Reale Treffen und Aktivitäten

Begonnen von admin, 15:41:41 Fr. 25.Juni 2010

⏪ vorheriges - nächstes ⏩

admin

Ich bin das Gequatsche leid, das sich in diesem Forum ewig wiederholt: Wir bräuchten französische oder griechische Verhältnisse, Latschdemos bringen doch nichts, usw., usf....

Das herrschende System demontiert sich selbst, da brauchen wir nicht bei zu helfen. Aber daß die Opfer der Krise, bzw. des kapitalistischen Systems zusammenkommen, statt sich gegenseitig zu bekämpfen, daran muß aktiv gearbeitet werden.

Wer Leute mit dem, was sie reden, beim Wort nimmt, wird schnell das Handtuch werfen, denn meist wird nur geredet, die Taten bleiben aus. Es geht nicht um mutige und illegale Handlungen, sondern um eine absolut notwendige Basisarbeit.

Wer aber etwas politische Weitsicht besitzt, kann auch damit leben, daß man mal nur zu zweit oder zu dritt bei einem Treffen sitzt, bei dem eigentlich Dutzende sein sollten.

In Kiel gibt es (neben chefduzen- und Poststammtisch) seit langem den KRISENTREFF.

Hier wurden Veranstaltungen vorbereitet und organisiert und Öffentlichkeitsarbeit betrieben.
Es gab die Veranstaltung "Bildungskrise" um Gemeinsamkeiten der Kämpfe an Unis und Schulen sowie die der Kitamitarbeiter aufzuzeigen, um so auch Kämpfe zusammenzuführen.

Eine weitere Veranstaltung gab es mit aktiven Leiharbeitern in einer Polit-Kneipe.

Öffentlichkeitsarbeit heißt: Erstellen und Verbreiten von Flyern, Flugblättern und Plakaten. Es gab so z.B. eine Liste aller Protest- und Streikaktion in der Region seit Krisenbeginn, die in Augenhöhe an den Ampeln der zentralen Kreuzungen verklebt wurden. Mit Flyern mit Hintergrundinfos zu den rebellierenden Leiharbeitern bei den Kieler Nachrichten verfuhr man ebenso. Ein Flugblatt wurde bei den großen Sozialprotesten in der Landeshauptstadt verteilt, und wo es um Sozialkürzungen und Unischließungen ging, gab es damit auch Informationen über kämpfende Leiharbeiter und Betriebsbesetzungen in Schleswig-Holstein.

Solche Aktivitäten können nicht hoch genug eingeschätzt werden, denn wenigen Leuten gelang es so, Einfluß auf das politische Klima in der Stadt zu nehmen. Würden solche Aktivitäten aufgegriffen werden und in anderen Städten Schule machen, könnten wir Einfluß nehmen auf das politische Klima in diesem Land.

Das würde aber vorraussetzen, daß man nicht nur redet, sondern den Arsch hochkriegt.

milly

ja menno admin, das ist halt ein "forum"! das impliziert eine gewisse zweidimensionalität im vorfeld!!!

wer oder was "aktiv" ist oder "ein laberkopf", wirst du niemals überprüfen können!!! so gross die versuchung auch ist, darauf einfluss zu nehmen!!!

ich kann´s ja nachvollziehen, dass einem da zwischendurch mal die halsader platzt, ich hätte die geduld wahrscheinlich eh nicht. aber ich würde mir aus diesem grund so etwas eben auch nicht ans bein pinseln...

´türlich tu ich was ich kann!!! hauptsächlich in "real life" - soll ich dir dafür rechenschaft ablegen? ich glaube kaum, dass dich das wirklich interessiert!!! - hast du ´ne ahnung wie hoch mein arsch ist

admin, du bringst nen hyperguten job, mache weiterso und flippe auch gerne mal zwischendurch aus.

meinen segen hast du
:-*
milly


admin

Dann erkläre ich es noch einmal: Mich interessiert dieses Forum nicht sonderlich und es ist mir auch nicht so wichtig wieviel User hier online sind. Ich habe einzig und allein ein Interesse daran, daß die Verhältnisse sich ändern. Wenn dieses Forum dazu beitragen kann, ist das gut. Mich nervt die Verbalradikalität, der ich oft im Forum begegne. Es wird hier oft die militante Pose mit echter Radikalität verwechselt. Radikal ist das, was Auswirkungen auf die bestehenden Verhältnisse hat und was den Weg für eine breite Bewegung gegen Ausbeutung und Verarmung ebnet. Dieses wäre nichteinmal sonderlich schwer und auch nicht mit persönlichem Risiko verbunden. Man müßte jedoch die Tastatur verlassen und etwas tun.

Es gibt nichts Gutes, außer man tut es!
Erich Kästner

bodenlos

Zitat von: admin am 12:02:29 Sa. 26.Juni 2010
.... Man müßte jedoch die Tastatur verlassen und etwas tun.

Es gibt nichts Gutes, außer man tut es!
Erich Kästner


Der Ausspruch vo Kästner ist schlicht wahr.

Ich persönlich habe mir vorgenommen in den nächsten
Monaten mich mit Leuten von einer anderen Plattform
zusammenzutun, an regelmäßige Treffen teilzunehmen.
Schauen wohin das führt, was dabei rauskommt

Gegenwärtig habe ich noch viele andere Baustellen, mit fehlt
momentan der Wille/die Energie zur konstanten Mitarbeit .

Ich hoffe das das bald vorbei ist.

Sir Vival

Also "Öffentlichkeitsarbeit" mache ich ab und zu. Mehr sage ich nicht.
Es tofft viel Spass in Steckifee.........

admin

Es ist gut wenn wir aufeinander achten, einander unterstützen und uns bei den Widrikeiten des Lebens mit Rat und Tat zur Seite stehen. So können wir den Alltag auch in harten Zeiten bestehen.

Das wird die bestehende Verhältnisse nicht ändern. Dies wird man erst mit entscheidenden Druckmitteln erreichen können. Wir müssen dazulernen und uns auch mit Leuten abgeben, an denen wir bisher nicht sonderlich viel Interesse hatten. Wir müssen lernen, daß wir gemeinsame Interessen haben und erst gemeinsam mit anderen auch etwas erreichen können. So gut und notwendig die Arbeit vieler Erwerbsloseninis sein mag, so wenig werden sie den Harz IV Terror beenden können.

Sozialleistungen wurden erst wegen der Kämpfe der Arbeiterbewegung eingeführt, doch der DGB ja die Einführung von Hartz IV, also den Abbau dieser Errungenschaften mitgetragen. Da sollte man aber keine falschen Schlüsse draus ziehen und nicht jeden Gewerkschaftsaktivisten oder jedes Mitglied mit dieser Organisation gleichsetzen. Es gibt viele in den Betrieben, die sich Gedanken machen, wie man wirklich wirksame Kämpfe organisiert. Aus diesen Kreisen gab es bereits betriebliche Kämpfe, in denen die Abschaffung der Leiharbeit und Hartz IV gefordert wurde. Es gab auch Aktionen einer Erwerbslosenini gegen einen Sklavenhändler. Ich halte es für den vielversprechendsten Weg, wenn es uns gelingt, die Spaltungen in Stammbelegschaften, prekäre Arbeiter und Erwerbslose zu überwinden.

Über die Diskussion von Betriebsaktivisten gibt es nun lohnende Veröffentlichungen bei netzwerkit.de, hier ein kleiner Auszug:

   * Wir sind im Betrieb aktiv, weil wir arbeiten müssen. Freiwillig machen wir das nicht mit.
    * Betriebsgruppen begreifen wir als Selbstorganisation, sie sind Mittel und Ziel zugleich.
    * Die Beschäftigten bilden keine einheitliche Masse, es bestehen informelle Strukturen. Konflikte sind allgegenwärtig, manchmal eskalieren sie.
    * Die Gruppenbildung geht von den existierenden informellen Strukturen aus und wird durch die Konflikte gefördert.
    * Die KollegInnen? sind nicht blöd. Wir handeln und denken nicht an ihrer Stelle, bringen uns aber aktiv ein. Entscheiden müssen immer die Betroffenen selbst.
    * Flexibilität und Unberechenbarkeit sichern das Überleben.
    * Öffentlichkeit verhindert Bevormundung durch Geheimniskrämerei und erzeugt Druck.
    * Bildung und Erhaltung von Solidarität hat stets die höchste Priorität.
    * Ihre (Betriebs- und Landes-) Grenzen sind nicht unsere Grenzen.
    * Selbstisolation in unterschiedlichen Varianten ist eines der größten Risiken.

http://www.netzwerkit.de/wiki/Betriebsgruppen/view


Wir sollten uns dieser Diskussion anschließen.





admin

Ich möchte dieses Thema wieder hochholen, denn es betrifft die gesamten Grundlagen dieses Forums. Die alltägliche Hilfe im Umgang mit Behördenstreß und Problemen mit Job und Geldnot funktioniert recht gut und hat schon vielen weitergeholfen.

Das ist gut und auch wichtig, doch ändert es nichts an den herrschenden Verhältnissen und der institutionalisierten Ungerechtigkeit.

Wir sind leicht regierbar und die sozialen Angriffe gegen uns werden weitergehen, so lange wir vereinzelt sind. Ich sehe Aktivitäten, wie den Altenpflegestammtisch in Kassel und den Besuch von Chefduzern bei den Streikenden von NEUPACK als Schritte in die richtige Richtung. Nur so kann eine Gegenbewegung entstehen, die keine rein symbolische Bedeutung hat. Die unabhängige Organisierung am Arbeitsplatz und die Solidarität zwischen Arbeitenden und Erwerbslosen bei Kämpfen können gar nicht hoch genug eingeschätzt werden.

rosal

moin moin

wir machen am 21.12.2012 eine party. hierfür suchen wir unterstützer_innen. falls jemand zeit und lust hat, ...

msg

hanni reloaded


antonov

mist, da bin ich vermutlich 1000 kilometer weiter südöstlich schon auf einer weltuntergangsparty

rosal

die hamburger "ich-party" beginnt mit:

10 - 12 uhr: frühstück

10 - 18 uhr: erwerbslosenberatung
...

einladung an die chefduzer_innen

hanni reloaded


schwarzrot

"In der bürgerlichen Gesellschaft kriegen manche Gruppen dick in die Fresse. Damit aber nicht genug, man wirft ihnen auch noch vor, dass ihr Gesicht hässlich sei." aus: Mizu no Oto

Wieder aktuell: Bertolt Brecht

Rudolf Rocker


rosal

,,wir feiern für die armen in hamburg" beginnt:
,,ich feiere für die armen in hamburg" beginnt:

am: 21.12.2012   straße: bartelsstr. 21 (hinterhof)   ort: hamburg

10:00 – 12:00 uhr   fruehstueck

13:00 – 15:00 uhr   mittagessen

10:00 – 18:00 uhr   erwerbslosenberatung

10:00 – 18:00 uhr   plakate sortieren (?)

16:00 – 19:00 uhr   dart (?)

16:00 – 24:00 uhr   warme und kalte speisen

ab 19:00 uhr          party, essen, trinken, unterhaltung, spielen, ... wenn möglich, dann ...

19:00 - 24:00 uhr   musik

19:00 – 20:30 uhr   Ich weiß noch nicht wohin/ Hauptsache, dass ich nicht mehr zu Hause bin
                              Uwe, hol mal Zigaretten!" "Ich denk', ich soll Schularbeiten machen?" Die kannst' vergessen, kriegst ja
                              doch keinen  Ausbildungsplatz.
20:30 ...

und endet mit solidarität

diesen tag haben unterstützt:
alerta soziale beratung,

rosal

diesen tag unterstützen/haben unterstützt:
alerta soziale beratung, ATIF-HH, ... weitere unterstützer_innen (gruppen/einzelpersonen) gesucht!

rosal

diesen tag unterstützen/haben unterstützt:
alerta soziale beratung, ATIF-HH, ... weitere unterstützer_innen (gruppen/einzelpersonen) gesucht!

am: 21.12.2012       straße: bartelsstr. 21 (hinterhof)
10:00 – 12:00 uhr    fruehstueck
13:00 – 15:00 uhr    mittagessen
10:00 – 18:00 uhr    erwerbslosenberatung

rosal

aus:     
Re:ZAHLTAG in Hamburg

suche aktivist_innen zur organisierung von zahltagen in hamburg.

gibt es in hamburg noch zahltagsaktivist_innen? dann zum erwerbslosentag am 21.12.2012, Bartelsstr. 21 (hinterhof)

mit solidarischem gruß

ps: gibt es chefduzer_innen in hamburg?

rosal


ZitatIch bin das Gequatsche leid, das sich in diesem Forum ewig wiederholt: Wir bräuchten...
[/b]

wir brauchen:
-
-
-
...
msg

antonov

Geduld, Verständnis, Offenheit und ein sehr, sehr langen Atem

BGS

"Ceterum censeo, Berolinensis esse delendam"

https://forum.chefduzen.de/index.php/topic,21713.1020.html#lastPost
(:DAS SINKENDE SCHIFF DEUTSCHLAND ENDGÜLTIG VERLASSEN!)

rosal

Zitat
Geduld, Verständnis, Offenheit und ein sehr, sehr langen Atem
und
ZitatGleichmut.

brauchen wir bei dem diesjährigen kürzungsrekord (ueber 1 million kürzungen)

msg

http://www.jungewelt.de/2012/12-27/046.php

rosal

was tun gegen

mehr Sanktionen gegen Arbeitslose
Berlin. Die Arbeitsagenturen haben im vergangenen Jahr Arbeitnehmer deutlich häufiger dafür bestraft, daß sie ihren drohenden Jobverlust zu spät gemeldet haben. Nach einer der Nachrichtenagentur Reuters am Donnerstag vorliegenden Bilanz der Bundesagentur für Arbeit (BA) sperrten sie in fast 257400 Fällen vorübergehend die Auszahlung des Arbeitslosengeldes I, weil sich Arbeitnehmer nach der Kündigung nicht innerhalb der vorgeschriebenen Fristen als arbeitsuchend gemeldet hatten. Das waren 7,3 Prozent mehr als 2011. Wegen Arbeitsablehnung wurde die Arbeitslosengeld-Zahlung rund 27600 mal gesperrt, 2,3 Prozent mehr als im Vorjahr. Die Zahl aller Sperrzeiten in der Arbeitslosenversicherung stieg insgesamt um 0,9 Prozent auf fast 735000. In den meisten Fällen wurde ALG I wegen zu später Arbeitslosmeldung, anderer Meldeversäumnisse oder Arbeitsaufgabe gesperrt.    (Reuters/jW)

was tun gegen fast 2 millionen kürzungen?

admin

Bei unserem letzten Stammtisch haben wir uns 4 Stunden die Köpfe heißgeredet, wie man in heutigen Zeiten Menschen organisiert.
Ziel ist es, Kontakte, Netze, Strukturen aufzubauen.
Was macht man, damit Leute zusammenkommen? Nicht nur einmal, sondern daß sie Interesse daran haben, daß man sich wiedersieht...
Das Durchbrechen von Einsamkeit und Vereinzelung ist die Grundlage für alles weitere.
Die Menschen sind mehrheitlich im Streß und unter önonomischen Schwierigkeiten und jeder für sich allein.
Die linke und linksradikale Szene ist zu einem Großteil von prekären Lebens- und Arbeitsbedingungen betroffen, man kämpft gegen Nazis und Wirtschaftsgipfel und für ein freies Kurdistan, doch man macht die eigenen Lebensverhältnisse nicht zum Thema.
Die Linken wissen zum größten Teil nicht mehr, wie man sich bessere Arbeitsbedingungen erkämpft. Viele sind Freiberufler, Scheinselbstständig, arbeiten im Home Office, als Clickworker und anderen schrecklich hippen Arbeitsformen. Können sich Menschen unter solchen Bedingungen zusammenschließen und wollen sie es?

Und die anderen Malocher? Die Erwerbslosen? Die Migranten?
Sind es alles nur potentielle AfD Wähler und Opfer? Warum hängt man nicht mit denen ab, warum kennt man sie meist nicht? Warum interessiert man sich nicht für sie?

Die meisten Fragen blieben in unserer Runde ohne Antwort.
Deshalb wollte ich vorschlagen, diese Themen hier weiter zu diskutieren.

Tiefrot

admin sagte:
ZitatViele sind Freiberufler, Scheinselbstständig, arbeiten im Home Office, als Clickworker und anderen schrecklich hippen Arbeitsformen. Können sich Menschen unter solchen Bedingungen zusammenschließen und wollen sie es?

Das Hauptproblem sehe ich darin, das die Leute nichts anderes kennen.
Ich wette mit dir, das denen sichere und planbare Lebensverhältnisse
nur noch aus Erzählungen ihrer (Groß-) Eltern bekannt sind.

Denke dran: Arbeiten gehen ist ein Deal !
Seht in den Lohnspiegel, und geht nicht drunter !

Wie bekommt man Milllionen von Deutschen zum Protest auf die Straße ?
Verbietet die BILD und schaltet Facebook ab !

Kuddel

Zitat von: Tiefrot am 13:07:07 Sa. 07.April 2018
Das Hauptproblem sehe ich darin, das die Leute nichts anderes kennen.

Ja, das erklärt vielleicht, warum sie sich haben viel nehmen lassen. Alles hat aber Grenzen. Rein physische. Wenn man die Miete nicht mehr zahlen kann oder der Körper nicht mehr mitspielt. Irgendwann ist Schluß.

counselor

Es gehört zu den Eigentümlichkeiten des Kapitalismus Hilfsarbeitern Löhne unterhalb des Existenzminimum zu zahlen und sie der Fürsorge zu unterwerfen. Die Leute müssen lernen, das Lohnsystem als Ganzes infrage zu stellen.
Alles ist in Bewegung. Nichts war schon immer da und nichts wird immer so bleiben!

admin

Zur Frage der Organisationsform mailte uns Dieter Wegner vom Jour Fixe Gewerkschaftslinke Hamburg folgenden Diskussionsbeitrag zu:
ZitatQualifizierte Vernetzung – die richtige Form der Organisierung heute!

Zum Scheitern revolutionärer Gruppen - Grund: Der Parteiansatz



Nachdem wir als Linke die Erfahrung gemacht haben...

Dieser Text gilt als unferting und wurde zur internen Diskussion herumgeschickt, auch an uns. Ers nach abschließender Diskussion soll er veröffentlicht werden. Auf Bitte des Autors habe ich ihn vorübergehend herausgenommen.
-admin-


DW (Hamburg, Sept. 2018)

Fritz Linow

Zitat von: admin am 16:34:07 Mo. 10.September 2018
Zur Frage der Organisationsform mailte uns Dieter Wegner vom Jour Fixe Gewerkschaftslinke Hamburg folgenden Diskussionsbeitrag zu:
Zitat
(...)
Dabei lag der theorethische Ansatz dazu vor. In der Broschüre von Bernie Kelb ,,Die Betriebsfibel" erläuterte er eine effektive linke Betriebspraxis.
(...)

Die "Betriebsfibel" ist sehr gut und gibt es z.B. hier:

https://syndikalismus.files.wordpress.com/2010/04/betriebsfibel.pdf

Fritz Linow

Ich versuche mal, auf einige Punkte einzugehen:

ZitatNachdem wir als Linke die Erfahrung gemacht haben, daß die Emanzipation der Arbeiterklasse durch die Organisierung in Parteien gescheitert ist, stehen wir vor der Aufgabe, neue, zeitgemäße, wirksame Formen der Kollektivität und des Widerstandes zu finden.
Diese Diskussion wird übrigens auch dort geführt, wo die angeblich neuen Formen seit jeher zuhause sind:
https://direkteaktion.org/skizze-eines-konstruktiven-sozialismus-teil-1/
Ziemlich anstrengend zu lesen, aber ganz interessant.

ZitatDie DGB-Gewerkschaften stehen mit ihrer Sozialpartnerschaftsideologie auf der Seite von Kapital und Staat. Wobei schon unterschieden werden muß zwischen den einzelnen DGB-Gewerkschaften, ob sie generell jeden Konflikt mit dem Kapital ablehnen wie die IG BCE (der Neupack-Streik vor sechs Jahren war ein Ausrutscher) und verdi, die öfter Streiks zuläßt. Auch muß man sehen, daß etliche GewerkschaftssekretärInnen auf unserer Seite stehen.

Absolute Zustimmung. Andererseits, was nützt die Unterscheidung innerhalb des DGB-Apparats, wenn ein Streik, egal ob bei IG BCE oder Verdi immer zugelassen werden muss? An dieser Struktur wird nicht zu rütteln sein. Das ist seit langem bekannt. Strukturen und Kontakte zum DGB kann man ja trotzdem nutzen und pflegen, aber bestenfalls halt nur bis zu diesem bestimmten Punkt, wo etwas ,,zugelassen" werden muss. Da fehlt die Alternative, die es traurigerweise nicht gibt.

ZitatKommunistische Parteien gescheitert, die Gewerkschaften auf der Gegenseite – ein Fazit, daß wir anerkennen und von dem wir in unserer politischen Praxis ausgehen müssen!
Aus dem historischen Scheitern heißt es jedoch Schlüsse zu ziehen. (...)

Das ist eine ehrliche Erkenntnis, das sich auch mal gerne die Simpfendörfer-Sippe der MLPD und natürlich auch die anderen zu Herzen nehmen können: Anarchisten, Trotzkisten, Theoriebegeisterte und andere Schwachmaten.  Außer den Kabbeleien, die im Vordergrund standen und teilweise immer noch stehen, gibt es vielleicht noch andere Gründe. Selbst aus den dümmsten Anekdötchens von damals und jetzt lassen sich bestimmt lehrreiche Schlüsse ziehen.

ZitatQualifizierte Netzwerk beinhaltet durchaus Verbindlichkeit, Engagement, Verantwortlichkeit und Zuverlässigkeit

Eigentlich selbstverständlich, in Zeiten von Kuschelkampagnen und lauter Aktivismus nur noch teilweise vorhanden, vielleicht auch weil keine Grundstruktur erarbeitet wurde... Ab wann ist man eigentlich ein Aktivist?

ZitatEine weitere Ebene von Störung und Streit, der sehr nervig sein kann, entsteht durch bestimmte Aktive – es sind meistens Männer -, für die nicht die Sache vorrangig ist sondern die Herausstellung und Befriedigung ihres ego. Ihre Eitelkeit ist geradezu ihr Antrieb. Dadurch spielen sie sich geradezu in den Vordergrund. Sie wollen im Mittelpunkt stehen, sogar in kleinsten Kreisen geht es ihnen um die ,,Stammtischhoheit". Es darf nicht reflektionslos deren Aktivität hingenommen werden sondern das Problematische an ihrem Verhalten muß offen angesprochen werden. Sie müssen quasi von den anderen erzogen werden.
Daß die Chemie in den Gruppen stimmt, ist ein wichtiger Faktor im Klassenkampf.

Das klingt fürchterlich nach Politgruppe, in der sich alle schon seit Ewigkeiten kennen und es weniger um die Sache geht. Natürlich muss die Chemie stimmen, aber wenn sie nicht stimmt, kann sie auch egal sein, wenn es eine verbindliche Struktur gibt, die verhindert, dass persönliche Eitelkeiten und auch Abhängigkeiten entscheidend sind. Ansonsten stimmt das natürlich schon. Ob ich jemanden riechen kann oder nicht und umgekehrt, ist egal, wenn wir wissen, dass wir trotzdem solidarisch sind.

Abschließend mit den Worten aus der Betriebsfibel von Berni Kelb:

Wenn aber einer kommt und dich anleiten will, dann jage ihn zum Teufel. Vielleicht kommen auch Leute und erzählen dir, du sollst eine Betriebszeitung machen. Vielleicht bieten sie dir auch Hilfe an. Sie wollen die Zeitung für dich machen. Du brauchst ihnen nur Informationen aus dem Betrieb zu geben. Über Konflikte und so. Dann lasse sie abblitzen! Frage sie, wo sie arbeiten. Und warum sie dort keine Zeitung herausbringen. Revolutionäre Arbeit kann und soll jeder an seinem Platz machen. Die Frage wird ihnen peinlich sein. Sie wollen nämlich nicht arbeiten, sondern Arbeiterführer sein. Mißtraue allen, die bei dir und auf deine Kosten irgendeine führende Rolle verwirklichen wollen. Jeder Person, Partei und Organisation.

  • Chefduzen Spendenbutton