Porno ist doch besser als Hartz IV

Begonnen von CubanNecktie, 12:39:43 So. 18.Oktober 2009

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CubanNecktie

ZitatNach Jahren der Arbeitslosigkeit beschloss Steffi: Besser nackt vor die Kamera als weiter vom Amt leben.


Die B.Z. war bei Ihrem ersten Vorstellungsgespräch auf der Sexmesse Venus dabei:

Ein auffallend ungeschminktes, zartes Mädchen schleicht durch die Messehallen, in denen bis Sonntag Abend noch die Sexmesse Venus läuft. Das Mädchen heißt Steffi, sie ist 22, in ihrem Ringelpulli mit Rollkragen wirkt sie wie eine 17-jährige Schülerin, die sich ganz aus Versehen in diese Welt aus Sex und Nacktheit verirrt hat.

Neben all den dick geschminkten, blondierten Damen in knappen Bikinis auf Ultra-High-Heels wirkt die Brandenburgerin mit ihren 1 Meter 60 noch kleiner, zierlicher, verlorener. Um sie herum tobt der Wahnsinn der 13. Venus: Blitzlichter, dröhnender Techno, akrobatische Stangentänzerinnen, Lederdominas. Dazwischen: Hobby-Filmer, die gar nicht genug Fleisch auf ihre Speicherkarten kriegen können.

Die größte internationale Sex-Fachmesse der Welt zog im letzten Jahr fast 30.000 Besucher an, auch in diesem Jahr werden ähnliche Zahlen erwartet.

Stephanie Charlett, wie Steffi eigentlich heißt, ist hierher gekommen, weil sie findet, Porno könnte ihre Chance sein im Leben. Raus aus der Arbeitslosigkeit und der Tristesse von Hartz IV. Ihr eigenes Lebensdrama soll sich nicht in ihrem dreijährigen Sohn wiederholen. Mit 15 verließ Steffi das Elternhaus (,,Die würden mir eine runterhauen, wenn die wüssten, dass ich hier bin"), ging freiwillig ins Heim, jobbte nach der 9. Klasse als Verkäuferin, der Job wurde wegrationalisiert. Keine Ausbildung, mit 19 schwanger.

Ihr Lebensdrama soll sich nicht wiederholen

Ihr großer Traum, ,,einen Beruf mit Tieren" zu erlernen, bleibt einer – das ungeplante Kind, der Vater, der ging, als es ernst wurde. Seitdem leben sie und ihr Sohn von Hartz IV und Kindergeld. Was ihr Kind, wenn es älter wird, sagt, dass Mama Pornos macht, diese Gedanken spielen jetzt keine Rolle.

Man merkt Steffi an, dass das hier kein leichter Schritt wird. Sich selbst zu Geld machen, kostet Überwindung.

Sie begegnet einem interessierten Mann. Er hat deutsche Stars der Szene wie Vivian Schmitt groß gemacht hat. Dem Porno-Produzenten und -Regisseur Harry S. Morgan. Steffi hat keine Ahnung, dass Morgan ein Star der Szene ist. Harry scheint das willkommen: Natürlichkeit und Talent sind ihm lieber als Plastik-Haar und Schminke. ,,Dass du mir bloß nicht deinen hübschen Kussmund aufspritzt, schau dir doch die ganzen Porno-Monster hier an! Du bist bezaubernd."

Harry, der an der berühmten Folkwang-Kunsthochschule studiert hat, und seit 1988 ,,in Porno" macht, erklärt, wie so ein Schnupper-Tag abläuft. Partner könnte Pornostar Conny Dachs sein. Steffi kichert verlegen, sie mag Conny, ,,weil er in seinen Filmen so lustig ist und auch janz schicke aussieht.". Dass ihr erster Dreh gleich mit einem echten Star ablaufen könnte, hätte sie zuhause in Brandenburg nicht mal zu träumen gewagt.

Und nun besteht die Hoffnung auf 250 Euro und mehr pro Szene.

Vorher begutachtet Morgan noch schnell Steffis Bauch. Schwangerschaftsstreifen kann am Set keiner gebrauchen. Feingefühl gehört nicht ins Bewerbungsgespräch.

,,Ein Traumjob ist das zwar immer noch nicht", sagt Steffi nach der halbstündigen Casting-Prozedur. Dennoch hält sie es für den ersten Schritt in eine bessere Zukunft.

Aber morgen, da geht sie mit der besten Freundin, deren Kind und ihrem Sohn erst mal ins Abenteuerspiel-Paradies in ihrer Heimatstadt. ,,Diesmal gibt es Brause und Pommes für alle, keine mitgebrachten Stullen", sagt Steffi. Schließlich macht sie bald Geld mit Porno.

Dann verschwindet das Mädchen aus Brandenburg in der Menge. Man möchte ihr Glück wünschen und einen anderen Weg.

http://www.bz-berlin.de/aktuell/berlin/porno-ist-doch-besser-als-hartz-iv-article615922.html
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