Um nochmal auf Heinrich Schoeller zurückzukommen, dem von der HSH-Bank 700 Millionen Schulden aufgrund guter Zusammenarbeit (FAZ) erlassen wurden:
Das flackerte kurz in den Medien auf, aber so richtig interessiert es anscheinend niemanden. Da wurde kurz erwähnt, dass er aus einer Unternehmerfamilie stammt und das war’s.
Diese Unternehmersippe besteht aus ca. 300 Mitgliedern, ist in verschiedenen Bereichen tätig (außer Eis) und trifft sich alle Jahre zu einem Kaffeekränzchen, dem Heinrich Schoeller vorsteht. Er selber ist der Vertreter der sogenannten schlesischen Linie, wo die Sippe hauptsächlich Agrargüter produzieren ließ.
Die „Schlesische Arbeiterzeitung“ berichtet 1921, dass dieser Familienzweig als Vorreiter faschistische Kampfverbände für Spitzelzwecke und Streikbruch eingesetzt hat. Ende der 20er kam es zu Massenprotesten, weil Direktor Schoeller ein Küchenmädchen in den Tod getrieben habe. Ebenso sollen durch Unterbilanzierung Betriebe stillgelegt worden sein, wenn eine Organisierung erkennbar war.
So liest es die Unternehmersippe gerne:
„Rückblickend ist das vielfältige Wirken der Familie in Schlesien in der Landwirtschaft, in der Industrie, Politik, Verkehr, Kultur und Sozialem, verbunden mit einem liebenswerten und disziplinierten Familienzusammenhalt, einer klugen Heiratspolitik, besonderer Aufgeschlossenheit gegenüber technischen Entwicklungen, der Liebe zum Land, Generationen überdauernder Tüchtigkeit, und dies oft schon in jungen Jahren, ein Merkmal der Schoeller auch in Schlesien.“
Von Mitgliedern aus einer weiteren Familienlinie ist,- zu wenig-, bekannt, dass sie zu den ersten Geldgebern der noch jungen NSDAP gehörten. Als Dank gab es später den Titel Wehrwirtschaftsführer und die Möglichkeit, in österreichischen Rüstungsbetrieben ordentlich auf den Putz zu hauen. Die Verbundenheit zum Führer war so groß, dass man ihm zum 50. gerne eine original Wagnerpartitur schenkte. Nach ’45 war alles kein Problem und die Stahlwerke Schoeller-Bleckmann profitierten auch von Zwangsarbeit in der DDR.
Neben der Arisierung eines Wiener Hotels gab es jede Menge Zwangsarbeiter in den verschiedenen Bereichen dieser Unternehmensfamilie, verstreut über das ganze Reich.
Dieses Konstrukt vieler kleinerer Betriebe ermöglicht es dieser Sippe, relativ unbeachtet unter dem Radar der Öffentlichkeit zu fliegen, wobei manchmal Überheblichkeit und Selbstbewustsein dann doch Überhand nehmen:
Ein deutscher Spitzendiplomat nutzte sein Ansehen und seine Position als Botschafter, um zweifelhafte Rüstungsgeschäfte anzubahnen und sich Provisionen versprechen zu lassen.
http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-13496264.htmlDer Spitzendiplomat gehört auch zu dieser Sippe.
Wenn dem Reeder Heinrich Schoeller also nun 700 Millionen Euro erlassen wurden, dann ist das kein dummer Zufall, sondern systembedingt. Mit Schuldner und Gläubiger haben sich zwei alte Kampfgefährten im Geiste getroffen und gefunden.
Die Stiftungsinitiative der deutschen Wirtschaft für Entschädigungszahlungen an Zwangsarbeiter hatte lächerliche 5 Milliarden Euro zu vergeben, eine Bank vergibt 700 Millionen Euro an jemanden aus einer Sippe, die mitverantwortlich dafür war, dass es überhaupt soweit kam.