Politische Bücher

Begonnen von admin, 16:08:26 Mi. 30.Mai 2012

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admin

Die letzten Jahrzehnte waren Zeiten der Entpolitisierung.
Die wachsenden sozialen Probleme und Spannungen von heute haben diese Entwicklung beendet. Man beginnt sich wieder Gedanken um Zusammenhänge zu machen und diskutiert zunehmend politisch.

Es macht Sinn Erfahrungen und politische Analysen anderer sich anzusehen, um sich selbst ein besseres Bild von den Verhältnissen machen zu können. Vielleicht taugt es gar als Handwerkszeug die Zustände nicht nur besser begreifen, sondern auch angreifen zu können.

In dieser Rubrik sollen also Bücher vorgestellt werden, die Relevanz haben für die Auseinandersetzung mit den herrschenden Verhältnissen.

admin

"... Kathrin Hartmann [hat] einen der ehrlichsten und bedeutendsten Beiträge zur Gesellschaftsdebatte geliefert, die wir in den vergangenen zehn Jahren lesen durften."

Ulrich Brömmling, Süddeutsche Zeitung (05.05.2012)


Zitat"Die Reichen sind die wahren Sozialschmarotzer"

Gespräch mit Kathrin Hartmann über Hartz IV, Super-Gentrifizierung und die Politik der Tafeln



Kathrin Hartmann. Foto: Stefanie Füssenich

Die zunehmende Rücknahme der zivilisatorischen Elemente in der ausgereiften bürgerlichen Gesellschaft schildert Kathrin Hartmann in ihrem Buch Wir müssen leider draussen bleiben. Ein Gespräch mit der Autorin.

"Entsolidarisierung"

Ihr Buch handelt einerseits von der umfassenden Dehumanisierung der Gesellschaft: Die Menschen müssen sich immer mehr den Erfordernissen der Wirtschaft unterordnen, werden also zunehmend auf den homo oeconomicus reduziert und der Großteil der Leute auf ihre ökonomische Teilfunktion als Arbeitskraft und also Profit-Quelle für das Wirtschaftswachstum degradiert. Fällt man aus diesem Prozess heraus, kommen nach kurzer Zeit massive soziale Ausschließungsmechanismen zum Tragen. Andererseits beschäftigen Sie sich mit der Durchsetzung des bürgerlichen Menschen- und Weltbildes in sämtliche gesellschaftliche Bereiche: Elitenbildung, den Neoliberalismus in der Politik, Gentrifizierung etcetera. Wie hängen diese beiden thematischen Komplexe zusammen?

Kathrin Hartmann: Sie bedingen einander. Beides ist Ergebnis einer jahrelangen neoliberalen Politik, deren Opfer in irgendeiner Form wir alle sind. Sogar die Oberschicht, auch wenn sie dies nicht glauben mag.

Inwiefern?


Kathrin Hartmann: Der Neoliberalismus ist uns als Chance, als Gelegenheit für mehr Eigenverantwortung verkauft worden, stellt aber in Wahrheit eine Kampfansage dar: Die Menschen wurden zu Konkurrenten gemacht und in den Wettbewerb geschickt. In diesem Wettbewerb gibt es Gewinner und Verlierer. Und da gibt es glasklar ökonomische Verlierer, die neuen Armen und Langzeitarbeitslosen.

Die Oberschicht wiederum leidet an Status-Panik. Auch unter den Reichen gibt es nämlich einen Wettbewerb um die Zugehörigkeit zu ihrem exklusiven Club. Also selbst unter denen, die materiell ausgesorgt haben, ist es keineswegs so, dass sie glücklich sind. Dazwischen gibt es die Mittelschicht, die zunehmend vom Abstieg bedroht ist und aus diesem Grund immer ängstlicher wird. Doch anstatt sich mit den Krisenopfern zu solidarisieren, tritt die Mittelschicht nach unten und orientiert sich nach oben. Dies aus der völlig irrigen Annahme, dass sie eher zur Elite gehört, von denen sie sehr viel mehr Geld und Besitz trennt als von der Unterschicht.

Je kleiner die gesellschaftlichen Unterschiede, umso größer das Bedürfnis, sich nach unten abzugrenzen. Das ist natürlich fatal, denn damit unterstützt die Mittelschicht alle politische Entscheidungen, die ihr selbst schaden. Tatsächlich ist durch diesen Wettbewerb eine Entsolidarisierung entstanden, die durch die ganze Gesellschaft geht.

"Super-Gentrifizierung"

Wo zeigt sich diese Entwicklung besonders augenfällig?


Kathrin Hartmann: Ein Beispiel ist etwa die Gentrifizierung. Das Wort ist zwar schon ziemlich abgenutzt, weil das in den Medien fast nur noch als Lifestyle-Krieg der Latte-Macchiatto-Trinker und Bugaboo-Mütter belächelt wird. Tatsächlich steckt dahinter eine von Wirtschaft und Politik betriebene Aufwertungsstrategie einzelner Stadtviertel: Die Kommunen haben kein Geld mehr für soziale Stadtgestaltung und setzen deswegen einfach darauf, dass sich die ökonomischen Aufwertungsprozesse ausweiten.

Die nächste Stufe, die man zur Zeit in Berlin gut beobachten kann, ist nach der Gentrifizierung die Super-Gentrifizierung, in der die Mittelschicht von den richtig Reichen verdrängt wird, die dann in ihren Reichenenklaven mitten in der Innenstadt unter sich bleiben wollen. Die Armen werden aus den Vierteln vertrieben und es entsteht in der Stadt ein konsum- und investorenfreundliches Umfeld, an dem die Wirtschaftselite viel Geld verdient.

Inwiefern profitiert die Wirtschaft von der Armut?

Kathrin Hartmann: In einem Land wie Deutschland ist die Armut kein Schicksal, sondern entsteht, weil zuvor die Arbeitnehmerrechte zu Gunsten der Wirtschaftselite ausgehöhlt worden sind: Die sozialversicherte Arbeit ist zerstört worden und je weniger man für Arbeit bezahlen muss, umso mehr Profit wird gemacht. Das alles wird nebenbei von den Steuerzahlern finanziert - etwa für Subventionen, Steuererleichterungen und die Zahlung von Hartz IV-Regelsätzen für Berufstätige, die nicht von ihrem Lohn leben können. So bezahlen die Arbeitnehmer für den Abbau ihrer eigenen Rechte, damit die Shareholder dann alles, was die anderen geleistet und erarbeitet haben unter sich aufteilen können.

Welche Rolle spielt in diesem Prozess die Hartz IV-Gesetzgebung?

Kathrin Hartmann: Hartz IV ist nicht einfach nur eine Sozial- und Arbeitsmarkt-Reform, sondern auch ein breit angelegtes, explizites Diffamierungsprogramm. Es ist damals unter Ausschluss der Öffentlichkeit unter der Mithilfe von McKinsey, Daimler, der Bertelsmann-Stiftung etcetera ohne jede demokratische Legitimation beschlossen worden. Es wurde im Interesse der Wirtschafts-Elite von Anfang an mit einer umfassenden Diskriminierungskampagne gegen Arbeitslose durchgesetzt. Man denke etwa an Gerhard Schröders "Kein-Recht-Auf-Faulheit"-Rede und an das Wolfgang Clement-Papier, in dem Sozialfälle mit Parasiten verglichen wurden.

Wenn man diese Diskriminierungen nicht explizit wiederholt hätte, wenn es nicht von Anfang an einen "Schuldigen" gegeben hätte - nämlich den faulen Arbeitslosen, den Sozialschmarotzer, der sich auf unsere Kosten angeblich ein schönes Leben macht -, wären diese Reformen vermutlich nicht durchsetzbar gewesen. Gerechtigkeit ist durch den Begriff der "Leistungsgerechtigkeit" ersetzt worden - heißt, dass nur der Ansprüch hat, der "leistet".

"Die Reichen leben sehr entrückt"

Während gesellschaftlich der Anteil der Arbeit als Quelle des Volksvermögens sinkt nimmt der Anteil aus Kapitalvermögen zu. Letzteres wird auch im Vergleich steuerlich begünstigt. Gleichwohl glauben die Reichen ausgerechnet vom Staat und den Armen über den Tisch gezogen zu werden. Haben Sie eine Erklärung dafür?

Kathrin Hartmann: Tatsächlich sind es zunehmend die Wohlhabenden, die sich um ihren "gerechten" Anteil betrogen fühlen. Ich frage mich, ob die das tatsächlich glauben oder ob das nicht nur eine Strategie ist, damit auf keinen Fall ihr Reichtum in Frage gestellt wird. Wenn man sich ansieht, was uns die Rettung der Banken kostet, von der die Reichen genauso profitieren, weil damit auch ihre Einlagen abgesichert wurden und dazu zählt, wie viel Geld der Allgemeinheit durch großzügige Steuergeschenke an Reiche und Unternehmen und durch Steueroasen flöten geht, dann kommen schließlich einige hundert Milliarden Euro zusammen.

Im Vergleich dazu sind die Kosten für Hartz IV ein Witz. Deshalb ist der Sozialschmarotzervorwurf gegen die Armen lächerlich - die Reichen sind die wahren Sozialschmarotzer. Anstrengungsloser Wohlstand, wie ihn einmal Westerwelle den Armen unterstellte, gibt es nur für die Reichen. Nach der Finanzkrise haben die Reichen dieser Welt ihr Vermögen sogar noch um 20 Prozent steigern können.

Dass diese kein Interesse haben am Pranger zu stehen und ihre Privilegien aufzugeben ist doch klar. Andererseits leben die Reichen sehr entrückt von dieser Gesellschaft und bleiben unter sich, so dass es schon sein kann, dass sie ihrer eigenen Propaganda glauben. Da sie selber in den Kriterien der herrschenden Wirtschaftsideologie denken, sind sie wahrscheinlich auch davon überzeugt, dass sie "Leistungsträger" wären und dass sie nicht nur ihren Reichtum selbst erwirtschaftet haben, sondern dass es außerdem gut für das Land ist, wenn sie reich sind.
   

"Entwertung der Menschen"

Sie haben für Ihr Buch auch in der Unterschicht recherchiert. Stimmt das öffentliche Bild von den versoffenen und faulen Hartz IV-Beziehern?


Kathrin Hartmann: Mir ist dieses Klischee bei meinen Recherchen in Sozialkaufhäusern und bei den Tafeln nicht begegnet. Ich habe nur Leute kennen gelernt, die arbeiten gehen wollen und von dieser Arbeit leben können möchten. Und die alles dafür tun, einen regulären Job zu bekommen. Erfolglos meistens, denn von diesen Jobs gibt es ja kaum mehr welche.

Mag sein, dass es diese Phänomene in sogenannten sozialen Brennpunkten gibt, aber das was ich kennen gelernt habe, hat damit nichts zu tun. Außerdem verstehe ich nicht, warum man sich ausschließlich über diese Leute empört und nicht darüber, dass man sie so sehr ausgrenzt und in eine solche demütigende und verzweifelte Situation bringt. Alkoholismus ist eine Krankheit und kein Verbrechen.

Natürlich gibt es eine Menge Leute die unter Depressionen leiden und bestimmt einige, die alkoholkrank sind. Aber dass man ihnen das als Laster zum Vorwurf macht und dabei bereits biologistisch argumentiert, ihnen also unterstellt, es läge in ihrer verkommenen Natur, das wenige Geld, das sie vom Staat bekommen zu versaufen, ist eine Frechheit und stellt auch eine Entwertung dieser Menschen dar.

Sie plädieren dafür, die Armut der Menschen nicht nur anhand der ökonomischer Daten zu interpretieren, sondern in ein umfassenderes Armutskonzept einzubinden. Können Sie uns mehr darüber erzählen?


Kathrin Hartmann: Ich glaube, dass Armut weltweit ähnliche Ursachen und jeweils ein anderes Gesicht hat. Armut ist global zu denken und kann auch nicht nur in Zahlen und Daten gefasst werden. Indem man Menschen in ökonomische Eckdaten presst, anonymisiert man sie und macht sie passiv. Arm sind die Leute nicht nur, weil sie extrem wenig Geld haben, sondern auch weil sie in unserer Konsumgesellschaft nicht mehr mithalten können. Sie haben nichts mehr zu melden und melden sich tatsächlich nicht mehr, weil sie dann permanent mit Vorwürfen und Verachtung konfrontiert werden. Man redet über sie und nicht mit ihnen.

Sie sind nach Bangladesch gereist und haben dort existentielle Armut gesehen. Wo ist der Unterschied?


Kathrin Hartmann: Ich war für das Buch auch einen Monat in Bangladesch, eine der ärmsten Länder der Welt. Ich habe dort festgestellt, dass wir im reichen Westen auch von der Armut in armen Ländern eine völlig falsche Vorstellung haben. Das sind keine Leute, die darauf warten, dass der weiße Mann ihnen einen Brunnen baut. Ich habe dort eine Menge Leute kennen gelernt, die extrem aktiv, politisch engagiert sind und die ganz genau wissen, wie sie ihr Leben bestreiten wollen.

Das ist der Unterschied zur Armut in Deutschland: Die Leute dort werden für ihre Armut nicht verachtet und haben ganz andere Pläne, wie Armut bekämpft werden soll. Die Idee der Mikrokredite und auch Social Business, die hier so anerkannt sind, stoßen vor Ort bei den Armen auf wenig Begeisterung - im Gegenteil leiden sie unter der Ökonomisierung der Armutsbekämpfung. Armut ist aber nicht nur materiell: Ich fand teilweise das, was mir arme Leute in München erzählt haben, deprimierender als das, was mir von Leuten aus Bangladesch berichtet wurde.

Wie meinen Sie das?

Kathrin Hartmann: Die Hartz IV-Bezieher, die ich gesprochen habe, waren von morgens bis abends damit beschäftigt, den Befehlen des Amtes Folge zu leisten und hatten alle Angst: Ich habe jemanden getroffen, der auf dem Amt erzählt hat, dass er anschließend für seine kranke Mutter einkaufen geht. Worauf der Mann im Amt sofort konterte: "Was, sie gehen zu ihrer Mutter essen? Das müssen wir ihnen dann aber abziehen."

Man ist also auf Schritt und Tritt vom Amt verfolgt, das alles gegen die Bezieher auslegt. Die werden regelrecht kriminalisiert, ein perfides Menschenbild bestimmt Hartz IV. Also stellt Armut in Deutschland nicht nur den Mangel an Geld und an Handlungsmöglichkeiten dar, sondern auch einen Mangel an Anerkennung und an Respekt.

Arme werden stigmatisiert. Wenn man hier den Job verliert, das haben viele erzählt, dauert es vielleicht ein Jahr und dann hat man die Wohnung verloren, hat keine Freunde mehr und ist einfach draußen. Dieses Ausgegrenzt-Sein ist der Unterschied zwischen Armut in reichen und armen Ländern, obwohl die Ursachen strukturell die gleichen sind. Aber in Bangladesch habe ich beobachtet: Sobald die Ökonomisierung zum Beispiel in Gestalt von Mikrokrediten ins Spiel kommt, hört die Solidarisierung bald auf. Die Ökonomisierung spielt die Leute gegeneinander aus, es schickt sie in einen Wettbewerb. Wenn Respekt und Anerkennung an ökonomische Verwertbarkeit geknüpft wird, hat das für eine Gesellschaft fatale Folgen.



Der neoliberale Theoretiker Friedrich August von Hayek hat über den Kapitalismus, also einem Wirtschaftssystem, das auf Sachzwänge und Eigengesetzlichkeiten beruht, gesagt, von diesem Gerechtigkeit zu fordern, wäre in etwa so sinnvoll wie der Ruf nach einem gerechten Luftdruck. In der öffentlichen Debatte wird jedoch vor allem die Gier der Reichen, Mächtigen und Konzerne beklagt. Ist es möglich, dass hier Herr Hayek mehr recht hat als Sandra Maischberger?

Kathrin Hartmann: Na klar! Die Forderung, die Wirtschaft sollte selber Verantwortung zeigen und die Banker sollen nicht so gierig sein, ist Blödsinn. Natürlich bereichern sich Manager auf unsere Kosten, aber wenn die Politik diese Form des Wirtschaftens in ein gesetzliches Fundament gegossen hat, kann man den einzelnen Banker nicht zum Vorwurf machen, dass er seinen Job innerhalb des Systems macht. Das ist völlig lächerlich. Man muss sich doch viel eher fragen, warum ausgerechnet die Politiker wie Peer Steinbrück und Franz Müntefering, die die Liberalisierung des Finanzmarktes und der Wirtschaft vorangetrieben und durchgesetzt haben, von den Heuschrecken und der Privatgier reden.

"Ausschluss der Armen aus der Konsumgesellschaft"

Sie üben in Ihrem Buch scharfe Kritik an den Tafeln. Warum?

Kathrin Hartmann: Weil sie das System stabilisieren. Die Tafeln sammeln übriggebliebenes Essen von Supermärkten, das sonst weggeschmissen werden würde und verteilen es an die Bedürftigen. Das klingt zwar super, weil es so pragmatisch daherkommt: Man nimmt Nahrungsmittel, die ansonsten entsorgt würden und gibt es an Leute, die nichts haben.

Tatsächlich zeigt es aber sehr deutlich den Ausschluss der Armen aus unserer Konsumgesellschaft, denn für die Armen bleiben nur noch die sprichwörtlichen Brosamen übrig. Und es suggeriert, dass man gegen Armut in diesem Land nichts mehr zu machen braucht, weil die Armen über die Tafeln aufgefangen würden.

Zwar sind die Tafeln für die Leute hilfreich, der Skandal aber liegt darin, dass es überhaupt solche Tafeln in einem reichen Land wie Deutschland geben muss. Sollen Arme im Ernst dankbar dafür sein, dass sie mit Müll abgefüttert werden?

"Die gesellschaftlichen Verhältnisse wiederholen sich"

Ich habe auch gehört, dass sich bei den ehrenamtlichen Tafelmitarbeitern so etwas wie ein Uschi-Glas-Effekt einstellen würde...

Kathrin Hartmann: Ich habe bei den Tafeln zum ersten Mal die tiefe Kluft zwischen Reich und Arm an einem Ort gesehen. Einmal habe ich beobachtet, wie eine der Tafelvorderern ganz selbstverständlich mit einem schwarz glänzenden Oberklassewagen an der Schlange Bedürftiger vorbei auf den Parkplatz gefahren ist, um dann Lebensmittel zu verteilen. Dieses Bild hat mich wirklich schockiert. Die gesellschaftlichen Verhältnisse wiederholen sich an der Tafel: Es gibt die Reichen, die geben und es gibt die Armen, die nehmen. Das ist wie im 19. Jahrhundert.

Dafür wird das Charity-Business von der Politik sogar gelobt und unterstützt, was einer Bankrotterklärung gleichkommt. Die Tafeln arbeiten außerdem Hand in Hand mit Wirtschaftsunternehmen zusammen, die durch ihre Produktionsweise für Armut ursächlich verantwortlich sind. Man nehme zum Beispiel die Supermarktketten, die ausschließlich davon profitieren, dass in armen Ländern zu entsetzlichen Bedingungen Lebensmittel hergestellt werden: Statistisch gesehen werden in der Lebensmittelbranche die zweithäufigsten Menschenrechtsverletzungen begangen.

Wie hängt das zusammen?

Kathrin Hartmann: Diese Handelsketten und Lebensmittelkonzerne haben als Unterstützer der Tafel-Bewegung alle ein Interesse, dass dieses System so bleibt wie es ist, denn der Überschuss bekommt dort einen Sinn. Die Tafeln, die anfangs obendrein sogar von McKinsey beraten wurden, verdecken so aber die Ursachen der Armut.

Überdies wird an den Tafeln die Armut moralisiert und individualisiert: Denn auch dort werden die Armen in gute und unschuldige Arme und die schlechten, gierigen Armen aufgeteilt. Hoch in der Gunst der Ehrenamtlichen stehen meistens die Alleinerziehenden und die Rentner, also die, welche scheinbar am wenigsten für ihre Armut verantwortlich zu machen sind.

Das heißt, die Tafeln sind gar nicht so gerecht, wie man meint?


Kathrin Hartmann: Es hat nicht jeder Arme Zugang zu den Tafeln. Die Kapazitäten sind begrenzt. In Deutschland sind rund sieben Millionen Menschen von Armut betroffen. Aber nur eine Million hat Zugang zur Tafel. Das heißt, deutschlandweit decken die Tafeln weniger als zehn Prozent der Bedürftigen ab.

Außerdem gibt es nur so viele Lebensmittel wie eben gerade da sind - man kann sich nicht drauf verlassen, dass die Tüte voll wird. Für die Betroffenen ist das schrecklich, denn sie verlassen sich ja auf die Hilfe der Tafel, sie sind abhängig davon. Aber Ansprüche stellen kann dort keiner. Auf Almosen gibt es keinen Rechtsanspruch.

Also nicht jeder, der arm ist, kann einfach zur Tafel?


Kathrin Hartmann: Nein. Für die Tafeln braucht man einen Berechtigungsausweis, den muss man sich dann um den Hals hängen. Man muss zuerst seine Bedürftigkeit nachweisen, dann entscheiden die Tafeln, wen sie aufnehmen wollen. Außerdem muss man sich abmelden, wenn man einmal nicht kommen kann. Sonst kann man seine Zugangsberechtigung verlieren. Das Ganze ist von vorn bis hinten demütigend.

Einer meiner Protagonisten hat mir von einem besonders hässlichen Fall an einer Tafel in einer mittelgroßen Stadt in Bayern erzählt: Dort hat sein Bekannter einmal seine Lebensmittel von der Tafel an Tafel-Nutzer verteilt, die nicht so viel abbekommen haben wie er. Daraufhin hat er seine Zugangsberechtigung verloren, er ist rausgeworfen worden. Bei den Tafeln ist schließlich klar aufgeteilt, wer gibt und wer nimmt.
http://www.heise.de/tp/artikel/36/36823/1.html

Tante Maria

Super Tipp! Werde mir das Buch kaufen .  ;)Mir fällt nur leider allgemein auf das immer mehr Journalisten sich die Themen , ob Hartz4 , Sozialabbau, Prekäre Jobs u.s.w zu ihren eigenen Nutzen machen. Klar die müssen ja auch Geld verdienen. :D Die Verdienen  ihr Geld mit den korrupten System (Politik,Wirtschaft, Banken)

So schließt sich der Kreis wieder in diesen System  

Vielleicht sollte ich auch einmal ein Buch schreiben?  ;D Fragt sich nur wann bald das System zusammen bricht.?

xyu

ich gebe mal herein: "kommunismus. kleine geschichte wie alles anders wird" von bini adamczak, hier (am besten woanders wohl):  http://www.amazon.de/gp/product/3897714302?ie=UTF8&tag=systemausfall&linkCode=as2&camp=1638&creative=6742&creativeASIN=3897714302 zu kaufen, hier: http://riotpropa.blogsport.de/2006/08/27/48/ anzuhören. ursprünglich war geplant, dem buch den programmatischen titel "kommunismus für kinder" (im sinne möglichst einfach verständlicher inhaltsvermittlung) zu geben. ein neueres buch derselben autorin ist "gestern. morgen", "http://www.edition-assemblage.de/bini-adamczak-gestern-morgen/", worin es u.a. um die auslieferung kommunistischer genossInnen durch stalin an nazideutschland bis 1941 geht. 
und hier "Das Kapital" Band 1: http://www.mlwerke.de/me/me23/me23_000.htm ,und zwar weil es die grundstrtuktur der auch noch heutage wirkenden kategorien (im mittelpunkt die lohnarbeit) bemennt [die es revolutionär aufzuheben gilt] Fortsetzung findet sich unter: http://marxists.org/deutsch/archiv/marx-engels/index.htm

Rudolf Rocker

Perspektiven Autonomer Politik

ISBN: 978-3-89771-500-4

Eivisskat

Zitat von: admin am 16:22:10 Mi. 30.Mai 2012
"... Kathrin Hartmann [hat] einen der ehrlichsten und bedeutendsten Beiträge zur Gesellschaftsdebatte geliefert, die wir in den vergangenen zehn Jahren lesen durften."

Ulrich Brömmling, Süddeutsche Zeitung (05.05.2012)








Interview mit der Autorin als Audio:


http://ondemand-mp3.dradio.de/file/dradio/2012/08/19/dlf_20120819_1330_ea173300.mp3


http://ondemand-mp3.dradio.de/file/dradio/2012/08/19/dlf_20120819_1410_9a41dd55.mp3


Tiefrot

ScheiXX Rechteapostel !!!  kotz
Hab das Interview erstmal übern Schneidetisch jagen müssen, bis es mal halbwegs geniessbar war !  X(
Denke dran: Arbeiten gehen ist ein Deal !
Seht in den Lohnspiegel, und geht nicht drunter !

Wie bekommt man Milllionen von Deutschen zum Protest auf die Straße ?
Verbietet die BILD und schaltet Facebook ab !

admin

Ich möchte hier auf ein Sachbuch hinweisen, von dem ich einen der Autoren kenne. Die Problematik der Vermittlungsgutscheine ist eher ein Ostdeutsches.

In diesem Buch wird der herrschenden Praxis des "Aktivierungs- und Vermittlungsgutscheines" eine fundierte Kritik gegenübergestellt. Die Bundesagentur maßt sich in dem Bereich Rechtsetzungkompetenzen an, fern jeglicher juristischer Grundlagen...

http://denkschrift-vermittlungsgutschein.de/

dagobert

Zitat von: admin am 19:35:28 Mo. 22.Oktober 2012
Die Problematik der Vermittlungsgutscheine ist eher ein Ostdeutsches.
Wieso ist das eine ostdeutsche Problematik?
Ich hatte gerade heute erst wieder ein VG bei einer Leihfirma. Gleich die allererste (!) Frage war: "Haben sie einen Vermittlungsgutschein?"
Und ich wohne nicht im Osten.
"Sie haben die unglaubwürdige Kühnheit, sich mit Deutschland zu verwechseln! Wo doch vielleicht der Augenblick nicht fern ist, da dem deutschen Volke das Letzte daran gelegen sein wird, nicht mit ihnen verwechselt zu werden."
Thomas Mann, 1936

admin

Die Gewichtung ist sehr unterschiedlich zwischen Ost und West. Es gibt sie auf beiden Seiten, doch im Osten werden sie in völlig anderen Dimensionen eingesetzt.

admin



Der Streik der Arbeiterinnen bei Pierburg in Neuss 1973


Dieter Braeg [Hg.]
"WILDER STREIK - DAS IST REVOLUTION"
Der Streik der Arbeiterinnen von Pierburg in Neuss 1973


1973 haben in der damaligen Bundesrepublik fast 300 000 Arbeiterinnen und Arbeiter gestreikt. Ganz ohne Urabstimmung, meist gegen den Willen der Gewerkschaftsführungen.
Es gab dabei schmerzliche Niederlagen, wie den Streik bei Ford in Köln
.
Doch es gab auch ganz ungewöhnliche Erfolge. Dieses Buch erzählt die Geschichte eines Arbeitskampfes, der zu einem solchen Erfolg geführt hat. Es geht um den Streik bei Pierburg in Neuss.

Es war der erste Frauenstreik. In ihm standen sich migrantische Arbeiterinnen und deutsche Facharbeiter nicht getrennt gegenüber, sondern handelten gemeinsam. Die Forderungen der Frauen wurden voll durchgesetzt und auch ein Rachefeldzug des Unternehmers vor Gericht scheiterte. Das Buch umfasst Dokumente der damaligen Zeit, die das verständlich machen.


Sie zeigen u.a., wie es gelang, sich Rechte zu nehmen, die man eigentlich nicht hat, ohne danach durch die Walze der Repression platt gemacht zu werden. Zudem ist dem Buch eine außergewöhnliche Film-DVD beigelegt, die den
damaligen Akteurinnen und Akteuren ein Gesicht gibt und ganz nebenbei den postfaschistischen Geist der Nachkriegsbundesrepublik dokumentiert.

Dieter Braeg: ,,Es wird Zeit, die Geschichte der Arbeiterbewegung nach 1945 neu zu schreiben. Dieses Buch ist ein kleiner Beitrag, denn es gab und gibt sie – die andere deutsche Arbeiterinnen- und Arbeiterbewegung".

Buchpreis: € 13,50 + € 1,35 €Porto und Verpackung = € 14,85 * ISBN 978-3-00-039904-6

Mehr Infos unter:
http://www.diebuchmacherei.de/verlagstitel/kaempfe/bisher_erschienen.htm

Kuddel

ZitatBuchbesprechung
Die Herrscher der Spendenindustrie



Im Imperium der Milliardäre: Liz Mohn, Vorstandsmitglied der Bertelsmann-Stiftung.

Über Stiftungen werden in Deutschland Milliarden verteilt – allerdings nicht nach demokratischen Maßstäben, kritisiert der Autor Jürgen Krysmansky. Er warnt vor einer globalen ,,Refeudalisierung", in der eine kleine Herrschafts-Elite das Sagen hat.


In Deutschland vergeht kein Tag ohne die Forderung, ,,die Reichen" sollten ihren angemessenen Beitrag zur Lösung der Eurokrise leisten. Kein Tag vergeht auch, ohne dass das marktliberale Lager antwortet: ,,Die Reichen" hätten ihr Geld schließlich redlich verdient, sie schüfen Arbeitsplätze und trügen durch Steuern und Spenden zum Wohlbefinden aller bei.

Doch die schwarz-gelben Meinungsmacher werden der Verteilungsfrage nicht mehr lange begegnen können, indem sie das Gemälde vom wohltätigen Unternehmer malen. Zu groß sind die Lasten der Euro- und Bankenkrise. Und umgekehrt hilft es nicht weiter, wenn SPD, Grüne oder Linke ,,die Reichen" einfach als Negativ-Mythos pflegen.

Die Reichtumsfrage ist komplizierter, als Schlagworte es auszudrücken vermögen. Da kann ein fundierter Einblick sehr helfen, und genau den gestattet uns Hans-Jürgen Krysmansky in seinem neuen Buch ,,0,1% – das Imperium der Milliardäre". Hier geht es weder um den Mittelständler mit der redlich verdienten Million, noch geht es um Reichen-Bashing der billigen Art.

Krysmansky ist Marxist, aber vom Vulgärmarxismus unterscheidet er sich auf wohltuende Weise, denn er nimmt den historischen Materialismus zu ernst, um ,,die Reichen" als Personen an den Pranger zu stellen. Ihm geht es um die Herrschaft einer ,,neuen Klasse" und nicht um die vermeintliche ,,Schuld" von Individuen.

Man muss dem Autor nicht in allem folgen – etwa wenn er die ,,Max-Planck-Gesellschaft" ohne Umschweife zu den Netzwerken der neuen Machtelite zählt. Aber auf überzeugende Weise arbeitet er heraus, wie die ,,Superreichen" meist über Stiftungen die wichtigsten Bereiche der Gesellschaft bestimmen. Der öffentlich geförderten Forschung jagen sie die besten Köpfe ab, und manchmal entziehen sie ganze Bereiche der Sozialpolitik politischer Kontrolle. Was selbst dann ein Problem darstellt, wenn der Zweck die Mittel zu heiligen scheint, wie zum Beispiel bei der Stiftung von Bill Gates und seiner Frau.

Jenseits der Öffentlichkeit

Dieses ,,Imperium der Milliardäre" ist zwar in den USA viel weiter verbreitet als in Europa. Während dort (wie gerade kurz vor Weihnachten geschehen) Mark Zuckerberg eine knappe halbe Milliarde Dollar für ,,Bildung und Gesundheit" spendet und alle Welt darüber redet, finden in Deutschland die Spenden und Stiftungen aus den Milliardenvermögen meist unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Krysmansky hat die spärlichen Informationen, die es dennoch gibt, anschaulich präsentiert. Da tauchen praktisch unbekannte Namen auf wie Andreas und Thomas Strüngmann (Gründer der Pharma-Firma Hexal) oder die Familie Reimann (Miteigner der Finanzholding Johann A. Benckiser). Und es erscheinen alte Bekannte wie Friede Springer, Susanne Klatten (BMW), Liz Mohn (Bertelsmann) und Günther Fielmann, der mit den Brillen.

Die meisten, so berichtet Krysmansky, bekennen sich zwar zu ihrer ,,Verantwortung für die Gemeinschaft" (Fielmann). Aber wie genau sie diese Verantwortung wahrnehmen, bleibt oft im Dunkeln. Es sei denn, die Millionen dienen – wie bei der Bertelsmann-Stiftung – ganz offen dem Zweck, ,,eine ganz bestimmte, bestehende Herrschaftsverhältnisse bestätigende und ausgestaltende Agenda durchzusetzen". Im Buch wird Dieter Lehmkuhl, Gründer der Initiative ,,Millionäre für eine Vermögensteuer", mit dem richtigen Hinweis zitiert, ,,dass der Staat eine Spendenindustrie bezuschusst, deren Geld nicht nach demokratischen Maßstäben verteilt wird".

Zu klug für Pauschal-Urteil

Krysmansky ist zu klug, um zu pauschalisieren. Ausdrücklich lobt er zum Beispiel Warren Buffett, der im heimischen Buffalo die kriselnden Zeitungen übernahm und damit wohl rettete. Umso glaubwürdiger wird aber seine Warnung vor einer globalen ,,Refeudalisierung", in der eine kleine Herrschafts-Elite ohne demokratische Kontrolle das Sagen hat.

Was tun? Einen Leitfaden für Wahlkämpfer enthält Krysmanskys Buch natürlich nicht. Es gehe, schreibt er, zunächst um die Befreiung des Wissens ,,aus den herrschaftsgelenkten kapitalistischen Computernetzwerken". Wie das gehen soll, bleibt relativ unklar. Aber ein Buch, das die ideologischen Schleier vor der Wirklichkeit des 21. Jahrhunderts zu lüften versucht, kann ja schon mal ein Anfang sein.

Hans-Jürgen Krysmansky: 0,1% – das Imperium der Milliardäre. Westend-Verlag, Frankfurt a. M. 2012. 280 Seiten, 19,99 Euro.
http://www.fr-online.de/wirtschaft/buchbesprechung-die-herrscher-der-spendenindustrie,1472780,21310926.html

JoseyWales

http://syndikalismus.wordpress.com/2013/06/02/neuerscheinung-im-herzen-der-bestie-syndikalismus-in-deutschland-1914-1918/

Neuerscheinung: Im Herzen der Bestie – Syndikalismus in Deutschland 1914-1918



Ein kontroverses Zitat aus dem Buch:

"Der Kampf der Arbeiterklasse muß sich richten gegen den Kapitalismus und gegen den Staat. Er ist nur zu führen mit syndikalistischen Kampfmitteln, das Ziel des Kampfes darf nur die sozialistische Gesellschaftsordnung sein, in der es keine aufgezwungene Arbeitslosigkeit und deshalb auch keine Arbeitslosenunterstützung geben wird."

Arbeiter gegen Arbeitslosengeld - klingt komisch aber wenn man sich das Ganze näher ansieht, versteht man warum - Arbeiter nicht gegen das Arbeitslosengeld in seiner "Funktion", dass man trotz künstlicher Arbeistlosigkeit was zu Essen hat, sondern gegen eine Gesellschaft, die das Arbeitslosengeld nötig macht... also gegen die URSACHE des Arbeitslosengeldes, die darin zu suchen ist, dass die Lebenssituation der Arbeiter künstlich verschlechtert wird, durch die Ausrichtung der gesamten Gesellschaft auf das irrationale Geldverdienen, statt rationaler Arbeit.

Ein anderes Zitat:

"Die organisierte Arbeiterschaft in Deutschland, die sich seit den sechziger Jahren des 19. Jahrhunderts in lokal begrenzten Gewerkschaftsgruppen zu organisieren begann, war von Anfang an lassalleanisch und marxistisch geprägt. Sie war somit im Gegensatz zu vielen romanischen Ländern sozialdemokratisch ausgerichtet. Das beinhaltete traditionell eine Unterordnung der Gewerkschaften unter eine politische Führung. Begünstigt wurde diese Entwicklung dadurch, dass die Parteien festes konstituierendes Element im kaiserlichen Staate, Gewerkschaften dagegen allenfalls geduldet waren. Hier war der Keim enthalten, Konflikte zwischen Arbeitern und Kapitalisten generell auf politischer Ebene auszutragen, damit in das staatliche Rechtssystem zu kanalisieren und dauerhaft zugunsten der Kapitalisten zu befrieden. "

Diese Wenigen Zeilen zeigen auf, "wie es soweit kommen konnte" mit uns:

Es gibt Dinge die ziehen sich quer durch die Gechichte... dazu zählt, dass sich Leute gewissen Obrigkeiten unterwerfen.
Lasalle und Marx waren so auch so Obrigkeiten und anders als die selbstorganisierten Arbeiter, waren sie der Meinung ein Kampf für die Rechte der Arbeiter müsse politisch ausgetragen werden - anstatt im Betrieb, durch uns selbst.
Also sind die Arbeiter verdummt worden und in die SPD eingetreten.
Schwupp die Wupp war unsere tolle Kampforganisation SPD riesengroß - aber was hat sich dadurch verändert?
Dadurch, dass wir der SPD die Macht gegeben haben, haben wir unsere eigene Macht, die wir in den Betrieben und auf der Straße haben, auf das fremde Spielbrett der Politik getragen.
Die Politik ist aber das Spielfeld der Reichen, derer die sich diesen riesen Machtapparat leisten können - deshalb konnte die SPD gar nicht anders als zu Verrätern zu werden und die Arbeiter von damals in den Krieg schicken, wie es die Reichen wollten - sie musste auf diesem fremden Terrain, diesem fremden Spielfeld einfach "mitspielen".
Und das war später mit ihrer radikalen Schwester genauso und ist heute noch so: Grüne, PDS, Piraten - alles ein Sumpf und keine Veränderung für die Kleinen bei denen da Oben.


Wer das Buch lesen sollte: Jeder, der Bock hat, zu erfahren, WOHER die Scheiße kommt, die uns jeden Tag aufregt und was die Leute damals dem entgegengesetzt haben.
Jeder sollte das lesen, der Ideen sucht, wie man es besser machen kann. Die Fehler und Lehren von Damals sind Heute wichtig, damit wir sie nicht NOCHMAL machen!


Schossig

Klappentext zu "Sie kommen heute aber spät!"

Was ist heutzutage schon normal? Der Job als Paketzusteller ist es jedenfalls nicht. Das habe ich am eigenen Leib erfahren. 1280 Tage lang stand ich bei einem der großen deutschen Zustelldienste in Lohn und Brot. 1280 Tage, von denen ich so manche gerne nicht erlebt hätte, auf andere aber nicht hätte verzichten wollen.

Über meine Zeit bei einem der großen Paketzustelldienste möchte ich in meinem Buch "Sie kommen heute aber spät" berichten. Ein Tagebuch, das meinen Alltag während meiner Paketdienstzeit beleuchtet. Passiert ist eine ganze Menge. Noch heute muss ich über manche Ereignisse lachen, über andere kann ich nur den Kopf schütteln. Ihnen wird es auch so gehen, schätze ich mal. Und: Nach der Lektüre sehen Sie Ihren Paketboten möglicherweise in einem ganz anderen Licht.

Auch wenn die Zeit nicht nur anstrengend war, sondern mich oft an den Rand des Wahnsinns gebracht hat, habe ich es überlebt. Ohne bleibende Schäden. So hoffe ich doch ...



Wer Lust hat, meinen Alltag als Paketzusteller mitzuverfolgen, ist herzlich eingeladen. Das Buch gibt es als Ebook (u.a. bei Amazon), das Taschenbuch ausschließlich über meine Seite www.holger-schossig.de.

Viel Süaß damit!

Kuddel

ZitatArbeitskämpfe im Zeichen der Selbstermächtigung
  - Kollektive Gegenwehr in Frankreich, Deutschland der Schweiz, Österreich und Serbien -





Weltweit und auch in Europa treten Unternehmen zunehmend aggressiver auf. Die Gewerkschaften weichen vor ihnen zurück. In den vergangenen Jahren entstanden daher europaweit ,,wilde" Arbeitskämpfe. Von den unterschiedlichen Formen dieses Widerstandes, von Streiks und Betriebsbesetzungen, von Managerfestsetzungen und spontanen Kundgebungen berichten die AutorInnen in diesem Buch.

Die großen Gewerkschaftsverbände stehen den Veränderungen auf den Arbeitsmärkten immer hilfloser gegenüber. Sinkende Löhne, steigende Arbeitszeiten, die Aushöhlung arbeitsrechtlicher Standards und die Zunahme befristeter, prekärer Arbeitsverhältnisse haben tiefe Spuren der Verunsicherung und der Entsolidarisierung in der Gesellschaft hinterlassen. Diese Entwicklung hat zu einer tiefen Legitimationskrise der Gewerkschaften geführt.

Doch eine wachsende Anzahl von Belegschaften ist nicht mehr bereit, die sozial verheerenden Auswirkungen der Konzernpolitiken hinzunehmen. Sie beginnen, sich selbst zu ermächtigen und einen Ausweg aus ihrer oft existenziell bedrohlichen Situation zu suchen. ,,Wilde" Arbeitskämpfe finden in den unterschiedlichsten Branchen statt: in der Metallindustrie genauso wie im Textil- und Bekleidungssektor oder in der Automobilindustrie. Demokratische Entscheidungsstrukturen in Basisorganisationen sind in diesen Kämpfen von wesentlicher Bedeutung. Dementsprechend vielfältig sind auch die Formen, die die Auseinandersetzungen annehmen.

Die meisten dieser Kämpfe bleiben isoliert und enden nur bedingt erfolgreich. Ihre gesellschaftlich emanzipatorische Bedeutung liegt eher in der Form ihrer Organisierung als in ihren Inhalten.

Im vorliegenden Band werden Arbeitskämpfe in unterschiedlichen Ländern vorgestellt sowie ihre Geschichte seit 1945 beschrieben. Während in Frankreich Basisgewerkschaften entstanden sind und Massenbewegungen wie jene gegen die Pensionsreform 2010 ohne selbstorganisierte Netzwerke nicht mehr denkbar wären, gibt es in Deutschland zwar gesellschaftlich bedeutende, von Belegschaften getragene Auseinandersetzungen, doch bleiben diese meist isoliert voneinander. In Serbien entstanden in den vergangenen Jahren große und radikale Streikbewegungen, deren Verbindung untereinander allerdings kaum existiert. Die Schweiz, vermeintlich das Land des Arbeitsfriedens, erlebt ebenfalls seit Jahren selbstorganisierte Arbeitskämpfe, wobei sich vor allem infolge eines äußerst erfolgreichen Arbeitskampfes bei der Schweizer Bahn 2007 die Qualität der Arbeitsauseinandersetzungen verändert hat. Im sozialpartnerschaftlich reglementierten Österreich hingegen sind Spuren der Selbstermächtigung erst unter der Oberfläche eher traditionell geführter Arbeitskämpfe zu finden.

Promedia

224 Seiten

Promedia Verlag

17,90 EUR
http://www.jungewelt-shop.de/product_info.php?info=p6452

Codeman

Also mal ein paar Bücher aus meinen Fundes, die hier wohl defintiv Platz haben.

Ganz zu erst und wohl auch wohl bekannt:

Günther Wallraff - Ganz unten sowie Günther Wallraff - Der Mann der bei Bild Hans Esser war

Des weiteren:

Bernt Engelmann - Einig gegen Recht und Freiheit
Bernt Engelmann - Wir Untertanen
Bernt Engelmann - Das Reich zerfiel, die Reichen blieben

In Kooperation mit Günther Wallraff: Ihr da oben – wir da unten

@Kuddel dürften diese Bücher sicherlich bekannt sein.
Ich bin der Rostfleck am Schwert des Sozialismus - Zitat frei nach Schraubenwelle

Kuddel

Hab's noch nicht gelesen, doch es sieht nach einer spannenden Neuerscheinung aus...

ZitatDer Ernst der Lage

Rechtsextremismus ist keine Marginalie – wie Netzwerke und eine Kultur des Ressentiments ihn stärken, belegt ein Sammelband über Geschichte und Gegenwart rechter Gewalt




Vor dem Hintergrund des aktuellen Überwachungsskandals wirkt es geradezu aberwitzig, dass die Rechtsterroristen der NSU sieben Jahre lang unbescholten vor sich hinmorden konnten...
http://www.freitag.de/autoren/der-freitag/der-ernst-der-lage

Blut und Ehre: "Geschichte und Gegenwart rechter Gewalt in Deutschland" Andrea Röpke, Andreas Speit (Hg.) Ch. Links Verlag 2013, 288 S., 19,90 €


Kuddel

Ein wichtiges Thema. Die ersten Zeilen der Ankündigung klingen vielversprechend:

Zitat Serie Karrierebuch
Unser Tyrann heißt Arbeit

Arbeit beherrscht uns, manchmal bis zum Burn-Out. Ulrich Renz analysiert in seinem Buch, wie es dazu kommen konnte.
http://www.zeit.de/karriere/beruf/2013-10/buchtipp-ulrich-renz-tyrannei-arbeit



Wenn man aber weiterliest, hat es sich schnell wieder erledigt. Ein Lebensratgeber für die Bahnhofsbuchhandlung. Alles wird auf individuelle Entscheidungen reduziert. Der Unternehmer sollte den Arbeitsplatz doch menschlicher gestalten. Und der Lohnabhängige sollte sich lieber mehr Freizeit gönnen.

Auf welchem Planeten lebt der Autor eigentlich, um den ökonomischen Druck, der diese Situation erst entstehen läßt, schlichtweg auszublenden?
ZitatRenz appelliert an seine Leser: "Es ist an Ihnen, Ihr Leben zu gestalten." Wie man Beruf und Privatleben besser in Einklang bringen könnte, beschreibt er ebenfalls. Er hat Beispiele von Unternehmen recherchiert, die schon eine gesündere und menschenfreundlichere Arbeitswelt schaffen.
kotz

Wenn sich meine Rechnungen von selbst bezahlen würden, würde ich mein Leben auch "entschleunigen" und das nicht zu knapp. Da dem nicht so ist, werde ich meine Zeit auch nicht mit der Lektüre dieses Buches verschwenden.

dejavu

Leiharbeit und Werkvertragsmißbrauch verbieten! Weg mit dem Dreck!

dejavu

Leiharbeit und Werkvertragsmißbrauch verbieten! Weg mit dem Dreck!

dejavu

Aber mal im ernst, hier gibts viele schöne Vorschläge was man lesen könnte.
Ich weiß, was ich jetzt vorschlage grenzt ein bischen an Illusion, aber wie wärs wenn wir ein Buch gemeinsan lesen und dann ein wenig darüber diskutieren?
Es muss ja nicht gleich das Kapital sein...
Leiharbeit und Werkvertragsmißbrauch verbieten! Weg mit dem Dreck!

Rudolf Rocker

Hmm, das Telefonbuch von Hübighausen?
Nee, im ernst, ich finde die Idee ziemlich gut.

Wir müssten uns dann nur auf ein Buch einigen! ;D

Kuddel

"Solche Pflege ist Folter"

Wer im Alter gut gepflegt sein will, muss jetzt für andere Zustände eintreten:

Claus Fussek, Gottlob Schober: Es ist genug! Auch alte Menschen haben Rechte. Knaur Taschenbuch Verlag 2013. 207 Seiten, 7 Euro.

http://www.droemer-knaur.de/buch/Es+ist+genug!.7893756.html

BGS

"Das Hartz-Desaster"
Auf dem Weg in den Unrechtsstaat
von Norbert Wiersbin (= ehemaliger Fallmanager):
Zitat
"Seit Juni 2013 ist mein Buch "Das Hartz-Desaster, Auf dem Weg in den Unrechtsstaat" im Buchhandel in Deutschland, Österreich und der Schweiz erhältlich.[1] Ich freue mich über zahlreiche Reaktionen, die mich per Mail, über Facebook, aber auch in persönlichen Gesprächen erreicht haben. Frei zugänglich fand ich nun auch im Internet Leserrezensionen und Kommentare zu dem Buch, die ich an dieser Stelle gerne veröffentliche. Es sind weitere wichtige Diskussionbeiträge zu einer verfehlten Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik, die mit der Agenda 2010 über uns hereingebrochen ist, ich freue mich auf weitere Anmerkungen und Beiträge.
Die kritische Auseinandersetzung mit der Problematik darf kein Ende finden, bevor die Verantwortlichen in Politik und Gesellschaft nicht von ihrem verhängnisvollen Weg abkehren. ..."


[1] Wiersbin, Norbert, Das Hartz-Desaster, Auf dem Weg in den Unrechtsstaat, RaBaKa-Publishing, 2013, 1. Aufl. 01.06.2013, RaBaKa-Publishing, ISBN: 978-3-940185-24-2

Quelle: http://norbertwiersbin.de/leserrezensionen-das-hartz-desaster-auf-dem-weg-in-den-unrechtsstaat/#more-2032

Bemerkenswert sind auch die Leserkommentare auf der Internetseite.

MfG

BGS




"Ceterum censeo, Berolinensis esse delendam"

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BGS

Zitat
"Die Feritgmacher. Arbeitsunrecht und professionelle Gewerkschaftsbekämpfung"
Autoren: Werner Rügemer, Elmar Wigand

Vor dem Hintergrund der Zunahme prekärer Beschäftigungsverhältnisse, die mit der Agenda 2010 stark an Fahrt gewann, etablierte sich, kaum beachtet von einer breiten Öffentlichkeit, eine Vielzahl von Akteuren, die nur ein Ziel haben: Betriebe gewerkschaftsfrei zu halten, die Gründung von Betriebsräten zu verhindern, bereits bestehende Gremien auszuschalten und die Rechte von Beschäftigten generell zu beschränken.

Wie Rechtsanwaltskanzleien, PR-Agenturen oder gelbe Gewerkschaften das machen, erläutert der Kölner Journalist Elmar Wigand anhand von Beispielen. Zusammen mit Werner Rügemer ist er u.a. Verfasser des Buches ,,Die Fertigmacher. Arbeitsunrecht und professionelle Gewerkschaftsbekämpfung", das Anfang Oktober im Papyrossa-Verlag erscheint.


Quelle: https://linksunten.indymedia.org/de/node/121624


Übrigens: Wer es kann, sollte das Buch, das am ersten Oktober erschienen ist, im ortlichen Buchladen kaufen und nicht etwa bei Lohndrückerversandunternehmen wie a... .

Gut ist,  daß in dem Buch endlich auch Mal nach den Profiteuren des unnötig wachsenden Elends aller Ausgebeuteten gefragt wird. Auch wenn diese, meiner persönlichen Meinung nach, die Bezeichnung "Mensch" weniger denn je verdienen. Das Buch handelt von der Verletzung von Menschenrechten und gültigen Gesetzen durch skrupellos agierende Unternehmer und ihre Ratgeber.

MfG

BGS
"Ceterum censeo, Berolinensis esse delendam"

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dagobert

Zitat von: BGS am 22:14:39 Mi. 29.Oktober 2014
“Die Feritgmacher. Arbeitsunrecht und professionelle Gewerkschaftsbekämpfung”
Autoren: Werner Rügemer, Elmar Wigand

Dazu hab ich noch einen ergänzenden Hinweis:
ZitatUnion-Busting in Deutschland, AH77

In den USA ist das systematische und professionell geplante Vorgehen gegen gewerkschaftliche Interessenvertretungen ein etabliertes Geschäftsfeld. Auch in Deutschland gibt es Anzeichen, dass sich Fälle aggressiven Verhaltens gegen Betriebsräte mehren. In Fallstudien wird untersucht, wie die Arbeit von Betriebsräten behindert wird und Betriebsratswahlen zu verhindern versucht werden.

Die Studie versucht, einen ersten empirischen Einblick in die Dienstleistungen und Arbeitsweisen von Union-Busting-Akteuren in Deutschland zu geben. Die Klärung der Frage, welchen Umfang dieses Phänomen hat und in welchem Maße von einer Zunahme aggressiven Arbeitgeberverhaltens gegenüber Betriebsräten und Gewerkschaften gesprochen werden kann, wird der weiteren Forschung vorbehalten bleiben müssen. Das Autorenteam konzentriert sich in erster Linie auf betriebliche Fallstudien. Es wird in plastischer, eindrücklicher Weise und mit den Stilmitteln journalistischer Recherchearbeit dargelegt, mit welchen Strategien Gewerkschaften und Betriebsräte bzw. Betriebsratskandidaten heute konfrontiert sind. Maßgebliche Akteure werden benannt, Vorläufer solcher Entwicklungen aufgezeigt und diese in wirtschaftliche und politische Entwicklungen eingeordnet.
https://www.otto-brenner-shop.de/publikationen/obs-arbeitshefte/shop/union-busting-in-deutschland-ah77.html
https://www.otto-brenner-stiftung.de/otto-brenner-stiftung/aktuelles/union-busting-in-deutschland.html
http://www.chefduzen.de/index.php?topic=80.msg294251#msg294251

(Die Autoren sind übrigens dieselben wie bei dem von BGS empfohlenen Buch.)
"Sie haben die unglaubwürdige Kühnheit, sich mit Deutschland zu verwechseln! Wo doch vielleicht der Augenblick nicht fern ist, da dem deutschen Volke das Letzte daran gelegen sein wird, nicht mit ihnen verwechselt zu werden."
Thomas Mann, 1936

BGS

Zitat
"Sozialstaatsdämmerung"

von Jürgen Borchert (= Sozialrichter in Hessen):
Zitat
Klappentext

Jürgen Borchert ist ein unabhängiger Geist, der sich von keinem politischen Lager vereinnahmen lässt. So geißelt er die Idee vom Grundeinkommen als Aufkündigung des gesellschaftlichen Konsenses, dass jeder Verantwortung zu übernehmen hat. Mit zahlreichen Fakten tritt er der Meinung entgegen, es würde in unserem Land genug für die Familien getan. Seine Lösungen entsprechen den Forderungen des Bundesverfassungsgerichts, die bisher nicht im Ansatz umgesetzt sind: massive Umschichtung der Steuern von der ungerechten Mehrwertsteuer auf die Einkommensbesteuerung, Abschaffung der Beitragsbemessungsgrenze, Investition in Bildung, Bildung, Bildung.

Rezensionsnotiz aus "Die Zeit" vom 02.10.2013
"Der hessische Sozialrichter Jürgen Borchert gehört zu den wenigen verlässlichen Dornen im Fleisch schönredender Politiker und komplexitätsscheuer Medien, stellt Rezensent Mathias Greffrath nach der Lektüre von Borcherts neuem Buch "Sozialstaatsdämmerung" einmal mehr fest. Borchert analysiert - nicht ohne rechtschaffenen Zorn, fügt der Rezensent hinzu - die Unzulänglichkeiten des Systems, allen voran eine Steuerlastverteilung und ein zutiefst ungerechtes Beitragssystem der Sozialversicherungen, die mittelbar Kinderarmut fördern, erklärt der Rezensent. Der Autor fordert vorerst eine steuerfinanzierte Universalkasse, aber auch die schafft nur gerechtere Zustände, falls annähernd Vollbeschäftigung herrscht, die Steuerprogression verstärkt wird und Steuerkriminalität schärfer geahndet wird, fasst Greffrath zusammen, den viele von Borcherts zahlreichen Rechnungen besorgt und verstört gestimmt haben."

Rezensionsnotiz aus "Die Tageszeitung" vom 21.08.2013
"Jürgen Borchert ist Richter am Hessischen Landessozialgericht, und wenn er die soziale Lage in Deutschland beschreibt, möchte Rezensent Hannes Koch da gar nicht widersprechen. Die Kluft zwischen Arm und Reich werde immer größer, die Last der Steuern und Sozialabgaben werde zunehmend von den unteren Einkommensschichten getragen, während sich die wohlhabenden 10 bis 15 Prozent von der Steuerlast ebenso befreit haben wie von höheren Beiträgen zur Sozialversicherung. Warum gibt es oben eine Kappungsgrenze, aber nicht unten, fragt Borchert - nach Ansicht des Rezensenten eine berechtigte Frage. Wenn es um Abhilfe geht, ist Koch aber nicht ganz so überzeugt von Borchert, der schon bei der Präsentation des Buches mit Klaus Wiesehügel erkennen ließ, dass er da ganz auf die SPD setzt."


Quelle: http://www.perlentaucher.de/buch/juergen-borchert/sozialstaatsdaemmerung.html

Ich persönlich würde nie auf die "SPD" setzten, aber was solls... .

MfG

BGS


"Ceterum censeo, Berolinensis esse delendam"

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Rudolf Rocker

ZitatIch persönlich würde nie auf die "SPD" setzten, aber was solls... .

Eher würde ich mit Edward John Smith als Kapitän eine Kreuzfahrt machen!

BGS

 :)
Der Käptn Edward John Smith hatte sein sinkendes Schiff bestimmt verlassen und sich rechtzeitig abgesetzt, um nicht in Haftung genommen zu werden o. ä. . Seine Leiche wurde schließlich nie aufgefunden ;D.

Es folgt hier ein neues politisches Buch, welches nicht mehr ganz so neu ist, dafür immer noch aktuell:
Zitat

Performer, Styler, Egoisten

"PERFORMER, STYLER, EGOISTEN"

"Über eine Jugend, der die Alten die Ideale abgewöhnt haben", Berlin 2013

Der Neoliberalismus ist ein Gas (Deleuze). Einem Gas kann man kaum Grenzen setzen. Aus der Ökonomie kommend strömt es ungehindert in alle Diskurse und Lebenswelten ein. Ökonomische Imperative greifen auf alle Sphären der Gesellschaft über – auf Schule, Familie, Gesundheitswesen, Kultur, Bildung usw. Die Gesellschaft ist zum Anhängsel des Marktes geworden.

Wir treffen heute auf ein Phänomen, das in den Sozialwissenschaften als Werteverschiebung vom Postmaterialismus zum Neomaterialismus bezeichnet wird. Der Neomaterialismus steht für eine Grundhaltung, die postmaterielle Werte der '68er Generation wie Solidarität, Toleranz, idealistische Selbstverwirklichung und die Kritik an gesellschaftlicher Ungerechtigkeit und Unterdrückung durch ein neomaterialistisches Wertesetting ersetzt, in dem die beherrschenden Werte Sicherheit, Konsum, sozialer Aufstieg, Nutzenorientierung und Affirmation der gesellschaftlichen Verhältnisse sind. Berechtigt ist nur, was sich vor dem Richterstuhl der ökonomischen Imperative bewähren kann. Was sich nicht verwerten lässt, wird exkludiert, auch wenn es sich dabei um Menschen handelt.

In verschulten und autoritär reglementierten Universitäten, in denen Bildung durch die unkritische Akkumulation von Fachwissen und dessen Abprüfung im geistlosen Multiple-Choice-Verfahren verdrängt wird, werden die Jugendlichen systematisch für die Verwendung im Markt hergerichtet. Kritische Reflexionen sind nicht mehr gefragt. Bildung als Erziehung zur Freiheit, als Persönlichkeitsbildung, als Förderung von kreativen und ästhetischen Fähigkeiten, Bildung der ,,Gesinnung und des Charakters" (Humboldt) – alles längst verabschiedet und auf den Müllhaufen der Geschichte geworfen. Am Ende verlässt schön verpacktes Humankapital die bildungsökonomisch hocheffizienten Ausbildungsfabriken.

Doch die gut ausgebildeten Ungebildeten sind ängstliche Kreaturen. Mit begrenztem Horizont und engem Herz geht diese neue Elite durch die Welt, die Angst im Nacken, von anderen, ebenso ,,coolen" Charakteren wie sie selbst aus dem Feld geschlagen zu werden.

Herausgeber: jugendkulturen-verlag
13,5 x 21,5 cm, Hardcover, 196 Seiten, 18,- Euro, ISBN 978-3-943774-43-6

Quelle: http://www.jugendkulturen-verlag.de/bereits-erschienen/poppopkultur/performer-styler-egoisten/

Auf der Seite kann das Buch beim Verlag online oder als E-BooK bestellt werden.

Übrigens versuche ich stets, Firmen wie "Amazon" zu vermeiden beim Kauf von Büchern ;).

MfG

BGS

MfG
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Rudolf Rocker

ZitatSeine Leiche wurde schließlich nie aufgefunden
Es geht das Gerücht, das er auf einer Insel landete und unter dem Namen Umberto Schettino heiratete und Vater eines Sohnes wurde der Francesco Schettino heißt! :o

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