«Hauptsache Arbeit»?

Begonnen von Kater, 08:04:38 Mo. 25.August 2008

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Kater

Zitat«Hauptsache Arbeit»

Wörth/Karlsruhe (AP) Bis zu 400 Lastwagen werden täglich im Mercedes-Werk in Wörth produziert. Die Auftragslage ist gut, deswegen stellt das Unternehmen auch Leiharbeiter ein. 900 sind es derzeit, die neben 11.000 fest angestellten Beschäftigten an Fließbändern Achsen, Stoßdämpfer, Gelenkscheiben montieren oder die Roboter bedienen. Ihnen geht es vergleichweise gut - sie bekommen den gleichen Stundenlohn wie die fest angestellten Arbeiter. Das ist nicht überall so.

Der schlechte Ruf der Zeitarbeitsbranche ist nicht unbegründet. Rund 750.000 Leiharbeiter gibt es derzeit in Deutschland, mit steigender Tendenz. Seit 2004, als die Leiharbeit im Zuge der Hartz-Gesetze dereguliert wurde, hat sich ihre Zahl damit fast verdoppelt. «Mindestens 20 Prozent der Beschäftigten arbeiten im Schmutzbereich», schätzt der Chef des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB), Michael Sommer. Im Westen werden teilweise Löhne unter fünf Euro bezahlt, im Osten noch deutlich darunter.

Die «schwarzen Schafe» der Branche - insgesamt gibt es rund 8.000 Zeitarbeitsfirmen - betreiben nicht nur Lohndumping, sondern behandeln die Zeitarbeiter oft auch sonst wie Arbeitnehmer zweiter Klasse. Schutzausrüstungen oder Essenmarken würden häufig nicht gestellt, Kündigungsfristen nicht eingehalten und auch Schichtzuschläge seien eine Ausnahme, berichten Gewerkschaften und Betroffene. Zudem würden die Leiharbeiter häufig als qualifizierte Fachkraft eingesetzt, aber nur als Helfer eingruppiert - was dem Unternehmen Kosten spart.

«Zeitarbeit ist moderne Sklaverei»

Schlechte Erfahrungen hat auch Werner H. gemacht. «Zeitarbeit ist moderne Sklaverei», meint der 47-jährige gelernte Drucker. Er war vor zwei Jahren von seiner Zeitarbeitsfirma an ein Unternehmen vermittelt worden, für das er Lampen verpacken musste, für einen Stundenlohn von sieben Euro. «Die Festangestellten bekamen das Doppelte», sagt Werner H. Nach drei Monaten war dann nach einem Bandscheibenvorfall ganz Schluss. Die Zeitarbeitsfirma warf ihn raus, seitdem ist er arbeitslos.

Helfried D. hat immerhin wieder Arbeit gefunden. Er steht als Monteur «beim Daimler» in Wörth am Band - allerdings ist er nicht wie erhofft fest angestellt, sondern Leiharbeiter. Er habe sich bei Mercedes beworben und sei abgelehnt worden. Der Betriebsarzt habe einen erhöhten Blutdruck und Taubheit festgestellt, damit sei er nach Ansicht des Unternehmens für Schichtarbeit ungeeignet.

Dass er nun trotzdem bei Mercedes - im Schichtdienst - am Band steht, hat er dem gemeinnützigen Personaldienstleister Gabis GmbH zu verdanken, der ihn anstellte und dann an Mercedes vermittelte. Gabis behandelt ihn gut: Mit 16 Euro pro Stunde erhält er genauso viel Geld wie die übrigen Mitarbeiter.

Auf Weihnachtsgeld und Altersvorsorge allerdings muss er verzichten. Das kann Helfried D. verschmerzen. «Hauptsache, ich habe Arbeit», sagt er. Und dann sei das Arbeitsklima auch okay. Hier gebe es anders als in anderen Betrieben keine Schwierigkeiten zwischen den Festangestellten und Leiharbeitern.

Auf konjunkturelle Schwankungen reagieren

Für Mercedes-Werksleiter Martin Daum ist der Einsatz von Leiharbeitern in dem Wörther Lkw-Werk ein geeignetes Mittel, auf konjunkturelle Schwankungen reagieren zu können. Die Auslastung sei nicht immer gleich, erklärt er. Während vor sechs Jahren rund 73.000 Lkw produziert wurden, seien es im letzten Jahr über 105.000 gewesen. «Es wird auch wieder Zeiten geben, in denen die Nachfrage sinkt», sagt er. Mit Hilfe der Leiharbeiter könne man flexibel reagieren und die Stammbelegschaft gleichzeitig sichern.

«Der Boom darf nicht zur Besoffenheit führen, die Krise aber auch nicht zu Überreaktion», sagt Daum. Immerhin hätten die Zeitarbeiter bei Mercedes gute Chancen, übernommen zu werden. Von 2.800 Zeitarbeitern seit 2003 seien 1.700 in feste Arbeitsverhältnisse gekommen.

Vernünftige Bedingungen schaffen

Den Gewerkschaften gehe es nicht darum, Leiharbeit zu verteufeln, erklärt Sommer. Vielmehr müssten vernünftige Bedingungen für die Arbeitnehmer geschaffen werden, um die Branche aus der Schmuddelecke zu befreien. Ein Mittel sei die Einführung von Mindestlöhnen. Zudem sollten die Zeitarbeiter besser gewerkschaftlich organisiert werden, derzeit seien nur 17.500 in Gewerkschaften. Beim Lohn und den Arbeitsbedingungen müsse Gleichbehandlung herrschen, und zwar ab dem ersten Tag.

http://www.dgb.de/

http://de.news.yahoo.com/ap/20080825/tde-hauptsache-arbeit-3fc80be.html

unkraut

Ich will dazu mal nix kommentieren . Mir wird immer wieder übel . Ich kanns schon nicht mehr lesen .
Vieleicht habe ich zu hohen Blutdruck  :rolleyes:
Noch Fragen Hauser ? Ja Kienzle , wer ist eigentlich Unkraut ?

Wir wagen es nicht weil es schwierig ist sondern es ist schwierig weil wir es nicht wagen .

Mein Buchtip als Gastautor :  Fleißig , billig , schutzlos - Leiharbeiter in Deutschland  > ISBN-10: 3771643945

Woki

Nicht unbedingt zufriedenstellend aber doch immerhin schon besser als bei einem Großteil der Zaffen.
Warum allerdings auf Altersvorsorge und Weihnachtsgeld etc. verzichtet werden sollte, erschließt sich mir nicht.
Die zusätzlichen Kosten könnte der Entleiher ja übernehmen. Schließlich erkauft er sich ja ein geringeres unternehmerisches Risiko durch die Leiharbeitssklaven.
Fullquote ist ganz schlechter Stil...  :P

vampyrella

16 Euro die Stunde, hey wow. Der hats doch nicht schlecht getroffen.

Dafür heisst's vieleicht schon nächstes Jahr: ene, mene, meck und du bist weg!
o
L_/
OL This is Schäuble.
Copy Schäuble into your signature to help him on his way to Überwachungsstaat.

Agent0815

Wenn man bedenkt das jemand mit einem gelernten Beruf in seinem Job  vielleicht 17 € die Std nach Tarif bekommen würde,in einer Zeitarbeitsfirma aber pro Stunde nur 7,80€, dann würde ich das Abzocke nennen.
Und das Arbeitsamt macht sich gleich mit der Abzocke mitschuldig,indem sie Arbeitslose in derartige Sklavenhäuser vermitteln.
Ich hoffe ich muss nie wieder für eine ZF arbeiten.
Ich war bei Manpower und noch 2 andere Buden ,und wurde dort in Callcenter vermittelt.Und einmal haben sie mich für 2 Tage in eine Werkhalle vermittelt,wo ich keinen Handschlag tun durfte  weil ich "zuwenig Kraft "habe als Frau.Ich hab mir bei 0 Grad den A**** abgefroren und "durfte" nur einmal die Halle fegen.
Ich sollte auch Arbeitsschuhe tragen,die hatte die doofe ZF aber nicht in meiner Grösse *g*
Unter 5 € ...ich wüsste nicht wie ich davon leben soll,wenn ich allein wäre.......
MeinLebenslauf ist lang wegen den Zeitarbeitsfirmen mit mehren Einsätzen in verschieden  Firmen.Ich wurde schon gefragt bei einem Vorstellungsgespräch,,warum ich "Firmenhopping" betreibe,ob es mit mir denn Schwierigkeiten gebe oder ob ich noch nicht wirklich wüsste,was ich eigentlich beruflich mal machen möchte.
Wirkte sich irgentwie negativ auf mich aus in dem Fall.

sedanon

Diese 16 € werden kaum Idee der jeweiligen ZAF gewesen sein, sondern dürfte Ergebnis des Drucks eines Weltkonzerns sein, der es sich nicht leisten möchte, sein ohnehin etwas angeschlagenes Image auch noch mit der Schlagzeile "Lohndumping beim Edel-Autokonzern...." aufzurüsten.
Die ZAF geht auf diesen Deal ein, der evtl. mit einen etwas kleineren Plus endet, um im Geschäft und im Gespräch (Referenzen) zu bleiben.

Schön für die jeweiligen ZAN, aber leider weit entfernt von der Realität der restlichen 99 % der ZAN.
Franz Josef Strauß :

"Everybody's Darling is Everybody's Depp"

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