Bilfinger Berger hatte in
Roland Kochs Regierungszeit einen 80-Millionen-Euro-Auftrag zum Bau der Nordwest-Landebahn am Frankfurter Flughafen erhalten. Das Nachrichtenmagazin Focus hatte gemeldet, Koch werde von 2011 an ein Jahressalär von 1,5 Millionen Euro bekommen.
Friedrich Merz, CDU und in der ehemals Unionsfraktion des Bundestags. Er sitzt in mehreren Beiräten, erhielt vom Bankenrettungsfonds Soffin den Auftrag, den Verkauf der WestLB abzuwickeln und war zwischenzeitlich auch noch Chef der Atlantik-Brücke.
Thüringens früherer Ministerpräsident
Dieter Althaus arbeitet inzwischen für den Autozulieferer Magna - nachdem er als Politiker 2009 noch eng in die Verhandlungen zur Opel-Übernahme durch Magna eingebunden war. Althaus kümmert sich bei dem österreichisch-kanadischen Unternehmen unter anderem um die Kontakte zu den öffentlichen Stellen in Deutschland.
Hildegard Müller hatte eine ganz große politische Karriere vor sich: Sie war Bundesvorsitzende der Jungen Union, Staatsministerin im Kanzleramt - doch dann war's vom einen auf den anderen Tag mit den politischen Ambitionen vorbei. Seit Oktober 2008 ist Müller Hauptgeschäftsführerin des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft.
Verkehrsminister und Schatzmeister der Bundes-CDU,
Matthias Wissmann: Seit er 2007 den Posten als oberster Lobbyist der deutschen Automobilbranche übernahm, ist er weiterhin omnipräsent - und reklamiert für sich unter anderem die Abwrackprämie.
Einst Bundeskanzler, nun Aufsichtsratsvorsitzender des deutsch-russischen Gaskonsortiums Nord Stream, das eine Pipeline durch die Ostsee bauen wird. Dafür bekommt
Gerhard Schröder eine "Aufwandsentschädigung" von 250.000 Euro jährlich. Das Milliardengeschäft war kurz vor der Bundestagswahl unter seiner Kanzlerschaft vereinbart worden. Außerdem verdingt sich Schröder als Berater beim Schweizer Medienkonzern Ringier und als Mitglied des dreiköpfigen Schlichtungs-Direktoriums des russisch-britischen Ölkonzerns TNK-BP.
Joschka Fischer, ehemaliger Außenminister und Ziehvater der Grünen - und mittlerweile Berater für alles mögliche: 2009 schloss Fischer einen Vertrag mit den Energieversorgern RWE und OMV, um sie beim geplanten Bau der Nabucco-Pipeline zu beraten. Die Röhre soll Erdgas vom Kaspischen Meer über die Türkei in die EU transportieren. Heikel daran ist, dass Fischer damit zum Lobbykonkurrenten seines einstigen Bosses Gerhard Schröder wurde. Außerdem ist der Alt-Sponti für BMW, Siemens und Rewe als Berater tätig.
Wolfgang Clement, bis 2008 war er Mitglied der SPD und in höchsten Funktionen politisch aktiv, als Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen oder als Bundesminister für Wirtschaft und Arbeit. Doch dann verkrachte er sich mit seiner Partei, weil die in ihm nur noch einen Energie-Lobbyisten sah. Nicht zu Unrecht, denn Clement saß zu diesem Zeitpunkt im Aufsichtsrat des Energieriesen RWE Power. Hinzu kommen diverse Aufsichtsratsmandate, unter anderem bei der Versatel AG und dem russischen Beratungsunternehmens Energy Consulting. Besonders kritisiert wurde seine Tätigkeit im Aufsichtsrat des Zeitarbeitsunternehmens DIS AG, einer Tochter von Adecco, weil er noch als Wirtschaftsminister für gesetzliche Veränderungen zugunsten der Leiharbeit eingetreten war.
Otto Schily hat nun Aufsichtsratsämter bei den Firmen Biometric System AG und Safe ID Solutions AG inne. Die eine Firma stellt Geräte zur Iriserkennung her, die andere Geräte für elektronische Ausweise. Das sorgte für Unmut in der SPD, es wurde der Vorwurf erhoben, Schily habe als Bundesinnenminister die Einführung von Ausweisen mit biometrischen Daten forciert und mache nun damit Geschäfte.
Werner Müller, unter Schröder parteiloser Wirtschaftsminister von 1998 bis Oktober 2002, wurde im Juni 2003 Vorstandsvorsitzender der RAG. Seit Herbst 2007 heißt der Mischkonzern Evonik Industries - und ein Jahr nach dem Namen wurde auch der Chef des Konzerns ausgewechselt. Mittlerweile ist Müller Aufsichtsratschef der Deutschen Bahn.
Der Staatssekretär von Werner Müller hieß
Alfred Tacke (SPD). Er war ab 2004 Vorstandsvorsitzender des Stromversorgungsunternehmens Steag - einer 100-prozentigen Tochter der RAG Aktiengesellschaft, deren Vorstandschef damals wie hieß? Werner Müller, genau. Seit 2006 war Tacke darüber hinaus Mitglied des Vorstands der RAG Beteiligungs-AG, die am 12. September 2007 in Evonik Industries AG umbenannt wurde. An dem Mischkonzern ist unter anderen E.ON beteiligt. E.ON wiederrum durfte 2004 mit Ruhrgas fusionieren - mit Ministererlaubnis des Wirtschaftsministeriums, erteilt von Staatssekretär Tacke in Vertretung von Minister Clement. Die Welt ist eben klein. Und weil Tacke gerne mit Müller im Gleichschritt geht, legte er genau wie sein ehemaliger Chef im Dezember 2008 sein Vorstandsamt nieder. Seit 2009 sitzt Tacke im "Lenkungsrat Unternehmensfinanzierung", einem Expertengremium, das die Bundesregierung bei der Vergabe von Mitteln aus dem Wirtschaftsfonds Deutschland berät
Rezzo Schlauch, Grüne. Berufswechsel zum Partner der CSU-nahen Anwaltskanzlei Mayer & Kambli in München und der Posten als Beirat beim Stromversorger EnBW - einem überzeugten Kernkraftwerksbetreiber. Seit 2006 sitzt der 63-Jährige im Aufsichtsrat bei der Leipziger sprd.net AG, der Betreiberin von Spreadshirt. Bevor er in die Energiewirtschaft wechselte, war Rezzo Schlauch von 2002 bis 2005 Parlamentarischer Staatssekretär für den Mittelstand im Wirtschaftsministerium.
Siegmar Mosdorf war in den Schröder-Jahren Parlamentarischer Staatssekretär im Wirtschaftsministerium. Im Jahr 2002 verabschiedete er sich auf einem offiziellen Briefbogen des Wirtschaftsministeriums von Firmenvertretern - und wies sie gleich auf seinen neuen Job bei einem Unternehmensberater hin: bei der CNC, Communications & Network Consulting AG. Er übernahm dort die Kontakte zu Politik und öffentlichen Körperschaften.
Matthias Berninger, Ausgerechnet er, der Grüne, und ausgerechnet er, der Parlamentarische Staatssekretär im Verbraucherschutzministerium, wechselte 2007 zum Nahrungsmittelkonzern Mars Incorporated Europe, der unter anderem Mars, Milky Way und Snickers herstellt.
Heinz Riesenhuber, 1982 bis 1993 Forschungsminister für die CDU, bekannt als der "Mann mit der Fliege" und immer noch Mitglied des Bundestags, sitzt in etlichen Aufsichts- und anderen Beiräten, unter anderem bei der Altana AG und der Evotec AG.
Friedrich Bohl, der letzte CDU-Kanzleramtsminister unter Helmut Kohl, wurde kurz nach seinem Ausscheiden 1998 für ein sechsstelliges Honorar zunächst Generalbevollmächtigter, später Vorstand bei der Deutschen Vermögensberatung AG (DVAG). Die engagierte unter anderem auch Helmut Kohl als Beiratsvorsitzenden und Ex-Finanzminister Theo Waigel als Aufsichtsrat.
Kaum war die schwarz-gelbe Regierung beendet, kümmerte sich Ex-Finanzminister
Theo Waigel (CDU) um andere finanzielle, diesmal privatwirtschaftliche Baustellen. 1999 trat er als Partner der Münchner Anwaltskanzlei GSK Gassner, Stockmann & Kollegen bei, für die er Unternehmen im In- und Ausland beriet. Zusätzlich verdiente Waigel als Berater von Medienmogul Leo Kirch. 2009 erhielt er die spektakuläre Aufgabe bei Siemens, nach deren US-Schmiergeldaffäre als Anti-Korruptionsbeauftragter (Compliance-Monitor) die Umsetzung von Maßnahmen und Vorschriften zur Verhinderung von Korruption zu kontrollieren. Außerdem hat er verschiedene Mandate als Aufsichtsrat in der Wirtschaft inne, unter anderem bei der Deutschen Vermögensberatung AG.
Ex-Bundeskanzler
Helmut Kohl war nach seinem Ausscheiden aus dem Amt des Bundeskanzlers 1998 ebenfalls nicht lange arbeitslos. Wie Waigel beriet er ab 1999 Leo Kirch und verdiente beträchtliche Summen. Und wie dieser war auch er bei der Deutschen Vermögensberatung AG engagiert, jedoch nicht als Aufsichtsrat, sondern als Beiratsvorsitzender.
Otto Wiesheu (CSU) war von 1993 bis 2005 bayerischer Staatsminister für Wirtschaft, Infrastruktur, Verkehr und Technologie. Zum 1. Januar 2006 wurde er Vorstand für Marketing und politische Beziehungen der Bahn. Als der neue Vorstandsvorsitzende Rüdiger Grube 2009 den Vorstand umbaute, schied Wiesheu aus diesem aus, bleibt aber als Berater bis Ende 2010 beim Unternehmen. Darüber hinaus vermittelte er 2006 zwischen AEG-Mutterkonzern Electrolux und der IG Metall, als diese sich um die Frage der Schließung des AEG-Stammwerks für Haushaltsgeräte in Nürnberg diskutierten.
Ehemaliger Postminister
Wolfgang Bötsch (CSU) 1998 Berater der Gemini Consulting für Telekommunikation. Zwei Jahre später trat er als Spezialist für Staats- und Telekommunikationsrecht in die Kanzlei Gassner, Stockmann und Kollegen (GSK) ein. Darüber hinaus bezog auch Bötsch als Kirch-Berater von diesem für mehrere Jahre Hunderttausende Mark. Zudem ist er Aufsichtsratsvorsitzender der Firma Com & Con in Grünwald sowie Aufsichtsratsmitglied des Bamberger Logistikunternehmens BI-LOG AG.
Forschungsminister der CDU,
Heinz Riesenhuber, ist nach wie vor recht fleißig. Neben elf Jahren Ministertätigkeit bis 1993 und durchgängiger Abgeordnetentätigkeit seit 1976 sitzt und saß Riesenhuber in diversen Vorstandschaften, Aufsichtsräten und Beiräten.
Friedrich Bohl war letzter CDU-Kanzleramtsminister unter Helmut Kohl. Kurz nach seinem Amtsende wurde er für ein sechsstelliges Honorar zunächst Generalbevollmächtigter bei der Deutschen Vermögensberatung AG (DVAG), wo er sich in der guten Gesellschaft seiner Ex-Regierungskollegen Kohl und Waigel befand. Seit 2009 ist er Aufsichtsratsvorsitzender.
Der FDP-Politiker
Martin Bangemann war 1984 bis 1988 Bundeswirtschaftsminister, danach bis 1999 Mitglied der Europäischen Kommission. Als EU-Kommissar war Bangemann in Brüssel für den Kommunikationsbereich zuständig - 2000 wurde er dann offiziell Mitglied des Verwaltungsrates und hochdotierter Berater beim spanischen Konzern Telefónica. Obwohl er aufgrund dessen als EU-Kommissar zurücktrat, wurde ihm auch von der eigenen Partei ein Interessenskonflikt vorgeworfen. Das nahm die EU-Kommission zum Anlass, einen Verhaltenskodex nebst Ethikkommission einzusetzen. 2001 trat Bangemann zudem in den Aufsichtsrat der Hunzinger Information AG ein.
Walter Döring (FDP) war bis 2004 baden-württembergischer Wirtschaftsminister. Noch im gleichen Jahr übernahm er neben seinem Abgeordnetenmandat einen Vorstandsposten bei der Stuttgarter Unternehmensberatung REM AG. Gleichzeitig wurde er zum Aufsichtsratsvorsitzenden des Küchenherstellers Alno gewählt - dem Unternehmen hatte er als Minister Landesbürgschaften über 8,5 Millionen Euro verschafft. Im Februar 2005 hob der baden-württembergische Landtag einstimmig die Immunität des Ex-Wirtschaftsministers auf, da Döring wegen uneidlicher Falschaussage vor dem FlowTex-Untersuchungsausschuss ein Strafbefehl über neun Monate Haft auf Bewährung drohte. Am 23. Oktober 2005 akzeptierte Döring den Strafbefehl über neun Monate Haft auf Bewährung und eine Geldauflage in Höhe von 20.000 Euro. Er ist damit rechtskräftig vorbestraft. Ab Januar 2007 übernahm Döring den Aufsichtsratsvorsitz des Schwarzwälder Felgenherstellers BBS in Schiltach. Nach dem Insolvenzantrag der BBS Autoteile GmbH im Februar 2007 wurde Döring dafür kritisiert, sich als Chefkontrolleur nicht ausreichend um die Rettung des Unternehmens bemüht zu haben.
Siegmar Mosdorf (SPD) war vor Rezzo Schlauch Parlamentarischer Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium. Im Jahr 2002 verabschiedete er sich auf einem offiziellen Briefbogen des Wirtschaftsministeriums von Firmenvertretern - und wies sie gleich auf seinen neuen Job bei einem Unternehmensberater hin - bei der CNC - Communications & Network Consulting AG. Er übernahm dort die Kontakte zu Politik und öffentlichen Körperschaften. Mosdorf ist in diesem Unternehmen immer noch tätig, 2009 übernahm er zusätzlich den Kuratoriumsvorsitz des Berlin Organising Committee für die Leichtathletik-Weltmeisterschaft in Berlin.
Reinhard Klimmt war von 1998 bis 1999 Ministerpräsident des Saarlandes und von 1999 bis 2000 Bundesminister für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen. Heute ist er tätig bei der Deutsche Bahn AG. Zum Fußball hat Klimmt eine ganz besondere Beziehung: Wegen dubioser Sponsorenverträge musste er als Präsident des 1.FC Saarbrücken zurücktreten.
Quellen:
http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/bildstrecke-politiker-ad-in-ihren-neuen-jobs-1.582360http://www.sueddeutsche.de/politik/politiker-in-der-wirtschaft-die-perfekte-symbiose-1.949292