Nachdem ich mich viele Monate lang über das schikanöse und ungerechte Verhalten meiner Chefin und meine erfolglose Gegenwehr schwarz geärgert habe, bekam ich vor einer Woche einen nervlichen Kollaps und kündige den Job im Affekt, wobei ich zusätzlich noch ALG II beziehe.
Ich will nicht alle Streitpunkte aufzählen, also was das Fass zum Überlaufen gebracht hat, war die Unterschlagung meiner Überstunden. Immer wenn ich meine Chefin darauf anspreche, dass Stunden fehlen, gibt sie das nie zu, sondern dreht es so, als hätte ich zuwenige notiert. Als ich sie darauf hinwies, dass mir die vollständige Erfassung meiner Überstunden wichtig ist und sie in Zukunft mehr Sorgfalt und Gewissenhaftigkeit darauf verwenden soll, erwiderte sie, dass sie meine Haltung nicht gut findet. Da ist mir wirklich der Kragen geplatzt über ihre ausbeuterische Unanständigkeit. Ich bin total empört und voller Zorn und Groll, dass sie erwartet, das ich es mit den Überstunden nicht so genau nehme und dankbar sein soll, überhaupt einen Arbeitsplatz zu haben. Das ist ihre Antwort, wenn es mal einer wagt, sich über etwas zu beschweren. Ich biete meine Arbeitskraft gegen Entgelt an, ich bin kein Sklave. Meine Arbeitskraft gibt’s nicht zum Nulltarif.
Wenn jemand gegen schlechte Arbeitsbedingungen protestiert oder mit einer Regelung oder Dienstanweisung nicht einverstanden ist, wird derjenige von der Chefin giftig und rabiat zurechtgewiesen, sie lässt nicht mit sich diskutieren, nach erneutem Widerspruch wird dem Mitarbeiter der Mund verboten und sie schreit „Schluss jetzt!“ Bei solchen Gelegenheiten platze ich innerlich vor Wut, auch wenn es mich selbst nicht betrifft.
Es ist klar, dass mich die Arge sanktionieren wird. Aber schlimmer ist noch, dass ich kaum hoffen kann, dass mir beim nächsten Job als Arbeitnehmer mit mehr Gerechtigkeit, Anstand und Respekt widerfahren wird. Für mich ist die Arroganz, Überheblichkeit, Entrechtung, Schikane, Willkür und Unterdrückung durch die Arbeitgeber eine unerträgliche Zumutung. Ich will das nicht mitmachen.
In meinem sozialen Umfeld finde ich kaum Verständnis für meine Gefühle und Einstellung. Alle rackern sich ab und lassen sich treten, halten die Klappe aus Angst vor dem sozialen Abstieg in Hartz. Sie passen sich an, verleugnen sich selbst, betäuben ihren Frust abends mit nem Bierchen vorm Fernseher.
Ich kann so nicht leben. Gibt es hier Gleichgesinnte?