Chemnitzer Verkehrsbetriebe - Unternehmen senken Gehälter trotz Tarifvertrag

Begonnen von Wilddieb Stuelpner, 22:05:41 Di. 08.März 2005

⏪ vorheriges - nächstes ⏩

Wilddieb Stuelpner

MDR, Sendung "Umschau": Lohndumping - Unternehmen senken Gehälter trotz Tarifvertrag

Die Lage bei den Chemnitzer Busfahrern ist gespannt. Nach Plänen der Chemnitzer Verkehrs-Aktiengesellschaft (CVAG) sollen ihre Löhne in den kommenden drei Jahren um 20 Prozent sinken. Dabei muss offenbar der Betriebsrat wider Willen mitspielen, denn sonst drohen Kündigungen. Bereits vor vier Jahren hatte die Geschäftsführung des Unternehmens eine Tochtergesellschaft gegründet, die 40 Prozent weniger Lohn an ihre Busfahrer zahlte als das Mutterunternehmen.

In der Folge baute die CVAG bis heute etwa 300 Arbeitsplätze im Mutterunternehmen ab. Die damals vom Betriebsrat angestrebte Angleichung der Chemnitzer Löhne an den westdeutschen Tarifvertrag ist mittlerweile kein Thema. Der Zug fährt in die andere Richtung, da die Stadt ihre Zuschüsse für den öffentlichen Verkehr verringern wird. Geht es mach dem Willen der Geschäftsführung werden die Löhne der CVAG-Busfahrer in den kommenden drei Jahren um zwanzig Prozent gekürzt.

Auslaufmodell Flächentarfifvertrag?

Was in Chemnitz passiert, ist symptomatisch für viele Betriebe. Nach Meinung der Manager verursachen die Löhne in den großen Flächentarifverträgen zu hohe Kosten. Deshalb versuchen immer mehr Unternehmen, aus dem Flächentarifvertrag aus- und auf einen günstigeren Haustarif umzusteigen. Den handeln dann Geschäftsführung und Betriebsrat aus. Die Zahl der Unternehmen, die einen Tarifvertrag auf Betriebsebene abschließen, steigt stetig. Von 1993 bis 2003 hat sie sich etwa verdoppelt. In 70 Prozent dieser Fälle sind die Arbeitnehmer schlechter gestellt als im alten Flächentarifvertrag.

Öffnungsklauseln öffnen Weg zum Lohndumping

Unternehmen machen aber auch zunehmend von den so genannten Öffnungsklauseln Gebrauch, mit denen temporär von den im Tarifvertrag festgelegten Leistungen abgewichen werden kann. Sie bieten die Möglichkeit, Löhne zu kürzen, ohne aus dem Tarifgefüge auszusteigen.

Eigentlich für flexible Lohngestaltung in einer für das Unternehmen wirtschaftlich angespannten Lage gedacht, werden Öffnungsklauseln nach Meinung von Experten zunehmend ausgenutzt, um Löhne zu drücken. In der Metallbranche hat sich die Zahl solcher Sonderregelungen seit 1990 mehr als verdreifacht. Das dabei nicht immer die Ertragslage der Firmen ausschlaggebend war, verdeutlicht folgendes Zahlenbeispiel. So weisen die Tarifverträge im vergangenen Jahr eine durchschnittliche Lohnsteigerung von 1,2 Prozent aus. Die effektiven Brutto-Jahresverdienste stiegen aber nur um 0,3 Prozent.

zuletzt aktualisiert: 08. März 2005 | 14:08

Kann das sein?

Trend kann ich allgemein nur bestätigen. In Dresden und Meißen ist das ja z. B. so, dass außer den DVB noch verschiedene andere Subunternehmen bzw. in den Randbereichen kleinere Busunternehmen tätig sind. Bei den beiden letzteren sieht man schon seit Ende 2003, den Trend z. B. Fahrpersonal aus dem "naheliegenden" Ausland zu beschäftigen - ich hatte vor einem jahr mal die Situation, dem Fahrer nicht verständlich machen zu können wohin ich wollte - weil, er verstand praktisch kein deutsch. In der Zeitung war wiederholt zu lesen, dass die diversen Verkehrsbetriebe die aus den Tariflöhnen resultierende bzw. existenzbedrohende "Kostenfalle" bekämpfen müssen und zu "Haustarifverträgen" übergehen, zumal sich für die zur Debatte stehenden ca. 4,75 - 6,80 Euro Brutto Stundenlohn allemale Mitarbeiter finden liessen, die bereit sind für diesen Lohn zu arbeiten (z. B. hiesige Reisebusfahrer, die tageweise keine Touren/Fahrten haben, Taxifahrer mit Busführerschein und Kollegen aus dem benachbarten Ausland, die dort lediglich 300-600 Euro verdienen). Also, wird anlässlich dieser "Synergien" das Lohnniveau kontinuierlich nach unten gedrückt - in gleichem Maße steigen die Arbeitszeiten.

Wilddieb Stuelpner

Das gilt für den gesamten Verkehrsverbund Oberelbe

Zweckverband
Verkehrsverbund Oberelbe
Leipziger Straße 120
01127 Dresden

Verkehrsverbund Oberelbe GmbH
Leipziger Straße 120
01127 Dresden

genauso zu.

Der Personennahverkehr hat zum Beispiel männliche Fahrer entlassen und weibliche Angestellte auf die Busse gesetzt. Die Frauen sind ja allemal billiger als die männlichen Kollegen. Gleichfalls hat man den PNV privatisiert.

Quelle: http://www.busprofi.de/aktuell.htm

18.04.00 Landkreis verkauft Busunternehmen

Die Deutsche Nahverkehrsgesellschaft (DNVG) übernimmt für 7,5 Milllionen Markt die PNV. Mit knapper Mehrheit hat der Landkreis Riesa-Großenhain seinen Busbetrieb verkauft. Die Belegschaft der PNV bangt um ihre Zukunft. Wie kann aus einer Firma, die jedes Jahr hohe Verluste erwirtschaftet, ein florierendes Unternehmen erstellt werden? Eine Abschmelzung der Personalkosten in Millionen Höhe ist erforderlich.

Kann das sein?

Klar, dass betrifft generell immer mehr Unternehmen im ÖPNV bzw. in den Verkehrsverbundsystemen. Outsourcing bzw. Privatisierung sind die Schlagworte. Läuft ja in etlichen Regionen hinsichtlich Stadtentwässerung, Müllentsorgung, Energie- und Heizungsversorgung genau nach dem gleichen Strickmuster. Verkaufen um jeden Preis, die nachfolgenden Privatunternehmen machen dann durch fette Preis- bzw. Gebührenerhöhungen einerseits und durch Personalabbau/Lohnkürzungen andererseits ihren Profit.
<>
In diesem Zusammenhang:
Fraunhofer-Institut und DVB entwickeln ja hier für 6,5 Mio Euro Projekt- bzw. Testkosten, die elektronische ALLFA-Fahrkarte zwecks Abbuchung der getätigten PNV-Fahrten am Monatsende vom Bankkonto. Die jetzigen Tarifzonen sollen feiner - "gerechter" sagt man dazu - unterteilt werden, sprich es wird mal wieder alles deutlich teurer.
Und:
Ein weiterer großer Schritt in Richtung "Überwachungs- und Kontrollstaat". Wer über die richtigen elektronischen Mittel und Einrichtungen verfügt. kann anhand dieser elektronischen Fahrkarten dann sofort sagen:
- Wer fährt wann wohin ... und zurück
- Man kann die zeitlichen Gewohnheiten des elektronischen Fahrkartenbenutzers ermitteln
- Ähnlich den Bonuskarten im Supermarkt werden ergänzende Daten gespeichert, die Marktforschungsunternehmen, Behörden und Computerhacker berechtigt oder unberechtigt nutzen können
- Ganz praktisch: Man weiss wann man den Fahrgast höchstwahrscheinlich wo findet - dies kann sogar durch Satelliteneinbindung, also GPS auf den Meter genau festgestellt werden ... und man weiß, wann wer nicht zu Hause ist und kann in Ruhe die Wohnung/das Haus ausräubern

Überwachungsstaat auf Schritt und Tritt!

  • Chefduzen Spendenbutton