Sucht und Abhängigkeit

Begonnen von Ziggy, 20:11:33 Di. 30.März 2010

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Ziggy

Wir sind ja hier in "Sucht und Abhängigkeit", das ist ein weites Feld, nicht nur auf Alkohol beschränkt ...

Nehmen wir doch mal eine andere Abhängigkeit, die keine ist: Rauchen.

Ich war 33 Jahre lang stolzer, unabhängiger Raucher! Ich hab meine letzten Kröten in den Automaten gesteckt, ich hab Leute angeschnorrt, die ich gar nicht mochte, ich stand bei Wind und Wetter draußen, ein ganzer Kerl, ich stand bei 200 Stundenkilometern im Auto und fischte die Kippe vom Sitz, jawohl ich, Herrschaften! Natürlich schmeckte es mir! Natürlich hätte ich jederzeit aufhören könne, wenn ich nur gewollt hätte. Aber ich wollte nicht!!! Braune Fingerkuppen, na und? Nachts um drei wegen Kippen noch zur Tankstelle, was soll daran komisch sein?

33 Jahre lang hab ich zwischen 80 und 120 Stück am Tag geraucht. Und das Nikotin in meinem Gehirn hat mir erzählt, es ist alles ok ...

Ich "willenschwacher" Alkoholiker habe vor 7 Jahren aufgehört zu rauchen. Das ist gut. Die schlechte Nachricht ist: Ich habe 13 Jahre meines Lebens dazu gebraucht, nach dem Trinken auch das Rauchen zu lassen ...

Hilf mir, @CN ... ist das Glas jetzt halb voll oder halb leer ...?   ;D
Um seine Liebe zu beweisen, erklomm er die höchsten Berge, durchschwamm die tiefsten Meere und zog durch die weitesten Wüsten. Doch sie verließ ihn – weil er nie zu Hause war.

Ziggy

Also gut. Einen hab ich noch, worin sich vielleicht jemand wiedererkennt:

Ich treibe ja seit einigen Jahren einigermaßen Sport, um in Form zu bleiben, und auch, um  (ja ich bin eitel) gut auszusehen. Jetzt heißt es ja, man soll jeden Tag viel Wasser trinken, mindestens 2 Liter, besser 3 oder sogar 4 ...

Ich gebe zu, das gelingt mir nur höchst selten, im Sommer ja (aber da schwitze ich ja auch viel mehr wieder aus), aber im Winter? Also 2 Liter schaffe ich grade so, 3 Liter, wenn ich mich richtig anstrenge. Gut, zählen wir noch 2 bis 3 Tassen Kaffee dazu ...

Ist das nicht komisch?

Als ich noch Alkohol trank, lag mein Tagespensum bei 15 bis 20 Flaschen Bier pro Tag plus etliche Kurze, das sind alleine Flüssigkeitsmenge Bier zwischen acht und zehn Litern! Nehmen wir noch eine gar nicht seltene Flasche Berentzen dazu, sind wir bei bald elf ... ist das nicht seltsam? Ist das noch "Durst" oder was ...?

Ich habe unter normalen Umständen Mühe, 0,5l Apfelsaftschorle oder Spezi runterzuhauen (außer nach einer Radtour, da zischt das schon), aber 0,5l Bier war gar kein Problem, wenn ich ansetzte, musste die Bedienung schon loslaufen für's nächste.

Das nur mal so als Einspieler für zwischendurch.
Um seine Liebe zu beweisen, erklomm er die höchsten Berge, durchschwamm die tiefsten Meere und zog durch die weitesten Wüsten. Doch sie verließ ihn – weil er nie zu Hause war.

Carpe Noctem

Zitat von: Ziggy am 17:48:53 So. 04.April 2010
Hilf mir, @CN ... ist das Glas jetzt halb voll oder halb leer ...?   ;D

Wieso helfen? Bin ich hier der Sozialdienst? ;D

Im Grunde wissen wir doch, es kommt nicht auf die Füllhöhe an, sondern darauf was drin ist 8)

Auf mich trifft auch die Werbung zu:" Ich rauche gern". Alles sagen das sei Sucht, aber mir ist das in dem Fall herzlich egal. Die körperlichen Folgen des Rauchens sind die selben, ob man abhängig ist oder nicht. Für alles weitere bin ich heute zu bräsig; früh aufgestanden und Besuch in der Suchtklinik absolviert. Ich tauge jetzt nur noch fürs Glotzofon - So long!

Grüsse - CN
Art. 1 GG: "Die Menschenwürde steht unter Finanzierungsvorbehalt"

Hedgegina

Hallo,
erstmal vorab: heute war ein guter Tag. Genauso wie gestern. Und vorgestern. Die Sonne war ein bisschen da! Und heute habe ich nur mit meinen Frettchen gesprochen - aber auch das ist ok. Wie die Tage morgen werden, und übermorgen...man wird sehen.

@Ziggy
Ich danke dir für die Anregungen aus deinem vorangegangenen Post. Du sagst, ich soll nicht dir antworten, sondern eher mir selbst, aber ich möchte beides tun. Oft ist das ja auch so, wenn man Sachen niederschreibt, wird einem Vieles noch klarer, als nur beim Denken.

Ich bin froh über die Anregungen und Hinweise, die ich hier bekomme. Ich weiß aber auch, dass dies Ferndiagnosen sind, da nur ich mir selbst in der Realität gegenübersteh. Ich bin ja aber gewissermaßen "befangen", da die Beurteilung der eigenen Fehler und Unzulänglichkeiten so ziemlich das Schwerste ist, was ich mir vorstellen kann. Also schöne Scheiße ....  :)

Ziggy, ich weiß nicht, ob ich mir ehrlich geantwortet hab, aber glaub mir, ich bin mir der Gefahr, sich gerad bei eigenen Fehlern erst mal ein bisschen "großzügiger" beurteilen zu wollen, durchaus bewusst. Ich würde mein derzeitiges Handeln nicht als Experiment bezeichnen.

Zitat1. Welchen Grund hast du für deine Selbstversuche? Oder anders gefragt: Hat ein "normaler" Mensch Grund, sich Gedanken über sein Trinkverhalten zu machen?

Richtig, ein "normaler" Mensch hat natürlich keinen Grund, sich Gedanken über sein Trinkverhalten zu machen. Ich tu das zur Zeit, aus gutem Grund, daher bin ich , was das Trinkverhalten anbelangt, nicht "normal" - im Umkehrschluss.
So. Bis vor wenigen Wochen hab ich mich abends in der Woche fast regelmäßig zugebechert, um zu vergessen. Das mach ich jetzt nicht mehr. Und dahin will ich auch nicht mehr zurück. Denn das geht nicht mehr. "Es geht nicht mehr" - das ist genau das, was ich meinem Hausarzt dann mitgeteilt hab. Er fragte: "Was heißt das? Es geht nicht mehr, erklären Sie das bitte..." Und dann hab ich erzählt und erzählt.
Jetzt geht es aufwärts, seitdem, Ziggy. Das kontrollierte Trinken vom Wochenende war für mich nicht mühevoll. Im Gegenteil - ich hab erzählt, dass ich zum ersten Mal an dem Abend was mitgekriegt habe von meiner Umgebung...ich LEBE wieder.

Ob das ewig so weitergeht? Das weiß ich nicht. Ich hab gestern nichts getrunken, und heute auch nicht, genieße meinen Apfeltee. Obwohl ich früher in solchen Situationen wie heute getrunken hätte - alleine, Blick gelegentlich in die (beschissene) nahe Vergangenheit gerichtet, meine Frettchen sprechen zu mir... auch jetzt laufen mir die Tränen....

Mich kotzt das eigentlich an, das alles hier online zu erzählen. Ich kenne weder dich noch Carpe Noctem noch (Nahezu) niemanden aus diesem Forum hier persönlich. Sollte man sowas nicht für sich behalten? Ist das nicht beschämend, sich online in einem Forum auszuheulen? Mag sein. Aber mir hilfts und vielleicht ja noch jemandem...

Zitat2. Wie stellst du dir selbst das Ende deiner Nachforschungen vor? Wie sähe der schlüssige "Beweis" für dich aus?

Es gibt kein "Ende" meiner Nachforschungen -( und so würde ich das auch nicht bezeichnen. Leben umkrempeln oder sowas wäre da schon eher was).
Für mich endet das Leben mit dem Tod, bis dahin gibt es einen Weg. In diesem konkreten Fall - Problemfall: Alkohol -  geht der Weg so weiter - nämlich aufwärts, wenn ich wieder zu mir selbst und weg vom Koma-Kummer-Saufen finde; wenn es wieder abwärts geht, geht mein Weg zu face-to-face - meeting der AA. Und dann ist komplett Schluss mit Alkohol. Unschlüssig bin ich mir selbst, ob ich nicht jetzt schonmal zu so einem AA-Meeting gehe. Im Moment trau ich mich noch nicht so richtig.

Und nein - "Spaß" machen meine "Selbstversuche" nicht. Und zu einer unabhängigen, objektiven Selbsteinschätzung werde ich sicherlich nicht kommen...geht ja gar nicht, man urteilt ja immer subjektiv. Und ja  - man kann genauswenig ein bisschen Alkoholiker wie ein bisschen schwanger sein. Auf den Punkt gebracht: Wenn ich in der nächsten Zeit wieder besoffen in der Ecke liege, bin ich einer, wenn der Trend in die andere Richtung geht, bin ich keiner. Dass ich bei dieser noch ausstehenden Beurteilung gedanklich nicht pennen darf, ist wichtig.

ZitatWenn Alkohol für dich kein Problem ist, hast du keinen Grund, dir Gedanken zu machen. Du machst dir aber Gedanken.
Das ist so sicher - wie das Amen in der Kirche - Alkohol IST ein Problem für mich.

Ziggy, ich weiß nicht, wohin die Reise geht, aber ich bin vor einigen Wochen aufgewacht. Vielleicht muss ich einfach meinen eigenen Weg gehen. Ich denke, dass der im Moment gut so ist, wie er ist. Klar hab ich selbst den Eindruck, dass ich in letzter Zeit teilweise mit gefletschten Zähnen durch die Gegend renne, aber ich FÜHLE wieder was. Und das ist gut. Über Probleme, die morgen oder übermorgen auftauchen, mach ich mir dann Gedanken.

Zwei, nein drei hab ich noch: Am 24.04. werd ich abends feiern gehen bzw. den ganzen Tag aufgrund diverser Geschichten (Auftritte, Geburtstag etc.). Am 25.04. hab ich morgens ab 11.00 Uhr wieder Tanzworkshop. Muss also fitt sein. Ob ich das wohl hinkriege? Ich sag mal JA! (Die Prophezeiung, die sich selbst erfüllt, wir werden es sehen).

Türen gehen auf! Verrückte Dinge passieren - ich werd meinen Doc demnächst zu einem Gespräch vor einer Schulklasse begleiten, er kann sich vorstellen, dass ich den Kleenen (10. Klasse) ganz gut was rüberbringen kann, wenn ich etwas erzähle zu Dingen wie: Was geht ab im Leben? Wo will ich hin? Wie siehts mit dem Alkohol aus - wie geh ich mit ihm um/wie sollte ich mit ihm umgehen?
Ich werde berichten. Vielleicht bin ich ja auch nur ein exemplarisch "schwerer" Fall ,- mein Humor hat mich auf jeden Fall noch nicht verlassen. Und nicht mit dem Kopf schütteln, lieber Ziggy, ich weiß dass die AA sagen: Entweder man HAT ein Problem mit Alkohol oder man hat es nicht - IST Alkoholiker oder ist es nicht.

So. Nr.3: Ich freue mich, dass wir hier uns austauschen. Auch mal unterschiedlicher Meinung sind - und uns nicht die Köppe einhauen. Denn das ist GUT - das ist Austausch, Vorankommen, auch wenn ich im Moment möglicherweise als beratungsresistent wirke, gibt es ja durchaus die Möglichkeit, dass von anderen geäußerte Meinungen zutreffender sind als meine mit Wirkung für die Zukunft.

Gute Nacht
Hedgegina

Irrlichtprojektor

Freut mich das einige aus dem Teufelskreis Alk raus sind.
Ich kenne es, habe es erlebt, von der anderen Seite her, als Ausgesetzter eines ALK-Kranken. Zum Glück hat derjenige seinen Verstand vollends versoffen, leider nicht rechtzeitig oder früh genug, hat nèn Kleinhirnschaden (Ist das Glück? ; sonst würde ich vielleicht meine Anschauung ändern müssen)  und bekommt seine Umwelt nur noch Bruchstückhaft mit. So kaputt gesoffen das mensch meinen könnte ein Kleinkind wäre vor einem. Ich wünsche demjenigen noch ein paar schöne dahin siechende Jahre, damit er sich dann still und leise davon schleicht, ohne irgendwelche Spuren seines jämmerlichen Daseins zu hinterlassen.

Ziggy

ZitatUnd nicht mit dem Kopf schütteln, lieber Ziggy,

Ich schüttle bestimmt nicht den Kopf. Nur, wenn ich gefragt werde, ob ich was trinken will ...

Nein, ich finde das großartig, wie du an die Sache herangehst.

Muß mich heute etwas kümmern, unsere Nichte hatte gestern einen Autounfall. Nichts schlimmes, aber das Auto läuft auf uns, also gibt's da ein paar Dinge zu regeln. Und es muß jemand aus dem Krankenhaus abgeholt werden. An Tagen wie heute freu ich mich über meinen klaren Kopp.

Morgen ist schon wieder Schluß mit Lustig, hab Termin in der Agentur. Rest der Woche noch Urlaub, dann geht's wieder ran. Hoffe, das Wetter lässt mal eine ausgedehnte Radtour zu.

Noch schönen Ostermontag euch allen.
Um seine Liebe zu beweisen, erklomm er die höchsten Berge, durchschwamm die tiefsten Meere und zog durch die weitesten Wüsten. Doch sie verließ ihn – weil er nie zu Hause war.

Ziggy

@IP

Ich kenne beide Seiten. Es ist furchtbar, hilflos zusehen zu müssen, wie sich ein Mensch, der einem nahesteht, langsam wegsäuft. Mein ganzes Wissen, meine ganze Erfahrung, nützt mir da leider gar nichts. Ich habe es mehrfach miterlebt, und war jedes Mal völlig machtlos. Da möchte man manchmal mit dem Schädel gegen die Wand rennen, aber es hilft nichts.
Um seine Liebe zu beweisen, erklomm er die höchsten Berge, durchschwamm die tiefsten Meere und zog durch die weitesten Wüsten. Doch sie verließ ihn – weil er nie zu Hause war.

Aloysius

Hallo,

speziell and Hedgie ^^ aber auch an alle anderen.

Diese Woche ist ja wieder CD-Stammtisch in Kiel. Ich habe heute morgen nach einer wirklich fatalen Nacht beschlossen, daß ich hoffe, wir lassen alle das Staropramne usw. weg da.

Ich MUSS und werde mich trockenlegen.

Ziggy hat es sehr gut formuliert... Ich kann nicht mit dem Alkohol weiter in den Ring steigen, ich verliere jedes mal.

Zeit, die AAs zu besuchen, und Hilfe zu suchen, ich schwimme gerade, aber der Stoff schwappt immer wieder in mein Maul und ich saufe ab.

Zeit, der Realität ins Auge zu sehen. Und meine neue Droge (Ich weiß, daß ich ein Suchtmensch bin) ist wieder die Musik. Hatte mal eine Banf und wir waren echt gut. Ich staube die Gitarre ab und krame die Songbooks raus und ich werde ein paar neue Lieder schreiben. Das ist der eine Vorteil: Ich habe jetzt wirklich ein paar Geschichten zu erzählen. Und verdammt soll ich sein, am Soul soll es nicht mehr mangeln.
Reden wir drüber

Carpe Noctem

Hallo Hedgi!

Dein Weg erinnert mich an meinen eigenen, und der hat schliesslich zum Erfolg geführt. Mein Interesse an Alkohol und anderen bewusstseinsverändernden Mitteln ist mir abhanden gekommen. Selbsthilfe hat immer Vorrang. Du bist so ehrlich zu dir selbst, wie du nur sein kannst. Objektivität ist eine Fiktion.

Sich in einem Internetforum auszukotzen, hat durchaus Vorteile. Man schreibt alles auf, bekommt Überblick und die Kommentare von Menschen, die mehr Distanz zur Sache haben. Alles geschieht freiwillig, man geht also auch niemandem gegen dessen Willen auf den Nerv. Wenn du es so schaffst, dein Leben und deine Einstellung zum Alkoholkonsum neu zu ordnen, siehst du nach einer Zeit, dass es deine eigene Kraft war, die sich da raus gebracht hat. Solltest du fachliche Hilfe benötigen (auch Selbsthilfegruppen zähle ich dazu), weisst du wo sie zu finden ist.

Ich verstehe dich so, dass du zunächst aus eigener Kraft einen neuen Weg gehen willst. Wenn das klappt, hast du dir bewiesen wie gut deine Selbstheilungskräfte sind. Das kann dir nie wieder jemand nehmen. Wer Hilfe braucht, soll sie bekommen. Wer es ohne schafft, muss das auch dürfen. Jedem seinen persönlichen Weg, alles andere ist Schema F und passt einfach nicht auf alle.

Zu Schema F habe ich eine Geschichte:
Ich kenne einen Asiaten, der hat ADHS. In seinem Herkunftsland litt er zusätzlich an Hautausschlägen. Kein Medikament half, der Mann schmiss bereits in der Schule nur die Möbel durcheinander und war vollkommen unzugänglich. Die Fachleute waren verzweifelt. Vor einem Jahr kam er nach Deutschland. Hier ging der Ausschlag weg und er sagt, sein Körper lehne sich nur gegen Asien auf. Er macht jetzt eine Neurofeedback-Therapie und die Symptome des ADHS lassen sichtlich nach. Es dauert nicht mehr lange, dann ist der Mann gesund. Er ist schlicht und ergreifend den eigensinnigen Weg seines persönlichen Willens gegangen. Alles andere lief ins Leere. Nur sein Wille und sein Weg haben geholfen. Sowas erlebe ich häufiger bei Menschen, die einer Minderheit von "Schema F passt nicht auf mich" angehören. So ein Mensch ist übrigens auch mein Freund.

Ich wünsche dir alles Gute!

Grüsse - CN
Art. 1 GG: "Die Menschenwürde steht unter Finanzierungsvorbehalt"

Hedgegina

Kurzen Gruß in die Runde / alle Postenden hier - da ich nachher gleich weitermuss:

1. Wollt gestern eigentlich hier reingucken, hab aber beschlossen, mich für einen Tag "auszuklinken" und direkt nur das zu machen, worauf ich Bock hab: Spaziergehen, Füße hoch, Lesen, Spaghetti essen - keinen Alkohol trinken :)
Hab auch ein bisschen Angst gehabt, hier herein zu gucken, weiß auch nicht genau warum. Vielleicht Angst vor Kritik. Dass ich mich nicht so ausdrücken konnte, wie ich es meinte. Ich fühl mich aber gut jetzt!

2. Ich bin total begeistert über die Antworten, Ziggy alles gute für deine Nichte und viel Glück bei der Arsch-Agentur. IR und Carpe Noctem und Ziggy danke für die aufmunternden Worte, ihr wachst mir richtig ans Herz. Speziell CN, die ich doch einmal ein bisschen angefaucht hatte, als ich hier noch "Frischfleisch" war :) DANKE!

3. Auf diesen Weg wäre ich nicht gegangen, wenn es da nicht 2 Komponenten gäbe: a. Hedgi hat ihren verdammten Hintern hochgekriegt und b. Hedgi hat endlich einen Super-Arzt gefunden

4. Aloysius: Danke für den konstruktiven Anti-Alkohol Vorschlag für den CD-Stammtisch in dieser Woche! Find ich gut - mach ich mit und unterschreib ich sofort. Vielleicht haben wir dann ja auch gleich ein zusätzliches, konstruktives Thema! Ich kann nur sagen, hatte mich ja jüngst mit Weckerweg und der Streik-Interview-Feldforschungs-Truppe in der Pumpe getroffen, dat war ohne Alkohol...und da kam dann auch mal n bisschen was bei rum! Vielleicht magst du Aloy, ja auch ein bisschen was erzählen wie du das mit dem Alkohol siehst, ich höre auf jeden Fall zu. Wenn du AA besuchen willst, sag mal Bescheid.....was für mich das Tanzen ist, mag ja für dich das Mucken sein....

...ich schau heute abend wieder rein.

LG in die Runde (jetzt hätt ich vor lauter Hetze schon wieder fast "Rune" geschrieben.. :)

Hedgi

Carpe Noctem

Zitat von: Hedgegina am 14:41:23 Di. 06.April 2010
Speziell CN, die ich doch einmal ein bisschen angefaucht hatte, als ich hier noch "Frischfleisch" war :) DANKE!

Hedgi - du bist ne Zuckerschnegge :D Den Anpfiff habsch zwar nicht vergessen, aber es ging um Kritik an der Arbeitsweise im öffentlichen Dienst, nicht? Genau dieser hatte mich zu der Zeit kürzlichst gefeuert. Wegen obigem Mann übrigens ;)

Grütze - CN
Art. 1 GG: "Die Menschenwürde steht unter Finanzierungsvorbehalt"

Hedgegina

ZitatHedgi - du bist ne Zuckerschnegge Cheesy Den Anpfiff habsch zwar nicht vergessen, aber es ging um Kritik an der Arbeitsweise im öffentlichen Dienst, nicht? Genau dieser hatte mich zu der Zeit kürzlichst gefeuert. Wegen obigem Mann übrigens Wink

den anlass weiß ich irgendwie auch schon gar nicht mehr...hatte das auch komplett innen falschen hals gekriegt. jo. dafür gibts jetzt einen lachsmiley, denn das ist genau das, was ich jetzt tu  :D :D

hm. alles ist gut.  :)
beim tanztraining hat heute übrigens wieder ein mädel sekt ausgegeben - das wird dann immer in so kleinen teegläschen getrunken. während meines anvisierten rückzugs aus dem "alkohol-business" hab ich denn da noch mal immer mitgenippt (haben ganz schön viele geburtstag bei uns gehabt in letzter zeit). heute bin ich gleich zum wasserhahn gerannt und hab mir leitungswasser eingeschenkt. das hat nur die - die direkt neben mir saß, mitbekommen, dass ich so fröhlich mit wasser zuprostet hab. die hat nette, ein bisschen neugierige fragen gestellt, hab aber selbst gesagt "ich mach mal ne pause, alk will ich halt im moment nicht". das war gut! - mitnippen wäre zwar auch gegangen - ohne nachher zu hause mir allein weiterhinzuzuprosten - hüstel (dat gab dat ja auch schon) - aber warum mitnippen, wenn einem nicht danach ist.

seitdem ich da son bisschen feinfühliger geworden bin, fällt mir übrigens erst auf, wie sozialisiert der alkohol ist. wie häufig im alltagsleben wegen irgendeiner tollen geschichte angestoßen wird. wie häufig auch bei uns (eigentlich ganz netten mädels) - "lustige" scherze gemacht werden : "na, da saufen wir schon wieder" "ui - die drehung krieg ich aber nachher nicht mehr hin - bin jetzt schon ganz kicherig" - "nicht dass wir noch auf entzug kommen, wenn nächste woche keine geburtstag hat und einen ausgibt"...usw....

ich bin da auch nicht böse drum. das sind halt die "normalen" die da solche sprüche reißen. dürfen die auch. ich hab jedoch - wie gesagt - ein bisschen ein sensibleres ohr entwickelt.

die zuckerschnegge fällt jetzt über ihre restlichen spaghettis her (dienstags findet bei mir immer irgendwie alles später statt) und plumpst dann zu bett.

juhu. ein weiterer guter tag. das gibt das doch gar nicht

;)
hedgi

Ziggy

ZitatZiggy alles gute für deine Nichte und viel Glück bei der Arsch-Agentur.

Nichte geht's prima. Die alte Karre hat einen Kratzer an der Stoßstange und brachte 200 EUR. Ein geiles Wetter heute, werde mal Auto und Roller waschen und den Rest des Tages am Balkon genießen. Heute abend mache ich noch für uns beide die Steuererklärung, die wird morgen eingereicht, das bringt auch noch mal mindestens 300 bis 400 Mücken.

Termin im Arschamt war super. Ich hab 'ne halbe Stunde gequasselt, der hat nur genickt. So schnell will der mich auch nicht wiedersehen  ;D
Es gibt doch da so 'nen Wisch zum Unterschreiben, wo man sich mit Datenweitergabe etc. einverstanden erklärt. Ich hab da alles, was mich stört, geschwärzt, bevor ich's unterschrieben habe. Da meint er doch glatt "So binden Sie uns aber die Hände bei der Vermittlung!" Da hab ich gegrinst und gesagt "Ich nehm's mit Datenschutz sehr genau. Seien Sie also versichert, daß ich scharf reagiere, wenn Sie die weiße Linie übertreten."

Darf gar nicht darüber nachdenken, wie das aussähe, wenn ich solche Termine im Halb- oder Vollsuff absolvieren müsste.

Eben Post gekriegt von meiner Rechtsschutz: Meine Kündigungsschutzklage wird am 2. Juni verhandelt. Also läuft das auch.

Meine Holde ist heut mit ihrem Bruder bei der ARGE, die sind in letzter Zeit auch sehr handzahm, nachdem sie Ende letzten Jahres eine volle Breitseite gekriegt haben. Absolut stressfrei das alles.

Schöner könnt's im Moment nicht sein.
Um seine Liebe zu beweisen, erklomm er die höchsten Berge, durchschwamm die tiefsten Meere und zog durch die weitesten Wüsten. Doch sie verließ ihn – weil er nie zu Hause war.

Aloysius

Ich bin jetzt den zweiten Tag trocken.

War erst mal eine beschissene Nacht, halt Entzug, sag ich mal. Eingeschlafen irgendwann um 4 Uhr. Habe das neue Dan Brown Buch komplett durchgelesen.

Heute CD-Stammtisch in Kiel ohne Alk.

Jeder tag ein Schritt weiter, gerade trinke ich einen Pott schwarzen Kaffee und bewundere das herrliche Gefühl, das man hat, wenn der Kopf komplett klar wird und mans ieht:

Das hast du alles so lange nicht wahrgenommne. Und was ist das für eine komische Energie? Ich geh mal raus und werde ein bißchen mit Bäumen jonglieren^^

Ich investiere jetzt in gute Säfte, man, das schmeckt. Kippen hab ich gleich mit weggeschmissen. Das wird dann in ner Woche oder so noch eine Geschmacksexplosion geben, wenn die Zunge wieder original funktioniert.
Reden wir drüber

Hedgegina


@aloysius
ZitatHeute CD-Stammtisch in Kiel ohne Alk.

:o dat war doch morgen, ab 19.00 Uhr - ??

ZitatDer April-CD-Stammtisch findet statt:

Donnerstag, 8. April 2010 um 19 Uhr

Wäre schön, wenn mehr als die üblichen Verdächtigen kommen  rolleyes

Wohl noch winterzeit bei dir, wa?  :D




Aloysius

Reden wir drüber

Ziggy

Ehrlich: Irgendwie beneide ich euch um euren Stammtisch da oben.
Um seine Liebe zu beweisen, erklomm er die höchsten Berge, durchschwamm die tiefsten Meere und zog durch die weitesten Wüsten. Doch sie verließ ihn – weil er nie zu Hause war.

Aloysius

Ehrlich: Du bist einer der Leute, die mir auch echt fehlen.

Aber zumindest hast du wirklich etwas bewirkt, das uns hier sehr weiter hilft
Reden wir drüber

Eivisskat

ZitatBis ins Koma: Deutschland hat ein Alkoholproblem

Viele Bundesbürger schauen zu tief ins Glas. Auf umgerechnet fast zehn Liter reinen Alkohol bringt es jeder Deutsche im Durchschnitt pro Jahr.

Berlin. Viele Deutsche trinken zu viel – immer öfter sogar, bis sie ins Koma fallen. Jeder Bundesbürger nahm im Jahr 2008 im Durchschnitt umgerechnet 9,9 Liter reinen Alkohol zu sich. Das geht aus dem Jahrbuch Sucht 2010 hervor, das die Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen (DHS) am Mittwoch in Berlin vorstellte. Auch wenn der Verbrauch im Vergleich zu 2007 gleichblieb: ,,Es ist natürlich viel zu hoch", sagte DHS-Geschäftsführer Raphael Gaßmann. Das Problem der Medikamentenabhängigkeit wird nach Ansicht der Experten ebenfalls größer.

Deutschland liegt beim Alkoholkonsum weltweit in der Spitzengruppe. Nach Luxemburg, Irland, Ungarn und Tschechien kommt Deutschland auf Platz fünf. Die DHS beruft sich auf einen Vergleich der Weltgesundheitsorganisation WHO unter 34 Ländern von 2003, der im vergangenen Jahr veröffentlicht wurde.

Drastisch nimmt das Komatrinken zu: Rund 109300 Menschen kamen 2008 mit akutem Rausch ins Krankenhaus. Das waren nach Angaben des Statistischen Bundesamtes doppelt so viele wie im Jahr 2000. Rund 1,5 Millionen Menschen in Deutschland gelten als alkoholabhängig. Die DHS sieht eine regionale Häufung bei Krankenhausfällen eher in Bayern als im Norden. Der Umgang mit Alkohol könne dort ein anderer sein, sagte Gaßmann. Er fordert eine großangelegte Kampagne gegen Alkohol.


Die Suchtexperten zeigten sich besorgt über etwa zwei Millionen Menschen, die von Medikamenten abhängig seien. Dies sei immer mehr ein Problem Älterer, vor allem von Frauen. Fünf Prozent aller Arzneimittel könnten potenziell süchtig machen, sagte DHS-Experte Armin Koeppe. 40 Prozent der über 65-Jährigen nähmen acht Wirkstoffe und mehr ein.

Von Komatrinken sind vor allem Jugendliche, aber auch Senioren betroffen. Im Jahr 2008 mussten rund 25700 Kinder und Jugendliche ins Krankenhaus gebracht werden, eine Steigerung um fast das Dreifache im Vergleich zu 2000. Noch deutlicher ist der Anstieg bei Senioren. Rund 430 Menschen zwischen 80 und 85 Jahren wurden eingeliefert, mehr als dreimal so viele wie im Jahr 2000.


http://www.abendblatt.de/ratgeber/article1448988/Bis-ins-Koma-Deutschland-hat-ein-Alkoholproblem.html

Hedgegina


Autor: Ziggy
ZitatEhrlich: Irgendwie beneide ich euch um euren Stammtisch da oben.

Wenn du mal hier oben bist - immer reinschauen!

@Eivisskat
Das hab ich heute auch gesehen. Wir saufen uns die Welt schön...und ich kann es ja niemandem verdenken...vor allen Dingen heftig der Anstieg der Betroffenen bei Senioren, im Fernsehen sagten sie was von Gründen wie Vereinsamung. Spitzenmäßig ist auch die regionale Häufung in Bayern, heiomei...

Eivisskat

Da hast du Recht @hedge, wir saufen uns die Welt schön und inzwischen nimmt das katastrophale Ausmaße an, je schlimmer die Welt, desto mehr wird scheints gesoffen, Tabletten genommen usw, usw.

Mir tun auch ganz besonders die alten Menschen Leid, bei denen scheint mir das Ganze am traurigsten ...

Hedgegina

ZitatMir tun auch ganz besonders die alten Menschen Leid, bei denen scheint mir das Ganze am traurigsten ...

yep. das kann ich nur unterschreiben. ich finde, dass das leben ein ziemliches tempo vorlegt - aus dem grund hab ich auch manchmal selbst angst, alt zu werden. nicht mehr so schnell laufen zu können. hinfallen - und sich gleich was brechen...etc.

zum thema welt schönsaufen:
das gab bei mir letztens so eine situation, ein tag, da haben mich ziemlich viele leute geärgert, ich hab trotzdem/gerade aus dem grund an dem abend keinen tropfen angerührt. war die richtige wahl. ich hatte an dem darauffolgenden tag termin beim arzt, der es noch deutlicher machte: dichtsaufen ist der falsche weg - ist wie aggression gegen sich selbst - wut muss raus! zurückbrüllen, sich nicht blöd anmachen lassen, leuten sagen "sag mal - seid ihr bescheuert, mich hier so zu behandeln!"
da hat er den nagel aufn kopf getroffen, denke ich.

Carpe Noctem

Zitat von: Eivisskat am 22:45:28 Mi. 07.April 2010
je schlimmer die Welt, desto mehr wird scheints gesoffen, Tabletten genommen

Medikamente sind wirklich ein Risiko. Angeblich machen Neuroleptika nicht abhängig - man vertritt diese Ansicht in Fachkreisen übrigens nur, weil es dafür keinen Schwarzmarkt gibt! - allerdings sagen mehrere psychisch Kranke, dass sie das Absetzen von Seroquel mit üblen Entzugserscheinungen durchstehen mussten. Meine Schwester hat mir davon selbst berichtet, so auch ein ehemaliger Psychotiker, mit dem ich gestern ausgegangen bin.

Mein Schatz berichtet mir heute, dass der Suchtdruck durch Truxal nachlässt. Die Nebenwirkungen sind scheusslich, aber der Suchtdruck geht weg. Ich konnte nur fragen, ob er ernsthaft sein Leben lang an diesen chemischen Keulen hängen will? Nee, fieses Zeug. Er müsse den inneren Schweinehund besiegen. Ich meinte nur, bei sovielen Probleme wie du schon hattest, wären die meisten Leute von der Brücke gehüpft. Du lebst! Du BIST der Stärkere. Jetzt schon.

Scheiss Tabletten.

@Hedgi:
Das mit der Zuckerschnegge war ehrlich gemeint, hab mir den Keks gefreut über dein Posting! Ihr wachst mir auch ans Herz. Ohne euch würde mir echt was fehlen :)

Grüsse - CN
Art. 1 GG: "Die Menschenwürde steht unter Finanzierungsvorbehalt"

Aloysius

Zum Thema Schönsaufen... Ich habe für mich festgestellt, daß es hilft, den Frust oder die Wut rauszusingen und -spielen.

Das sind Momente, die wirklich wieder magisch sein können
Reden wir drüber

Ziggy

Kann ich bestätigen. 1 bis 2 Stunden abrocken bauen jede Menge Frust ab.



Was bei mir außerdem noch ausgezeichnet wirkt, ist z.B. Wandern. Hat ein bißchen zu Unrecht das "Opa-latscht-durch-Wald-und-Flur"-Image. Ich habe das anläßlich meines BS-Vorfalls vor gut 3 Jahren für mich entdeckt, weil ich sonst keinen Sport machen konnte. Einen ganzen Tag nur draußen sein, nur mit der Natur und mir selber, da vergesse ich alle Probleme. Und Bettschwere habe ich dann abends auch. Ich wohne ja in einer wirklich schönen Landschaft, muß nur zur Türe raus und bin ein paar Minuten später in den Weinbergen. Ein bißchen was in den Rucksack gepackt kostet das keinen Cent, und es ist Therapie pur.

Ach, einen hab ich noch: Vor ein paar Wochen war ich ja schon mal im  Arschamt und musste mal aufs Klo. Da hing ein Schild: "Beim Verlassen der Toilette bitte Licht ausmachen!"

Gestern war ich da ja wieder, und auch wieder auf 'm Klo, da hing das Schild immer noch, aber direkt darunter nun ein neues, darauf stand in großen Buchstaben: "Licht erst ausmachen, wenn niemand mehr auf Toilette ist!"

Soll noch einer sagen, die lernen nicht dazu.
Um seine Liebe zu beweisen, erklomm er die höchsten Berge, durchschwamm die tiefsten Meere und zog durch die weitesten Wüsten. Doch sie verließ ihn – weil er nie zu Hause war.

Moviemaker

Wenn ich Frust abbauen will, geh ich joggen, mit Musik im Ohr.
Beides Faktoren, die wirklich helfen, krisen zu überbrücken!
Und in Kombination besonders effektiv.
Das ganze Denken macht mich alt.

Carpe Noctem

Zitat von: Ziggy am 02:10:13 Do. 08.April 2010
Vor ein paar Wochen war ich ja schon mal im  Arschamt und musste mal aufs Klo. Da hing ein Schild: "Beim Verlassen der Toilette bitte Licht ausmachen!"

Gestern war ich da ja wieder, und auch wieder auf 'm Klo, da hing das Schild immer noch, aber direkt darunter nun ein neues, darauf stand in großen Buchstaben: "Licht erst ausmachen, wenn niemand mehr auf Toilette ist!"

Soll noch einer sagen, die lernen nicht dazu.

Ich bin mal gespannt, ob die in der Suchtklinik auch dazulernen. Auf jedem Scheisshaus hängt ein Schild "Bitte keine Tampons und Kondome im Klo runterspülen".

Beziehungen zwischen Patienten sind verboten (sprengen die Gruppendynamik). Beziehungen zu Aussenstehenden sind erlaubt, aber man darf sich während der Besuchszeit nur im öffentlichen Bereich aufhalten, Rückzugsmöglichkeiten sind nicht gestattet ("Sie dürfen nicht mit aufs Zimmer! Sie müssen sich auf dem überschaubaren Klinikgelände aufhalten!"). Woher sollen also Kondome kommen? Holen sich die Männer damit einen runter? Poppen alle mit ihren Ehepartnern im kollektiven Waschkeller? Wohl kaum. Offenbar sind schnelle Nummern mit anderen Patienten erlaubt, solange keine gegenseitigen Gefühle dabei aufkommen. Gefühle haben ihren regelkonformen Platz in der Beziehung zu Aussenstehenden, wo hingegen der Sex unterbunden ist. Beides zusammen wäre ja auch zu gesund. Das ist eine Klinik, da hat man gefälligst krank zu sein.

Als Besucher machen mich solche Schilder krank. Daran sehe ich, wie künstliche Spaltungen von Intimität, die ja im richtigen Leben durchaus als gesund gilt, in Sex ohne Gefühle und Gefühle ohne Sex als disziplinarisches "Teile und Herrsche" zu einem Verhalten zwingen, das viel kränker macht als man eigentlich ist. Ich sehe das als dem kurativen Zweck zuwiderlaufende Wirklichkeitsferne. Letztlich besteht ein Verbot, gesunde Beziehungen zu pflegen, oder - strenger interpretiert - die Unterstellung der Unfähigkeit zu einer solchen, und zwar gegenüber beiden Beteiligten. Damit postuliert sich implizit eine Pathologisierung der sowieso schon ausgegrenzten Angehörigen (die Ferndiagnosen lauten: selbst Konsument, coabhängig, oder überfürsorglich), unausgesprochen, und damit nicht auf Augenhöhe diskutabel: Denn keiner der Fachleute würde sich zu dem Eingeständnis versteigen, sexuelle Handlungen etwa unter verheirateten Paaren zu verbieten. Man verweisst dann sicher diplomatisch auf die Heimfahrten in der dritten Phase, nach Absolvierung der Kontaktsperre von 6 Wochen in der ersten Phase und den restriktiven Besuchsregeln in den 3 Monaten der 2. Phase. Macht 4,5 Monate de facto Sexverbot mit dem Partner.

Kann mir vielleicht jemand der mal in einer solchen Klinik behandelt wurde, erklären ob das einen therapeutischen Gehalt hat, disziplinarische Massnahmen zur Frusttoleranzsteigerung sein soll, oder nur unreflektierte Realitätsferne bzw. einen absolutistischen Herrschaftsanspruch, getragen von möglichst künstlichen Restriktionen, darstellt? Diese Frage ist durchaus ernst gemeint. Danke!

Grüsse - CN
Art. 1 GG: "Die Menschenwürde steht unter Finanzierungsvorbehalt"

Zoe

@all in diese Runde:

erstmal DANKE an den Thread-Ersteller für die nackten Wahrheiten und Berichte und "Hut ab" für die anderen, die sich nicht scheuen über dieses Thema so ehrlich und schonungslos zu erzählen.

Einige Darstellungen habe ich mehrfach gelesen und mich irgendwie wiedererkannt. Es ist verdammt schwer, hier zu sitzen, mit dem Eingeständnis das etwas nicht stimmt.

Ich will es mal kurz machen, bevor ich es mir anders überlege und das wieder lösche.

Bei mir gibt es seit Jahren immer die gleiche Wahl: entweder löte ich mir abends die Birne zu oder ich lasse es und nehme statt der Flasche Wein (mehr geht gottseidank nicht rein um die nötige "Bettschwere" zu erreichen) eine kleine Zauberpille namens "Faustan" .

Eins von beiden muß sein, beides zusammen nehme ich nie. Ich habe es natürlich auch ohne probiert, mit dem Ergebnis, dass ich jeden Sonnenaufgang schlaflos entgegen sehen kann.

Diese "Entscheidungsfindung" zieht sich dann über den ganzen Tag. "Trink ich heute oder nehme ich ne Pille"
Beim Alkohol ist das so eine Sache, ich bau den ganz schlecht ab und habe den ganzen Tag ein flaues Gefühl im Magen und schreckliches Sodbrennen.
Mit den Tabletten geht es besser aber mit denen muß ich haushalten.

In meiner Umgebung (Familie, Freunde) ist das Thema tabu und da wird sich auch kein Kopp gemacht wenn mittags um 12 schon die Korken knallen.
Ich trinke aber selber nur am Abend und werde dadurch oft als Spaßbremse betrachtet. Ich glaube (Ziggy hat das so schön ausgedrückt) das ist meine Krücke.

Wie ich das ändern kann - weiß ich nicht. Aber nun ist es raus und ich bin etwas erleichtert.

Danke fürs "Zuhören"



Die erste Freiheit der Presse besteht darin, kein Gewerbe zu sein

Aloysius

Hallo Zoe,

du hast genau meine letzten Abende beschrieben, seit ich aufgehört habe, Alkohol zu trinken (Tabak gleich mit abgesetzt, wenn schon, denn schon).

Ich bin jetzt seit Dienstag trocken und es war echt brutal, bis in die Morgenstunden wach zu liegen, aber es ist es jetzt doch wert.

Der Kopf wird klarer, und ich beginne zu realisieren, wo meine baustellen nun ernsthaft sind und fange an, an ihnen nach und nach zu arbeiten.

Der Bierdurst lässt sich - ein Tipp einer guten Freundin, di evor ein paar Jahren aufhörte - mit Cola (ohne Zucker) ein bißchen kompensieren. Gestern hab ich einen 6er Pack alkoholfreies Bier im Einkaufswagen gehabt, aber wieder zurück gestellt. Das ist mir zu gefährlich. Wenn ich da wieder auf den Geschmack komme, dann kanns sein daß ich nachts noch rüberlauf zum Imbiß und mir doch wieder paar 'richtige' Biere hole.

Der zunehmend klare Kopf und das ganze Körpergefühl sind auch ein echter Kick. Habe jetzt gestern auch wieder mal die Gitarre rausgekramt und bißchen gespielt und gesungen. Kommt jetzt alles wieder.

In den letzten Jahren war ich so wie du drauf - schon gesehen, daß mein Verhalten nicht gesund ist... aber zu unentschlossen (oder zu schwach?), etwas zu tun.

Ich hoffe, wir helfen dir dabei, den nächsten Schritt zu machen.

Es ist es wert.

Schmeiß den Mist weg und fang so schnell an wie möglich.
Reden wir drüber

Ziggy

<Klugscheißmodus ON>
Alkoholfreies Bier gibt es nicht (herstellungsbedingt)! Korrekt müsste es "alkoholarm" heißen, aber der Gesetzgeber ist da nachsichtig. Für den Normalo spielt das keine große Rolle, für den Süchtling schon. Getränke mit einem Alkoholgehalt bis 0,5 % dürfen bei uns als alkoholfrei deklariert werden, ein Zeichen dafür, wie ernst die Politik das Thema Suchtkrankkheiten nimmt. Auch manche Fruchtsäfte enthalten Alkohol bis 0,3 %, bedingt durch Gärprozesse.

Ich habe meinen letzten Rückfall übrigens mit Karamalz angefangen.
<Klugscheißmodus OFF>

In den ersten Tagen der Entgiftungsphase habe ich immer möglichst wenig Kaffee getrunken, dafür Unmengen Wasser und (Tipp!) Tee. Gibt tolle Geschmäcker und Wirkstoffe.

@Aloysius
Trinken UND Rauchen parallel aufhören hätte ich im Leben nicht geschafft. An den Kippen MUSSTE ich mich festhalten, sonst hätte ich weitergesoffen. Ich war allerdings Selbstdreher damals und meine gedrillten Dinger sahen alle recht seltsam aus ... ich habe einmal 4 Tage und Nächte wachgesessen und halluziniert. Wenn ich da keine Kippen gehabt hätte, wär ich wahrscheinlich gesprungen.

Viel Glück, Alter!

@CN
Das ist eine brutale Familiengeschichte mit Helden-Opa. Da hat's mir den Magen umgedreht, als ich das las.

Hallo @Zoe, willkomen im Club.
Um seine Liebe zu beweisen, erklomm er die höchsten Berge, durchschwamm die tiefsten Meere und zog durch die weitesten Wüsten. Doch sie verließ ihn – weil er nie zu Hause war.

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