Was die ausführliche Bewertung über die Firma Zwei Löwen Mediawerk GmbH in Münster (und neuerdings auch in Dortmund) betrifft, kann ich meiner Vorrednerin / meinem Vorredner, obwohl die Bewertung schon fast genau ein Jahr alt ist, nur absolut und in jeder Form zustimmen.
Ich habe sogar den Eindruck, dass sich die Arbeitsbedingungen noch weiter verschlechtert haben.
Glaubt mir, ich spreche aus Erfahrung, habe mehrere Jahre in der Firma gearbeitet, da es für mich zum Glück auch nur ein Studenten-Job war und ich ehrlich gesagt einfach „zu unmotiviert“ war, mich anderweitig zu bewerben. Zum Glück habe ich nun die Kurve gekriegt und habe mich dort bester Laune vom Acker gemacht.
Da ich jetzt nicht alles wiederholen möchte, was schon vorab geschildert wurde, hier mal ein paar Dinge, die sich in der Firma ab dem Jahr 2015 zum absolut Negativen verändert haben.
- Mit Einführung des Mindestlohns von 8,50 Euro hatten die Chefs, nennen wir sie hier mal „die Oberlöwen“ die glorreiche Idee auf anderem Wege, die durch den Mindestlohn entstandenen Mehrkosten wieder zu dämmen. So wurden die Spätzulagen für Arbeitszeiten in der Zeit von 18-24 Uhr und die Frühzulage für Arbeitszeiten in der Zeit von 6-8 Uhr komplett gestrichen und die Zuschläge für Nachtschichten in der Zeit von 0-6 Uhr auf 1 Euro (!!!) pro Stunde reduziert. Erst wollte man sogar die Zuschläge für die Nachtschichten komplett streichen. Die fast schon schnuckelige Antwort eines der Oberlöwen nach einer Mail von zwei Mitarbeiterinnen, ob es jetzt tatsächlich überhaupt keine Nachtzuschläge mehr gibt war, dass man dafür ja auch jetzt bezahlten Urlaub bekommt (WTF???

Wo bekommt man das nicht? Und wo ist der Zusammenhang zu den Nachzuschlägen???).
Nach ein paar Wochen ist den Oberlöwen dann aber aufgefallen, dass dies durchaus die ein oder andere Klage nach sich ziehen könnte, da wir nunmal in einem Land leben, in dem für Nachtarbeit im Schnitt 25% des Stundenlohns fällig werden. Das der 1 Euro jetzt immer noch nicht den 25% des Stundenlohns von 8,50 Euro entspricht, ist jetzt nicht so ganz clever. Könnte der ein oder andere Mitarbeiter doch nachträglich noch Nachtzuschläge anteilig zurückfordern. In der Konsequenz arbeitet jetzt keine der Mitarbeiterinnen mehr in der Nachtschicht, die dies sonst jahrelang zuvor gemacht haben. Stattdessen werden Mitarbeiter eingesetzt, die viele Projekte nicht oder nur gerade ausreichend beherrschen. Was sagt man da so schön? Etwa so etwas wie “What goes around comes around?“

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Wo wir dann auch schon beim leidigen Thema Fremdsprachen wären: Englischsprachige Projekte gibt es in der Firma noch immer, Extrazuschläge für Fremdsprachen leider immer noch nicht. In der Konsequenz werden die fremdsprachigen Projekte munter nicht angenommen. Ganz Schlaue Köpfe gehen ran, sagen so nette Dinge wie „Yes fine. Thank you very much. Have a nice day!“ Völlig unabhängig davon, was der Anrufer überhaupt wollte. Die Qualität, mit der die Projekte bei Zwei Löwen also betreut werden, kann man wohl als unterirdisch bezeichnen.
Thema Projekte: Zu den bereits einschlägig bekannten Projekten haben sich jetzt noch unzählige andere dubiose Aboanbieter, Bestattungsunternehmen, Hardcore-Sexvideo-Bestellhotlines und Sextoy-Bestellhotlines gesellt. Sagen wir es mal so, die Anrufer und deren Wünsche waren auch mal angenehmer.
Vor einigen Monaten wurde ein internes Chatprogramm eingeführt, das man in seiner Schicht am Computer immer geöffnet haben muss. Es wird erwartet, dass man während des Telefonierens, das man sowieso schon im Akkord macht, Nachrichten an Auftraggeber schreibt, jetzt auch noch gleichzeitig Neuregelungen zu Projekten, neue Arbeitsanweisungen oder Schichteinteilungen liest. Es ist wirklich empfehlenswert dies alles gleichzeitig zu machen, da man sonst eine schlechte Stundenauslastung hat. Die Folge ist dann, dass man vom Oberlöwen direkt oder von einem seiner Schergen (damit ist das Personalteam gemeint) für alle anderen Mitarbeiter auch öffentlich lesbar (!!!!!) mal als „Schlaftablette“, „faul“, etc. bezeichnet wird. Da kann man schon eher froh sein, wenn man bei einem Projekt richtig Mist gebaut hat und ins Büro des Oberlöwen „darf“, dann kann man das Problem wenigstens „face-to-face“ klären.
Seine Toilettengänge muss man jetzt auch übrigens, speziell wenn man am Wochenende arbeitet und keine Aufsichtspersonen da sind, per öffentliches Chatforum ankündigen. Sollte man dringend mal müssen und ein anderer Kollege macht gerade Pause, sieht es schlecht aus, dann darf man nämlich nicht gehen. Richtig mies sieht es dann aus, wenn ein anderer Kollege sich schon für die Folgepause angekündigt hat. Dann darf man nämlich im schlimmsten Fall 1 Stunde warten, bis man das „Go“ für den Gang zur Toilette bekommt. Alles natürlich auch richtig schön entwürdigend im öffentlichen Chatprogramm.
Die Fluktuation in der Firma ist astronomisch. Man fühlt sich direkt wie auf dem Hauptbahnhof. Kein Wunder, hat man doch das komplette Stammpersonal rausgeekelt und ist jetzt auf jeden Ungelernten und Bocklosen angewiesen, der mal ein paar Wochen oder Monate unabhängig von Harz leben möchte. Lesen und Schreiben kann dort kaum noch jemand. Mal zu duschen oder mal die Haare zu waschen scheint dort auch ganz schön aus der Mode gekommen zu sein, schaut man sich die teils richtig heftig ungepflegten Mitarbeiter dort mal an oder holt einfach mal ganz tief Luft.
Die Schreibtischstühle, die eher als Schaukelstühle fungieren, da die Lehne fast schon auf dem Boden hängt, sind auch 2015 noch da, genau wie die kaputten Fenster, die selbst im Hochsommer nicht geöffnet werden dürfen, da sie einem sonst entgegenfallen. Zudem wird jetzt am Arbeitsplatz so viel gegessen wie noch nie. Entweder ist man echt schmerzunempfindlich und arbeitet tapfer an klebrigen Mäusen und krümeligen Arbeitsplätzen oder man muss schon vor Schichtbeginn eine Grundreinigung der Arbeitsplätze vornehmen. Früher zur Schicht antreten empfiehlt sich dann sehr, weil sonst natürlich die Auslastung wegen des Putzens suboptimal ist und man sich dann wieder lang und breit rechtfertigen muss.
Nach Jahren des erfolglosen fast schon „Bettelns“ wurde den Mitarbeitern der Nachtschicht tatsächlich ein Schlüssel ausgehändigt, um die Sicherheit in der Nachtschicht zu gewährleisten. Dumm nur, dass sich der Schlüssel im Prinzip nur von außen umdrehen lässt und so von Sicherheit auch keine Rede sein kann. Die armen Mitarbeiter, die nachts in dem Gebäude allein hocken (es kann nämlich jetzt immer gut sein, dass eine Person nachts im Call Center in Münster, die andere Person im Call Center in Dortmund die Stellung halten muss). Die Haustür des Bürogebäudes ist gerne mal ganz auf und wenn dann noch die Etagentür nicht abschließbar ist, darf man nachts durchaus mal den einen oder anderen ungebetenen Gast begrüßen. Schaut also nicht zuviele Horrorfilme im Stil von Scream, sonst wird es etwas schwierig die Nacht dort zu überstehen.
- Neuen Mitarbeitern, denen man sich im Grund schnell wieder entledigen möchte, werden aktuell aus taktischen Gründen beste Karrieremöglichkeiten vorgegauket. Ein Beispiel: Ein Telefonist hat in Vollzeit gearbeitet, wollte aber unbedingt die Karriereleiter aufsteigen. So haben die Oberlöwen gesagt, ok, telefoniere doch einfach weiterhin 40 Stunden die Woche und unterstütze zusätzlich noch unser Verwaltungsteam so für 30 Stunden die Woche. Kohle bleibt ziemlich gleich. Hast jetzt halt nur eine sehr verantwortungsvolle Aufgabe. Blablabla. Die Oberlöwen wissen, wie man den Leuten falsche Hoffnungen macht und gleichzeitig noch Personalkosten einspart.
Schlußendlich bin ich froh, nicht mehr in der Firma zu arbeiten und würde diesen Job auch NIEMANDEN weiterempfehlen. Es gibt wirklich 1000 mal bessere Arbeitgeber!
