Die Bedeutung sozialer Bewegungen

Begonnen von ManOfConstantSorrow, 21:32:16 Sa. 24.Juli 2010

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Ferragus

Eine andere Seite der Sache. Hierzulande wird gerne von sozialen Bewegungen gesprochen, auch wenn gar keine vorhanden sind - Beispiel: Sind ein paar Demonstrationen gegen die Wohnungsnot, bei der Tausende am Wochenende durch eine unwirtliche Stadt latschen, schon eine Bewegung? Welche Maßstab wird da verwendet? Stichwort: Pseudo-Aktivität. Nicht wenige "Bewegungen" versanden und sind kurzatmig - vielleicht weil Organisations-Fragen und Bewusstseinsentwicklung zurückblieben oder weil die Institutionalisierung die Dynamik integrierte bzw. Karriere-Menschen ausgeliefert hat. Anderen gräbt man das Wasser ab, indem nicht mehr in den Massenmedien darüber geschrieben wird.

Kuddel

Die Maßstäbe sind nicht unbedingt zahlenmäßig festzulegen. Auch kleine Bewegungen, selbst Scheinbewegungen, haben Einfluß.

Die Coronamaßnahmen sind unter skurillen Umständen entstanden und werden nicht minder skurril wieder zurückgenommen.

Die Chinesische Regierung hatte erst versucht, eventuelle Gefahren der Coronaepidemie zu verschweigen. Als der Whistleblower-Arzt  Dr. Li Wenliangn aus Wuhan (er postete bereits am 30. Dezember 2019 in sozialen Netzwerken Warnungen vor der Sars-ähnlichen Infektion.) gestorben ist, wurde die Chinesiche Regierung von der Wut ihrer Bevölkerung überrollt. Einer der mächtigsten Regierungen der Welt mit einem knallharten Überwachungs- und Repressionsapparat, sauste die Muffe. Trotz KI gesteuerter Internetüberwachung und zigtausenden Internetbullen flog ihr das Netz um die Ohren. Erst als der Staat mit rigorosen Maßnahmen auf Corona reagierte, ließ die Wut der Bevölkerung nach. Es ging noch weiter, die Regierung erfuhr starke Zustimmung für die knallharten Maßnahmen.

Das war ein drohendes Beispiel für die Fragilität der Macht und für temporär erfolgreiche Gegenmaßnahmen. Die Bundesregierung reagierte fix. Sie schnitt sich eine Scheibe von Xi Jinpings Maßnahmen ab und je autoritärer das Vorgehen, desto höher wurden und Umfragewerte für CDU/CSU.

Aber auch das ist kein Erfolgsrezept auf Dauer.

Jetzt kam es zu Protesten, die sehr, sehr überschaubar waren. Aber die brachten die bisherigen Regierungsstrategie ins Wanken. Es sind in erster Linie die Querfrontproteste, deren Zulauf ein Indiz ist, daß die Menschen das stay the fuck home nicht mehr aushalten. Es waren nur einige Tausend Menschen, aber die wachsenden Zahlen lehrten die Regierungsparteien das Fürchten.

Menschen gemeinsam auf der Straße, Bewegungen, die keine Massenbewegungen zu sein brauchen, können einen enormen politischen Einfluß haben. Deshalb gibt es die Bewegungen, die von Profis organisiert und von der Wirtschaft bezahlt werden. Es bringt wenig, dann gegen diese Menschen zu demonstrieren. Ich würde mir wünschen, es würde gelingen, die Menschen rechtzeitig in vernüftige Kämpfe mit sinnvollen Zielen einzubinden, dann wären sie immun gegen die professionellen Rattenfänger.


counselor

Klassenkampf vs Querdenken - linke Demonstrationen neu gedacht - die Linke 2.0

https://youtu.be/-7hWKbufjMY
Alles ist in Bewegung. Nichts war schon immer da und nichts wird immer so bleiben!

Kuddel

Ich finde die ersten 12 Minuten des Videos ganz ok, die Kritik auch an linken Demos ist gerechtfertigt.
Es handelt sich um das Grundproblem, daß Linke sich oftmals für den Nabel der Welt halten und meinen, sie müßten gegen Staat und Kapital kämpfen, um die Welt zu verändern. Es muß aber die Klasse den Kampf führen, also ein Großteil der Bevölkerung und nicht dieser winzige linke Haufen. Dazu muß man diejenigen erreichen, die sich nicht unbedingt "links" fühlen. Da bin ich mit dem Videobeitrag noch einer Meinung.

Ich finde auch diese Partydemos einfach grauenhaft und zum Fremdschämen.

Aber die Vorschläge für "die Linke 2.0" :o find ich sehr befremdlich.
Klar kann man mal einen Medienevent inszenieren und das kann propagandistisch Sinn machen.
Aber dieses ganze Verkleiden, die militärische Ordnung, die Vorturner und die Choreographien, nö, nicht mit mir.
Das ist keine Protestform, das ist hippes mediales Gedödel. Ich hab das Video dann nicht mehr weitergeschaut.

counselor

Demonstrieren im Anzug in Formation wäre für mich auch ein Gräuel. Er hat aber Recht, wenn er unsere medialen Strategien kritisiert. Unsere Demonstrationen kommen meist weder in den Mainstreammedien, noch im Internet vor. Das heißt tatsächlich, es ist so, als ob die Demonstrationen nie stattgefunden hätten. Wir sollten uns daher in der Tat überlegen, ob wir unsere Demonstrationen filmen und ins Internet stellen.
Alles ist in Bewegung. Nichts war schon immer da und nichts wird immer so bleiben!

Kuddel

Das wird hier etwas OT.
Natürlich können wir über Optik und Inszenierung von Protesten reden, aber da sind wir gleich bei dem Thema Medienkritik. Wir müssen uns auch über eigene Medien Gedanken machen (zumal wir die taz an die Gegenseite verloren haben) und dürften uns nicht unser Protestverhalten von dem diktieren lassen, was die herrschenden Medien (inkl. Youtube) wollen.

ZitatWir sollten uns daher in der Tat überlegen, ob wir unsere Demonstrationen filmen und ins Internet stellen.
Sehr richtig!
Hier ist eine neue Diskussion nötig. Noch nie war die Gefahr so groß, von Linken aufs Maul zu kriegen, weil man auf einer Demo fotografiert oder filmt.

Kuddel

Straßenproteste statt Onlinedemos
Zurück zur großen Bedeutung sozialer Bewegungen.
Wer Einfluß auf das Denken und Handeln der einfachen Menschen hat, hat die Macht, die gesellschaftlichen Verhältnisse zu verändern. Die Linken sind dabei, auf diesem Gebiet wiederholt zu verkacken.

Die Linken haben als aktuelle Modebegriffe "neue Klassenpolitik", "antikapitalistisch" oder "Klassenkampf", aber das bleiben leere Worthülsen, so lange sie kein wirkliches Interesse an Malochern und sozial Abgehängten haben. Man bewegt sich in der eigenen Subkultur und kommt nicht damit klar, daß die Klasse mit dieser Subkultur nichts zu tun haben will, sprachlich ruppig und völlig anders ist, bisweilen sexistisch, auch rassistisch. Tja, bei dieser Andersartigkeit betrachtet man die Prolls eher als Feinde und grenzt sich von ihnen ab. Man hat keinen Draht zu den Unterschichten, auch wenn man man selbst von Armut betroffen ist.

Die rechten Strategen wissen was sie tun. Die Milliardäre von Koch Industries schufen mit der Tea Party Bewegung ein Sammelbecken für Mittelschichtsmenschen mit Abstiegsängsten bis hin zu den sozial Abgehängten.

Die Rechten in Deutschland sind auch ziemlich auf Zack.
Sie reden nicht von "Klassenpolitik", sie praktizieren sie. Sie kümmern sich um Betriebsarbeit, sie gehen in die Schlüsselindustrien (u.a. Autobranche), um mit großem Aufwand dort eigene gewerkschaftliche Strukturen zu schaffen.

Die Linken kennen scheinbar nicht die Stimmungen und Bedürfnisse der einfachen Leute, die sozial immer mehr unter Druck geraten.

In Frankreich entstand auf dem Land eine diffuse Bewegung der Abgehängten. Deutsche Linke diagnostizierte die Bewegung als Protest autogeiler, tendenziell rechter Prolls, die für billigen Sprit kämpfen. Sie merkten nicht, daß sich mit der Gelbwestenbewegung der seit 1968 wichtigste Sozialprotest Frankreichs entwickelte, im dem die Rechten keine Rolle mehr spielen.

Eine entsprechende Stimmung entstand auch in der deutschen Pampa, wovon die deutschen Linken nichts spürten. Die Rechten waren jedoch zur Stelle und schufen mit Pegida Strukturen für die diffuse Wut. Sie bekamen so die Kontrolle über eine neue Bewegung.

Jetzt ist es wieder das Gleiche. Den Linken fehlte es an einer kritischen Distanz zu den staatlichen Coronamaßnahmen. Und man hatte kein Gefühl für den psychischen Druck und die sozialen Ängste der Menschen. Man war völlig aufgegangen in den Zahlen und Kurven der Coronapandemie.

Auch dieses Mal ist es den Rechten gelungen, der Unzufriedenheit eine Bühne zu bieten. Sie schaffen den organisatorischen Rahmen für die berechtigten Proteste und gewinnen die Kontrolle über sie.

Jetzt dagegen zu demonstrieren, ohne den Unzufriedenen einen besseren Protestrahmen zu bieten, wird keinen Erfolg haben.

counselor

Der Zulauf zu den rechten Hygienedemos liegt aber auch daran, dass in den Medien breit über sie berichtet wird, während linke Aktionen totgeschwiegen werden.

Es wäre jetzt wichtig, mit den Teilnehmern dieser Demonstrationen zu diskutieren.
Alles ist in Bewegung. Nichts war schon immer da und nichts wird immer so bleiben!

Kuddel

Für mich stellte Black Lives Matter die bedeutendste Bewegung in den USA der letzten 10 Jahre dar. Eine vielfältige und vielversprechende Bewegung. Doch sie ließ sich in die parlamentaristische Schiene lenken.
Zitat#WhatMatters2020 is a campaign aimed to maximize the impact of the BLM movement by galvanizing BLM supporters and allies to the polls in the 2020 U.S Presidential Election...
https://blacklivesmatter.com/what-matters-2020/
Das hat die Bewegung gekillt. Die schwarze Community sieht keinen Sinn darin, sich in den Präsidentschaftwahlkampf einspannen zu lassen. Die Webseite von BLM beweist, daß die Selbstorganisation kaum noch existiert. Unter den "News" ist der letzte Beitrag vom 9.April zu Covid 19 und kein Wort zum aktuellen Geschehen in Minneapolis.

Die Medien versuchen mit dem Pushen der Grünenpolitikerin Luisa Neubauer das gleiche bei der fff Bewegung zu erreichen. Die Bewegung soll "an die Politik" appellieren und in der Wirkungs- und Bedeutungslosigkeit verschwinden.

In den USA ist der Kampf der Basis gegen Rassismus und Polizeigewalt wieder auf die Straße getragen worden.

Das fürchten die Herrschenden wirklich:
ZitatNach gewaltsamen Protesten wegen des Todes eines Schwarzen bei einem Polizeieinsatz hat der Gouverneur des US-Bundesstaats Minnesota die Nationalgarde mobilisiert.

Zugleich rief er den Notstand für Minneapolis und umliegende Gebiete aus. In der Verfügung heißt, friedliche Kundgebungen seien weiterhin erlaubt. Ausschreitungen bedrohten aber auch die Sicherheit friedlicher Demonstranten. Der Bürgermeister von Minneapolis wandte sich mit einem Appell an die Bevölkerung, Ruhe zu bewahren.
https://www.deutschlandfunk.de/usa-minnesota-mobilisiert-nationalgarde-wegen-protesten.2932.de.html?drn:news_id=1135539
ZitatPräsident Trump bezeichnet die Demonstranten als ,,Schlägertypen" und droht ihnen mit bewaffneten Streitkräften.

Amerikas Präsident Donald Trump hat angesichts anhaltender Proteste in Minneapolis den Demonstranten mit der Entsendung bewaffneter Streitkräfte und mit Gewalt gedroht. Mit dem Tweet ,,Beginnt das Plündern, beginnt das Schießen" kommentierte Trump am frühen Freitagmorgen die Ausschreitungen in Reaktion auf den Tod des Schwarzen George Floyd durch Polizeigewalt.
https://www.faz.net/2.1677/proteste-in-minneapolis-trump-entsendet-nationalgarde-16791381.html

Troll

Ach, es funktioniert nicht sich mit dem kritisierten Objekt nach dessen Spielregeln ins Bettchen zu legen um etwas ändern zu wollen, aber das sagen sinngemäß doch alle, beliebtes Beispiel, tritt in unsere Partei ein und verändere die Welt bzw. unsere Partei, das gilt lustigerweise universell für ALLE Parteien (links wie rechts, schwarz, rot, grün), ich würde eher sagen dorthin verfrachten wo sie/er garantiert nichts "Dummes" anstellen kann.

Okkupation, sie haben es gelernt und für sich zum Erfolg geführt.
Politik ist der Spielraum, den die Wirtschaft ihr lässt.
Dieter Hildebrandt
Es ist kein Zeichen geistiger Gesundheit, gut angepasst an eine kranke Gesellschaft zu sein.
Jiddu Krishnamurti

Kuddel

Politstrategen von rechts und aus der Wirtschaft haben die große Bedeutung (auch kleiner) Bewegungen auf der Straße erkannt.

"Astroturfing"
ZitatDer Begriff Astroturfing (englisch abgeleitet von AstroTurf), zu deutsch sinngemäß künstliche Graswurzelbewegung, bezeichnet – insbesondere in den USA – politische Public-Relations- und kommerzielle Werbeprojekte, die darauf abzielen, den Eindruck einer spontanen Graswurzelbewegung vorzutäuschen. Ziel ist es dabei, den Anschein einer unabhängigen öffentlichen Meinungsäußerung...
https://de.wikipedia.org/wiki/Astroturfing

Die Tea Party Bewegung war eine solche Bewegung, die gut finanziert von Strategen entworfen und erfolgreich umgesetzt worden ist. Bei den "Proud Boys" ist es wohl ähnlich.

Pegida erhielt Finanzierung von der Wirtschaft. Ich bin mir sicher, daß auch der Verfassungsschutz mitmischte.

Bei linken Bewegungen halte ich es für ein Problem, wenn sie sich nur an einem punktuellen Thema festmachen. Stop eines Bauprojekts oder Störung eines Weltwirtschaftsgipfels.

Ich vermisse eine Langlebigkeit der Bewegungen. Es ist ja ok, wenn sie für Selbstverteidigung stehen und sich gegen Umweltzerstörung, Wohnungspekulation oder soziale Angriffe wehren. Ich vermisse aber da das Auftauchen einer neuen Welt, einer besseren Gesellschaft, die nicht auf Hierarchien, Gewalt und Profitstreben basiert. Am ehesten sehe ich Schritte in diese Richtung bei den Stadtteilgruppen mit eigenen Treffpunkten, an denen sich die Nachbarschaft einfach zum Kaffee treffen kann oder gemeinsam feiert und nicht alles nur Kampf und Krampf ist.

Troll

Absurde Transgender-Politik - Punkt.PRERADOVIC mit Birgit Kelle

https://youtu.be/HTfVsR8iUZI

:o
Politik ist der Spielraum, den die Wirtschaft ihr lässt.
Dieter Hildebrandt
Es ist kein Zeichen geistiger Gesundheit, gut angepasst an eine kranke Gesellschaft zu sein.
Jiddu Krishnamurti

Kuddel

Wir müssen zugeben, daß auf dem Terrain der Straßenproteste die Rechten gerade Oberwasser haben.

Ferragus

und wir müssen zugeben, dass die Deutschen bequem und träge sind. Die Linken sind in desolater Verfassung, aber die Mehrheit macht auch nichts anderes als Arbeit, Familie und Konsum von Massenkultur. Resignation ist der Zeitgeist dieses Landes, Kontinents.

Kuddel

Ach, das ist wohl nicht in den Genen festgeschrieben, wie mancher meint.

Es ist stets eine Frage der Machtverhältnisse, eine Frage der Macht der Medien und der herrschenden Kultur. Alles ist veränderbar. Die Linke hierzulande zeigt sich zur Zeit unfähig, die herrschenden Machtverhältnisse in Frage zu stellen und hat keinerlei Strahlkraft, um Menschen mitzureißen und Massen auf die Straße zu kriegen.

Das ist aber nicht "typisch deutsch". Vor einem Jahrhundert hatte Deutschland die stärkste Arbeiterbewegung der Welt. In den 80er Jahren platzten französische Genossinnen vor Neid, daß wir bei den Themen Atomkraft und Aufrüstung Hunderttausende auf die Straße brachten, was in Frankreich unvorstellbar war.

Kuddel

Nicht nur, weil die Linkspartei sich gerade in die Bedeutungslosigkeit verabschiedet, sollten wir uns Gedanken über die bestehenden Sozialen Bewegungen machen und über ihre Bedeutung und Wirkung.

Hier meine sehr persönlichen Gedanken und Einschätzungen. Ich bin sicher, sie werden wird nicht von allen geteilt.

Arbeiter:innenbewegung

In Deutschland quasi nicht vorhanden. Der DGB hat mir seiner Sozialpartnerschaft eine Friedhofsruhe in den Betrieben erreicht.

Es gibt gewisse Ausnahmen im Diensleistungs- und Logsitikbereich. Das wären: Erzieherinnen, Kitapersonal, der Krankenhausbereich, Amazon und die Radkuriere.

Die Kitas, Krankenhäuser und Amazon fallen unter den Bereich von Verdi. Beachtenswert ist jedoch, daß sich bei Amazon und in den Krankenhäusern eine Basisbewegung entwickelt hat und die Arbeitskämpfe nicht einfach von der Gewerkschaft angeordnet werden. 

Bei Amazon finden Treffen im gewerkschaftlichen Rahmen statt und auch außerhalb. Es werden auch Aktionen jenseits der Gewerkschaft organisiert, wenn diese nicht mitspielen will.

In den Krankenhäusern kommen viele Initiativen von Station und nicht aus den Gewerkschaftshäusern. Auch hier haben sich ungewöhnliche Netzwerke entwickelt, in der auch Patienten und Angehörige mitreden, Unterstützer von außen einen Beitag leisten und es Solidarität von Klinken anderer Bundesländer gibt.

Um diese Entwicklungen sollte man sich kümmern. Sie könnten als Beispiel dienen für andere Arbeitskämpfe.

Bei den Essenskurieren gibt es auch spannende Entwicklungen. Es gab "Wilde Streiks", in Deutschland nicht gerade die Regel. Das hat damit zu tun, daß die Fahrer mehrheitlich migrantisch sind. Sie haben teilweise die Kampfkultur ihrer Heimatländer mitgebracht, vielleicht sind sie einfach nur mutiger. Ihre Organisierung findet eher jenseits der DGB Gewerkschaften statt, es gibt unabhängige Betriebsgruppen, die FAU spielt auch eine gewisse Rolle in diesen Kämpfen. Es findet auch eine internationale Vernetzung statt.

Bei den migrantischen Erntehelfern gab es auch Wilde Streiks.

Diese Entwicklungen sollten wir im Auge behalten. Hier könnte mehr entstehen.

Lehrlings-/Azubi-Bewegung

Spielte in den 60ern und 70ern eine große Rolle. Heute gibt es vorsichtige Versuche, sie wieder zum Leben zu erwecken.

Schüler:innen Bewegung

Es gibt sie. Sie hat viel Potential. Doch sie kommt nicht wirklich in Schwung. Da guckt man neidisch nach Frankreich. Chile ist besonders zu erwähnen. Da waren es Schüller:innen, die bei einer Fahrpreiserhöhung U-Bahnstationen stürmten, Fahrkartenautomaten und Eingangsschranken zertrümmerten und damit eine Massenbewegung auslösten, die das Land erschütterte.

(Fortsetzung folgt)


Kuddel

Studentenbewegung

Es gibt sie noch in Spuren, doch sie hat nicht im Entferntesten die Bedeutung, die sie in den 60ern mal hatte.

Es begann 2005, 2006 eine Welle von Studentenprotesten gegen Studiengebühren. 2009 kam es zu diversen Bildungsstreiks und in mehr als 60 deutschen Städten wurden Hörsäle besetzt. Die Studiengebühren wurden schließlich zu Fall gebracht.

Heute gibt es eher punktuell Proteste gegen rechte Professoren oder rechte Veranstaltungen an Unis.

Ich halte die Kämpfe um Arbeitsbedingungen an Unis für interessanter, es geht um Studentenjobs, um Arbeitsbedingugen in der Forschung, für Dozenten und Servicepersonal.

Erwerbslosenbewegung

Sie hatte wohl ihre beste Zeit in den 80ern. Nach Einführung von Hartz IV gab es eine kurze Zeit, in der man mehrere zehntausend Menschen auf die Straße kriegen konnte.

Es gibt heute noch quasi in jeder Stadt irgendein Angebot für Erwerbslosenberatung, doch das hat nichts mit politischer Arbeit oder einer Bewegung gegen die unsozialen Zustände im Land zu tun. Natürlich gibt es noch ein paar Elo-Inis, die ihre Arbeit in einem politischen Zusammenhang sehen und auch gelegentlich gute Aktionen hinkriegen, es gibt auch wackere Einzelkämpfer, die soziale und politische Zusammenhänge in der Erwerbslosenarbeit angehen, doch die Bewegung ist tot. Als Bewegung mausetot.

(to be coninued)

Kuddel

Es scheint, die Gegenseite hat es eher kapiert, wie bedeutend soziale Bewegungen sein können. Die Teaparty Bewegung war eine inszenierte und von den Kochbrüdern finanzierte Pseudobewegung.

Bei Pegida vermute ich auch einen Hintergrund aus Verfassungsschutz und Teilen der Wirtschaft.

Trump hat Zugriff auf Teile der Politapparates und auf Medien. Er läßt sich dennoch eine militante Horde als Teil seines Machtstrebens nicht entgehen:

ZitatTrumps Armee
»Wir müssen diesen Scheißdreck in Ordnung bringen, durch Stimmzettel oder Patronen«: Unter den Anhängern des Ex-Präsidenten wird der Ton aggressiver.
https://www.spiegel.de/ausland/donald-trump-und-die-umsturzphantasien-in-den-usa-a-43fa8a3d-f693-48e9-9745-6d1af5f93356

Kuddel

ZitatUSA
,,Erobert unsere Nation zurück" – Trump ruft Anhänger zu Protesten auf

Der ehemalige US-Präsident hat auf seiner Social-Media-Plattform seine Anhänger zu Protesten aufgestachelt. Donald Trump behauptete, er würde bald verhaftet. Die Justiz ermittelt gegen ihn wegen mutmaßlicher Schweigegeldzahlungen.
https://www.handelsblatt.com/video/politik/usa-erobert-unsere-nation-zurueck-trump-ruft-anhaenger-zu-protesten-auf/29046234.html

Wir hatten ja schon den Begriff "Astroturfing" für Fake Basisbewegungen, die von oben organisiert und gesteuert werden.

Es ist aber auch ein Merkmal des Faschismus, daß Unzufriedene mobilisiert werden, um Terror zu verbreiten und sichtbar eine Kraft gegen die herrschenden Verhältnisse demonstrieren.

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