Wie die Bundeswehr Nazi-Traditionspflege im fortgesetzten Fall betreibt

Begonnen von Wilddieb Stuelpner, 20:58:20 Fr. 11.Februar 2005

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Wilddieb Stuelpner

Rechtes Gedankengut gibt es nicht nur bei Neonazis, sondern auch bei zugelassenen Landsmannschaften, SS-Traditionsverbänden und eben in der Bundeswehr. Kein Wunder, da viele Wehrmachts-, SS-Angehörige, Gestapo- und Geheimdienstleute von Canaris und Gehlen und Volkksgerichtsjuristen den Persilschein für eine Entnazifierung durch die Allierten erhielten und in der Bundesrepublik der 40er und 50er Jahre wieder in einflußreiche Positionen gehievt wurden. Sie bestimmten die "Wiederafbauarbeit" und die Wirtschaftswunderjahre.

RBB, Sendung Kontraste: Erdrückende Beweise – Warum das Verteidigungsministerium nach einem Kontraste-Beitrag das "Jagdgeschwader 74 Mölders" umbenennt

Sendung vom 10. Februar 2005, Autor: Katrin Aue

Als "Fliegerheld" wurde er im Völkischen Beobachter gefeiert, als "leuchtendes Vorbild deutscher Jugend" gepriesen. Nach seinem Tod wurde Oberst Werner Mölders mit einem Staatsakt in Anwesenheit von Adolf Hitler geehrt. Nach dem Krieg wurde Mölders sogar Namensgeber eines Jagdgeschwaders der deutschen Luftwaffe. Aus und vorbei. Jetzt will das Verteidigungsministerium das Jagdgeschwader 74 umbenennen. Grund: Kontraste fand erdrückende Beweise, dass Mölders kein Held, sondern als Mitglied der ,,Legion Condor" an grausamen Kriegsverbrechen beteiligt war.

Der ,,Völkische Beobachter" hatte ihn als ,,Fliegerheld" gefeiert. Er genoss Hitlers besonderes Vertrauen. Er war an Kriegsverbrechen beteiligt. Und nach dem Krieg bekam ein Jagdgeschwader der Bundeswehr seinen Namen: Oberst Werner Mölders. Wir hatten darüber berichtet und wir waren der Meinung, es sollten sich geeignetere Vorbilder für die Bundeswehr finden lassen. Wir hatten Recht. Eine Affäre mit einem gutem Ende.

Das Jagdgeschwader 74 im bayerischen Neuburg. Eine Eliteeinheit. Stolz der Bundeswehr. Benannt nach einem Offizier der Wehrmacht: Oberst Werner Mölders. Doch damit soll jetzt Schluss sein.

Aus dem Verteidigungsministerium kam die Anordnung: Mölders-Kaserne und Jagdgeschwader Mölders werden umbenannt.

Ein KONTRASTE-Beitrag über Werner Mölders hatte den Verteidigungsminister zum Handeln gezwungen: Denn Werner Mölders war nicht irgendein Jagdflieger. Er war Hitlers Überflieger. Als erster Soldat bekam Mölders den höchsten Orden. Göring holte ihn in die Führung der Luftwaffe, pflegte ein inniges Verhältnis zu seinem Helden, wie er ihn nannte. KONTRASTE deckte auf, wie die Bundeswehr Mölders trotz seiner Verstrickung ins NS-Regime immer noch ehrte.

Oberstleutnant Rolf Bock, Jagdgeschwader "Mölders"
"Wir als Angehörige des Jagdgeschwader 74 Mölders sind stolz darauf, diesen Namen zu tragen."

Gefährliche Traditionspflege. Auf dem Kasernengelände lagern sogar Mölders-Devotionalien. Stolz präsentiert in einem eigenen Traditionsraum – der Ritterkreuz-Orden, den Mölders von Hitler persönlich bekam.

Und KONTRASTE deckte eine verbrecherische Verstrickung auf: Mölders diente in der Legion Condor, einer Freiwilligeneinheit, die im Auftrag Hitlers in Spanien für das faschistische Regime von General Franco kämpfte. Sie war berüchtigt für ihren grausamen Bombenterror.

KONTRASTE legte dem Verteidigungsminister im vergangenen Jahr die Beweise vor. Die Einsatzpläne zeigen: Werner Mölders war nicht nur Mitglied in der Legion Condor, er war als Jagdflieger an den Bombenangriffen auf die Zivilbevölkerung beteiligt. Das rief Bundestagspräsident Thierse auf den Plan. Denn der Bundestag hatte schon 1998 beschlossen, Legion Condor-Kämpfer nicht mehr zu ehren.

Wolfgang Thierse, Bundestagspräsident
"Ich habe einen Bericht in Kontraste gesehen und bin darauf aufmerksam geworden, und habe mich sofort an den Verteidigungsminister gewandt, dass er sich um die Angelegenheit kümmern soll. Und ich freue mich deswegen, dass Minister Struck diese Entscheidung getroffen hat."

Und das war nicht leicht, weil Struck mit erheblicher Missstimmung in der Bundeswehr rechnen musste, als er die Namensänderung anordnete. Ein neues Gutachten bestätigte schließlich die Vorwürfe von KONTRASTE.

Georg Wagner, Staatssekretär im Verteidigungsministerium
"Wir haben uns sehr schnell entschieden nach Vorlage eines erneuten Gutachtens, wo sich darstellte, dass Herr Mölders stärker mehr verstrickt war in die Auseinandersetzungen damals, in diese Angriffe auf die spanische Bevölkerung. So dass es ganz logisch war, sofort zu entscheiden, dass der Name zurückgezogen wird."

Verteidigungsminister Struck hat ein Zeichen gesetzt. Falsche Vorbilder haben keinen Platz in der Bundeswehr.

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