Klassenkämpfe im ehemaligen Ostblock

Begonnen von ManOfConstantSorrow, 12:56:52 Mi. 28.Juli 2004

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ManOfConstantSorrow

Wir sollen unser Leben anpassen an das der Länder, in denen billiger produziert werden kann. Und so sieht es dort aus:

ZitatOriginal von rf-news

Armut in Polen breitet sich aus

Das Europäische Anti-Armutsnetzwerk EAPN schätzt, dass in Polen 300.000 bis 500.000 Menschen obdachlos sind. Schulkinder werden im Unterricht ohnmächtig vor Hunger. In grenznahen deutschen Städten melden sich immer häufiger Polen zu Blutspenden gegen eine geringe Summe Bargeld.
Arbeitsscheu und chronisch schlecht gelaunt!

Klassenkämpfer

Erfolgreicher Streik in Baku  

Zweimal in zwei Wochen haben azerische ArbeiterInnen des US Konzerns McDermott (Ölplattformen - Bau) in Baku gestreikt. Während beim ersten Mal (am 22.November) die Unternehmensleitung zunächst daruf bestand, es hätten nur rund 800 der etwa 2.000 azerischen Beschäftigten gestreikt, und erst im Laufe des Tages zugegeben wurde, dass alle sich am Streik beteiligten, war es eine Woche später von Beginn an klar, dass die ganze - einheimische - Belegschaft in Streik trat. Nachdem die Unternehmensleitung der Presse den Zugang verwehrte, eskortierten mehrere hundert Arbeiter die Journalisten aufs Werksgelände. Am 29. November hat die Gewerkschaft der staatlichen azerischen Ölgesellschaft SOCAR die Forderungen der Mc Dermott-Belegschaft aufgenommen und darauf verwiesen, dass die Arbeiter nicht versichert sind, obwohl beispielsweise die Nachtschichten ausgedehnt worden seien. Streik, Gewerkschaften und öffentliches Echo haben dann zu einer Reihe von Zugeständnissen der Unternehmensleitung am 30. November geführt. Der redaktionelle (englische) Bericht "SOCAR Trade Union Submits Proposals Regarding to Strike in US Company"  vom 30. November 2005 bei "Baku Today
:rolleyes: :baby: :evil: :D :O ?( 8) ;( 8o :] :( =) X( :) :P ;)

Kater

ZitatPersonal gesucht auf Polens Baustellen
Freitag 25. August 2006, 06:30 Uhr
von AFP  

Bauwirtschaft leidet unter Arbeitskräfte-Mangel

Schon immer haben Polen in der Fremde Arbeit und ein besseres Leben gesucht. Seit dem EU-Beitritt des einstigen Ostblock-Staates aber hat der Wegzug in den Westen ungeahnte Ausmaße angenommen. Polens Baustellen gehen langsam die Handwerker aus. Vor allem Beschäftigte der Bauindustrie - Maurer, Maler und Klempner - verließen zu Zehntausenden ihre Heimat und suchten in den reichen EU-Altstaaten ihr Glück. Der polnischen Bauwirtschaft stößt das inzwischen sauer auf, denn ihr gehen die fähigsten Beschäftigten verloren. Qualifizierter Ersatz ist nicht einfach zu finden.

"Das Problem hat in diesem Frühjahr begonnen", sagt Jaroslaw Olesinski, Inhaber eines kleinen Maurergeschäftes in Warschau. "Auf einen Schlag habe ich die Hälfte meiner Belegschaft verloren. Meine Besten sind ins Ausland gegangen, um dort zu arbeiten", beklagt sich Olesinski. Von 30 Mitarbeitern seien ihm gerade mal 15 geblieben. Selbst die Kündigungsfristen hätten sie nicht eingehalten und stattdessen Strafgelder gezahlt, fährt er fort. Olesinski kennt die Arbeit als Gastarbeiter nur zu gut. Er selbst hat elf Jahre lang in Österreich gearbeitet, zu Zeiten, als der eiserne Vorhang noch Europa durchschnitt.

Schon immer waren polnische Arbeiter international gut angesehen, auch weil sie bereitwillig schwarz arbeiteten. Der EU-Beitritt Polens im Mai 2004 hat die Arbeitsemigration beträchtlich beschleunigt. Nach Angaben der Gewerkschaft Budowlani gingen seitdem 100.000 Polen auf Jobsuche ins Ausland. Beliebteste Ziele sind Irland und Großbritannien, die beide den neuen Mitgliedsstaaten ungehinderten Zugang zu ihren Arbeitsmärkten einräumten. Auch in Deutschland arbeiten viele Polen - hier allerdings sehr viel häufiger am Finanzamt vorbei.

Was die Polen ins Ausland zieht, ist natürlich das Geld. In Olesinskis Unternehmen As-Bud, das für polnische Verhältnisse sehr gut zahlt, beträgt der Nettoverdienst umgerechnet etwa 500 Euro im Monat. Auf den britischen Inseln liegt der Verdienst fünf Mal höher. Hinzu kommt, dass sich viele polnische Bauarbeiter kaum an ihr Unternehmen gebunden fühlen, denn zum Wintereinbruch werden sie üblicherweise hinausgeworfen.

Als die irische Arbeitsagentur FAS in einem Warschauer Hotel eine Börse für 400 freie Stellen veranstaltet, kommen fast 8000 Interessierte. "Man kann mit dem Geld hier leben, aber es ist nicht einfach, einen guten Lebenstandard zu haben", sagt einer von ihnen in der Schlange. Wie die meisten Polen will er nicht für immer ins Exil gehen. "Ich will nur ein bisschen mehr Geld verdienen, um damit zurückzukehren."

Bei solch einem Andrang kann es sich die irische Agentur erlauben, nur die besten Kandidaten herauszupicken. Für die polnischen Arbeitgeber ist das ein gewaltiges Problem: "Die die bleiben, sind wenig qualifiziert", sagt Chefmaurer Olesinski. "Das sind häufig Alkoholiker. Mir ist es ein paar Mal passiert, dass einer, nachdem er sein Monatsgehalt erhalten hatte, nicht mehr wiedergekommen ist."

In der Not stellen die polnischen Firmen häufig Arbeiter aus der benachbarten Ukraine ein. Dort ist der Lebensstandard niedriger als in Polen. Die Gewerkschaft hat noch eine andere Lösung in petto: Sie schlägt vor, dass die polnischen Bauwirtschaft ein in anderen europäischen Länder bewährtes System übernimmt: Die Arbeiter arbeiten demnach im Sommer unbezahlt Mehrstunden, bleiben dafür aber auch während der auftragsarmen Wintermonate in Lohn und Brot.

http://de.news.yahoo.com/25082006/286/politik-personal-gesucht-polens-baustellen.html

dragonmaster

Tja irgendwann ist halt schluß mit dem Lohndumping, vielleicht sollte Polen mal seine Lohnstruktur wenigstens ansatzweise an Westeuropäische Verhältnisse anpassen. Mitleid habe ich nicht.

besorgter bürger

nicht nur die bauarbeiter auch die (bei uns) jährlich durchs dorf getriebenen erntehelfer werden knapp

ZitatPolen möchte so schnell wie möglich den Arbeitsmarkt für Erntehelfer aus der Ukraine öffnen. Die polnische Wirtschaft kämpft in zunehmendem Maße mit einem Manko an Arbeitskräften. Das ist die Folge der massiven Arbeitsmigration von Polen nach West-Europa, seitdem Polen im Mai 2004 EU-Mitglied wurde.

http://www.fruchtportal.de/news/2006/25aug/polen.html

aber eins verstehe ich dann doch nicht:

ZitatDie Arbeitslosenrate in Polen ist im Juni um 0,3 % auf 15,7 % gefallen, so das Zentrale Statistikbüro.

http://www.emfis.de/global/global/nachrichten/beitrag/id/Arbeitslosigkeit_in_Polen_faellt_weiter_ID31738.html

warum freuen die sich nicht? 15,7% ist ja immer noch ein kleines stück von der vollbeschäftigung entfernt.
Viele Menschen würden eher sterben als denken. Und in der Tat: Sie tun es.

LinksDenker

Bin mal gespant wan da die ersten EEj im rahmen ein"Join(t) venture" auftauchen...

uwenutz

Die über die jeweilige Nationalstaaten hinausgehende
vergleichbare Beschäftigungslosenquote ist auch ein
Ranking gegenüber anderen Staaten hinsichtlich vieler
allgemeinen Weltbanklobbyisteninteressen und wird daher
von westeuropäischer Seite mehr und mehr frisiert, die
Quoten sind in Polen weitaushöher, ähnlich wie bei uns.

Kater

ZitatStellen frei! - In Polen fehlen hunderttausende Arbeitskräfte - weil die Leute in EU-Ländern jobben. Der Mangel bremst den Aufschwung
27.11.2006
Sybille Korte

WARSCHAU. "Keine Leute! Früher haben wir aus dem Vollen geschöpft, jetzt wird es knapp auf dem Arbeitsmarkt", klagt Pawel Noakowski, Geschäftsführer der Firma Karrena im südwestpolnischen Gliwice (Gleiwitz). Die polnische Karrena mit Muttergesellschaft im deutschen Ratingen hat etwa 80 fest angestellte Mitarbeiter. Für Projekte beim Bau von Kraftwerken, Chemieanlagen und Hochöfen sucht sie immer wieder Feuerfestmaurer, Schornsteinmaurer, Schweißer und Maschinenfahrer. "Bis vor kurzem waren diese Arbeitskräfte reichlich vorhanden, aber seit Jahresanfang hat sich das geändert. Heute herrscht Arbeitskräftemangel", stellt Noakowski fest.

Hunderttausende von Polen haben das Land seit dem EU-Beitritt im Mai 2004 verlassen, um in anderen EU-Ländern zu arbeiten. Vor allem junge Leute sind nach Großbritannien, Irland und Schweden gegangen - Länder, die ihre Arbeitsmärkte sofort für die neuen EU-Bürger öffneten. Jetzt haben in Polen viele Unternehmen Probleme, Arbeitskräfte zu finden. Besonders dramatisch ist die Situation in der Baubranche.

Auch Polens Werften verlieren ihre besten Leute an die Konkurrenz im Westen. Der Schiffbau in Europa boomt. In Deutschland, Frankreich oder Norwegen verdienen Schweißer und Schiffbauer ein Vielfaches von dem, was sie in Polen bekämen. Die Danziger Werft hat seit Jahresanfang rund 100 Mitarbeiter verloren, sagt Managing-Direktor Andrzej Buczowski. Die Werft will nun ihr ganzes Entlohnungssystem umstellen, damit die Leute mehr verdienen und bleiben.

Ukrainer und Chinesen kommen

Gut die Hälfte aller Firmen in Polen hat laut einer aktuellen Studie der Nationalbank Probleme, Personal zu finden. In der Baubranche gilt das für über 80 Prozent. Seit Mai 2004 sind über 100 000 Arbeiter und Facharbeiter vom Bau in alte EU-Länder gezogen, schätzt die Gewerkschaft Budowlani. Maurer, Maler, Zimmermänner, die beim gegenwärtigen Investitionsboom in Polen dringend gesucht werden. Neubauten wie die deutsche Botschaft in Warschau verzögern sich, weil den Bauunternehmern die Leute fehlen. Alle großen Bauprojekte verspäten sich, berichten Vertreter der Immobilienbranche.

Polens Bauindustrie hat schon vor über einem Jahr Alarm geschlagen. Bei Hochtief Polska ist der Arbeitskräftemangel seit Mitte 2005 zu spüren. Hochtief versucht seitdem, mit weniger eigenen Arbeitskräften und mehr Subunternehmern zu arbeiten. Die seien heute aber wegen des Arbeitskräftemangels nicht zuverlässig, beklagt der Vizevorstandschef von Hochtief Polska, Andrzej Rybarczyk. Nach einer Lösung für das Problem sucht Hochtief jetzt auch in der Ukraine und Weißrussland.

In die östlichen Nachbarländer setzt auch Polens Bauminister Andrzej Aumiller Hoffnungen. Aumiller will den polnischen Arbeitsmarkt versuchsweise ein Jahr lang für Saisonarbeiter aus Nicht-EU-Staaten öffnen. Schon heute arbeiten viele Ukrainer mit Touristenvisum schwarz oder im halblegalen Bereich in Polen, auf Baustellen, in der Landwirtschaft und in den Haushalten. Aumiller schaut sogar noch weiter ostwärts. "Wir haben Angebote von Chinesen", erklärte der Bauminister Anfang der Woche. "Sie sind bereit, für mindestens 600 Dollar monatlich auf dem polnischen Markt zu arbeiten."

Um die polnischen Fachkräfte im Land zu halten, müssten die Lohne steigen. Das wissen eigentlich alle. Derzeit liegt der Durchschnittslohn auf dem Bau nach Angaben der polnischen Industrie- und Handelskammer bei 1500 Zloty netto monatlich, rund 375 Euro. Damit die Leute bleiben, müssten es mindestens um die 2500 Zloty (etwa 625 Euro) sein, so ein Bauexperte der Kammer.

Auch in anderen Wirtschaftsbereichen sind die angebotenen Löhne vielen Polen einfach zu niedrig. Maria aus Warschau zum Beispiel ist gelernte Verkäuferin und seit zwei Jahren arbeitslos gemeldet. Dabei suchen die Supermärkte in ihrem Viertel immer wieder Mitarbeiter. An der Kasse dort würde sie 700 Zloty netto verdienen, 175 Euro im Monat, sagt Maria. Da geht sie lieber schwarz putzen für umgerechnet drei Euro die Stunde und sucht weiter nach einer besser bezahlten, festen Arbeit. Zwei ihrer Cousins sind zur Arbeit nach Irland gegangen, als Fliesenleger und als Fleischer. Sie selber hat Mann und Sohn in Warschau. Für sie kommt ein Job im Ausland nicht in Frage.

Maria, die arbeitslos gemeldet ist und trotzdem arbeitet, ist kein Einzelfall. Die offizielle Arbeitslosenquote von rund 15 Prozent, die höchste in Europa, sagt für sich allein betrachtet nicht sehr viel aus. Natürlich gibt es Regionen in Polen, wo die Menschen wirklich keine Arbeit finden, vor allem im Osten des Landes.

Doch Schätzungen zufolge könnte es sein, dass bis zu zwei Drittel der arbeitslos Gemeldeten entweder gar nicht arbeiten wollen oder bereits schwarz arbeiten. Polens Staatspräsident Lech Kaczynski ging sogar so weit, bei einem London-Besuch Anfang November einen Teil seiner in Großbritannien arbeitenden Landsleute zu beschuldigen, in der Heimat noch arbeitslos gemeldet zu sein und die Quote damit künstlich hochzutreiben. Das halten Fachleute allerdings für unwahrscheinlich. Wer in Polen als arbeitslos registriert ist, muss sich jeden Monat melden. Und die meisten Polen, die zur Arbeit ins Ausland gehen, hatten vorher eine feste Stelle in Polen oder kommen direkt von der Schule oder der Universität.

Ihr Exodus in andere EU-Länder ist allerdings nur einer der Gründe dafür, dass Polen die Werktätigen ausgehen. Die Wirtschaft entwickelt sich rasch. Für dieses Jahr erwartet die Regierung ein Wachstum von über fünf Prozent. Da wird mehr investiert und mehr eingestellt, vor allem in boomenden Regionen wie der um Wroclaw (Breslau). Die Stadt hat bereits mit Plakaten in Großbritannien um die Rückkehr von Polen geworben. Qualifizierte Arbeitskräfte fehlen in Polen auch deshalb, weil mit dem Zusammenbruch des alten Wirtschaftssystems die Ausbildung von Facharbeitern fast gänzlich verschwunden ist. "Seit praktisch 15 Jahren führt man hier keine vernünftige Berufsschulbildung mehr durch", kritisieren Wirtschaftsvertreter wie Noakowski. Fast alle Fachschulen, die meist bei den großen Staatskonzernen angesiedelt waren, sind mangels Nachfrage verschwunden. Die heute 40-Jährigen hätten zwar noch eine solide Ausbildung, seien aber nicht mehr flexibel, sagt Noakowski. "Es fehlen die Jungen, die fachlich ausgebildet und mobil sind."

"In Polen gibt es eine große Lücke zwischen Universitätsabsolventen und ungelernten Arbeitern", sagt Rainer Fuhrmann, Vorstandsvorsitzender der DZ Bank Polska. Er benötige in der Bank nicht nur Diplomkaufleute. "Am Schalter brauche ich eine Bankkauffrau." Die jungen Leute kommen direkt von der Schule. Die praktische Ausbildung erfolgt durch die Praxis. "Es gibt keine Systematik", kritisiert Fuhrmann. Die DZ Bank versucht ebenso wie viele andere Firmen, mit eigenen Ausbildungsprogrammen den Mangel auszugleichen.

Sogar ungelernte Arbeiter sind in Polen für manche Jobs nur schwer zu finden. "Es gibt Arbeiten, die Polen hier nicht mehr machen wollen", erklärt die Soziologin Izabela Grabowska vom Zentrum für Migrationsforschung in Warschau. "Das sind die so genannten 3-D-Jobs." Die drei D stehen für "dull, dirty, dangerous" - "stumpfsinnig, dreckig und gefährlich". Dazu zählen ungelernte Arbeiten im Haushalt, in der Landwirtschaft und auf dem Bau. "Wir brauchen permanent Gastarbeiter für diese niedrig bezahlten Jobs, die Einheimische nicht mehr übernehmen wollen", sagt Grabowska. Das sei in Polen wie in anderen Ländern. In Polen übernehmen heute vor allem Ukrainer diese Arbeiten. In Deutschland und anderen alten EU-Ländern sind es oft Polen.

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Für gute Euros

Mehrere hunderttausend Polen gingen seit dem EU-Beitritt des Landes zur Arbeit in andere EU-Länder. Die Schätzungen reichen von 800 000 bis zwei Millionen, eine zuverlässige Gesamtzahl fehlt. Oft gehen Saisonarbeiter in die Statistiken ein, die schon früher alljährlich für einige Monate auswärts arbeiteten.

Die Folgen der Wanderung hin zu höheren Löhnen sind teils dramatisch: In Lodz musste zum Beispiel ein ganzes Kinderkrankenhaus schließen, weil die Ärzte im Ausland sind.

http://www.berlinonline.de/berliner-zeitung/archiv/.bin/dump.fcgi/2006/1127/politik/0002/index.html

TagX

ZitatMoskau im Partyrausch
Oligarchen und Neureiche verprassen zum Jahreswechsel Millionen. Der Öl- und Rohstoffreichtum des Landes machen's möglich. Arme gehen leer aus
Tomasz Konicz

Rußlands Oberschicht läßt die Puppen tanzen. Während der diesjährigen Weihnachts- und Neujahrsfeiern brachen die Gewinner der ursprünglichen Akkumulation wieder einige ihrer eigenen obskuren Rekorde. Eine besonders spektakuläre Bestmarke konnte der britische Popsänger George Michael aufstellen: Für einen 75minütigen Auftritt bei einer Neujahrsfeier in Moskau kassierte er 3,3 Millionen US-Dollar Gage. Den mit umgerechnet 44000 Dollar pro Minute dotierten Traumjob bekam Michael vom russischen Oligarchen Wladimir Potanin. Die Boulevardzeitung Komsomolskaja Prawda bezeichnete die Fete des Rohstoffimperators als »private, geschlossene Feierlichkeit« mit dessen »engsten Freunde«.

Der Nickelfürst
Potanin, ein früherer mittlerer Wirtschaftsfunktionär mit dem Mandat der KP der Sowjetunion, ist heute einer von gut zwei Dutzend Superoligarchen, die die Spitzenplätze in der russischen Wirtschaftshierarchie okkupiert haben. Mit den üblichen Tricks der Jelzin-Ära machte er seine ersten Millionen. Potanin gründete eine Bank, die ergaunertes Volkseigentum wusch und für seine Kumpane sicherte. Später gehörte er zu den Wirtschaftsführern, die für Jelzins zweite Wiederwahl sorgten. Dafür wurde er Vizepremier und nutzte seine Berufung für eine weitere gigantische Bereicherungsaktion – das Kredite-für-Aktien-Programm. Die Regierung verpfändete Anteile an Staatskonzernen gegen Kredite der reichen Bankiers. Diese Kupons teilten die Oligarchen später quasi unter sich auf – für Peanuts.

Seinen größten Coup landete Potanin bei der »Privatisierung« des russischen Rohstoffunternehmens Norilsk Nickel. Für schlappe 171 Millionen US-Dollar kassierte er 38 Prozent des Konzerns ein. Norilsk Nickel ist der weltgrößte Produzent von Platin und Palladium und kontrolliert ein Fünftel des Nickel-Weltmarktes. Die Auktion leitete Potanins Bank. Mit Präsident Wladimir Putin geriet Potanin aneinander, als er durch einen Deal mit einem südafrikanischen Goldkonzern einen Großteil von Norilsk Nickel (im Wert von etwa sechs Milliarden US-Dollar) juristisch und faktisch ins Ausland verlegen wollte. Offenbar konnte er sich dann mit dem Kreml einigen und verzichtete auf den spektakulären Abgang. Laut US-Magazin Forbes kommt Potanin derzeit auf ein Gesamtvermögen von umgerechnet 6,4 Milliarden US-Dollar und auf Platz neun der Liste der reichsten Russen.

Doch der Nickelfürst ist nicht der einzige, der es ordentlich krachen ließ. Zwischen dem 24. Dezember unserer Zeitrechnung und dem orthodoxen Neujahr, das auf den 14. Januar fällt, befindet sich Moskaus Fettschicht im Zustand der Dauerparty. Die polnische Zeitung Gazeta Wyborcza berichtete jüngst über Versorgungsengpässe, die aus dem um sich greifenden Reichtum resultieren. So fiele es selbst vermögenden Kunden zusehends schwer, in Moskau noch Kaviar oder Champagner auszutreiben. Juweliergeschäften gehe der teure Diamantschmuck aus, so die Wyborcza. Über 300 Euro soll im Schnitt jeder Einwohner Rußlands für die Weihnachts- und Neujahrsfeiern ausgeben – einen Großteil dieses Geldes verprassen die Neureichen aus Moskau und St. Petersburg.

Die Zahl von Rußlands Parvenüs hat sich dank hoher Rohstoffpreise enorm vermehrt. Inzwischen sind im Putin-Reich offiziell 33 Milliardäre ansässig. Zudem weisen die Statistiken für 2006 über 80000 Einkommensmillionäre aus. Da die Steuermoral der neuzeitlichen Bojaren nicht sehr ausgeprägt ist, gehen Experten von einer extrem hohen Dunkelziffer und nahezu 450000 Multimillionären aus, die nun die Luxusindustrie des Landes und ganz Europas auf deren Belastbarkeit prüfen.

Finanziert werden die Festspiele der parasitären Klasse zu Neujahr durch die ins Land gespülten Petrodollars. Allein 2005 stieg der Handelsüberschuß der Russischen Föderation um 33 Prozent und erreichte 142 Milliarden US-Dollar. Für 2006 wurde wieder eine Steigerung prognostiziert. Der Verkauf von Öl und Erdgas macht inzwischen 60 Prozent der gesamten Exporte des Landes aus. Rußlands Devisenreserven lagen Ende 2006 bei umgerechnet 320 Milliarden US-Dollar. Bis Ende 2007 sollen sie auf 450 Milliarden ansteigen.

Neue Mittelschicht
Auch die neue Mittelschicht bekam Krumen vom großen Kuchen ab. Lohnerhöhungen kamen vor allem den Beschäftigten des Energie- und Rohstoffsektors zugute. Hier sind die Löhne fast dreimal so hoch wie im Durchschnitt. Über Verdopplungen, gar Verdreifachungen ihrer Bezüge können sich laut der Gazeta Wyborcza auch viele Beamte und im öffentlichen Dienst beschäftigte Russen freuen. Vor allem Lehrer und Ärzte sollen von den Lohnerhöhungen profitiert haben. Inzwischen gibt die russische Statistik nur noch ca. 15 Prozent der Einwohner des Landes als unterhalb der Armutsgrenze lebend aus. Das Problem mit dem offiziellen Existenzminimum ist, daß es mit umgerechnet 76 US-Dollar viel zu niedrig angesetzt wird. Dieser Betrag reicht zur tatsächlichen »Sicherung der Existent« im heutigen Rußland nicht aus. UN-Experten gehen davon aus, daß 53 Prozent der Einwohner Rußlands in Armut leben. Anfang Dezember bezifferte der Moskauer Gewerkschaftsverband die Zahl der Menschen, die allein in der Hauptstadt von monatlich weniger als 150 Euro leben müßten, auf fast zwei Millionen. Moskau gilt als teuerste Stadt der Welt. Deren reichstes Zehntel verfügt über Einkünfte, die um das 57fache höher liegen als selbst das städtische Durchschnittseinkommen von 750 Euro. Mitte Dezember gestand der russische Finanzminister Alexej Kudrin: »Wir erhöhen die Ausgaben im Haushalt um ein Viertel jedes Jahr, aber die Zahl der Armen geht kaum zurück.«
Quelle: http://www.jungewelt.de/2007/01-09/028.php
Grüße


Sozialismus!

Kater

ZitatRusslands neue Arbeiterbewegung
Freie Gewerkschaften gewinnen an Einfluss

Für gerechte Löhne und bessere Sozialleistungen kämpfen die freien Gewerkschaften in Russland. Traditionell gibt es zwar in jedem Betrieb eine organisierte Arbeitervertretung, doch gewinnen die freien Gewerkschaften an Zulauf, weil sie weniger eng mit Staat und Unternehmensleitungen kooperieren. Andrea Rehmsmeier berichtet.

"Das hier ist meine letzte Gehaltsabrechnung: 3182 Rubel, das sind 90 Euro. Es ist der pure Tariflohn, ohne Prämien. So viel haben sie mir gezahlt, seit ich angefangen habe, die Wahrheit zu sagen, das ist ein Viertel meines alten Gehalts. Ich habe versucht, davon zu leben, bis mein Arzt mir das erste Stadium von Auszehrung diagnostiziert hat. Ich habe von zwei Äpfeln am Tag gelebt, weil das Geld schon mit der ersten Mietzahlung weg war. Mein Arbeitgeber hat wohl gehofft, dass ich von alleine kündige. Ich habe aber aus Prinzip weiter gearbeitet. Schließlich haben sie mich doch entlassen, angeblich, weil durch meine Schuld ein Autoreifen geplatzt ist."

Seine letzte Gehaltsabrechung, Aleksandr Zacharkin hat sie sorgfältig in einer Mappe abgeheftet. Als ein Papier von vielen, das das Ende seiner Berufslaufbahn als Kranführer bei der Öl- und Gasfirma Surgutneftegaz dokumentiert. Im vergangenen Oktober hat sein zweites Leben begonnen: als Aktivist einer neuen Arbeiterbewegung. Zacharkin ist ein schmächtiger Mann Anfang 40, und die Empörung über das, was ihm passiert ist, steht ihm ins Gesicht geschrieben. Er ist extra aus Surgut nach Moskau angereist, aus einer der rohstoffreichsten Regionen Westsibiriens. Erst am Morgen ist er, nach 16 Stunden Zugfahrt, in Moskau angekommen, als Abgesandter von 60 weiteren gewerkschaftlich organisierten Kollegen, die ebenfalls entlassen wurden. Jetzt sitzt er in dem kleinen Büro von Profsvoboda, der Dachvereinigung der Freien Gewerkschaften Russland. Beim Vorsitzenden Sergej Chramov holen sie sich Rechtsberatung und Tipps für die Organisation von Protestaktionen.

weiter:

http://www.dradio.de/dlf/sendungen/europaheute/584464/

ManOfConstantSorrow

Arbeiter des zum südkoreanischen Elektronikkonzern LG gehörenden polnischen Werks Biskupice Podgórne lehnten vergangenen Freitag nach zwei tödlichen Unfällen die verlangten zwei Überstunden ab und gingen nach acht Stunden Arbeit nach Hause. Die Arbeiter fordern Schutzkleidung, Arbeitspausen und die Beendigung der erzwungenen Überstunden. Ihr Lohn erreicht bei 10-Stundenschichten gerade einmal 250 bis 400 € brutto im Monat. Wegen des Streiks wurden einige Wortführer der Arbeiter entlassen. (Solidaritätsadressen unter http://libcom.org/news)
Arbeitsscheu und chronisch schlecht gelaunt!

Kater

ZitatProtest gegen Lohndumping
Bulgarische Näherinnen gegen deutsche Investoren

Als eines der ärmsten Länder in Europa erleben die Bulgaren die Schattenseiten eines näher zusammenrückenden Europas: Westliche Investoren üben Druck aus, um das Lohnniveau niedrig zu halten. Und so ist Arbeit nirgendwo in Europa so billig wie in Bulgarien. Das Durchschnittseinkommen liegt bei gerade mal 220 Euro. In der Textilfabrik eines deutschen Investors haben die Angestellten nun wochenlang für mehr Lohn gestreikt. Simone Böker war dabei.

In der südbulgarischen Stadt Gotze Deltschev: Die Sonne brennt vom Himmel, auf dem Hof der Textilfabrik "Pirin Tex" haben sich die Menschen in den Schatten geflüchtet. Stefka Mangusheva tupft sich den Schweiß von der Stirn. Seit zwölf Jahren arbeitet sie hier, sie näht Konfektionshosen für die großen westlichen Modefirmen, sechs Tage die Woche - für 150 Euro im Monat. Das ist nicht genug, finden sie und ihre 1600 Kolleginnen. Seit drei Wochen bestreiken sie den Betrieb, um höhere Löhne und bessere Arbeitsbedingungen durchzusetzen. Stefka erzählt:

Im Moment bezahlt Herr Rollmann den Arbeiterinnen zirka 150 Euro Gehalt. Wir wollen nur 50 Euro mehr. Da drinnen in der Halle sind im Moment Millionen Euro in der Produktion. Und wenn wir da jetzt wieder reingehen und weiter nähen, dann produziert jede von uns einen Gewinn von 500 Euro in der Minute. Und er bezahlt uns 150 Euro Gehalt. Das ist die größte Schande für einen deutschen Arbeitgeber. Komisch ist das.

Stefka weiß, dass sie nicht dieselben Löhne verlangen kann wie in Griechenland, wo die Firma Pirin Tex vorher ihren Sitz hatte. Bis dem Investor auch dort die Produktion zu teuer wurde. Doch das Geld muss zum Leben reichen, findet die kleine dunkelhaarige Frau. Das aber sei in Bulgarien immer weniger der Fall, mischen sich weitere Näherinnen ins Gespräch ein.

Für uns ist Bulgarien jetzt sehr teuer. Die Lebenshaltungskosten steigen ständig, aber die Gehälter nicht. Strom, Wasser, alles wird teurer. Wir haben viele Ausgaben. Wir produzieren gute europäische Qualität. Doch wir verdienen 55 Stotinki in der Stunde - umgerechnet 30 Cent. Das reicht gerade mal für eine Flasche Wasser.

Eine andere Kollegin meint:

Viele Leute wollen jetzt mehr Geld. Weil das Geld einfach nicht reicht. Schauen Sie sich nur meine Situation an: Mein Mann ist arbeitslos, ich habe drei Kinder. Von 300 Leva - also 150 Euro - kann ich mir nichts leisten. Deswegen streiken wir. Um Brot zu haben für unsere Kinder.

Doch Pirin Tex-Besitzer Betram Rollmann will die Forderungen nicht erfüllen. Eine Kostensteigerung von 30 Prozent - das sei zu viel für den deutschen Unternehmer, der im Textilbereich mit anderen Dumpinglöhnen um den Weltmarktpreis konkurrieren muss, wie er sagt.

Es muss was geschehen mit den Löhnen. Aber es kann nicht in den Schritten geschehen, wie es jetzt bei mir geschieht. Man kann nicht die Löhne um 20 Prozent erhöhen wenn die Volkswirtschaft nur um sechs Prozent wächst. Ansonsten wird der Aufschwung dieser Wirtschaft ein sehr, sehr schnelles Ende finden.

Unterstützung erhält Rollmann von der Deutsch-Bulgarischen Handelskammer. Bei schnellen Lohnsteigerungen würden die Investoren fernbleiben, heißt es dort. Doch geht es nicht nur um ausländische Firmen. Ärzte, Krankenschwestern, Minenarbeiter, Lehrer und Busfahrer sind in Bulgarien in den letzten Monaten für mehr Geld auf die Straße gegangen. Die bulgarische Wirtschaft verzeichnet zwar eine traumhafte Wachstumsrate von sechs Prozent, doch der Aufschwung ist für große Teile der Bevölkerung nicht spürbar. Konstantin Trenchev, Präsident der bulgarischen Gewerkschaft "Podkrepa":

Die Dinge entwickeln sich sehr langsam. Und die Leute wissen, dass andere Länder viel weiter sind und man fragt sich warum. Ich sage nicht, dass die Gehälter dieselben wie in Westeuropa sein sollen, weil ich weiß, dass das unmöglich ist im Moment. Aber dennoch muss es eine Tendenz geben, diesen enormen Unterschied zu verringern. In Bulgarien gibt diese Tendenz nicht. Und die Leute wollen das ändern.

Bis dahin bleibt für viele Bulgaren nur eine Alternative: zum Arbeiten ins Ausland zu gehen. Über eine Million Bulgaren haben aus diesem Grund bereits das Land verlassen. Bei Pirin Tex hat man nach den zähen drei Verhandlungswochen schließlich einen Kompromiss gefunden: 40 Euro netto im Monat werden Betram Rollmanns Arbeiterinnen demnächst mehr bekommen. Ein Sieg für die Näherinnen. Auf dem Fabrikgelände herrscht ausgelassene Stimmung, die Arbeiterinnen feiern ihren Erfolg.

Wir wollten von ihm nur einige Krümel vom Brot. Das ist nicht viel. Aber selbst das wollte er uns erst nicht geben. Jetzt sind wir ein Teil der EU, und wir wollen Europäer sein. Wir müssen jetzt Europäer werden.

http://www.dradio.de/dlf/sendungen/europaheute/652311/

Kater

ZitatPolens Arbeitgeber fürchten Abwanderung nach Deutschland
ddp - Montag, 30. Juli, 21:01 Uhr

Hamburg (ddp). Polens Unternehmer fürchten wirtschaftliche Nachteile durch eine mögliche Öffnung des deutschen Arbeitsmarktes. «Das ist eine Bedrohung für die polnischen Arbeitgeber», sagte Jeremi Mordasewicz, Arbeitsmarktexperte des polnischen Arbeitgeberverbands Lewiatan, der «Financial Times Deutschland» (Dienstagausgabe). «Der ohnehin starke Druck auf die Löhne wird noch zunehmen.»

In Polen suchten viele Unternehmen vor allem im Baugewerbe mittlerweile händeringend nach Fachkräften. Gründe für den Mangel seien die gute Konjunktur und der Abgang von Arbeitskräften nach Großbritannien oder Irland. Allein im vergangenen Jahr gab es nach Angaben von Lewiatan am Bau Lohnsteigerungen von 16 Prozent. «Die Löhne steigen stärker als die Produktivität», sagte Mordasewicz. Das sei ein Problem.

Die Überlegungen der Bundesregierung, den deutschen Arbeitsmarkt für Osteuropäer zu öffnen, könnten somit an Grenzen stoßen. Gerade bei den in Deutschland gesuchten Facharbeitern herrsche auch in den EU-Beitrittsländern mittlerweile ein spürbarer Mangel. In den meisten Staaten der Region seien die Arbeitslosenzahlen seit dem EU-Beitritt deutlich zurückgegangen.

Um ihrerseits dem Mangel zu begegnen, habe die polnische Regierung Mitte Juli die Beschäftigung von Arbeitnehmern aus Weißrussland, Russland und der Ukraine in Polen erleichtert - allerdings nur für einen Zeitraum von drei Monaten.

http://de.news.yahoo.com/ddp/20070730/tde-polens-arbeitgeber-fuerchten-abwande-d9e70c2.html

Theo Retisch

Das ist moderner Parasitismus. Internationale Konzerne, die nicht länger dort produzieren, wo sie ihre Güter vermarkten, verteilen Produktion und Konsum unterschiedliche Länder. Sie verhalten sich parasitär, weil sie von einer Kaufkraft leben, die sie selbst nicht erzeugen, sondern im Gegenteil (durch Auslagerung) aktiv vermindern. Ich erkläre das kurz.

Es ist klar, dass der moderne parasitäre Betrieb, wenn er seine Produkte in ausländischen Filialen zu geringen Kosten erzeugt, dem Inland die Löhne entzieht, die er an die eigenen Arbeiter auszahlen musste, solange die betreffenden Produkte noch im Inland hergestellt worden sind. Mit anderen Worten, durch die Auslagerung der Produktion vernichtet er heimische Kaufkraft. Andererseits setzt er aber seine Produkte im Inland ab und betreibt damit eine Abschöpfung von Kaufkraft, die nur zu geringen Teilen oder auch gar nicht von ihm, sondern von jenen Betrieben erzeugt wird, die ihre Güter weiterhin im Inland herstellen und steht dafür üblichen hohen Löhne bezahlen.

Durch das Verhalten trägt das Unternehmen aktiv dazu bei, eben jene Kaufkraft zu reduzieren, die es sich seinerseits für den Verkauf seiner Produkte zu Nutze macht. Schwachsinnige Ökonomie eben. Und das circa 80% unserer Volkswirtschaft aus der Binnenwirtschaft geschöpft wird, die ja bewusste zerstört wird, ist dabei vollkommen irrelevant. Es reicht sich nachher hinzustellen und zu plärren, dass nicht genügend abgesetzt werden kann. Wie auch, wenn Kaufkraft entzogen wird? :aggressiv>
Wir, der Schwanz der Welt, wissen nicht, was der Kopf vorhat, doch wer nichts ahnt, hat auch vom Nichts wenig Ahnung.

Alex22

Kein Thema, zahlt den Menschen einen ordentlichen Lohn und sie arbeiten, gut und motiviert.
Der globale markt eben.
 8)

ManOfConstantSorrow

In der Textilfabrik "Pirin Tex" im südbulgarischen Gotze Deltschev haben die 1.600 Arbeiterinnen nach einem dreiwöchigen Streik jetzt eine Lohnerhöhung von 40 Euro Netto durchgesetzt. Bisher verdienten die Arbeiterinnen bei dem deutschen Unternehmen durchschnittlich 150 Euro im Monat - für 6 Tage Schufterei. Pirin Tex war der billigen Löhne wegen von Griechenland nach Bulgarien gewandert.
Arbeitsscheu und chronisch schlecht gelaunt!

ManOfConstantSorrow

Ich eröffne hier einen Thread für aktuelle Kämpfe in dem (ehemaligen) Einflußbereich der alten Sowjetunion. (Ostasien soll hier nicht behandelt werden, Ex-Jugoslawien schon). Dort wurde die Freiheit eingeführt, krähten unsere Medien. Die Menschen dort wissen es besser.
Arbeitsscheu und chronisch schlecht gelaunt!

ManOfConstantSorrow

Harsche Vorwürfe gegen Nestlé in Russland: Der Lebensmittelgigant soll seinen Arbeitern jegliche Lohnverhandlung verweigern. Die Gewerkschaft droht jetzt mit Streik - der Konzern habe in dem Land nichts verloren. (...) Das Grundgehalt in Perm liegt nach Angaben der Gewerkschaft bei 160 Euro. Gefertigt werden hier Schokoriegel, Bonbons und Pralinen. Mit Prämien komme eine Arbeiterin - bei Nestlé arbeiten vor allem Frauen - auf maximal 350 Euro, selbst wenn sie in der Nachtschicht arbeite.

http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,548969,00.html

Unterstützt das Recht der russischen Nestlé-Beschäftigten auf Lohnverhandlungen!
Arbeitsscheu und chronisch schlecht gelaunt!

Kater

ZitatWer will auf Dauer billig sein?
Die globalisierte Wirtschaft läuft nicht mehr rund. Arbeiter erzwingen mehr Lohn - derzeit in Rumänien
Klaus Georg Koch

Bis zum Ausbruch der Bankenkrise im vergangenen Sommer erschien die globalisierte Wirtschaft vielen wie eine Maschine. Angetrieben wurde sie von Preisunterschieden zwischen den Ökonomien in allen Teilen der Welt. Konnte ein Produkt an einem anderen Ort kostengünstiger hergestellt werden, setzte dies sogleich auch Investitionen in neue, billigere Produktionsstätten in Gang. Viele Gebrauchsgüter wurden von nun an in China hergestellt. Spielte die Nähe zu den europäischen Märkten eine Rolle, dann wanderte die Produktion etwas weniger weit nach Osten, in die Slowakei, nach Polen, Tschechien, Ungarn, Rumänien.

Inzwischen laufen die Räder nicht mehr rund. Geld für Investitionen, zum Teil auch für den Konsum, ist auf der ganzen Welt knapper geworden. Höhere Preise für Energie verteuern Produktion und Transport. Vor allem aber sind die niedrigen Löhne an den neuen Produktionsorten nicht mehr selbstverständlich. Im letzten Jahr etwa war von stark steigenden Gehältern für IT-Fachkräfte in Indien zu hören. Derzeit erlebt Rumänien eine Bewegung für bessere Bezahlung. So wurde gestern ein Streik im größten rumänischen Stahlwerk von Arcelor Mittal in Galati gerichtlich ausgesetzt. Mehrere Gewerkschaften konkurrieren dort miteinander. Die Forderung reichen von einem Aufschlag von 25 Prozent bis zu einer Verdoppelung der Gehälter. Das Angebot des indischen Stahlkonzerns liegt bei 12 Prozent. 14 000 Leute arbeiten in dem Stahlwerk. Durchschnittlich beläuft sich der Lohn auf 210 Euro im Monat, wie es heißt. Das ist nicht viel für ein Land in der EU. Zudem verringern eine Inflationsrate von rund sieben Prozent und der fallende Wert des rumänischen Leu die Kaufkraft.

Die Arbeiter des Stahlwerks folgen dem Vorbild ihrer 13 000 Kollegen, die für Renault in dem Dacia-Werk von Pitesti das Modell "Logan" bauen. Dort hatten die Arbeiter 65 Prozent mehr Lohn verlangt und dagegen protestiert, "Sklaven innerhalb der EU" zu sein, während ihre Firma im Vorjahr 150 Millionen Euro Gewinn gemacht habe. Nach einem dreiwöchigen Streik gab es am Freitag eine Einigung, im Durchschnitt sollen nun 22 Prozent mehr Lohn bezahlt werden.

Noch immer verdienen die Arbeiter bei Dacia nur rund ein Sechstel ihrer Kollegen in den französischen Werken. Aber der Abstand verkleinert sich, und damit bekommt auch der Autobauer mit seiner Niedriglohn-Strategie ein Problem. Denn zum einen dienen Werke wie das in Pitesti der Absicherung der Geschäfte in Westeuropa: Die Gewinnmarge liegt bei sechs Prozent und damit fast doppelt so hoch wie in den französischen Stammwerken. Sinkt die Marge auch in Rumänien, wird aus finanztechnischer Sicht Geld vernichtet. Zum anderen ist der Renault Logan speziell für aufstrebende Märkte wie jene Osteuropas entwickelt worden. Das Auto bietet keine technischen Wunder, kostet am Markt dafür auch nur die Hälfte eines vergleichbar großen westeuropäischen Modells. Treiben die Lohnkosten den Endpreis zu sehr in die Höhe, verliert das Angebot seine Überzeugungskraft.

Wenn die Lohnkosten steigen, dann erhöht das den Rationalisierungsdruck, aber auch die Anforderungen an den technischen Entwicklungsstand der Produkte. Irgendwann wird damit der Logan zu simpel. Dann lohnt es sich in Rumänien nur noch, Autos herzustellen, die den heute in Westeuropa produzierten gleichen. Für die Arbeiter in Rumänien und vergleichbaren Ländern liegt darin eine Chance, denn mit dem Qualifikationsgrad ihrer Arbeit werden auch die Löhne weiter steigen. Möglich ist aber auch, dass sie schneller als erwartet eine eigene Welle von Betriebsverlagerungen erleben - weiter nach Osten, wo vielleicht noch einmal Billiglöhne locken.

http://www.berlinonline.de/berliner-zeitung/archiv/.bin/dump.fcgi/2008/0417/meinung/0019/index.html

ManOfConstantSorrow

17.05.08 - Die 230-köpfige Leoni-Belegschaft im rumänischen Mioveni-Pitesti, zu 95 Prozent Frauen, hat am Freitag nach einem zehntägigen Streik für höhere Löhne die Arbeit wieder aufgenommen. Der monatliche Bruttolohn von bisher 864 Lei (232 Euro) wird rückwirkend ab dem 1. April um 220 Lei plus einem monatlichen Bonus von 80 Lei erhöht. Die Gewerkschaft hatte 340 Lei gefordert. Das Werk wurde aus dem Automobilwerk von Dacia (Renault) ausgegliedert und fertigt Kabelsätze.
Arbeitsscheu und chronisch schlecht gelaunt!

jensen-ex

aus der aktuellen wildcat

ZitatLauter, selbstbewusster, unverschämter


Der Streik bei Dacia-Renault Rumänien markiert einen Wendepunkt

Am 24. März 2008 treten etwa 8000 der insgesamt 13 000 Beschäftigten des Dacia-Werks in Rumänien in einen unbefristeten Streik. Unter anderem fordern sie eine Erhöhung ihrer Löhne um 50 bis 70 Prozent. Die Streikenden orientieren sich dabei erstmalig nicht an landesüblichen Löhnen, sondern vergleichen sich mit Arbeitern von Renault in der Türkei oder Frankreich, die für die gleiche Arbeit 900 bzw. 2000 Euro erhalten, für die sie selber höchstens 300 Euro bekommen. Der Streik bei Dada ist der größte Kampf im privaten Sektor in Rumänien seit 1989 und könnte der Beginn einer Welle von Streiks für bessere Lebensbedingungen sein.

Drei Tage vor Ort

Tagelang ziehen wir unsere Informationen über den Streik nur aus dem Internet. In einem längeren Artikel im Tagesspiegel lesen wir, die Arbeiter vom Dacia-Werk wären vom Streik der deutschen Lokführer beeindruckt gewesen. Wir entscheiden uns kurzfristig, selbst hinzufahren und herauszufinden, was dort passiert. Nach zwei Tagen Fahrt - 1700 km, die hinter der rumänischen Grenze nur noch über ermüdende Landstraßen mit viel LKW-Verkehr führen - sind wir nachts um ein Uhr in Pitesti. Unterwegs hingen wir lange Zeit in einem Informationsloch, die Zeitungen von gestern, im Radio kein Wort zum Streik. Möglich, dass er schon abgebrochen wurde. Abends dann endlich eine Meldung: Das Managment des Dada-Werkes hat das Angebot erneuert. Die Gewerkschaftsführer würden morgen mit den Streikenden das Angebot diskutieren und dann gemeinsam darüber abstimmen. Wir wollen keine Zeit verlieren und fahren noch in der selben Nacht nach Mioveni, einem Vorort von Pitesti, wo sich die Dada- Fabrik auf einem Hügel ausweitet. Auf den riesigen Parkplätzen stehen nur vereinzelt Autos, sonst ist alles still. Ein paar Wachschützer sind unterwegs. Kein Zeichen von Streikposten.

Am nächsten Morgen, Mittwoch und der 17. Streiktag, fahren wir wieder zur Fabrik hoch. Die Parkplätze sind voller PKWs und Firmenbusse. Die Frühschicht ist am Arbeitsplatz. Nur gearbeitet wird nicht, die Bänder stehen still. Vereinzelt kommen Arbeiter aus dem Haupteingang heraus. Der erste, den wir ansprechen, sagt: »Das Angebot ist mies. Alle sind dagegen. Der Streik wird fortgesetzt.« Drinnen werde gerade schriftlich (!) darüber abgestimmt.

»In unseren Köpfen ist etwas passiert«

Die wichtigste Forderung der Streikenden ist eine Lohnerhöhung von 550 Lei (148 Euro) monatlich. Außerdem wollen sie eine 5-10prozentige Beteiligung am Profit, eine Erhöhung des Weihnachtsund Ostergeides (jeweils die Hälfte eines Monatslohns) sowie des Urlaubsgeldes (ein ganzer Monatslohn), eine Erhöhung der Sonderzulagen für schwere Arbeiten um 200 Lei im Jahr sowie 15 Prozent Rabatt beim Kaufeines i?^«a«//-Fabrikats. In den Gesprächen mit den Arbeiterinnen wird deutlich, dass dies auch schon ihre Schmerzgrenze ist, darunter wollen sie auf keinen Fall gehen. Sie äußern ihre Wut über die stressige Arbeit, das Band stehe nie still, im Rücken die Vorarbeiter, die ständig kontrollieren und antreiben. Das Management will Wochenendschichten einführen, das soge-. nannte Vier-Schichtsystem mit nur einem freien Wochenende im Monat.

Später sprechen wir eine Gruppe von älteren Arbeitern an, die auf einem der Parkplätze steht, selbstgemachten Wein aus Plastikbechern trinkt und laut diskutiert. Sie sind sofort bereit, uns einiges zu ihrer Arbeit und zum Stand des Streiks zu erklären.» Wir haben uns lange genug verarschen lassen. In unseren Köpfen ist etwas passiert! Wir haben kapiert, dass wir hier die gleiche Arbeit machen wie Renault-Arbeiter in Frankreich und unsere Löhne so mies sind. Wir sind nicht mehr zweite oder dritte Welt.«

»Nicht mehr zweite oder dritte Welt!«

Seit 1968 produzierte das Werk auf dem Hügel in Mioveni vor allem den Dacia 1300, in Lizenz von Renault, und war der Stolz des Diktators Ceausescu. Renault übernahm das Werk 1999 und entließ die Hälfte der damals 27000 Beschäftigten. Seit 2004 wird hier das Billigauto Dada Logan gebaut. Ursprünglich war das Auto für den osteuropäischen Markt gedacht und so gebaut, dass in der Kombiversion hinten ein ganzes Schwein reinpasst. Dann wurde der Logan aber auch in Westeuropa aufgrund der sinkenden Einkommen zum Verkaufsschlager. In Deutschland ist er für 7200 Euro zu haben.
Heute besteht das Werk, einzige Produktionsstätte für den Logan, aus den Einheiten Mechanik (Motoren- und Getriebebau) und Karosserie-Montage (Presswerk, Rohbau, Lackiererei, Montage). Von den rund 13 000 Beschäftigten sind etwa 9000 Arbeiterinnen, der Rest Angestellte. Außerdem hat Dacia-Renault eine eigene Entwicklungsabteilung für das Modell Logan vor Ort mit 300 Ingenieuren. Wie uns Arbeiter mitteilten, wird im Motoren- und Getriebebau bereits an neuen, modernen CNC-Maschinen gearbeitet. Im Rohbau, in der Lackiererei und in der Montage wird manuell gefertigt, mit niedrigem Automatisierungsgrad.

Auf dem Gelände befinden sich außerdem Zulieferer, bei denen ebenfalls ein paar tausend Beschäftigte arbeiten. Zum Beispiel produziert Johnson Controls Sitze für den Logan, VALEO macht Kabelbäume. Während des Streiks gab es Zeitungsmeldungen über weitere Zulieferer. Die Firma Elba in Timisoara, Produzent von Scheinwerfern, hatte angekündigt, wegen des Streiks schließen zu müssen. Der Zulieferer Borla Romcat in der Nähe von Pitesti hätte 60 Prozent seiner Beschäftigten wegen des andauernden Streiks kündigen müssen, da der einzige Auftraggeber wegfiel. Borla Romcat stellt die Auspuffrohre für den Logan her.
Unterhalb des Hügels, gegenüber vom Knast von Mioveni liegt das Exportzentrum. Dort werden fertige Logans wieder zerlegt {CKD, Complete-ly KnockedDown), in Kisten verpackt und in andere Montagewerke in Russland, Indien und Marokko verschickt. Auf diese Weise vermeidet man die hohen Einfuhrzölle für Komplettfahrzeuge.

Alte und junge Muncitori

Am nächsten Tag lernen wir auf der Kundgebung in Pitesti Rodica kennen. Sie steht dort mit einer älteren Kollegin, einer Nachbarin aus Mioveni. Auf meine Nachfrage, wie viele Frauen in der Fabrik arbeiten, antworten sie, dass die Hälfte der Beschäftigten Frauen sind. Sie machen die gleiche Arbeit wie die Männer und erhalten auch den gleichen Lohn. Die meisten sind nach der Schule in die Fabrik gegangen. Viele der muncitori (rumänisch: Arbeiter) von Dacia, Frauen wie Männer haben inzwischen 20, 30 Jahre und mehr Fließbandarbeit auf dem Buckel. Rodica erhält nach 31 Jahren Betriebszugehörigkeit 253 Euro brutto, nach allen Abzügen bleiben ihr 157 Euro netto. Ihr Mann war auch Arbeiter bei Dacia, hat aber 2002 eine Abfindung genommen. Er arbeitet jetzt auf dem Bau und verdient etwas weniger als seine Frau. Ihre beiden Kinder sind schon erwachsen, auch sie mussten gleich nach der Schule arbeiten gehen. Die Tochter lebt mit 28 Jahren noch bei den Eltern, in einer Eigentumswohnung, 60er-Jahre-Neubau in Mio-
veni. Rodica und ihr Mann haben jahrelang auf Urlaubsreisen ans Schwarze Meer verzichtet und sich einen neuen Logan gekauft. Sieben Jahre lang muss Rodica als Arbeiterin bei Dacia die Hälfte ihres Lohnes in Raten dafür abzahlen. Nur 30 Prozent ihrer Kolleginnen haben ein eigenes Auto.

Während die »Alten« von Dacia etwa zwei Drittel der Arbeiterinnen in der Produktion ausmachen, sind in den vergangenen Jahren mehr als 3500 junge Leute eingestellt worden. Die Qualifikation spielt dabei keine Rolle. Sie nehmen jeden. An den Bussen, mit denen die meisten täglich zur Fabrik kommen, steht in fetten Buchstaben: »Wir stellen ein!«. Die neuen Verträge sind auf drei oder sechs Monate befristet. Entlassungen und erneute befristete Einstellungen gehören zum Alltag. Aber die jungen Arbeiterinnen kündigen auch von selber. »Wer bei Dacia bleibt, hat entweder Familie, Schulden oder noch nichts besseres im Ausland gefunden«, erzählt uns Radu, der in der Montage arbeitet. Die »Jungen« erhalten nur den gesetzlichen Mindestlohn von etwa 200 Euro brutto. Constan-tin hat einen unbefristeten Vertrag, obwohl er noch nicht lange bei Dacia arbeitet: »Wir sind 2006 nach drei Monaten entlassen worden, weil sie uns nicht brauchten. Wir waren etwa 500 Leute und alle sehr wütend. Auf dem Hof wurden einige Neuwagen zerkratzt. Es war klar, dass die Personalabteilung uns bald erneut fragen würde, ob wir wieder arbeiten wollen. Wir verabredeten uns, und als sie einen Monat später anriefen, sagten wir geschlossen: Nur unter der Bedingung, dass wir einen unbefristeten Vertrag erhalten. Es hat geklappt.«

Der Streik im rechtlichen Rahmen

Im Jahr 2003 gab es einen wilden Streik im Dacia-Werk, der jedoch nach wenigenTagen abgebrochen wurde. Die Aktivisten wurden daraufhin entlassen. Wir finden niemanden, der oder die uns genaueres darüber berichten kann. Nur ein Arbeiter aus dem Motorenwerk meint, der Streik damals wäre daran gescheitert, dass sie sich untereinander nicht gut genug koordiniert hätten. In Bezug auf den aktuellen Kampf meint er: »Hier bekommt doch einer vom anderen nichts mit. Weiß ich, was die im Rohbau oder in der Montage beschließen!«
Damit der Streik nicht vor Gericht als illegal erklärt und ausgesetzt werden kann, muss die Gewerkschaft* dafür sorgen, dass die Streikenden bestimmte Regeln einhalten. So ist es verboten, dass innerhalb des Werks Streikende von einer Abteilung in die andere laufen. Alle haben an ihrem Arbeitsplatz zu sein. Mit dem Unterschied, dass nicht gearbeitet wird. Auch Aktionen außerhalb der Hallen oder vor den Werkstoren sind verboten. Constantin erzählt uns, dass sie anfangs die Idee hatten, mit Streikposten die LKW-Ausfahrt zu blockieren, damit auch aus dem Lager kein Logan mehr die Fabrik verlässt. Doch die Mehrheit hat sich darauf geeinigt, dass der Streik im rechtlichen Rahmen ablaufen soll.
Trotz der Entschlossenheit, die uns hier unter den Streikenden begegnet, hat dieser Streik auch seine Grenzen. Es fehlt an eigener Kooperation untereinander und an gemeinsamen Aktionen, mit denen sie mehr Druck ausüben könnten. Entscheidungsfindungen laufen innerhalb der hierarchischen Strukturen der Gewerkschaft, und die Streikenden machen sich von deren Informationskanälen abhängig. Mehrfach erwähnen Streikende uns gegenüber, dass bei ähnlichen Kämpfen in Frankreich auch Dinge kaputt gehen und Sabotage betrieben wird. Sie fragen, wie das bei uns wäre. Die Idee schwirrte wohl in manchen Köpfen, aber die Streikaktivitäten blieben verhalten.

Die Wochenenden durchknüppeln?

»Wir geben nicht auf.'«, heißt es am Donnerstag, dem 18. Streiktag, noch einstimmig unter den Gewerkschaftsführern auf der Tribüne und in den Sprechchören der Streikenden, die auf der zweiten großen Kundgebung seit Streikbeginn von Trillerpfeifen und Trommeln begleitet werden.
Am nächsten Morgen, Freitag, den 11. April und 19. Streiktag, herrscht Verwirrung. Es gibt ein neues Angebot, nicht viel besser als das letzte, in manchen Punkten sogar schlechter, und bei weitem erfüllt es nicht die Forderungen der Streikenden. 300 Lei Lohnerhöhung rückwirkend ab 1. Januar 2008 und weitere 60 Lei ab 1. September 2008, hinzu kommt eine einmalige Prämie als Beteiligung am Profit aus dem Jahr 2007 in Höhe eines Monatslohns, mindestens jedoch 900 Lei. Im Schnitt sind das 30 bis 40 Prozent Lohnsteigerung. Nicht-qualifizierte Arbeiterinnen (Putzkräfte) und der Angestelltenbereich TESA (diese Bereiche haben nicht mitgestreikt*) erhalten 15 Prozent mehr.
Um 13 Uhr wird die Vereinbarung von der Gewerkschaft unterschrieben und der Streik damit abgebrochen. An die Presse geht die Information raus, dass 70 Prozent der Streikenden für das neue Angebot gestimmt hätten. Keiner weiß, wie diese Zahl zustande kommt. Fest steht, dass es diesmal keine schriftliche Abstimmung gegeben hat und bei weitem nicht alle Streikenden an der Entscheidung beteiligt waren. Alleine zur zweiten Schicht am Nachmittag kommen unzählige Busse mit Arbeiterinnen aus den umliegenden Ortschaften, die nur dieses Transportmittel haben, um zur Fabrik zu gelangen. Sie stehen vor vollendeten Tatsachen. In der Regionalzeitung Societatea heißt am nächsten Tag: » Viele der streikenden Arbeiter zeigten sich gestern unzufrieden mit der Entscheidung, den Streik abzubrechen. Es gab extrem angespannte Momente. [...] Ein grofer Teil der Streikenden begann, die Gewerkschaftsführer auszupfeifen.« Die Stimmung zum Schichtwechsel ist gedrückt, niemand vermittelt den Eindruck, hier einen Kampf gewonnen zu haben. Viele meinen, die Verhandlungsführer der Gewerkschaft wären gekauft worden und hätten sie verraten. Eine Frau aus der Frühschicht fragt uns, ob sie ihre Funktionäre verklagen könnten. Wir diskutieren über Mittel, den Kampf drinnen fortzuführen. Rodica lacht, als wir von der Möglichkeit sprechen, sich kollektiv krankschreiben zu lassen. »Ah, ich verstehe, was ihr meint. Klar, aber dazu sind wir noch zu ängstlich. Da müss sich erstmal in unserer Mentalität was ändern.«
Kurz nach Ende des Streiks wird den Arbeiterinnen in einer Betriebsversammlung angekündigt, sie müssten an den Wochenenden arbeiten, um die Verluste durch den Streik aufzuholen.
Wie und ob die Leitung das durchsetzen kann, ist noch offen. Das Vorhaben, ein Vier-Schicht-System mit kontinuierlicher Produktion einzuführen, war während des Streiks zurückgenommen worden - allein der Gedanke, künftig nur ein Wochenende im Monat frei zu haben, hatte unter den Streikenden zu breitem Unmut geführt.    



Noch ein Streik!

Kaum ist der Streik bei Dacia beendet, kommt am darauffolgenden Montag, dem 14. April 2008 die Meldung, dass in Galati 3000 Stahlwerkerin der rumänischen Niederlassung von Arcelor Mittal, dem weltgrößten Stahlproduzenten, seit 6.30 Uhr streiken. Etwa 700 Streikende wollen durch das Haupttor ins Stahlwerk, in dem 13 000 Beschäftigte arbeiten, und werden vom Werkschutz daran gehindert. Einige Wachschützer haben Kameras und filmen das Geschehen. Daraufhin kommt es zu Randale, Steine und Flaschen fliegen. Ein Wachhäuschen wird verwüstet. Die Solidaritate, eine der vier Gewerkschaften, die im Stahlwerk Arcelor Mittal Galati vertreten ist, hatte sich geweigert, den Tarifvertrag zu unterschreiben. Sie fordern die Verdopplung der Löhne, mindesten aber eine Lohnsteigerung von 25 Prozent. Die Geschäftsführung des Stahlwerks bietet nur 9,5 Prozent. Aufgrund des Streiks können Posten nicht besetzt werden, die Sicherheit an den Ofen ist laut Werksleitung nach kurzer Zeit nicht mehr gewährleistet, es besteht Explosionsgefahr.Um die Öfen aber nicht abschalten zu müssen und einen Produktionsstopp zu verhindern, geht die Werksleitung vor Gericht und fordert eine einstweilige Verfügung zur Aussetzung des Streiks. Am Dienstag, den 15. April wird zu ihren Gunsten entschieden: der Streik sei illegal und müsse wegen der Gefahr, die für die Menschen in und um das Werk bestünde, sofort beendet werden. Die Solidaritate bricht den Streik ab. Neue Verhandlungen stehen noch aus...




So it goes.

Kurt Vonnegut

ManOfConstantSorrow

24-Stunden-Streik der Eisenbahner in Moskau

Am 28. April streikten die Eisenbahner zweier Linien in Moskau 24 Stunden lang für höheren Lohn und legten zwei Vorortbahnen lahm. Ein Korrespondent berichtet übers Telefon: "Das war die richtige Begrüßung für den neuen Präsidenten Medwedjew. Denn die Eisenbahnen stehen unter besonderer Kontrolle des Staates. So war der Streik von vornherein gegen den Staat gerichtet.

Der Streik war möglich geworden, weil die Kollegen eine eigene kämpferische Gewerkschaft aufgebaut haben. Die Einsenbahngesellschaft verhandelt bisher dennoch nur mit der alten Gewerkschaft, in der auch die Direktoren der Gesellschaft Mitglied sind. Die Kollegen bestehen auf Verhandlungen mit ihrer Gewerkschaft und die Stimmung ist: 'Notfalls streiken wir noch mal!'"

(rf-news)
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ManOfConstantSorrow

Polen

Wir wollen Vorbehalte aufbrechen

Seit Oktober 2006 kommt im niederschlesischen Kattowitz die Wochenzeitung Trybuna Robotnicza heraus. Sie will unabhängig sein von den beiden großen Strömungen in der polnischen Arbeiterbewegung der zweiten Hälfte des 20.Jahrhunderts: den ehemals regierenden Stalinisten und Poststalinisten und der damals oppositionellen, heute neoliberalen Solidarnosc. Trybuna Robotnicza wird von der unabhängigen Gewerkschaft Sierpen 80 (August 80) herausgegeben, die der Polnischen Partei der Arbeit (PPP) nahe steht...

http://www.europa-im-blick.de/spip.php?article106&lang=de
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ManOfConstantSorrow

Die Lebensmittelpreise sind im Durchschnitt der EU gegenüber dem Vorjahr um über 7% angestiegen. Besonders hoch sind die Preissteigerungen in den neuen EU-Mitgliedsländern wie Bulgarien (+25,4%), Lettland (+21,7%), Estland (+18,3%) und Litauen (+18,1%). (//www.destatis.de)
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ManOfConstantSorrow

Unternehmer und Regierung in Warschau bereiten auf juristischem Weg die Entmachtung der Gewerkschaften vor

,,Der Klassenkampf in Polen ist in vollem Gange: Nach dem erfolgreichen Streik der schlesischen Kohlekumpel in der Zeche Budryk flammen auch in anderen Branchen immer neue Arbeitskämpfe auf. Das Unternehmerlager steckt deutlich in der Defensive. So streikten – organisiert von der linken Gewerkschaft »August 80« – am 19. Mai die schlesischen Straßenbahnfahrer für Lohnerhöhungen, am 27. Mai wird die Lehrergewerkschaft ZNP zu einem landesweiten Ausstand aufrufen, und auch die Angestellten der polnischen Post rebellieren. Selbst dem als Gewerkschaftsschreck berüchtigten Handelskonzern Tesco werden Grenzen gezeigt. Auf Drängen von Gewerkschaftern nahm die Staatsanwaltschaft ein Strafverfahren wegen zahlreicher arbeitsrechtlicher Verstöße auf..."

http://www.konicz.info/?p=413
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Lehrerstreik in Polen

Gestern blieben in Polen wegen eines eintägigen Streiks der Lehrer und Erzieher zwei Drittel der 30.000 Schulen und Kindergärten geschlossen. Die Lehrergewerkschaft fordert bis 2010 eine Verdoppelung der Löhne. Die Regierung bietet nur 12% mehr. Lehrer haben ein Anfangsgehalt von rund 370 € im Monat, bei langjähriger Berufserfahrung 670 € und liegen damit unter dem Durchschnittslohn von rund 900 €.
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"Der Unmut in der tschechischen Bevölkerung über die neoliberale Politik der konservativen Regierung von Premier Mirek Topolanek nimmt zu. Bei etlichen Demonstrationen und sporadischen Streiks protestierten Lehrer, Ärzte und Krankenhauspersonal gegen die von der Regierungskoalition initiierte Privatisierung des Gesundheitswesens. Die renommierte Prager Karlsuniversität droht sogar damit, ihre medizinische Fakultät zu schließen, sollten die tschechischen Krankenhäuser tatsächlich – wie von der Regierung geplant – in »Aktiengesellschaften« umgewandelt werden. Für den 24. Juni rief der gesamte tschechische Gesundheitssektor einen eintägigen Warnstreik aus. Der Gewerkschaftsverband CMKOS, die Bus- und Metrofahrer aller größeren Städte und die Lehrerverbände kündigten überdies an, diese Proteste mit einem einstündigen Generalstreik zu unterstützen. Bei Großdemonstrationen am 28. Juni, am 2. und am 9. Juli wollen die Gewerkschaften ferner gegen die Erhöhung des Renteneintrittsalters auf 65 Jahre sowie Kürzungen im Bildungswesen protestieren..." das ist der Beginn des Artikels "Widerstand und Repression in Tschechien: Verstärkter staatlicher Antikommunismus nach zunehmenden Protesten gegen Privatisierungen"
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ManOfConstantSorrow

10.06.08 - Gestern traten in Tschechien 130.000 Lehrer und Erzieher in einen eintägigen Streik. Mindestens die Hälfte aller Kindergärten und Schulen blieben geschlossen. Die Gewerkschaften verlangen von der Regierung, dass sie 122 Millionen Euro zusätzlich im Bildungssektor investiert. Die Lehrer und Erzieher fordern einen Ausgleich für ihre durch die Inflation gesunkenen Einkommen.
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ManOfConstantSorrow

Erfolg bei Nestle in Perm

Am 11. Juni unterzeichneten Unternehmen und Gewerkschaft ein Abkommen, mit dem anerkannt wurde, dass die Gewerkschaft das Recht habe, jährliche Tarifverhandlungen zu führen, erstmals im September 2008 - eine Forderung, die nach 6 Monaten Kampf verwirklicht wurde. Eine zusätzliche Lohnerhöhung von 3,5 % ab 1. Juni 2008 sei ebenfalls vereinbart worden.
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ManOfConstantSorrow

Serbien wurde erfolgreich sturmreif gebombt für internationale Investoren:

ZitatSerbien will Investoren locken

Die neue Regierung steht noch nicht auf sicherem Grund, da wird schon eine große Privatisierungswelle ausgerufen. Kupferminen, eine Airline und Teile der Energierwirtschaft sollen verkauft werden, um mehr ausländische Geldgeber ins Land zu ziehen.

http://www.handelsblatt.com/News/Politik/International/_pv/_p/200051/_t/ft/_b/1443862/default.aspx/serbien-will-investoren-locken.html
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