Billiglöhne im Schlachthof

Begonnen von telefonfreak, 03:05:43 Mo. 28.Februar 2005

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Troll

Abgepackte Supermarktwürste im Kilobereich für unter 5€ bedingen das Elend in allen Bereichen die mit dieser Wurst zu tun haben.
Die brauch ich nicht mal essen um einen Würgereiz zu bekommen.
Aber was erwarte ich nachdem ein angedachter Fleischfreier Tag in der Woche pures entsetzen ausgelöst hat, "einer" von sieben Tage! Würde jemand zu mir kommen und verlangen das ich an jedem Tag der Woche Fleisch essen muss würde ich ihn für wahnsinnig erklären und zum Teufel jagen.
Politik ist der Spielraum, den die Wirtschaft ihr lässt.
Dieter Hildebrandt
Es ist kein Zeichen geistiger Gesundheit, gut angepasst an eine kranke Gesellschaft zu sein.
Jiddu Krishnamurti

Rudolf Rocker

ZitatAber was erwarte ich nachdem ein angedachter Fleischfreier Tag in der Woche pures entsetzen ausgelöst hat, "einer" von sieben Tage!
Aber nur, wenn es von den Grünen kommt! Wenn es die Katholiken machen (Freitags gibt es Fisch!) ist das voll in Ordnung!



ZitatAbgepackte Supermarktwürste im Kilobereich für unter 5€ bedingen das Elend in allen Bereichen die mit dieser Wurst zu zu haben.
Nehm ich immer als Antibiotiumprophylaxe! In der Apotheke bekommt man kein Kilo Antibiotikum für 5€ das man auch noch auf den Grill schmeißen kann!

Fritz Linow

Warum nicht mal eine Meldung vom Evangelischen Pressedienst, wenn es passt:


Zitat28.09.2016
Menschenrechtler: Chicken Nuggets aus sklavenähnlicher Arbeit
"Supermärkte nehmen Ausbeutung in Kauf"

Mehrere deutsche Supermärkte bieten offenbar Produkte mit Hähnchenfleisch an, das in Brasilien unter sklavenähnlichen Bedingungen produziert wird. Vor allem Eigenmarken der Unternehmen seien betroffen, erklärte die Christliche Initiative Romero. 
Namentlich genannt werden von Romero Edeka, Rewe, Lidl und Aldi. Die Unternehmen und deren Produzenten nahmen auf epd-Anfrage zunächst keine Stellung zu den Vorwürfen. 
Für die günstigen Chicken Nuggets oder Knusperdinos sei selbst das Geflügelfleisch aus europäischer Massentierhaltung zu teuer, erklärte die Initiative. Um die Preiserwartungen der Supermärkte und Discounter erfüllen zu können, kauften die produzierenden Betriebe PHW und Stolle Ware aus Brasilien hinzu.
Dort sei in der Geflügelmast und in den Schlachtfabriken ein Akkordmarathon von täglich bis zu 17 Stunden Alltag - zu Löhnen weit unter der Existenzsicherung. Wanderarbeiter, die in Fängerkolonnen in den Zuchtbetrieben arbeiteten, würden in Schuldknechtschaft getrieben.
"Ausbeutung und Menschenrechtsverletzungen"
"Dieser Skandal hat System: Auf der Suche nach dem billigsten Lieferanten, scheuen Supermärkte und Discounter nicht davor zurück, Ausbeutung und Menschenrechtsverletzungen in der Produktion in Kauf zu nehmen", sagte Romero-Referentin Sandra Dusch Silva. Grundlage der Recherchen war der Organisation zufolge eine Studie des brasilianischen Journalistennetzwerks "Repórter do Brasil".
In Brasilien werden laut der Initiative Romero jährlich sechs Milliarden Hühnchen geschlachtet, Tendenz steigend. Damit sei das Land zum größten Geflügelexporteur der Welt aufgestiegen. Für Deutschland gelte Brasilien als wichtigste außereuropäischer Handelspartner in puncto Geflügelfleisch, vor allem bei verarbeiteten Produkten.
(epd)

https://www.domradio.de/themen/sch%C3%B6pfung/2016-09-28/menschenrechtler-chicken-nuggets-aus-sklavenaehnlicher-arbeit

http://www.ci-romero.de/startseite/

http://supplychainge.org/produkte/gefluegel/?L=de

Troll

Zitat von: Rudolf Rocker am 11:03:43 Mi. 28.September 2016
ZitatAbgepackte Supermarktwürste im Kilobereich für unter 5€ bedingen das Elend in allen Bereichen die mit dieser Wurst zu zu haben.
Nehm ich immer als Antibiotiumprophylaxe! In der Apotheke bekommt man kein Kilo Antibiotikum für 5€ das man auch noch auf den Grill schmeißen kann!

Schöne Idee,  wir müssen beweisen das bestimmte Medikamente gut für das/den/die Wachstum, Gewinn, Gesundheit der fleischproduzierenden Industrie sind und schon können wir uns den Gang zur teuren Apotheke sparen, da gibt's doch was von Aldi/Penny/Rewe/Edeka/.... dafür.

Politik ist der Spielraum, den die Wirtschaft ihr lässt.
Dieter Hildebrandt
Es ist kein Zeichen geistiger Gesundheit, gut angepasst an eine kranke Gesellschaft zu sein.
Jiddu Krishnamurti

dagobert

Zitat von: Rudolf Rocker am 11:03:43 Mi. 28.September 2016
ZitatAbgepackte Supermarktwürste im Kilobereich für unter 5€ bedingen das Elend in allen Bereichen die mit dieser Wurst zu zu haben.
Nehm ich immer als Antibiotiumprophylaxe! In der Apotheke bekommt man kein Kilo Antibiotikum für 5€ das man auch noch auf den Grill schmeißen kann!
Dann wird es aber auch höchste Zeit, dass die verwendeten Medikamente auf der Verpackung ausgewiesen werden. Sonst weiß doch gar keiner, welche Wurstsorte er kaufen muss.  :baby:
"Sie haben die unglaubwürdige Kühnheit, sich mit Deutschland zu verwechseln! Wo doch vielleicht der Augenblick nicht fern ist, da dem deutschen Volke das Letzte daran gelegen sein wird, nicht mit ihnen verwechselt zu werden."
Thomas Mann, 1936

Fritz Linow

Da muss eine privatinitative Beratungsstelle für Ausgebeutete in der Fleischindustrie schliessen, weil sie es nicht mehr wuppen kann. An den katastrophalen Arbeitsbedingungen hat sich nämlich nichts geändert. Das wird von allen bedauert, auch von den katholischen Kirche. Warum finanzieren die das nicht einfach?

Gleichzeitig thematisieren beide Kirchen sehr wohl das Problem, auch auf internationaler Ebene und nennen sogar Namen. Selbst wenn sich hier im Schweinegürtel die Bedingungen verbessern würden, würde es anderswo so weitergehen, weil es anscheinend genügend Wege gibt, alles möglichst billig zu halten. Das freut den Kunden!

Es betrifft nicht nur die Fleisch-, sondern die gesamte Kette der Nahrungsmittelproduktion, und eigentlich aller anderen Produkte. (Ich bezweifel, dass der Faktor der Ausbeutung und Versklavung von den Befürwortern eines BGE hinreichend bedacht wird, geschweige denn, dass es sich in den H4-Regelsätzen widerspiegelt.)

Da kann man jetzt natürlich weniger Fleisch oder gar keins oder nur gutes Essen oder weniger IKEA-Möbel und weniger Fielmann-Brillen kaufen, das wird nichts bringen, solange dieser kleine private Boykott privat bleibt und nicht konkrete Kämpfe unterstützt.

Anstatt zu witzeln, dass der Fleischthresen eigentlich eine Apotheke ist, wäre es vielleicht interessanter, sich mal zu fragen und zu diskutieren, was wir dazu beitragen können, dass die Sklaverei in der Fleischindustrie sowohl hier als auch in Brasilien und anderswo abgeschafft wird. Das kann man dann womöglich auch auf andere Bereiche übertragen.
Denn eine Antwort habe ich auch nicht...  

Rudolf Rocker

ZitatDenn eine Antwort habe ich auch nicht...
Ich auch nicht! Ich fürchte aber, das wir bei der Fragestellung noch weiter Vorne ansetzen müssen. Nämlich bei der Landwirtschaft.
Meiner Meinung nach liegt der Schlüssel zu diesem Problem irgendwo bei dem Wandel von Bauernhöfen zu Agrarfabriken.

Troll

Henne oder Ei?
Den Landwirten ist sicher nicht als erstes eingefallen immer billiger zu produzieren, ok, auch in diesem Bereich rennen Arschlöcher rum die ihre Kollegen unterbieten/verdrängen wollen, deshalb funktioniert es nahezu überall.
Politik ist der Spielraum, den die Wirtschaft ihr lässt.
Dieter Hildebrandt
Es ist kein Zeichen geistiger Gesundheit, gut angepasst an eine kranke Gesellschaft zu sein.
Jiddu Krishnamurti

Kuddel

Zitat von: Rudolf Rocker am 12:53:06 Fr. 30.September 2016
Ich auch nicht! Ich fürchte aber, das wir bei der Fragestellung noch weiter Vorne ansetzen müssen. Nämlich bei der Landwirtschaft.
Meiner Meinung nach liegt der Schlüssel zu diesem Problem irgendwo bei dem Wandel von Bauernhöfen zu Agrarfabriken.

Naja, es überlegen sich ja nicht einfach die Bauern, jetzt hör ich auf den Hof meines Vaters zu betreiben, ich mach jetzt ne Agrarfabik auf.
Es sind die Rahmenbedingungen, die radikal geändert wurden. Klassische Marktliberalisierung. Brutaler Konkurrenzkampf, ein Großteil der Familienbetriebe ist dabei über die Klinge gesprungen.

Ich bin zwar der Meinung, daß man beim Einkauf sein Hirn nicht ausgeschaltet haben sollte, aber ich halte den "Bewußten Konsumenten" als politische Kraft, die die Welt zum besseren ändern kann, für eine gefährliche illusion.

Ich glaube auch nicht daran, daß man sich immer an "die Politik" und "die da oben" richten sollte. Ich glaube daran, daß der Widerstand in dem wirtschaftlichen Ablauf selbst aufgebaut werden muß. Ich weiß, daß Bauern zu einem Großteil reaktionär und verblödet sind. Es sind da aber auch üble Kräfte unterwegs, die Pharmaindustrie, die Monsantos dieser Welt, Faschos versuchen auch zu rekrutieren und Einfluß zu nehmen. Von links gibt es meines Wissens nur ein paar zaghafte Versuche von der MLPD sich um die Bauern zu kümmern. Wohl aus komischen historischen Gründen, von wegen Hammer und Sichel und so. *seufz*

Und bei den Schlachthöfen muß man sich um die Beschäftigten kümmern. Die rumänischen Leiharbeiter und Werkvertragler sollte man unterstützen mit Informationen über ihre Rechte und Möglichkeiten, Kontakte vermitteln zu Anwälten und Journalisten. Mit ihnen quatschen. Versuchen etwas gemeinsam auf die Beine zu stellen.

Öffenlichkeit schaffen ist immer gut bei solchen Mißständen. Ich finde die Unterstützung, die die Sklavenarbeiter von der Kirche kriegen, sehr gut.

Kuddel

Ich halte es für erwähnenswert, daß hier Tierschützer auch die Ausbeutung von Menschen thematisieren.



http://www.sueddeutsche.de/muenchen/bauprojekt-aschheims-buerger-entscheiden-ueber-schlachthof-1.3189891

Fritz Linow

Fleisch wird teurer:

ZitatDer Bundestag hat in der Nacht zum Freitag eine Stärkung der Rechte von Arbeitnehmern in der Fleischindustrie beschlossen. Die Abgeordneten nahmen einen von Union und SPD eingebrachten Gesetzentwurf an, der einen Missbrauch von Werkverträgen in Schlacht- und Fleischzerlegungsbetrieben verhindern soll. Demnach sollen künftig die Betriebe bei Regelverstößen haften und nicht die von ihnen beauftragten Subunternehmen, über die viele Arbeiter beschäftigt sind. (...)
https://www.afp.com/de/nachrichten/26/bundestag-staerkt-rechte-der-arbeitnehmer-der-fleischindustrie

Der Gesetzestext:

http://dipbt.bundestag.de/doc/btd/18/126/1812611.pdf , Seite 66

Fleisch wird teurer, wenn sich die Beschäftigten trauen.

Fritz Linow

Zitat17.10.17
Freispruch im Wiesenhof-Prozess
(...)
Im Prozess um die Beschäftigung von 800 bulgarischen LeiharbeiterInnen bei der Wiesenhof-Tochter Geestland-Putenspezialitäten hat es gestern vor dem Oldenburger Landgericht zwei Freisprüche gegeben. Allerdings nicht, weil Geestland-Geschäftsführer Norbert D. und der ehemalige Wiesenhof-Prokurist und Geschäftsführer der Arbeitsvermittlungsfirma ZVS unschuldig wären – die Taten sind schlicht verjährt.
(...)
Doch auch wenn Frank D. und Norbert D. den Schwurgerichtssaal als freie Männer verlassen, müssen ihre Unternehmen zahlen: Eine seit dem 1. Juli 2017 geltende Gesetzesänderung macht es möglich, die aufgrund von illegalen Geschäften erzielten Werte einzuziehen, und zwar egal, ob die Taten verjährt sind. So muss nun die Geestland-Putenspezialitäten GmbH gut zehn Millionen Euro zahlen, die Personalvermittlungsfirma ZVS, die heute unter dem Namen Pro Work firmiert, immerhin noch gute 70.000 Euro.
(...)
http://www.taz.de/!5453449/

Fritz Linow

Zitat
24.10.18
Trickst Schlachtunternehmen Kontrolleure aus?

Nach außen hin ist alles sauber. Vor dem Mietshaus in Kellinghusen (Kreis Steinburg) stehen keine Müllsäcke mehr. Zum Teil wurde frisch gestrichen. Die Öffentlichkeit guckt auf dieses und weitere Häuser, seitdem Anwohner, Gewerkschaften und Politiker die Arbeits- und Wohnbedingungen der Werkvertrags-Mitarbeiter eines Kellinghusener Schlachthofs zum Thema gemacht haben.(...)
https://www.ndr.de/nachrichten/schleswig-holstein/Trickst-Schlachtunternehmen-Kontrolleure-aus,schlachthof350.html

Kuddel

Zitat
Schlachthöfe In Und Um Oldenburg
Landkreis prangert Ausbeutung von Arbeitnehmern an

,,An die Menschlichkeit zu appellieren reicht da nicht – wir müssen Fakten schaffen." Die Arbeitsverhältnisse in Schlachthöfen sorgen im Landkreis Oldenburg für Diskussionsstoff. Eine Steuerungsgruppe soll nun gegen die Ausbeutung vorgehen.


Wildeshausen /Landkreis ,,Eine erschütternde Darstellung." So hat die Ausschussvorsitzende Hannelore Hunter-Roßmann (SPD) den Vortrag von Piotr Mazurek zusammengefasst. Es ging um die Ausbeutung von Arbeitnehmern aus ost- und südosteuropäischen EU-Staaten im Landkreis. Und auch bei den weiteren Mitgliedern des Integrations- und Gleichstellungsausschusses des Landkreises rief die Präsentation im Wildeshauser Kreishaus deutliche Reaktionen hervor.

FDP-Frau Marlies Pape: ,,An die Menschlichkeit zu appellieren reicht da nicht – wir müssen Fakten schaffen." ,,Ich finde es zum Teil sehr beschämend", monierte Sven Erichsen (AfD).

Komplexes Thema

Das Ergebnis nach einer rund einstündigen Diskussion: Alle Mitglieder stimmten dem Beschlussvorschlag des Ersten Kreisrats Christian Wolf zu, eine ,,kleine und wirkungsvolle" Steuerungsgruppe in 2019 einzurichten. Sie dient dem Zweck, ebensolcher Ausbeutung im Landkreis entgegenzutreten. Bei Bedarf müsste die Gruppe Ämter hinzuziehen, Gemeinden dürften nicht außer Acht gelassen werden. Aus der Gruppe müssten zudem regelmäßig Berichte erfolgen. ,,Das Thema ist vielschichtig und komplex", fasste Wolf zusammen. Einen Einblick in diese komplexe Thematik gab Mazurek.

Er arbeitet für die Beratungsstelle Faire Mobilität in Oldenburg. Die Beratungsstelle gehört zum Deutschen Gewerkschaftsbund. Sie soll helfen, gerechte Löhne und faire Arbeitsbedingungen für Arbeitnehmer aus den mittel- und osteuropäischen EU-Staaten auf dem deutschen Arbeitsmarkt durchzusetzen. Mazureks Fazit für den Landkreis Oldenburg: ,,Die Situation sieht nicht viel anders aus als in anderen Landkreisen."

Bulgaren, Rumänen und Polen würden oft vorrangig in der Fleischindustrie eingesetzt, sie lebten häufig in baufälligen Häusern. Hier spiele besonders die niedrige Entlohnung eine Rolle. Wenn sich Mitarbeiter der ,,Fairen Mobilität" im Rahmen von Aktionen vor Schlachthöfen positionierten, ,,dann haben viele Angst mit uns zu sprechen". In Kasernensiedlungen klebten immer wieder neue Namensschilder an den Türen, ,,wir wissen nicht, wie viele Menschen da gemeldet sind". Durch die Wohnsituation seien die Arbeitnehmer oft isoliert, aufgrund von wechselnden Arbeitsschichten gebe es bezüglich der Beratungsstunden eine große Planungsunsicherheit. Ein Problem seien auch die fehlenden Deutschkenntnisse.

,,Zu platt zum Lernen"


Die Sprachbarriere führe wiederum zu breitgefächerten Problemen, gab Elke Szepanski (Grüne) zu bedenken. ,,Wir brauchen da zeitnahe Vernetzungen." Kreszentia Flauger (Linke) ergänzte dazu: ,,Diese Leute sind zu platt, um noch Deutsch zu lernen." Der Grund: Sechs-Tage-Wochen, Arbeitszeiten von bis zu 15 Stunden am Tag. ,,Es gibt da Gesetzesverstöße und wir kommen nicht ran."

Wolfgang Sasse (CDU) sagte, dass die ,,Brennpunkte" in Ahlhorn und Wildeshausen liegen würden, mahnte aber auch an: ,,Wir dürfen nicht alle Unternehmen über einen Kamm scheren." Von einem positiven Beispiel für die gerechte Behandlung von ost- und südosteuropäischen Arbeitnehmern berichtete Wolfgang Däubler (UWG) – appellierte aber gleichzeitig an den Konsumenten, Billigfleisch nicht zu kaufen.

Man müsse in allen Bereichen den Hebel ansetzen, sagte Dirk Vorlauf (CDU), ,,am schwierigsten ist wohl der Hebel am Konsumenten".

Der Präsentation Mazureks war eine Vorstellung von Ergebnissen eines Workshops vorausgegangen. Er war von der Kreisverwaltung im September ausgerichtet worden und beschäftigte sich mit dem Thema. Die Stichworte, die Ute Frankenfeld im Resümee vorstellte: Gebraucht werden, Vernetzung, Beratung, Dolmetscher.
https://www.nwzonline.de/oldenburg-kreis/wirtschaft/wildeshausen-landkreis-schlachthoefe-in-und-um-oldenburg-landkreis-prangert-ausbeutung-von-arbeitnehmern-an_a_50,3,1142933251.html

counselor

Wenn die immer von der Macht des Konsumenten reden, dann wollen die was verschleiern: Die Macht des Kapitals, und dass alles so gewollt ist, wie es ist. Warum setzen die Behörden nicht das Arbeitsrecht mittels andauernder Kontrollen in den Schlachthöfen durch?
Alles ist in Bewegung. Nichts war schon immer da und nichts wird immer so bleiben!

Fritz Linow

Zitat von: Fritz Linow am 20:19:15 Do. 25.Oktober 2018
Zitat
24.10.18
Trickst Schlachtunternehmen Kontrolleure aus?

Nach außen hin ist alles sauber. Vor dem Mietshaus in Kellinghusen (Kreis Steinburg) stehen keine Müllsäcke mehr. Zum Teil wurde frisch gestrichen. Die Öffentlichkeit guckt auf dieses und weitere Häuser, seitdem Anwohner, Gewerkschaften und Politiker die Arbeits- und Wohnbedingungen der Werkvertrags-Mitarbeiter eines Kellinghusener Schlachthofs zum Thema gemacht haben.(...)
https://www.ndr.de/nachrichten/schleswig-holstein/Trickst-Schlachtunternehmen-Kontrolleure-aus,schlachthof350.html

Und nun die Pressekeule:

ZitatJour Fixe Gewerkschaftslinke bekam am Freitag, 18.01.2019, einen 27-seitigen Brief vom Landgericht Hamburg. Veranlasser dieses Briefes ist die Großschlachterei Tönnies, Rheda-Wiedenbrück. Sie hatte die renommierte Anwaltskanzlei Schertz Bergmann (Berlin) mit der Forderung nach einer Unterlassungserklärung beauftragt. (*)

Worum geht es? Wir hatten zum 9.1.2019 zu einem Jour Fixe eingeladen, bei dem es um Informationen und Aufklärung zu den Arbeits- und Wohnbedingungen der im Tönnies-Betrieb Kellinghusen Arbeitenden mit Werksvertrag geht.(...)
https://gewerkschaftslinke.hamburg/2019/01/25/stellungnahme-zum-gerichtlichen-vorgehen-der-grossschlachterei-toennies-gegen-jour-fixe-gewerkschaftslinke-hamburg/

admin

Tönnis ist bereits juristisch gegen chefduzen vorgegangen.

Ein zwielichtes Unternehmen, das sich scheinbar vor Öffentlichkeit und öffenlichen Diskussionen fürchtet.

admin

Wir möchten an dieser Stelle die Stellungnahme vom Jour Fixe Hamburg dokumentieren.

ZitatStellungnahme zum gerichtlichen Vorgehen der Großschlachterei Tönnies gegen Jour Fixe Gewerkschaftslinke Hamburg

https://gewerkschaftslinke.hamburg/2019/01/25/stellungnahme-zum-gerichtlichen-vorgehen-der-grossschlachterei-toennies-gegen-jour-fixe-gewerkschaftslinke-hamburg/

und hier ein zweiteiliger bericht von journalisten von schattenblick, die beim jour fixe am 9.1. dabei waren:
BERICHT/115: Großschlachtung - Werkverträge und Profite ... (1) (SB)
http://www.schattenblick.de/infopool/buerger/report/brrb0115.html

BERICHT/116: Großschlachtung - Werkverträge und Profite ... (2) (SB)
http://www.schattenblick.de/infopool/buerger/report/brrb0116.html

und hier noch eine bemerkenswerte rede vom prälaten peter kossen aus lengerich, der mit seinem bruder, dem arzt florian kossen seit mehreren jahren front macht.
https://www.wn.de/Muensterland/Kreis-Steinfurt/Lengerich/3602896-Fuer-Wuerde-und-Gerechtigkeit-Peter-Kossens-Rede-in-Stapelfeld

Und hier noch eine Anmerkung zu unserer Stellungnahme:

Zu den Begriffen union busting bzw Fertigmacher/Fertigmachen:

Der Begriff Union Busting stammt aus den USA. Werner Rügemer und Elmar Wigand von der aktion./.arbeitsunrecht hatten sich sich mit den Arbeitsverhältnissen in den USA beschäftigt und das Ausmaß von Union Busting dort entdeckt und in Büchern und Artikel und bei Vorträgen seit über sieben Jahren in Deutschland skandalisiert. Sie hatten belegt, daß ähnliches auch hier in Deutschland vermehrt passiert, durch Anwaltskanzleien, die sich auf Arbeitsrecht spezialisiert haben und nicht nur gegen aktive Betriebsräte sondern jeglichen aktiven Kollegen/Kollegin vorgehen. Rügemer/Wigand haben den Begriff "Union Busting" in Gewerkschaftskreisen ziemlich bekannt gemacht.
Als wir vor über fünf Jahren einen Kreis  zu dem Thema gründeten, vermieden wir jedoch den Begriff Union Busting für uns und nannten uns  bewußt "GewerkschafterInnen gegen Fertigmacher". Weil diese Bezeichnung allgemeiner und treffender ist. Es gibt mehrere kleine Organisationen in Deutschland, die sich mit dem Thema beschäftigen, außer aktion./.arbeitsunrecht und workwatch (beide köln) und uns, auch z.B. einen Kreis in Mannheim: http://www.gegen-br-mobbing.de/konferenz-br-im-visier/197-bossing-und-mobbing-von-betriebsraeten-stoppen

Die bisherigen fünf Konferenzen in Mannheim waren gut besucht, besonders von BetriebsrätInnen und hauptamtlichen VertreterInnen der DGB-Gewerkschaften.

Die Mannheimer focussieren sich jedoch auf ,,Mobbing gegen Betriebsräte", wir sehen das als politische Einengung, vielleicht um anschlußfähig zu DGB-Apparaten zu sein.

Nachdem die SPD/FDP-Regierung 1973 (Brandt-Scheel) gesetzlich Leiharbeit in Deutschland eingeführt hatte, natürlich mit Zustimmung der DGB-Gewerkschaften, hat jede Regierung diese Begünstigung des Kapitals erweitert. Leiharbeit, Befristungen, Werkvertragsarbeit sind zu einem Erfolgsrezept des Modell Deutschland geworden, zum Vorteil des Standortes Deutschland und der Sicherung der ökonomischen Vormachtstellung in Europa.

Und das alles mit politischer Absicherung durch die DGB-Gewerkschaften! Deren Rechtfertigung ist so: Wir sind gegen den Mißbrauch von Leiharbeit und Werkverträgen und für die Gestaltung derselben und ihre faire Anwendung! Das ist, als wenn gegen die Füchse in Deutschland ein Gesetz erlassen würde: Ihr dürft nur Mäuse jagen, aber ihr müßt fair bleiben und in den Dörfern keine Hühner und Gänse erbeuten.

Und wenn der Fuchs trotzdem seinem Instinkt nachgeht und Hühner und Gänse frißt, darf kein Jäger und kein Bauer auf den Fuchs schießen.

Da freut sich der Fuchs über die Zustände in diesem Land!
Da freuen sich Tönnies&Co und ihre Subunternehmer über die Zustände in diesem Land!

Nikita

Clemens Tönnies Zensurmaschine läuft weiter auf Touren. Wieder gibt es Berichte über zwielichtiges Verhalten der Kanzlei Schertz Bergmann.

http://www.labournet.de/interventionen/solidaritaet/einstweilige-verfuegung-gegen-kritsche-informationen-der-toennies-konzern-geht-gegen-aktion-arbeitsunrecht-vor/



"3. September 2019
Einstweilige Verfügung gegen kritsche Informationen: Der Tönnies-Konzern geht gegen aktion./.arbeitsunrecht vor

Die berüchtigte Berliner Medien(verhinderungs)-Kanzelei, die regelmäßig und berechenbar für den Tönnies-Konzern aktiv wird, konnte vor der Pressekammer des Landgerichts Berlin (Vorsitzender Richter: Holger Thiel) eine einstweilige Verfügung gegen die aktion ./. arbeitsunrechterwirken.
Der Beschluss ist auf verschiedene Weise skandalös: Unser Anwalt erhielt keine Möglichkeit zur Stellungnahme, die Gegenseite konnte keine glaubhafte Vollmacht beibringen, einzelne Punkte sind inhaltlich geradezu hanebüchen...
Doch davon lassen wir uns jetzt – mitten in der Vorbereitung auf den Aktionstag #FREITAG13 – nicht beeindrucken. (...)

Besonders sensibel reagiert Tönnies offenbar auf Behauptungen zu Lohn und Gerechtigkeit, Lohn-Dumping, eventuelle Arbeitszeitverstöße und zum Aufkauf von anderen Schlachthöfen im Stil einer Heuschrecke.

Wir werden den anstehenden Medien-Prozess durch vertiefende Recherchen und Zeugenaussagen zu einem Tribunal gegen Tönnies und die Praktiken von Schertz Bergmann verwandeln..."

Pressemitteilung von aktion./.arbeitsunrecht vom 03. September 2019 (per e-mail), in der um Spenden für deren Rechtshilfe-Fonds Meinungsfreiheit in der Arbeitswelt externer Link gebeten wird. Für Arbeitsbedingungen bei Tönnies siehe unsere Rubrik zur Fleischbranche "



Fritz Linow

Bei den geschwärzten Passagen kann man ja jetzt lustig Ratemal spielen:

Vertreter der Gewerkschaft Nahrung Genuss Gaststätten (NGG), der IG Werkfairträge und der Faire Mobilität (DGB) berichten von:

systematischem ■■■■ (Lohnraub?)
durch ■■■■■■■■■■■■ (Unterschlagung der?)

Zuschläge für Sonntags- und Nachtarbeit, ■■■■ (Verarschung?)

der Beschäftigten um Bezahlung für Rüst- und Wegezeiten

Tönnies-Werkvertragsarbeiter*innen sollen Gewerkschaftern von ■■■■ (doppelten?)

Schichten berichten.


Man weiß es nicht...

Kuddel

Man sieht an dem aggressiven Umgang des Ausbeuters mit öffentlicher Kritik und Protesten von außen, daß Öffentlichkeitsarbeit eine wirkungsvolle Waffe ist und da auch Proteste von Unterstützern Gewicht haben, wenn es nicht möglich ist, daß die Beschäftigten selbst kämpfen.

ManOfConstantSorrow

ZitatFleischindustrie – zu Lasten von Menschen und Tieren und Erzeugerpreisen
Dr. Florian Kossen und Prälat Peter Kossen:
,,Menschen werden verschlissen und entsorgt"

Dr. Florian Kossen, hausärztlich tätiger Internist in Goldenstedt, und Prälat Peter Kossen, Pfarrer in Lengerich, erheben schwere Vorwürfe gegen die Verantwortlichen in der Fleischindustrie: ,,Menschen werden benutzt, verbraucht, verschlissen und dann entsorgt!"


Arbeitsmigranten aus Rumänien, Bulgarien und Polen behandelt Dr. Kossen täglich in seiner allgemeinmedizinischen Praxis. Sie arbeiten in Großschlachthöfen in Wildeshausen, Ahlhorn und Lohne. Was er sieht und hört, macht den Mediziner fassungslos und zornig. Die Totalerschöpfung der Patientinnen und Patienten ist fast schon alltäglich: ,,Viele arbeiten sechs Tage in der Woche und zwölf Stunden am Tag. Sie haben keine Möglichkeit der Regeneration, weil sie durch ihre Arbeits- und Lebensbedingungen ständig physisch und psychisch unter Druck stehen.

Daraus resultieren eine ganze Reihe von Krankheitssymptomen: Von Überlastungsschäden im Bereich der Extremitäten und Wirbelsäule über psychovegetative Dekompensationen bis hin zu wiederholten bzw. hartnäckigen Infekten durch mangelhafte hygienische Zustände in den Unterkünften und gesundheitswidrige Bedingungen an den Arbeitsplätzen. Aber auch eine totale körperliche Erschöpfung, wie ich sie in meinen 20 Jahren ärztlicher Tätigkeit vorher selten gesehen habe." Arbeitsunfälle wie Schnittverletzungen seien an der Tagesordnung. ,,Häufig lassen sich die Verletzten aber nicht krankschreiben, weil ihnen vom Arbeitgeber ganz deutlich gesagt worden ist: Wer mit dem gelben Schein kommt, kann gehen. So geschehen bei einer Arbeiterin mit einer ca. 10 cm langen, mit Naht versorgten, Schnittwunde, die sie sich bei der Arbeit zugezogen hatte. Trotz mehrmaligen dringenden Anratens lehnte sie eine Krankschreibung ab."

Verätzungen am ganzen Körper sieht Kossen bei Patienten, die für Reinigungsarbeiten in den Schlachthöfen keine ausreichende Schutzkleidung zur Verfügung haben und zudem unter hohem Zeitdruck arbeiten. ,,Das berichtete ein Mitarbeiter einer Reinigungskolonne auf einem Großschlachthof in Lohne, der sich, übersät mit ausgeprägtesten Verätzungen am ganzen Körper, in der Praxis vorstellte. Sämtliche Arbeiter der Reinigungskolonne, so berichtete er, hätten ähnliche Verätzungen, da es zwar Schutzanzüge gäbe, diese jedoch defekt und völlig unzureichend wären." Oft erzählen ihm Patienten von Kolleginnen und Kollegen, die aufgrund von Krankheit sofort aussortiert und ersetzt werden. Entsprechend hoch sei der Druck, trotz Krankheit und Schmerzen durchzuhalten.

Prälat Peter Kossen ergänzt: ,,Der Nachschub von Arbeitskräften geht den Subunternehmern offensichtlich nicht aus. Dafür sorgt ein florierender Menschenhandel."  Was den Arbeitern zugesagt worden ist und was sie bekommen, liegt oft weit auseinander. Kürzlich hat ein bulgarischer Werkvertrags-Arbeiter eines Großschlachthofs in Wildeshausen dem Arzt Kossen seine Lohnabrechnung gezeigt: 1200,- € für 255 geleistete Arbeitsstunden. ,,Zur Ausbeutung kommt die Demütigung: Du bist, deine Arbeitskraft ist, nicht mehr wert!"

Peter Kossen: ,,Die Fleischindustrie behandelt Arbeitsmigranten wie Maschinen, die man bei externen Dienstleistern anmietet, benutzt und nach Verschleiß austauscht." Weil in der Regel ein Großteil der Arbeiter (80% oder mehr) nicht beim Schlachthof angestellt ist, sondern bei einem Subunternehmer, bräuchten sich die Unternehmer der Fleischindustrie bei dieser Form moderner Sklaverei gar nicht die Hände schmutzig machen. Subunternehmen würden vielfach von Kriminellen nach Mafia-Art geführt; Drogenhandel, Frauenhandel und Zwangsprostitution gehörten zum ,,Geschäft". Manchmal seien es auch nur Briefkastenfirmen, die bei Problemen vom Markt verschwinden und unter neuem Namen bald wiederauftauchen. ,,Mit Ausnahme weniger wie Brand in Lohne, Schulte in Lastrup oder Böseler Goldschmaus in Garrel weigern sich die Unternehmen, Verantwortung für die Arbeits- und Lebensbedingungen der eingesetzten Arbeitskräfte zu übernehmen", so Kossen,

,,Und man lässt sie gewähren – auf Kosten der Gesundheit der Arbeiter und auf (Sozial-)Kosten der Allgemeinheit." Überall dort, wo Werkverträge und Leiharbeit das Mittel seien, um Arbeitskräfte wie Verschleißmaterial behandeln zu können, sei die Mitarbeiterfluktuation enorm hoch. Inzwischen würden die Arbeitskräfte aus immer ärmeren Regionen Osteuropas rekrutiert: ,,Erst waren es Menschen aus Polen, später aus Rumänien, Ungarn und Bulgarien, jetzt kommen sie aus Moldawien oder der Ukraine, dann ist ihr Einsatz nicht selten illegal", weiß Kossen.

Sein Bruder sieht jeden Tag in der Praxis, ,,dass diejenigen, die es trotz der Menschenschinderei schaffen, über mehrere Jahre durchzuhalten, chronische Leiden davontragen. Durch die harte körperliche Arbeit in feuchten und sehr kalten Räumen unter ständigem Druck, noch schneller zu arbeiten, ist auch der Stärkste irgendwann physisch und psychisch am Ende."

Prälat Kossen ergänzt: ,,Durch die Arbeitszeiten sind die Betroffenen über Jahre hin nicht in der Lage, Sprachkurse oder Integrationsangebote wahrzunehmen. So sprechen viele kaum Deutsch. Rund um die Uhr haben sie bereit zu stehen, Arbeit wird häufig kurzfristig per SMS befohlen, Überstunden werden nicht selten spontan angeordnet." Die Teilhabe am sozialen und kulturellen Leben in den Orten sei dadurch sehr erschwert. ,,Eine Integration der Arbeiter und ihrer Familien findet kaum statt. Parallelwelten sind entstanden."

Ein Übriges tue die auf Abschottung angelegte Unterbringung. ,,Rattenlöcher, die zu Wuchermieten mit Werkvertragsarbeitern vollgestopft werden", daran hat sich nach dem Eindruck der Brüder flächendeckend nichts verändert. ,,Die Verhältnisse entwickeln sich zurück", ist Dr. Kossen überzeugt, und weist hin auf das, was Patienten ihm über ihre Wohnverhältnisse anvertrauen, und er nennt als ein Beispiel für viele eine Arbeiterunterkunft in Ellenstedt, bei der das ganz offensichtlich sei.

,,Wenn hier nicht Unternehmer und Staat und Kommunen für einen sozialen Wohnungsbau zusammenwirken und Lösungen schaffen, wird sich absehbar nichts ändern, und das Elend und die Abzocke nehmen ihren Lauf", ist Prälat Kossen sicher. ,,Erzieherinnen erzählen mir von verstörten, verängstigten und geschwächten Kindergartenkindern, die in solchen Verhältnissen leben und aufwachsen. Manche verschlafen fast den ganzen Kindergartentag, weil sie nachts in den Unterkünften Gewalt, Alkohol- und Drogenmissbrauch und auch Prostitution miterleben."

Es brauche einen Neuanlauf der Politik, um die Branche zu zwingen, für die eigenen Leute Verantwortung zu übernehmen und sich nicht zu verstecken hinter dubiosen Subunternehmen und Leiharbeitsfirmen. Selbstverpflichtungserklärungen der Fleischindustrie hätten allenfalls den Sklaventreibern Luft und Zeit verschafft, ihr menschenverachtendes Geschäft unbehelligt weiter zu betreiben. ,,Wenn der Rechtsstaat hier nicht völlig ad absurdum geführt werden soll, braucht es eine Behörde, die Recht und Gesetz durchsetzen kann. Die nicht, wie die Kontrollbehörden bisher, der Mafia machtlos hinterher schaut," sagt Peter Kossen. ,,Arbeitsabläufe müssen so gestaltet sein, dass sie die Gesundheit der Arbeitskräfte nicht ruinieren", fordert Florian Kossen. ,,Wie lange will die Öffentlichkeit der menschenverachtenden, systematischen Ausbeutung noch zusehen?"

Florian und Peter Kossen fordern: ,,Das Ausbeuten und Verschleißen von Menschen muss ein Ende haben! Es braucht einen Systemwechsel – jetzt!"
http://www.labournet.de/?p=136378
Arbeitsscheu und chronisch schlecht gelaunt!

Fritz Linow

Zitat6.9.19
Schwere Vorwürfe gegen Schlachthof Tönnies in Weißenfels

Osteuropäische Arbeiter haben Rechtsverstöße beim Schlachthof in Weißenfels beklagt. Sie machten ihren Unmut am Donnerstag bei einem Bürgerdialog deutlich. Gabriela Buszala vom Deutschen Gewerkschaftsbund sagte MDR SACHSEN-ANHALT, nach Aussage der Arbeiter werde gegen den Mindestlohn verstoßen. Überstunden würden nicht bezahlt. Zudem sei Gewalt ein Thema: Wenn Arbeitnehmer sich wehrten, würden sie "rausgeschmissen mit den Händen, mit Gewalt".

Ein Sprecher des Unternehmens Tönnies sagte MDR SACHSEN-ANHALT dazu: er könne die Vorwürfe nicht nachvollziehen und halte sie für eine Kampagne der Gewerkschaften. Das Unternehmen beklagt zudem, dass es nicht  zu der Veranstaltung eingeladen war.
https://www.mdr.de/sachsen-anhalt/morgenticker-freitag-bauhaus-einhundert-jahre-museum-eroeffnung100.html

Zitat6.9.19
,,Die Leute haben Angst" Mitarbeiter von Tönnies klagen ihr Leid

Weißenfels -

Zunächst ist es relativ leer an dem Info-Stand am Neumarkt in Weißenfels, den Mitarbeiter des Deutschen Gewerkschaftsbunds (DGB), der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) sowie der Beratung migrantischer Arbeitskräfte (BemA) aufgebaut haben. Sie wollen mit osteuropäischen Mitarbeitern des Weißenfelser Tönnies-Schlachtbetriebs über deren Arbeitssituation zu sprechen.

,,Die Leute haben Angst, dass sie wegen ihrer Anwesenheit hier gekündigt werden können", sagt DGB-Mitarbeiter Piotr Mazurek. Dann finden sich doch immer mehr ein.

Über 1.000 Osteuropäer arbeiten laut NGG im Schlachthof

Über 1.000 Osteuropäer arbeiten laut NGG in dem Schlachthof. Einige Dutzend besuchen den Infostand. Richtig zufrieden scheint keiner von ihnen mit den Arbeitsbedingungen zu sein. Die Beschwerden, die von zwei polnischen Mitarbeitern gegenüber der MZ geäußert werden, reichen von nicht bezahlten Überstunden über nicht eingehaltene Ruhezeiten bis hin zum Anschreien der Arbeitnehmer durch ihre Vorarbeiter.

Von nicht bezahlten Überstunden habe auch Weißenfels' Oberbürgermeister Robby Risch (parteilos) gehört. ,,Wir haben die Versicherung von Tönnies, dass dort alles rechtskonform abläuft, aber der Überblick ist schwierig", sagt Risch. ,,Uns fehlt der Einblick in die Szene." Die Info-Veranstaltung sei deshalb der richtige Weg, um einmal die Meinung der osteuropäischen Arbeitnehmer zu hören.

Vertreter von Tönnies waren zur Infoveranstaltung nicht eingeladen

Gabriela Ruszala arbeitet für die BemA, ist Dolmetscherin fürs Polnische und des Öfteren mit prekären Arbeitsverhältnissen konfrontiert. Was sie an diesem Tag hört, erstaunt aber auch sie. Hinter vorgehaltener Hand werden gegenüber der MZ noch weitaus gravierendere Mängel genannt. So sollen die Arbeitnehmer absichtlich hingehalten worden sein, was die Anmeldung bei der Krankenversicherung anbelangt.

Vertreter von Tönnies waren zur Infoveranstaltung nicht eingeladen. ,,Damit die Arbeitnehmer ohne Angst erzählen können, was ihnen auf dem Herzen liegt", begründet NGG-Regionalgeschäftsführer Jörg Most. Man werde beraten, was gegen die Missstände unternommen werden kann. Auch die MZ bleibt an dem Thema dran und wird sich bei Tönnies natürlich auch um eine Stellungnahme bemühen.
https://www.mz-web.de/weissenfels/-die-leute-haben-angst--mitarbeiter-von-toennies-klagen-ihr-leid-33127466

ManOfConstantSorrow

Wir sollten nicht müde werden an die Schweinereien von Tönnies zu erinnern und an den Widerstand dagegen.

ZitatSommerfest mit Kinderbelustigung auf dem Schlachthof

Tönnies hatte für Samstag, 7.9. in Kellinghusen (Holstein) zu einem Sommerfest geladen, wie er das in vielen seiner Produktionsstätten macht. Ein Fest mit viel Kinderbelustigung und Wurstständen und Betriebsführungen. Sommerfest im Schlachthof (für diesen Tag keine Schlachtungen!) – schon aus ästhetischen Gründen kommt einem der Widerwille hoch. Das ist wie Kindergeburtstag in einem ehemaligen KZ.

Die Tierrechtsgruppe animal save  hatte vor dem Schlachthof eine Kundgebung angemeldet. Wer das Fest besuchen wollte, muß durch ein Spalier von ca. 100 DemontrantInnen von animal save und peta aus Kiel, Lübeck, Flensburg und natürlich auch Kellinghusen. Direkt am Eingang war ein Zelt aufgebaut mit Info-Material und einem Lautsprecher. Immer wenn eine Gruppe zur Werksbesichtigung ging, wurden das Todesquieken von Schweinen abgespielt.

Es kamen etwa 200 BesucherInnen, aus Kellinghusen und Umgebung, etliche mit ihren Kindern. Die Situation ist völlig anders als in Groß- und Mittelstädten. Außer einer Eisdiele und ein paar Gaststätten am Samstag und Sonntag ist nichts vorhanden. Tote Hose.

Da geht man schon in einen Schlachthof mit Kinderbelustigung und Essen, wenn sowas geboten wird.

An die BesucherInnen wurden von der Initiative Saustarkes Kellinghusen und vom Jour Fixe Gewerkschaftslinke Hamburg Flugblätter verteilt. Außer einigen Verbiesterten nahmen fast alle das Flugi, mit etlichen kam man in interessante Gespräche. Es waren Kellinghusener BürgerInnen, die aus Neugier gekommen waren und mit denen man völlig dacor war. Es waren auch Bauernfamilien aus der Umgebung gekommen, die einerseits sahen, daß Tönnies die Bauern kaputt macht zugunsten großindustrieller Landwirtschaft ,,Ich liefere an einen Schlachter in Itzehoe, der noch ein Handwerksbetrieb ist" – andererseits die Zustände im Schlachthof bagatellisierten, ,,Unfälle kommen in jedem Großbetrieb vor und geprügelt wird sich immer mal". Das war die Reaktion zu meiner Argumentation, daß sich ein rumänischer Werkvertragsarbeiter die Hand verstümmelt hatte (Tönnies hatte ihm darauf Selbstverstümmelung unterstellt!) und mindestens zwei Rumänen von Vorarbeitern zusammengeschlagen worden waren.

Ich sprach auch mit vielen der Tierrechtler. Einige haben weniger die Arbeits- und Lebenssituation der Werksvertragsarbeiter im Blick, waren oft kam darüber informiert sondern sind fokussiert auf den Umgang mit Tieren, hier den Schweinen. Sie ließen sich aber doch beeindrucken, wenn man ihnen schilderte, daß die – meist rumänischen – Werksvertragsarbeiter in der Hierarchie der Lohnabhängigen in diesem Lande ganz unten stehen, in welchen Verhältnissen sie arbeiten und wohnen müssen. Einig war man sich dann in der Einstellung gegen die industrielle Landwirtschaft und der Schließung der Großschlachtereien. (DW)



Der Bericht der Kollegin Gabriele vom ,,Stützkreis" in Kellinghusen:

Moin,

es waren gestern knapp 200 Tierrechtsaktivisten, Bürgerinitiativenmitglieder, Politiker und tönnieskritische Bürger vor dem Schlachthof. Und damit waren es weit mehr als Besucher, die in erster Linie aus Mitarbeitern (Rumänische Familien,  Fahrer etc. ) und Geschäftspartnern bestand. An den Begehungen des Schlachthofs nahmen viele kritische Bürger,  grüne Politiker der LAG Mensch und Tier und Tierrechtsaktivisten teil. Entsprechend wurden unbequeme Fragen gestellt, die nur mangelhaft und/oder nicht zufriedenstellend beantwortet wurden.

Das Tierleid wurde sogar offen zugegeben und die Schuld dem Verbraucher zugeschoben, der ja Billigfleisch haben will. Ich könnte noch endlos über die Eindrücke und das beklemmende Gefühl der Menschen,  die sich das Schlachthaus angesehen haben berichten. Für ALLE war dieser Ort als Arbeitsplatz unvorstellbar.

Ich habe mit sehr vielen Menschen,  die die Begehung gemacht haben gesprochen.

Eine junge Frau bekam einen Weinkrampf, eine andere bekam Atemnot in der Betäubungshalle aufgrund der Luft dort und drohte ohnmächtig zu werden. Die meisten waren sprachlos und geschockt.

Die Tatsache,  dass mehr Menschen VOR dem Schlachthof standen als auf dem Gelände waren, ist bezeichnend und lässt mich hoffen. Bleiben wir dran.....

Wichtig ist, dass sich die Interessengruppen der Menschenrechtler,  Gewerkschaften,  Tierrechtsaktivisten, Tier- und Umweltschützer und Bürgerinitiativen aller Art zusammen schließen und gemeinsam kämpfen bis sich endlich die Politik bewegt und den gesetzlichen Rahmen schafft, damit diese ganzen Verfehlungen der Tierindustrie ausgemerzt werden (können). Bei Tönnies (stellvertretend für die gesamte Fleischindustrie) wird sich NIE freiwillig etwas ändern. Das ist mein persönliches Resümee der letzten 1,5 Jahre. Dies geht nur mit zügig verabschiedeten Gesetzen und den entsprechenden Kontrollen, ob diese denn auch eingehalten werden.

In diesem Sinne

Herzliche Grüße

Gabriele Piachnow-Schmidt
https://gewerkschaftslinke.hamburg/2019/09/08/sommerfest-mit-kinderbelustigung-auf-dem-schlachthof/
Arbeitsscheu und chronisch schlecht gelaunt!

Fritz Linow

#FREITAG13 gegen Tönnies. Mobi-Video zum Aktionstag 13. September 2019:

https://www.youtube.com/watch?v=Qe75i6xwu1E

ManOfConstantSorrow

ZitatAktionstag gegen Tönnies in Rheda-Wiedenbrück

    Aktivisten kritisieren Ausbeutung von Mensch, Tier und Umwelt
    Fridays for Future und Bund-OWL beteiligt
    Kundgebung und Proteste geplant

Um auf vermeintliche Missstände beim Schlacht- und Fleischverarbeitungsunternehmen Tönnies aufmerksam zu machen, gibt es am Freitag (13.09.2019) eine bundesweite Aktion des Vereins "Aktion gegen Arbeitsunrecht". Am Nachmittag ist in Rheda-Wiedenbrück eine Kundgebung mit Protestmarsch zum Schlachthof geplant.
Forderungen der Aktivisten

Anlass der Aktion ist der vermeintliche Unglückstag Freitag, der 13. Die Aktivisten werfen Tönnies unter anderem die "brutale Ausbeutung von Mensch, Tier und Umwelt durch Werkverträge, Lohndumping oder Massenschlachtung" vor. Sie fordern die Abschaffung von Werkverträgen und die Einschränkung von Fleisch-Exporten und Tiertransporten.

Die Aktion in Rheda-Wiedenbrück ist unter anderem vom Bündnis gegen die Tönnies-Erweiterung organisiert. Auch Fridays for Future und der BUND-OWL stehen hinter der Aktion. Weitere Proteste sind vor Supermärkten in Paderborn und Bünde sowie in Köln und 21 weiteren Städten geplant.

Nach Angaben der Veranstalter geht das Unternehmen juristisch gegen die Behauptungen der Aktivisten vor.
https://www1.wdr.de/nachrichten/westfalen-lippe/toennies-rheda-wiedenbrueck-aktion-gegen-arbeitsunrecht-protest-100.html
Arbeitsscheu und chronisch schlecht gelaunt!


Nikita

Großartige Aktion! Richtig Klasse in 35 Städten und Clemens Tönnies bekommt kein Bein auf den Boden mit seiner zwielichtigen Anwaltstruppe.

Tönnies Unternehmen behauptet, sie haben einstweilige Verfügungen gegen Arbeitsunrecht eingereicht, da sie nicht gesprächsbereit waren. Arbeitsunrecht geht von einer Lüge aus, da kein Gesprächsangebot vorliege. Es existiert eine Pressemitteilung der Tönnies Holding, die keine Substanz bietet. Im Wesentlichen findet der Pressesprecher Dr. André Vielstädte das eigene Unternehmen toll und spricht es von Anschuldigen frei.
Link Pressemitteilung


Rede "Das System Tönnies muss gestoppt werden!" von Werner Rügemer zum Aktionstag, #Freitag13. September 2019

Link Das System Tönnies muss gestoppt werden!


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