Reale Treffen und Aktivitäten

Begonnen von admin, 15:41:41 Fr. 25.Juni 2010

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admin

Ich möchte hier auch nochmal auf die Rolle von chefduzen eingehen.
Ich sehe in dem Projekt mehr, als nur ein alternatives Onlinemedium zu sein.
Aber genau der Schritt über die Onlinediskussion hinaus, wird nur selten geschafft.
Selbst dann, wenn nur jemand einen anderen zum Amt begleitet, ist es in meinen Augen ein Schritt in die richtige Richtung. Er weist aus der Vereinsamung und Hilflosigkeit hinaus, und zeigt, daß man gemeinsam stärker ist.

Die Idee der Stammtische finde ich völlig unterschätzt. Chefduzenstammtische gab es regelmäßig in Berlin, Hamburg und Kiel, über einen kürzeren Zeitraum auch in München und Bremen, in anderen Städten fanden sie nur vereinzelt statt oder kamen über den Aufruf nicht hinaus.

Man sollte auch nicht erwarten, daß man damit eine schlagkräftige Truppe zusammen kriegt. Es ist schon wichtig, auch mit Leuten einfach nur zu quatschen und von deren Schicksalen zu erfahren.

Darüber hinaus schwebt mir stets vor, daß man die Kollegenzeitungen (Quote, Leihkeule) mal gemeinsam an einem geeigneten Ort verteilt. Und gerade bei solchen informellen Treffen können einfache organisatorische Dinge geklärt werden. Einmal hat jemand Flugblätter im Buro seines Sportvereins kopiert, jetzt hat jemand von der Linkspartei den Druck von Flugblättern für die Stadtteilarbeit übernommen, ohne daß die Partei direkt was mit dem Flugblatt zu tun hat. Ich werde hier weiter dafür trommeln, daß man vom Bildschirm wegkommen muß, um gemeinsam etwas zu unternehmen.

milchbrötchen

ZitatAber genau der Schritt über die Onlinediskussion hinaus, wird nur selten geschafft.
ich wusste nicht, dass man hier ansagen soll, wieviele Zettel und flyer, Veranstaltungen, Demos, Selberhelfergruppentermine und und und angeben muss. ich hab gedacht, dass es sich eventuell lohnen kann seine Gedanken und die der anderen zu reflektieren. Dieser Kuddel scheint mir der Selbstgesprächekönig zu sein. ich sach ma tüß

Onkel Tom

Oh, das ist mir noch garnicht aufgefallen, das bei CD Rechenschaft abgegeben werden soll,
Wer was macht und vieviel Flayer verteilt habe.. Kannst Du mir mal bitte zitieren, wo Kuddel
das gefordert hat ? Ich konnte bis jetzt nix dazu finden und glaube, das Du da etwas falsch
verstanden hast.

Schade, das es Verwirrungen um das "Chefduzen-Forum selbst" und dem "Chefduzen-Offline"
gegeben hat, obwohl es einfach zu verstehen ist.. Vor dem Munitor ausköcheln und draußen
umsetzen..

Naja, nun hast Du Kuddel anbei auch zu einem König geehrt.. Wusste noch nicht, das überhaupt
eine Krone im Chefduzen-Inventar sei..  ::)

Lass Dich nicht verhartzen !

Kuddel

Zitat von: milchbrötchen am 14:54:28 So. 13.Oktober 2019
ich wusste nicht, dass man hier ansagen soll, wieviele Zettel und flyer...

Man muß hier überhauptnichts!
Ich halte aber in der Zeit der WhatsApp-, Twitter- und facebook-Gruppen den guten alten Zettel aus Papier für unterschätzt und halte diese Tradition gern hoch. Ich denke, wenn man von seinen Erlebnissen berichtet, kann man vielleicht Leute mitreißen und klarmachen, daß das ne coole und hilfreiche Form der kleinen Leute ist, ihre Stimme zu erheben und sich zu wehren. Ich würd mich schon freuen, solche Berichte von anderen zu lesen.

Wir waren heute wieder zu zweit unterwegs an einem Bahn/Bus Umsteigepunkt, wo es in ein Gewerbegebiet voller Autozulieferer geht, um da die aktuelle "Leihkeule" zu verteilen. Es war super. Gut die Hälfte der Leute waren Migranten, von denen viele Afrikaner. Die Migranten waren interessierter an der Kollegenzeitung, als die Deutschen. Es kam zu vielen Gesprächen. Die meisten Leute fanden unsere Aktion und Flyer gut. Eine Frau kam zurück um nochmal darüber zu reden, nachdem sie den Flyer gelesen hat. Es gab Migranten, die einander geholfen haben, den Text zu verstehen/übersetzen. Einer kam nochmal an und sagte, "Ich arbeite bei der Post. Gib mir mal ein Dutzend mit für meine Leiharbeitskollegen." Eine Frau schüttete uns ihr Herz aus über die Arbeitsbedingungen in der Altenpflege und wie dort mit Leiharbeitern umgegangen wird. Einer kam nochmal zurück, um zu fragen, wer denn die Leihkeule herausbringt, ob das eine Gewerkschaft oder die MLPD sei. Er war ganz baff über die Aussage: "Von Leiharbeitern für Leiharbeiter". Er fragte wo man sich denn trifft und ich erzählte von dem Laden der Stadtteilgruppe. Zuguterletzt hatte ich noch eine längere Diskussion mit einer Frau, die eine wichtige Festellung machte: "Daß Leiharbeit scheiße ist, wissen wir doch alle. Aber was können wir dagegen tun?" Sie gab der Regierung die Schuld, sah sich selbst der Situation hilflos gegenüber. Sie fand es schonmal gut, sich mit einem Flugblatt gegen die Situation auszuspechen, glaubt aber, daß alles eher noch schlimmer wird demnächst (Wirtschaftskrise). Ich sagte, das hat nicht allein die Regierung zu verantworten, die Gewerkschaft spielt da auch eine üble Rolle, sie duldet nicht nur die Leiharbeit, sie verhindert sogar ein "Equal Pay" (gleicher Lohn für gleiche Arbeit). "Können wir denn nichts machen?" Ich erzählte, daß es schon mehrfach geklappt hat, daß Leiharbeiter sich allzu übel behandelt fühlten, sie sich gemeinsam haben krankschreben lassen. Das hat Wunder gewirkt.

admin

Ein paar knappe Gedanken zu den bisherigen Erfahrungen im Umfeld von chefduzen:

Chefduzen wird auch von Menschen mit Festvertrag in Großbetrieben gelesen. Sie beteiligen sich nicht an der Onlinediskussion und kommen nicht zu den Treffen. Sie glauben nicht an Kämpfe, beteiligen sich an den symbolischen Warnstreiks des DGB und das wars. Sie ducken sich lieber weg und hoffen es unbeschadet zur Rente zu schaffen.

Das Gros der Leute, die sich bei CD zusammenfinden, haben es mit eher prekären Lebensverhältnissen zu tun. Zweifelhafte und befristete Jobs, Freiberuflichkeit und Erwerbslosigkeit bestimmen das Leben vieler.

Eine bedrückende Feststellung ist, daß für viele nicht nur das Geld stets sehr knapp ist, sondern das keine-Zeit-Haben ist auch Teil des heutigen Lebens. Bei jedem mag es andere Gründe haben, aber die Menschen haben scheinbar alle kaum noch Zeit, kaum noch ein Leben.

Die herrschenden Verhältnisse gehen an die Substanz, ans Eingemachte. Den meisten Menschen geht es nicht gut. Sie sind deprimiert, fühlen sich gelähmt, sind angeschlagen, krank, verwirrt, gebrochen, kaputt, suchtkrank. Viele "funktionieren" nur noch mit Hilfe von Verdrängung (ich will nichts von der Wirklichkeit und den Problemen wissen), von Medikamenten und Alkohol. Das sind keine Randerscheinungen, das ist die verbreitete Normalität.

Das sind keine Vorschläge für neue Organisations- oder Kampfformen. Es ist ein Blick auf die Ausgangssituation, von der aus wir uns Gedanken machen müssen, wie wir die Menschen erreichen und gemeinsame Kämpfe entwickeln können.

Tiefrot

Denke dran: Arbeiten gehen ist ein Deal !
Seht in den Lohnspiegel, und geht nicht drunter !

Wie bekommt man Milllionen von Deutschen zum Protest auf die Straße ?
Verbietet die BILD und schaltet Facebook ab !

Onkel Tom

Zitat von: admin am 17:56:06 Mi. 06.November 2019
...
Das Gros der Leute, die sich bei CD zusammenfinden, haben es mit eher prekären Lebensverhältnissen zu tun. Zweifelhafte und befristete Jobs, Freiberuflichkeit und Erwerbslosigkeit bestimmen das Leben vieler.

Eine bedrückende Feststellung ist, daß für viele nicht nur das Geld stets sehr knapp ist, sondern das keine-Zeit-Haben ist auch Teil des heutigen Lebens. Bei jedem mag es andere Gründe haben, aber die Menschen haben scheinbar alle kaum noch Zeit, kaum noch ein Leben.

Die herrschenden Verhältnisse gehen an die Substanz, ans Eingemachte. Den meisten Menschen geht es nicht gut. Sie sind deprimiert, fühlen sich gelähmt, sind angeschlagen, krank, verwirrt, gebrochen, kaputt, suchtkrank. Viele "funktionieren" nur noch mit Hilfe von Verdrängung (ich will nichts von der Wirklichkeit und den Problemen wissen), von Medikamenten und Alkohol. Das sind keine Randerscheinungen, das ist die verbreitete Normalität.
...

Jo, der wiedernatürlichen Auswirkungen "unsers Wirtschaftssystem" ausgesetzt..

Dieser Drachenzahn in D hat jedoch sagen wa mal "eine kleine Zahnwurzelentzündung mit Hilfe des
BverG im Bezug "Das JC bekommt mich nicht mehr obdachlos.." bekommen..

In meinem Kopfe rattert das Phantasie-Gedächnis, das Begegnung gegen oben zitierter Zustände
wieder "möglich werden".. Derzeit ist ja noch nicht wirklich klar, wie sich Erwerbslose entsprechend
neuer Sanktionspraxis "umstellen" könnten, sehe jedoch Chancen darin, das Aktivismus gegen H4
und dessen Rattenschwanz (ZAF & Co.) wieder "leichter" (Repressionsgemindert) möglich wird..

Elos sollten erstmal verinnerlichen, das das Schwert "SB könnte dich auch obdachlos machen.."
endlich der Vergangenheit angehört  8)

Es wundert mich nicht, das durch diese ehemalig permanennte "JC-Bedrohung" viele in Wege
und Denkweisen abgedrifftet sind, die von der Umwelt als "verwirrt" empfunden wird.
Wird wohl noch seine Zeit brauchen, bis sich Langzeiterwerbslose von den menschenverachtenden
Handlungen erholt haben..

Es wird auch wieder Zeit, das man sich wieder Zeit nimmt.  ;)
Lass Dich nicht verhartzen !

admin

Auch wenn ich selbst nahezu jeden Tag vor dem Bildschirm sitze und das Internet nutze, kotzt mich die digitale Welt zusehens an. Mehr Schein als Sein, zu viel Müll, Manipulation und Ablenkung.

Ich möchte durchaus wieder für die Idee des Stammtischs der Ausgebeuteten werben. Ich genieße es, einmal im Monat in Kiel dabei zu sein. Ein Austausch mit höchst unterschiedlichen Menschen mit ebenso unterschiedlichem Hintergrund. Das macht Spaß, unsere Debatten sind manchmal spannend und gelegentlich kriegen wir es sogar hin, eine Aktion oder Veranstaltung zu organisieren. Einige dieser Aktivitäten waren verdammt erfolgreich und waren besser als das, was vergleichbar große Organisationen machen.

Nach Kiel gibt es dem am längsten existierende Stammtisch. Alle weiteren sind irgendwann eingeschlafen. In Berlin und dann in Hamburg waren die Treffen die am nächst längsten exitierenden. Der Stammtisch in Bremen wurde über 2 Jahre im Bremer Verfassungsschutzbericht erwähnt. Es gab auch mal einen in München, viele Jahre später einen in Nürnberg und in Köln fand er ein oder zweimal statt. Möglicheweise gab es weitere Versuche hier und da.

Ich werbe aber für solche Treffen, denn sie helfen gegen Einsamkeit und Depris. Ich halte sie auch für eine notwendige Grundlage für eine Gegenwehr. Dieses reine Geschimpfe auf "die da oben" bringt uns nicht weiter. Wir müssen uns schon treffen, wenn wir etwas verändern wollen.

Kuddel

Vor ein paar Tagen war ich zu einem Treffen eingeladen, einer Diskussions- und Veranstaltungsreihe einer linken Gruppe. Ich sollte von dem Truckerstreik in Gräfenhausen erzählen. Die Leute waren recht jung, meist Auszubildende.

Am Ende fragten sie nach Konsequenzen. Es war eine wichtige Frage, die sie aufbrachten: Wie können wir auf den nächsten Truckerstreik reagieren? Wie könnte eine solidarische Antwort auf kommende Arbeitskämpfe aussehen?

Sie meinten, sie wären nicht in der Lage, großartig Kohle für die Solikasse aufzutreiben. Ihr Ding wäre Offentlichkeitsarbeit da, wo sie sind, auch wenn es hunderte Kilometer von dem Streik entfernt ist.
Flyern auf Rastplätzen. Autobahnbrücken Bannerdrop. Grafities. Den Streik in der Stradt zum Thema machen.

Gute Ansätze!

Wir sollten nicht vergessen: Der nächste Truckerstreik kommt bestimmt!


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