Jahres- / Statistikbericht der Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe

Begonnen von dagobert, 13:55:29 Di. 12.September 2023

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dagobert

ZitatBAG W: Aktueller Jahresbericht zur Lebenslage wohnungsloser und von Wohnungslosigkeit bedrohter Menschen veröffentlicht

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Zentrale Ergebnisse des Statistikberichts

Der in den letzten Jahren beobachtete Trend einer steigenden Anzahl von Klienten mit nicht-deutscher Staatsangehörigkeit in den Einrichtungen und Diensten der freien Träger hat sich nun bei etwa 30% stabilisiert. Dieser Wert liegt deutlich unter den Zahlen nicht-deutscher Klient:innen in der Statistik des Statistischen Bundesamtes zur Zahl der untergebrachten wohnungslosen Menschen: Im Jahr 2023 hatten etwa 80% der untergebrachten wohnungslosen Menschen eine nicht-deutsche Staatsangehörigkeit.

Die Daten der Dienste und Einrichtungen der Wohnungsnotfallhilfe zeigen, dass knapp 70% der akut wohnungslosen Menschen vorübergehend bei Freunden, Bekannten oder ihrer Herkunftsfamilie Unterkunft suchen, prekäre Mitwohnverhältnisse eingehen oder ganz ohne Unterkunft auf der Straße leben. Diese Menschen sind in der Bundesstatistik der institutionell untergebrachten Personen nicht inkludiert.

Rund 97% der akut wohnungslosen Menschen geben an, dass sie sich eine eigene Wohnung für sich oder ihre Familie, ein Zimmer in einer Wohngemeinschaft oder alternative Wohnformen bzw. Unterbringung wünschen.

,,Ein sehr beunruhigender Höchstwert zeigt sich in diesem Jahr im Anteil der Familien, die im DzW erfasst wurden. Rund 11%, der Hilfesuchenden leben in Haushalten mit Kind(ern), darunter Alleinerziehende sowie Paare mit Kind(ern).", so Werena Rosenke, Geschäftsführerin der BAG W.

Bei der Betrachtung des Verhältnisses von Frauen und Männern lässt sich erkennen, dass Frauen frühzeitiger Hilfe in Anspruch nehmen als Männer. 36% der Frauen suchen bereits im Prozess des Wohnungsverlustes professionelle Unterstützung, während es bei Männern knapp 21% sind.

Susanne Hahmann, Vorsitzende der BAG W: ,,Der aktuelle Bericht lässt leider keinerlei Anzeichen für eine Verbesserung der allgemeinen Situation erkennen. Vielmehr geht aus den Ergebnissen hervor, dass sich Tendenzen negativ verstetigen. Zu wenig bezahlbarer Wohnraum bleibt weiterhin das größte Problem, auch für die Hilfeangebote, die die Klient:innen nicht in Wohnraum vermitteln können. Die große Gefahr besteht in der Verstetigung der Wohnungslosigkeit. Es muss erneut betont werden, dass jetzt dringend gehandelt werden muss, damit nicht noch mehr Menschen in prekäre Lebenslagen geraten, aus denen sie mitunter nur schwer wieder rausfinden können."

Seit 1990 werden jährlich Daten von Klient:innen aus den freiverbandlichen Diensten und Einrichtungen der Hilfen in Wohnungsnotfällen im BAG W-eigenen Dokumentationssystem zur Wohnungslosigkeit (DzW) analysiert. Im aktuellen Berichtsjahr (2021) wurden Daten von über 37.000 Klient:innen aus 209 Einrichtungen und Diensten übermittelt.

Der freiverbandliche Sektor der Wohnungsnotfallhilfe stellt neben verschiedenen Formen von Unterbringungen vor allem ambulante Hilfeangebote wie Beratungsstellen, Tagesaufenthalte oder Streetwork für Menschen zur Verfügung, die von Wohnungslosigkeit betroffen oder bedroht sind. Daraus ergibt sich, dass von den Hilfesuchenden etwa 70% wohnungslos sind. Die anderen rund 30% der Klient:innen sind zum Zeitpunkt der Erhebung von Wohnungslosigkeit bedroht, leben in unzumutbaren Wohnverhältnissen, waren zu einem früheren Zeitpunkt davon betroffen und benötigen weiterhin Unterstützung oder sind aufgrund anderer armutsbedingter Probleme auf die Hilfe von freiverbandlichen Einrichtungen in Wohnungsnotfällen angewiesen.

Schwerpunkt: Statistiken über Wohnungslosigkeit und Wohnungsnot

Im Mittelpunkt des diesjährigen Statistikberichts steht das DzW selbst. Im Gegensatz zu den Zahlen des Statistischen Bundesamts erfasst es Daten, die detaillierte Informationen über die Lebenssituation wohnungsloser und von Wohnungslosigkeit bedrohter Menschen liefern. So können Entwicklungsmuster und Trends frühzeitig identifiziert werden.

,,Die Daten bieten einen erweiterten Einblick in die äußerst komplexen Lebensumstände der Klient:innen des freiverbandlichen Hilfesystems, die Ursachen und Erscheinungsformen von Wohnungslosigkeit und Wohnungsnot.", schildert Werena Rosenke. ,,Die Berichte dienen als Grundlage für die Weiterentwicklung von Maßnahmen zur Unterstützung von Menschen in Wohnungsnot und verdeutlichen gleichzeitig den dringenden Handlungsbedarf, den wir in Politik und Verwaltung erkennen."

Tag der Wohnungslosen – Zahlreiche Veranstaltungen in ganz Deutschland geplant

Im Rahmen des diesjährigen Aktionstags finden zahlreiche Veranstaltungen in verschiedenen Städten statt, um auf die schwierige Situation wohnungsloser Menschen aufmerksam zu machen. Das Ziel ist es, Vorurteile abzubauen, das Verständnis für die Ursachen von Wohnungslosigkeit zu fördern und Lösungsansätze zu diskutieren. Zur Unterstützung der Aktionen BAG W hat eine Karte veröffentlicht, auf der über 40 Einrichtungen ihre Veranstaltungen eingetragen haben.

Nationaler Aktionsplan zur Überwindung von Wohnungsnot und Wohnungslosigkeit bis 2030

Die BAG W beteiligt sich am Nationalen Aktionsplan zur Überwindung von Wohnungsnot und Wohnungslosigkeit bis 2030, der Bundesregierung. In der Kampagne ,,WOHNUNG_LOS" aus dem Jahr 2022 wurden Kernforderungen formuliert, um dieses Ziel zu erreichen. Neben einem erheblichen Ausbau des sozialen Wohnbaums werden hier unter anderem eine Quote von Wohnungen für bereits wohnungslose Menschen, eine bessere Prävention von Wohnungsverlusten sowie gute und verbindliche Standards in der Notversorgung gefordert.
https://www.bagw.de/de/neues//default-9f92c5f186448d869e43bfda8d257cbd

Pressemitteilung:

https://www.bagw.de/fileadmin/bagw/media/Doc/PRM/PM_2023_BAG_W_Statistikbericht_2021_DzW.pdf

Jahresbericht / Statistikbericht:

https://www.bagw.de/fileadmin/bagw/media/Doc/STA/STA_Statistikbericht_2021.pdf
"Sie haben die unglaubwürdige Kühnheit, sich mit Deutschland zu verwechseln! Wo doch vielleicht der Augenblick nicht fern ist, da dem deutschen Volke das Letzte daran gelegen sein wird, nicht mit ihnen verwechselt zu werden."
Thomas Mann, 1936

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