Berufskraftfahrer verlassen sich auf Ihr Navigationsgerät und bleiben stecken

Begonnen von Wilddieb Stuelpner, 23:21:29 Di. 02.Dezember 2008

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Wilddieb Stuelpner

MDR, Sendung "Umschau" vom 02.12.2008, 20.15 Uhr: Warum Lkws so oft auf Abwege geraten

Immer öfter zwängen sich Lkws und Busse durch kleine Ortschaften, fahren in Straßen, in denen sie nicht wenden können, bleiben in Unterführungen stecken. Eine Umfrage des ADAC bei hunderten Gemeinden, Landkreisen und Polizeidirektionen zeigt, dass der unkritische Einsatz von Navigationssystemen gefährlich ist.

20 Uhr. In einer Straße in Lengefeld bei Darmstadt steckt ein Lkw fest. Er hat sich verfahren. Um zu wenden, muss der Fahrer mehrere Kilometer rückwärts fahren. Sein Manöver dauert länger als eine halbe Stunde. Zurückbleiben genervte Einwohner. Einer von ihnen hat die Szene gefilmt und der Umschau zur Verfügung gestellt. Auch in Jocketa bei Plauen haben die Menschen merkwürdige Erlebnisse mit fehlgeleiteten Lkws. Neuerdings versuchen riesige Lastkraftwagen ein Nadelöhr im Ort zu passieren, durch dass nicht einmal zwei Pkw gleichzeitig passen. Dass sich dort Sattelschlepper häufiger einen Weg zu bahnen versuchen, sieht man mittlerweile deutlich: Notdürftig reparierte Häuserwende, ein abgerissene Dachrinne und ein zerstörter Zaun, den die Bewohner schon nicht mehr reparieren, sprechen Bände.

In die Irre geführt

Amateurvideos, die solche und ähnliche Vorfälle dokumentieren, sind keine Seltenheit mehr. Immer häufiger landen schwere Gefährte an Orten, wo sie nicht weiterkommen. Der Grund dafür ist die verbreitete Nutzung von Navigationssystemen. Das belegt eine Untersuchung des ADAC sehr deutlich. Der Automobilclub zieht nach einer Befragung hunderter Gemeinden, Landkreise und Polizeidirektionen in ganz Deutschland eine erschreckende Bilanz. Mehr als jeder zweite Befragte gab an, dass in seinem Zuständigkeitsbereich zahlreiche Verkehrsprobleme an meist mehreren Brennpunkten entstehen, weil Fahrer ihren Navigationsgeräten blind folgten. Nach Angaben von ADAC-Experten nutzen viele Lkw-Fahrer Navigationssysteme ohne spezielles Lkw-Profil. Doch selbst, wenn solche Spezialgeräte eingesetzt werden, sind Irrfahrten nicht ausgeschlossen. Die Software steckt noch immer in der Entwicklung. Bislang werden in Lkw- und Busprofilen etlicher Navigationsgeräte häufig nur Routenzeiten anders gerechnet.

Die Fahrer sind in der Pflicht

Der Bundesverband Güterkraftverkehr Logistik und Entsorgung (BGL) e.V. sieht vor allem die Fahrer in der Pflicht. In einer Pressemitteilung heißt es:

Zitat"Die Annahme, dass das in Zusammenhang mit Navigationsgeräten verwendete Kartenmaterial generell die für Lkw fahrzeugspezifischen Restriktionen enthält, ist ein leider immer noch weit verbreiteter Irrtum."

Pressemitteilung, BGL 06.11.2008[/size]

Selbst Karten mit sogenannten "Lkw-Attributen" wie Brückentragfähigkeiten und fehlenden Wendemöglichkeiten enthielten diese Angaben nicht immer bis auf die unterste Straßenkategorie und für alle Länder, heißt es weiter. Der BGL stellt deshalb klar, dass die Fahrzeuglenker auch beim Einsatz von Navigationsgeräten verpflichtet sind, die Anweisungen des Systems mit den tatsächlichen Gegebenheiten vor Ort zu vergleichen.

Alles soll besser werden

Auch die Hersteller von Navigationsgeräten weisen immer wieder darauf hin, dass die Straßenverkehrsordnung grundsätzlich Vorrang hat. In einigen Geräten erscheint das sogar auf dem Startbildschirm und muss vor dem Start bestätigt werden. Wirkungsvoll scheint diese Belehrung in vielen Fällen nicht zu sein, wie die aktuellen Daten des ADAC beweisen. Viele Navigationsgeräte-Hersteller arbeiten deshalb weiter an einer Vervollkommnung ihrer Systeme. Kleinere Straßen, Orte und Anliegerzonen sollen in Lkw-Profilen ausgeblendet und die schweren Fahrzeuge stattdessen über Ring- und Umgehungsstraßen an ihr Ziel geführt werden. Und auch Informationen über Brückenhöhen, zulässige Achslasten oder zeitliche Fahreinschränkungen auf bestimmten Streckenabschnitten sollen in die Software eingebaut werden. Ein Problem bleibt jedoch: Ganz aktuell können die Angaben nie sein. Und so müssen die Fahrer in Lkws und Bussen weiter die Augen offen halten und ohne Autopilot fahren.

Zuletzt aktualisiert: 02. Dezember 2008, 17:53 Uhr

Pinnswin

Es sollen auch schon Kraftfahrer über Brücken gefahren sein, die gar nicht vorhanden sind. *plitsch-platsch*

Das der Navi kein Autopilot ist, scheint für manche echt ein Problem zu sein...  ::)  ;D
Das Ende Der Welt brach Anno Domini 1420 doch nicht herein.
Obwohl vieles darauf hin deutete, das es kaeme... A. Sapkowski

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