Zustand im Betrieb

Begonnen von Carpe Noctem, 19:21:44 Fr. 07.Mai 2010

⏪ vorheriges - nächstes ⏩

Carpe Noctem

Hi!

Seit Kurzem bin ich wieder dazu gehalten, meinen Beruf auszuüben. Leider in einem Umfeld, wo weder die Kohle stimmt, noch der Urlaubsanspruch, geschweige denn die Rahmenbedingungen. Das fachliche Niveau ist unter aller Sau.

Folgende absurde Situation stellt sich mir im Betrieb dar:

Ich bin aktuell mit einer SozPäd aus einem anderen Projekt in einem 10qm-Büro zusammengepfercht. Diese geht Ende Juli wegen Vertragsfristablauf. Danach entwickelt sich die Lage im Büro wie in einem absurden Theater für Paranoiker:

Eine Kollegin aus einem anderen Projekt wird in unser Projekt übernommen und soll an dem frei werdenden Platz in meinem Büro einziehen, sobald die jetzige Besetzung weg ist. Diese Kollegin, die ab Juli den frei werdenden Platz bekommt, nennen wir ab jetzt Frau X und wohnt im 3. Stock des selben Hauses, in welchem ich mich eingemietet habe! Klartext: Ich wohne im EG, Frau X im 3. und kann von ihrem Balkon aus alles ungefiltert hören und sehen, was in meinem Garten sowie auf meiner Terrasse stattfindet. Im Gegensatz dazu kann ich die Privatsphäre von Frau X nicht einsehen bzw. mithören, weil der Blickwinkel einseitig ist und der Schall sich nach oben verteilt. Zudem verbringe ich gerne viel Zeit draussen und bekomme nicht mit, wann welche Nachbarn ihre Balkontür öffnen. Bisher war mir das auch wurscht.

Frau X ist jung, bürgerlich angepasst und unerfahren. Ich gehe mit hoher Wahrscheinlichkeit davon aus, dass die Bürogemeinschaft mit einer solchen Schmalspur-Social Engeneer ohnehin eine Besetzungspanne ist. Wir werden uns nicht gut vertragen, im Zweifel kann sie sich nicht gegen mich durchsetzen, und wenn überhaupt nur hintenherum. Diese unkontrollierte Vermischung von privaten und beruflichen Belangen gegen den Willen der Beteiligten ist unzumutbar. Man kann sich unschwer vorstellen, dass die Leitung von uns verlangen wird, gegenseitige Kontrollen bei AU vorzunehmen. Dass ich mir solche Forderungen schriftlich geben lasse, die Ausführung verweigere und zur Grundlage für eine Beschwerde beim Kostenträger mache, ist klar. Wie sich Frau X verhalten wird, ist nicht vorhersehbar. Ich weiss nur wie ich reagieren werde, sollte sie es wagen mich im Auftrag der Firma privat zu behelligen oder hier im Haus Erfahrenes im Betrieb zu verbreiten. Ich gehe aber aktuell davon aus, dass ihr die Situation ebenso peinlich ist wie mir.

Insgesamt betachtet, hat sie Einblick in meine Privatsphäre, ich aber nicht in ihre. Ich kann mich ihr gegenüber behaupten, sie sich mir gegenüber voraussichtlich nicht. An ein Auskommen ist auf solcher Basis nicht zu denken. Ich werde die Leitung auf diese Panne aufmerksam machen und mich weigern, mit Frau X ein Büro zu teilen. Es ist davon auszugehen, dass die Adressübereinstimmung bisher nicht aufgefallen ist. Da das Unternehmen per Vertrag privates Telefonieren und Internetsurfen incl. Mailen im Dienst verbietet, kann ich mich auf eine Unternehmenskultur der strikten Trennung des Privaten vom Betrieblichen berufen. Ich hoffe das reicht aus. Anderenfalls könnte die GF in Erwägung ziehen, sich von einer der beiden Mitarbeiterinnen zu trennen, um Konflikte zu vermeiden. Da ich die Klappe aufreisse und Frau X schon länger da ist, wäre klar wer gehen muss. Die Raumnot in dem Betrieb ist ein ernster Hinderungsgrund für jedwede personelle Rücksichtnahme. Die GF geht sogar so weit, in Kundenbefragungen monierte Raumprobleme aus der Statistik zu entfernen, bevor diese dem Kostenträger vorgelegt wird. Beweisbar ist nichts.

Gibt es arbeitsrechtliche Mittel, sich eines solchen Zustandes zu erwehren? Ich fürchte fast, der Fall ist zu einzigartig als dass man auf Präzedenzfälle zurückgreifen könnte. Die ultima ratio wäre eine AU sobald Frau X das Büro bezieht. Selbst wenn sie "nur" im gleichen Team ist und nicht in meinem Büro, wäre mir die Bedrängnis zu arg.

Grüsse - CN
Art. 1 GG: "Die Menschenwürde steht unter Finanzierungsvorbehalt"

Eivisskat

Wirklich eine ganz absurde Situation, tut mir sehr Leid und ich hoffe, dass es irgendwie möglich sein wird, dass du dich mit der Nachbarin auf dem Gemeinsamen Arbeitsplatz "zusammenraufst" oder (besser) dass man euch wenigstens auf 2 Büros verteilt.

Andererseits, wenn dir der neue Arbeitsplatz eh nicht gefällt, gibts vielleicht in deiner Region was Besseres?

Alan Smithee

Liebe CN,

von dem was ich  von dir weiss und gelesen habe, wollte ich dir nur sagen, dass du auch in Sueddeutschland mit offenen Armen empfangen werdest  würdest  ;) [nur mal so am Rande].

Ganz liebe Grüssle, Alan
...still dreaming of electric sheep...

  • Chefduzen Spendenbutton