Sucht und Abhängigkeit

Begonnen von Ziggy, 20:11:33 Di. 30.März 2010

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Aloysius

Zitat von: Troll am 11:37:53 So. 02.Dezember 2012
Zitat von: Aloysius am 11:13:06 Sa. 01.Dezember 2012
Danke!

Dienstag oder Mittwoch bin ich wieder zuhause. Körperlich und - theoretisch - mental gut davor...

... aber gerade im Sky-Markt haben mich die diversen Alkoholika ganz heftig angelacht

Das stell ich mir sehr sehr schwierig vor da Alkohol nahezu überall verfügbar und in gesellschaftlichen Ritualen fest verankert ist. Ich wünsche Dir die Kraft das erfolgreich zu überstehen.

Habe einen Zettel mitbekommen (Suchtprotokoll), wo ich alle 2 Stunden von 0 bis 10 ankreuzen soll, wie stark mein Suchtdruck ist, Situation und was ich dagegen gemacht habe.
Reden wir drüber

Troll

Hast Du schon eine Gruppe und Beschäftigung für die Zeit nach der Klinik gefunden?
Politik ist der Spielraum, den die Wirtschaft ihr lässt.
Dieter Hildebrandt
Es ist kein Zeichen geistiger Gesundheit, gut angepasst an eine kranke Gesellschaft zu sein.
Jiddu Krishnamurti

Aloysius

Hatten Leute aus verschiedenen SHG's da und man kann zur Stadtmission gehen, die haben komplette Infos

Momentan denke ich, daß die Blaue-Kreuz-Gruppen gut passen
Reden wir drüber

Troll

Gut, wichtig nicht alleine und verloren dazustehen.
Politik ist der Spielraum, den die Wirtschaft ihr lässt.
Dieter Hildebrandt
Es ist kein Zeichen geistiger Gesundheit, gut angepasst an eine kranke Gesellschaft zu sein.
Jiddu Krishnamurti

Ziggy

Falls du bei den Blaukreuzen aufschlägst, check mal, ob das noch so ist, daß die sich nach ner Weile als geheilt betrachten und dann Aussagen treffen wie "Ich war mal Alkoholiker ..."

Kannte mal einen, der sagte mir "Ich war Alkoholiker, aber Jesus hat mich geheilt." Lange überlebt hat er das allerdings nicht. Ist aber tiefgläubig von uns gegangen.

Hoffe, daß das inzwischen anders abgeht bei denen.

Ansonsten wirst du dich daran gewöhnen müssen - wo du auch hingehst, der Alkohol ist schon lange da! Friedliche Koexistenz ist angesagt. Versuch nicht, ein Feindbild zu installieren, das gibt es nämlich nicht, der Alkohol will nix von dir, sondern umgekehrt ... also ignorieren und sich mental auf andere Dinge konzentrieren. Wenn du dich auf einen Kampf einlässt, gehst du k.o. Garantiert. Wenn du dich schwach fühlst, mach einen großen Bogen, das ist keine Feigheit.
Um seine Liebe zu beweisen, erklomm er die höchsten Berge, durchschwamm die tiefsten Meere und zog durch die weitesten Wüsten. Doch sie verließ ihn – weil er nie zu Hause war.

Aloysius

Also, die Beiden, die die die Organisation vorgestellt haben, waren nicht auf dem Jesustrip, und haben mehrfach deutlich ghemacht, daß keiner von ihnen oder ihrer Gruppe jemals mit dem Thema Alkohol und Sucht durch ist
Reden wir drüber

Ziggy

Dann ist es ja gut. Anscheinend dazugelernt.

Und wieder habe ich einen alten Weggefährten, einen wirklich guten Freund, der den trockenen Weg nicht einschlagen konnte, verloren. Leberzirrhose mit 54.
6 Monate zuvor erst ein weiterer Freund, Spätfolgen übermäßigen Drogenkonsums.

Das Eis ist dünn, auf dem man wandelt.
Um seine Liebe zu beweisen, erklomm er die höchsten Berge, durchschwamm die tiefsten Meere und zog durch die weitesten Wüsten. Doch sie verließ ihn – weil er nie zu Hause war.

Aloysius

Habe auf der Entzugsstation eine ganze Reihe von sehr verschiedenen Menschen kennengelernt. Unter anderem eine ältere Frau, die auf einem Amt arbeitet, wo Zeitarbeitsstellen beantragt und bewilligt wertden müssen. Sie verzweifelt daran, daß fast nie wie vorgeschrieben die Stelen eingereicht werden, und Personal fehlt, um konsequent in Firmen zu fahren und nach dem rechten zu sehen. Die trank fast eine ganze Flasche Korn pro Tag.

Dann war da der Versicherungsvertreter mit eigener Agentur(Subunternehmer natürlich), der gleich zwei Süchte hatte:

- Alkohol (Er braucht 4 Promille, wenn er runter ist auf 2, fühlt er sich zittrig und der Affe sitzt ihm im Genick)

- Wenn er runter in dieser kritischen Phase ist, muß er zügig http://de.wikipedia.org/wiki/Diazepam kriegen, und zwar nicht als Tablette, das kickt zu langsam, das muß als Saft gegeben werden.

Er macht jetzt gerade den Doppelentzug, und besonders erschreckend ist, was er so von sich gibt, wenn er beim "Ausschleichen" (Er bekommt regelmäßig ein Becherchen mit O-Saft und einer ihm unbekannten Dosis Diazepam) mal eher weniger erwischt. Gestern hielt er eine zehnminütige Rede über das faule Hartz4-Pack, die alle ihre Miete versaufen, dann ihre Wohnung verlieren, zu einem Freund ziehen, und nachher wohnen da 5 Mann. Die sollten sich eine Holzhütte im Wald bauen. Wer Hände und Füße haben, sollte kein Geld vom Staat kriegen. Dann gipfelte es in dem Satz: Alle an die Wand stellen und mit dem Maschinengewehr niedermähen.
Reden wir drüber

Aloysius

Fange diese Woche den zweiten Anlauf an, wieder in die Uniklinik.

Muss nur noch eine Heizöllieferung abwarten.
Reden wir drüber

Troll

Toi toi toi, hoffentlich klappts, wünsche dir alles Gute.

Zweiter Anlauf, da nehme ich an du hattest einen Rückfall oder ist das eine Weiterführung der bisherigen Therapie?
Politik ist der Spielraum, den die Wirtschaft ihr lässt.
Dieter Hildebrandt
Es ist kein Zeichen geistiger Gesundheit, gut angepasst an eine kranke Gesellschaft zu sein.
Jiddu Krishnamurti

Aloysius

Ja... beim ersten Anlauf waren da auch schon paar Wiederholer
Reden wir drüber

Aloysius

So,

werde nun für ein Jahr weg in eine Einrichtung, um wieder fit zu werden, Entgiftung ist geschafft.

Die Hedgegina hat meine Mobilnummer  ;)
Reden wir drüber

Rudolf Rocker

Hallo Aloysius,

ich wünsch Dir alles, alles Gute und drück Dir ganz fest die Daumen das alles klappt!
Lass Dir die Zeit nicht langweilig werden!
Bis bald!

Aloysius

Reden wir drüber

Rudolf Rocker


Troll

Auch von mir alles Gute! Lass dich nicht unterkriegen.
Politik ist der Spielraum, den die Wirtschaft ihr lässt.
Dieter Hildebrandt
Es ist kein Zeichen geistiger Gesundheit, gut angepasst an eine kranke Gesellschaft zu sein.
Jiddu Krishnamurti

Eivisskat

Ein weiterer mutiger Schritt in die komplette Heilung, Aloysius, bravo!

Glückwunsch und alles, alles Gute!

:)

Ziggy

Zitat von: Eivisskat am 11:13:45 So. 02.Juni 2013
Ein weiterer mutiger Schritt in die komplette Heilung

Heilung gibt es nicht, und komplett schon erst recht nicht.

Man kann die Krankheit lediglich zum Stillstand bringen und mit dem Status Quo leben. Aber auch nach jahrzehntelanger Abstinenz wird es kein "normales" Leben geben. Aus einem Alkoholiker wird niemals mehr ein Nichtalkoholiker werden. Dessen sollte man sich bewusst sein. Die Wissenschaft macht Fortschritte, es gibt brauchbare Ansätze, mehr aber auch nicht. Und ob Ersatzlösungen wünschenswert sind, soll jeder für sich selbst beurteilen. Ich weiß nicht, ob es gut für mich ist, wenn man Teile meiner Persönlichkeit durch Chemie oder chirurgische Eingriffe "korrigiert", damit die Gesellschaft mich akzeptiert, damit ich "normal" bin. Heute bin ich krank, aber ich fühle mich gesund, die Krankheit ist ein Teil von, mir der Alkoholiker ist ein Teil von mir, den Nichtalkoholiker Ziggy gibt es nicht, und ich will ihn auch nicht. Der Alkoholiker in mir, der macht mich erst zu dem, was ich bin. Die Erfahrungen mit Alkohol, das Leben am Abgrund, im Dreck, das hat mich geprägt, hat mich reifen lassen, der Kampf zurück ins Leben, das ist es, was mich ausmacht, was ich bin. Ich möchte all diese Erfahrungen nicht missen, Ich will kein anderer sein, als der, der ich bin. Mein Leben ist gut, so wie es jetzt ist. Ich fühle mich "wohl in meiner Haut", wie man so sagt.

Ich habe mein Leben im Laufe der Zeit so gestaltet, daß ich einfach keinen Alkohol mehr möchte, selbst wenn ich es könnte. Alkohol bedeutet mir nichts mehr, weil ich über einen langen Zeitraum mir einen Grad der Zufriedenheit erarbeitet habe, der weder durch Alkohol noch durch andere Substanzen verbessert werden könnte. Deshalb habe ich heute kein Verlangen, keinen Grund mehr, Alkohol zu trinken. Er hat mir einfach nichts mehr zu bieten, der Reiz ist weg. Wenn das Verlangen nach Alkohol wieder mal aufkommt, stimmt etwas nicht mit mir, und dann muß ich wieder etwas tun. So einfach ist das. Und so schwer.

Meine besten Wünsche.
Um seine Liebe zu beweisen, erklomm er die höchsten Berge, durchschwamm die tiefsten Meere und zog durch die weitesten Wüsten. Doch sie verließ ihn – weil er nie zu Hause war.

Eivisskat

ZitatIch habe mein Leben im Laufe der Zeit so gestaltet, daß ich einfach keinen Alkohol mehr möchte, selbst wenn ich es könnte. Alkohol bedeutet mir nichts mehr, weil ich über einen langen Zeitraum mir einen Grad der Zufriedenheit erarbeitet habe, der weder durch Alkohol noch durch andere Substanzen verbessert werden könnte. Deshalb habe ich heute kein Verlangen, keinen Grund mehr, Alkohol zu trinken. Er hat mir einfach nichts mehr zu bieten, der Reiz ist weg.


Ebenfalls Glückwunsch! Und wie "heil" soll´s/kann´s denn sonst noch werden?  ;)

BGS

Hallo Aloysius,

auch ich drücke Dir beide Daumen und beglückwünsche Dich zu Deiner Entscheidung. Herzlichste Grüße und die allerbesten Wünsche aus der Ferne.

MfG

BGS
"Ceterum censeo, Berolinensis esse delendam"

https://forum.chefduzen.de/index.php/topic,21713.1020.html#lastPost
(:DAS SINKENDE SCHIFF DEUTSCHLAND ENDGÜLTIG VERLASSEN!)

Ziggy

Zitat von: Eivisskat am 15:17:27 So. 02.Juni 2013
Ebenfalls Glückwunsch! Und wie "heil" soll´s/kann´s denn sonst noch werden?  ;)

Ich wollte nur dem Mißverständnis vorbeugen, das da lautet "Ich bin geheilt, ich kann wieder trinken." Ich habe zuviele Menschen deswegen sterben sehen. Mich selbst hat ein Rückfall damals beinahe das Leben gekostet. Wenn ich die Krankheit nicht hundertprozentig ernst nehme, gibt es nur einen Sieger, und ich bin das nicht. Es gibt keine Heilung, man muß es annehmen und sich damit arrangieren. Um in nackten Zahlen zu sprechen: Von 100 nassen Alkis schafft es nicht einmal einer, trocken zu werden, und von denen, die es doch schaffen, schafft es wiederum grade mal einer, trocken zu bleiben. Die anderen sterben direkt oder indirekt daran.

Es gibt kein "vielleicht" oder "ein bißchen" oder "ich war". Es gibt nur "ich bin's" oder "ich bin's nicht".
Um seine Liebe zu beweisen, erklomm er die höchsten Berge, durchschwamm die tiefsten Meere und zog durch die weitesten Wüsten. Doch sie verließ ihn – weil er nie zu Hause war.

Zoe

Hallo liebe Sucht- und Nichtsuchtgemeinde,

muß meinen Senf heute auch mal wieder dazu geben. Ich war lange clean aber seit ca. 3 Monaten brauche ich wieder meine bunten Traumpillen da ich sonst nicht mehr schlafen kann. Zuviel geht mir durch die Birne wenn ich nachts im Bett liege. Man versucht es lange ohne dieses Zeugs und das funktionierte bei mir auch eine ganze Weile. Mein Fahrrad habe ich dieses Jahr auch nur von einer Ecke in die andere geschoben. Es fehlt der Antrieb. Aus meinem Job bin ich auch schon wieder rausgeflogen (zu unangepaßt). Mein nächstes Angebot ist natürlich bei einer dieser Klingelbuden. Da habe ich überhaupt keine Lust drauf. Naja, genug gejammert. Gehört eigentlich in den Kacksackthread.

Aloysius alles Gute.
Die erste Freiheit der Presse besteht darin, kein Gewerbe zu sein

Kuddel

Hi Zoe,

komischerweise mußt' ich gestern an dich denken, bevor du hier gepostest hast.
Das "seit ca. 3 Monaten brauche ich wieder meine bunten Traumpillen" klingt durchaus bitter. Nicht schlafen zu können ist fürchterlich.

Ich bin kein Gegner von legalen und illegalen Drogen. Aber wenn man welche über einen längeren Zeitraum "braucht", ist es kein gutes Zeichen.

Letztendlich gehören aber auch antriebslose Zeiten zum Leben, auch wenn es gesellschaftlich als schon "krank" gilt.
Ich weiß gar nicht, was ich sagen will/kann/soll. Mir ging die Meldung nah.
Ich wünsch dir alles Gute!

Zoe

Hey Kuddel,

danke für deine lieben Worte. Es ist schön zu wissen, das jemand an einen denkt. Du hast natürlich recht wenn du sagst, dass antriebslose Zeiten zum Leben dazu gehören. Ich mag diese "Hänger" nicht aber manchmal ist es beruhigend ein Mittel parat zu haben, um richtig Abschalten zu können. Ich habe dadurch diesen bleiernen Schlaf aber irgendwie ist er nicht erholsam. Leider ist auch der gute alte Dornfelder wieder mit im Spiel und ich weiß, dass dies keine gute Kombination darstellt aber momentan ist es so okay.

Liebe Grüße Zoe
Die erste Freiheit der Presse besteht darin, kein Gewerbe zu sein

BGS

Nachdem ich (aus gegebenem Anlaß) heute fast den Tag damit verbracht habe, den gesamten Thread nochmal durchzulesen, möchte ich mich wirklich herzlich bei allen Teilnehmern und ganz besonders bei Ziggi bedanken. Das Thema geht mir sehr nahe und ich bin sicher, daß diese Posts für viele eine echte Hilfe sind.

MfG

BGS   
"Ceterum censeo, Berolinensis esse delendam"

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BGS

Zitat von: Ziggy am 20:11:33 Di. 30.März 2010
Hi Leutz,

ich mache mal diesen Thread auf, um Leuten mit Suchtproblemen Gelegenheit zum Erfahrungsaustausch und gegenseitiger Hilfestellung zu geben.

Ich wollte eigentlich heute mit einem größeren Beitrag starten, aber das werde ich zeitlich nicht mehr hinkriegen.

Stattdessen einfach mal ein paar kurze Infos zu meiner Suchtgeschichte:

Ich bin Alkoholiker. Trocken seit dem 25. Januar 1989, hab also grade mein 21. Jubi "gefeiert". Davor jahrzehntelanger exzessiver Alkoholkonsum, typische Säuferkarriere, regelmäßig "harte" Getränke ab dem 12. Lebensjahr, kaputte Jugend, Schule ohne Abschluß, Lehre ohne Abschluß, Wehrdienst, gescheiterte Ehe, zweimal im Gefängnis, viermal im Irrenhaus, zweimal dem Tod grade noch von der Schippe gesprungen. Im Knast 1985 die Anonymen Alkoholiker kennengelernt, deren Meetings regelmäßig besucht, dann 14 Monate in Freiheit trocken geschafft. 1987 schwerer Rückfall, dauerte bis zu eben jenem 25.01.1989, seitdem dauerhaft trocken.

Das nur mal so als Einstieg. Ausführliches folgt noch. Wenn jemand einen besseren Tread-Titel hat, bitte Wortmeldung.


Hut ab!

MfG

BGS
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Ziggy

Bei dem Bild bleibt mir das Lachen im Halse stecken, da ist nämlich viel Wahres dran.

Tatsächlich dachte ich auch, ich sei noch etwas Besseres, weil ich noch nicht so tief gefallen war. Ja, ich hielt mich noch nicht einmal für einen Alkoholiker - das waren für mich die, die tagaus, tagein auf Bänken lebten, nur das hatten, was sie am Leib trugen und sich den billigen Fusel reinschütteten ... ich war da doch etwas anders, nicht wahr ...?!

Die traurige Wahrheit ist: Ich hauste in der Wohnung meiner Mutter, die sorgte für mich, kochte für mich, wusch meine Kleidung, hielt mein Zimmer sauber ... meine Arbeitslosenhilfe versoff ich komplett, musste sogar meine Mutter anpumpen. Aber in der Kneipe, da hatte ich das große Maul, da war ich wer ...

Wenn meine Mutter mich damals nicht am Leben gehalten hätte, wäre ich längst irgendwo da draußen jämmerlich verreckt. Aber alleine das einzusehen war ein schwieriger Prozeß, man macht sich selbst etwas vor, bis zum bitteren Ende. Aber natürlich, es tut weh, sich selbst die Wahrheit einzugestehen, wer will das schon, man fühlt sich wirklich nicht gut dabei. Aber genau das ist eine unabdingbare Notwendigkeit. Innerlich "Inventur machen" nennt sich das. Für mich war das der schmerzhafteste Schritt auf dem Weg in ein trockenes Leben. Ehrlich sein zu mir selber fällt mir auch heute nicht immer leicht. Ist aber zwingend Voraussetzung für dauerhaft trocken bleiben und immer weiter nüchtern werden.

Um seine Liebe zu beweisen, erklomm er die höchsten Berge, durchschwamm die tiefsten Meere und zog durch die weitesten Wüsten. Doch sie verließ ihn – weil er nie zu Hause war.

Aloysius

Hallo meine Lieben,

jetzt sind es insgesamt 17 Monate geworden, die ich, erst die Entgiftung, dann die 14monatige stationäre Therapie, brauchte. Nun bin ich seit einem Monat wieder raus und fange wieder neu an.

Eine kleine Einzimmerwohnung, meine Erwerbsunfähigkeitsrente, udn nach und nach mein Leben wieder in den Griff kriegen.

Mir fällt auf, dass ich wirklich alle kleinsten Banalitäten wieder trainieren muss. Einen grossen Anteil daran hat auch die Art der Einrichtung. Es war eine geschlossene Einrichtujg, und wie man sagt, "niederschwellig". Das heist, ich habe dort mit Menschen für mehr ls ein Jahr zusammen gelebt und gearbeitet, deren Weg sie schon erheblich weiter Richtung Zerfressenheit geführt hat. Einer dachte, er wäre auf einem Schiff, ein anderer kann eine simple Bahnhofs-Wanduhr nicht mehr deuten.

Ich habe körperlich stark abgebaut, aber geistig bin ich jetzt so kar ujd fit wie seit Jahrzehnten nicht mehr.

Es war sehr sehr hart, aber ich würde es sofort wieder machen, im Nachhinein.
Reden wir drüber

BGS

Ich drücke Dir beide Daumen für einen Neuanfang. Evtl. ist es hifreich, die alte Umgebung zu wechseln (z. B. um nicht in die alten Verhaltensmuster zu geraten).

Herzlichst +

mfG

BGS
"Ceterum censeo, Berolinensis esse delendam"

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