China: Ende des Freibeuter-Kapitalismus?

Begonnen von Kater, 18:21:04 Mo. 04.August 2008

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Kater

ZitatEnde des Freibeuter-Kapitalismus
In China werden Arbeitskräfte allmählich knapp. Das verbessert die Position der Beschäftigten
Justus Krüger

PEKING. Die Fabrikzonen in den Boomtowns Südchinas sind ein hartes Pflaster. Das kantonesische Städtchen Guanxia etwa besteht aus einem guten Dutzend Fabriken, Arbeiterwohnheimen und ein paar billigen Restaurants. Gearbeitet wird von sechs Uhr morgens bis abends um acht. Zu Stoßzeiten geht es nach dem Abendessen bis Mitternacht weiter. Der Lohn ist knapp, die Disziplin ähnelt der auf einer Galeere.

Die Zustände wie in Guanxia waren bislang ein Erfolgsrezept für die chinesische Exportindustrie. Doch der Wildwest-Kapitalismus in den Fabrikzonen Südchinas wird mehr und mehr zum Auslaufmodell. Den Sweatshops im Süden Chinas gehen die Arbeitskräfte aus. "Die Tage des riesigen Überangebots an Arbeitskräften sind vorbei," erklärte Cai Fang von der chinesischen Akademie für Sozialwissenschaften in Peking. Dabei verdienen heute etwa 20 Millionen Wanderarbeiter allein im südchinesischen Perlflussdelta - der Region zwischen Guangzhou, Macao und Hongkong - ihr Geld. Doch das sind rund zwei Millionen zu wenig. Gut für die Arbeiter, denn die angespannte Lage verbessert ihre Verhandlungsposition. So stiegen die Löhne in den vergangenen Jahren rapide. Zuletzt erhöhte Shenzhen am 1. Juli den Mindestlohn in der Stadt um knapp 18 Prozent auf 1 000 Yuan - rund 80 Euro.

Die Jungen sind anspruchsvoll

Die Unternehmen fühlen sich in die Enge getrieben. "Das hätten wir nie für möglich gehalten," sagt Raymond Wong von Yau Kee. Die Hongkonger Firma besitzt sechs Fabriken im Umland von Shenzhen, eine davon Guanxia. Yau Kee produziert Schuhe, Jeans und Spielzeug für ein gutes Dutzend Marken. Trotz rasch steigender Löhne hat das Unternehmen Schwierigkeiten, genügend Arbeiter zu finden. Andere stehen vor denselben Problemen. "Hongkonger Firmen haben im Perlflussdelta rund 65 000 Fabriken. Gut möglich, dass bis zum Jahresende 20 000 von denen die Tore schließen," sagt Danny Lau, Vorsitzender der Vereinigung kleiner und mittelständischer Unternehmen in Hongkong.

Inzwischen hat sich auch die Regierung im fernen Peking der Sorgen süd- und ostchinesischer Unternehmer angenommen. Eine vom Staatsrat bestellte Studie ergab, dass die Mehrzahl der chinesischen Dörfer keinen Überschuss an Arbeitskräften mehr hat. Knapp 3 000 Dörfer in 17 Provinzen wurden befragt. Drei Viertel von ihnen gaben an, dass keine Arbeitskräfte mehr zum Export zur Verfügung stehen. Dabei ist das Überangebot an Arbeitskraft bislang ein Kernstück des chinesischen Wirtschaftswunders. Der blitzartige Aufstieg von Shenzhen, Guangzhou und dem kantonesischen Hinterland wäre ohne die stetige Zufuhr von immer neuen und stets billigen Arbeitskräften aus den wirtschaftlich rückständigen Inlandsprovinzen nicht möglich gewesen. Junge Chinesen vom Land sahen bislang in ihren Heimatorten so wenig Chancen, dass die harte Arbeit in Orten wie Guanxia verlockend genug aussah, um für ein paar Jahre in den Sweatshops zu schuften. Seit Beginn der Reformen Mitte der 80er stieg das Überangebot an Arbeitskräften von rund 100 Millionen bis auf 170 Millionen zur Jahrtausendwende. Die Zahl der Wanderarbeiter kletterte bis 2006 innerhalb von zehn Jahren auf rund 132 Millionen, manche veranschlagen die Zahl gar auf mehr als 200 Millionen.

Die Unternehmen profitierten von der innerchinesischen Völkerwanderung nicht nur durch niedrige Lohnkosten, sondern auch durch unkomplizierte Logistik. Denn die Fabrikzonen befinden sich in direkter Nachbarschaft zu großen Exporthäfen wie Hongkong, Shenzhen, Kanton und Schanghai. Die Arbeiter kamen aus dem entlegenen Hinterland.

Doch das funktioniert immer weniger: 30 Jahre Ein-Kind-Politik sind nicht spurlos an China vorübergegangen. Die Bevölkerung altert rasch. Mehr als die Hälfte der überschüssigen Arbeitskräfte auf dem Land ist über 40 Jahre alt. Doch in den Fabrikzonen ist ein anderer Typ gefragt: jung, mobil, flexibel und bereit, weit weg von zu Hause eine lange Schicht nach der anderen abzureißen. Zudem hat sich der Lebensstandard auf dem Land in den vergangenen Jahren deutlich verbessert. So ist die Zahl der Arbeitsplätze in privaten Firmen auf dem Land stetig gestiegen. Sie beschäftigen heute rund vier Mal so viele Arbeiter und Angestellte wie noch vor zehn Jahren. Zwar gehört der Einkommensunterschied zwischen Stadt und Land in China nominell nach wie vor zu den größten weltweit. Bei den Reallöhnen ist die Kluft allerdings weit weniger dramatisch. Denn die Lebenshaltungskosten sind in Chinas reichen Städten ungleich höher als auf dem platten Land. Zudem werden die Wanderarbeiter - also gerade die niedrigste Einkommensgruppe in Chinas Städten - in den Statistiken nicht mitgezählt. Der Lebensstandard für Neuankömmlinge liegt deshalb weit unter dem städtischen Durchschnitt. Das spricht sich auch im ländlichen China herum, wo man heute den Verheißungen der Großstadt etwas abgeklärter gegenübersteht als zu Beginn der Reformen. "Die jungen Bauern, die in den 80er-Jahren geboren wurden, unterscheiden sich stark von ihrer Vätergeneration," sagt Wang Meiyan von der Akademie für Sozialwissenschaften. "Sie sind viel besser ausgebildet und erwarten mehr von ihrem Beruf."

Schock für Unternehmer

Mangel an Arbeitskräften, steigende Löhne und selbstbewusste Angestellte sind für viele Unternehmer ein Schock. Ebenfalls schockiert sind sie von den vagen Plänen der kantonesischen Provinzregierung, sämtliche Löhne und Gehälter in der Provinz jährlich um 14 Prozent anzuheben. Betroffen wäre davon vor allem das Perlflussdelta, Chinas größtes Produktionszentrum. "Das soll mehr Arbeiter nach Kanton bringen," sagt Zhao Zi, Betreiber einer Färberei in Dongguan. "Aber ich glaube nicht, dass die Unternehmen im Delta sich das leisten können." Denn die Mehrzahl der Firmen in Chinas Exportregionen wirtschaftet mit äußerst dünnen Margen. Von knapp 45 000 Textilherstellern arbeiten zwei Drittel gerade einmal kostendeckend. Die Gewinne sind so gering, dass schon geringfügige Engpässe das Aus bedeuten können. Das wäre der Zentralregierung durchaus recht: Peking wäre es am liebsten, wenn die Exportregionen im Süden und Osten auf höherwertige Arbeit umstellen und die arbeitsintensiven Low-tech-Industrien ins Landesinnere abschieben. So würde auch das Hinterland an der Industrialisierung teilhaben.

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Wachsende Probleme

Einflüsse: Die Wirtschaft Chinas ist zwar im ersten Quartal noch um 10,4 Prozent gewachsen. Dennoch sieht die chinesische Führung wachsende Probleme heraufziehen. Neben den hausgemachten sind das die Unsicherheiten der Weltkonjunktur. Außerdem machen viele Nachbarländer mit weit niedrigeren Löhnen China Konkurrenz.

Umsteuern: China sieht sich mit großen Herausforderungen konfrontiert, räumte unlängst Staats- und Parteichef Hu Jintao ein. Bei der Bewältigung der wirtschaftlichen Probleme müsse eine Politik eines wissenschaftlichen Entwicklungskonzepts verfolgt werden. Das bedeutet nach Ansicht von Beobachtern, eine Wende vom bisherigen Wachstum um jeden Preis, ohne Rücksicht auf Umwelt und Ressourcen hin zu einer nachhaltigen Entwicklung.

http://www.berlinonline.de/berliner-zeitung/archiv/.bin/dump.fcgi/2008/0804/wirtschaft/0005/index.html

Pinnswin

Zitat.....MENSCHENRECHTE
Polizei verhindert Proteste in China

Ein Großaufgebot an Sicherheitskräften hat in China versucht, Proteste zu verhindern. Zehntausende Polizisten waren in Peking und zwei Dutzend anderen Städten mobilisiert. In Peking wurden mehrere ausländische Korrespondenten, darunter auch Deutsche, festgenommen. In der Haupteinkaufsstraße Wangfujing patrouillierten Hunderte Polizeikräfte in Uniform und Zivil. Etwa um Zeitpunkt der geplanten «Jasmin-Proteste» fuhren vier Reinigungsfahrzeuge vor. Die üblichen Menschenmassen in der Einkaufsstraße wurden zum Teil rabiat zur Seite geschoben, wie Augenzeugen berichteten.... 
http://www.augsburger-allgemeine.de/newsticker/Polizei-verhindert-Proteste-in-China-id13984391.html

China drohen wöchentliche "Jasmin-Proteste" http://www.mt-online.de/_em_cms/_globals/print.php?em_ssc=MSw3MzgsMSwxMzk0LDEsNjEyLDEsMA==&em_cnt=4266859&em_loc=338&em_ref=/weltnews/politik/nachrichten_aktuell/&em_ivw=nationalnews
Zitat.....Peking - Die Organisatoren der "Jasmin-Proteste" in China haben zu Aktionen an jedem Sonntag aufgerufen. Die chinesischen Sicherheitsbehörden gehen allerdings mit harter Hand gegen vermeintliche Hintermänner vor.

Im Schnellverfahren wurden zwei am Wochenende festgenommene Aktivisten formell der "Untergrabung der Staatsgewalt" beschuldigt. Auch hält die Polizei prominente Bürgerrechtsanwälte in Haft. Andere Kritiker stehen unter Hausarrest. Menschenrechtsgruppen übten scharfe Kritik an der Unterdrückung der Bürgerrechtsbewegung und "kriminellen Taktiken zur Einschüchterung".

"Das chinesische Volk fühlt sich ermutigt durch die arabischen Völker", sagte Wu'er Kaixi, der heute im Exil in Taiwan lebende ehemalige Studentenführer der 1989 blutig niedergeschlagenen Demokratiebewegung. Die gewachsene Unzufriedenheit der Menschen über die ungleiche Verteilung des neuen Reichtums in China übersteige die bisherige Angst vor der harten Hand des Regimes, sagte Wu'er Kaixi der Nachrichtenagentur dpa. "Sie fürchten sich nicht mehr."

Vor der jährlichen Tagung des Volkskongresses Ende nächster Woche in Peking sollen die Menschen an diesem Sonntag wieder um 14.00 Uhr an prominenten Plätzen in 18 Städten "spazieren gehen, zuschauen oder nur so tun, als wenn sie zufällig vorbeikommen", hieß es im jüngsten Aufruf, den die in den USA ansässige chinakritische Webseite Boxun verbreitete. Jeden Sonntag sollten solche Aktionen wiederholt werden, um die chinesische Führung unter Druck zu setzen, die Korruption zu beenden und "die Aufsicht durch das Volk zu akzeptieren".

Bürgerrechtler gehen davon aus, dass die Behörden wie am vergangenen Sonntag mit einem Großaufgebot an Sicherheitskräften reagieren wird. In Harbin in Nordostchina wurde die Aktivistin Liang Haiyi in Haft genommen, wie ein befreundeter Anwalt der dpa berichtete. Sie habe nur den Protestaufruf weitergeleitet. Ähnlich wurde in Suining (Provinz Sichuan) der Internetaktivist Chen Wei wegen Subversion angeklagt. "Ich weiß nicht warum", sagte seine Frau der dpa. Er sei noch vor den Protesten abgeholt worden.

In dem neuen Aufruf wurden erstmals auch die Hauptstadt der nordwestchinesischen Unruheregion Xinjiang, Ürümqi, sowie Tibets Hauptstadt Lhasa genannt. In beiden Regionen hatte es in den vergangenen drei Jahren blutige Unruhen gegeben. Damit sich der Appell nicht verbreitet, verschärfte die Zensur die Kontrolle des Internets. Suchwörter wie "Ägypten" oder die Abkürzung "MLHGM" der Pinyin-Umschrift von "Molihua Geming" für "Jasmin-Revolution" waren gesperrt. Nutzer griffen zu Codewörtern wie "CN227" mit dem Datum des kommenden Sonntags. "Die Jahrestagung kommt", verwies ein Nutzer auf den Volkskongress: "CN227 - Ihr wisst schon."
.....
Das Ende Der Welt brach Anno Domini 1420 doch nicht herein.
Obwohl vieles darauf hin deutete, das es kaeme... A. Sapkowski

Pinnswin

Sorge um verschwundenen chinesischen Künstler Ai Weiwei

http://www.maerkischeallgemeine.de/cms/ziel/62229/DE/Nachrichten.html
ZitatPeking/Berlin (dpa) - Der berühmte chinesische Gegenwartskünstler Ai Weiwei bleibt
verschwunden. Einen Tag nach seiner Festnahme auf dem Pekinger Flughafen gab es am
Montag weiterhin kein Lebenszeichen von ihm.

Sein Mobiltelefon blieb abgeschaltet, die staatlichen Medien in China berichteten mit keinem
Wort über den Fall. Über den Kurzmitteilungsdienst Twitter riefen Freunde des regimekritischen
Künstlers zu seiner Freilassung auf. Auch in Deutschland wuchs die Sorge um Ai Weiwei:
Bundesaußenminister Guido Westerwelle forderte Chinas Regierung auf, den Künstler "umgehend"
freizulassen.

Ai Weiwei war am Sonntag von der Grenzpolizei festgenommen worden. Die Polizisten hätten
ihm erklärt, er habe "andere Sachen" zu erledigen und können seinen Flug nicht antreten,
sagte eine Mitarbeiterin des Künstlers. Ai Weiwei wollte am Sonntag nach Hongkong fliegen.
Am 29. April wollte er außerdem eine Ausstellung in Berlin eröffnen. Der 53-Jährige hatte
kürzlich in einem Telefonat mit der Nachrichtenagentur dpa erklärt, er wolle ein neues Studio
in Berlin eröffnen, auch weil er in Peking immer stärker am Arbeiten gehindert werde. Ai hat
Deutschland bereits häufiger besucht.

Die chinesische Polizei hatte Ais Studio in Peking durchsucht und acht Mitarbeiter auf eine
örtliche Polizeistation gebracht. Sie wurden am Sonntag zu später Stunde wieder freigelassen.
Das Studio wurde von der Polizei abgesperrt und rund 30 Computer beschlagnahmt, sagten
Mitarbeiter am Montag. Nach Angaben der in Hongkong ansässigen Menschenrechtsorganisation
China Human Rights Defenders stehen mehr als 200 Aktivisten unter "einer Art Hausarrest"
seit Mitte Februar in China zu "Jasmin"-Kundgebungen aufgerufen wurde - damit wurde auf die
"Jasmin-Revolution" in diesem Jahr in Tunesien angespielt.

Ai Weiwei genießt wegen seiner Kunstwerke und Installationen international hohes Ansehen.
Als künstlerischer Berater war er auch an der Gestaltung des Olympiastadions in Peking beteiligt.

Bundesaußenminister Westerwelle erklärte, er habe "mit großer Sorge" von der Festnahme
Ais erfahren. "Ich appelliere an die chinesische Regierung, dringend für Aufklärung zu sorgen,
und erwarte, dass Ai Weiwei umgehend wieder frei kommt", erklärte Westerwelle, der erst vor
wenigen Tagen Peking besucht hatte. Auch die Organisation Reporter ohne Grenzen forderte
Ais Freilassung.
Das Ende Der Welt brach Anno Domini 1420 doch nicht herein.
Obwohl vieles darauf hin deutete, das es kaeme... A. Sapkowski

Kuddel

Weltweit stellt sich der Kapitalismus selbst ein Bein mit immer heftigeren "Krisen". China ist da keine Ausnahme.

ZitatDer Leerverkäufer, der auf den China-Crash wartet

Er prognostiziert dem Immobilienmarkt der Volksrepublik ein Desaster "tausendmal schlimmer als Dubai".
http://www.ftd.de/finanzen/maerkte/:hedge-fonds-chef-im-interview-der-leerverkaeufer-der-auf-den-china-crash-wartet/60044383.html

counselor

KOMMUNISTISCHE PARTEI CHINAS SCHASST DEN SPITZENFUNKTIONÄR BO XILAI
von John Chan - www.wsws.org        25.03.2012

Am vergangenen Mittwoch warnte der chinesische Ministerpräsident Wen Jiabao öffentlich davor, dass China soziale Unruhen wie während der Kulturrevolution in den 1960er Jahren bevorstehen könnten. Kurz danach wurde der Parteisekretär von Chongqing, Bo Xilai, abgesetzt, der bisher als aufsteigender Politstar galt und kurz davor stand, auf dem im Herbst stattfindenden, achtzehnten Parteitag der Kommunistischen Partei Chinas (KPCh) in den neunköpfigen Ständigen Ausschuss des Politbüros aufzusteigen.

Bos Entlassung spiegelt die Furcht der KPCh-Führung wider, dass seine oberflächliche neomaoistische Rhetorik, die zum Ziel hat, die Wut der Bevölkerung über die wachsende soziale Ungleichheit in China zu beschwichtigen, in der Arbeiterklasse unbeabsichtigt politischen Widerstand heraufbeschwören könnte. Die KPCh reagiert äußerst empfindlich auf jedes Anzeichen von Opposition in der Bevölkerung, weil sie im Begriff ist, im Interesse der chinesischen "roten Kapitalisten" und des westlichen Finanzkapitals eine umfassende marktwirtschaftliche Umstrukturierung durchzuführen.) ...

Quelle: Linke Zeitung
Alles ist in Bewegung. Nichts war schon immer da und nichts wird immer so bleiben!

counselor

BO XILAI AUS FÜHRUNG DER KOMMUNISTISCHEN PARTEI CHINAS SUSPENDIERT

...Ob wahr oder nicht, die Anschuldigungen gegen Bo sind nicht der Hauptgrund für seine Absetzung. Die KP-Führung ist zutiefst darüber besorgt, dass seine Kritik an "einer neuen kapitalistischen Klasse" in China inmitten einer konjunkturellen Abschwächung, sinkender Exporte und Anzeichen einer bröckelnden Immobilienspekulation, eine Revolte in der Arbeiterklasse entfesseln könnte.

Der explosive Charakter der sozialen Spannungen wurde am Dienstagabend unterstrichen, als Berichten zufolge tausend Polizisten gegen zehntausend Demonstranten im Bezirk Wansheng von Chongqing vorgingen. Nach Angaben der Webseite China Jasmine Revolution setzte sich die Straßenschlacht am nächsten Tag fort, und bis zu hunderttausend Demonstranten nahmen daran teil.

Der Protest wurde nicht zur Unterstützung Bos organisiert, sondern richtete sich gegen seine Pläne, den wirtschaftlich schwachen Kupferbergbau-Bezirk mit einem noch ärmeren Bezirk zu verschmelzen. Dieser Zusammenschluss wird zur Verschlechterung des Lebensstandards führen und Renten und Löhne im öffentlichen Dienst, z.B. der Lehrer, weiter reduzieren.

Trotz seines Populismus sind Bo und seine Familie eng mit Chinas Wirtschaftselite verbunden. Im Zuge der Verhaftung Bos wird Berichten zufolge gegen mehrere seiner wohlhabenden Geschäftspartner wegen "Wirtschaftsverbrechen" ermittelt. Unter ihnen ist der Milliardär Xu Ming, der die Dalian Shide Gruppe besitzt, ein Konglomerat, das Baumaterialien, Autos und Kunststoffe produziert.

Mehrere neo-maoistische Webseiten, wie Utopia und Maoflag, wurden am vergangenen Freitag mit folgender Begründung geschlossen: "Sie haben Artikel veröffentlicht, die gegen die Verfassung verstießen, Staatsführer böswillig angegriffen und wild über den 18. Parteitag spekuliert." Diese Webseiten hatten unter dem Schutz von Persönlichkeiten wie Bo die dominierenden "Wegbereiter des Kapitalismus" in den letzten zehn Jahren kritisiert...

Quelle: Linke Zeitung
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Strombolli

Und warum habe ich das nicht an ähnlich hervorragender Stelle in den Mainstreammedien gesehen, wie damals die Geschichte die sich 1989 auf dem Platz des himmlischen Friedens abgespielt hat?  :evil:
Das Systemmotto: "Gib mir Dein Geld! - Jetzt, Du dreckiges Opfer !!!! - Und habe immer ANGST VOR DEM MORGEN !!!"

"Hört auf, Profite über Menschen zu stellen!" Occupy
Permanent angelogen & VERARSCHT IN DEUTSCHLAND! - Ich habe mit Dir fertig

jobnomade

Tja, da hat er wohl die "Provinzparteimafia" zu sehr angepisst und war wohl zu "Schlecht fürs Geschäft",
die machen den Genossen ja jetzt völlig alle:

http://de.wikipedia.org/wiki/Bo_Xilai

ZitatBo hatte sich als Parteichef in Chongqing mit seinem harten Vorgehen gegen das organisierte Verbrechen einen Namen gemacht. Zudem irritierte er mit einer neo-maoistischen Kampagne einige andere Spitzenfunktionäre.

Ahja, das ist natürlich die übliche Reaktion einer Mafia dem Gegner sowas anzuhängen und gegen Familienmitglieder vorzugehen, aber das ist einer Kommunistischen Partei unwürdig:
http://www.tagesschau.de/ausland/boxilai112.html

Prozess gegen chinesische Funktionärsgattin
ZitatEin Mord wird zum Politikum

In China ist der Mordprozess gegen die Ehefrau des entmachteten Spitzenpolitikers Bo Xilai zu Ende gegangen. Ein Urteil wurde bisher nicht verkündet. Gu Kailai und einem Hausangestellten wird die Ermordung eines britischen Geschäftsmannes vorgeworfen. Der Kriminalfall ist für die Kommunistische Partei in China zu einer Belastungsprobe geworden.

Woher will die ARD denn schon vor dem Urteil wissen, dass es "Mord" gewesen sein soll? Seit wann übernehmen wir denn die Xinhua wörtlich und unbearbeitet und sogar "Beweise" von der chinesischen Polizei, Dorloff? Daraus schliesse ich mal, dass es breite Ünterstützung fürs Fertigmachen von Bo aus dem Westen gibt. Wo bleiben denn die ansonsten üblichen Appelle an die "Menschenrechte"?

Die gelten wohl im Westen nur für Menschen, nicht für "Abschaum" (wie Kommunisten, Hartz4-Opfer, Leiharbeiter), richtig?
Ja, das dacht ich mir, so seht Ihr aus, "Freie Presse".


http://www.tagesschau.de/ausland/boxilai106.html

ZitatBo Xilai aus dem Politbüro geworfen

Bo Xilai während des Volkskongresses. (Foto: dapd) Großansicht des Bildes Nun auch kein Mitglied des Politbüros mehr: Bo Xilai Der ehemalige chinesische Polit-Star Bo Xilai ist weiter entmachtet worden. Seine Mitgliedschaft im 25-köpfigen Politbüro der Kommunistischen Partei wurde ausgesetzt. "Genosse Bo wird wegen schwerwiegender Verletzungen der Disziplin ausgeschlossen", meldete die amtliche Nachrichtenagentur Xinhua die Entmachtung des Funktionärs. Derartige Formulierungen werden in China häufig im Zusammenhang mit Korruptionsdelikten verwendet.
"Korruption"? Soll das ein Witz sein, sind die reichen Chinesen doch fast alle, oder gibt es was "korrupteres" als als "Kommunisten" das Volk dem Kapitalismus auszusetzen? Die Presseerklärungen waren auch schon mal kreativer.

Ganz übel. Der fällt ja noch schwerer in Ungnade als eine Supernova in ein schwarzes Loch zusammen.

Bo muss den Bogen arg überspannt haben, Oh Weh.

Ich glaub die knallen den Genossen eiskalt mitsamt Sippe ab  :o Herzliche Kondolenzen.

Das ist wirklich mal was fürs "Schwarzbuch des Kommunismus". Das führen die asiatischen Genossen ja leider mit Abstand an.

@Admin, Mods

Ausserdem gehört der Thread ins Politikforum hoch, auch wenn uns das Thema nicht gefällt, oder ist uns wie dem ARD Dorloff der Handel mit China auch wichtiger als Menschenleben und wird der Fall auch hier zu "Wirtschaftskriminalität" (Industrie & Handwerk & Agrar) heruntergestuft. Das glaub ich doch jetzt eher nicht?

Searching each day for the answers  Watching our hopes disappear.
Set on a course for disaster  Living our lives in fear.
Our leaders leave us in confusion.  For them there's only one solution.

counselor

Dazu kommt noch, dass Bo Xilai von den Parteifunktionären gefordert hat, dem Volk zu dienen, was eine Losung in China unter Mao Tse Tung war. Unter dieser Losung setzte er sich für den sozialen Wohnungsbau und Umweltschutzmaßnahmen ein. Und er hat die Chinesen für seine Ziele mit Methoden mobilisiert, die aus der Großen Proletarischen Kulturrevolution stammen und lies die Chinesen Lieder aus dieser Zeit singen.

Da hat Wen Jiabao wohl etwas Muffe bekommen, denn er hat die Kulturrevolution als historische Tragödie diffamiert, als er den Sturz Bo Xilais einleitete.

Nicht zu vergessen, dass China große soziale Probleme hat: http://www.clb.org.hk/en/node/100060
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jobnomade

Zitat von: counselor am 22:15:09 Do. 09.August 2012
Dazu kommt noch, dass Bo Xilai von den Parteifunktionären gefordert hat, dem Volk zu dienen, was eine Losung in China unter Mao Tse Tung war. Unter dieser Losung setzte er sich für den sozialen Wohnungsbau und Umweltschutzmaßnahmen ein.

Aha, solcher Öko- Sozialismus ist natürlich immer Grund genug für die Westpresse jemandem die Menschenrechte abzuerkennen.

Bemerkenswert zu Deinem Link ist auch, das die Chinesen Von der Leyen's Ketten- Befristungsarbeitsverträge verboten haben.

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counselor

Zitat von: jobnomade am 22:19:16 Do. 09.August 2012Aha, solcher Öko- Sozialismus ist natürlich immer Grund genug für die Westpresse jemandem die Menschenrechte abzuerkennen.
Und in der Westpresse darf natürlich auch nicht stehen, dass so ein Teufelszeug wie die Mao-Tse-Tung-Ideen in China immernoch populär sind und solche Öko-Sozialisten wie Bo Xilai Anhänger dieser Ideen sind.
http://german.cri.cn/1833/2009/10/01/1s123513.htm
http://www.epochtimes.de/china-experten-analysieren-den-konflikt-innerhalb-der-kpch-877029.html
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Strombolli

Ach, was wird die unterschiedlich entwickelte Welt mit ihren unterschiedlichen Lebensauffassungen/Ideologien und endlichen Rohstoffen doch noch für einen "Spaß" miteinander haben.  :evil:
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counselor

Merkels China-Reise: Kanzlerin hofft auf chinesische Investitionen in Europa
Dienstag, 28.08.2012, 23:35

China, Euro-Rettung, Angela Merkel, Schuldenkrise, Staatsanleihen

In China will Angela Merkel um Vertrauen für die Euro-Rettungsmaßnahmen werben. Dabei hofft die Kanzlerin auf ein stärkeres Engagement der Wirtschaftsmacht in Europa etwa durch chinesische Investitionen sowie Aufkäufe europäischer Staatsanleihen.
...
Merkels China-Reise: Kanzlerin hofft auf chinesische Investitionen in Europa - weiter lesen auf FOCUS Online: http://www.focus.de/finanzen/news/staatsverschuldung/merkels-china-reise-kanzlerin-hofft-auf-chinesische-investitionen-in-europa-_aid_808443.html
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Strombolli

"China auf der Überholspur" kam heute in 3sat. - Mein Fazit sang schon Herbert Grönemeyer 1990 (unter dem Eindruck der Wiedervereinigung ???):

"Luxus (Auszug aus diesem Link)

Alle Welt auf Droge, Städte im Schönheitsschlaf
Passagiere schlürfen eifrig Austern
Gepflegt heißt die Parole
Gediegen gewinnt die Wahl
Hier ist alles sauber, Frohsinn ist angesagt

Wir drehen uns um uns selbst
denn was passiert, passiert
Wir wollen keinen Einfluß
wir werden gern regiert

Hör' auf hier zu predigen
Hör' auf mit der Laberei
Wir feiern hier 'ne Party und Du bist nicht dabei ..."

Nunja, irgendwann wird man merken, dass jeder Rausch eine Ende, ein bitteres Ende hat. Schade um die Opfer. Schade um die sinnlos vergeudeten Ressourcen (wie die nicht verkäuflichen Autos, die nichtbewohnten Städte in China [vielleicht könnte man die Obdachlosen aus aller Welt dorthin schicken?] ...

Lassen wir den Champagner fliessen... Auf Mutti!
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counselor


Chinas Jugend heute - eine Begegnung

In China gibt es derzeit 200 Millionen Menschen, die als Wanderarbeiter (migrant workers) versuchen, den Lebensunterhalt für sich und ihre Familie zu verdienen. Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) und Labournet Deutschland, eine Vernetzung kritischer Gewerkschafter, führen immer wieder Studienreisen nach China durch, die durch Begegnungen vor Ort, in Bergwerken, Fabrikanlagen, Werkstätten, auch einen Einblick in das Leben der Wanderarbeiter ermöglichen. Winfried Fleischmanns Bericht Basiert auf Informationen, Erlebnissen und Erfahrungen aus mehreren solcher Studienreisen, die letzte im November 2009. Der Powerpoint-Vortrag -- gehalten im März 2010 - vermittelt ein Bild der Jugend des heutigen Chinas -- hinter der Glizerfassade der Finanzzentren von Shanghai, Shenzhen und Hongkong.
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News & Politics
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dagobert

Zitat von: Strombolli am 23:25:17 Do. 30.August 2012
"China auf der Überholspur" kam heute in 3sat. - Mein Fazit sang schon Herbert Grönemeyer 1990 (unter dem Eindruck der Wiedervereinigung ???):

"Luxus (Auszug aus diesem Link)
Dieser Text würde auch gut passen:

Zitatmechaniker der macht, zeit zum schmieren
alles ist käuflich
mechaniker der macht, haben immer den
richtigen schein dabei
nichts zählt mehr als

hartgeld, was kostet der rest der welt
...
hartgeld,nichts mehr was es aufhält
grenzen werden überrannt
hartgeld, was kostet die welt
alles im höchsten gang
Ja der Herbert hat früher mal richtig gute Texte geschrieben. Und da wir grad dabei sind, hier der beste von allen (m.M.): Lächeln
Zitatwitze kursieren
industrielle gehen schmieren
das geld ist wieder mal allmächtig
die politiker funktionieren prächtig
alles läuft auf wunsch
...
man tritt kleinste erfolge breit
um die fehler zu kaschieren

wer über das lächeln lacht
sich als staatsfeind verdächtig macht
schwarze listen rotieren
geschürt wird eitel zuversicht
die im abseits stehen zählen nicht
Stammt von 1986, ist aber nach wie vor aktuell.

Die vollständigen Texte gibt es hier:
http://www.lyricstime.com/herbert-gr-nemeyer-hartgeld-lyrics.html
http://www.lyricstime.com/herbert-gr-nemeyer-l-cheln-lyrics.html
"Sie haben die unglaubwürdige Kühnheit, sich mit Deutschland zu verwechseln! Wo doch vielleicht der Augenblick nicht fern ist, da dem deutschen Volke das Letzte daran gelegen sein wird, nicht mit ihnen verwechselt zu werden."
Thomas Mann, 1936

Strombolli

Das Systemmotto: "Gib mir Dein Geld! - Jetzt, Du dreckiges Opfer !!!! - Und habe immer ANGST VOR DEM MORGEN !!!"

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counselor

Mehr Beteiligungen als in ganz Nordamerika, Asien und Afrika
Chinas Staatskonzerne machen sich in Europas Wirtschaft breit

Chinas Staatskonzerne weiten ihren Einfluss in Europa so rasant und systematisch aus wie nie zuvor. Im ersten Halbjahr 2012 steckten Unternehmen aus der Volksrepublik fast sieben Milliarden US-Dollar in Übernahmen europäischer Firmen und Beteiligungen und damit mehr als in ganz Nordamerika, Asien und Afrika zusammen ...

Quelle: Capital
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Strombolli

Das wird doch noch was, mit der chinesischen Kolonie "Deutschland". Und dann waren wir schon immer Chinesen.  :evil:
Das Systemmotto: "Gib mir Dein Geld! - Jetzt, Du dreckiges Opfer !!!! - Und habe immer ANGST VOR DEM MORGEN !!!"

"Hört auf, Profite über Menschen zu stellen!" Occupy
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dagobert

Die Chinesen haben ja auch eine gut gefüllte Kasse.
Volvo ist auch schon chinesisch.
"Sie haben die unglaubwürdige Kühnheit, sich mit Deutschland zu verwechseln! Wo doch vielleicht der Augenblick nicht fern ist, da dem deutschen Volke das Letzte daran gelegen sein wird, nicht mit ihnen verwechselt zu werden."
Thomas Mann, 1936

Rudolf Rocker


ZitatDie Chinesen haben ja auch eine gut gefüllte Kasse.

Deutschland auch!

Kuddel

Zitat Offshore-Leaks China
Die Tricks der roten Prinzlinge



Offiziell hat Chinas Führung Korruption und Vetternwirtschaft den Kampf angesagt. Doch in den Offshore-Leaks-Daten finden sich zahlreiche prominente Chinesen. Besonders mächtige Kommunisten verstecken ihr Geld gern in anonymen Briefkastenfirmen.
http://www.sueddeutsche.de/politik/offshore-leaks-china-die-tricks-der-roten-prinzlinge-1.1868576

Die Journalisten von Offshore-Leaks haben beachtlich gut recherchiert.
http://www.sueddeutsche.de/politik/werkstattbericht-zu-offshore-leaks-china-eine-datenbank-und-silben-1.1865920
http://www.sueddeutsche.de/politik/interaktive-grafik-zu-offshore-leaks-geheime-geschaefte-der-maechtigen-und-reichen-1.1866146
http://www.sueddeutsche.de/politik/offshore-leaks-chinas-elite-hortet-geld-in-steueroasen-1.1868433

Und was wird von der Süddeutschen redaktionell draus gemacht!?!
Zitat...Besonders mächtige Kommunisten verstecken ihr Geld...
Jeder Idiot weiß inzwischen, daß China kein kommunistisches Land ist und die dortigen Bonzen keine Kommunisten.
Wie schön ist es doch das Weltbild aus Zeiten des Kalten Krieges aufrecht zu erhalten, egal wie wenig es mit der Wirklichkeit zu tun hat.

China ist ein ekelhaft turbokapitalistisches Land mit einem -noch- mächtigen und reichen Staat.
Die Partei hat längst die Dämme brechen lassen, ist dabei die Kontrolle zu verlieren und wird von der "Macht der Märkte" vor sich hergetrieben.

Strombolli

Und wer glaubt das würde ewig gehen, irrt! Ich gebe die Überzeugung nicht auf, das sich dieses System selbst kaputtmacht. So wie eigentlich jedes System. Bin nur gespannt, ob Menschen noch Gelegenheit bekommen, es zu benennen.

Die "roten Prinzen", Hochglanznutten, Banker, Polittrullas, genialen Journalisten von 2012 sind bis dahin Staub, Asche ... Schnee von gestern.
Ich auch.
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Zitat1,5 Millionen Streiks im Arbeiterparadies China

Chinas Wanderarbeiter begehren massenhaft auf. Mit Arbeitsniederlegungen streiten sie für bessere soziale Sicherung. Die Regierung versucht, die Welle durch mehr Kontrolle im Internet zu bändigen.


Von Johnny Erling, Peking


Chinesische Wanderarbeiter auf einer Baustelle in Peking

Fast unbemerkt wurde aus einem Massenstreik beim Schuhkonzern Yue Yuen Industrial Holding einer der größten Arbeitskämpfe, die China seit Beginn seiner Reformen gesehen hat. Zwölf Tage lang traten im vergangenen April mehr als 40.000 Arbeiter in den Ausstand. Sie legten den taiwanesischen Konzern im südchinesischen Dongguan still, der einer der weltgrößten Markenhersteller für Sportschuhe ist.

Die meisten Streikenden waren sesshaft gewordene Wanderarbeiter aus den Dörfern Chinas. Ihnen ging es um ihre bescheidenen Rentenansprüche. Sie forderten höhere Einzahlungen des Arbeitgebers. Das Unternehmen gab nach. Obwohl offizielle Medien nicht über die Proteste berichten durften, wurden sie online rasch bekannt. Seither kam es in Südchina zu Folgestreiks, bei denen es auch um Forderungen nach mehr Sozialabsicherung ging, wie kürzlich das "Wall Street Journal" berichtete.

Die neue Entwicklung ist nur ein Vorspiel. Im vergangenen Jahr nahmen in China die Arbeitskämpfe wieder zu, schreibt der Pekinger Arbeitsrechtler Qiao Jian im neuen Jahresbericht "Blaubuch zur Sozialentwicklung China 2015". Die Konflikte seien auch Reaktionen auf die sich verschlechternden Rahmenbedingungen, seitdem Peking seine alte auf Wachstum um jeden Preis abonnierte Wirtschaftsweise umstrukturieren lässt. Parteichef Xi Jinping beschrieb die veränderte Gemengelage im vergangenen Mai erstmals als "neue Normalität" seines Landes.

Die Ära der billigen Arbeitskräfte ist vorbei

Für die Autoren, die ihre Beiträge unter das Motto dieser neuen Normalität stellen, bedeutet der qualvolle Prozess nicht nur, dass die Zeiten des zweistelligen Wirtschaftswachstums vorbei sind, dem die Volksrepublik ihren Aufstieg zur Werkbank der Welt verdankte. Sondern es bedeutet auch, dass China seinen früheren Wettbewerbsvorteil als Produktionsstandort verliert. Die Unternehmen müssen sich abrupt von einer "Ära des unbegrenzten Angebots an billigen jungen Arbeitskräften verabschieden".


Wanderarbeiter in China: Schätzungsweise 40 Millionen Menschen verdienen sich so ihren Lebensunterhalt

Arbeitskonflikte werden an Intensität und Ausmaß zunehmen, prognostizieren die Autoren des Blaubuchs. Arbeitsrechtler Qiao warnt, dass aus großen Streiks leicht eine Bedrohung der sozialen Stabilität erwachsen könne. Auch nehmen Arbeitskonflikte besonders bei Unternehmen mit Auslandskapital stark zu, wie sich 2014 bei IBM, Pepsi-Cola, Microsoft oder Nokia in China zeigte. Wegen schlechterer Kosten- oder Standortbedingungen reduzierten sie ihre Mitarbeiter.

Die Wanderarbeiter genießen kaum Sozialvorsorge. Dieser Umstand sei nun zum Anlass für Streiks geworden. Pekings Führung hat bereits reagiert. Seit Anfang der Woche dürfen Bauaufträge nicht mehr an Unternehmen vergeben werden, die keine Unfallversicherungen für ihre Mitarbeiter abgeschlossen haben. In der Bauindustrie arbeiten 45 Millionen Beschäftigte, darunter 36 Millionen Wanderarbeiter. 90 Prozent hatten bisher keine Unfallversicherung.

Internetzensur verschärft


Nach Angaben des Blaubuchs kam es 2013 zu rund 1,5 Millionen Fällen von Arbeitskonflikten aller Art. Sie hätten um 0,8 Prozent unter denen von 2012 gelegen. Seit 2014 stiegen die Zahlen wieder an. Die Autoren des Blaubuchs schreiben pauschal von einer "starken Zunahme". Arbeitsrechtler Qiao zitiert aus Angaben der Gewerkschaften, die an der Schlichtung von 132 exemplarischen Arbeiterstreiks zwischen Februar bis November 2014 beteiligt waren. Sie geben zumindest eine Vorstellung der Ausmaße der Proteste: Bei 51 Arbeitskonflikten waren 100 bis 500 Arbeiter beteiligt, an 43 nahmen 1000 bis 5000 teil. In sieben Fällen traten bis zu 10.000 Arbeiter in den Ausstand und in zwei Fällen mehrere Zehntausende.

Chinas Parteiführung weiß, welche Herausforderungen mit der "neuen Normalität" verbunden sind. Die Legitimation ihrer Alleinherrschaft stützte sie bisher auf den Wirtschaftsboom. Peking zieht daher überall die Zügel an, wo es öffentliche Kritik vermutet, besonders im Internet. Parteichef Xi Jinping, der im Februar 2014 Chef der neuen Zentralen ZK-Kommission für Internetsicherheit wurde, hat sich seit seinem Amtsantritt zum Ziel gesetzt, die Meinungsführerschaft im Online-Bereich für die Partei zurückzuerobern. "Der Hype um die öffentliche Online-Meinung konnte 2014 abgekühlt werden", schreiben nun Mitarbeiter der Kontrollgruppe Internetmeinung aus der Online-Redaktion des Parteiorgans "Volkszeitung" im Blaubuch. Es ist das erste Mal, dass Peking ein Fazit zieht, wie es die Kontrolle und Lenkung der öffentlichen Internetmeinung 2014 bewerkstelligte.

Die Autoren erinnern etwa zum Vergleich an den tragischen Zusammenstoß zweier Hochgeschwindigkeitsbahnen in Ostchina am 23. Juli 2011. Innerhalb von wenigen Tagen war damals das Unglück 500 Millionen Mal Thema in wütenden öffentlichen Mikroblogs. Für das Eisenbahnministerium war das ein kaum zu kontrollierender Spießroutenlauf. Es dauerte von da an keine drei Jahre, bis die Partei Chinas Internet lammfromm machen konnte. Durch Verbote, Kontrollen und exemplarische Verfolgungen sorgten die Behörden vor allem dafür, dass die politische Funktion des Twitter-ähnlichen Mikroblogs "Weibo" entschärft wurde. Millionen Nutzer wichen auf Pekings Druck hin auf das für Massenmobilisierungen untaugliche Whats-App-ähnliche Chatsystem "Weixin" aus. Die Nutzungsrate der Mikroblogs ging innerhalb nur eines Jahres um 11,1 Prozent zurück, schreibt nun das Blaubuch. Durch Festnahmen und Schauprozesse demontierte Peking zugleich die Gilde der chinesischen Meinungsführer im Internet mit ihren Millionen Fangemeinden.

Wie gut die Parteiideologen online die öffentliche Meinung inzwischen im Griff haben, zeigte sich auch bei den großen Internetthemen 2014 des Kampfes gegen den Terrorismus in China, den Demokratieprotesten in Hongkong oder bei der Ukraine-Krise. Bei all diesen Themen "hatten in den Online-Foren die rationalen Stimmen in China die Oberhand", loben die Autoren im Blaubuch. Das sei die "neue Normalität" in der Internetöffentlichkeit geworden. Von 2014 an kontrollierte Chinas Partei das Internet so ausgefeilt, dass sich keine kritische Online-Strömung mehr konstituieren kann. Da droht dann auch von großen Streiks keine Gefahr mehr.
http://www.welt.de/politik/ausland/article136091140/1-5-Millionen-Streiks-im-Arbeiterparadies-China.html
Arbeitsscheu und chronisch schlecht gelaunt!

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