Hallo in die freundliche Runde,
erstens mal sehe ich nicht, daß "die Krise" "deutsche Auswanderer" "zurückzwingt". Ich war in den letzten Jahren im Urlaub immer in Südostasien und habe dort etliche Auswanderer kennengelernt. Und ich habe mich sehr mit dem Thema beschäftigt, denn ich bin selbst derzeit im westlich benachbarten EU-Ausland, und dies schon seit etlichen Jahren! Zurück will ich keinesfalls.

Gründe? Hier habe ich Arbeit und damit Lohn und Brot. Belgistan kennt den gesetzlichen Mindestlohn und weiß ihn zu schätzen, Lohnsenkungen sind gesetzlich verboten. Und wenn es mal dazu kommt, daß unsereins hier die Regierung an die Rente geht, wie vor 3 Jahren bei der Erhöhung des Vorruhestandsalters ("brugpensioen") von 58 auf 60, dann sind wir ganz rasch und ganz massenhaft auf der Straße. Genau das gefällt mir. (Und genau das läuft ja in Germanistan gaaanz anders ... ein Arbeitsvolk von Schleimern und Katzbucklern grüßte da den Rest der Welt und mutierte zum Paradebeispiel für das, was sich aus menschlichen Wesen herausquetschen läßt, wenn sie es zulassen.)

In Südostasien verschlug es mich im Urlaub vor Jahren in die Philippinen. Dort logierte ich recht preisgünstig bei einem alten Abenteurer, der auch Südamerikas Tropen gut kennt und seit drei Jahrzehnten in den Philippinen sein Hotelgewerbe betrieb. Wobei ihm als Ausländer in den Philippinen nichts gehörte! Er hatte eingeheiratet und versucht, sich mit diversen Verträgen eigentumsrechtlich irgendwie abzusichern ... aber die Philippinen sind kein "Rechtsstaat" ... sein Anwalt nahm die Kohle natürlich gerne! Seine Gattin stammte aus armen Verhältnissen und brachte es zur besten Golfspielerin im Lion's Club vor Ort! Es kam dann zum Ehekrach. Schon im Rentenalter legte sich der Gute eine neue Freundin auf der Nachbarinsel zu. Während er mit ihr zwei Kinder zeugte, verbrachte er seine drei Söhne nach Berlin in die Jugend-Notaufnahme. Seine deutsche Rente war so klein, daß er Grundversorgung beantragen mußte. Aufgrund der vielen Kinder erhielt er eine Wohnung und soviel finanzielle Zuwendung, daß er locker mit Frau und nun schon 3 Kleinkindern in den Philippinen Urlaub machen konnte. Er wohnt ansonsten ganz zentral in Berlin und gilt als Rückkehrer nach ca. 45 Jahren Auslandsleben! Kürzlich verkündete er, nun insgesamt Papa von 10 Kindern zu sein (einige wohnen in Südamerika ...).

Dieser alte Haudegen ist übrigens nicht ohne! Viele "alte Böcke" in den Philippinen würden ganz gerne mit ihren jugendlichen Gattinnen nach Germanistan rückwandern ... denn man stirbt ruhiger dort, wo man ursprünglich hergekommen ist! (So deren Worte.) Natürlich gibt es da arge Visumprobleme. Die Holden müssen erst mal die deutsche Sprache lernen, die Ehe muß in Germanistan anerkannt sein, usw.

Der alte Haudegen hatte den Bogen allerdings raus und zeigte, daß er Eier hat!!! Die germanistanische Botschaft in Manila verwehrte seiner Freundin und Mutter der damals zwei gemeinsamen Kinder das Visum. (Scheidung gibt es in den Philippinen nicht, so daß unser Held mit seiner Exfrau weiterhin als verheiratet nach philippinischem Recht galt ... nur die Kinder hatten Anspruch auf auch den germanistanischen Paß! Folglich konnte er seine neue Freundin zwar schwängern, aber nicht heiraten ... .)

Aber er packte es an! Er flog kurzerhand mit den beiden Klieinkindern nach Berlin zu seinen ehelichen Söhnen, regelte dort alles mit der Grundversorgung und Wohnung ... was zügig binnen wenigen Wochen ging. Da die germanistanische Botschaft immer noch zickte und kein Visum rausrücken wollte, verklagte er diesen Diplomatenstadl kurzerhand beim germanistanischen Beamtenstadl in Berlin, beim Familiengericht. Der Familienrichter konnte kaum glauben, daß der Alte mit den beiden Kleinkindern nun da stand und die Kindesmutter nicht zu ihren germanistanischen Kindern gelassen wurde von germanistanischen Behörden! Es gab einen Eilbeschluß, 4 Wochen später war die Kindesmutter in Berlin! (Ohne Deutschkenntnisse, ohne anwaltliche Überprüfung ihrer Familienverhältnisse durch einen teuren Vertragsanwalt der germanistanischen Botschaft in Manila, ohne OKAY einer minderbemittelten Stempelbeamten usw.)

Ich wünsche dem glücklichen Paar in Berlin weiterhin viele Kinder! Der fleißige Zeuger mailte mir vor kurzem, ob ich nicht einen günstigen Flug nach Manila wüßte. Sie wollen nochmal in die Philippinen für einige Wochen, bevor das erste Kind zur Schule kommt ... .

Fazit: Ihn trieb seine eigenen Familien- und Eigentumskrise zurück nach Germanistan, nicht aber die kapitalistische Weltwirtschaftskrise!

Aus jener Zeit meiner ersten Reisen dorthin kenne ich noch einen weiteren "Rückwanderer". Mittlerweile 76, Gattin 26. Er war mal Postbote und nebenher Schlagzeuger, so daß es ihm recht gut in Germanistan erging: 1500 Euronen Altersrente!

Er machte in den Philippinen eine Bar auf und mußte sie wieder schließen. Seine jetzige Gattin lachte er sich ausgerechnet im Clan seiner damaligen philippinischen Noch-Gattin an. Die Noch-Gattin verfügte über Verwandtschaft in Germanistan! So kam es, daß unser Held "sein" bzw. das Haus seiner Noch-Gattin in den Philippinen ebenso verlor wie zahlreiche Musikinstrumente (keyboard, Schlagzeug usw.). Und obendrein erlegte ihm das germanistanische Familiengericht 500 Euro monatliche Unterhaltszahlung an die getrennt lebende philippinische Frau auf. Sein junges Liebchen kostete ihn also eine ganze Menge!

Er spielte aber weiter auf Expat-Abenden in den Philippinen und führte dort ein auskömmliches Leben mit Haus und PKW und der Freundin, war geachtet von den Expats und Nachbarn. Als er auf die 75 zuging und die Alterszipperlein sich mehrten, beschloß er, doch wieder nach Deutschland zu ziehen. Ihm gelang es, seinen dortigen Töchtern Verständnis für seine junge Liebe zu entlocken. Es gab ziemliche Turbulenzen, die Scheidung mit seiner Nochgattin durchzusetzen, denn diese hatte ihm verständlicherweise ewige Rache geschworen und wollte den Geldautomaten äh Nochgatten nicht ungeschoren sausen lassen. Schließlich war er endlich geschieden, seine junge Liebe absolvierte den Deutschkurs am Goethe-Institut in Manila, sie kehrten vor gut eineinhalb Jahren nach Germanistan zurück.

Was soll ich hier sagen? Er beklagt sich seitdem ständig und will wieder zurück in die Philippinen. Seine Musik, für die er sehr geachtet war vor Ort in den Philippinen, will in Deutschland niemand hören. Er kommt weder mit den Leuten noch mit den Preisen klar. Er mailt mir immer, wie bitter er bereut, nach Deutschland zurückgekehrt zu sein.
Das waren die beiden Rückwanderer-Fälle, die ich kenne. 
Von den insgesamt 17 germanistanischen Kollegen, die ich in meinem Arbeitsleben in Benelux in den letzten 10 Jahren kennengelernt habe, gingen nur drei aus familiären Gründen zurück, weil die Frauen mit den Kindern jeden Nachzug verweigerten und nur mit der Rückkehr nach Germanistan die Familie erhalten werden konnte.

Alle 14 anderen germanistanischen Kollegen sind im Ausland verblieben. Fast alle von ihnen äußern immer wieder mal, daß keine zehn Pferde sie nach Germanistan zurückbekommen würden.

Einige kommen aus Call Centern in Germanistan, wo sie mit 900 Euro netto für Vollzeitarbeit abgespeist wurden. In Benelux läuft da nichts unter 1300 Euro netto. Andere kamen mit Eurokraten (EU-Beamten) hierher Richtung Brüssel. Ich höre nirgendwo, daß jemand Heimweh nach Germanistan hätte!

Ich fahre gelegentlich zum Einkaufen nach Aachen. Und anschließend weiter zu einstigen Kollegen und jetzt immer noch guten Freunden in die Niederlande. Dort sitzen wir dann um das Faß und erzählen uns, wie die Welt sich verändert. Vor 30 Jahren fuhren viele aus Benelux rüber nach Germanistan, in das Hochlohn-Paradies (DAMALS!!!). Heute "überfallen die Moffen Holland", wie es dort immer wieder spöttisch für die schubweise einsickernden germanistanischen Arbeitsexilanten heißt.

Aber noch ist Platz hier, liebe Arbeitssuchenden in Germanistan! Wer einigermaßen deutsch lesen und schreiben kann und sogar imstande ist, einen PC und ein Telefon zu bedienen ... es gibt viel viel üblere Jobs auf dieser Welt!

goodie
WER SICH NICHT WEHRT, DER LEBT VERKEHRT++