Studie prangert Sklavenarbeit in Deutschland an

Begonnen von Kater, 18:02:24 Mi. 15.Juli 2009

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Kater

ZitatStudie prangert Sklavenarbeit in Deutschland an
Menschenrechtler fordern Entschädigung der Opfer
Sigrid Averesch

BERLIN. 85 Stunden arbeitete Lakech Demise pro Woche in dem Berliner Spezialitätenrestaurant als Köchin. Weitere 24 Stunden putzte die Äthiopierin, die sich legal in Deutschland aufhielt, im Haushalt ihres Arbeitgebers. Der Lohn für die Sklavenarbeit war skandalös: 100 Euro bekam die Mutter von drei Kindern in den eineinhalb Jahren, in denen sie in dem Restaurant arbeitete. Lakech Demise, die sich selbst dieses Pseudonym gab, wandte sich schließlich an die Polizei. Im Februar dieses Jahres verurteilte das Amtsgericht Berlin-Tiergarten den Restaurantbesitzer wegen Menschenhandels zum Zwecke der Ausbeutung der Arbeitskraft zu sechs Monaten Haft auf Bewährung. Einen Teil des Lohns, der der Köchin zusteht, muss er ihr nachzahlen. Es war bundesweit erst die dritte Verurteilung wegen dieses Delikts.

(siehe auch hier: http://www.chefduzen.de/index.php/topic,11725.msg168932.html#msg168932)

"Es gibt Formen von Sklaverei in Deutschland", konstatierte gestern in Berlin Martin Salm, Vorsitzender der Stiftung "Erinnerung, Verantwortung und Zukunft" (EVZ). Die Opfer würden als Zwangsprostituierte, auf dem Bau, in Gaststätten oder in der Landwirtschaft arbeiteten. Mit dem Deutschen Menschenrechtsinstitut stellte Salm ein dreijähriges Projekt vor, mit dem die Rechte der Opfer gestärkt werden sollen. Die strafrechtliche Verfolgung der Täter allein genüge nicht, sagte Salm.

Das Pilotprojekt solle auch den Regelungen des Opferentschädigungsgesetzes zum Durchbruch verhelfen, betonte der Direktor des Deutschen Menschenrechtsinstituts, Heiner Bielefeldt. Nach der gestern vorgestellten Studie des Menschenrechtsinstituts zum Menschenhandel in Deutschland werden die Opfer zwar bei Gerichtsverfahren als Zeugen gehört; ihre eigenen Rechte aber, wie eine Entschädigung, gerieten aus dem Blick. Das Projekt, das die EVZ mit 600 000 Euro finanziert, soll deshalb Beratungsstellen unterstützten und Mitarbeiter der Organisationen und Behörden sowie Anwälte fortbilden.

Zudem forderten die Autoren der Studie, Petra Follmar-Otto und Heike Rabe, gesetzliche Neuregelungen. Die Opfer sollten nicht nur für die Dauer des Strafprozesses in Deutschland bleiben dürfen sondern auch für die Durchsetzung ihrer zivilrechtlichen Ansprüche. Derzeit werden sie nach Prozessen üblicherweise ausgewiesen. Zudem forderten die beiden Autoren den Bundestag auf, neue Wege für die legale Arbeitsmigration zu finden.

Konkrete Zahlen über Menschenhandel liegen nicht vor. Nach einer Schätzung der Internationalen Arbeitsorganisation gibt es in Deutschland pro Jahr rund 15 000 Fälle. Das Bundeskriminalamt erfasste für das Jahr 2007 in seinem letzten "Lagebericht Menschenhandel" 454 Ermittlungsverfahren zum Zwecke sexueller Ausbeutung und 92 Fälle zur Ausbeutung der Arbeitskraft. Bei den Opfern der sexuellen Ausbeutung handelt es sich fast nur um Frauen, insbesondere aus Osteuropa. Über die Hälfte von ihnen war unter 21 Jahre alt. Menschenhandel steht in Deutschland seit 1973 unter Strafe. Seit 2005 umfasst der Straftatbestand auch die Ausbeutung der Arbeitskraft.

http://www.berlinonline.de/berliner-zeitung/archiv/.bin/dump.fcgi/2009/0715/politik/0035/index.html

silent

Auch wenn das für Forenverhältnisse schon ein älterer Thread ist muss ich dem noch etwas hinzufügen:

Wir haben hier in diesem Land schon seit Jahrhunderten eine besondere Beziehung zur Arbeit. Der allgegenwärtige Arbeitszwang wird gar nicht mehr als solcher wahrgenommen,  vielmehr ist er Pflicht oder eine Notwendigkeit usw. Für mich sind diesbezügliche Sprüche Ausdruck einer Sklavenmentalität die nicht zulassen will oder kann, wie gerne die Menschen sich immer noch gerne benutzen, verarschen und ausbeuten lassen. Ich beziehe mich hier auf die Millionen Menschen in Lohnarbeit, welche tagtäglich für einen gesichtslosen Konzern und dessen Profite anschaffen gehen. Statt Arbeitslosigkeit zu bejubeln wird sie als Schreckenszenario der schlimmsten Güte inszeniert und in den realen Verhältnissen etabliert. Unsere Wirtschaft, unsere tagtägliche Arbeit zielt  doch darauf ab effizienter zu sein und Arbeitsplätze überflüssig zu machen. Ist doch super, haben die Menschen mehr Zeit sich mit sinnvollen oder lustigeren Dingen auseinander zu setzen. Aber so will das kaum einer sehen, dann lieber den immer schwieriger zu erwirtschaftenden Profiten nachjagen und Arbeitnehmer ausquetschen bis sie kaputt gehen.
Das gewalttätigste Element der Gesellschaft ist die Unwissenheit.
(Emma Goldman)

Gehtsnoch

Habe das noch nicht gelesen....hammer Urteil...wie gewohnt Deutschland ist ein Unrechtsstaat!

Bewaehrunh...pfff....
Zeitarbeit ist scheisse!

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