160 Entlassungen bei Ortopedia in Kiel

Begonnen von , 20:10:31 Do. 30.Oktober 2003

⏪ vorheriges - nächstes ⏩

Produktionsschließung
Kieler Ortopedia entlässt 160 Mitarbeiter

Bei Ortopedia in Kiel, einem Hersteller von Rollstühlen, sollen 160 von 208 Mitarbeitern entlassen werden. Die Produktion wird zum 30. Juni 2004 komplett eingestellt, lediglich ein Vertriebsbüro soll in Kiel erhalten bleiben. Das teilte die Geschäftsführung den Beschäftigten bei einer Betriebsversammlung mit. Als Grund nannte die Firma die rückläufige Nachfrage. Für die betroffenen Mitarbeiter ist ein Sozialplan vorgesehen.

Nur 20 Jobs bleiben in Kiel

Im Kieler Vertriebsbüro werden 20 Mitarbeiter übernommen, weitere 20 erhalten Angebote für einen Job bei der Muttergesellschaft Meyra mit Sitz in Kalldorf (Nordrhein-Westfalen). Für die 18 Auszubildenden werde an einer Übernahme durch andere Kieler Betriebe gearbeitet, teilte der Geschäftsführer von Meyra-Ortopedia, Karl-Heinz Bösche, weiter mit. Meyra hatte das Kieler Unternehmen 1992 gekauft und in erheblichem Umfang in den Standort investiert. Außerdem übernahm Meyra zwischen 1997 und 2002 Verluste von Ortopedia in Höhe von insgesamt 17 Millionen Euro, gab Bösche bekannt.

Kostendruck durch Billigimporte

Als Hauptursache für die Schließung der Produktion in Kiel nannte der Geschäftsführer den Rückgang der Nachfrage nach neuen Rollstühlen um 20 Prozent in diesem Jahr. Hintergrund sei die Kostendeckelung der Ausgaben im Gesundheitswesen. Momentan deckten der Fachhandel und die Krankenkassen die Lücken mit gebrauchten Rollstühlen aus eigenen Beständen ab. Hinzu komme der Kostendruck durch Billigprodukte von Anbietern aus Fernost, erläuterte Bösche. Meyra und Ortopedia seien als Marktführer mit über 50 Prozent Marktanteil davon besonders betroffen.

Arbeitskosten in Kiel angeblich am höchsten

In Kiel lägen die Kosten pro Arbeitsstunde am höchsten und um 17 Prozent über dem Durchschnitt der anderen Produktionsstätten der Meyra-Gruppe. Daher sei dieser Standort geschlossen worden. Sprecher des Betriebsrates und der IG Metall Küste zweifelten diese Angaben an. Man erwarte Standortvergleiche mit konkreten Zahlen, forderte der Betriebsratsvorsitzende von Ortopedia, Hartwig Ötting. Die Mitarbeiter fühlten sich als Bauernopfer für die anderen Standorte der Meyra-Gruppe.


Die Kieler Oberbürgermeisterin Angelika Volquartz (CDU) und der Staatssekretär im Wirtschaftsministerium, Michael Rocca (SPD), boten der Geschäftsleitung von Ortopedia Gespräche über eine Fortführung der Produktion am Standort Kiel an. Beide äußerten sich "völlig überrascht" von der Entscheidung. Rocca kündigte ein Treffen mit dem Betriebsrat in der kommenden Woche an.

Quelle: NDR - Online, 30.10.

ManOfConstantSorrow

ZitatOriginal von Lübecker Nachrichten

Einstellung der Produktion: Ortopedia-Beschäftigte für Streik
Kiel (dpa/lno) - Mit großer Mehrheit haben die Mitarbeiter des Kieler Unternehmens Ortopedia bei einer Urabstimmung für einen Streik gestimmt. Das teilte die IG Metall am Mittwoch mit. Ortopedia, einer der führenden deutschen Hersteller von Rollstühlen, will wegen rückläufiger Nachfrage die Produktion zum 30. Juni einstellen. Rund 160 von 208 Mitarbeitern sollen entlassen werden. Nach Angaben der IG Metall gab es bei Gesprächen mit der Geschäftsführung unter anderem bei der Ausgestaltung eines Sozialplanes bislang keine Annäherung.


dpa/regioline vom 05.05.2004
Arbeitsscheu und chronisch schlecht gelaunt!

  • Chefduzen Spendenbutton