Organisierung von Berufskraftfahrern

Begonnen von admin, 16:20:42 Mo. 13.Juni 2011

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admin

ZitatFahrer protestieren an Verdi vorbei

Rund 150 Teilnehmer der "Actie in de Transport Deutschland" demonstrierten am 1. Juni im Berliner Regierungsviertel gegen Sozialdumping im europäischen Straßengütertransport. Sogar die Gewerkschaft Verdi zeigte sich beeindruckt.


Tagelang hatte der Solinger Kraftfahrer Udo Skoppeck, der erst in diesem Frühjahr die "Actie in de Transport Deutschland" gegründet hatte (DVZ vom 11.5.2013, Seite 7), mit seinem Partner Ingo Schulze von den Kraftfahrerclubs Deutschland (KCD) vor allem über soziale Medien wie Facebook Kollegen aus ganz Deutschland zur Demons tration gegen das zunehmende Sozialdumping in Europa aufgerufen. Am Ende fanden sich am vergangenen Sonnabend geschätzte rund 150 Teilnehmer an der Siegessäule im Berliner Tiergarten ein.
Um Viertel nach elf setzte sich der Konvoi in Bewegung und positionierte sich nach einer knappen Dreiviertelstunde Fußmarsch vor dem Bundeskanzleramt und den Kameras des Nachrichtensenders NTV.

Adressaten nicht angetroffen

Ein grundsätzlicher Widerspruch in dieser konzentrierten kollektiven Fahrerwut gegen die Politik in Brüssel und Berlin ließ sich allerdings auch vor der Kulisse des Reichtags nicht lösen: Weil die Kraftfahrer den freien Sonnabend nutzen mussten, um zu demonstrieren, verfehlte der Protest die Adressaten, die längst im Wochenende weilten.

Aber der Protest war ein eindrucksvoller Beweis, dass sich LKW-Fahrer doch mobilisieren lassen, wenn man sie richtig anspricht - und in diesem Fall gemeinsam mit den Arbeitgebern auf die Straße geht. Zu Beginn der Demonstration betonte Skoppeck deshalb noch einmal, dass die 25 philippinischen Fahrer, die derzeit für das lettische Unternehmen Dinotrans unterwegs sind, nur der Anlass für die in den Niederlanden entstandene Protestbewegung im Internet waren.

"Wir weisen jeden Anschein von grundsätzlicher Ausländerfeindlichkeit zurück", betonte Skoppeck. "Unser Protest richtet sich nicht gegen osteuropäische oder asiatische Fahrer an sich, sondern gegen die EU-Politik, die einen menschenverachtenden Wettbewerb unter dem Druck des Lobbyismus aus der Wirtschaft billigend in Kauf nimmt. Die Fahrer aus Osteuropa sind letzten Endes unsere Kollegen. Wir wollen gemeinsam für unsere Interessen eintreten und in der Bevölkerung - die überhaupt nicht weiß, was wir leisten - vor allem auch wieder als Menschen respektiert werden."

Fahrer und Spediteure vereint

Die Spedition Marten aus Rinteln hatte das Führungsfahrzeug mit der mobilen Lautsprecheranlage zur Verfügung gestellt, der Unternehmensverband Logistik in Schleswig-Holstein (UVL) beteiligte sich mit einem LKW. Denn vor allem in den Ostseehäfen Lübeck und Travemünde haben die ortsansässigen Frachtführer in den vergangenen Jahren massiv Touren im Trucking von Trailern an Wettbewerber aus Osteuropa verloren. "Zu 80 Prozent sind die Forderungen der besorgten Fahrer mit unseren Anliegen deckungsgleich", argumentierte daher Verbandsgeschäftsführer Thomas Rackow. "Der Einsatz von Billigfahrern aus Osteuropa, die bei uns zunehmend Kabotagetransporte durchführen, führt dazu, dass deutsche Transportunternehmen nach und nach vom Markt verdrängt werden."

Auch Co-Organisator Ingo Schulze forderte in seiner Rede eine striktere Kontrolle bestehender Richtlinien und Verordnungen, insbesondere zur Kabotage. Schulze verwies auf ein richtungweisendes Urteil vom 28. Mai aus den Niederlanden: Dort hatte die Gewerkschaft FNV Bondgenoten in einem Berufungsverfahren gegen die Mooij Ost Europa Service BV mit Sitz in Milsbeek durchgesetzt, dass polnische Fahrer, die für niederländische Transportfirmen eingesetzt werden, auch nach dem dortigen Tarif entlohnt werden müssen.

In seiner Vorbereitung für die Berliner Protestveranstaltung hatte sich Skoppeck bemüht, alle entscheidenden Akteure aus dem Transportsektor gemeinsam auf eine Ladefläche zu bekommen. Dazu gehörte auch die Gewerkschaft Verdi aus Berlin. Der zuständige Fachbereich entsandte das Funktionärsurgestein Detlef Dreyer sowie Malene Volkers, die Verdi in der Europäischen Transportarbeiter-Föderation (ETF) vertritt.

Volkers hob in ihrer Rede vor allem die Bedeutung des "Sozialen Dialogs" hervor, eines Gremiums aus Arbeitgebern, Arbeitnehmern und Vertretern der EU-Kommission, und verwies auf den Druck, den die in der ETF vertretenen über 200 nationalen Gewerkschaften auf die Entscheider in Brüssel aufbauen, "um die moderne Sklaverei im europäischen Straßentransport wieder abzuschaffen".

Dreyer hingegen minimierte durch seine Belehrungen über die deutsche Tarifpolitik die Versammlung vor dem LKW um gut ein Drittel der Zuhörer. Wie viele Facebook-Einträge nach der Demonstration zeigten, können die deutschen Fahrer das Gewerkschafts-Mantra "Werdet erst einmal Mitglieder, dann können wir uns auch um Euch kümmern" schlicht nicht mehr hören.

So war das vielleicht wichtigste Ergebnis dieser Fahrerkundgebung der vorsichtig geäußerte Respekt der Gewerkschaftsvertreter, dass ihre Klientel durchaus in der Lage ist, sich über moderne Kommunikationsplattformen selbst zu organisieren. Prompt wurden Skoppeck und Schulze von Verdi eingeladen, sich an der für den Herbst geplanten regelmäßigen ITF-Aktionswoche in Deutschland zu beteiligen.
http://www.dvz.de/rubriken/strasse/single-view/nachricht/fahrer-protestieren-an-verdi-vorbei.html

Die Deutsche Logistik-Zeitung (kurz DVZ, ehemals Deutsche Verkehrs-Zeitung)

Kuddel

Interessant, wie sich die Rolle der Gewerkschaft wandelt.
Da von dort seit Jahren nichts Produktives kommt, ist der Ruf den Bach runter...

Und wo jetzt sich unabhängig etwas bewegt, bleibt der Gewerkschaft nur noch hinterherzudackeln.
Das mag niemanden wirklich begeistern.
ZitatDer zuständige Fachbereich entsandte das Funktionärsurgestein Detlef Dreyer sowie Malene Volkers, die Verdi in der Europäischen Transportarbeiter-Föderation (ETF) vertritt.(...)
Dreyer hingegen minimierte durch seine Belehrungen über die deutsche Tarifpolitik die Versammlung vor dem LKW um gut ein Drittel der Zuhörer.

Am beste gefiel mir folgende Aussage:
ZitatWie viele Facebook-Einträge nach der Demonstration zeigten, können die deutschen Fahrer das Gewerkschafts-Mantra "Werdet erst einmal Mitglieder, dann können wir uns auch um Euch kümmern" schlicht nicht mehr hören.

Nikita

http://www.shz.de/nachrichten/lokales/schleswiger-nachrichten/artikeldetails/artikel/trucker-protest-gegen-niedrigloehne.html

Zitat
SCHLESWIGER NACHRICHTEN

Niedriglöhne
Trucker protestieren gegen Briefkastenfirmen

30. Juli 2013 | 00:00 Uhr | Von Gunnar Dommasch


Das dänische Fernsehen interviewt Horst Fritzsche, den stellvertretenden Vorsitzenden der Kraftfahrerclubs Deutschland, sowie den Aktivisten Karsten Weber

Deutsche und dänische Lastkraftfahrer prangern Briefkastenfirmen in Flensburg und Handewitt an. 20 dänische Speditionen sollen hier ihren Sitz angemeldet haben, ohne jemals diesseits der Grenze tätig gewesen zu sein.

Flensburg. Es war ein nur klein geratener Protest, ohne großes Aufsehen - aber er könnte einen gewaltigen Stein ins Rollen bringen. Ein knappes Dutzend Kraftfahrer aus Deutschland und Dänemark demonstrierte am Wochenende mit Ansprachen und Transparenten gegen die Duldung angeblicher Briefkastenfirmen in Flensburg und Handewitt.

Es geht um damit verbundenes Lohndumping in der Speditionsbranche. Die knapp einstündige Aktion war von den Kraftfahrerclubs Deutschland (KCD) initiiert worden, Gewerkschaften waren nicht involviert. Das Thema wird in Dänemark bereits heiß diskutiert, die Demonstranten hoffen nun auf eine größere Öffentlichkeit auch im Norden Schleswig-Holsteins.
Protest gegen Briefkastenfirmen

Die Trucker sammelten sich am Nordertor in Flensburg, um dann zu einer Mahnwache vor die Adresse Neustadt 10 weiterzuziehen. Dort sollen 20 dänische Speditionen ihren Sitz angemeldet haben, ohne jemals diesseits der Grenze operativ tätig gewesen zu sein. Die Anrufe in Flensburg würden nachweislich in die Büros der dänischen Niederlassungen umgeleitet. "Laut EU-Verordnung sind sogenannte Briefkastenfirmen ausdrücklich verboten", sagt KCD-Vorsitzender Ingo Schulze. Das Parlament habe eindeutig festgelegt, welche Bedingungen eine Firma mit einer Niederlassung in einem anderen EU-Staat erfüllen muss. "Diese Bedingungen werden in Flensburg sowie in Handewitt, einem Bürogebäude im Gewerbegebiet Heideland, ganz offensichtlich nicht erfüllt."

Aus dänischer Sicht ist Deutschland für Arbeitgeber ein Lohnparadies - Folge der in Brüssel beschlossenen Liberalisierung des Transportwesens. "Ein dänischer Berufskraftfahrer verdient im Schnitt 1000 Euro mehr als sein deutscher Kollege", sagt Karsten Weber, ausgewiesener Branchenkenner und Unterstützer des Protests. Tatsächlich sind die dänischen Löhne mit einem Mindesttarif abgesichert, was in Deutschland nicht der Fall ist. Weber: "Seit 2008 haben mehr als 8000 dänische Fahrer ihren Job verloren." Die Tatsache, dass die Stadt Flensburg und die Gemeinde Handewitt die reinen Briefkastenniederlassungen tolerierten, sei ein "ausgewachsener Skandal. Das Interesse der Kommunen an der Gewerbesteuer scheint schwerer zu wiegen als ihre Aufsichtspflicht".
"Fall für die Gewerbeaufsicht"

Grundsätzlich herrscht innerhalb Deutschlands Niederlassungsfreiheit für europäische Unternehmen, teilte die IHK Flensburg auf Anfrage mit. "Jedes dieser Unternehmen muss sich dabei an unsere Sozialstandards halten", so Pressesprecherin Petra Vogt. Allerdings seien normale Unterschiede im Gehaltsniveau seit jeher Motivation für grenzüberschreitende Ansiedlungen. Vogt: "Ein gängiger Prozess, der durchaus zu begrüßen ist. Wir haben zudem eine Reihe von Beispielen - auch in der Logistikbranche - die zeigen, dass durch das Engagement skandinavischer Firmen in der Region Flensburg Arbeitsplätze erhalten oder sogar neu geschaffen worden sind."

Flensburgs Verwaltungssprecher regt an, die Lage differenziert zu betrachten. In der Tat gebe es, so Clemens Teschendorf, dänische Unternehmen in der Lkw-Branche, die hier als Briefkastenfirmen residierten. "Das ist rechtlich nicht einwandfrei." Aber eben auch solche, die mit Mitarbeitern und Equipment komplett in der Fördestadt angesiedelt seien. Ergo: Man müsse unterscheiden, ob eine Absicht vorliege, langfristig von Flensburg aus zu operieren oder ob es einzig darum gehe, die dänischen Tarife zu untergraben. "Dann ist es ein Fall für die Gewerbeaufsicht. Die Umstände sind dort durchaus bekannt."

Ähnlich äußerte sich Handewitts Bürgermeister Arthur Christiansen, der bis jetzt von den Vorwürfen keine Kenntnis hatte. "Wir werden prüfen, ob hier steuerrechtlich alles mit rechten Dingen zugeht", versprach er. "Wir gehen der Sache auf den Grund."

Nikita


12. EU-Recht: LKW-Fahrern beklagen Lohndumping durch Briefkastenfirmen

Sendezeit: 29.07.2013 17:13

Autor: Mohaupt, Dietrich

Programm: Deutschlandfunk

Sendung: Wirtschaft und Gesellschaft

Länge: 03:06 Minuten

Beitrag als MP3:


http://ondemand-mp3.dradio.de/file/dradio/2013/07/29/dlf_20130729_1713_41cde96d.mp3


Text zum Beitrag: Lohndumping bei Lkw-Fahrern:

Zitatdradio.de
http://www.dradio.de/dlf/sendungen/wirtschaftundgesellschaft/2195869/


WIRTSCHAFT UND GESELLSCHAFT
29.07.2013 · 17:05 Uhr
Die EU-Gesetze erleichtern Briefkastenfirmen das Geschäft

Lohndumping bei Lkw-Fahrern
Briefkastenfirmen nutzen unterschiedliche Gesetze in EU-Staaten aus
Von Dietrich Mohaupt

Die Transport- und Logistikbranche ist die drittgrößte in Deutschland - zunehmend droht aber Gefahr durch Unternehmen aus Nachbarländern, die unter Ausnutzung von Billigarbeitskräften und unterschiedlichen Gesetzen Tiefstpreise anbieten.

In Flensburg, in einer kleinen Nebenstraße direkt am Hafen: Vor einem verlassen wirkenden Haus hat sich eine kleine Gruppe Demonstranten versammelt. "Lkw-Fahrer gegen Briefkastenfirmen und Lohndumping" heißt es auf einem Transparent. Auf einem Firmenschild an der Haustür sind unter dem Namen "EHJ Transport und Spedition GmbH" gut ein Dutzend Unternehmen aufgelistet, überwiegend Transportfirmen aus Dänemark Etikettenschwindel lautet der Vorwurf der Demonstranten.

"Hier sind dänische Unternehmen in Form einer Briefkastenfirma. Sie sitzen nur zum Schein hier, um Leute für kleines Geld arbeiten zu lassen."

Dänische Unternehmen - registriert mit einer Mini-Niederlassung in Deutschland, aber mit dem eigentlichen Firmensitz in Dänemark ansässig - das ist eine Mogelpackung, behauptet auch Lkw-Fahrer Horst Fritsche. Er selber war bei einem der auf dem Firmenschild aufgeführten Unternehmen beschäftigt.

"Über diese Adresse habe ich auch meine Abrechnungen bekommen und alles - die aber von hier aus eigentlich nur rübergefaxt worden sind in die Firma, wo ich angestellt war, und habe die dann in Dänemark in meinem Fahrerfach gefunden."

Alles völlig legal, betont dagegen ein Sprecher der EHJ GmbH. Das Unternehmen mit etwa zehn Mitarbeitern biete Dienstleistungen wie Personalverwaltung, Disposition und Steuerberatung und andere für insgesamt acht Transportunternehmen an. Einige der aufgelisteten Firmen seien zwar in Deutschland nicht mehr aktiv - das seien deshalb aber keine Briefkastenfirmen. Lkw-Fahrer Horst Fritsche bleibt dabei: Hier sollen "Scheinfirmen" von speziellen Bedingungen in Deutschland profitieren:

"Es sind erst mal die steuerlichen Vorteile, indem sie ihre Zugmaschinen hier in Deutschland zulassen, ihre sämtlichen Trailer sind weiterhin in Dänemark zugelassen, weil Auflieger wieder günstiger in Dänemark zu versichern sind. Löhne sind natürlich ganz anders - wir haben hier kaum Tarifbindung in Deutschland - das ist in Dänemark besser geregelt."

Rund 1000 Euro mehr Grundgehalt als deutsche Fahrer verdienen die dänischen Kollegen nach Tarif, so Horst Fritsche. Dänische LKW mit "billigen" deutschen Fahrern am Lenkrad - das ist für schleswig-holsteinische Spediteure nicht das einzige Problem. Thomas Rackow vom Verband Güterverkehr und Logistik Schleswig-Holstein berichtet, dass immer häufiger auch Fahrer aus Osteuropa und sogar Asien eingestellt werden. Besonders krass ein Beispiel aus Lübeck.

"Während bei uns ein Fahrer um die 2200, 2500 Euro brutto verdient, dann liegen wir im osteuropäischen Bereich bei ca. 800. Und wie jetzt auch festgestellt worden ist, dass in Lübeck auch philippinische Fahrer bei lettischen Unternehmen tätig sind, die dann noch unter 700 Euro verdienen, dann können sie sich vorstellen, dass wir durch diese Regelung immer weiter vom Markt gedrängt werden."

Philippinische Fahrer auf LKW von lettischen Firmen, die in Deutschland registriert sind - auch das ist nach EU-Recht legal, wenn die Fahrer eine Arbeitserlaubnis für ein EU-Mitgliedsland haben. Es sei aber nicht hinnehmbar, dass solche Unternehmen offenbar immer wieder als Briefkastenfirmen in Erscheinung treten, betont Thomas Rackow.

"Da fordern wir schon seit Längerem, dass auch tatsächlich nur da gearbeitet werden kann - mit den gleichen Bedingungen, die wir haben - wenn auch tatsächlich Firmen da sind, die auch operativ tätig sind und nicht nur zum Schein da sind, um Steuern zu sparen oder gewisse Regelungen auszuhebeln."

Der Bundesverband Güterkraftverkehr, Logistik und Entsorgung hat sich in dieser Angelegenheit bereits an die EU-Kommission gewandt - eine Antwort steht noch aus.



© 2013 Deutschlandradio

Nikita

ZitatPressemitteilung:

Verstoß gegen geltendes EU-Recht in Flensburg aufgezeigt!

Am 27.07.2013 protestieren die Kraftfahrer-Clubs Deutschland e.V. in Zusammenarbeit mit Karsten Weber, Initiator der Dokumentationen Kilometerfresser TV, gegen dänische Briefkastenfirmen in Deutschland.
Vor dem Bürogebäude in Flensburg, Neustadt 10, in dem mehr als 15 Speditionen aus Dänemark angemeldet sind, protestierten ca. 10 Kraftfahrer mit einer Mahnwache gegen die von der Stadt Flensburg geduldeten Briefkastenfirmen.
In der EU-Verordnung 1071/2009 hat das EU-Parlament sogenannte Briefkastenfirmen ausdrücklich verboten und legt fest, welche Bedingungen eine Firma mit einer Niederlassung in einem anderen EU-Staat erfüllen muss. Diese Bedingungen werden in Flensburg, Neustadt 10 sowie in einem Bürogebäude Heideland ganz offensichtlich nicht erfüllt.
Die Kraftfahrer-Clubs Deutschland e.V. wollen deshalb mit dieser Aktion auf die Missstände in der deutschen Transportpolitik aufmerksam machen.
Dass dänische Firmen in Deutschland in der Lage sind, solche Briefkastenfirmen überhaupt zu eröffnen, zeigt deutlich, wie wenig die derzeit Regierenden an einem wettbewerbsfähigen Transportwesen in Deutschland aber vor allem in Dänemark interessiert sind.
Weder bei der Adresse Neustadt 10 noch Heideland könnten LKW parken, in Stand gehalten werden oder ein ordentlicher Geschäftsbetrieb mit LKW stattfinden. Deshalb fordern die Kraftfahrer-Clubs Deutschland e.V. von der Stadt Flensburg und den in Berlin Regierenden eine konsequente Umsetzung der EU-Verordnung 1071/2009, Abschaffung der bestehenden Briefkastenfirmen in ganz Deutschland und Kontrolle aller ausländischen Transportfirmen mit Niederlassung in Deutschland.

www.kraftfahrerclubsdeutschland.de

Ingo Schulze
Vorsitzender
Kraftfahrer-Clubs Deutschland e.V.

admin

Hier ein kleiner Bericht von dem Protest am 27.7., von der Vorbereitung und vom Ort des Geschehens:

Es gibt hierzulande fast eine Million Berufskraftfahrer, doch bei kaum einem Beruf ist das Personal so verstreut, wie bei den Fahrern. Gemeinsame Kämpfe sind bei einheitlichen Belegschaften weitaus einfacher zu organisieren. Andere Länder haben bewiesen, daß auch in der Transportbranche kollektive Kämpfe möglich sind.

Hier muß man sich an diese Möglichkeit ersteinmal herantasten und mit kleinen Aktionen beginnen. Als Auftakt zu einer Reihe von Protesten wurde eine Mahnwache in Flensburg geplant.

Ankündigende Presseerklärung
ZitatPROTEST GEGEN LOHNDUMPING UND BRIEFKASTENFIRMEN IM TRANSPORTGEWERBE

Das Outsourcing von dänischen Großschlachtereien in die Region Flensburg und das dort betriebene Lohndumping hat bereits für Schlagzeilen gesorgt. Da Deutschland Lohndumping weniger behindert als die skandinavischen Länder, zieht es weitere Branchen in die grenznahe Region.

Die Protestaktion in der Flensburger Innenstadt will die Öffentlichkeit über ähnliche Tendenzen in der Speditionsbranche aufklären.

Aus dänischer Perspektive ist Deutschland ein Niedriglohnland. Ein dänischer Berufskraftfahrer verdient im Schnitt 1000€ mehr als sein deutscher Kollege. Die dänischen Fahrerlöhne sind durch einen Mindestlohn abgesichert, ein solcher existiert hier nicht. Durch die in Brüssel beschlossene Liberalisierung der Transportbranche geraten diese Sozialstandards unter Druck. Seit 2008 haben mehr als 8000 dänische Fahrer ihren Job verloren.

Unter der Adresse "Neustadt 10" haben 20 dänische Speditionen ihren Sitz angemeldet. So können sie als deutsche Niederlassungen die dänischen Tarife untergraben und sind dabei hier reine Briefkastenfirmen: Die engen Straßen der Flensburger Innenstadt sind für schwere LKW ungeeignet und viele der dort eingehenden Anrufe werden in die Büros der dänischen Niederlassungen umgeleitet.

Die Fahrer hierzulande fordern eine Verbesserung ihrer Arbeitsbedingungen und widersprechen der Anpassung der Löhne an die der Niedriglohnländer Europas. Die Protestveranstaltung in der Flensburger Innenstadt war der Auftakt einer Reihe größerer Proteste gegen Lohndumping. am 10.8. protestieren Paketfahrer in Köln und am 31.8. findet ein großer LKW Protestkonvoi in Lübeck statt.




Die Fahrer wurden unterstützt von Leuten vom kieler chefduzen-Stammtisch und der FAU Flensburg. Und dieser überschaubare Haufen vermochte für unglaubliche Unruhe im Gewerbe zu sorgen. Dänische Fahrer hatten das Fernsehen alarmiert und die gut recherchierte Reportage startete mit Bildern vom Protest und beschäftigte sich dann mit den Hintergründen.
http://www.tvsyd.dk/arkiv/2013/07/28?video_id=59896&autoplay=1
Danach schien halb Dänemark Kopf zu stehen. Gewerkschaften und Unternehmerverbände äußerten sich. In den Dänischen Fahrerforen gings ab.



Dazu reichten ein gutes Dutzend Leute, ein Megaphon, ein paar selbstgemachte Plakate und Transparente und der Wille sich den Strategien des Lohdumpings nicht zu beugen. Der Deutschlandfunk machte die Aktion und die politischen Hintergründe bundesweit bekannt.

Die folgende Pressemitteilung:
ZitatDer Dänische Fernsehsender SYD TV hat über den Protest berichtet und weiterrecherchiert. Die Vermutung deutscher und dänischer Berufskraftfahrer hat sich bestätigt: Es gibt hier dänische Speditionen als reine Briefkastenniederlassungen ohne real von Deutschland aus zu operieren. Dies ist als ausgewachsener Skandal zu beurteilen, denn es verstößt gegen die EU-Verordnung 1071/2009. Der Sender entdeckte eine weitere Ansammlung von Briefkastenfirmen in Handewitt. Das Interesse der Kommunen an der Gewerbesteuer scheint schwerer zu wiegen als ihre Aufsichtspflicht.

Aber ausgerechnet das konservative Provinzblatt Flensburger Tageblatt brachte hier das Faß zum Überlaufen. Der Bürgermeister von Flensburg will jetzt von allem nichts gewußt haben. Jetzt sollen aber die Behörden aktiv werden und der Sache nachgehen. Es ist davon auszugehen, daß nicht nur die 15 Niederlassungen in der Neustadt 10 sondern auch die von dem Dänischen Fernsehen aufgetanenen Briefkastenfirmen dichtgemacht werden.



Und das ist möglicherweise nicht das Ende der Fahnenstange. Vielleicht sind diverse Briefkastenfirmen noch unentdeckt.



Jetzt wäre es interessant herauszufinden, ob die in Deutschland angestellten Fahrer rückwirkend dänische Löhne einklagen können (und die liegen ja rund 1000€ höher).




admin

Eine grobe Übersetzung des Beitrags des dänischen Fernsehens:

ZitatTV Beitrag zum Thema Briefkastenfirmen im Speditionsgeschäft, TV Syd


Und nun zu einer anderen Sache, auch innerhalb der LKW Fahrer Branche,
TV Syd konnte gestern berichten, wie eine große Menge dänischer Spediteure Betriebe in Deutschland mit gemeinsamen Adressen in Flensburg  und Umland gegründet haben. Man spricht von Postkastenfirmen, welche laut 3 F (Gewerkschaft) und Henning Hyllested (Enhedsliste) nur errichtet worden sind, um die LKWs auszuflaggen, sie mit deutschen Nummernschildern zu versehen und die Fahrer mit billigen deutschen Fahrern zu ersetzen .

Wir haben den  Dachverband der Spediteure (IDT) um eine Stellungnahme gebeten, dies wollten sie gestern nicht, heute wollten sie doch.

"Guten Abend Jakob Kristian Nilsen , administrativer Direktor von IDT, wir bekommen Ihren Kommentar in einen Augenblick.  Aber erst mal ein kurzer Überblick darüber, was wir über die Sache gestern berichtet haben."

Sprecher:,,Neustadt im zentralen Flensburg, das Erdgeschoss steht leer, aber das Schild am Eingang bezeugt, das mindestens 20 Firmen hier ihren Sitz haben wovon mindestens 12 von dänischen Spediteuren gegründet sind.
Bei 3 F Transport (Gewerkschaft) in Apenrade ist man sich einig, worum es geht:" ja das ist ja... eine fiktive Adresse"
Am Samstag demonstrierten Kraftfahrer gegen Lohndumping vor der Neustadt 10. Sie sind einig mit den dänischen Kollegen, dass es sich um pro forma Adressen handelt

in Deutsch, Horst F.:
"Wie man sieht, sind das hier ganz kleine Straßen ..."

Sprecher:
,,Auch hier im Heideland 20 in Handewitt ist es eng an einen der 8  Postkasten. Hier stehen mindestens 15 Firmen auf dem Schild und mindestens 12 davon sind von dänischen Spediteuren gegründet worden. 3 F meint, dass die dänischen Spediteure EU Regeln zur Gründung von Firmen übertreten. HP Therkelsen ist eines der dänischen Speditionsunternehmen die ein Unternehmen in Deutschland gegründet haben."

M.Therkelsen: ,,Wir haben unsere Adresse in Deutschland, wir haben unsere Postadresse  in Deutschland, wir kommunizieren über diese Adresse mit den deutschen Behörden, aber die praktischen Dinge passieren in Padburg."

Henning Hyllested von der ,,Enhedsliste"(Partei) teilte heute abend mit:
,, Es handelt sich um eine Zugeständnissache(?) von Seite der ? . Es ist ganz deutlich, dass das hier Briefkastenfirmen geschaffen wurden, um die dänischen Regeln zu umgehen, damit man billige ausländische, deutsche Arbeitskräfte nutzen kann."

Frage:,,Wie würden sie das hier nennen"?
,,Das ist meiner Meinung nach ein Umgehen der Regeln, wie sie in der Eu Verordnung beschrieben stehen"

Sprecherin/Interview:
,,Jacob Kristian Nielsen, kannst du verstehen, warum es für manche merkwürdig erscheint, das an  z.b.  zwei Adresse bis zu 20 Namen von dänischen Firmen stehen?"

J.K.Nielsen: ,,Ja, das kann ich auf jeden Fall verstehen und wir müssen konstatieren, dass das Modell welches vor 10 Jahren geschaffen wurde, wiklich viele dänische Arbeitsplätze gerettet hat, innerhalb der Verwaltung der dänischen Speditionsfirmen.  Aber es ist klar, wenn man es von außen betrachtet und man keine Kenntnisse der Branche und ihren Herausforderungen hat, dann sieht es natürlich merkwürdig aus."

Frage: ,,Also Mogens Takelsen, den wir heute morgen gehört haben, hat berichtet, dass alle Aktivitäten in Dänemark vorgehen und in der deutschen Niederlassung  physisch nur ein Briefkasten und vielleicht ein Schreibtisch existiert. Ist das ihrer Meinung nach gemäß den EU Richtlinien?"

J.K.Nielsen: ,,Also das was wir konstatieren können ist, dass dieses Modell nun 10 Jahre existiert hat und wir haben mehrere Mitgliedsfirmen, die sich dieser Möglichkeit bedient haben und wir könne konstatieren, das die deutsche Behörden dieses Modell gutheißen, regelmäßig Kontrollbesuche durchgeführt haben und noch keine der Firmen geschlossen haben. Rein juristisch scheint es also kein Problem (Herausforderung) zum jetzigen Zeitpunkt zu geben. Man kann sagen, dass wenn Henning Hyllestedt recht darin bekommt, dass es eine juristisch nicht korrekt Praxis hinsichtlich der regeln zur Gründung von Firmen ist, bekommen wir es mit einer anderen Herausforderungen zu tun. Es wird nicht so sein, dass wir die dänischen Fahrerjobs zurück nach Dänemark bekommen. Es wird so sein, dass die dänischen Firmen gezwungen werden, auch ihre Verwaltung ins Ausland zu verlegen."

Frage: ,,Aber diese Regeln sind doch damals dafür gemacht worden um zu verhindern, dass man Briefkastenfirmen legal haben durfte, wie sie damals in Luxemburg zu finden waren. Was ist dann der Unterschied zu Heute?"

J.K.Nielsen: ,,Ja man kann sagen, es gibt ja einige Voraussetzungen, was die Firmen in Deutschland beinhalten müssen. Diese Voraussetzungen, so können wir konstatieren, meinen die deutschen Behörden sind erfüllt. Wo das jetzt gesagt ist, meine ich übrigens auch, dass das ganze hier ein Zeichen dafür ist, dass etwas grundlegend falsch läuft, wenn es notwendig ist für dänische Spediteure sich auf dieser Weise zu verhalten. Und das ist es, wo ich viel lieber den Fokus drauf legen würde.  Schauen wir darauf, was wir brauchen um die Jobs zu behalten..."

Frage: ,,Ja was braucht es, was ist die Antwort?"

   ,,Unsere große Herausforderung ist, dass der internationale Transport komplett liberalisiert wurde.Das heißt, wir konkurrieren mit ganz anderen Lohnniveaus, wenn wir uns über internationalen Transport unterhalten. Was wir brauchen, um zum Beispiel mit den Deutschen konkurrieren zu können, ist, dass wir darauf schauen, wie wir die Kosten für den Fahrer senken. Und da haben wir zwei wichtige Faktoren. Der eine ist, dass der dänische Exportfahrer einen Lohn haben muss, von den er leben kann. Auf der anderen Seite muss der Spediteur Kosten haben, mit denen er auch mit den ausländischen Kollegen konkurrieren kann. Eine Möglichkeit, die wir haben,  sind die Steuern. Wir müssen schauen, ob es möglich ist, steuerliche Befreiung für diejenigen zu bekommen, die Export fahren und da habe ich einen großen Wunsch an die Enhedlisten und 3F und alle möglichen Gutmenschen, das die uns helfen dies durchzuführen, weil das ist ein Riesenwunsch, den wir haben, damit die dänischen Speditionen in dieser Wettbewerbssituation überleben können."
,,diese Aufforderung ist hiermit weitergegeben.



admin

Heute im Neuen Deutschland erschienen:


admin

ZitatLübeck
Lastwagenfahrer rüsten sich zum großen Protestkorso

Ende August rollt eine große Trucker-Demo durch Lübeck. Die Fernfahrer protestieren gegen Dumpinglöhne und wollen ein Signal für ganz Deutschland setzen.



Laster an Laster — so rollt eine Trucker-Demo am 31. August von der Hafenstraße über die Lohmühle ins Gewerbegebiet Roggenhorst
http://www.ln-online.de/Lokales/Luebeck/Lastwagenfahrer-ruesten-sich-zum-grossen-Protestkorso

BGS

Endlich bewegt sich im Transportgewerbe etwas in die richtige Richtung.


MfG

BGS
"Ceterum censeo, Berolinensis esse delendam"

https://forum.chefduzen.de/index.php/topic,21713.1020.html#lastPost
(:DAS SINKENDE SCHIFF DEUTSCHLAND ENDGÜLTIG VERLASSEN!)

admin

Die kleine Aktion der Basis ist jetzt bei der "großen Politik" angekommen, die Gewerkschaften haben sich jetzt auch rangehängt. 3f (Dänemark), ETF (Brüssel) und Verdi:

Doppelter Kanonenschlag gegen dänische Briefkastenfirmen

Ein Teil dänischer Unternehmen hat als Personal billige Fahrer über Briefkästen in Deutschland. Jetzt wird diese Methode von zwei Seiten angegriffen. Transportministerin bittet deutsche Behörden um Mithilfe! Und der europäiche Transportverband beobachtet es.


2011 hat die EU verboten, Tochtergesellschaften in Form von Briefkastenfirmen in anderen Länder zu gründen, um billigeres Peronal einzustellen.
Aber trotz Verbot setzen sie die Gründung von sogenannten Briefkastenfirmen fort. Und nun ist die Transportministerin Pia Olsen Dyhr (SF) an diesem Fall, weil das Fernsehen und die Zeitungen von 20 Firmen berichten und auch die Gebäude gezeigt haben, Firmenschilder und Eingang zum Zeichen der Tätigkeit.

Die Ministerin bittet die Deutschen Behörden einzugreifen.
Und sie macht das Folketing auf die Regeln aufmerksam

http://www.ft.dk/samling/20121/almdel/tru/spm/710/svar/1067924/1272786.pdf

Verbot aus gutem Grund

Die Antwort ist, weil solche Firmen unfaire Konkurrenz verursachen und weil sie schlecht zu kontrollieren sind, wenn sie auf verschieden Länder verteilt werden.

Die deutschen Behörden werden jetzt auf die Angelegenheit angesetzt. Und Pia Olsen Dyhr zeigt an, daß die Verkehrsleitung für die Aufgabe steht. die Verkehrsleitung möchte nicht die Angelegenheit weiter kommentieren.

-Es ist gut, dass die Transportministerin schnell reagiert. Wir müssen diese Art von Transport stoppen. Solche Firmen sind nicht nur wegen der niedrigen Löhne bekannt. Sie sind auch schwer zu kontrollieren wegen der Einhaltung der Verordnung zu den Arbeitszeiten- sagt Jan Villadsen, Präsident der 3f-Transportgruppe.

Weitverbreitetes Phänomen

Die Antwort der Ministerin ist nicht der einzige Kanonenschlag gegen Briefkastenfirmen.
Die Transportgruppe der 3f hat Verdi gefragt, wie sie das aus ihrer sicht betrachten. Und ETF, der Europäische Transportarbeiterverbund will dieses Phänomen aufzeigen.

Es gibt auch Briefkastenfirmen in den Ländern wie Rumänien, Bulgarien und Polen. Und in Südeuropa sind LKWs, auf Inseln wie Zypern registriert, eine ähnliche Herausforderung.

Die Richtlinien der Europäischen Union von 2011 sagt unter anderem:


• Unternehmen müssen eine örtlich festgelegte und dauerhafte Einrichtung in einem der Länder des europäischen Anschlußes haben.

• Träger, Personal, Leitung, Ausrichtung und Einrichtung gehören zusammen im gleichen Land. Hier wird das alle notwendigen Dokumente gelagert.

Kuddel

ZitatWenn Brummis bummeln
LKW- und Kurierfahrer sehen sich starkem Lohndumping ausgesetzt. In der BRD gibt es ­inzwischen Ansätze zum gemeinsamen Kampf

Von Elmar Wigand


So könnte ein Streik der LWK-Fahrer aussehen. Der letzte in der BRD liegt 30 Jahre zurück

Es gärt im deutschen Transportsektor. Mal wieder, muß man sagen. Im Jahr 2013 haben sich gleich zwei Initiativen gegründet, die Interessen von Fahrern artikulieren. Der Solinger Trucker Udo Skoppeck baut seit Februar eine deutsche Sektion der niederländischen »Aktie in de Transport« (AidT, Aktion im Transport) auf. Den kleiner motoriserten Kollegen will der Verein IG FairKEP eine Stimme verleihen. KEP steht für Kurier-, Expreß- und Paket-Dienste. Für den 31. August 2013 mobilisiert beide zu einer großen Sternfahrt nach Lübeck.

Den Startschuß für die beginnende Organisierung in der KEP-Branche bildeten Günter Wallraffs Recherchen als Kurierfahrer für GLS, die RTL im Mai 2012 ausstrahlte. Dadurch wurde eine große Öffentlichkeit erstmals mit den katastrophalen Bedingungen in der Branche bekanntgemacht: Stundenlöhne von drei Euro, 14-Stunden-Schichten, alltägliche Schikanen.

Die Unruhe unter deutschen LKW-Fahrern hingegen hat mit der Liberalisierung im europäischen Binnenmarkt zu tun. Seit dem 1. Mai 2011 kann ein deutsches Transportunternehmen Fahrer aus dem benachbarten Osteuropa anheuern. Im Jahr 2006 betrug laut Europäischer Transportarbeiter-Föderation das Jahresgehalt eines Fahrers in Belgien etwa 29000 Euro und in Bulgarien 1800 Euro. Traumhafte Möglichkeiten für Unternehmer also, ihre Profitraten zu steigern. Am 24. September 2012 kamen bereits 500 Trucks zusammen, um mit einer Bummelstreik-Sternfahrt auf Brüssel gegen dieses Lohndumping zu protestieren.

Vorreiter der Expansion nach Osteuropa war der schwäbische Spediteur Willi Betz, der über sein Tochterunternehmen Somat bereits in den 1990er Jahren ein kriminelles Netzwerk nach Bulgarien, Aserbaidschan und Georgien aufgebaut hatte, das ab 2001 ins Visier der Staatsanwaltschaft geriet. Sein Sohn Thomas saß zweieinhalb Jahre wegen Sozialversicherungsbetrugs und Bestechung im Knast. Aufhorchen läßt auch das rasant wachsende Bochholter Familienunternehmen Duvenbeck, das im August 2012 stolz die Inbetriebnahme seines 1000. LKW vermelden konnte. Duvenbeck unterhält Niederlassungen in Österreich, Tschechien, Spanien, Ungarn, Polen, Rumänien und der Slowakei. Genau diese Struktur ermöglicht es, Fahrer verschiedener Länder und mit unterschiedlichen Lohnniveaus gegeneinander auszuspielen. Im ungarischen Kescemét eröffnete Duvenbeck im September 2011 ein Logistik-Zentrum – in direkter Nachbarschaft zu einem geplanten Automobilwerk der Daimler-Benz AG. Die enge Verzahnung mit der Automobilindustrie ist typisch für Duvenbeck. Während die KEP-Fahrer die Kulis des Online-Versands sind, stehen LKW-Fahrer am Ende einer großindustriellen Verwertungskette.

Das schätzungsweise 500000 Personen umfassende deutsche Heer der Berufskraftfahrer ist mit einem Durchschnittsalter von 57 Jahren hoffnungslos überaltert. Nicht wenige können sich daher noch an das größte Aufbegehren der Berufsgruppe erinnern: Der große LKW-Bummelstreik im Herbst 1983 zählte zu den Sternstunden der verblichenen Gewerkschaft ötv. Danach war eine gefühlte Ewigkeit Ruhe im Karton, was auch an langwierigen Schadensersatzprozessen gegen die ötv lag, die erst 1992 beigelegt wurden. Der Streik soll die Gewerkschaft dem Fachblatt Fernfahrer zufolge eine zweistellige Millionensumme gekostet haben. 2008 schwappte eine weltweite Protestwelle der Trucker gegen Diesel-Preiserhöhungen auch kurz nach Deutschland über, verebbte aber recht bald wieder.

Daß auch hierzulande Potential für eine LKW-Fahrer-Bewegung existiert, zeigen über 5000 Follower, welche die facebook-Seite der deutschen AidT-Sektion mittlerweile unter den Truckern hat. Inzwischen haben die deutschen Brummifahrer fast alle Internetzugang in ihren Führerkabinen. Dort wird Klartext geredet. Zu LKW-Streikwellen wie in Frankreich würde es in Deutschland eher nicht kommen, prognostizierte dagegen der Verkehrssoziologe Alfred Fuhr im Fachblatt Trucker noch im Januar 2011. Dafür nannte er drei Gründe – zuallererst die erfolgreiche Befriedungspolitik der Sozialdemokratie. Zweitens seien die französischen Fahrer in großen halbstaatlichen Speditionen angestellt, während die deutsche Szenerie durch Mittelständler und Kleinunternehmer geprägt sei mit dazugehöriger Selbständigenmentalität. Daher hätten die deutschen Trucker kein Klassenbewußtsein. Seit 2011 ist allerdings eine Menge in Bewegung gekommen. Daß sie die deutsche Wirtschaft kaum mit einigen zeitgleichen Elefantenrennen oder einem Bummelstreik empfindlich treffen könnten, dürfte den meisten Truckern klar sein. Ebenso deutlich sehen immer mehr ihr trauriges Los als Prellbock einer einzig profitorientierten Verwertungsmaschinerie.

actie-in-de-transport.org

ig-fairkep.de
http://www.jungewelt.de/2013/08-20/004.php

Bangbuex

Ich bin am Samstag in Lübeck und will die 150 Teilnehmer zählen  ;)

admin

Zitat von: Bangbuex am 21:20:31 Mi. 28.August 2013
Ich bin am Samstag in Lübeck und will die 150 Teilnehmer zählen  ;)

Ach! Dann sehen wir uns ja. Erkenn' ich dich irgendwie?

Bangbuex

Finde den Reporter von Radio SSC ....

BGS

"Ceterum censeo, Berolinensis esse delendam"

https://forum.chefduzen.de/index.php/topic,21713.1020.html#lastPost
(:DAS SINKENDE SCHIFF DEUTSCHLAND ENDGÜLTIG VERLASSEN!)

Bangbuex

Moin
So, nun habe ich mir dieses Spektakel auch mal angeschaut und bin sogar im Konvoi mitgefahren.
Ansich eine gute Sache, allerdings wurde der Inhalt der Veranstaltung (bis auf den Konvoi) lediglich
den Teilnehmern zu teil, denen man die Probleme nicht erzählen muss - Sie kennen sie alle selbst.
Die Redner waren gut und man konnte auch Fragen stellen - die wie immer natürlich nicht beantwortet
werden konnten. Politik = keine Mehrheit - Sorry ...

Die Schuldigen der ganzen Misere nun bei Dinotrans Lübeck zu suchen, halte ich für Schwachsinn,
denn Herr Schmidt nutzt nur eine Gesetzeslücke - wir wir alle irgendwo.

Beim zuhören vor der Bühne habe ich mir die Mühe gemacht und die Teilnehmer gezählt.
Es waren inkl. der Polizeibeamten etwa 200 Teilnehmer - also sagen wir 190.
Die Teilnehmerzahl der Fahrzeuge würde ich auf 50 schätzen.   

Fazit.
Fehlentscheidung !

Ich will es mal mit einem Beispiel zum nachdenken anregen.

Die 200 Kumpel des Bergwerkes entschlossen sich eine Demonstration unter Tage durchzuführen

Alles gute weiterhin wünscht

Bangbuex

admin


admin

ZitatVer.di verlädt Brummifahrer

Bündnistreffen mit Truckervereinen kurzfristig abgesagt - trotz Lohndumpings in der Logistik

Ver.di hat sich offenbar entschieden, nicht mit unabhängigen Lkw-Fahrer-Gruppen zu kooperieren - exakt 30 Jahre nach dem größten Fernfahrerstreik der Geschichte der BRD.



Geht doch – schwedischer Gewerkschafter bei Fernfahrerprotest in Lübeck, August 2013 Foto Olaf Harning

»Alle Räder stehen still«, so der gewerkschaftliche Schlachtruf, »wenn unser starker Arm es will«. Am 7. Oktober 1983 nahmen die in der Gewerkschaft Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr (ÖTV) organisierten Fernfahrer den Slogan wörtlich, traten bundesweit in den Warnstreik und blockierten den Lkw-Verkehr auf der A2 bei Helmstedt. 30 Jahre später hat ver.di den Rückhalt vieler Fahrer verloren - zuletzt sorgte die Absage eines Vernetzungstreffens für Irritationen.

Dieses sollte am 14. September auf einem Autohof bei Kassel stattfinden und unabhängige Fahrergruppen, das Internetforum »Truckerfreunde« und die Gewerkschaft an einen Tisch bringen. Obwohl seit Juni verabredet, sagte Mario Klepp, Leiter der ver.di-Fachgruppe Postdienste, Speditionen und Logistik, seine Teilnahme kurzfristig ab. »Nach intensiver Diskussion in unserem Fachbereich«, so Klepp in ein paar dürren Zeilen, »haben wir uns entschieden, von einer kontinuierlichen Mitarbeit im Bündnis der Kraftfahrerdemos abzusehen.«

»ver.di schlägt uns die Tür vor der Nase zu«

Ingo Schulze, Sprecher der Kraftfahrer Clubs Deutschland (KCD), hat dafür wenig Verständnis. Für den Initiator mehrerer Demos und Konvois gegen Lohndumping in der Logistik ist das ein Affront: »Ausgerechnet in dieser Phase der Annäherung schlägt uns ver.di die Tür vor der Nase zu.«

Gegenüber »nd« betont Klepp, man wolle weder den Dialog noch die punktuelle Zusammenarbeit in den Ländern beenden. Doch auf Bundesebene halte man gemeinsame Aktivitäten »nicht für zielführend«. Bei Verdi gibt es offenbar Zweifel an der Strategie der Fahrergruppen, die weiter mit Demonstrationen und Konvois auf die Dumpingprobleme der Branche aufmerksam machen wollen. »Das kriegst Du nicht auf der Straße gelöst«, sagt Klepp, »nur politisch.«

Außerdem will sich die Dienstleistungsgewerkschaft verstärkt auf die Konzerne im Logistiksektor konzentrieren: »Wir haben große Betriebe, die uns absolut fordern. Und da wird uns dann klassisch die Frage gestellt, ob wir weiter rumspielen wollen, anstatt unsere Mitglieder zu betreuen.«

Tatsächlich verzeichnet die Gewerkschaft in der Wachstumsbranche Logistik nicht nur zusätzliche Arbeitsplätze, sondern auch steigende Mitgliederzahlen - auch viele Fahrer. Rund 120 von ihnen konnte ver.di kürzlich zu einem Stammtisch in Bayern versammeln, in der kommenden Woche ruft die Gewerkschaft in Leipzig 100 Betriebsräte der Branche zusammen. Ein Rückzug aus der Fläche also, um die organisierbaren Konzerne zu betreuen?

Der Gedanke ist nicht neu, dürfte aber auch von jenem Mann Widerspruch ernten, der 1983 für die Blockade in Helmstedt verantwortlich zeichnete. Nach zähen Tarifverhandlungen traten damals bundesweit fast 20 000 Fahrer in den Warnstreik. Auf der A2 brachten mehrere Hundert ab- oder quergestellte Lkw die Versorgung West-Berlins ins Wanken.

Druck gegen Dumpinglöhne

»Die Gewerkschaft muss dorthin gehen, wo die Fahrer sind«, sagt der heute 72-jährige Holger Klee und kritisiert gegenüber der Fachzeitschrift »Fernfahrer« unter anderem die Abschaffung der Betreuungsmobile, mit der ÖTV und ver.di einst die Fahrer auf den Raststätten ansprachen. Ähnlich die Mahnung von KCD-Sprecher Schulze: »Ver.di muss lernen, dass sich die Fahrer notfalls auch ohne Gewerkschaft organisieren können. Wir diskutieren die Themen, die eigentlich von ver.di kommen müssten«. Schon diesen Samstag will das Fahrerbündnis mit einem kleinen Konvoi in Dortmund wieder Druck gegen Dumpinglöhne machen, eine europaweite Aktion ist in Planung.

Hintergrund der jüngsten Proteste ist die zunehmende Zerfaserung der Löhne im Speditions- und Logistiksektor. Knapp 2000 Euro brutto verdienen Fahrer bei tariftreuen Unternehmen, in nicht organisierten, oft ostdeutschen Firmen teils nur die Hälfte. Und bei Fahrern aus Ost- und Südeuropa werden regelmäßig Löhne von wenigen Hundert Euro festgestellt.
http://www.neues-deutschland.de/artikel/834859.ver-di-verlaedt-brummifahrer.htmlen


BakuRock

Zitat...»Das kriegst Du nicht auf der Straße gelöst«, sagt Klepp, »nur politisch.«......

Das haette er gerne...! Dann waere seine Gewerkschafts(politische) Stelle naemlich gesichert - und die bringt ihm persoenlich richtig "Kohle" ein - gemessen an den KollegINen auf der Strasse.

Und so geht es hunderttausenden Beschaeftigten bei diesen "etablierten Gewerkschaften". Sie haben ihr gesichertes und Lebenssicherndes Einkommen gesichert.

Doch den Fahrern wird solches Privileg nicht zugestanden. Es wird so getan als waeren solche Arbeiten einen Scheissdreck wert, als wuerden sich solche Arbeiten von selbst tun, als wuerden sich die begehrten Produkte von alleine in die Regale begeben, als waere es eine Selbstverstverstaendlichkeit, dass das Brot fuer 1.99 zu haben ist, der Kaffee fuer 2.99, die Forelle fuer 2.99 usw. ........
Woher das kommt, wieviel Energie und Engagement in den jeweiligen Produkten steckt, wer und zu welchen Bedingungen diese Sachen durch ganz Europa gekarrt hat, damit sie am Ende von "Schnaeppchenjaegern" gekauft werden koennen, darum machen sich wohl die Wenigsten eine "Ruebe".

Sollten die aber sich alle machen - denn: stellt euch einmal vor die Trucker (Zulieferer) in Europa wuerden nur einen Tag mal fuer fuenf Stunden auf den Pisten stehen bleiben und nichts mehr ausliefern........

Dann wuerde der "Oberstudienrat" seine Scrambies nicht mehr haben koennen, der Vegetarier sein "Gruenzeug" nicht mehr finden, die junge Mutti keine Milch mehr fuer das Baby haben, der Apotheker kein Medikament fuer die Beduerftigen besorgen koennen, der Trinker kein Bier mehr finden, der abhaengig Beschaeftigte seinen Chef nicht mehr einladen koennen.......... ;) usw, usf..............
(Wobei die junge Mutti mit dem Baby und die Medikamente fuer die Beduerftigen mir die meisten Kopfschmerzen bereiten.)

Bei einem Stillstand der Trucker von fuenf Stunden an einem Tag, wuerde die Logistikbranche an ihrem Rechenschieber garantiert graue Haare bekommen, der Supermarktmilliardaer genauso - plus einem "Herzkasper", die Aktionaere wuerden wohl den Vorstand rauswerfen und - vielleicht wuerde "der deutsche Michel" endlich auch mal auf die Strasse gehen - um - nach dem naechsten Truck zu sehen.  ::)

Es wird Zeit!!! ......
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Wenn eine Idee am Anfang nicht absurd klingt, gibt es für sie keine Hoffnung. .... A. Einstein

Eigentumsfragen stellen!

Wer sind FAUistas

Kuddel

Zu den neuen Selbstorganisationen der Fahrer gehören die Kraftfahrerclubs Deutschland (KCD)


ZitatKraftfahrerclubs Deutschland lädt ein
LKW-Fahrer beklagen Arbeitsbedingungen



Kraftfahrer aus der Weißenfelser Region interessieren sich auch für den KCD. 

Von HEIKE RIEDEL

Der Verein Kraftfahrerclubs Deutschland (KCD) hat am Samstag auf den Aral-Autohof Zorbau eingeladen. Der Verein vertritt die Interessen der LKW-Fahrer. Lohndumping und Arbeitsdruck sind ein großes Thema auf der Veranstaltung.

ZORBAU/MZ. ,,Statt meiner fahren jetzt zwei Ungarn die Touren", berichtete ein Kraftfahrer, wie er arbeitslos geworden ist. Und nicht nur, dass niedriger entlohnte Kraftfahrer aus dem Ausland eingestellt werden, ganze Lkw würden ,,umgeflaggt", das heißt über Briefkastenfirmen anderen Ländern zugeordnet. Anderswo in Europa kostet ein Lkw eben nicht wie in Deutschland 80.000 Euro jährlich an Steuern, Versicherungen und anderen fixen Ausgaben. Schnell waren die Männer in der Runde, zu der der Verein Kraftfahrerclubs Deutschland (KCD) am Sonnabend auf den Aral-Autohof Zorbau eingeladen hatte, bei der Sache. ,,Hier werden unsere Interessen als Kraftfahrer und auch die der Spediteure vertreten", zeigte sich Ralf Mende am Ende überzeugt vom Verein.

Wegen des Wetters hatte sein Vorsitzender Ingo Schulze auf die Anreise aus Königslutter verzichtet. Als Kraftfahrer braucht er gerade jetzt die Wochenendruhe bei seiner Familie. Doch das für die Region Ost verantwortliche Vorstandsmitglied Peter Serve fährt derzeit Touren für Offergeld ,,zu Hause", so dass der Weißenfelser in der Runde den KCD vertrat. Allen war klar, die Spediteure müssen sich immer härter werdenden Wettbewerbsbedingungen stellen und auf ihnen als Kraftfahrer wird das abgeladen.

Bei Verspätung drohen Kürzungen

Lohndruck war ein häufig angesprochenes Thema. Teilweise drohen Kürzungen, wenn die Ladung nicht rechtzeitig am Ziel ist. Egal, was unterwegs los ist und ob es überhaupt mit der Einhaltung der gesetzlich vorgeschriebenen Lenkzeiten zu schaffen ist. Auf den Betreiber der Autohöfe ,,Tank- und Rast" sind die Lkw-Fahrer stinksauer. Der hat in einem Interview erklärt, dass er sie gar nicht auf seinen Höfen haben möchte, weil sie zu wenig Geld umsetzten, nur parken, zur Toilette oder in die Waschräume wollten. Busgesellschaften seien seine Zielgruppe.

Der KCD setzt sich für die Kraftfahrerbelange ein. Das heißt, erst einmal muss er den Blick der Politiker und der Öffentlichkeit darauf richten. ,,Wer weiß denn schon, was es heißt, tagtäglich am Steuer zu sitzen, damit die Frachten ihre Ziele erreichen", sagte Serve. Viermal seien in diesem Jahr schon Konvois gegen EU-Willkür und Sozialabbau gefahren. Auch so, dass es die Bürger wahrnehmen mussten, wie zum Beispiel während des letzten vor wenigen Wochen an einem Sonnabend durch Aschaffenburg. 56 Lkw verstopften da die Straßen.

Gleicher Lohn für gleiche Arbeit


Die ersten europaweiten Aktionen mit Sternfahrten sind Anfang Mai geplant. Zu Partnern in Tschechien, den Benelux-Staaten und den skandinavischen Ländern gibt es bereits gute Beziehungen. Gleicher Lohn für gleiche Arbeit am gleichen Ort ist nur eine der Forderungen, die die Kraftfahrer vereint. Es geht ihnen um bessere Arbeits- und Lebensbedingungen, darum, dass jeder von seinem Lohn leben kann, um ein soziales und gerechtes Europa, ein Verbot von Briefkastenfirmen, die Einhaltung von Vorschriften, damit nicht fremde Firmen zu Lohndumping-Bedingungen in Deutschland fahren. Zudem sei ein großes Problem die Korruption bei der Qualifizierung von Berufskraftfahrern.
http://www.mz-web.de/weissenfels/kraftfahrerclubs-deutschland-laedt-ein-lkw-fahrer-beklagen-arbeitsbedingungen,20641108,25562136.html

Don Derfel

So. Da isser nu.
Einer von diesen Fernfahreren.

Zunächst einmal möchte ich mal erwähnen, dass die Organisation (abgesehen von weit zu vielen Dusseln und Einzelkämpfern9 noch einmal etwas schwieriger ist.
Ein sehr großer Teil von uns ist bestenfalls an den Wochenenden Zuhause, kann sich organisieren, an Treffen teilnehmen und sogar ich kann nachvollziehen, wenn die Kollegen am We "einfach ihre Ruhe wollen", oder Familie, falls die den Job noch überlebt haben.
Zweiten gibt es in der Branche weit zu viele Tarifpartner und Aktionen wie Streik etc ist nur mit organisierten Fahrern im Rahmen von Verhandlungen möglich.
Diese immer gern geäußerte Letrinenparole mit "wilden Streiks" etc ist nicht durchführbar.
Das wäre "gefährlicher Eingriff in den Strassenverkehr", "Arbeitsverweigerung" etc.

Viele Ladungen sind *just in time* geplant, mit dementsprechenden Verträgen und Konventionalstrafen und kein Fv könnte sich leisten, 30 Minuten Stillstand beim Daimler zu zahlen, weil die Innenraumverkleidungen, oderAnlasser gerade quer auf der A7 stehen.
Und Solikundgebung? Mal eben 500 000€ für den guten Stern sammeln bei +/- Null Erfolg (abgesehen von Berichten über arbeitscheue Verkehrsgefährder und Gesetzesbrecher Bertelsmann und Springer)?

Mangelnde objektive Medienpräsenz ist der zweite Teil.
Die großen Verlage sind über Geschäftsanteile, Interessen der Bertelsmann, Springer und Burdaclans sowie Werbeverträgen absolut nicht an Gewerkschaftswerbung interessiert (schönes Beispiel die Streiks bei POST und Bahn).
Wie sollen die drei Gewerkschaften also ihre Ziele und Aktionen publizieren?


Fritz Linow

Zitat17.4.19
Treibstoff-Mangel vor Ostern: Portugal ruft den Energienotstand aus

Ein Streik der Tankwagenfahrer sorgt dafür, dass der Treibstoff an Flughäfen und Tankstellen knapp wird. Besonders betroffen ist die Touristenregion Algarve.
(...)
Die Gefahrgutfahrer hatten erst vor wenigen Monaten die eigene Gewerkschaft SNMMP gegründet. Nun demonstrieren sie die Macht ihrer neuen Vereinigung. ,,Es gibt keinen Beruf, der das Land so stoppen kann, wie wir es getan haben", sagte ein Gewerkschaftsdelegierter der SNMMP in der Nordregion der portugiesischen Zeitung ,,Expresso". Dass er damit recht hat, hat die Gewerkschaft bewiesen.
https://www.handelsblatt.com/politik/international/streik-auswirkungen-treibstoff-mangel-vor-ostern-portugal-ruft-den-energienotstand-aus/24229982.html

Kuddel

ZitatPortugiesische Tankwagenfahrer beenden den Streik

Die langen Warteschlangen an portugiesischen Tankstellen lösen sich auf. Die Gewerkschaften haben ihren Streik beendet, nachdem sie sich mit der Regierung auf eine Wiederaufnahme der Verhandlungen geeinigt hatte.


Der folgenreiche Streik der Tankwagenfahrer in Portugal ist nach drei Tagen beendet worden. Der Ausstand der vergangenen Tage hat einen gravierenden Treibstoffmangel zur Folge gehabt. Wie die portugiesische Regierung am Donnerstag mitteilte, hat sie sich mit den Gewerkschaften und den Arbeitgebern auf die Wiederaufnahme von Verhandlungen geeinigt. Die Gewerkschaften hatten die Schaffung einer speziellen Berufskategorie für Fahrer, höhere Löhne und besser geregelte Arbeitszeiten verlangt.
https://www.nzz.ch/wirtschaft/portugiesische-tankwagenfahrer-beenden-den-streik-ld.1476285

​Das halte ich für keine gute Idee. Man sollte sein Druckmittel nicht aus der Hand geben, so lange man kein akzeptables Ergebnis erzielt hat.


counselor

Außer die Stimmung in der Bevölkerung kippt zu Lasten der streikenden Fahrer.
Alles ist in Bewegung. Nichts war schon immer da und nichts wird immer so bleiben!

Kuddel

Die Haltung der Bevölkerung scheint nicht so negativ gegenüber Streiks zu sein.

ZitatStreik in Portugal – T-Roc-Modelle von VW hängen fest

Seit Mitte August streiken Hafenarbeiter in Setubal. Der Nachschub des T-Rocs von VW stockt deshalb.
https://www.wolfsburger-nachrichten.de/wolfsburg/article215962997/Streik-in-Portugal-T-Roc-Modelle-von-VW-haengen-fest.html

ZitatTaxi Streik gegen Uber in Portugal

In Portugal streiken die Taxifahrer. Der Protest in Lissabon, Porto und an der Algarve richtet sich gegen Fahrdienstleister wie Uber und Cabify.
https://de.euronews.com/2018/09/19/taxi-streik-gegen-uber-in-portugal

ZitatUm Proteste in Portugal und Katalonien in Schach zu halten, haben die Regierungen tausende Polizisten mobilisiert. In den herrschenden Kreisen wächst die Sorge über eine Streikwelle, die sich parallel zu den Demonstrationen in der Bevölkerung entwickelt.
https://www.wsws.org/de/articles/2018/12/24/port-d24.html

ZitatStreikwelle in Portugal
Regierung in Lissabon unter Druck

Es vergeht derzeit kaum ein Tag in Portugal, an dem die Angestellten in Schulen, in Krankenhäusern und in der öffentlichen Verwaltung nicht für höhere Gehälter streiken. Die sozialistische Minderheitsregierung steckt in der Klemme – wenige Monate vor den nächsten Parlamentswahlen
https://www.deutschlandfunk.de/streikwelle-in-portugal-regierung-in-lissabon-unter-druck.795.de.html?dram:article_id=445132

ZitatDie Macht der neuen Gewerkschaften

Beschäftigte des öffentliche Dienstes streiken heute in Portugal. Die Regierung muss sich mit neu gegründeten Gewerkschaften auseinandersetzen, die ihren Arbeitskampf über Crowdfunding finanzieren. Besonders schmerzhaft sind die Streiks der OP-Schwestern und – Pfleger in den Krankenhäusern.


Die Zeichen stehen auf Konfrontation. Als der portugiesische Premierminister António Costa in einem Interview mit dem TV-Sender Sic auf den Streik der Krankenpfleger zu sprechen kommt, wählt er ungewöhnlich harte Worte:

,,Wir unterscheiden ganz klar zwischen den Gewerkschaften, die ihr Recht auf Streik nutzen und sich dabei an die Spielregeln halten, und den Gewerkschaften, die unserer Meinung nach einen illegalen Arbeitskampf führen, der brutale Folgen für die Patienten hat. Gegen diese Streiks werden wir mit allen juristischen Mitteln, die uns zur Verfügung stehen, vorgehen."

Nach jahrelangem Sparzwang im öffentlichen Dienst haben in jüngster Zeit Lehrer oder Angestellte immer wieder ihre Arbeit niedergelegt. Doch kein Streik hat eine so große Wirkung erzielt wie der Arbeitskampf in den Krankenhäusern. Und das ist durchaus so gewollt, sagt der Krankenpfleger Vitor Marques, der den wilden Streik in den Operationssälen zusammen mit einigen Kolleginnen und Kollegen geplant hat...
https://www.deutschlandfunk.de/streiks-in-portugal-die-macht-der-neuen-gewerkschaften.795.de.html?dram:article_id=441025

Streiks gehören fast zur Tagesordnung...

Fritz Linow

Zitat24.8.21
Weshalb Lkw-Fahrer nicht streiken

Warum machen wir das nicht? Darüber diskutieren Lkw-Fahrer in den sozialen Medien, nachdem die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) jüngst in Streik getreten ist.
(...)
Der Hauptgrund sind aber offenbar die Fahrer selbst, denen es entweder an Vertrauen in die Gewerkschaft oder einem umfassenden Gemeinschaftsgefühl innerhalb ihrer eigenen Berufsgruppe mangelt. Skoppeck ist auch wenig optimistisch, dass sich etwas daran ändert: ,,Es ist mir sowie zahlreichen anderen nicht geglückt, genügend Menschen hinter dieser Sache zu vereinen und meine Motivation ist heute nah Null."
https://www.dvz.de/rubriken/land/strasse/detail/news/weshalb-lkw-fahrer-nicht-streiken.html

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