Ich stelle in meinem persönlichen und Arbeitsumfeld fest, daß zu diesem Thema unter jüngeren Menschen bzw. Kollegen (damit meine ich jetzt <45) relativ großes Desinteresse und Informationsdefizit besteht. Ich muß mich da aber auch an die eigene Nase fassen: In jüngeren Jahren hat's mich auch nicht gejuckt ... mein Leben war Rock'n'Roll, live fast, die young, rauchen, saufen huren, mit 40 ist eh Schluß ... jetzt bin ich 63 und habe den Salat. Hätte nie gedacht, daß ich es mal in die Tod-durch-Altersschwäche-Zone schaffe.
Meine Frau und ich hatten mal eine private Vorsorge, bis vor etwa 15 Jahren. Irgendwann hatte ich mal Zeit und habe den Taschenrechner genommen und ausgerechnet, was wir denn so einzahlen, bis es soweit ist, und was wir garantiert rauskriegen. Da haben wir beide große Augen gemacht und das sofort gekündigt. Der Verlust hielt sich in Grenzen und wäre aber mit jedem Jahr größer geworden. So haben wir wenigstens den Rückkaufswert gekriegt. Jetzt muß die staatliche Rente plus unser Erspartes reichen. Auf mich wartet eine monatliche Bruttorente von etwa 900 €, meiner Frau geht's ähnlich. Wir arbeiten beide seit unserem 15. Lebensjahr, haben also am Ende jeder 50 Beitragsjahre auf dem Buckel, und im Alter erwartet uns ein Leben an der Armutsgrenze. Trotzdem geht's uns noch gut dabei, weil wir zu zweit sind, als Alleinlebender kannst du dir da schon mal einen Platz unter der Brücke reservieren, und gelbe Säcke besorgen zum Flaschensammeln.
Wenn man sich mal anschaut, wie die gesetzliche Rente in den nächsten 10 Jahren (!) in den Keller rauscht, bis auf 42 %, wird einem schwindelig. Die Leute gehen auf die Straße, für oder gegen was weiß ich, banales Zeug, aber bei diesem größten Skandal rührt sich überhaupt nichts. Wir alle müssten auf der Straße sein, es betrifft 90 % der Bevölkerung! Das ist für mich die größte "Leistung" des Neoliberalismus, die Leute so einzuschläfern bzw. so mit anderen Themen abzulenken, daß es so ruhig bleibt. Ich fasse es nicht.
Früher hat man Rentner sagen hören: "Ich möchte nochmal jung sein!". Diese Zeiten sind vorbei. Ich beneide keinen jungen Menschen, es kommen schlimme Zeiten.