Mobbing von der Inhaberin

Begonnen von Suellen, 09:34:00 Fr. 31.Oktober 2008

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Suellen

Hallo zusammen!

Ich weiß gar nicht so recht, wie ich anfangen soll. Ich bin seit 3,5 Jahren in einem mittelständischen Groß- und Einzelhandel beschäftigt. Zur Zeit hab ich ein paar Bewerbungen laufen und hoffe, dass ich demnächst wechseln kann. Aber trotzdem würde ich wirklich gern meine derzeitige Chefin für ihre Art und Weise wie sie mit ihren Angestellten umgeht verantwortlich machen.

Hier die allgemeinen Punkte:
- 42 Stunden-Woche (tariflich normalerweise bei 38,5 Stunden)
- 24 Urlaubstage (gesetzliches Minimum, keine Erhöhung nach Alter oder Betriebszugehörigkeit)
- Unterbezahlung aller Mitarbeiter (auch wenn ich die Gehälter natürlich nicht kenne, aber mein Einstiegsgehalt war unter aller Sau und eine minimale Lohnerhöhung habe ich erst mit Biegen und Brechen beim 2. Geschäftsführer erhalten, das kommt sicher nicht bei jedem vor)
- kein Betriebsrat (Verteilung aller Mitarbeiter auf ca. 5 verschiedene Firmennamen, allerdings gäbe es Wege das zu umgehen, aber mir fällt auch niemand ein, der durchsetzungsstark und intelligent genug ist, um diesen Job zu übernehmen)
- Urlaubssperren (2 Wochen zur Schulanfangszeit und ab Mitte Oktober bis Ende des Jahres)

Nun konkret zur Chefin:
Sie schimpft grundsätzlich lautstark über ihre Mitarbeiter (täglich im Flur, so dass es jeder hört). Beleidigungen wie "hirnlose Affen" oder "hier ist es schlimmer wie in Aplerbeck" (im Stadtteil Aplerbeck ist eine Irrenanstalt) sind nicht ungewöhnlich. Sie verlangt ständig Mehrarbeit, die wir dann aber auch mal unter den Tisch fallen lassen sollen. Urlaub ist ein ganz haariges Thema. Als ich das erste Mal bei ihr Urlaub angefragt hatte, hab ich erst 15 Minuten lang Schimpftiraden anhören müssen, dass ständig Urlaub genommen wird und nie jemand da ist. Seit dem beantrage ich Urlaub nur noch beim zweiten Geschäftsführer. Dieser hat insgesamt allerdings auch nicht viel zu sagen, da er nur angestellt ist.

Ich komme ursprünglich aus dem Osten und muss mir deshalb auch öfter Sprüche anhören. Beispielsweise muss ich nach Meinung meiner Chefin jeden Ort aus den neuen Bundesländern kennen. Wenn ich aber antworte, dieses und jenes Dorf hab ich noch nicht gehört, kommen von ihr herablassende Antworten, dass ich doch aus dem Osten komme und den doch kennen muss. Außerdem sind im Osten alle unreligiös und deshalb kann ich ja sämtliche Feiertage nicht kennen. Letztes Jahr war sie der felsenfesten Überzeugung, dass ich Nikolaus nicht kennen kann! Selbst meine Erwiderung, dass ich von Kindesbeinen an immer auf den Nikolaus gewartet hab, hat sie indirekt als Lüge hingestellt und ich durfte einen Radiospot für Thüringen umändern lassen (inkl. Änderungskosten), weil darin der Nikolaustag erwähnt wurde.

Problem ist auch, dass sie ein Alter hat in dem Computer ein Fremdwort sind. Sie meckert darüber, dass alle nur vor dem PC sitzen, anstatt im Lager direkt an der Ware zu sein. Sie glaubt auch, dass viele Arbeiten mit ein paar Mausklicks erledigt sind und sieht den Aufwand dahinter nicht. Doch Erklärungen will sie gar nicht erst hören, das sind alles nur Ausreden für sie und es kommt bei ihr nur die sture Antwort: "Das schaffen Sie schon. Das ist doch keine große Arbeit."

Geschont werden nur diejenigen, die nach ihrem Mund reden und sich dumm und dämlich schuften (einige gehen jeden Samstag arbeiten, obwohl wir eine 5-Tage-Woche haben). Um die 500 Überstunden sind nicht ungewöhnlich bei einigen Mitarbeitern. Aber zufrieden ist sie trotzdem nie, da sie alle als unfähig, dumm und faul hinstellt. Viele haben schon private oder gesundheitliche Probleme. Eine Kollegin war vorgestern krank geschrieben, da sie sich nur noch übergeben hat (auf Grund des Stress). Ein anderer ließ sich vor einigen Jahren scheiden, da er zu viel gearbeitet hat. Wieder ein anderer ist kurz vor der Rente und sitzt nur noch apathisch an seinem Arbeitsplatz. Ich habe bei Wikipedia die Innere Kündigung mal nachgeschlagen, die trifft auf etwa 50% unserer Mitarbeiter zu!

Kurz gesagt: Ich hab die Nase voll und freue mich wirklich auf den Tag, an dem ich meine Kündigung in dreifacher Ausfertigung ihr auf den Tisch legen kann. Aber dennoch bin ich der Meinung, dass solchen Chefs auch mal ein Dämpfer verpasst werden muss! Ich habe wirklich Mitleid mit meinen Kollegen, die teilweise schon recht alt sind und sicher nicht die Chance haben noch zu wechseln. Aber was kann man tun? Was sind die richtigen Schritte, um dagegen vorzugehen? Was muss ich eventuell an Beweisen erbringen? Die meisten Kollegen werden nicht dem Mund aufmachen, da sie Angst vor einer Kündigung haben.

jobless0815

Hallo Suellen.

du bist auf dem Sprung, machts dir Gedanken um die Zurückgebliebenen. Dafür erst mal ein Lob und Respekt, den
das ist nicht selbstverständlich heute. Irgendwie ist man da in der Zwickmühle, denn solange die Betroffenen nicht ein
Mass an Selbsorganisation, Mut und Aktion aufbringen, sehe ich schwarz für eine Veränderung in diesem Betrieb.
Diese Problematik ist mir wohlbekannt.

Im Grunde müssten die doch alle aufstehen und der Chefin sagen, das Sie ihre SChei... alleine machen soll. Würden da alle
an einem Strang ziehen, könnte die vermutlich einpacken. Aber so läuit das seben nicht ... .

Ich würde sehen, da Land zu gewinnen: du könntest deine Schilderung und dein Anliegen an die zuständige Gewerkschaft richten.
Auch der ein oder andere Hinweis an die zuständige  Berufsgenossenschaft (sollte aber konkret und gut nachvollziehbar sein) über
krankmachende und ggfs. die Arbeitssicherheit gefährdende Zustände könnten was bewirken, zumindet die Chefin mal etwas aufschrecken
lassen.

Ansonsten wünsche ich dir, das du was bessers, Menschlicheres findest.

unkraut

Hi Suellen , ich lese zwischen den Zeilen heraus das Du aus der ehemaligen DDR kommst .

Du müßtest eigentlich schon mitbekommen haben das heut zu Tage " Jeder stirbt für sich allein " gilt .

Es ist wie überall , alle schimpfen aber wenns drauf an kommt stehst Du allein da .

Wünsche Dir , das Du was findest wo das Arbeitsklima angenehmer ist .

MfG unkraut
Noch Fragen Hauser ? Ja Kienzle , wer ist eigentlich Unkraut ?

Wir wagen es nicht weil es schwierig ist sondern es ist schwierig weil wir es nicht wagen .

Mein Buchtip als Gastautor :  Fleißig , billig , schutzlos - Leiharbeiter in Deutschland  > ISBN-10: 3771643945

Suellen

Danke erstmal für die nette Antworten und dass Ihr überhaupt meinen Roman gelesen habt.  ;)

Hmmm, Ihr habt wohl recht. Solange die Mitarbeiter nicht den Mund aufmachen, ist da nicht viel zu ändern. Natürlich meckern alle hintenrum über die Zustände, fühlen sich ausgenutzt und sagen auch mal, man müsste dieses und jenes tun. Aber ich würde den allerwenigsten zutrauen, dass sie wirklich etwas tun.

Allein kann ich wenig vorbringen. Nur diese Schilderung, wie ich sie hier geschrieben habe, würde sicher nicht ausreichen, um dagegen vorzugehen. Zumal psychischer Druck sowieso schwer nachzuweisen ist. Vielleicht frage ich wirklich noch mal bei der Berufsgenossenschaft an, wie die Chancen stehen und was dabei heraus kommen könnte. Wenn sie sagen, es bringt nichts, werde ich es sein lassen müssen. Denn ich bin natürlich auch froh, wenn ich das alles hinter mir lassen kann und nicht noch Jahre lang mich damit rumschlagen muss und dann vielleicht noch ganz andere Probleme bekomme.

Danke auch für die guten Wünsche. Es gibt bestimmt noch einige Unternehmen, die ebenso katastrophal sind wie mein jetziges, aber die Chancen stehen gut, dass ich es besser treffe!  :D

matten

Moin Suellen

Ich denke es ist nicht einfach das was positives zu erreichen..
schwierig bei so arrogante Menschen..
da kannst mal einen Achtungerfolg erzielen aber das war es dann
wünsche dir bei der suche nach einer neuen Arbeit alles gute..
Drücke dir die Daumen

mfg
matten

Suellen

Mal wieder ein Schwank aus meiner Firma:
Die Chefin möchte schon seit Wochen Monaten einen Kindergarten-Katalog haben. Vom Prinzip her kein Problem, könnte ich machen. Wir haben viele Artikel, die wir anbieten können und ich kann sie als Katalogseiten gestalten. Problem ist nur, dass sie zusätzliche Ware reinbringen will, obwohl sie selbst am besten wissen sollte, dass wir auf Grund von Umsatzrückgängen keine neue Ware einkaufen können. Außerdem kostet der Katalogdruck ein Heidengeld und lohnt sich erst ab einer bestimmten Stückzahl. Das könnten dementsprechend um die 10.000 Euro kosten plus enorme Versandkosten.

Ich wollte von ihr schlicht die Entscheidung, wo das Ganze hinlaufen soll. Entweder ein professioneller Katalog mit o.g. Investitionskosten oder doch lieber die abgespeckte Version in Form eines kurzen Angebots, das wir selbst hier ausdrucken und per Post verschicken könnten. Statt mir zu antworten, sprach sie nur davon, dass ich nicht den 5. Schritt vorm ersten machen soll und erstmal anfangen soll Seiten zu erstellen. Selbst meine Versuche ihr zu erklären, dass die Erstellung beider Varianten zwei Paar Schuhe für mich sind, prallten von ihr ab. Sie stellte mich mal wieder als dumm hin, weil ich sie angeblich nicht verstehe. Und faul bin ich natürlich auch, weil ich die Arbeit nicht mache.

Von effektiver Arbeit hat sie scheinbar auch noch nie was gehört, kommt mir eher vor wie eine Beschäftigungstherapie. Hauptsache ich mache, was sie sagt. Ob es was dem Unternehmen bringt, hat mich nicht zu interessieren.  :-\

*schön sich hier den Frust von der Seele schreiben zu können*  :D

jobless0815

Hat keinen Zweck mit der Chefin zu diskutieren, mache es  und denk dir deinen Teil.
Und suche dir was Neues (Besseres!!)

Lefat


Zitatauf Grund von Umsatzrückgängen keine neue Ware einkaufen können.

woran mag das wohl liegen ??

an der fähigen Inhaberin doch gaaaanz bestimmt nicht , Die hat doch ein hochmotiviertes Team unter sich !! ::)


Schöne grüsse aus Dortmund
Es ist immer wieder erstaunlich, dass ein Jahr der Arbeitslosigkeit einen ehemaligen Leistungsträger zu einem bildungsfernen Asozialen verkommen läßt..so zumindest die landläufige Meinung.

Ralf0815KU

Das wichtigste ist einen Betriebsrat Gründen.
Tretet alle in die Gewekschaft ein und holt euch da unterstützung.

Suellen

Zitat von: Tafel am 16:19:06 Sa. 08.November 2008

Zitatauf Grund von Umsatzrückgängen keine neue Ware einkaufen können.

woran mag das wohl liegen ??

an der fähigen Inhaberin doch gaaaanz bestimmt nicht , Die hat doch ein hochmotiviertes Team unter sich !! ::)
*g* Das trifft es sehr gut.

@Ralf: Danke, aber wie oben geschrieben, wird man bei uns nicht so einfach einen Betriebsrat gründen können. Zunächst muss bewiesen werden, dass wir einen überhaupt gründen dürfen. Dazu muss eine bestimmte Anzahl an Mitarbeitern (50?) in einem Unternehmen beschäftigt sein, was bei uns nicht der Fall ist, da die Geschäftsführung 4 oder 5 verschiedene Unternehmen gegründet hat, auf die die Mitarbeiter aufgeteilt sind. Und dann müsste man überhaupt erstmal jemanden finden, der sich in das Thema reinkniet und sich auch durchsetzt. Es fällt mir wirklich keiner ein.

Gewerkschaft hört sich schon besser an, aber damit kann ich nicht viel anfangen. Du schreibst, dass "alle" eintreten sollen. Also könnte jeder Mitarbeiter für sich entscheiden? Erst wenn viele zusammen kommen, kann man was erreichen? Was für Gewerkschaften kommen überhaupt in Frage? Man hört viel von verdi & Co., aber ich muss gestehen, dass ich mich damit noch nicht auseinander gesetzt habe.

Ralf0815KU

Betriebsrat geht ab 5 Mitarbeitern.
Und ich glaub Verdi wäre als erste Anlaufstelle nicht schlecht.
Die beraten euch dann auch was den Betriebsrat angeht viel besser als ich.
Wieviele eintreten ist eigentlich egal. Aber um so mehr desto größer ist die chance auch einen Betriebsrat hinn zu bekommen.

Hier die Kontaktseite von verdi http://www.verdi.de/.kontakt

Das ist von mir :-)
http://www.orkpack.de/Mitbestimmung.ppt

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