Neuer Beitrag von Jochen Dieckmann auf WDR5 >Redezeit<

Begonnen von Annabella, 09:52:15 Mo. 24.Oktober 2011

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Annabella

Der Kampf gegen die unhaltbaren Zustände in der Transport-Branche geht weiter. Der Autor des Buches, "Geschlafen wird am Monatsende", Jochen Dieckmann gab vergangene Woche auf WDR5 in >Redezeit< ein 25 Minuten Interview. Die Transport-Branche und die Gewerkschaft bekommen bildliche, kräftige "Ohrfeigen". Auch die Zahlungsmoral in dieser Branche wird erwähnt, willkürliche Lohnabzüge wegen "was auch immer". Spricht über die totale Überwachung von Brummi-Fahrern durch den Disponent, über vorsätzlich angewiesene Lenk und Ruhezeit-Verstöße. Das perfide an dieser Sache, durch das Sat-System sieht der Dispo die Verstöße und weißt sie vorsätzlich weiter an. Die totale Überwachung ermöglich eine Auspressung der Fahrerleistung bis an die Leistungsgrenze. Kontrolle pur! Jeder Fahrer, der dieses System an Bord hat, wird auf diese Art komplett überwacht. So etwas ist pervers und verantwortungslos! Bei Fahrern mit sauberen Tachoscheiben und Fahrerkarten dreht sich dadurch auch ständig das Arbeitgeber-Karusell. Nicht selten sammelt ein Fahrer bis zu 40 AGs ein, bis er endlich eine Spedition findet, die seriös ist. Jeder getötete Kollege ist einer zu viel. Jetzt reicht es wirklich! Aber urteilt selber, hört Euch den Beitrag an.


http://medien.wdr.de/m/1319191021/radio/redezeit/wdr5_redezeit_20111021.mp3


Kuddel

Brummifahrer werden von ihren Chefs genauer überwacht als Sträflinge auf Freigang - und sind froh, wenn ihr karger Lohn überhaupt gezahlt wird. Jochen Dieckmann schildert plastisch, warum niemand mehr Lkw fahren will. Und doch rät er keinem Neuling ab.

http://www.spiegel.de/karriere/berufsleben/fahrermangel-arbeitsbedingungen-von-lkw-fahrern-zu-schlecht-a-854033.html

admin

Wir machen im Januar eine Veranstaltung mit dem "schreibenden Trucker" Jochen Dieckmann.

ZitatGESCHLAFEN WIRD AM MONATSENDE



Wenn man an LKW denkt, kommen Assoziationen von Staus auf Autobahnen,
Elefantenrennen und schweren Unfällen auf, und wenn von Fernfahrern
geredet wird, ist es oft nicht weit zu einer Truckerromantik, die eher
auf Hollywoodfilmen und Countrysongs beruht, denn auf der Wirklichkeit.
Nicht viele kennen die rauhe Realität dieses Jobs an
der Hauptschlagader der Wirtschaft zwischen Onlinehandel und
Just-in-Time-Produktion. Kaum ein anderer Beruf ist so radikalen und
für die Betroffenen negativen Veränderungen unterworfen. War man
früher meist fern vom Chef, hat man ihn heute per GPS und Handy im
Nacken, und gehörte der Kaptitän der Landstraße vor wenigen
Jahrzehnten zu den bestbezahlten Arbeitern im Lande, ist es heute ein
Beruf mit prekären Arbeitsbedingungen. Ein Ende der Verschlechterungen
ist nicht in Sicht.

Das Buch GESCHLAFEN WIRD AM MONATSENDE liefert kenntnisreiche
Beschreibungen der Realität im Transportgewerbe und die Auswirkungen
einer zynischen Verkehrspolitik, ohne auf die Form trockener
Sachliteratur zrückzugreifen und es wird auf das mitleidsvolle
Herunterbeugen zu den Ausgebeuteten eines Günter Wallraff verzichtet.
Der Journalist und schreibende Trucker Jochen Dieckmann nimmt den
Leser mit auf die Fahrten quer durch Europa und ihm gelingt es die
Bitterkeit der Verhältnisse mit Humor und einem warmherzigen Blick auf
die Menschen zu vebinden, bis einen das Buch einen wie ein spannendes
Roadmovie auf große Tour mit offenem Ausgang mitnimmt.

9.1.2016 19:30 Buchladen Zapata
Wilhelmplatz 6
24116 Kiel


admin

Das Buch machte es in die Bestsellerliste, es ist jedoch nicht unumstritten.
Viele Trucker beschwerten sich darüber zu schlecht weggekommen zu sein. Sie würden gern ihren Mythos vom König der Landstraße aufrechterhalten und sie leiden darunter, in der Gesellschaft, auf der Straße und an der Laderampe ihren Respekt verloren zu haben. Sie wollen nicht zugegeben, daß sie zu prekären Arbeitern geworden sind und mies behandelt werden. Sie werden nicht mehr als taffe Kerle gesehen und sind sauer auf jeden, der sie daran erinnert. Und so werfen viele auch Jochen vor, daß er dem Druck seiner Firma nachgegeben und unter illegalen Bedingungen gearbeitet hat. Der Druck in der Branche ist aber so groß, daß zahlreiche Fahrer unter solchen Bedingungen unterwegs sind und sich nicht trauen sich zu wehren.

Und auch von Linken wurde herumgenörgelt. Er würde sich in seine Fahrerkabine zurückziehen und überheblich über seine Kollegen herziehen. Ich teile das ganz und gar nicht. Genau das Kapitel, das Anlaß dieser Kritik war, gehört zu meinen Lieblingsartikeln in dem Buch. Die Realität der Truckerkultur ist derart widersprüchlich und teilweise nervig und fürchterlich, doch Jochen Dieckmann ist es gelungen dies zu beschreiben, ohne dabei aus der Haut zu fahren.

Ich habe die Seiten mal eingescannt...


























BGS

Klingt realitätsnah und ist wirkt sehr lesenswert, besten Dank fürs Einstellen. Versendet irgenjemand  evtl. das Buch nach Skandinavien, dann gerne PN.

MfG

BGS
"Ceterum censeo, Berolinensis esse delendam"

https://forum.chefduzen.de/index.php/topic,21713.1020.html#lastPost
(:DAS SINKENDE SCHIFF DEUTSCHLAND ENDGÜLTIG VERLASSEN!)

Sunlight

Das Buch von Jochen Dieckmann entspricht der Realität. Alle,die sich für bessere Arbeitsbedingungen einsetzen, werden angegriffen.
Wir sprachen auch bei unserem Treffen in Fürstenberg darüber..
Jetzt mal ganz offene Worte von mir. Real erlebe ich Fahrerkarten mit Lurz-Verstößen, Klagen gegen Überstunden (Spitzenwert an
Stunden in einem Monat 340 Stunden), Arbeitsverträge mit rechtswidrigen Klausel zwischen 3 und 24 Seiten.
Eine seriöse Firma zu finden, ist wie die Suche der Stecknadel im Heuhaufen!  ::) Und, was machen die "lieben" Trucker-Kollegen, sie beschweren sich, sind leidensfähig und leiden still
vor sich hin. Ist doch Alles "schick"! Jochen Dieckmann hatte damals mit seinem Buch schon recht und heute ist es eher noch schlimmer
geworden. Aber Alle, die es trifft, sind ja selber schuld!

Ja, sind sie es wirklich? Oder sind es nicht tatsächlich doch die miesen Arbeitsbdingungen in der Branche und noch schlechteren Löhne?

Ein Hoch auf Jochen und seinem Mut dieses Buch geschrieben zu haben! Ich wünsche ihm und dir, admin, an dieser Stelle viel Erfolg für eure gemeinsame Aktion!

dagobert

Zitat von: Sunlight am 22:00:30 Fr. 08.Januar 2016
Eine seriöse Firma zu finden, ist wie die Suche der Stecknadel im Heuhaufen!
Wenn ich nicht wüsste dass es hier um Trucker geht, würde ich bei dieser Aussage direkt an Leiharbeit denken ...
"Sie haben die unglaubwürdige Kühnheit, sich mit Deutschland zu verwechseln! Wo doch vielleicht der Augenblick nicht fern ist, da dem deutschen Volke das Letzte daran gelegen sein wird, nicht mit ihnen verwechselt zu werden."
Thomas Mann, 1936

Sunlight

Zitat von: dagobert am 22:09:29 Fr. 08.Januar 2016
Zitat von: Sunlight am 22:00:30 Fr. 08.Januar 2016
Eine seriöse Firma zu finden, ist wie die Suche der Stecknadel im Heuhaufen!
Wenn ich nicht wüsste dass es hier um Trucker geht, würde ich bei dieser Aussage direkt an Leiharbeit denken ...

Achte mal auf die Stellenanzeigen und du kriegst das große  kotz Wenn man dann die Brutto-Löhne verschiedener Stellenanzeigen sich
unter dem Aspekt anguckt, dass in dieser Branche keine Woche unter 60 Stunden ist. Dann sind alle Löhne unter 2.200 Euro Brutto
ein Verstoß gegen das Mindestlohn-Gesetz. Das schert Keinen, noch weniger kontrolliert das Einer.
Das sind inzwischen Arbeitsbedingungen, die schreien zum Himmel.

http://www.der-mindestlohn-wirkt.de/ml/DE/Service/Rechner/Mindestlohn-Rechner.html

Hier, die aktuelle Lohn-Info:

http://www.gehalt-tipps.de/Gehaltsvergleich/Gehalt/Lkw-Fahrer/7812.html

admin

Zitat von: dagobert am 22:09:29 Fr. 08.Januar 2016
Zitat von: Sunlight am 22:00:30 Fr. 08.Januar 2016
Eine seriöse Firma zu finden, ist wie die Suche der Stecknadel im Heuhaufen!
Wenn ich nicht wüsste dass es hier um Trucker geht, würde ich bei dieser Aussage direkt an Leiharbeit denken ...

Es gibt viele Branchen, die sich in einem Unterbietungswettbewerb bei den Arbeitsbedingungen befinden. Leiharbeit und Callcentertätigkeiten sind noch verhältnismäßig junge Branchen (jedenfalls in dieser Breite) und die begannen schon schlecht um sich dann stetig zu verschlechtern. LKW Fahrer gehörten jedoch einst du den besserverdienenden Arbeitern im Lande. Ihr Absturz war radikaler, als der anderer Branchen. Den Gewerkschaften sind sie scheißegal. Sie selbst sind Opfer ihrer Einzelkämpfermentalität und ihrer Zerstrittenheit und kriegen es nicht gebacken, sich wirkungsvoll zu organisieren.

Zitat von: Sunlight am 22:00:30 Fr. 08.Januar 2016
Das Buch von Jochen Dieckmann entspricht der Realität.
Es sollte aber erwähnt werden, daß das Buch bereits vor knapp 5 Jahren erschienen ist und daß die Realität auf der Straße sich rasant ändert. Viele der armen Schweine hinterm Lenkrad wurden ersetzt durch noch ärmere Schweine aus dem Ostblock.

Jochen hat mich gestern angerufen und von seinem Konzept erzählt, wie er die Veranstaltung gestalten will, damit sie aktuell spannend für alle ist.

Ich hoffe nur, daß der Abend halbwegs besucht sein wird.  Das ist meine einzige Sorge.

Sunlight

Zitat von: admin am 16:39:47 Sa. 09.Januar 2016
LKW Fahrer gehörten jedoch einst du den besserverdienenden Arbeitern im Lande. Ihr Absturz war radikaler, als der anderer Branchen. Den Gewerkschaften sind sie scheißegal. Sie selbst sind Opfer ihrer Einzelkämpfermentalität und ihrer Zerstrittenheit und kriegen es nicht gebacken, sich wirkungsvoll zu organisieren.

Stimmt! Ist doch Alles toll und jeder selber schuld. Egal, wo man was schreibt, stimmt ja Alles nicht. Als Gast gucke ich ab u. an auf dem Fratzenbuch, die Kommentare sind oft echt zum  kotz . Die werden erst wach, wenn keiner mehr eine Arbeit bekommt, von der er auch leben kann.

Zitatadmin
Es sollte aber erwähnt werden, daß das Buch bereits vor knapp 5 Jahren erschienen ist und daß die Realität auf der Straße sich rasant ändert. Viele der armen Schweine hinterm Lenkrad wurden ersetzt durch noch ärmere Schweine aus dem Ostblock.

Leider und Keinen interessiert es.


Zitatadmin
Jochen hat mich gestern angerufen und von seinem Konzept erzählt, wie er die Veranstaltung gestalten will, damit sie aktuell spannend für alle ist.
Ich hoffe nur, daß der Abend halbwegs besucht sein wird.  Das ist meine einzige Sorge.

Drücke euch die Daumen! Schade, wie gerne wäre ich dabei gewesen, leider zu weit.! Machst du einen Film, oder Bilder?
Bilder wären ganz toll!  ;D

Rudolf Rocker

Bei der Beschreibung vielen mir auf Anhieb drei, vier andere Berufsgruppen ein, bei denen das genau so ist!
Also dieses Mackerverhalten, meine ich.
Aber auch dieses "mit sich machen lassen"! Sie schreien alle "Scheiße" wegen der Überstunden und der Arbeitsversdichtung, haben aber nicht den Arsch in der Hose mal beim Chef aufzuschlagen.

admin

Hallo Sunlight,
ich hab zwar keine Fotos gemacht, kann aber berichten, der Abend verlief super. Der kleine Buchladen war voll, bis zum letzten Platz besetzt.
Es ist erstaunlich, daß so ein merkwürdiges Thema so viele Leute interessiert. Es ging ja schließlich um Arbeitsbedingungen.
Aber Jochen versteht sein Handwerk, er hat Passagen aus seinem Buch vorgelesen, immer wieder unterbrochen von Erklärungen und kleinen Anekdoten, ist eingegangen auf Fragen aus dem Publikum und man merkte nicht, daß plötzlich zweieinhalb Stunden rum waren.

Es ist schon bemerkenswert, wie spannend und witzig politische Literatur sein kann.

(Besonderer Dank gilt der FAU Kiel, die einen wesentlichen Teil der Vorbereitung übernommen und der Rosa Luxemburg Stiftung, die den Abend gesponsort hat. Die Rosalux Stiftung hat sich für die tolle Veranstaltung bedankt.)

Sunlight

Toll, das der Abend ein Erfolg war! Ja, Jochen weiß wirklich, wovon er spricht. Damals, wie heute und der unermüdliche Einsatz
von ihm über Jahre ist bemerkenswert. Hat sich auch von Angriffen auf seine Person wegen dem Buch nicht entmutigen lassen.
Verfolgt beharrlich sein Ziel der Information weiter. Gibt nicht viele Menschen, die so beharrlich sind.

Zitat von: Rudolf Rocker am 15:56:26 So. 10.Januar 2016
Bei der Beschreibung vielen mir auf Anhieb drei, vier andere Berufsgruppen ein, bei denen das genau so ist!
Also dieses Mackerverhalten, meine ich.
Aber auch dieses "mit sich machen lassen"! Sie schreien alle "Scheiße" wegen der Überstunden und der Arbeitsversdichtung,
haben aber nicht den Arsch in der Hose mal beim Chef aufzuschlagen.

;D Zutreffend und zeitgleich frustrierend für die Leute, die sich für Verbesserungen einsetzen.

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