Arbeite als Kraftfahrer und werde ausgebeutet, was tun?

Begonnen von Switcher, 18:56:13 So. 29.November 2009

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Switcher

Hallo erstmal, ich komme aus Berlin und arbeite als Kraftfahrer (Sprinterklasse) in nem Kleinunternehmen.
Anfangs wurde ich nach Stunden bezahlt, nur war meinem Chef dies auf Dauer wohl zu teuer. Also wurden Anfang Oktober neue Arbeitsverträge abgeschlossen und nun gab es nur noch Pauschallohn, der alle eventuellen Überstunden abdeckt. Gerade jetzt in der Vorweihnachtszeit gibt es ne ganze Menge Überstunden und mein Chef verdient sich ne goldene Nase, zumindest theoretisch. Denn die Fahrzeuge die er an seine Mitarbeiter ausgibt sind Schrotthaufen auf 4 Rädern und es muss immer etwas gemacht werden, wärend er und seine Frau gepflegte und tadellos gewartete Fahrzeuge fahren.
Wenn an einem Wagen etwas defekt ist (was in den letzten 6 Wochen inzwischen 7 oder 8 mal vorkam, z.B. geplatzter Radbremszylinder, geplatzter Kühlerschlauch, gebrochene Kuplungsfeder...) muss ich in meiner Freizeit damit in die Werkstatt fahren, die am anderen Ende der Stadt liegt oder so lange warten bis ein armer Kollege vorbei kommt und mich mitnimmt, damit ich meine Tour zu ende fahren kann. Extrageld bekomme/n ich/wir nicht dafür, da er ja nen Pauschallohn bezahlt.
Dann wurde ich schon übers Ohr gehauen, indem mir ein Auto, das tadellos sein sollte, verkauft wurde und das sich dann nach kurzer Zeit ebenfalls als Schrotthaufen entpuppte. Rücknahme war nicht, da er "angeblich" nichts von den Mängeln wusste und nachlass im Preis war ebenfalls nicht, da er von den Mängeln ja nichts wuste und ne ganze Menge Geld in den Wagen investiert habe, worüber ich aber bis heute keine Rechnungen zu sehen bekommen habe, trotz mehrfachem nachfragen.
Änderungen in den Touren bekommen wir erst auf den letzten Drücker mitgeteilt, oft erst am selben Abend wie die Tour umgelegt wurde, obwohl er dies schon Stunden/Tage im Vorraus weiss. Nun hat er mir am Freitag mitgeteilt, dass er mich ab Sonntag abend (also heute) an nen anderen Unternehmer "verkauft" hat, der für einen Monat seinen Führerschein abgeben muss und Ersatz sucht. Soll mir auf der einen Seite erstmal recht sein, da der andere Unternehmer schon darauf achtet, dass seine Fahrzeuge laufen und gerade das eigene Fahrzeug gut in Schuss ist. Zudem sind es zwar mehr Stunden am Stück, insgesammt aber doch weniger Stunden, da ich weniger Leerlauf habe. Außerdem muss ich meinen Chef bis Jahresende wohl nicht mehr sehen, was einen wahren Freudensturm in mir auslöst, da ich den Ausbeuter jeden abend sehe und er mich vollsülzt oder mit kurzfristigste Änderungen in der Tourenverteilung mitteilt.
Nun hat mir ein befreundeter Unternehmer mitgeteilt, dass dieses "verkaufen" eigentlich nicht zulässig wäre, da dies eine "Arbeitnehmerüberlassung" wäre und mein Chef dies nicht so einfach machen könne. Außerdem sind diese ganzen Tourenänderungen ebenfalls nicht zulässig, da sich mein Feierabend dadurch dann schonmal um 2 oder 3 Stunden nach hinten verschiebt.
Gespräche mit meinem Chef verlaufen meist im Sand, da er der Auffassung ist, mir mit der ganzen Arbeit etwas gutes zu tun. Wenn ich viel arbeite bekommt er viel Knete und kann mir dann irgendwann auch mal mehr Knete zahlen. Dass aber Arbeitsbeginn abends um 19 Uhr und Arbeitsende morgens gegen 6, 7 oder gar 10 Uhr und unzusammenhängend etwa 5 bis 6 Stunden Leerlauf zwischenhängen interessiert ihn nicht wirklich. Privatleben beschränkt sich also beinahe auf 0, essen, schlafen, arbeiten, essen...

Was kann man da also gegen machen? Gespräche fruchten nicht bzw. werden erst gar nicht zugelassen, also unwirsch abgeblockt von wegen er will ja nur unser bestes.
Kündigen will ich nicht so einfach, da ich sonst u.U. ne Sperre vom Jobcenter zu erwarten habe. Mir schwebt eher die eine oder andere anonyme Meldung bei den zuständigen Stellen vor, so dass mein Chef erstmal ins schwitzen kommt und sein handeln vllt. mal überdenkt. Alternativ kann ich dann ja immer noch kündigen und hoffen dass das Jobcenter den Job als unzumutbar ansieht und mir keine Sperre aufbrummt. Müsste ich dann mit meinem Jobcenter im Vorfeld abklären.

Alex22

Lass Dich kündigen!
Sklaverei oder ARGE?
Deine Schulden wirst Du nicht mehr los, darum sorge wenigstens dafür, dass leute wie Dein Ausbeuter an Dir nichts mehr verdienen.
;D

Workless

ZitatDann wurde ich schon übers Ohr gehauen, indem mir ein Auto, das tadellos sein sollte, verkauft wurde und das sich dann nach kurzer Zeit ebenfalls als Schrotthaufen entpuppte. Rücknahme war nicht, da er "angeblich" nichts von den Mängeln wusste und nachlass im Preis war ebenfalls nicht, da er von den Mängeln ja nichts wuste
War vermutlich als Privatverkauf? Macht aber nichts. Natürlich muss die Ware auch die zugesicherten Eigenschaften haben. Wenn das Auto also technisch einwandfrei gewesen sein soll, dann muss es das auch tatsächlich sein. Das Problem ist natürlich, dass du das auch nachweisen bzw. beweisen können musst.

Zitat...und ne ganze Menge Geld in den Wagen investiert habe, worüber ich aber bis heute keine Rechnungen zu sehen bekommen habe, trotz mehrfachem nachfragen.
Tschuldigung - aber eigene Blödheit. Zumal eine Rechnung ja nicht nur Ersatzansprüche begründen kann und einer Wertminderung entgegenwirkt.

ZitatÄnderungen in den Touren bekommen wir erst auf den letzten Drücker mitgeteilt, oft erst am selben Abend wie die Tour umgelegt wurde, obwohl er dies schon Stunden/Tage im Vorraus weiss.
Das er davon weiß, kannst du aber nicht beweisen. Und gesetzeswidrig wäre es vermutlich auch nicht, so lange deine Arbeitszeiten nicht über das gesetzliche Maß hinaus überschritten werden.

ZitatNun hat mir ein befreundeter Unternehmer mitgeteilt, dass dieses "verkaufen" eigentlich nicht zulässig wäre, da dies eine "Arbeitnehmerüberlassung" wäre und mein Chef dies nicht so einfach machen könne.
Sehe ich auch so. Das wäre ein Ansatzpunkt, gegen den AG vorzugehen. Andererseits ist hier auch eine gute Chance für einen richtigen Arbeitsvertrag beim neuen Arbeitgeber. ;)

ZitatAußerdem sind diese ganzen Tourenänderungen ebenfalls nicht zulässig, da sich mein Feierabend dadurch dann schonmal um 2 oder 3 Stunden nach hinten verschiebt.
Siehe oben. So lange es im Rahmen der gesetzlichen Bestimmungen liegt, sind längere Arbeitszeiten durchaus möglich. Und natürlich nicht die zulässigen Lenkzeiten vergessen.

ZitatDenn die Fahrzeuge die er an seine Mitarbeiter ausgibt sind Schrotthaufen auf 4 Rädern und es muss immer etwas gemacht werden, wärend er und seine Frau gepflegte und tadellos gewartete Fahrzeuge fahren.
Für den einwandfreien technischen Zustand der Fahrzeuge ist der Halter zuständig. Also der Arbeitgeber.
Dummerweise aber auch DU!
Wenn die Karren also ganz offensichtlich defekt sind, bleibt in letzter Konsequenz nur, sie stehen zu lassen, bis sie instand gesetzt worden sind. Das dürfte im Übrigen auch für das Arbeitsamt bzw. die Arge ein "wichtiger" Grund sein.
Du solltest dir vielleicht mal darüber klar werden, dass DU selber quasi mit einem Bein im Knast stehst!

ZitatGespräche mit meinem Chef verlaufen meist im Sand, da er der Auffassung ist, mir mit der ganzen Arbeit etwas gutes zu tun. Wenn ich viel arbeite bekommt er viel Knete und kann mir dann irgendwann auch mal mehr Knete zahlen.
An den Weihnachtsmann glaubst du aber hoffentlich nicht mehr. ;)

ZitatWas kann man da also gegen machen? Gespräche fruchten nicht bzw. werden erst gar nicht zugelassen, also unwirsch abgeblockt von wegen er will ja nur unser bestes.
Muaaahaaahaaaa!!! Selten so gelacht. Natürlich will er euer Bestes. Und zwar nach Möglichkeit ohne dafür zu bezahlen.

Lass dich doch nicht verarschen - Mann!


Switcher

Nun ja, ich werde wohl die Augen und Ohren weiter offen halten und hoffen über kurz oder lang nen neuen Job zu bekommen und den alten Job dann kündigen. Weil nachweisen kann ich meinem Chef nichts, obwohl es weitreichend bekannt ist, dass die Dinge nunmal so sind wie sie sind.
Und wenn ich abends um 19 Uhr anfange und am nächsten Mittag erst gegen 11 Uhr fertig bin, dann sind das mal eben 16 Stunden. Trotz Leerlauf, wo ich warte dass es mit der nächsten Tour weiter geht, sind das zu viele Stunden, denn warten gehört m.M. nach mit zur Arbeitszeit.

Workless

Arbeitszeit ja. Aber soweit ich weiß nicht zu den Lenkzeiten. Und auf die kommt es ja in erster Linie an. Denn die darfst du wohl auch nicht ausnahmsweise mal überschreiten.

ZitatWeil nachweisen kann ich meinem Chef nichts
Sag ich doch. Mach Fotos von Schäden, die du am Fahrzeug findest.

Switcher

Die Lenkzeiten überschreite ich nicht, aber trotzdem ist es m.W.n. nicht zulässig mehr wie 10 Stunden pro Tag zu arbeiten, in Ausnahmefällen auch mal 11. Auf diese 11 Stunden komme ich aber täglich, auch mal 12 Stunden sind keine Seltenheit.

Workless

Na und? Wer hindert dich daran, zu deinem Chef zu gehen und dich dagegen zu wehren?
http://www.gesetze-im-internet.de/arbzg/

Natürlich wirst du ggf. auch mit negativen Konsequenzen leben müssen.

Pinnswin

Zitat... Also wurden Anfang Oktober neue Arbeitsverträge abgeschlossen und nun gab es nur noch Pauschallohn, der alle eventuellen Überstunden abdeckt...

Hast du sowas echt Unterschrieben? ... weiha... des ist doch n Freifahrschein für deinen Cheffe, oder seh ich das falsch?

edit: Hatteste eignlich schon die Schweinegrippe? Wird höchste Zeit.  :evil:
Das Ende Der Welt brach Anno Domini 1420 doch nicht herein.
Obwohl vieles darauf hin deutete, das es kaeme... A. Sapkowski

Mundstuhler

Zum PKW Kauf:

Wurde ein Kaufvertrag abgeschlossen bei dem die Gewährleistung wirksam ausgeschlossen wurde? Falls nicht: Schüssel bei TÜV/ DEKRA durchchecken lassen, damit zum Anwalt gehen und auf Vertragserfüllung (=funktionstüchtiges Fahrzeug) klagen.


ZitatWenn an einem Wagen etwas defekt ist (.......) muss ich in meiner Freizeit damit in die Werkstatt fahren

Nein, mußt Du nicht. Sag deinem Chef er ist für den Fuhrpark verantwortlich, selbstverständlich bist Du aber bereit das für ihn zu übernehmen, für einen Pauschalbetrag von, sagen wir einmal, 50€ die Stunde.

ZitatGespräche mit meinem Chef verlaufen meist im Sand, da er der Auffassung ist, mir mit der ganzen Arbeit etwas gutes zu tun.

lOOOl, der war gut.  :D :D :D


Was ich Dir auf keinen Fall empfehle:

Komme nicht auf die Idee die Schrottschüsseln vom Chef, sagen wir auf einem Autobahnparkplatz, im Stand auf ~6000 Umdrehungen zu prügeln, dann würde sicherlich der Motor Schaden nehmen, und das würde deinen Chef einen Haufen Kohle kosten, und jemandem der nur dein Bestes will willst Du doch ganz bestimmt nicht "so" ans Bein pissen.

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