Den Schaden, den er damit seinem Arbeitgeber zugefügte, betrug laut Gutachter 0,014 Cent.
Ebend...
Auf die Höhe des Schadens kommt es nicht an. Er hätte ja vor dem Aufladen fragen können, ob er das überhaupt darf.
Besser kann man einem Arbeitgeber keine Steilvorlage geben, wenn der evtl. unliebsame Mitarbeiter los werden will.
Es kommt drauf an, wer, in welcher Höhe gegen wen gerichtet, den Schaden anrichtet. Bescheißen ist im Kapitalismus erklärtes Staats- und Geschäftsprinzip.
Organisiertes wirtschaftskriminelles Verhalten von Politikern, Beamten, Unternehmern, Bankern, "Beratern" in Milliardenhöhe gegen die eigenen Lieferanten, Betriebsbelegschaften und Kundschaft bleibt straffrei, nach dem Motto: "Eine Krähe hakt der anderen keine Auge aus!" in der vollen Gewißheit, daß die geschädigte Gegenseite nicht die finanzielle Schlagkraft hat, langanhaltende Rechtsverfahren durchzustehen.
Im umgekehrten Fall:
Wenn mal ein kleiner, popliger Mitarbeiter fahrlässig einen Minischaden verursachte, dann wird das von eben diesen Leuten als Staatsverbrechen aufgebauscht und endet mit fristlosen Kündigungen, Schadenersatzverfahren und anderen Aufwand.
Was ist ein Dietrich gegen eine Aktie? Was ist ein Einbruch in eine Bank gegen die Gründung einer Bank? Was ist die Ermordung eines Mannes gegen die Anstellung eines Mannes?" - aus der Rolle des Mackie Messer, Die Dreigroschenoper (Druckfassung 1931), III, 9 (Mac). In: Ausgewählte Werke in sechs Bänden. Erster Band: Stücke 1. Frankfurt am Main: Suhrkamp Verlag, 1997. S. 267
ZDF, Maybrit Illner: Kapitalismus gegen Sozialismus?
Dazu im Diskussionsblog eine passende Lesermeinung:
Was ist der Einbruch in eine Bank gegen die Gründung einer Bank?
von: Westerle Merkwelle
Erstellt am: 30.10.08, 19:11 1056 mal gelesen
Dieses Zitat aus der Dreigroschenoper erweist sich heutzutage wieder einmal als sehr weise.
Wenn Sie oder ich in eine Bank gehen - und einen noch so kleinen Geldbetrag stehlen würden, kämen wir für Jahre ins Gefängnis.
Aber die "Leistungsträger" an der Spitze der Banken mit ihren Supergehältern durften nach ersten Schätzungen Trillionen verzocken.
Zahlmeister sind wir alle durch verlorene Spareinlagen, steigende Arbeitslosigkeit und bankrotte Staatshaushalte, die ihre eigentlichen Aufgaben nicht mehr erfüllen können.
Ist eben wesenseigen für diese Gesellschaftsordnung - die Waffenungleichheit - seine Interessen durchsetzen zu können.
Ursache:
Privateigentum an Produktionsmitteln ist die Quelle für Machtmißbrauch, Ausbeutung und Unterdrückung. Die Menschen werden schon so in prekären Lebensverhältnissen wie Hühner in der Käfighaltung genötigt, daß sie sich im Kleinen so gaunerhaft verhalten wie ihre großen Vorbilder. Wenn man die Menschen leistungsgerecht in voller Anerkennung ihrer erbrachten Arbeitsleistungen bezahlen würde, wären diese Bagatellschäden auch nicht nötig.
Aber bitte - man stelle mal die ständig wiederholten Verbrechen der Machthaber den fahrlässig verursachten, kleinen Unregelmäßigkeiten gegenüber und betrachte das Ganze immer im Rahmen der herrschenden Gesellschaftsverhältnisse.
Und wenn die Machthaber gegenüber dem Volk moralisierend im Stil des Mafia-Berlusconi auftreten, dann sollte man Ihnen Bertold Brecht vor die Nase halten:
"'Erst kommt das Fressen, dann kommt die Moral!" hat Bertold Brecht einst effektvoll einer Bourgeoisie entgegengeschleudert, die vom hohen Ross materieller Wohlsituiertheit den niederen Schichten Moral predigen wollte"
Der Satz stammt aus der "Dreigroschenoper" von Bertolt Brecht (1928). In der "Ballade über die Frage: Wovon lebt der Mensch?" heißt es:
Ihr Herrn, die ihr uns lehrt, wie man brav leben
Und Sünd und Missetat vermeiden kann
Zuerst müßt ihr uns schon zu fressen geben
Dann könnt ihr reden: damit fängt es an.
Ihr, die ihr euren Wanst und unsere Bravheit liebt
Das Eine wisset ein für allemal:
Wie ihr es immer dreht und immer schiebt
Erst kommt das Fressen, dann kommt die Moral.
Erst muß es möglich sein, auch armen Leuten
Vom großen Brotlaib sich ihr Teil zu schneiden
(Erstdruck 1928. Mit einem Kommentar hrsg. von Joachim Lucchesi. Frankfurt am Main: Suhrkamp, 2004. S. 67. ISBN 3-518-18848-8)