Zeitarbeit in Deutschland - Aktuelle Entwicklung

Begonnen von butterfly25, 12:28:40 Sa. 18.Februar 2012

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Rudolf Rocker

Zitat• Die Hälfte der Leiharbeitsverhältnisse endet nach weniger als drei Monaten.

ZitatDie erzielten mittleren Bruttoarbeitsentgelte in der Zeitarbeit liegen unter den mittleren Entgelten im Durchschnitt über alle Branchen.

LordKante

ZitatDie erzielten Bruttoarbeitsentgelte18 in der Zeitarbeit sind unterdurchschnittlich. Sozialver-sicherungspflichtig Vollzeitbeschäftigte (ohne Auszubildende) erhielten im Jahr 2010 im Mit-tel (Median19) ein monatliches Bruttoarbeitsentgelt von 2.702€.20 Der mittlere Verdienst in der Zeitarbeit war mit 1.419€ nur gut halb so hoch. Dies hängt jedoch auch damit zusammen, dass sich die Qualifikationsstruktur und die Tätigkeitsschwerpunkte in der Arbeitneh-merüberlassung von denen in der Beschäfti-gung insgesamt merklich unterscheiden. So sind in der Zeitarbeit anteilig mehr Personen ohne abgeschlossene Berufsausbildung beschäftigt und der Anteil derer, die der Kategorie der Hilfsarbeiter zugeordnet sind, ist deutlich höher.

Selbst mit abgeschlossener Berufsausbildung und gutem Abschluß bekommt man da nicht mehr Geld  >:(
Gewalt ist keine Lösung! Und wem das nicht passt, dem hau ich eins aufs Maul!!

Rappelkistenrebell

Man wird bezahlt nach dem,als was man angestellt wurde seitens der Menschenhändler. In  der Regel versuchen sie natürlich die Leute im Helferbereich reinzudrücken,auch wenn diese "Helfer" später die Arbeit einer Fachkraft leisten!
Gegen System und Kapital!


www.jungewelt.de

Nick N.

Ausserdem werden ja sicherlich die Arbeitsplätze für geringer Qualifizierte als allererste in ZA ausgelagert, weil gering Qualifizierte sich das noch am ehesten gefallen lassen müssen.
Hat man die Methode dadurch etabliert, folgen die besser Qualifizierten.
[Sarkasmus]
Da scheint also noch Luft zu sein, das Land noch weiter Richtung Bananenrepublik zu entwickeln.
[/Sarkasmus]
Satyagraha

Tiefrot

[Staunmodus ein]
ZitatAusserdem werden ja sicherlich die Arbeitsplätze für geringer Qualifizierte als allererste in ZA ausgelagert, weil gering Qualifizierte sich das noch am ehesten gefallen lassen müssen.
Müssen ? Wer muß denn ?
Zum Donner noch mal, man arbeitet, um davon leben zu können.
[Staunmodus aus]

Und wenn den Sklavenhändlern das keiner vermittelt,
brauchen wir uns über einen solch verleyerten Arbeitsmarkt gar nicht wundern.
Euch brauch ich es nicht zu sagen, aber laßt euch nicht die Freiheit nehmen,
euern Lohn auskömmlich auszuhandeln.
Und wenn die nicht wollen, müssen die sich eben einen anderen Dummen suchen.
Nicht ihr seid die Handelsware, sondern euer Wissen und euer Können.
Und das hat nun mal seinen Wert, da nehme ich auch Ungelernte nicht aus.
Denke dran: Arbeiten gehen ist ein Deal !
Seht in den Lohnspiegel, und geht nicht drunter !

Wie bekommt man Milllionen von Deutschen zum Protest auf die Straße ?
Verbietet die BILD und schaltet Facebook ab !

Nick N.

"... weil man gering Qualifizierten (und deren in dem Fall nicht unterstützendem Umfeld) noch am ehesten einreden kann, dass sie sich das gefallen lassen müssen."
Satyagraha

Tiefrot

Dann sollten wir grade diesen Leuten klar machen, daß dem nicht so ist.
Denke dran: Arbeiten gehen ist ein Deal !
Seht in den Lohnspiegel, und geht nicht drunter !

Wie bekommt man Milllionen von Deutschen zum Protest auf die Straße ?
Verbietet die BILD und schaltet Facebook ab !

inline

Ich kenne das so , die Jobs werden total zerstückelt,

z. B. Ein Bürojob in:  Callcenter-Agent, Datenerfasser (gibt nur stur Daten ein) vielleicht gibts noch Aktensortierer usw.
Einseitige jobs sind dann ja angeblich einfach und die Arbeitgeber zahlen weniger obwohl der Arbeiter ja vielseitig arbeiten könnte.

Früher  hat eine Bürokraft alle diese Tätigkeiten gemacht und galt als qualifiziert bzw. war Fachkraft.

Heute werden die Jobs ja häufig zersplitter und dann  zum großen Teil outgesourct an verschiedene Firmen die sich drum (zer)reißen dürfen. Diese Subfirmen holen sich zum Teil die Leute von den untersschiedlichen ZAFs. Das ist für die sozusagen ein sicherer Pool von Arbeitern, die zu verfügung stehen oder auch stehen müssen bzw. es sollten. Wenn das nicht so klappt, dann sagen die den Jobcentern, macht mal mehr druck... geht wohl mehr über die politische Ebene.

Die Subfirmen und ZAFs bieten die gleichen Jobs, (die Jobs sind ja bei unterschiedlichen ZAFs und Subfirmen gemeldet) den gleichen Arbeitssuchenden an. Das macht natürlich die Preise und das Lohnniveau kaptutt. In den Zeitungen steht, dass es so viele Jobs (welche ja von x Firmen angboten werden) gibt. Die Zeitungsleser, Nachrichtenhörer,  können sich  dann überhaupt nicht erklären, dass es noch Arbeitslose gibt.

Ein Außenstehender, der damit nicht konfrontiert ist, kann den Kreislauf eigentlich auch nicht wirklich verstehen.

Troll

ZitatGericht gibt grünes Licht für Leiharbeit

Von Ernst Wolff 24. Februar 2012

Im Leipziger Werk des Autoherstellers BMW hat sich die Zahl der Leiharbeiter in den vergangenen Jahren kontinuierlich erhöht. Derzeit arbeiten dort neben 2.800 Stammbeschäftigten mehr als 1.100 Leiharbeiter. Ihr Lohn liegt im Schnitt um tausend Euro pro Monat unter dem der regulär beschäftigten Kollegen.

Auf Druck der Belegschaft hat der Betriebsrat vor einiger Zeit vor dem Arbeitsgericht Leipzig gegen die Einstellung weiterer 33 Leiharbeiter geklagt. Das BMW-Management hat diese Klage zum Anlass genommen, den Spieß umzudrehen. Die Anwälte des Unternehmens erwirkten bei den verschiedenen Kammern des Gerichts insgesamt neun Verfahren, um den Sachverhalt für sämtliche Beschäftigtengruppen separat zu klären und so eine generelle Grundsatzentscheidung über die Leiharbeit herbeizuführen.

Im vielbeachteten ersten Verfahren entschied nun das Gericht in der vergangenen Woche zugunsten der BMW-Geschäftsführung. In der Urteilsbegründung heißt es, die Stammbelegschaft werde nicht benachteiligt, da nicht zu erwarten sei, dass sich eins ihrer Mitglieder auf eine der ausgeschriebenen Zeitarbeitsstellen bewerben werde. Diese Aussage besticht nicht nur durch ihren höhnischen Unterton, sie muss auf andere Unternehmen fast wie eine Aufforderung wirken, noch mehr Leiharbeiter einzustellen.
....

Quelle und vollständiger Artikel: wsws.org
Politik ist der Spielraum, den die Wirtschaft ihr lässt.
Dieter Hildebrandt
Es ist kein Zeichen geistiger Gesundheit, gut angepasst an eine kranke Gesellschaft zu sein.
Jiddu Krishnamurti

Auferstanden

Fazit: nur wenn eine korrupte Politik über die Legislative -und Judikative
auch die beauftragten Büttel und Scherken instrumentalisieren kann, schön scheindemokratisch als Exekutive getarnt,
zeigen sich solche Auswüchse der pervertierten Arbeits- und Sozialpolitik der heutigen BRD

Sachse

Hey,


unter der Nummer 10000-1082584712-S  sucht eine Firma Elektriker. Bezahlung ist der AMP Tarif aber ich dachte dieser ist seit dem ende der Christen Gewerkschaft geschichte  ???

Mumpitz

ZitatBezahlung ist der AMP Tarif aber ich dachte dieser ist seit dem ende der Christen Gewerkschaft geschichte 

Bitte umfassend informieren. Es gibt bereits seit Anfang 2010 einen neuen AMP-TV, diesmal in mehrgliedriger Form nach Vorbild der DGB-Leiharbeitstarifverträge. Mindestens ein Arbeitsgericht hat zwar auch diesen neuen MTV als nichtig angesehen, ich weiss aber nicht, ob es bereits eine LAG-Entscheidung dazu gibt. Die Arbeitsrichter unseres örtlichen Arbeitsgerichtes haben mit diesem AMP-MTV zum Beispiel kein Problem.

Ausserdem ist nicht die Christen Gewerkschaft, sonder die CGZP als Nicht-Tariffähig beurteilt worden. Es gibt aber noch wesentlich mehr Pseudo-Christen-Gewerkschaften. Beispielsweise die CGM und die hat sich vor einigen Jahren gegen die IG Metall vor Gericht behaupten können.

dagobert

Zeitarbeit in Deutschland - Aktuelle Entwicklungen
Januar 2013
Zitat2007: 13.600 Leihfirmen
2012: 18.500 Leihfirmen
...
Verhältnis VZ/TZ
2007: 95%/5%
2012: 88%/12%
...
Die erzielten Bruttoarbeitsentgelte in der Zeitarbeit sind unterdurchschnittlich.
Unterm Strich keine Überraschungen.

http://statistik.arbeitsagentur.de/cae/servlet/contentblob/244170/publicationFile/119019/Arbeitsmarkt-Deutschland-Zeitarbeit-Aktuelle-Entwicklung-1HJ2010.pdf
"Sie haben die unglaubwürdige Kühnheit, sich mit Deutschland zu verwechseln! Wo doch vielleicht der Augenblick nicht fern ist, da dem deutschen Volke das Letzte daran gelegen sein wird, nicht mit ihnen verwechselt zu werden."
Thomas Mann, 1936

dagobert

Zeitarbeit in Deutschland - Aktuelle Entwicklungen
Juli 2013
Zitat• Die Arbeitnehmerüberlassung ist von hoher Dynamik geprägt: Im zweiten Halbjahr 2012 wurden 481.000 Zeitarbeitsverhältnisse neu abgeschlossen und 658.000 Beschäftigungsverhältnisse beendet.
• Knapp die Hälfte der Leiharbeitsverhältnisse endet nach weniger als drei Monaten.
[...]
2012 betrug die durchschnittliche geschätzte Dauer sozialversicherungspflichtiger Beschäftigungsverhältnisse in der Arbeitnehmerüberlassung 10,3 Monate. Im Durchschnitt über alle anderen Branchen war die Dauer mit 50,6 Monaten rund fünfmal so lang.
[...]
Auch das Risiko, aus sozialversicherungspflichtiger Beschäftigung heraus arbeitslos zu werden ist in der Arbeitnehmerüberlassung überdurchschnittlich hoch (siehe Abbildung 12). Dieses Risiko lag in der Zeitarbeit von Juni 2012 bis Mai 2013 bei durchschnittlich 4,13 Prozent. Es war damit mehr als fünfmal so hoch wie im Schnitt der restlichen Branchen (0,75 Prozent).

http://statistik.arbeitsagentur.de/Statischer-Content/Arbeitsmarktberichte/Arbeitsmarkt-Allgemein/generische-Publikationen/Arbeitsmarkt-Deutschland-Zeitarbeit-Aktuelle-Entwicklung-2HJ2012.pdf
"Sie haben die unglaubwürdige Kühnheit, sich mit Deutschland zu verwechseln! Wo doch vielleicht der Augenblick nicht fern ist, da dem deutschen Volke das Letzte daran gelegen sein wird, nicht mit ihnen verwechselt zu werden."
Thomas Mann, 1936

dagobert

Zeitarbeit in Deutschland - Aktuelle Entwicklungen
Februar 2014


http://statistik.arbeitsagentur.de/Statischer-Content/Arbeitsmarktberichte/Arbeitsmarkt-Allgemein/generische-Publikationen/Arbeitsmarkt-Deutschland-Zeitarbeit-Aktuelle-Entwicklung-1HJ2013.pdf


Das stimmt nach wie vor...
Zitat von: dagobert am 19:38:26 Di. 30.Juli 2013
• Knapp die Hälfte der Leiharbeitsverhältnisse endet nach weniger als drei Monaten.
... und auch sonst hat sich nichts Nennenswertes geändert.
"Sie haben die unglaubwürdige Kühnheit, sich mit Deutschland zu verwechseln! Wo doch vielleicht der Augenblick nicht fern ist, da dem deutschen Volke das Letzte daran gelegen sein wird, nicht mit ihnen verwechselt zu werden."
Thomas Mann, 1936

verzweifelte

Zitat von: dagobert am 14:53:22 Mo. 28.Januar 2013
Zeitarbeit in Deutschland - Aktuelle Entwicklungen
Januar 2013
Zitat2007: 13.600 Leihfirmen
2012: 18.500 Leihfirmen
...
Verhältnis VZ/TZ
2007: 95%/5%
2012: 88%/12%


Hallo Dagobert!
Vielen dank für die Statistik. Mir würde der Vergleich zu 2003 und davor interessieren. Gibt es dazu auch eine Statistik?

dejavu

Klar gibts die.
Z.B. Beschäftigungsdauer:

Deutscher Bundestag Drucksache 14/4220
"Unterrichtung
durch die Bundesregierung
Neunter Bericht der Bundesregierung über Erfahrungen bei der
Anwendung des Arbeitnehmerüberlassungsgesetzes – AÜG –
sowie über die Auswirkungen des Gesetzes zur Bekämpfung der
illegalen Beschäftigung – BillBG "

Tabelle 4: 1996-1999

Deutscher Bundestag Drucksache 15/6008
"Unterrichtung
durch die Bundesregierung
Zehnter Bericht der Bundesregierung über Erfahrungen bei der Anwendung
des Arbeitnehmerüberlassungsgesetzes – AÜG –"

Tabelle 8: 2000-2004
Leiharbeit und Werkvertragsmißbrauch verbieten! Weg mit dem Dreck!

dejavu

Ach übrigens: Der Zwölfte Bericht ist eigentlich überfällig. Er ist geheim und trägt den Untertitel:

Leihbranche macht die Drecksarbeit, Massenentlassungen in der Krise nach der kein Hahn kräht.
Über 200000 innerhalb eines halben Jahres entlassen! Wir sind gut durch die Krise gekommen!
Leiharbeit und Werkvertragsmißbrauch verbieten! Weg mit dem Dreck!

dejavu

Ups, da hat der Druckfehlerteufel zugeschlagen, es hätte natürlich heißen müssen:
Leihbranche macht die Drecksarbeit, Massenentlassungen in der Krise nach denen kein Hahn kräht.
Über 200000 innerhalb eines halben Jahres entlassen! Wir sind gut durch die Krise gekommen!
Leiharbeit und Werkvertragsmißbrauch verbieten! Weg mit dem Dreck!

dagobert

Mal wieder ein bißchen "Statistikkram", wirkliche Überraschungen sind nicht dabei:
ZitatArbeitsmarktberichterstattung, Juli 2014
Der Arbeitsmarkt in Deutschland – Zeitarbeit – Aktuelle Entwicklungen

https://statistik.arbeitsagentur.de/Statischer-Content/Arbeitsmarktberichte/Arbeitsmarkt-Allgemein/generische-Publikationen/Arbeitsmarkt-Deutschland-Zeitarbeit-Aktuelle-Entwicklung.pdf

ZitatZeitarbeit in Deutschland: Hohe Dynamik und kurze Beschäftigungsdauern
http://www.iab.de/194/section.aspx/Publikation/k140702j04
"Sie haben die unglaubwürdige Kühnheit, sich mit Deutschland zu verwechseln! Wo doch vielleicht der Augenblick nicht fern ist, da dem deutschen Volke das Letzte daran gelegen sein wird, nicht mit ihnen verwechselt zu werden."
Thomas Mann, 1936

Kuddel

Flop mit Ansage: Etwas mehr Konkretisierung bei Werkverträgen, der Rest ist Kosmetik
Vor ein paar Tagen hat Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles ihren Referentenentwurf zur stärkeren Regulierung von Werkverträgen (und der Leiharbeit) vorgelegt. Wie schon im Vorfeld vermutet, hält sich der Entwurf penibel an die im Koalitionsvertrag niedergelegten Absprachen. Dazu eine erste Einschätzung. Beitrag von Markus Krüsemann bei annotazioni vom 18. November 2015:

ZitatNeben der Leiharbeit hat sich die Werkvertragsarbeit in den letzen Jahren zunehmend als weiteres Modell des Lohndumpings und der Ausbeutung von Beschäftigten etabliert. Bei einem Werkvertrag handelt es sich um eine vertragliche Vereinbarung, in der sich ein Auftragnehmer zur Herstellung eines individuellen Werks verpflichtet, für das ein Auftraggeber eine Vergütung, den Werklohn zahlt.

Abgesehen von den Solo-Selbstständigen sind die Auftragnehmer meist Fremdfirmen (Subunternehmen), die von Unternehmen beauftragt werden, bestimmte Aufgaben und Dienste für sie zu übernehmen. Die bei den Subunternehmen Beschäftigten werden in der Regel viel geringer entlohnt und arbeiten zu deutlich schlechteren Arbeitsbedingungen – oft sogar Seite an Seite mit den Stammbeschäftigten.

Nachdem Werkvertragsarbeit durch Mißbrauchsfälle und skandalöse Auswüchse wie etwa in der niedersächsischen Fleischindustrie oder in der Werftindustrie immer stärker in die Kritik geraten war, hatte sich die Große Koalition noch vor Beginn ihrer Amtszeit im Koalitionsvertrag darauf verständigt, die gesetzlichen Regularien zum Einsatz von Werkverträgen zu überarbeiten. Wie der jetzt vorliegende Referentenentwurf zeigt, hat das Bundesarbeitsministerium die Vorgaben leider nur eins zu eins aufgegriffen.

Der Rest ist Kosmektik
...
Weiter: http://www.annotazioni.de/post/1789

Fritz Linow

Hier ein durchaus lesenswerter und kritischer Artikel zur Leiharbeit aus einem Regionalblättchen. Die Erkenntnisse sind zwar nicht neu, aber immerhin. Normalerweise schreiben gerade die Provinzblätter der Leiharbeitslobby besonders speichelleckerisch hinterher.

ZitatFür immer verliehen

In Sachsen-Anhalt gibt es mehr als 21000 Leiharbeiter. Ein fester Job springt für die meisten nicht heraus.


Magdeburg l Günther Falk* fühlt sich wie ein Mitarbeiter zweiter Klasse. Bei der Rothenseer Rotorblattfertigung in Magdeburg, einem Tochterunternehmen des Windkraftanlagen-Herstellers Enercon, ist der 47-Jährige seit mehr als vier Jahren als Leiharbeiter beschäftigt. Bis zu 700 Euro im Monat verdient er weniger als Kollegen, die in vergleichbarer Position fest angestellt sind.
Mehr als 3000 Beschäftigte arbeiten bei den sechs Enercon-Tochterfirmen in der Region. Noch im Sommer sagte Volker Ziem, Geschäftsführer der Rothenseer Rotorblattfertigung, dass der Konzern in Magdeburg etwa 700 Leiharbeiter beschäftigt. Zu aktuellen Zahlen wollte sich Ziem gegenüber der Volksstimme allerdings nicht äußern.
Günther Falk sagt, ihm sei schon häufig eine Festanstellung versprochen worden. Doch noch immer sind seine Dienste von dem deutschen Windanlagenbauer nur geliehen. Die Beschäftigung auf Zeit ist für Menschen wie Günther Falk die einzige Alternative zur Arbeitslosigkeit. Eine abgeschlossene Berufsausbildung hat er nicht. Die im Vergleich schlechtere Bezahlung zu Festangestellten nimmt er hin.
In Sachsen-Anhalt ist Falk einer von mehr als 21 300 Leiharbeitern. Laut Bundesagentur für Arbeit sind etwa drei Prozent aller sozialversicherungspflichtig Beschäftigten Leih- oder Zeitarbeiter. Rund 70 Prozent von ihnen sind männlich. Fast die Hälfte aller Zeitarbeitsverhältnisse, so die Agentur, wird in den ersten drei Monaten wieder aufgelöst.
Der ursprünglich angedachte Weg – sich über eine zeitlich befristete Beschäftigung für eine Festanstellung zu empfehlen – verpufft häufig. Vielmehr habe sich eine ,,strategische Nutzung der Leiharbeit" in einigen Branchen etabliert, sagt Detlev Kiel, Chef der Gewerkschaft IG Metall in Magdeburg. Er erklärt: ,,Viele Unternehmen profitieren von Leiharbeitern. Die Beschäftigten machen das Gleiche wie die Stammbelegschaft, sind dauerhaft im Betrieb, werden schlechter bezahlt und können von heute auf morgen vor die Tür gesetzt werden."

Leiharbeitsagenturen verdienen gutes Geld

Auch für Roman Müller* sollte der Weg über die Zeitarbeitsagentur ein Sprungbrett in eine Festanstellung sein. 2009 fing er bei einer Enercon-Tochterfirma in Magdeburg an. Heute, sechs Jahre später, ist er noch immer dort als Leiharbeiter beschäftigt. ,,Die Arbeit gefällt mir sehr gut. Der Lohnunterschied ist der einzige Wermutstropfen", sagt der 32-Jährige. Aussicht auf einen festen Vertrag bestehe derzeit nicht. Im Gegenteil: ,,Die Angst, dass man gesagt bekommt, man brauche nicht mehr wiederzukommen, schwingt immer mit."
Wie viel Geld Zeitarbeiter verdienen, wenn sie nicht in einer Entleihfirma arbeiten, muss im Arbeitsvertrag mit der Verleihfirma stehen. Das Gehalt darf nicht niedriger sein als die in der Leiharbeit geltenden Untergrenzen (derzeit 8,80 Euro im Westen und 8,20 Euro im Osten). Mit der Verleihfirma besteht ein unbefristetes Arbeitsverhältnis.
In Sachsen-Anhalt beherrschen Randstadt und Adecco den Markt. Die beiden Verleiher vermitteln ihr Personal an jeweils etwa 1000 Unternehmen im Land. ,,Die Dauer der Einsätze unserer Mitarbeiter variiert je nach Bedarf des Kunden", sagt Thomas Bäumer, Geschäftsführer bei Adecco. Das können Tage, Monate, aber auch Jahre sein. ,,Diesen flexiblen Zugriff nutzen viele Unternehmen, wenn sie größere Aufträge, Urlaubszeiten oder andere personelle Engpässe haben", erklärt Bäumer, der gleichzeitig auch Vizepräsident des Bundesarbeitgeberverbandes der Personaldienstleister (BAP) ist.
Laut firmeneigener Statistik kann Zeitarbeit durchaus zu einer festen Anstellung führen: ,,Viele unserer Kunden übernehmen Beschäftigte, die sich bewährt haben", sagt Bäumer. Etwa ein Drittel der Mitarbeiter von Adecco und Randstadt werden, so die Agenturen, noch im ersten Jahr ihrer Zeitarbeit in ein festes Arbeitsverhältnis übernommen. Eine Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung stellte allerdings vor zwei Jahren fest, dass nur weniger als jeder zehnte Leiharbeiter in ein festes Arbeitsverhältnis übernommen werde.
Bei der MKM Mansfelder Kupfer- und Messing GmbH in Hettstedt (Landkreis Mansfeld-Südharz) bekommen Zeitarbeiter automatisch einen festen Vertrag, die länger als zwölf Monate bei dem Kupferlieferanten beschäftigt sind. MKM setzt bei mehr als 1000 Beschäftigten bis zu 70 Zeitarbeiter ein, um Auftragsspitzen flexibel abdecken zu können, so ein Sprecher.
Bei Festanstellungen fließt Ablöse
Unternehmen müssen die Personalverleiher teilweise sogar dafür entschädigen und eine Ablösesumme für den Leiharbeiter zahlen. ,,Diese Abschlagszahlung kann bis zu einem halben Jahresgehalt betragen und hängt von der Qualifikation des Mitarbeiters ab", so ein Branchenkenner.
* Namen von der Redaktion geändert
http://www.volksstimme.de/sachsen-anhalt/20151216/zeitarbeit-fuer-immer-verliehen

Fritz Linow

2014:

Leiharbeitnehmer/innen insgesamt                                          823.834


Verkehr, Logistik                                                                       169.578
Metallerzeugung u. -bearbeitung, Metallbau                            127.198
Übrige Berufe (Rohstoffgewinnung, Produktion, Fertigung)     93.821
Maschinen- und Fahrzeugtechnikberufe                                  70.657
Unternehmensorganisation, Buchhaltung, Recht, Verwaltung 70.107
Gesundheit, Soziales, Lehre u. Erziehung                               49.792
Mechatronik-, Energie- u. Elektroberufe                                   48.677
Kaufm. Dienstleistungen, Handel, Vertrieb, Tourismus             44.841
Bau, Architektur, Vermessung, Gebäudetechnik                       36.821
Führer von Fahrzeug- u. Transportgeräten                               30.472
Lebensmittelherstellung u. -verarbeitung                                  28.531
Naturwissenschaft, Geografie, Informatik                                 17.311
Reinigungsberufe                                                                      16.648
Geisteswissenschaften, Kultur, Gestaltung                               11.090
Land-, Forst-, Tierwirtschaft, Gartenbau                                    4.391
Schutz-, Sicherheits-, Überwachungsberufe                             3.853

Quelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit (2015b)

Fritz Linow

Gehört auch zur Entwicklung der Leiharbeit:

Seit 2008 kann man den Beruf des Sklavenhändlers lernen.

Auf der Höllenseite http://www.alle-achtung.info/ wird der ganze Rotz näher vorgestellt. Besonders gruselig ist der Propagandafilm ,,Alle Achtung". Eine Sickergrube voller Klärschlamm und Schwermetallen ist dagegen Kindergarten.

Die Sklavenhändler von morgen werden an diesen Berufsschulen ausgebildet:

http://www.alle-achtung.info/uploads/tx_q4uauthor/aktuell_PDK-Layout_Berufsschulen_02.pdf

Hoffentlich werden diese Hackfressen in der großen Pause von den anderen schön verhauen!

Fritz Linow

ZitatBereits am 1. Dezember 2015 trat die Zweite Verordnung zur Änderung der Arbeitnehmerüberlassungserlaubnis-Kostenverordnung in Kraft. Mit der Verordnung wurden die Gebühren für die Erteilung einer Erlaubnis zur Arbeitnehmerüberlassung erstmalig nach über zwölf Jahren erhöht (befristete Erlaubnis bisher 750 €, künftig 1.000 €; unbefristete Erlaubnis bisher 2.000 €, künftig 2.500 €). Mit den höheren Gebühren soll eine qualitativ hochwertige Kontrolle der Verleiher durch die Bundesagentur für Arbeit sichergestellt werden.
http://www.bmas.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2015/das-aendert-sich-im-neuen-jahr-2016.html

Diese erhöhten Gebühren werden sicherlich viele angehende Sklavenhändler davon abhalten, eine Klitsche aufzumachen, und mit den vielen zusätzlichen Geldern funktioniert die Kontrolle auch besser. Schon klar.

Fritz Linow

In der Lünendonkanalyse zur Zeitarbeit 2014 stehen mal wieder die 25 besten Sklavenhändler. Aber nicht nur das:
Zitat
Durchschnittlich sind allein mehr als 58 Prozent der Zeitarbeitnehmer der von Lünendonk analysierten Zeitarbeitsunternehmen in Unternehmen eingesetzt, in denen die Branchenzuschlagstarife für die Metall und Elektroindustrie gelten.

Das wären 477824 Leiharbeiter (insgesamt 823834). Quelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit (2015b)

Zitat,,Bei dieser Gruppe greift in 67,7 Prozent der Fälle die Deckelung der Zuschläge. Das heißt, die Zeitarbeitnehmer erreichen im Laufe des Einsatzes das definierte Niveau der Vergleichslöhne vor Erreichen der höchsten Zuschlagsstufe", erläutert Ali Deveci, Junior Consultant bei Lünendonk.

323486 Leiharbeiter erhalten demnach eventuell mal das, was nach Equal Pay riecht, vorzugsweise vor der Kündigung. Das sind 39 Prozent.
Und nun folgt die kühne Schlussfolgerung des Junior Consultant:

Zitat ,,Es wird deutlich, dass die Branchenzuschlagstarife dem Equal Pay Gedanken in der Praxis schon sehr nahe kommen", so Deveci weiter.

Noch unglaubwürdiger wird diese These, wenn man nicht nur die von Lünendonk analysierten Klitschen zum Maßstab nimmt, sondern die tatsächlich im Zuschlagsbereich eingesetzten Leiharbeiter: 

Metallerzeugung u. -bearbeitung, Metallbau 127.198
Maschinen- und Fahrzeugtechnikberufe       70.657
Mechatronik-, Energie- u. Elektroberufe        48.677
Übrige Berufe (Rohstoffgewinnung, Produktion, Fertigung)93.821


Gesamt 340353

Nach dieser Rechnung erhalten lediglich 28 Prozent den Geruch von gleicher Bezahlung. Der Equal Pay Gedanke tendiert eher nach unten als nach oben.

Die kostenlose Lünendonkanalyse gibt es hier:
http://luenendonk-shop.de/out/pictures/0/lue_za_pi_und_liste_f010615_fl.pdf

Die volle Dröhnung ist für 1750,- im praktischen PDF-Format zu haben.

Fritz Linow

Nach einer Statistikbereinigung sieht die Zahl der Leiharbeiter noch viel heftiger aus:
Zitat
Im Jahresdurchschnitt 2014 gab es rund 900.000 Leiharbeiter, über 40.000 mehr als bisher angenommen (...)
Im gleitenden Jahresdurchschnitt des Jahres 2015 (Juli 2014 bis Juni 2015) arbeiteten etwa 920.000 Menschen in Deutschland als Leiharbeiter – damit wird der bisherige Höchststand des Jahres 2011 übertroffen.
http://www.o-ton-arbeitsmarkt.de/o-ton-news/statistikaenderung-enthuellt-mehr-leiharbeiter-als-angenommen-tendenz-steigend

Den ganzen Statistikspaß gibt es hier:

http://statistik.arbeitsagentur.de/Statischer-Content/Grundlagen/Methodenberichte/Beschaeftigungsstatistik/Generische-Publikationen/Methodenbericht-Beschaeftigungsstatistik-Statistik-zur-Arbeitnehmerueberlassung-auf-Basis-des-Meldeverfahrens-zur-Sozialversicherung.pdf

Kuddel

ZitatDer Versuch, Leiharbeit zu begrenzen und Werkvertragsarbeit einzuhegen, ist gescheitert


Diskriminierende Tarifverträge jetzt kündigen - Equal Pay für Leiharbeiter!"... Zwar nicht Lob, aber doch so etwas wie Zustimmung kam auch von zumindest einem Teil der Gewerkschaften. Dass die "Ko-Manager" der IG BCE den Kotau der Ministerin abnicken, war ja noch zu erwarten. Dass der IG Metall-Vorsitzende Hoffmann von einem ,,Minimalkompromiss" spricht, vielleicht auch. Warum er aber begrüßt, dass die tariflichen Regelungen seiner Gewerkschaft mit Anpassungen fortgeführt werden können, ist schwer zu verstehen. Es liegt natürlich in der Verbandslogik, dass ihm die Jacke der eigenen, eher exklusiven Verhandlungslösungen, auf die er hier anspielt, näher ist als der Rock eines allgemeinen Schutzes von Leiharbeitskräften und Werkvertraglern vor Ausbeutung und Lohndumping, aber eine der DGB-Kritik vergleichbare Stellungnahme hätte man trotz allem erwartet..." Aus der hervorragenden Bewertungvon Markus Krüsemann in unserem Dossier samt der gewerkschaftlichen Stellungnahmen und unserem Kommentar: Es funktioniert wie beim Mindestlohn: Was das Kapital angreift (oder ihm weh zu tun droht), mutiert von Scheisse zum verteidigenswerten Gold...
http://www.labournet.de/?p=81850

dagobert

Eine neue Ausgabe der AfA-Statistik zur Leiharbeit liegt vor.
Beim ersten überfliegen hab ich nichts gefunden, was mich überrascht hätte, weder im Positiven noch im Negativen.
ZitatIm Juni 2015 waren 961.000 Leiharbeitnehmer in Deutschland entweder sozialversicherungspflichtig oder ausschließlich geringfügig beschäftigt (Abbildung 4). Im Vergleich zum Vorjahr konnte ein Anstieg der Zeitarbeitnehmer von 49.000 (+5 Prozent) verzeichnet werden.
ZitatDen 663.000 im ersten Halbjahr 2015 neu abgeschlossenen Zeitarbeitsverhältnissen stehen 585.000 beendete Leiharbeitsverhältnisse gegenüber; das sind 1 Prozent mehr als im Vorjahr und fast 5 Prozent mehr als im 1. Halbjahr 2013.


http://statistik.arbeitsagentur.de/Statischer-Content/Arbeitsmarktberichte/Branchen-Berufe/generische-Publikationen/Arbeitsmarkt-Deutschland-Zeitarbeit-Aktuelle-Entwicklung.pdf
"Sie haben die unglaubwürdige Kühnheit, sich mit Deutschland zu verwechseln! Wo doch vielleicht der Augenblick nicht fern ist, da dem deutschen Volke das Letzte daran gelegen sein wird, nicht mit ihnen verwechselt zu werden."
Thomas Mann, 1936

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