Reha GmbH

Begonnen von Ziggy, 17:21:30 Sa. 27.Februar 2010

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Ziggy

Hi Leutz,

hab grade im Fernsehen im Magazin bonu$ einen Bericht gesehen. Es ging um die Reha GmbH und sogenannte CAP-Supermärkte, von denen es zwischenzeitlich wohl einige in D gibt. Geschäftsführer der Reha GmbH ist ein gewisser Rainer Blum. Die Idee in den CAP-Märkten ist, daß ein Teil der Belegschaft Behinderte sind (daher der Name (Handy)CAP. Es hieß, diese Märkte seien nicht darauf aus, große Profite zu machen, im Vordergrund stehe die Integration Behinderter, am Monatsende reiche es, wenn da "eine schwarze Null" (was ein Schwachsinn!) stünde. Leider wurde nichts darüber gesagt, was z.B. diese Leute da verdienen. Meine Vermutung geht dahin, daß die fast gar nichts kriegen, und daß der ganze Mumpitz mit öffentlichen Geldern finanziert wird, und irgend jemand (möglicherweise der besagte Geschäftsführer) unter dem Deckmantel der Mild- und Wohltätigkeit (und damit gemeinnützig) die Kohle abgreift.

Weiß da jemand mehr? Google liefert leider nur Müll bzw. keine neutralen Infos, sondern nur Marketing-Scheiß.
Um seine Liebe zu beweisen, erklomm er die höchsten Berge, durchschwamm die tiefsten Meere und zog durch die weitesten Wüsten. Doch sie verließ ihn – weil er nie zu Hause war.

Tante Maria

Spricht du die Cap Supermärkte an?Beim mein Ex -Arbeitgeber war so ein Cap Supermarket.Ich habe dort in meiner Pause immer eingekauft.Dort standen tatsächlich Schwerbehinderte hinter der Wurst -und Fleisch Theke und waren an der Kasse beschäftigt.Aber es arbeiten auch dort keine Schwerbehinderte was ich dort gesehen habe.Was die allerdings verdient haben weiss ich leider nicht ???.Der Supermarkt war nie brechend voll.Also mehr so ein kleiner Markt wie Edeka mit 4 Kassen.Die Ware ist gut.Auch wenn nicht immer sehr billig.Ob die Mitarbeiter dort zufrieden sind und gut entlohnt ,keine Ahnung?Die Mitarbeiter haben dort keine frustierten Eindruck hinterlassen.Aber das kann ja täuschen? ;)

unkraut

Vor längerer Zeit kam da mal was im Fernsehen . Hatte auch den Gedankengang vom scheinheiligen Samariter .

Aber die Ausbeutung von Behinderten zieht sich durch die ganze Wirtschaft . Möbelbeschläge z.B. werden auch in Behindertenwerkstätten verpackt . Für ganz Lau . ( hatte meine Frau früher indirekt mit zu tun ) 
Noch Fragen Hauser ? Ja Kienzle , wer ist eigentlich Unkraut ?

Wir wagen es nicht weil es schwierig ist sondern es ist schwierig weil wir es nicht wagen .

Mein Buchtip als Gastautor :  Fleißig , billig , schutzlos - Leiharbeiter in Deutschland  > ISBN-10: 3771643945

Ziggy

Zum einen ist ja erst mal nix gegen zu sagen, wenn Behinderte so weit wie möglich in die "normale" Gesellschaft integriert werden (meine Frau arbeitet in einem Behinderten-Wohnheim, hat selbst einen behinderten Bruder, wir sind da also schon nah dran am Thema). Ich denke, jeder Job ist besser als die Arbeit in diesen unsäglichen "Behinderten-Werkstätten" oder nur vor sich hin verblöden. Der Bruder meiner Holden z.B. putzt in Teilzeit Scheißhäuser im BFZ und findet das allemal besser. Andererseits ist es eine Tatsache, daß du Menschen mit einem gewissen Grad der (geistigen) Behinderung nicht einfach so auf den Rest der Menschheit loslassen kannst.

Ich denke, das finanzielle ist hier zweitrangig, im Vordergrund steht die Lebensqualität, und es tut Behinderten verdammt gut, mit "normalen" Leuten im "normalen" Alltag zusammenzukommen, warum nicht in einem Supermarkt.

Was mich einfach skeptisch macht, ist, daß da wirklich nur der Gutmenschgedanke und kein Profitinteresse dahinter stehen soll. Ich meine, es würde mich wirklich freuen, wenn es so wäre, allein mir fehlt der Glaube.

Man kann an diesem Beispiel auch wieder mal schön sehen, wie mein Umfeld in den letzten 20 Jahren mich verändert hat. Vor 20 Jahren hätte ich es geglaubt, wenn mir einer gesagt hätte "Ich tu das nur aus Nächstenliebe" ... ich weiß, daß es solche Menschen immer noch gibt ... es wird aber immer weniger ...
Um seine Liebe zu beweisen, erklomm er die höchsten Berge, durchschwamm die tiefsten Meere und zog durch die weitesten Wüsten. Doch sie verließ ihn – weil er nie zu Hause war.

Alan Smithee

Hinter den CAP-Supermärkten steckt die "Neue Arbeit", die auch mal gerne 1-€ Jobber an die Wirtschaft verleiht...

http://www.neuearbeit.de/cmssystem/index.php?option=com_content&task=blogcategory&id=121&Itemid=216

Über die "Neue Arbeit" gab es auch schon Beiträge in der (wirklich gelungenen) Reportage "Die Armutsindustrie". Leider finde ich gerade selbst meinen Beitrag mit den Links hier auf Chefduzen nicht, seid mir bitte nicht sauer, wenn ich hier doppelt verlinke...

Youtube Videos zum Thema "die Armutsindustrie" (in 3 Teilen)


Die Armutsindustrie Part 1


Die Armutsindustrie Part 2


Die Armutsindustrie Part 3






...still dreaming of electric sheep...

antonov

nein, "neue arbeit" steckt nicht dahinter, das ist nur ein träger/betreiber von vielen

cup-märkte seit 1999

71 filialen aktuell (09/07-48 fil. 55., 08/08-64 fil.)

900 beschäftigte davon 550 mit behinderung

betreiber sind sogenannte integrationsfirmen oder gemeinnützige gmbh

liste der geschaefte samt betreiber --->http://www.cap-markt.de/index.php?id=119

aus --->
http://diegesellschafter.de/information/zeitung/media/am_gz_9.pdf von 09/2007

beliefert werden sie von der EDEKA gruppe

gehälter sind an den einzelhandelstarif angeglichen, liegen aber etwas darunter

das konzept der cap-märkte stammt  von der genossenschaft der werkstätten für behinderte menschen eg (GdW)

modell franchise-system

GdW "vermietet" konzept an lokale träger vor ort

ja der blum ist geschäftsführer der reha gmbh

--->http://rehagmbh.de/index/unternehmen/geschaeftsfuehrung.htm

--->
http://www.cap-markt.de/fileadmin/root/fileadmin/ext/hgcapmarkt1/dat_news/43_CAP_-_reha_inform_April08_web.pdf

nun müsste man sich mal anschauen wie hoch der anteil behinderter in der verwaltung oder führungsetagen ist um es beurteilen zu können, oder ob behinterte nur in untersten positionen  eingesetzt werden

RayTeall

Unter [url="http://www.gdw-wfb.de"]http://www.gdw-wfb.de[/url] habe ich einige Informationen über den Träger der CAP-Supermärkte gefunden. Unter der Adresse [url="http://www.gdweg.de/seiten/preisvorteil.htm"]http://www.gdweg.de/seiten/preisvorteil.htm[/url]l wird sogar massiv damit geworben, daß es sich lohnt, Schwerbehinderte nicht direkt einzustellen, sondern stattdessen Aufträge an die Firma GDW - Genossenschaft der Werkstätten für Behinderte Hessen und Thüringen eG zu vergeben. Zitat : "Sie erhalten also 100% Leistung bei nur 60% der Kosten!"


CAP ...der Lebensmittelpunkt

Intention der CAP-Märkte

Die Eröffnung von zentrumsnahen Lebensmittelmärkten unter der Firmierung "CAP ... der Lebensmittelpunkt ermöglicht die Schaffung und Sicherung von geeigneten Arbeitsplätzen für Menschen mit Handicaps außerhalb der Werkstatt.

Für dies Menschen stellt CAP ein "Lebens-Mittelpunkt" dar. Mitarbeiter der CAP-Märkte haben für ihre Kundschaft ein offenes Ohr und bieten ihren Kunden und deren Familien einen "Lebensmittel-Punkt"

Die CAP-Märke halten ein umfangreiches Sortiment bereit und überzeugen die Kunden mit einem ansprechenden Angebot und durch die Qualität der Produkte und Dienstleistungen. Das Angebot wird laufend verbessert und entsprechend den Kundenwünschen und -anregungen ausg
Der Betrieb von Vollsortimentsgeschäften im Ortskern eröffnet die Möglichkeit Arbeitsplätze für Menschen mit Behinderung einzurichten, da die auszuführenden Tätigkeiten von Ihnen ausgeführt werden können.

http://www.gdw-wfb.de/pdf/cap_info.pdf



Vorteile

Preisvorteil bis zu 50 %

Jedes Unternehmen ist verpflichtet, 5 % seiner Arbeitsplätze mit Schwerbehinderten zu besetzen. Ist dies nicht möglich, so ist eine Schwerbehinderten-Ausgleichsabgabe zu entrichten.

Die können Sie sich - mit uns - sparen, denn alle unsere Werkstätten sind anerkannte Einrichtungen im Sinne des § 142 SGB IX. Sie können somit bis zu 50% des Rechnungsbetrages auf die von Ihnen zu zahlende Ausgleichsabgabe anrechnen.

Des Weiteren ist von der Finanzbehörde anerkannt, dass wir ausschließlich und unmittelbar steuerbegünstigten mildtätigen Zwecken im Sinne der §§ 51 ff AO dienen. Daher kommt nach den gesetzlichen Bestimmungen nur der verminderte Mehrwertsteuersatz in Höhe von derzeit 7% zum Tragen.



Beispiel

Ein Unternehmen beschäftigt 60 Mitarbeiter und müsste daher 5 % seiner Arbeitsplätze, also 3 Arbeitsplätze mit schwerbehinderten Mitarbeitern besetzen. Aufgrund der Arbeitsinhalte des Unternehmens kann jedoch nur 1 Arbeitsplatz besetzt werden. Somit ist eine Quote 1,66 % erreicht und für die nicht besetzten Pflichtplätze eine Ausgleichsabgabe in Höhe von derzeit 3.120,- € / Jahr
(12 x 260,-) und Arbeitsplatz zu bezahlen.

Dies ergibt:
2 Plätze x 3.120,- = 6.240,- € Abgabe pro Jahr

Durch Vergabe von Aufträgen an Werkstätten für behinderte Menschen oder die GDW Süd kann das Unternehmen jedoch indirekt Schwerbehinderte beschäftigen und aufgrund der gesetzlichen Regelung 50% des auf die Arbeitsleistung der Werkstatt entfallenden Teils des Gesamtrechnungsbetrages anrechnen.
:cheer: Du Chef, ich habe Dich geduzt :cheer:

Carpe Noctem

Namd!

Obige Links in korrekter Referenzierung:


Zitatdaß es sich lohnt, Schwerbehinderte nicht direkt einzustellen, sondern stattdessen Aufträge an die Firma [...] zu vergeben.

Was die Reha GmbH ebenfalls vorrechnet:

"Bei einem Unternehmen (200 Beschäftigte), das 10 Pflichtplätze mit schwerbehinderten Menschen zu besetzen hätte, aber nur 4 Plätze besetzt hat, werden pro Jahr 12.960,- € Ausgleichsabgabe fällig. Das Unternehmen vergibt nun Aufträge in Höhe von 25.000,- € Arbeitsleistung an die reha gmbh. Nach den gesetzlichen Vorschriften sinkt damit der Betrag der fälligen Ausgleichsabgabe auf nur noch 460,- € oder kann durch die Zusammenarbeit mit der Werkstatt für behinderte Menschen auf Null gebracht werden."

=> Quelle

Mir erscheint das System ähnlich zu funktionieren wie Leiharbeit. Der behinderte Mitarbeiter birgt für den Arbeitgeber das Risiko gehäufter Ausfälle durch AU, wobei er verbesserten Kündigungsschutz geniesst und sogar 5 Tage mehr Urlaub im jahr bekommt. Der Behinderten-Verleihbetrieb übernimmt das Risiko, indem er das behinderte Personal einstellt. Die Arbeit kostet nicht viel mehr als die Ausgleichsabgabe. Der Behinderten-Verleiher will aber selbst auch mitverdienen (man beschäftigt schliesslich einen Stab an nicht behindertem Personal in der Verwaltung und leistet sich 3 Führungspersonen) und finanziert sein Marketing nebenbei von den Einnahmen. Frage: Wie hoch sind die Einkommen der behinderten Mitarbeiter?

Grüsse - CN
Art. 1 GG: "Die Menschenwürde steht unter Finanzierungsvorbehalt"

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