Patienten-Abzocke: Das Geschäft mit den teuren Hörgeräten

Begonnen von Wilddieb Stuelpner, 09:58:45 Mi. 09.Februar 2005

⏪ vorheriges - nächstes ⏩

Wilddieb Stuelpner

ARD/NDR, Sendung "Plusminus": Patienten-Abzocke: Das Geschäft mit den teuren Hörgeräten

Di 08.02.05|21:55

Im deutschen Gesundheitswesen versickern jährlich bis zu 20 Milliarden Euro, so eine Studie der Organisation "Transparency International". Besonders der Hörgeräte-Markt ist geprägt durch Intransparenz und fehlenden Wettbewerb.

Plusminus dokumentierte bereits im Mai 2003: Viele HNO-Ärzte schicken ihre schwerhörigen Patienten zu ganz bestimmten Hörgeräte-Akustikern. Diese zeigen sich den Ärzten gegenüber erkenntlich und zahlen ihnen – offiziell oder unter der Hand – ein Entgelt für eine so genannte Qualitätskontrolle: Nach Einsetzen des Hörgerätes beim Hörgeräteakustiker kontrolliert der Arzt den Patienten noch einmal. Dies ist allerdings Kassenleistung. Füllen die HNO-Ärzte dann noch einen Fragebogen aus, dürfen sie dafür Geld kassieren, meist um die 120 Euro. Die Hörgeräte-Akustiker geben diese ihnen entstandenen Kosten an die Patienten weiter. Die Preise für Hörgeräte sind nicht festgesetzt.

Für den Kunden ist die Übersicht über Produkte und Preise schwierig. Die Preise für Hörgeräte sind in der Regel im Laden nicht einmal ausgewiesen. Der Akustiker kann frei über sie bestimmen. Die gesetzlichen Krankenkassen zahlen einen Festzuschuss von 421 Euro pro Hörgerät. Zwar ist der Hörgeräte-Akustiker verpflichtet, auch Geräte anzubieten, die zuzahlungsfrei sind, doch die sind für viele Schwerhörige nicht geeignet. Mitunter kommt es auch vor, dass die preisgünstigen Geräte schlecht eingestellt sind, so dass der Kunde damit nichts anfangen kann, so ein Insider zu Plusminus.

Intransparenz und fehlender Wettbewerb auf dem deutschen Markt nutzt Akustikern und heimischen Hörgeräte-Herstellern gleichermaßen. Auf diese Weise werden die Preise in die Höhe getrieben. Im europäischen Ausland sind Hörgeräte dagegen erheblich günstiger. Dies gilt sowohl für den Endpreis als auch für den Einkaufspreis. In Dänemark beispielsweise muss der Händler für ein Top-Gerät von Siemens weniger als die Hälfte als sein deutscher Kollege zahlen.

Aus diesem Grund bezieht die Firma "Focus Hören" die Geräte auch aus dem Ausland und kann sie für den deutschen Endverbraucher weit unter dem üblichen Marktpreis anbieten. Doch der Hörgeräte-Markt bestraft diese verbraucherfreundliche Geschäftspraxis. "Focus Hören" wird die Mitgliedschaft im Berufsverband verwehrt, sie wird mit Prozessen überzogen und Lieferanten werden unter Druck gesetzt.

Autor: Thilo Eckoldt

Deutscher Schwerhörigen Bund
Die Webseite vom Schwerhörigen-Netz.
[URL]http://www.schwerhoerigkeit.de[/url]

Focus Hören AG
Die Informationsseite von Focus Hören.
http://www.focus-hoeren.de

Transparency International Deutschland e.V.
Webseite der Koalition gegen Korruption.
http://www.transparency.de

Studie "Transparenzmängel, Korruption und Betrug im deutschen Gesundheitswesen"
Die Studie können Sie hier lesen und downloaden.
http://www.transparency.de/Grundsatzpapier_Gesundheit_200.586.0.html

  • Chefduzen Spendenbutton