Ich habe bisher als Pflegehelfer für eine Zeitarbeitsfirma in den meisten Einrichtungen die Erfahrung gemacht, das die Pflegestandards immer noch relativ hoch sind. Die Einsparungen der PV und KV werden auf dem Rücken -buchstäblich- der Mitarbeiter ausgetragen, nicht auf dem der Pflegebedürftigen.
Sicher erleben Heimbewohner an ihrem Lebensabend nicht unbedingt das, was man sich unter hoher Lebensqualität vorstellt.
Trotzdem wird in Sachen Beschäftigung und Betreuung der Bewohner meist recht viel getan- die meisten Heime sind schließlich Dienstleister, die auf die Zufriedenheit ihrer 'Kunden', -die meist hohe Zuzahlungen leisten- angewiesen sind.
Dafür wird an anderen Stellen gespart- zum Beispiel an Pflegehilfsmitteln wie Trage- und Lagerungshilfen- sowie an den Pausen- und Umkleideräumen für Mitarbeiter, modernen Küchen oder anderen Stationseinrichtungen, die die Arbeit der Pflegenden erleichtern.
Nicht umsonst ist der Krankenstand und die Ausstiegsrate in Pflegeberufen viel höher als anderswo- die Pflegenden haben nicht weniger Angst um ihren Job als andere, sie sind teilweise einfach FERTIG- das liegt an Dienstplänen, wo 20 und mehr Tage am Stück durchgearbeitet wird, und an dem heftigen Zeitdruck, der direkt an das Personal weitergereicht wird.
Die Pflegeversicherungen schreiben feste Zeiten für verschiedene Pflegeleistungen vor- z.B. Ganzkörperwäsche oder Toilettengang- meistens sind diese Vorgaben absolut unrealistisch und lassen keine Zeit für auch nur die geringste Ansprache an den alten Menschen. Wer sich die Zeit dennoch nimmt, zahlt mit seiner Pause dafür oder bleibt länger. Vielfach wird diese Art der Selbstaufopferung schon von den Einrichtungsträgern/ Pflegedienstleitungen vorausgesetzt.
In den Pflegeeinrichtungen herrschen teilweise Zustände wie zu Zeiten des Frühkapitalismus. Und das ist nicht übertrieben- als MA einer Zeitsklavenfirma bin ich der erste, der das hautnah mitbekommt. Da wird man an seinem einzigen freien Tag in 3 Wochen um 6.30 morgens angerufen und verlangt, das man einen Doppeldienst macht, d.h. 14 Stunden am Stück arbeiten!
Mit der immer weiter um sich greifenden Privatisierung ehemals öffentlicher Träger greift in der Pflege der Turbokapitalismus um sich- wer da nicht mithalten kann, fliegt raus oder brennt aus:
http://www.bgw-online.de/internet/portal/group/internetuser/page/default.psml?path=/Inhalt/OnlineInhalt/Medientypen/Presseinformation/Aktuelle_20Pressemeldungen/Stress__Frust__Fluktuation.htmlWarum man sich das gefallen lässt? Wenn man die Flexibilität nicht bringt, fliegt man raus, Punkt. Wochenlang 'geteilte' Dienste, d.h. von 6- 11, dann von 16- 20 Uhr, 24 Tage Dienst am Stück, 2 1/2 Monate kein freies Wochenende ist STANDARD liebe Leute und das ist der wirkliche Mißstand!!!
Die Versicherungsträger und Heime achten inzwischen sehr darauf, das die Pflege korrekt durchgeführt und vor allem korrekt abgerechnet wird-nur die Pflegekräfte haben keine Lobby.