Dieser Streik ist etwas besonderes.
Stuttgart, Düsseldorf, Köln/Bonn
Streik der Flughafensicherheit gestartet - Zehntausende Reisende betroffen
An drei deutschen Flughäfen streikt am Donnerstag das Sicherheitspersonal, Hunderte Flüge sind gestrichen.
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Rund 110.000 Passagiere könnten betroffen sein - so viele Menschen sitzen normalerweise in den Maschinen, die donnerstags an den drei Flughäfen starten und landen.
Normalerweise gibt es an diesem Wochentag rund 1040 Flugbewegungen an den drei Airports zusammen. Auf der Homepage des Flughafens Köln/Bonnheißt es, heute seien von 199 geplanten Starts und Landungen 130 gestrichen. Bereits am Mittwochabend war bekanntgeworden, dass in Düsseldorf rund 350 von 570 Starts oder Landungen abgesagt wurden und in Stuttgart 125 von ursprünglich geplanten 270. Diese Zahlen könnten im Tagesverlauf noch steigen.
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Auch an anderen Flughäfen waren Auswirkungen des Streiks zu erwarten. Unter anderem rechneten die Berliner Flughäfen Tegel und Schönefeld mit Ausfällen und Verspätungen.
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Bereits kurz nach Mitternacht habe der Warnstreik am Flughafen Köln/Bonnzu Problemen an den Kontrolltoren geführt, durch die Lastwagen Fracht auf das Flughafengelände bringen, sagte der Ver.di-Sprecher. Es habe Rückstaus bis zur Autobahn gegeben.
Im Gegensatz zu anderen Standorten gibt es in Köln/Bonn kein Nachtflugverbot. Nachts ist der rheinische Airport besonders als Drehkreuz für die Frachtflieger von DHL, UPS und Fedex wichtig. Auch sie betrifft der Warnstreik - ihre Piloten und Ladungen müssen ebenfalls durch die Sicherheitschecks.
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Ver.di fordert für die Kontrolleure von Passagieren, Fracht, Waren und Flughafenbeschäftigten eine bundesweit einheitliche Bezahlung von 20 Euro pro Stunde. Das wäre ein Plus im teilweise hohen zweistelligen Prozentbereich - derzeit ist die Bezahlung je nach Region und Tätigkeit unterschiedlich...
http://www.spiegel.de/reise/aktuell/stuttgart-duesseldorf-koeln-bonn-streik-der-flughafen-sicherheit-gestartet-a-1247292.htmlEs ist ein klassischer Dumpinglohnsektor.
Der Personal ist großteils migrantisch. Man hat das Personal die ganze Zeit hin und her verschoben, damit der Einzelne stets andere Arbeitskollegen hat, damit die Leute sich bloß nicht zu gut kennenlernen oder wohlmöglich anfreunden. Es könnte wohlmöglich Zusammenhalt, Solidarität und Widerstand entstehen. Man hat es aber derart auf die Spitze getrieben, daß darunter die Aufgaben litten. Die Leute hatten kaum noch eine Ahnung wo sie gerade waren, was sie eigentlich machen sollten und warum. Es wurde ihnen auch zunehmend scheißegal. Das wurde zu so einem massiven Problem, daß die Sicherheit von Flughäfen mehrfach nicht mehr aufrecht zu erhalten war, und der Flugbetrieb eingestellt werden mußte.
Unter diesen Voraussetzungen hatte die Flugwirtschaft erkannt, daß der Druck auf die Beschäftigten so überzogen war, daß die Arbeitsleistung nicht mehr akzeptabel war. Man entschied sich selbst, die Bedingungen spürbar zu verbessern.
Unter diesen Voraussetzungen entschied sich Verdi zu einer ungewöhnlich hohen Lohnforderung. Es ist schon klar, daß Verdi vorher einknickt. Es ist aber interessant zu beobachten, wie sich die Auseinandersetzung an den Flughäfen entwickelt, wie sie von anderen Flughafenbeschäftigten und in anderen Branchen diskutiert wird. Die gute Streikbeiteiligung ist schonmal erwähnenswert in einem Sektor, der schwer organisierbar ist.