Kölner Uni-Senat auf der Flucht vor protestierenden Studenten
Senatsmitglieder werden in ihrem Kleinbus
von Kölner Studenten am Weiterfahren
gehindert
Köln, 26.05.06: Unter streng konspirativen Bedingungen trat der Senat der Universität Köln am Mittwoch zusammen, um über die Einführung von Studiengebühren zu beschließen. Aus Angst vor Protesten verlegte man den Tagungsort vorsichtshalber ins 50 Kilometer von Köln entfernte Kernforschungszentrum Jülich. Doch nicht nur das - der Ort der Sitzung wurde zunächst sogar vor den Senatoren geheim gehalten. Sie erhielten lediglich Briefe mit der Anweisung, sich an unterschiedlichen Straßenecken bereit zu halten, um abgeholt zu werden.
Trotz aller Geheimhaltung gelang es den Damen und Herren jedoch nicht, die protestierenden Studenten los zu werden. Vielmehr sickerte der Tagungsort schon am Dienstag durch und über 400 Studenten machten sich mit Bussen ebenfalls nach Jülich auf. Dort kesselten sie mehrere Senatoren in ihrem Bus ein und verhinderten so ihre Teilnahme an der Senatstagung. Immerhin schafften es acht Senatoren, in den Sitzungssaal zu gelangen, gerade genug, um beschlussfähig zu sein.
Unter Protest gegen die "Tendenzen zur Freiheitsberaubung", so Uni-Pressesprecher Patrick Honecker, beschlossen sie die Einführung einer Studiengebühr von 500 Euro. Eine Studentin bekräftigte dennoch gegenüber dem "Kölner Stadtanzeiger": "Die Aktion war auf jeden Fall ein Erfolg für uns - auch wenn die Gebühren beschlossen werden. Die Unterstützung aus der Studentenschaft war rießengroß."
Offensichtlich ist der Kölner Univerwaltung schon der bisherige Protest der Studenten gehörig in die Knochen gefahren. Seit der Verabschiedung eines Gesetzes durch den Düsseldorfer Landtag, das es den einzelnen Universitäten überlässt, bis zu 500 Euro Studiengebühren pro Semester einzuführen, haben Studenten in Nordrhein-Westfalen zahlreiche Rektorate ihrer Universitäten besetzt und Senatssitzungen gesprengt. Am Montag musste eine Senatssitzung an der Fachhochschule Münster abgebrochen werden, weil rund 300 Studenten protestierten. In Köln hatten lautstarke Proteste Anfang Mai die letzte Senatssitzung verhindert.
Auch in Hessen gehen unterdessen die Studentenproteste weiter. In Marburg hatten Anfang der Woche mehrere hundert Studierende das Verwaltungsgebäude der Uni besetzt. Am Mittwoch beteiligten sich in mehreren hessischen Städten Tausende an der Blockade von Straßen und Bahngleisen. In Gießen wurde ein Student dabei von einem Zug erfaßt und schwer verletzt. In Frankfurt blockierten rund 1.500 Studenten am Mittwoch vorübergehend U-Bahn-Gleise, durchbrachen eine Polizeiabsperrung und besetzten einen Kreisverkehr an der Messe. Als sie versuchten, einen Autobahnzubringer zu besetzen, setzte die Polizei unter anderem Pfefferspray gegen sie ein.