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Auf der Suche nach Ein-Euro-Jobs: Landesweit sind bislang 6000 Stellen fest geplant oder eingerichtet
Kiel - Rund 6000 Ein-Euro-Jobs sind bisher in Schleswig-Holstein fest geplant und zum Teil bereits eingerichtet, weitere 1500 werden zurzeit geprüft. Dieses Angebot wird nach allgemeiner Einschätzung aber nicht reichen, um alle Interessenten zu versorgen.
Während vor einigen Arbeitsagenturen Demonstranten noch ihrem Unmut über Hartz IV Luft machten, waren drinnen die Mitarbeiter mit Umzug und Umorganisation beschäftigt: Seit gestern sind nun offiziell die dezentralen Arbeitsgemeinschaften (ARGEN) für die Empfänger von Arbeitslosengeld II (ALG II) zuständig. Zwei Ausnahmen gibt es: Die Kreise Nordfriesland und Schleswig/Flensburg versuchen in Eigenregie, ihre Klienten wieder in Lohn und Brot zu bringen.
Dabei ist allen Mitarbeitern klar, dass sie kaum geeignete reguläre Arbeitsplätze anzubieten haben. So werden in vielen Fällen nur die auf sechs Monate begrenzten Ein-Euro-Jobs bleiben. Vorläufer dieser Arbeitsgelegenheiten gibt es bei den Kommunen schon lange, aber auch in anderen gemeinnützigen Bereichen seit September 2004. Einer, der ein Vorläufermodell genutzt hat, ist Ernst Günter Graf: Nach drei Jahren Sozialhilfe war der Heizungsinstallateur froh, nicht mehr zu Hause herumsitzen zu müssen. Stattdessen hat er all die Arbeiten im Norderstedter Rathaus und im Corpernikus-Gymnasium übernommen, die sonst liegen geblieben wären. 130 Euro zusätzlich zur Sozialhilfe hat er so verdient. Doch wichtiger als das Geld war für den 48-Jährigen, "das Gefühl, endlich wieder gebraucht zu werden". Das bestätigt auch eine Kielerin, die alte Menschen unterstützt hat: "Nach langer Arbeitslosigkeit ist das eine Herausforderung, und wenn man merkt, man schafft das, dann ist man stolz und geht alles selbstbewusster an." Sie ist froh, dass sie ihren Ein-Euro-Job auch unter den neuen Bedingungen erst einmal weitermachen kann.
Die 6000 neuen Ein-Euro-Jobs entstehen in den verschiedensten Bereichen: Während Neumünster und die Kreise
Rendsburg/Eckernförde und Segeberg sich bei ihren 1000 neuen Arbeitsgelegenheiten auf die Gruppe der unter 25-Jährigen konzentriert haben, sind in Kiel erst einmal insgesamt 240 Ein-Euro-Jobs eingerichtet worden, die die Stadtteile lebenswerter machen sollen. Hinzu kommen 400 Angebote, die noch geprüft werden: Aufgaben wie Hilfe im Freilichtmuseum Molfsee, Nachmittagsbetreuung von Kindern in Schulen und soziale Hilfen für Behinderte und alte Menschen. Bewilligt wird aber nur das, was zusätzlich und gemeinnützig ist und weder reguläre Arbeitsplätze noch funktionierende Ehrenämter ersetzt. Als in Segeberg ein Kindergarten einen Ein-Euro-Jobber für den Abwasch haben wollte, wurde dies abgelehnt: Das Kriterium der Zusätzlichkeit war nicht erfüllt - der Abwasch wurde ja schon immer gemacht. stü/wit