteht. Auch wenn er oder sie niemals in die Sozialsysteme eingezahlt hat. So wird die Sozialhilfe mehr und mehr zum Ersatz für die gesetzliche Rentenversicherung.

Panorama über den dramatischen Verfall der deutschen Rentenversicherung.


Sendemanuskript


Panorama Nr. 705

Anmoderation Anja Reschke:
,,In unserem nächsten Beitrag fallen Worte wie Flucht und Befreiung. Den Wunsch, da irgendwie rauszukommen. Den äußern aber nicht Gefangene oder Geiseln. Nein. Es handelt sich um Beitragszahler der gesetzlichen Rentenversicherung. Oha, um unsere Rente muss es schlecht stehen. Dass zu wenig Junge einzahlen für zu viele Alte, wissen wir. Dass hohe Arbeitslosigkeit dem System schadet, ist bekannt. Aber dazu kommt ein anderes
Problem: Wer irgendwie kann, bricht aus der gesetzlichen Rentenversicherung aus. Selbstständigkeit ist der Schlüssel. Von oben und unten bröckeln die Beitragszahler weg. Übrig bleibt eine immer kleiner werdende Mitte, die die Finanzierung irgendwann nicht mehr wuppen kann. Tamara Anthony, Ben Bolz und Sonia Mayr über die Flucht aus der Rentenversicherung."

Seit einem Jahr ist Matthias Möller ein freier Mann. Der Steuerfachangestellte hat es geschafft, aus der gesetzlichen Rentenversicherung rauszukommen. Mit dem Geld sorgt er nun privat vor.

O-Ton Matthias Möller,Steuerfachangestellter:
,,Vorher hat man das Gefühl, man haut die Kohle in einen großen Topf und kriegt nur einen ganz kleinen Teil zurück. Auch wenn es das Prinzip der Solidargemeinschaft ist, aber man muss schon schauen, wo man am Ende bleibt."

Matthias Möller profitiert von einer Sonderreglung im gesetzlichen Rentensystem: Er arbeitet bei seiner Frau. In Familienbetrieben können Angestellte von der Rentenversicherung befreit werden, weil man sie wie Selbstständige einstuft.

O-Ton Matthias Möller, Steuerfachangestellter:
,,Dann köpft man auch mal ne Flasche Sekt und freut sich, dass das Alter auch ein Stück weit besser gesichert ist. Und man muss aber weiterhin aufpassen, dass die Umstände so bleiben. Ich meine, eine Scheidung würde das ganze natürlich wieder eliminieren und man darf auch wieder in die gesetzliche Sozialversicherung zurückfliegen. Also die Umstände müssen fortwährend so bleiben."

Raus aus der Rentenversicherung – das dürfen eigentlich nur Selbstständige. Deswegen nutzen immer mehr Menschen dieses Deckmäntelchen, um aus der gesetzlichen Altersvorsorge zu fliehen. Dieser Mann hat daraus eine Geschäftsidee entwickelt. Stephen Nickel befreit wohlhabende Angestellte von der schweren Last der gesetzlichen Rentenversicherung.

O-Ton Stephen Nickel, Finanzberater:
,,Wir helfen Personen aus der Sozialversicherung heraus, die z.B. Gesellschafter sind, Geschäftsführer sind, Vorstände sind, die Interesse daran haben, so etwas zu werden innerhalb eines Betriebes. Diesen Personen helfen wir aus der Versicherungspflicht rauszukommen."

Und dank Nickels Kreativität funktioniert das auch – da werden angestellte Führungskräfte per Vertrag plötzlich zum Vorstand einer hauseigenen Aktiengesellschaft. Denn Vorstände werden im gesetzlichen Rentensystem wie Selbstständige behandelt und müssen nicht einzahlen.

O-Ton Stephen Nickel, Finanzberater:
,,Ein Vorstand einer Aktiengesellschaft unterliegt Kraft Gesetz nicht der Rentenversicherungspflicht. Dadurch, dass er nicht Kraft der Rentenversicherungspflicht unterliegt, kann man natürlich jetzt ganz gezielt innerhalb der Betriebe es auch so einrichten, dass wir dort einen Vorstandsposten für einen Abteilungsleiter schaffen. Das ist unser Modell, das wir dort teilweise umsetzen."

Mal trickreich, mal ganz einfach – rund tausend Menschen hat allein Nickel in den letzten Jahren aus dem Rentensystem rausgeholt. Wer kann, der flieht.

O-Ton Prof. Stefan Sell, Volkswirtschaftler:
,,Die klaren Verlierer sind doch die, die zwangsweise drin bleiben müssen. Der normale Angestellte, der normale Arbeitnehmer, der hohe Beiträge zahlen muss und dessen Leistungen, das, was er bekommt, immer weniger wird. Das wird definitiv immer weniger."

Fred Krabbes gehört zu den Verlierern. 221 Euro zahlt er monatlich in die gesetzliche Rentenversicherung ein. Und der Pförtner weiß schon heute, dass er von seiner Rente im Alter kaum wird leben können.

O-Ton Fred Krabbes, Pförtner:
,,Wenn man kein Geld als Rentner hat, dann siecht man nur noch vor sich hin und das ist kein Leben, kein menschenwürdiges Dasein, was man im Rentenalter führen kann. Wo ich der Meinung bin, wenn ich mein ganzes Leben gearbeitet habe, dann steht mir auch zu, im Alter vernünftig zu leben, bis es eben soweit ist, dass ich abberufen werde."

Krabbes hat immer brav eingezahlt in die gesetzliche Versicherung. Und doch wird er nach 44 Arbeitsjahren letztendlich nur auf eine Rente von rund 900 Euro kommen – knapp über den Leistungen der Sozialhilfe.

O-Ton Fred Krabbes, Pförtner:
,,Das löst Ärger aus, aber wie gesagt, da die Möglichkeit nicht besteht, da rauszukommen, muss man das akzeptieren, ob man will oder nicht, weil als Angestellter hat man ja keine andere Möglichkeit."

Früher war er Angestellter, jetzt ist er Selbstständiger. Ein-Mann-Unternehmer. Deswegen konnte er aus der Rentenversicherung aussteigen. Manuel Diekmann ist Personal Trainer. Er gehört zu der Generation der neuen Selbstständigen. Solche Existenzgründungen hat die Politik in den letzten Jahren gefördert.

O-Ton Manuel Diekmann, Personal Trainer:
,,Vor zweieinhalb Jahren habe ich mich selbstständig gemacht und damals war ich rentenkassenpflichtig und nun bin ich das nicht mehr, weil ich selbstständig bin, freiberuflich tätig und ich finde das sehr gut, dass ich da nicht einzahlen muss, da das System ziemlich marode ist."

Diekmann hat sich privat versichert und hofft, dass dies für das Alter reicht. Doch er kennt auch selbstständige Kollegen, die gar nicht vorsorgen.

O-Ton Manuel Diekmann, Personal Trainer:
,,Viele junge Menschen vor allen Dingen verdrängen das Thema ziemlich stark. Also, wennich so mit Kollegen gesprochen habe im meinem Alter jetzt, die sagen: ,,so, ich will jetzt erst mal richtig Gas geben, bißchen Spaß haben. Was kost die Welt? Für die Rente sparen kann ich immer noch, wenn ich 35 bin."

O-Ton Prof. Stefan Sell, Volkswirtschaftler:
,,Wir können relativ sicher voraussagen, dass ein nicht geringer Teil der Selbstständigen, vor allem der neuen Selbstständigen, der Ein-Mann-/ oder Ein-Frau-Selbstständigen in Zukunft unter das Problem der Altersarmut fallen wird. Warum? Weil deren aktuelle Einkünfte so niedrig sind, dass die gar nicht in der Lage sind, auch wenn sie willens sind, privat für das Alter vorzusorgen. Die haben das Geld nicht. Das heißt: Die werden definitiv im Alter auf Sozialhilfe, auf die Grundsicherung angewiesen sein."

Und damit bekommen sie dann fast genauso viel wie der Pförtner Fred Krabbes, der 44 Jahre lang in die Rentenversicherung eingezahlt haben wird.

O-Ton Fred Krabbes, Pförtner:
,,Natürlich ärgert mich das. Auf der anderen Seite kann ich die Sozialhilfeempfänger verstehen, die wollen auch leben, nur da muss sich der Staat was einfallen lassen, das ist nicht mein Problem."

O-Ton Prof. Stefan Sell, Volkswirtschaftler:
,,Wir haben hier ein fundamentales Gerechtigkeitsproblem. Der Arbeitnehmer, der übrigens zwangsweise in der Rentenversicherung drin ist und jeden Monat einzahlen muss, aber weil er so wenig verdient am Ende trotzdem nur eine Rente bekommt, die der Sozialhilfe entspricht. Wenn der sich vergleicht mit einem Selbstständigen, der sein ganzes Erwerbsleben jetzt wegen seiner niedrigen Einkünfte da nichts eingezahlt hat und dann auch auf Sozialhilfe angewiesen ist. Dann hat natürlich der Arbeitnehmer hier ein Gerechtigkeitsproblem und er hat es zurecht."

Die Zahl der Ein-Mann-Selbstständigen wächst – in den letzten sechs Jahren um eine halbe Millionen. Förderung der Selbstständigkeit, Mini Jobs, Ich-AGs. An die Alterssicherung der Menschen haben die Arbeitsminister der letzten Jahre dabei nicht gedacht. Die Politik schaut tatenlos zu, wie zigtausende aus der Rentenversicherung fliehen und das System zunehmend an Legitimation verliert.

O-Ton Prof. Stefan Sell, Volkswirtschaftler:
,,Wir brauchen ein System, in dem alle versichert sind, egal, ob sie abhängig beschäftigte Arbeitnehmer sind oder ob sie Selbstständige sind. Das wäre eine Reform, die nur eine große Koalition hätte leisten können. Und das ist das große Versäumnis, dass die große Koalition diesen systematischen Umbau – diese Erweiterung der Rentenversicherung, ja, sich davor gedrückt hat."

Bericht: Tamara Anthony, Ben Bolz, Sonia Mayr
Kamera: Phillip Hühnerfeld, Torsten Lapp
Schnitt: Rouven Schröder

Abmoderation Anja Reschke: ,,Wir haben nachgefragt beim zuständigen Arbeitsministerium. Ein Interview wollte man uns nicht geben. Aber schriftlich erklärte man uns, das Thema sei so komplex, dass man kurzfristig jetzt erst mal nichts machen könne. Na bravo."


Troll

ZitatIm Bundestag notiert: Rendite von Riester-Renten

Finanzen/Kleine Anfrage

Berlin: (hib/HLE) Nach der Rendite von Riester-Renten fragt die Linksfraktion in einer Kleinen Anfrage (16/11103). Die Abgeordneten wollen von der Regierung wissen, warum die private Versicherungswirtschaft bei Riester-Renten eine selbst erstellte Sterbetafel verwendet, bei der die durchschnittliche Lebenserwartung fast 10 Jahre höher liegt als bei den vom Statistischen Bundesamt prognostizierten 82 Jahren. Die Regierung soll außerdem die Differenzen bei den Berechnungen der Lebenserwartung begründen.

Quelle: hib-Meldungen

Übersicht

Kleine Anfrage (PDF)

Antwort der Bundesregierung (PDF)

Antworten verweisen z.T. auf folgende Dokumente:

Bundesdrucksache 16/09243 (PDF)

Bundesdrucksache 16/10988 (PDF)
Politik ist der Spielraum, den die Wirtschaft ihr lässt.
Dieter Hildebrandt
Es ist kein Zeichen geistiger Gesundheit, gut angepasst an eine kranke Gesellschaft zu sein.
Jiddu Krishnamurti

Tetrarchos

Zitat von: Kuddel am 12:06:52 So. 16.November 2008

2007 wurden 55,1 Prozent der Rentner die Renten durch Abschläge gekürzt, weil sie vorzeitig in Rente gingen. Im Durchschnitt sank die Rente dadurch um 100 auf 745 Euro im Monat. Der Anteil der Neurentnerinnen mit Abschlägen stieg in Westdeutschland von 40,3 auf 49,1 Prozent, in Ostdeutschland um 4,1 Prozentpunkte auf 79 Prozent.


745€ im Monat als DURCHSCHNITT. Wenn man die Krankenversicherung mit berücksichtigt, komme ich da mit Grundsicherung / Hartz-IV auch hin.
Ich sags doch: Ein weiterer Grund Arbeit lebenslang zu verweigern. So werd ich wenigstens nicht gemobbt und von Chefidioten angebrüllt und kann tagsüber meist tun was ich möchte (außer wenn Zoff mit der ARGE ansteht).

Wilddieb Stuelpner

Zitat von: Tetrarchos am 04:04:18 Sa. 31.Januar 2009
... 745€ im Monat als DURCHSCHNITT. Wenn man die Krankenversicherung mit berücksichtigt, komme ich da mit Grundsicherung / Hartz-IV auch hin.
Ich sags doch: Ein weiterer Grund Arbeit lebenslang zu verweigern. So werd ich wenigstens nicht gemobbt und von Chefidioten angebrüllt und kann tagsüber meist tun was ich möchte (außer wenn Zoff mit der ARGE ansteht).

Da bist Du aber auf dem Holzweg, daß Du mit Arbeitsdrückerei bis zum Erreichen der Grundsicherung und danach um die Runden kommen kannst. Bedenke, Die Unternehmerparteien CDU/CSU/FDP, die Arbeiterverräterpartei SPD und die AG-Verbände haben bis dahin ihr Ziel mit Sicherheit erreicht, das es sämtliche Sozialsysteme inklusive der Grundsicherung nicht mehr geben wird.

Die legen es darauf an, daß alle Arten von Sozialversicherungen KV, PV, RV, AV und UV einschl. Grundsicherung nach der Salamischeibentaktik Scheibe um Scheibe beseitigt werden. Denen ist das Soziale an der Marktwirtschaft zu lästig und ist in ihren Augen eine Verschwendung. Hauptsache ihre Profite und Diäten steigen ins Astronomische. Das Volk kann ja auf dem Zahnfleisch kriechen.

Wilddieb Stuelpner

IG-Bau-Newsletter 3/2009 - 30. Januar 2009: Altersarmut ist eine Folge politischer Fehlentscheidungen - DGB-Kampagne ,,Rente muss zum Leben reichen" gestartet

Unter dem Motto ,,Rente muss zum Leben reichen" hat der DGB am 28. Januar 2009 in Berlin seine Kampagne zur Stärkung der solidarischen Alterssicherung in Deutschland gestartet. Ziel ist es, die Ursachen der drohenden Altersarmut deutlich zu machen und die Politik dazu zu bewegen, die notwendigen Reformen rasch auf den Weg zu bringen.

,,Millionen Menschen droht morgen Altersarmut, weil sie heute mit Hungerlöhnen abgespeist werden und gleichzeitig die Rentenleistungen um bis zu 25 Prozent gekürzt worden sind. Altersarmut ist also eine Folge politischer Fehlentscheidungen und der ,Geiz-ist-geil-Mentalität' der Arbeitgeberseite. Deshalb brauchen wir einen politischen Kurswechsel für mehr Sicherheit im Alter", sagte DGB-Vorstandsmitglied Annelie Buntenbach bei der Vorstellung der Kampagne.

Der DGB will die Debatte um die Alterssicherung vom Kopf auf die Füße stellen. ,,Die Gesetzliche Rentenversicherung ist absolut alternativlos. Das Problem ist aber, dass die Rentenleistungen massiv gekürzt worden sind und die Kosten für die Altersvorsorge durch die Teilprivatisierung einseitig auf die Beschäftigten verschoben werden", sagte Buntenbach. Dabei werde bewusst verschwiegen, dass die – stets mit der demographischen Entwicklung begründeten – Rentenkürzungen einzig und allein die Arbeitgeber entlasten sollen. ,,Die Rentenpolitik der vergangenen Jahre führt nicht etwa zur Entlastung der jungen Generationen, sondern trifft gerade sie mit aller Wucht", so Buntenbach.

Mit seiner Rentenkampagne drängt der DGB auf eine Stärkung der solidarischen Alterssicherung. Als Kernforderungen nannte Buntenbach u. a. den Ausbau der Gesetzlichen Rente zur Erwerbstätigenversicherung, die bessere Absicherung von Geringverdienern, Langzeitarbeitslosen und Erwerbsgeminderten, die Rücknahme der Rente mit 67 sowie die Einführung von Mindestlöhnen.

Der DGB will die Parteien rechtzeitig vor dem Bundestagswahlkampf zu einem Umsteuern in der Rentenpolitik bewegen. Die erste Plakatwelle startet deshalb bereits am 3. Februar und zeigt die konkreten Probleme der Menschen unter dem Slogan ,,Zum Leben. Zu wenig". Mitte März folgen dann die konkreten DGB-Lösungsvorschläge auf Großplakaten mit dem Slogan ,,Rente: Da ist mehr drin".

Neben Regionalkonferenzen in Leipzig, Bochum, Hannover und Mannheim sind parallel zahlreiche Veranstaltungen im gesamten Bundesgebiet geplant. Unterschiedliche Aktionsformen, lokal und im Internet unter www.ichwillrente.net, sollen zum Mitmachen anregen. Dazu gehören zum Beispiel eine Postkartenaktion, eine Multimedia-Plakataktion sowie eine Transparent-Aktion, die den Abschluss einer Fahrradtour von Mannheim nach Berlin am 4. April bilden wird.

Tetrarchos

Zitat von: joachimkuehnel am 07:51:13 Sa. 31.Januar 2009
Zitat von: Tetrarchos am 04:04:18 Sa. 31.Januar 2009
... 745€ im Monat als DURCHSCHNITT. Wenn man die Krankenversicherung mit berücksichtigt, komme ich da mit Grundsicherung / Hartz-IV auch hin.
Ich sags doch: Ein weiterer Grund Arbeit lebenslang zu verweigern. So werd ich wenigstens nicht gemobbt und von Chefidioten angebrüllt und kann tagsüber meist tun was ich möchte (außer wenn Zoff mit der ARGE ansteht).

Da bist Du aber auf dem Holzweg, daß Du mit Arbeitsdrückerei bis zum Erreichen der Grundsicherung und danach um die Runden kommen kannst. Bedenke, Die Unternehmerparteien CDU/CSU/FDP, die Arbeiterverräterpartei SPD und die AG-Verbände haben bis dahin ihr Ziel mit Sicherheit erreicht, das es sämtliche Sozialsysteme inklusive der Grundsicherung nicht mehr geben wird.

Die legen es darauf an, daß alle Arten von Sozialversicherungen KV, PV, RV, AV und UV einschl. Grundsicherung nach der Salamischeibentaktik Scheibe um Scheibe beseitigt werden. Denen ist das Soziale an der Marktwirtschaft zu lästig und ist in ihren Augen eine Verschwendung. Hauptsache ihre Profite und Diäten steigen ins Astronomische. Das Volk kann ja auf dem Zahnfleisch kriechen.

Das macht mir keine Angst. Wir haben dann etwa 5 Millionen Arbeitslose und nochmal soviele Rentner die von Grundsicherung überleben.
Also 10 Millionen Leute die keinen Cent mehr bekommen würden?  HALLO BÜRGERKRIEG!!  ;D ;D ;D
Oder glaubst Du das die dann leise weinend verhungern werden?

Tetrarchos

die Bundeswehr mit stehenden 250.000 Mann sieht dann etwas alt aus, trotz Bewaffnung. 250.000 gegen 10 Millionen. 1 gegen 40. Sehr ungünstiges Zahlenverhältnis im Kriegsfall. Zumal die Aufständischen durch Beutewaffen ja auch regelmäßig stärker werden.

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