Ländertarife: Konflikt mit ver.di droht

Begonnen von Wilddieb Stuelpner, 15:59:27 Do. 10.Februar 2005

⏪ vorheriges - nächstes ⏩

Wilddieb Stuelpner

Videotexttafel 117, MDR, Do.10.02.05 13:09:20

Ländertarife: Konflikt mit ver.di droht

Bei den anstehenden Tarifverhandlungen für die Beschäftigten der Bundesländer deutet sich ein harter Konflikt an.

Ver.di-Chef Bsirske lehnte heute längere Arbeitszeiten strikt ab. Angesichts von fünf Millionen Arbeitslosen wäre das der falsche Weg. Länder-Verhandlungsführer Möllring hatte nach dem Tarifabschluss für Beschäftigte des Bundes und der Kommunen erklärt, dass eine Übernahme nicht in Frage komme. Diese Einigung gehe nicht weit genug.

Die Länder wollen längere Arbeitszeiten sowie Öffnungsklauseln beim Weihnachts und Urlaubsgeld durchsetzen.

Videotexttafel 140 bis 145, MDR, Do.10.02.05 12:43:17

Tarifreform im Öffentlichen Dienst I

Nach 40 Jahren haben sich Bund, Kommunen und Gewerkschaften auf eine Reform des Tarifrechts geeinigt. Die Länder waren aus den Gesprächen ausgestiegen. Der neue Tarifvertrag gilt ab 1.10.05 und für 35 Monate.

Besitzstand: Wer schon im öffentlichen Dienst arbeitet, darf durch das neue Tarifrecht keine Nachteile haben.

Gehälter

Ost - bis 2007 Anhebung von jetzt 92,5 auf 97% des Westniveaus; pro Jahr +1,5% West-Beschäftigte erhalten 2005, 2006 und 2007 je 300 Euro als Einkommensererhöhung (je 100 Euro zum 1.4., 1.7., 1.10.05, je 150 zum 1.4, 1.7. 06/07)

Bezahlung nach Leistung

8% des Gehalts hängen künftig davon ab. Schrittweise Einführung, beginnend mit einem Prozent im Jahr 2007. Die Kriterien soll eine Kommission erarbeiten. Das Geld kommt u.a. durch den Wegfall
des Verheiratetenzuschlags oder aus den Budgets für Jahresendzahlungen zusammen

Bezahlung künftig nicht mehr nach

- Lebensalter
- Familienstand
- Zahl der Kinder (deshalb auch die Strafsteuer der Kranken- und Pflegekassen für Alleinstehende und Kinderlose in der gesamten Bundesrepublik)

Bezahlung künftig nach

- Leistung
- Berufserfahrung (Berufsjahre)

Einstufungen

Keine Unterscheidung mehr zwischen Arbeitern und Angestellten. Es gibt 15 Entgeltgruppen nach Qualifikation und Berufsbild sowie sechs (Berufs-)Erfahrungsstufen. Die bisher 17.000 Eingruppierungsmerkmale entfallen.

Niedriggehalt

Eine neue niedrige Einkommensgruppe für "einfachste Tätigkeiten" wird eingeführt. Ziele: Wettbewerbsfähigkeit gegenüber Privatwirtschaft erhöhen; Auslagerungen von Jobs vermeiden.

Führungskräfte

auf Zeit (bis zu 12 Jahren) und Probe (bis zu 2 Jahren) einsetzbar.

Arbeitszeit

Wird flexibler gestaltet. Möglich ist ein "Arbeitszeitkorridor" bis zu 45 Wochenstunden, wenn die Tarifparteien dies im jeweiligen Betrieb vereinbaren.

Bund: Wöchentlich durchschnittlich 39 Stunden. Für Ost-Bedienstete ist das eine Stunde weniger als bisher, für ihre West-Kollegen eine halbe Stunde mehr

Kommunen: Verlängerung auf bis zu 40 Stunden pro Woche möglich. Im Osten ist das bereits so, im Westen bisher 38,5.

Überstunden: Zwischen 6 und 20 Uhr ohne Zuschläge anordbar. Ausgleich durch Freizeit (innerhalb zwei Wochen).

Jahressonderzahlung

2005/2006: Höhe wie bisher. Neu: Weihnachts- und Urlaubsgeld werden zu einer Jahresendzahlung addiert.

ab 2007 Senkung abhängig von Verdiensthöhe auf

- 90% eines Monatsgehaltes für die künftigen Entgeltgruppen 1-8,
- 80% für 9-12 und
- 60% für die Höchsteinstufungen 13-15.

In Ostdeutschland werden jeweils 75% der Sonderzahlung West gewährt.

Unkündbarkeit bleibt

Beschäftigte ab 40 Jahren sind weiterhin nach 15 Jahren im öffentlichen Dienst unkündbar.

Ausnahmen: Verhaltens- oder betriebsbedingte Entlassungen.

Urlaub

Bei den bisherigen Beschäftigten ändert sich nichts.

Bei Neueinstellungen gilt:

- bis zum 30. Lebensjahr 26 Arbeitstage frei pro Jahr
- ab dem 40. Lebensjahr 29, später 30 Tage.

Damit ist die Zahl der Urlaubstage nicht mehr von der Vergütungsgruppe abhängig.

ManOfConstantSorrow

Ein Konflikt mit Verdi droht!?!

Eine typische Scheißformulierung einer TV-Redaktion!

Es drohte ein Verzicht auf einen Kampf, ein kampfloses Schlucken von Kröten. Und genau das haben wir jetzt!

Zitatrf-news 10.02.05

,,Jahrhundertreform" im öffentlichen Dienst mit zweifelhaftem Gehalt

 
Für 2,3 Millionen Beschäftigte von Bund und Kommunen handelten Bundesinnenminster Otto Schily (SPD) und Ver.di-Chef Bsirske federführend einen neuen Tarifvertrag aus (TÖDV). Doch das als "Jahrhundertreform" bezeichnete Werk bedeutet in Wirklichkeit die Ersetzung des bisherigen Flächentarifvertrags und damit das Aufbrechen zahlreicher einheitlicher und erkämpfter Schutzrechte. Was sind die Eckpunkte des neuen Vertrags:

    * Flexibilisierung und Veränderung der Arbeitszeit: über Arbeitszeitkonten wird die familienfeindliche Flexibilisierung vorangetrieben, verbunden mit der Streichung von Schichtzuschlägen. In den Kommunen West kann künftig wieder 40 Stunden gearbeitet werden, statt bisher 38,5 Stunden – in Absprache zwischen Kommunen und Ver.di-Landesbezirken.
    * Für Bundesbeschäftigte wird die Arbeitszeit einheitlich auf 39 Stunden festgesetzt (bisher 38,5 Stunden West und 40 Stunden Ost).
    * Angeblich um weitere Privatisierung und Ausgründungen zu verhindern, werden die Niedriglohngruppen gleich selbst im öffentlichen Dienst eingeführt.
    * Statt einer prozentualen Lohnerhöhung wurden jeweils 300 Euro Einmalzahlung für die Jahre 2005-2007 vereinbart. Ganze 25 Euro brutto pro Monat. Die Gehälter der Beschäftigten im Osten sollen in1,5%-Schritten in drei Jahren auf 97% des Westniveaus ansteigen.  
    * Vereinbart wurde die Abschaffung der Beförderung gemäß dem Alter und ihre Ersetzung durch eine vorgeblich "leistungsgerechtere Bezahlung". Nicht nur, um damit die Bezahlung insgesamt zu drücken, sondern auch um die Spaltung innerhalb der Belegschaften zu fördern.
    * Neueinstellungen erfolgen zum Teil unter schlechteren Bedingungen, was die Spaltung in den Belegschaften ebenfalls vertieft.
Arbeitsscheu und chronisch schlecht gelaunt!

ManOfConstantSorrow

NDR 12.2.05

Trotz der Einigung über eine Tarifrechtsreform für die Beschäftigten des öffentlichen Dienstes bei Bund und Kommunen sind die Fronten auf Landesebene weiter verhärtet. Die Bundesländer wollen den in Potsdam erzielten Abschluss nicht übernehmen. Das sagte der niedersächsische Finanzminister Hartmut Möllring, der zugleich Vorsitzender der Tarifgemeinschaft deutscher Länder (TdL) ist.. Unterdessen kündigte die Gewerkschaft ver.di für Ende Februar in Niedersachsen mehrtägige Streiks an. Damit will sie den Druck auf die Landesregierung weiter erhöhen. Laut Möllring will sich das Land aber nicht zur Übernahme des Tarifabschlusses zwingen lassen.
Arbeitsscheu und chronisch schlecht gelaunt!

Pinnswin

Das Ende Der Welt brach Anno Domini 1420 doch nicht herein.
Obwohl vieles darauf hin deutete, das es kaeme... A. Sapkowski

ManOfConstantSorrow

ZitatFür die kommende Tarifrunde im Bereich des öffentlichen Dienstes des Bundes sowie der Gemeinden fordert der ver.di Landesbezirk Hessen eine lineare Einkommenssteigerung von 10 %, mindestens jedoch 350,00 €.
http://hessen.verdi.de/pressemitteilungen/showNews?id=9f7e5888-9995-11dc-5822-0019b9e321cd

Eine Festgeldforderung für alles, was weiter unten liegt ist ein Schritt in die richtige Richtung. Bei ver.di gibt's durchaus positive Tendenzen.
Arbeitsscheu und chronisch schlecht gelaunt!

ManOfConstantSorrow

ZitatDie regelmäßig wiederkehrenden Prozentforderungen der Gewerkschaften bei den Tarifverhandlungen sind den Geringverdienern gegenüber unfair. Unser dringlicher Appell lautet: Gleiche Festbeträge für alle statt Prozente! Denn die Prozentforderungen bringen den Spitzenverdienern nicht nur ungleich viel mehr, sondern sie vergrößern auch in raschem Tempo den Abstand zwischen ,,denen da unten" und ,,denen da oben". Gerade die unteren Lohngruppen brauchen kräftigere Lohnzuschläge...

http://www.labournet.de/diskussion/gewerkschaft/tarifpolitik/festbetrag.pdf
Arbeitsscheu und chronisch schlecht gelaunt!

  • Chefduzen Spendenbutton