Streik bei Neupack (Hamburg Stellingen)

Begonnen von vinci, 13:04:31 Do. 01.November 2012

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vinci

Heute ist der erste Streiktag bei dem Verpackungshersteller Neupack in Hamburg-Stellingen.


Neupack stellt Verpackungen her. die Mitarbeiter haben zum Teoil seit 12 Jahren keine Lohnerhöhung gesehen. Es gibt auch einen Standort in Rothenburg/Wümme

Mitarbeiter von Neupack streiken http://www.elbe-wochenblatt.de/eimsbuettel/lokales/mitarbeiter-von-neupack-streiken-d13034.html (Elbe Wochenblatt)
https://arbeitskampf.wordpress.com/2012/11/01/streik-bei-neupack/(Arbeitskampf Blog)



Dazu gibts auch eine Facebook-Seite, die aktuell gehalten wird:
https://www.facebook.com/tarif.neupack

Oder disen Twitter-Account: https://twitter.com/tarifigbcehh


xyu

ZitatUnterschiedliche Löhne für gleiche Arbeit, Beliebigkeit bei der Urlaubsregelung, seit vielen Jahren keine Lohnerhöhung? Löhne deutlich unter dem branchenüblichen Niveau? Das ist Alltag in der Firma Neupack! Es herrscht eine willkürliche Firmenpolitik, mit der jetzt Schluss gemacht wird. Seit dem 1. November 2012 befinden sich die Beschäftigten des Verpackungsmit telherstellers im unbefristeten Streik. Mit dem Arbeitskampf will die Gewerkschaft IG BCE einen Haustarifvertrag durchsetzen. Die Kolleginnen und Kollegen antworten damit auf die ständigen Schikanen der Unternehmensleitung und streiten für höhere Löhne.

Die rund 200 Beschäftigten der Firma Neupack Verpackungen GmbH und Co KG, mit Niederlassungen in Hamburg-Stellingen und Rothenburg/Wümme, produzieren Verpackungen für Lebensmittel, wie Joghurt- und Frischkäsebecher. Zu ihren Kunden gehören Molkereien und andere Verpackungs-Großhändler der Branche. Die vier Eigentümer setzen sich aus zwei Generationen der Familie Krüger zusammen. Die Familie inszeniert sich selbst gerne als ,,ehrbare Kaufmänner", während sie im Betrieb schonungslos ihre Interessen durchsetzen. Nach einem Warnstreik am 22. Oktober, der die Produktion in beiden Standorten weitestgehend zum Erliegen brachte, ging auch die Geschäftsführung zum Angriff über. Indem sie den StreikteilnehmerInnen 200 – 400 Euro Lohn vorenthielten, unterstrichen die Eigentümer ihre Haltung. Seit Monaten führen sie einen Kleinkrieg gegen aktive Gewerkschafter und Betriebsräte. Sie sprachen unter fadenscheinigen Gründen eine fristlose Kündigung gegen den Betriebsratsvorsitzenden aus, andere erhielten Abmahnungen.

Bereits im Frühjahr 2012 versuchte die IG BCE einen Tarifvertrag zu verhandeln. Als im Mai diesen Jahres ein Arbeitskampf unmittelbar bevor stand, zeigte sich die Geschäftsführung plötzlich verhandlungsbereit. Das Ganze entpuppte sich als reine Verzögerungstaktik und die Eigentümer spielten auf Zeit: Weitere Monate ohne ernstzunehmenden Verhandlungen verstrichen, in denen der Betrieb unter den alten, schlechten Bedingungen weiter produzierte. Im Oktober spitzte sich der Konflikt erneut zu. Nach dem Warnstreik beschlossen die Beschäftigten in den unbefristeten Streik zu treten, um den seit rund einem Jahr umkämpften Haustarifvertrag durchzusetzen und der Gutsherrenart der Geschäftsführung einen Strich durch die Rechnung zu machen.

UmsDie Kolleginnen und Kollegen der Firma Neupack stehen stellvertretend für viele andere, die von Unternehmen ausgenutzt, gegeneinander ausgespielt und zu niedrigen Löhnen beschäftigt werden. Umso stärker ist das Signal, dass sie jetzt aktiv werden und sich für ihre Interessen einsetzen. Sie ergreifen die Initiative und kämpfen für höhere Löhne und gegen die Spaltung der Belegschaft. Das geht uns alle an! Damit ihr Arbeitskampf erfolgreich wird, sind sie auf eine breite Unterstützung angewiesen. Helfen wir dabei, die Eigentümer in ihre Schranken zu weisen!

Wir rufen dazu auf, den Streik zu unterstützen und Solidarität zu zeigen. Besucht das Streikzelt, informiert Euch und Euer Umfeld über den Arbeitskampf, kommt zu weiteren Aktionen und organisiert eine breite Unterstützung. Gemeinsam sind wir stark!

Die Niederlassung von Neupack in Hamburg-Stellingen befindet sich im Doerrisweg 15, das Werk in Rotenburg/Wümme im Jeersdorfer Weg 14. Täglich von 10 Uhr bis 14 Uhr treffen sich die Kolleginnen und Kollegen im Streikzelt. Streikposten stehen zu Zeiten des Schichtwechsels vor dem Betrieb: 05:30 Uhr bis 06 Uhr, 13:30 Uhr bis 14 Uhr und 21:30 Uhr bis 22 Uhr.

E-Mail Kontakt zum Soli-Kreis Neupack: Kontakt: soli-kreis@gmx.de


admin

Gerade kommt ein Anruf von den Streikenden:

KOMMT ALLE ZUR UNTERSTÜTZUNG GEGEN DIE STREIKBRECHER!!

Doerriesweg 15, S-Bahn Stellingen.

admin

Die Streikleitung von Neupack teilt uns mit:

Liebe Unterstützerinnen und Unterstützer,
die Firma  Neupack Verpackungen hat beim Arbeitsgericht Hamburg, ohne Anhörung der Gewerkschaft, eine einstweilige Verfügung erwirkt, die uns bei der Nutzung der legitimen Streikmaßnahmen einschränkt. Bisher haben wir gewaltfrei Streikbrecherinnen und Streikbrecher zum Zwecke der Info über die Streikziele und der Aufforderung sich mit uns zu solidarisieren kurz blockieren können.

Diese Vorgehensweise ist bisher durch die Gerichte in Berlin und Bielefeld bestätigt worden.Das Arbeitsgericht Hamburg stellt sich mit seiner einstweiligen Verfügung gegen diese Rechtsprechung. Das bedeutet für uns, dass eine Behinderung bei dem Zutritt zur Firma Neupack Verpackungen vorübergehend nicht zu Verfügung steht,da es durch das Arbeitsgericht unter Strafe gestellt wurde. Wir werden dagegen gerichtlich vorgehen und gehen davon aus, dass die gängige Praxis von den anderen Arbeitsgerichten bestätigt wird. Das heißt für uns, dass wir weiterhin Streikbrecherinnen und Streikbrecher empfangen, aber nicht mehr blockieren und wir werden uns vielfältige und kreative Arbeitskampfmaßnahmen einfallen lassen. Wir freuen uns auch weiterhin über eine lautstarke Unterstützung, um den Arbeitgeber weiterhin unter Druck zu setzen. Wir planen weitere größere Aktivitäten zu denen wir viel Unterstützung brauchen. Der Streik geht weiter.

Mit vielen Grüßen
euer Tarifneupack

Rudolf Rocker

Hat der Laden keine Stromversorgung die mensch kappen kann?
Relevante Maschienen die stillgelegt werden könnten?

Da gibt´s doch noch eine Menge Möglichkeiten! ;D


vinci

Forums-Thread (IGM ZOOM_Forum) mit einigen aktuellen Infos:
http://www.igmetall-zoom.de/Forum/viewtopic.php?f=7&t=4830

Am Mittwoch stehen zwei Entscheidungen vor dem Arbreitsgericht Hamburg an.

Neu auch das Neupack Blog der IGBCE http://www.igbce-blogs.de/neupack/

Am aktuellsten allerdings dieser Twitter-Account: https://twitter.com/tarifigbcehh

Video:

Neupack-Mitarbeiter streiken unbefristet

Rotenburg Streik mit harten Bandagen

dagobert

"Sie haben die unglaubwürdige Kühnheit, sich mit Deutschland zu verwechseln! Wo doch vielleicht der Augenblick nicht fern ist, da dem deutschen Volke das Letzte daran gelegen sein wird, nicht mit ihnen verwechselt zu werden."
Thomas Mann, 1936

xyu

ZitatIm Arbeitsgericht Hamburg: Staatsbürgerkunde für die Neupack-Streikenden

Am Donnerstag, 15.11. war das siebte Treffen des Soli-Kreises, wieder in der Jurte, wieder mit vielen Streikenden. Zuerst hörten wir einen Bericht über die vier Verhandlungen vor dem Hamburger Arbeitsgericht.

Der wichtigste Termin war wohl die Verhandlung zur Verfügung, die Richter Waskow ohne Anhörung zu Beginn es Streiks ausgesprochen hatte: Den Streikenden hatte er untersagt, die Streikbrecher anzuhalten, um mit ihnen über ihr Verhalten zu diskutieren und vom Streikbruch abzuhalten. Auch bei der Verhandlung am 14.11. kam nicht wesentlich anderes dabei heraus: Die Streikenden dürfen nicht blockieren, dürfen aber Menschentrauben bilden, um mit den Streikbrechern zu diskutieren. Gerade das Verhalten der Streikenden in den ersten Streiktagen hatte der Auseinandersetzung Dynamik verschafft und sie ermutigt, weil sie bei mehreren Kollegen, die noch rein wollten, nach längerer Diskussion Erfolg hatten und diese sich ihnen anschlossen oder sogar in die Gewerkschaft eintraten. Der Geschäftsführer Häfner von Neupack hätte es am liebsten, wenn sich die Streikenden wie Pförtner verhielten und die Streikbrecher durchwinkten, Richter Waskow jongliert mit den Begriffen Betriebsblockaden und Menschentrauben. Jetzt geht es in die 2. Instanz, zum Landesarbeitsgericht.

In einem weiteren Verfahren ging es um die Einstellung der polnischen LeiharbeiterInnen, wie die Geschäftsleitung behauptete, zum Weihnachtsgeschäft aber, wie der Betriebssrat dagegen hielt, zum Streikbruch. Nachdem durch den Soli-Kreis Neupack herauskam, daß der stellvertretende Vorsitzende der IGZ (Interessengemeinschaft Zeitarbeit), Holger Piening, auch Chef einer Zeitarbeitsfirma, an der polnischen Firma work expreß kapitalmäßig beteiligt ist, die die Leiharbeiter zu Neupack entsandt hatte, hob work expreß die Arbeitsverträge auf. Piening und IGZ sind seitdem in ziemlicher Erklärungsnot. (Siehe unten info bei personalorder.de). Bei Neupack wurden die polnischen Leiharbeiter nun mit befristetem Vertrag bis zum 21.12. eingestellt. Der Anwalt der Streikenden, Harald Humburg, stellte lapidar fest: Die Rechte des Betriebsrates sind bei Streik gleich Null. Es wurde über eine vergangene Situation verhandelt. Die Realität ist, daß drinnen gearbeitet wird. Daß nur mit langsameren Takt und mit viel Ausschuß gearbeitet wird, ist ein schwacher Trost. Die Gesetzeslage gibt es her, daß zumindest bei Arbeitskräften, die relativ schnell angelernt werden können, die Interessen von Streikenden ganz banal durch Neueinstellungen ausgehebelt werden können.

Der Betriebsratsvorsitzende Murat Günes wurde von der Richterin Bellasio verpflichtet, entsprechend dem Antrag der Geschäftsleitung, es zu unterlassen, Streikbrecher anzurempeln oder zu behindern.

Im der vierten Verhandlung des Tages wurden Arbeitergeber und Streikende verpflichtet, gemachte Filmaufnahmen zu vernichten.

Zu den Verhandlungen am Vormittag waren 48 Personen gekommen, meistens Streikende. Sie erhielten Unterricht in Staatsbürgerkunde, wie die unternehmerische Freiheit nach unten runtergebrochen wird.

Weitere Infos aus dem Treffen des Soli-Kreises:

    Die Krüger-family hat sich eine Werbeagentur besorgt, die Menyesch Public Relations GmbH, die eine vierseitige Presseerklärung rausgegeben hat: Die Darstelllung des Konfliktes aus Sicht der Geschäftsleitung. Darin finden wir den schönen Satz: "Wie es das gute Recht der Gewerkschaft und der von ihr vertretenen Mitarbeiter ist, einen Tarifvertrag zu fordern und für einen solchen zu streiken, ist es das gute Recht eines Unternehmens, einen Tarifvertrag abzulehnen. Das deutsche Grundgesetz gewährt nicht nur die Freiheit, für einen Tarifvertrag zu kämpfen, sondern auch die Freiheit, einen solchen nicht abzuschließen. Beide Freiheiten müssen gleichermaßen anerkannt und respektiert werden". [Ergänzung der Redaktion des LabourNet Germany: Die Links zu zwei Presseerklärungem finden sich auf der Homepage des Unternehmens externer Link] Verhandlungen mit der IG BCE werden abgelehnt, nur mit dem Betriebsrat wolle man sprechen.
    Auch den Kollegen vom Wachschutz hat die Firmenleitung untersagt, mit den Streikenden zu sprechen. Wahrscheinlich hat sie das auch im Grundgesetz gefunden. Die Kollegen vom Wachschutz verhalten sich allerdings wie Kollegen.
    Wir besprachen Besuche bei Kunden von Neupack.
    Termine:
    - Am 24.11. kommt ein Fernsehteam von Yeni Hayat, einem türkischen Sender.
    - Am 21.11. ist ein Laternenumzug
    - Ebenfalls am 21.11. eine Einladung in die Bürgerschaft (Rathaus) zum Frühstück
    - Am 19.11. um 12 Uhr kommt der Bundestagsabgeordnete Johannes Kahrs (SPD). (Kommentar eines Streikenden: Wenns uns denn nützt).

Und wir besprachen noch etliches Wichtiges mehr ...

Das nächste Treffen des Soli-Kreises ist: am Donnerstag, dem 22.11., wieder im Zelt im Doerriesweg 15.

Der Soli-Kreis hat eine homepage: http://www.soli-kreis.tk

http://www.labournet.de/branchen/sonstige/verpackungen/neupack10.html

dagobert

"Sie haben die unglaubwürdige Kühnheit, sich mit Deutschland zu verwechseln! Wo doch vielleicht der Augenblick nicht fern ist, da dem deutschen Volke das Letzte daran gelegen sein wird, nicht mit ihnen verwechselt zu werden."
Thomas Mann, 1936

admin

Der Streik-Alltag bei Neupack oder die Mühen der Ebenen
Aussicht auf ein erfolgreiches baldiges Ende?!


Nach zweieinhalb Wochen Streik und den Aufregungen der ersten Tage beginnen die Mühen der Ebenen. Der Streik ist Alltag geworden. Ein ganz anderer Alltag als als Packer oder Drucker. Es kommen jeden Tag BesucherInnen, Gruppen von KollegInnen oder von Initiativen, es kommen einzelne KollegInnen, die vom Streik gehört haben und es kommt "Prominenz", Abgeordnete des Bundestages, der Bürgerschaft oder sogar vom Europaparlament. Meistens mit Presse und mit Photos. Ein Kollege kommentierte die Prominenz: Wenns denn nützlich ist.

Weiterhin gehört Kraft dazu, den Streik, dieses ganz andere Leben,  durchzuhalten. Viele von ihnen sind so engagiert, daß sie länger da sind als im Arbeitstag, erledigen ihre Aufgaben, können sich von dem Zusammensein nicht trennen. Einzelne übernachten sogar im Wohnwagen.

Es ist nicht vorstellbar für sie, diesen Kampf zu verlieren. In dieses Klima der Entwürdigung, ein purer Faktor Arbeit zu sein, wollen sie nicht mehr zurück. In einer Weise haben sie den Kampf schon gewonnen: moralisch. Sie sind zu einer KollegInnengruppe, zu einer Kampfgemeinschaft geworden und werden anders in den Betrieb reingehen als sie rausgegangen sind. Darauf muß sich die Krüger family einstellen. Es geht noch um die Durchsetzung der materiellen Forderungen. Dabei sind die bescheiden, sie wollen einen Haustarifvertrag, durch den sie 82 Prozent des Flächentarifvertrages der IG BCE erhalten würden. Stufenweise wollen sie dann den ganzen Flächentarifvertrag erreichen. Die Streikenden hatten dabei im Kopf, es nicht so zu machen wie die GDL (Gewerkschaft der Lokführer) vor einigen Jahren, die 30 Prozent Lohnerhöhung gefordert hatte. Auch von den 82 Prozent Haustarif würden viele  erheblich profitieren, da die Krüger family etlichen KollegInnen bis zu zehn Jahre keine Lohnerhöhung gezahlt hatte. Vom Tarifvertrag erhoffen sie sich ebenfalls eine Beendigung des Willkürregimes.

Die Krügers verweigern der IG BCE Verhandlungen und damit einen Tarifvertrag.
Sie wollen nur mit dem Betriebsrat verhandeln, weil sie sich "grundsätzlich gegen einen Tarifvertrag" entschieden haben, weil er den "Interessen von Neupack mit einem starren Entlohnungssystem nicht hinreichend Rechnung trägt". In Betriebsvereinbarungen und den Arbeitsverträgen für jeden einzelnen sollen ihre Vorstellungen dann realisiert werden. Ihr Ziel ist also Individualisierung. Das steht gegen Kollektivität/Gewerkschaft/Tarifvertrag.

Es gibt keine Medien, die Partei für die Krüger-family ergreifen, selbst in konservativen Blättern wie Abendblatt und Welt wird wird die Position der IG BCE bzw. der Streikenden recht sachlich dargestellt in deutlicher Distanz zu den Krügers. Die Frage ist, wie lange sie es noch aushalten, innerhalb der eigenen Klasse den Außenseiter zu spielen - unabhängig davon, wie lange sie den Streik noch ökonomisch durchstehen. Aus ihrer Außenseiterrolle heraus kann  ihr jetzt auch nicht die Hambuger Werbeagentur Menyesch Public Relations GmbH helfen, die sie vor einigen Tagen angeheuert hat. Auch die können aus Scheiße nicht Schokolade machen.

Aber der Kampf wird nicht gewonnen, weil jetzt, nach zwei Wochen Streik, Medien und Politiker massiv einsteigen sondern die Grundlage für den Sieg ist der unbedingte und unbeirrbare Wille. Und den haben die meisten der Streikenden!
Und es ist kaum anzunehmen, daß sie Ursache und Wirkung verwechseln, daß sie glauben, ihren Kampf zu gewinnen weil er zum Medien- und Politikerereignis geworden ist.

In Rotenburg sind sogar schon zwei CDU-Abgeordnete aufgetaucht, das Feld darf doch nicht der Konkurrenz von Linkspartei, SPD und Grünen überlassen werden.

Auch wenn die Streikenden auf einen langen Kampf eingestellt sind, was sich sogar bei der Ausstattung und Ausschmückung des Zeltes zeigt: "Wir brauchen ja bald einen Adventskranz und Weihnachten kann man ja auch im Zelt feiern" so sei mal eine Prognose gewagt: Der Streik ist bald zu Ende.

Die letzten vielen Jahre hat sich keines der Medien und kein Politiker um die Arbeitsbedingungen bei Neupack gekümmert, auch nicht, als im April schon mal ein Warnstreik kurz bevorstand und der Betriebsrat deutliche Signale in die Öffentlichkeit sendete. Nicht der wirkliche Zustand interessiert, die Ausbeutung und Entwürdigung der Beschäftigten sondern erst der Skandal. Es ist die eigentliche Leistung dieser kleinen Belegschaft, einen Skandal gemacht zu haben. Wenn die Lokführer, die UFO´s oder die Opel-Arbeiter streiken, ist es, als wenn die Medien schon darauf lauern - das alltägliche Leid und der alltägliche Wahnsinn in den tausenden von Firmen, in denen Neupack-Verhältnisse herrschen Neupack-Firmen wird in Deutschland negiert. Neupack ist überall. Das läßt sich sogar schon in unmittelbarer Umgebung der Firma in Stellingen feststellen: Beim Flugblatt-Verteilen stößt man auf Beschäftigte anderer Firmen, die sagen: Ja, schlimm bei Neupack, haben wir gar nichts von gewußt. Aber auch ich habe seit mehreren Jahren keine Lohnerhöhung erhalten, vom Betriebsklima will ich gar nicht reden.

Es ist ein deutliches Signal, wenn ein Flaggschiff des Systems, DIE WElT, auf Distanz geht zur Krüger family. Die IG BCE nimmt Kontakt auf zu Kunden, auch das könnte Wirkung haben auf den Hersteller Neupack. Die Krügers werden als exotische Außenseiter aus dem vorigen Jahrhundert dargestellt, was nicht stimmt, denn es gibt tausende Firmen ohne Tarifvertrag, in den Willkürherrschaft herrscht wie bei Neupack, in denen seit Jahren keine Lohnerhöhung gezahlt wurde. Auf dieses Schwarze Schaf, als das es sowohl von Medien, Politikern als auch IG BCE dargestellt wird, wird nun Druck ausgeübt, doch wieder den Sozialpartner zu spielen, der Neupack allerdings nicht war. Die IG BCE wird sicherlich nicht versäumen, ihre Verbindungen zu ihren Sozialpartnern im Arbeit"geber"-Lager spielen zu lassen, damit diese Einfluß nehmen auf einen Außenseiter, der der IG BCE Tarifverhandlungen verweigert.

Für die IG BCE ist dies der erste Streik seit 1971. Ist dieser Kampf bei Neupack ein Tabubruch, der Mode aussstrahlt und Hoffnung für viele KollegInnen aus anderen Betrieben im Chemie-Bereich macht? (DW)




Hier nochmal in Zusammenfassung mehrerer  Berichte zum Streik bei Neupack



Im Arbeitsgericht Hamburg: Staatsbürgerkunde für die Neupack-Streikenden
http://labournet.de/branchen/sonstige/verpackungen/neupack10.html

Juristischer Schlagabtausch vor dem Arbeitsgericht

"Der Streik bei Neupack erreicht weitere Ebenen. Gleich vier Kammern des Hamburger Arbeitsgerichts befassten sich gestern mit dem Konflikt um einen Haustarifvertrag bei dem Joghurtbecher-Hersteller mit Standorten in Hamburg und im niedersächsischen Rotenburg / Wümme." Artikel in der TAZ vom 15.11.2012   
http://www.taz.de/1/archiv/digitaz/artikel/?ressort=na&dig=2012%2F11%2F15%2Fa0052&cHash=f59b6df17909c8e26a69f612b521d05b

Zuspitzung im Arbeitskampf um Haustarif: Neupack hat Leiharbeiter eingestellt
Der Einsatz von Leiharbeitern während des unbefristeten Streiks beim Hamburger  Verpackungshersteller Neupack  ist beendet: aufgrund der Proteste hat die Leiharbeitsfirma ihre Beschäftigten zurückgezogen und erklärt, sie habe von dem Streik um einen Haustarif zunächst nichts gewusst. Artikel auf der Seite der IG BCE vom 14.11.2012
http://www.igbce.de/17028/streik-neupack-11-2012-4

Zweites Interview am Freitag, 09.11.12 in Rotenburg vor dem Tor der Firma Neupack: Neunter Streiktag
Zweites Interview von Freunden des Bremer Feierabends, in einer Mail an die Redaktion des LabourNet Germany vom 16.11.2012 (pdf)

http://labournet.de/branchen/sonstige/verpackungen/neupack_interview2.pdf

Hamburg: Neupack-KollegInnen auf Soli-Kundgebung für den europäischen Streik- und Aktionstag. Siehe Bericht und Redebeitrag
http://solikreis.blogsport.de/2012/11/15/neupack-kolleginnen-auf-solidaritaetskundgebung-fuer-den-europaeischen-streik-und-aktionstag/



DIE WELT  vom 16.11.12
Streik in einer kleinen Firma erhält massive Aufmerksamkeit
Von Martin Kopp

"In linken Internetforen wird Neupack inzwischen zum Symbol für den Klassenkampf gekürt."


"Die Eigentümerfamilie Krüger, die in keinem Arbeitgeberverband organisiert ist, fühlt sich von der öffentlichen Aufmerksamkeit überrumpelt. Hektisch wurde ein PR-Büro mit der Kanalisierung der Presseanfragen beauftragt. "Wir sind da in etwas hineingetrieben worden", sagt Unternehmenssprecher Lars Krüger. Das Unternehmen habe einen sehr weitgehenden Vorschlag gemacht, der auch eine Angleichung unterschiedlicher Verträge vorsieht. Einen Tarifvertrag der IG BCE werde man aber nicht annehmen: "Das wäre für das Unternehmen wirtschaftlich nicht tragbar", sagt Krüger." Mehr:
http://www.welt.de/print/die_welt/hamburg/article111173947/Kein-ganz-normaler-Arbeitskampf.html?config=print


"Arbeit macht keinen Spaß
Hamburg - Die Arbeitswelt in Deutschland wird einer Studie zufolge zunehmend negativ beurteilt. Vor allem die Privatwirtschaft ist laut einer Untersuchung der Körber-Stiftung und eines Bremer Beratungsunternehmens für viele durch extremen Leistungsdruck und Stress gekennzeichnet. Für rund 75 Prozent der Befragten entspreche die Arbeitswelt ganz und gar nicht ihren Idealvorstellungen. 'Der Druck auf den Einzelnen hat nach Ansicht aller Interviewten in der heutigen Arbeitswelt deutlich zugenommen', sagte der Leiter der Studie, Peter Kruse. Gefordert würden maximale Mobilität und hohe Einsatzbereitschaft. 'Die Menschen sehen sich mit immer stärkerem Wettbewerb und Lohndumping konfrontiert.' dpa ".
SZ vom 16.11.2012
Achtung! Diese Studie beruht nicht auf Befragungen der Beschäftigten der Firma Neupack. Verhältnisse ähnlich denen bei Neupack gibt es bundesweit - aber gestreikt wird dort (noch) nicht. (DW)

(Aus einer Rundmail des Jour Fixe Hamburg)



Dearhunter

Ist über die weiter oben angesprochenen Streikbrecher genaueres zu erfahren?

Müssten doch "Kollegen" sein, da die Produktion in der Verpackungsindustrie für die Lebensmittelbranche m.E. ohne erhebliche Anlernphase nicht möglich ist?


DH

admin

JOUR FIXE INFO


Wir sind aufgefordert, morgen früh um 5 Uhr dabei zu sein, wenn die Neupack-Streikenden eine Menschentraube gegen die Streikbrecher bilden. Wir wollen an die Streikbrecher Flugblätter verteilen.

KOMMT ALLE!


Freitag vor einer Woche wurde an die Streikbrecher eine Extraprämie von 150 Euro bar ausgezahlt. Das ist umgerechnet wesentlich weniger als der Judaslohn von 30 Schilling anno 32 nach Christi. Durch die Streikbrecher kann die Firmenleitung einen Produktionsstand von bis zu 30 Prozent erzielen. Es wird in einer Schicht statt in drei gearbeitet, die Maschinen laufen langsamer, es gibt Überstunden. Es passiert mehr Ausstoß als bei Normalbetrieb. Je länger die Streikbrecher arbeiten und dadurch geübter werden, desto mehr erhöht sich die Produktion.

Auf Widerspruch stieß am Sonntagnachmittag bei einigen Streikenden die Prognose im letzten Jour Fixe Info, daß die Krüger-family in kürze Verhandlungen wegen eines Tarifvertrages aufnehmen würde. Die Kollegen waren der Meinung, daß die Krügers sich wenig von der öffentlichen Meinung beeindrucken ließen, auch nicht davon, daß außer etlichen anderen Zeitungen sogar DIE WELT sich von ihnen distanzierte. Bei ihnen müsse man andere Maßstäbe anlegen. Sie reagierten nicht rational, nähmen nicht den Rechenstift zur Hand, um auszurechnen, wieviel der Streik angesichts von angeheuerten Streikbrechern, erhöhtem Ausschuß, vermehrtem Wachschutz koste. Man müsse damit rechnen, daß der Streik bis Weihnachten oder länger dauere.

An den Nachmittagen am Wochenende sind nicht so viel Neupack-KollegInnen da wie sonst, aber etliche BesucherInnen und UnterstützerInnen, oft mit ihren Kindern. Sie sitzen am Tisch bei Kaffee, Tee und Kuchen und informieren ihre Gäste z.B. über ihre Arbeitsbedingungen: Daß es ihnen gereicht hätte, als ihnen ihre informellen zehn Minuten Pause gestrichen wurde, die sie alle paar Stunden erhielten nach arbeiten bei 30 bis 40 Grad Hitze, bei defekten Absaugern an den Maschinen, die Plastikteile herstellen. Sie konnten nicht mal ihre Beschwerden bei der Firmenleitung anbringen.

Ein Kollege der IGM der Wedeler Firma Will (Papiermaschinenhersteller) kommt mit einem selbst gemalten Transparent vorbei, daß er vor dem Zelt anbringt. Im Zelt bemalt ein Unterstützer ein Schild.
Kinder spielen Mensch Ärger Dich Nicht.

Produktiver Streikalltag. Gute Stimmung. Durchhaltewillen.
(DW)

piet

Leiharbeiter wurden als Streikbrecher missbraucht!
Seit dem 1. November streiken Kolleginnen und Kollegen beim Verpackungsmittelhersteller Neupack in Hamburg und in Rotenburg/Wümme. Das auf die Herstellung von tiefgezogenen Plastikverpackungen spezialisierte Unternehmen beschäftigt an beiden Standorten zusammen rund 200 Kolleginnen und Kollegen.
Mehr als die Hälfte von ihnen hat die Arbeit niedergelegt, um zumindest einen Haustarifvertrag mit der IG BCE und dem Betriebsrat zu vereinbaren. Neupack hatte schnell versucht, die Produktionsausfälle durch den Einsatz von Leiharbeitern aufzufangen. Dies übernahm die Firma »Work Express« aus dem polnischen Katowice. Weil einer der führenden Funktionäre des deutschen Branchenverbandes »Interessenverband Deutscher Zeitarbeitsunternehmen« (iGZ) an der Firma beteiligt ist, drohte ein Skandal – und zunächst sah es so aus, als ob die Streikbrecher abziehen würden ...  Doch es war nur ein juristischer Trick. »Die Leiharbeiter wurden nicht abgezogen, sondern von Neupack direkt angestellt, für 8,50 Euro die Stunde«, erklärte der Gewerkschaftssekretär Rajko Pientka von der IG BCE.
Ist das die »Brücke in die Festanstellung«, von der so manche Politiker gerne reden? Über Leiharbeit als Streikbrecher anfangen und dann in eine Festanstellung rutschen (auch wenn sie befristet ist)?
Das, was wir hier sehen, ist das Prinzip »Teile und Herrsche«. Dagegen hilft vor allem die Solidarität aller, die gezwungen sind, ihre Arbeitskraft zu verkaufen. Um zu »Guter Arbeit« zu kommen, um das Recht auf »Gleiches Geld für gleiche Arbeit« durchzusetzen, braucht es Kraft, Verstand, viel Unterstützung – und oft auch einen langen Atem.
!!!  All das wünschen wir den streikenden Kolleginnen und Kollegen bei Neupack  !!!

piet
für den Arbeitskreis Menschen in Zeitarbeit (AK MiZ)
bei der IG Metall, Region Hamburg

Im Internet findet ihr Einladungen zum AK MiZ sowie Grundsätzliches und Aktuelles zu unserer bisherigen Arbeit unter:
http://netkey40.igmetall.de/homepages/vst_hamburg/arbeitskreiseuausschsse/akmenscheninzeitarbeit.html
Informationen zur Kampagne der IG Metall "Leiharbeit fair gestalten / Gleiche Arbeit? - Gleiches Geld!" finden sich im Internet unter:
http://www.gleichearbeit-gleichesgeld.de/
Desweiteren gibt es ein Netzwerk der IG Metall zur Zeitarbeit: ZOOM - ZeitarbeiterInnen ohne Organisation machtlos
Dort kann man sich z.B. auch im Forum austauschen:
www.igmetall-zoom.de

Das Thema Leiharbeit bei Neupack findet sich bei ZOOM unter:
http://www.igmetall-zoom.de/Forum/viewtopic.php?f=7&t=4830

Leben einzeln und frei
wie ein Baum und dabei
brüderlich wie ein Wald,
diese Sehnsucht ist alt.

Yaşamak bir ağaç gibi
tek ve hür ve bir orman gibi
kardeşçesine,
bu hasret bizim.

Nâzım Hikmet

admin

Neupack-Streik
Für die Krügers die Rute - für die Streikenden Apfel, Nuß und Mandelkern


Auch am Nikolaustag standen Streikende und Unterstützer ab 5 Uhr vor den Toren der Firma Neupack in Hamburg-Stellingen. Das Besondere diesmal: Als wir um 7 Uhr ins Streikzelt gingen, um einen Kaffee zu trinken und zu schauen, ob die Brötchen schon da sind, kam nicht nur ein Nikolaus sondern drei Nikoläuse mit  ins Zelt, mit großen Säcken auf dem Rücken. Sie sagten, sie kämen gerade von KollegInnen von der Firma Schleifmittel Hermes in Lurup und übergaben als erstes 200 Euro. Ihre Säcke waren voll mit Apfel, Nuß und Mandelkern, Nahrung für die kommenden Streikwochen. Sie sagten: Ihr seid zwar keine Braven, aber die Guten, deshalb die Geschenke! Aus dem Sack ragten auch noch mehrere Ruten und und eine Papierrolle. Die Ruten seien für die Krüger-family und die Geschäftsführer. Wir durften einen Blick in die Papierrolle werfen, entschuldigend sagte ein Nikolaus: Es gibt so viele schlechte Taten der Krüger-family, die können wir nicht alle im Kopf behalten, wir mußten sie aufschreiben.

Wir lasen:
Tarifvertrag verweigert, 10 Jahre keine Lohnerhöhung gezahlt, keine gleiche Bezahlung für gleiche Arbeit, respektlose Behandlung der Beschäftigten, Mitarbeiter werden gedemütigt, weil sie zu wenig Lohn kriegen und deshalb die Steuerzahler als Aufstocker schädigen, Arbeit bei 40 Grad ohne zureichende Belüftung.
Wir lasen gar nicht weiter, das kannten wir ja alles. Wir konnten uns noch gerade bedanken, dann eilten sie weiter mit den Worten: Wir haben keine Zeit, wir haben viel zu tun bei den Krügers! Danach konnte man im Bürogebäude lange ein lautes Klatschen und Aua-, Aua-Rufe hören.

Die Krügers erstatteten Anzeige wegen schwerer Körperverletzung, sie seien von drei maskierten Männern überfallen und schwer mißhandelt worden, die Anzeige wurde diesmal aber abgewiesen wegen Nichtzuständigkeit und an Petrus verwiesen. Als die Beschwerde bei ihm einging, soll er dröhnend gelacht haben, wie etliche Streikende im Zelt deutlich hörten: "Aber ich selbst habe sie doch geschickt und sie haben die Richtigen getroffen". Die Streikenden wurden sehr nachdenklich: Wenn Gerechtigkeit kaum vor dem Hamburger Arbeitsgericht zu kriegen ist - dann kann man sie wohl eher im Himmel finden. Oder sie sich erkämpfen.

Um 17 Uhr war dann wieder Treffen des Soli-Kreises im Streik-Zelt. Oben unter dem Dach der Jurte hing das Modell eines Airbusses, das hatte aber kein Streikender in den langen Nachststunden gebastelt, das hatten Vertrauensleute von Airbus am Dienstag gebracht.

Am Dienstagmorgen um fünf war auch eine Gruppe junger Leute gekommen, die den Streikenden unbekannt waren und hatten das Tor abgesperrt, durch das der Bus wollte mit den Streikbrechern aus Polen. Sie wurden mehrere Stunden aufgehalten. Die Blockierer hinterließen Bekennerschreiben mit dem Satz: "The young unkwon flying pickets  haben zugeschlagen".

Auf den Treffen ist es usus, daß die Unterstützer über gelaufene und geplante Aktionen berichten und die Streikenden über das Geschehene der letzten Tage, das heißt seit dem letzten Treffen des Soli-Kreises. Das Unbehagen der letzten Woche war deutlich zu spüren: Es fanden zwei Geheimtreffen statt, sie erfuhren aber  nichts von Inhalt und Ergebnis dieser Gespräche. Sie, als die Akteure waren ausgeschlossen und zur Passivität gezwungen. Eine Kollegin erklärte, daß sie noch Vertrauen in die Verhandlungskommission hätten, aber erwarteten, bei der Verhandlung am Montag (14 Uhr) einbezogen zu werden und informiert zu werden. Es wurde deutlich: Sie streiken nicht, weil das Streiken so schön ist sondern weil sie ein Ziel haben: Den Tarifvertrag. Um den zu erreichen, haben sie vor fünf Wochen zusammen mit ihrer Gewerkschaft den Streik begonnen. Und ihre Geduld mit der Verzögerungstaktik der Krüger-family ist nicht unendlich. TARIFVERTRAG JETZT ist nach wie vor die Losung!
Am Montag um 10 Uhr ist Mitgliederversammlung in der Hamburger Innenstadt. Alle Mitglieder aus Rotenburg und Stellingen sollen ihren Standpunkt kundtun zur jetzigen Situation beim Streik. Um 14 Uhr beginnen dann die Verhandlungen bzw. das Gespräch: Mit der festen Meinung der Belegschaft: TARIFVERTRAG JETZT können die Vertreter dann da reingehen.

Der Nikolaus hatte Schwerarbeit zu verrichten, er kam ins Zelt, um allen UnterstützerInnen Schokolade und Gummibärchen aus dem Sack zu holen, keine einzige Rute!!

Am Freitagnachmittag waren KollegInnen von Neupack von StudentInnen ins Cafe Knallhart (Ex HWP) gebeten worden, um über ihren Streik zu berichten. Es war eine große Runde mit 55 TeilnehmerInnen.  Es war wohl das erste Mal, daß die Situation der Arbeitswelt in dieser handfesten Form in diese Gemäuer einzog. Zwei Kolleginnen und drei Kollegen berichteten nicht nur darüber wie es zum Streik gekommen war sondern auf viele Nachfragen sehr anschaulich, wie der Arbeitsablauf ist. Etliche der StudentInnen kennen die Arbeitswelt, einige aber noch nicht.

Der Kollege Karl Fortenbacher (München) ist hartnäckig und bleibt  den Machenschaften von Holger Piening auf der Spur, der Besitzer einer Leiharbeiterfirma in Deutschland ist und an der polnischen Firma work expreß kapitalmäßig beteiligt ist und gleichzeitig stellv.Vorsitzender des IGZ, der Interessengemeinschaft Zeitarbeit, dem Tarifpartner der IG BCE. Die Firma work expreß aus Polen hatte gleich zu Beginn des Streiks Streikbrecher nach Stellingen und Rotenburg geschickt, die schon am dritten Tag von der Firma Neupack fest angestellt wurden. Dadurch wurde es Neupack möglich, die Produktion wesentlich hochzufahren.
Hier sein Beitrag auf ZOOM, der Seite der IGM für Zeitarbeiter:

http://www.igmetall-zoom.de/Forum/viewtopic.php?f=7&t=4830&start=30

(aus der JOUR FIXNeupack-Streik

admin

Apropos "The young unkwon flying pickets  haben zugeschlagen":

Maggie Thatcher hat in den 80er Jahren die britischen Streikgesetze so verändert, daß Massenstreikposten und Blockaden verboten und nur noch symbolische 6 Streikposten ("picket") deduldet wurden. Als Gegenreaktion bildeten sich die "fliegenden Streikposten", mobile Gruppen von Streikaktivisten, die spontan Blockade- und Sabotageaktionen durchführten, um dann schnell wieder zu verschwinden. Beim Streik gegen Rupert Murdoch in London gingen ganze Busdepots in Flammen auf, wenn die Busse für den Transport von Streikbrechern genutzt wurden.

In Anlehnung an diese militante Kampfform nannte sich eine britische Band "The Flying Pickets".  

Dearhunter


dejavu

Zu Weihnachten kommen vielleicht auch noch die Jungs mit den schweren Schrittzählen am Gürtel.... ;D ;D ;D
Leiharbeit und Werkvertragsmißbrauch verbieten! Weg mit dem Dreck!


Eivisskat


http://www.jan-van-aken.de/files/2012-12-15_demo-flugblatt-aufruf.pdf

SOLIDARITÄTSDEMO, Samstag, 15.12. um 11:00, HH, Hachmannplatz, Hbf, Kirchenallee


ZitatStreik bei Verpackungshersteller -  Tarif-Gespräche bei Neupack abgebrochen

Die Gespräche über die Bezahlung der Beschäftigten des Verpackungsherstellers "Neupack" in Rotenburg (Wümme) und Stellingen sind abgebrochen worden. Die beiden Produktionsstandorte werden von den Beschäftigten seit Anfang November bestreikt. Die Packer und Gabelstapler-Fahrer fordern mehr Lohn und einen Tarifvertrag.

Darauf wollte sich die Geschäftsleitung bisher nicht einlassen. Jetzt sind die Gespräche abgebrochen worden und der Konflikt spitzt sich zu: Am Dienstagmorgen räumte die Polizei eine Sitzblockade der streikenden Neupack-Beschäftigten vor dem Werkstor in Hamburg-Stellingen. Gleichzeitig bestätigten Geschäftsleitung und Gewerkschaft den Abbruch der Gespräche über eine Lohnerhöhung.

Zuletzt hatte Neupack den Beschäftigten eine Erhöhung des Stundenlohns um 30 Cent auf 8,50 Euro sowie die Einführung einer 38-Stunden-Woche angeboten – es aber weiter strikt abgelehnt, einen Tarifvertrag für die Beschäftigten abzuschließen. Betriebsrat und Gewerkschaft "IG BCE" blieben bei ihrer Forderung nach tariflichen Mindeststandards für die Beschäftigten, erklärte Jan Eulen von der IG BCE.[/size]

http://www.radiobremen.de/politik/nachrichten/neupack102.html

admin

Ich erhalte eine Menge Nachrichten von dem Streiksolikreis. Man beschwerte sich da auch über eine nicht ganz korrekte Wiedergabe des Streikgeschehens:

Zitates gab am dienstagmorgen keine sitzblockade vor den toren von neupack, keiner der unterstützer hat sich auf den kalten, nassen boden gesetzt - nur ein streikender ist ausgerutscht. also konnte die polizei auch nicht räumen.
es war ganz anders. gerade wir als unterstützer, auch die, die nicht vor ort sind, sollten uns an die tatsachen halten und nicht die presseerklärung der geschäftsleitungvon neupack verbreiten, da steht das nämlich drin von der sitzblockade.

Uns ist natürlich auch an einer guten und korrekten Berichterstattung gelegen.
Aktuell halte ich es für bedeutend zu berichten, daß die IG BCE versucht hat den Streikenden in den Rücken zu fallen und ihnen eine "Weihnachtspause" empfahl, eine Unterbrechung und Schwächung des Streiks...


move

"Platz, ihr Industrieherren! Wenn ihr es nicht fertig bringt die Industrien so zu leiten, daß wir unser Leben fristen können und eine gesicherte Existenz in ihnen finden, dann fort mit euch [...]" (Peter Kropotkin)

move

Hamburger Kanzlei Hermann, Budweg, Meyer soll mit  ,,Schadenersatzansprüchen in Millionenhöhe" drohen falls Neupack-Kunden öffentlich gemacht würden.

http://www.mopo.de/nachrichten/firma--neupack--eimsbuettel--hamburgs-haertester-streik-eskaliert,5067140,21152602.html
"Platz, ihr Industrieherren! Wenn ihr es nicht fertig bringt die Industrien so zu leiten, daß wir unser Leben fristen können und eine gesicherte Existenz in ihnen finden, dann fort mit euch [...]" (Peter Kropotkin)

xyu

Zitat30 Sekunden für eine digitale Postkarte
Unterstützen Sie die Mitarbeiter der Neupack: Versenden Sie hier eine Online-Postkarte, um Ihre Unterstützung zu signalisieren und zu zeigen, dass Sie unmenschliche Arbeitsbedingungen nicht tolerieren.

Die Email geht dabei an die Heideblume Molkerei Elsdorf-Rotenburg AG sowie die Deutsche Milchkontor GmbH in Bremen, die als wichtige Abnehmer der Neupack-Produkte ihren Einfluss auf die Betriebsleitung geltend machen können.

Folgender Text geht den Empfängern zu:

    Ich finde Ihre Produkte sehr lecker, aber es schmeckt mir nicht mehr so gut, da ich erfahren habe, dass Sie NEUPACK-Produkte verwenden! Das ist gut so, aber deren Beschäftigte sind im Arbeitskampf, weil die Unternehmerfamilie Krüger sich weigert, mit der IG BCE einen Tarifvertrag abzuschließen.

    Ich fordere Sie auf: Nehmen Sie Ihre unternehmerische Verantwortung wahr und machen Sie bei Neupack Ihren Einfluss geltend, damit es zu einem Tarifvertrag kommt und mir Ihre Produkte weiterhin schmecken.

Geben Sie Ihre Email-Adresse mit an, um eine Kopie des Textes zu erhalten.

http://www.fairnachtarif.de/ (ig bce-seite, herunterscrollen)

vinci

Auch über den Jahreswechsel war das Steikzelt besetzt und der Durchhaltewille ungebrochen, trotz dem die Neupack-Geschäftsführung mit Lockangeboten in Weihnachtsbriefen EINIGEN Beschäftigten Verbesserungen anbot. Mal wieder der gleiche Teile-Und-Herrsche-Mist, den sie seit Jahrzehnten praktizieren.

Der Stadtrat Rotenburg-Wümme hat sich jetzt auch solidarisiert:

http://www.igbce-blogs.de/neupack/wp-content/uploads/Resulotion-Stadtrat-Rotenburg.pdf

Das Streikzelt ist übrigens fast schin tapeziert mit solchen Soldiaritätserklärungen aus ganz Deutschland und darüber hinaus.


jaja, Team Milram, Jogurthbecherdeckelchen, Doping und Ausbeutung?


xyu

ZitatSeit dem 1. November streiken die Beschäftigten des Verpackungsmittelherstellers Neupack (Hamburg-Stellingen und Rotenburg/Wümme) für einen Tarifvertrag. Jetzt hat die NPD auf ihrer homepage einen Artikel veröffentlicht:
"Nationale Solidarität mit den Streikenden von Neupack". (link siehe unten!). Hier die Antwort der Streikenden und des Soli-Kreises.


Wir scheißen auf nationale Solidarität - weil es die nicht gibt

Der zentrale Satz in dem NPD-Artikel lautet: "Wir Nationaldemokraten wissen, daß sozial nur national geht".
Damit wollen sie bei deutschen ArbeiterInnen im Trüben fischen genauso wie mit der behaupteten nationalen Solidarität.

Es gibt nur Solidarität unter Beschäftigten, unter Werktätigen und die ist international.
Sie benutzen einen linken Jargon, wenn sie von Raubtierkapitalismus schreiben, sie benutzen Karl Marx als Kronzeugen, sie greifen sogar einen einzelnen Kapitalisten, Krüger, an. Sie greifen sogar die Polizei als "Hilfstruppe des Kapitals" an. Die Politik von "Rot-Rot-Grün oder Schwarz-Gelb" bezeichnen sie als internationalistisch. All dies passierte schon mal - in den Jahren vor 1933!
Aber was für ein Unsinn, die Politik von SPD, FDP, CDU und Grünen als internationalistisch zu bezeichnen. Sie machen Standortpolitik - gegen alle anderen europäischen Staaten.

Num passieren den Nazis bei dem Versuch, sich "deutschen Arbeitern" anzuschmieren, weitere Fehler. Sie malen ein schreckliches Gemälde an die Wand: Künftig drängen Polen, Bulgaren, Rumänen, Spanier, Italiener, Portugiesen und Griechen "massenhaft auf den deutschen Arbeitsmarkt". Konkret haben sie übersehen, daß bei Neupack in Stellingen und Rotenburg etliche Angehörige dieser Nationalitäten seit vielen Jahren und zwar recht friedlich und kollegial nebeneinander arbeiten. Und seit Streikbeginn sich besser kennengelernt haben und zusammengeschweißt worden sind. Und das kann auch keine Nazi-Propaganda beeinträchtigen.

Die Nazis zeigen, daß sie keine Kenntnis von der Situation bei Neupack haben! Erstens: Der angefahrene Arbeiter war kein Deutscher sondern ein 38 jähriger Türkischstämmiger, der vom Bus mit den Streikbrechern (einem deutschen Fahrer) angefahren wurde. Die urdeutsche Familie Krüger entließ ihn danach fristlos und stellte Strafanzeige wegen Verkehrsgefährdung. Zweitens: Sie phantasieren von einem geltenden Haustarifvertrag bei der Firma Neupack!! Um den zu erreichen, streiken die Multi-Kulti-KämpferInnen in der zehnten Streikwoche. Drittens: Es gibt keine 230 Streikenden. Es gibt 109 streikende ArbeiterInnen, 37 Streikbrecher bei den StammarbeiterInnen (die zum großen Teil über Tarif bezahlt werden), 30 streikbrechende Angestellte (die über Tarif bezahlt werden) und 29 importierte streikbrechende ArbeiterInnen aus Polen. Die Nazis argumentieren ähnlich wie die Krügers, die von einer Minderheit, die streiken.

Und diese Multi-Kulti-Truppe aus Deutschen und mit den Herkunftsländern: Türkei, Polen, Griechenland, Kasachstan, Rußland, Bulgarien, Tschechien haben kein rassistisches Verhältnis zu den polnischen StreikbrecherInnen, weil sie wissen: Das sind genau so arme Schweine wie wir. Sogar ihre Verachtung ist ein Stück weit begrenzt, weil sie sich fragen, wie schlecht muß es den polnischen StreikbrecherInnen gehen, daß sie sich über Solidarität und Moral hinwegsetzen?

Und geschichtsschludrig sind unsere Nazis auch noch: Bismarck führte vorsichtig erste soziale Leistungen ein, voller Furcht und in Abwehr vor der erstarkenden Arbeiterbewegung. Und nach 1918, nach der von der SPD verratenen Novemberrevolution (Sebastian Haffner) kamen weitere soziale Gesetzgebungen hinzu - aus Angst vor der sozialen Revolution.


Hier der Artikel der NPD über die Streikenden von Neupack.
http://www.npd-hamburg.de/aktuelles/nachrichten/nationale-solidaritat-mit-den-streikenden-von-neupack-05012013_1968.html


8)

admin

Ein aktueller (wenn auch nicht sonderlich aufregender) Beitrag über den Arbeitskampf:
http://www.radiobremen.de/mediathek/index.html?id=81650

So klein dieser Arbeitskampf auch sein mag, so überraschend ist er. Für deutsche Verhältnisse wird er mit einer unglaublichen Zähigkeit geführt. Und neu ist die gute Zusammenarbeit mit einem Unterstützerkreis von außen. Aber die Streikaktivisten wissen selbst, was sie wollen und mit wem sie kämpfen. Sie tanzen nicht einfach nach der Pfeife der Gewerkschaft und sie lassen sich auch nicht von jedem unterstützen.
ZitatWir scheißen auf nationale Solidarität - weil es die nicht gibt

Wir können viel von dem lernen, was sich in dieser Auseinandersetzung entwickelt.


admin

Ausschnitt aus einer Mail des Soli-Kreises:

ZitatNeues zum Neupack-Streik

Die Krüger-Family stellt zusätzlich zu den 29 Streikbrechern aus Polen jetzt acht weitere Leute ein, um eine zweite Mannschaft aufzubauen, um die Produktion weiter hochzufahren.

Die IG BCE startet inzwischen einen weiteren Versuch, die Kuh vom Eis zu kriegen. Jetzt soll eine Rein-Raus Taktik ausprobiert werden. Das lehnen die Streikenden in dieser Form und zu diesem Zeitpunkt ab.

Der Streik hat eine Bedeutung in mehrfacher Weise:

* weil er der erste Streik der IG BCE seit 1971 ist
* weil er der längste Streik in Hamburg seit 1977 ist

vor allem aber:

* weil sich beim Neupack-Streik herausstellt, wie leicht eine Firma das Streikrecht durch Neueinstellungen unterlaufen kann. (Und die IG BCE nichts dagegen unternimmt, weil die IGZ - Interessengemeinschaft Zeitarbeit -, die ja ihr Tarifpartner ist, nichts dagegen unternimmt).

* weil die Krügers und die IG BCE auf eine Belegschaft treffen, die einen überaus starken Kampfwillen hat

* weil immer deutlicher wird der unterschied zwischen den Interessen der Steikenden und der IG BCE: Für die einen geht es um Arbeitsbedingungen, Geld, Selbstachtung, was sich in der Hoffnung auf einen Tarifvertrag spiegelt, für die anderen geht es darum, die Krügers zur Sozialpartnerschaft zu bringen.

* jahrzehntelang funktionierte die organisatorisch-ideologische Herrschaftskette von oben nach unten: Vom IG BCE Hauptvorstand bis zum letzten Mitglied ganz unten. Diesmal muß die  IG BCE-Führung, bis zum kleinen Funtionär vor Ort, die Erfahrung machen: Die Betriebsräte und die Belegschaft sagen einfach zu den Abwiegelungsversuchen "Njet"!

* Eine wichtige Rolle spielt dabei der von Jour Fixe gegründete Soli-Kreis. Wir sind immer dabei, bei den Aktionen, in Gesprächen mit den KollegInnen. (Zum letzten Jour Fixe kamen zehn Streikende und beteiligten sich rege). Auf unsere Präsenz muß die IG BCE Rücksicht nehmen. Sie haben schon mehrere (vergebliche) Spaltungs- und Abwiegelungsversuche gemacht. Einige wenige der Streikenden erkennen die Brisanz schon recht deutlich, einer sagte schon vor ca. fünf Wochen: Wir haben zwei Gegner, einen Wolf und einen Wolf im Schafspelz.

* Es ist erfreulich, daß einige Genossen, die vor einigen Jahren noch sehr schematische Vorstelllungen (Definitionen aus den 20er Jahren des vorigen Jahrhunderts) von "politischem Streik" hatten, jetzt erkennen, daß dieser Streik nur noch politisch gewonnen werden kann, d.h., daß er zum Politikum werden muß. Daraus kann man ersehen, welche Gedankenänderung die Beteiligulng an wirklicher Bewegung bewirken kann.
Mit reiner Entziehung der Arbeitskraft kann er nicht gewonnen werden, zumal die Krügers ganz legal ArbeiterInnen einstellen können und die Produktion hochfahren.

* Die IG BCE kann den Streik nur ökonomisch führen mit ein bischen Klimbim, d.h. Wert auf freundliche Presse legen, brav sein gegenüber der Polizei (also immer ganz legalistisch), mit ein paar Prominenten, die sie für sich nutzt.

* Daß der Streik zum Politikum wird, geht nur durch die UnterstützerInnen, durch den Soli-Kreis, durch Jour Fixe.

* Gewonnen werden kann er nur durch weitaus bessere Unterstützungsarbeit, zu der wir (Jour Fixe) bisher nicht fähig waren. Ziel muß sein, wohl erst bei späteren Betriebskämpfen, daß nicht nur 50 Leute morgens vor dem Tor stehen und den Bus mit den polnischen Streikbrechern blockieren. Sondern daß es in Zukunft 500 oder 2.000 sind!

* Ein Kollege stellte mir die Frage: Es gibt doch so viele IG BCE Mitglieder. Warum stehen nicht ein- oder zweitausend hier mit vorm Tor, auch die Polizei würde dann ganz anders sein.

* An so einer Sicht (und Notwendigkeit!) gemessen, ist die Solidarität auf betrieblicher Ebene in Hamburg gering!

* Aus Hamburger Großbetrieben (Hafen, Daimler, Lufthansa) kamen in zehn Wochen noch keine Zeichen von Solitdarität!! Aber: In Rotenburg war diese Woche eine Gruppe von 150 (türkischen) Kollegen von Daimler Bremen zu Besuch!

(...)

admin

JOUR FIXE INFO 3-2013

ZitatPolizei eskaliert den Arbeitskampf bei Neupack: Vier Festnahmen

Heute morgen war der bisher härteste Einsätz der Polizei gegenüber den UnterstützerInnen des Neupackstreiks. Drei von ihnen wurden festgenommen,  in Handschellen abgeführt und eine Stunde auf der Wache in Stellingen festgehalten. Ein Streikender, der seinen Ausweis nicht vorzeigen wollte, wurde von mehreren Polizisten überwältigt und auf den Boden geworfen und auch ihm Handschellen angelegt. Nach Personalfeststellung wurde er kurz darauf wieder freigelassen. Was war am Donnerstagmorgen zwischen vier Uhr und acht Uhr vor den Toren des Verpackungsmittelherstellers Neupack passiert?

45 UnterstützerInnen waren meistens mit Nachtbussen bis vier Uhr angereist, um die polnischen Streikbrecher, die in einem Bus von ihrem Wohnheim in Altona jeden Morgen zum Werksgelände nach Stellingen gefahren werden zu empfangen und ihnen Info-Blätter der IG BCE auf polnisch zu überreichen. Nach der Weihnachtspause sind etliche neue Streikbrecher aus Kattowitz (Oberschlesien) dabei, die noch keine Informationen von KollegInnenseite über die Situtation in der Firma haben. In dem Info-Blatt wird freundlich und sachlich auch über die Rechtssituation informiert. Zehn Streikende waren frühmorgens am Wohnheim der polnischen StreikbrecherInnen, um ihnen schon dort die Infos zu überreichen.

Der Streikbrecher-Bus traf mit einem starken Polizei-Aufgebot im Doerriesweg, dem Produktionsort ein. Die UnterstützerInnen hatten keine Gelegenheit, den im Bus verweilenden StreikbrecherInnen die Infos zu übergeben. Sobald sich die Türen des Busses öffneten, wurden sie von Security-Leuten wieder eilig geschlossen. Den Streikbrechern war, wie in den vielen Wochen vorher, nicht erlaubt, durch die Gasse der Unterstützer und Streikenden zu gehen, um jeglichen Kontakt zu vermeiden. Die Polizei drohte den UnterstützerInnen Platzverweis bis 22 Uhr an. Auf die Frage nach dem Versammlungsleiter bekam sie die Antwort: Wir alle!.

Dann hatten alle eine lange Wartezeit. Die UnterstützerInnen am Eingang, wo der Feuerkorb steht ("das ewige Streikfeuer"), hatten es gut, sie konnten sich wärmen, die an den anderen drei Eingängen vertraten sich heftig die Beine. An einem Eingang, am Nachbargrundstück zu einer Kirche unterhielt ein Unterstützer die Umstehenden, indem er Lieder von Georg Kreisler, jeweils alle Strophen, lauthals sang. Wer kann das schon, alle Strophen? Die zuhörenden Polizisten verzogen keine Mine, konnten den Texten wohl nichts abgewinnen - Humor ist kein Pflichtfach beim Polizeiunterricht.

Die relative Beschaulichkeit hatte aber bald ein Ende.
Der Bus wollte über die Einfahrt der Kirchengemeinde "Arche" auf das Gelände von Neupack fahren. Ein Unterstützer machte die Polizei sehr laut auf die Tatsache aufmerksam, daß die Unterstützer auf dem Gelände der Kirchengemeinde stehen. Er wurde festgenommen und in Handschellen abgeführt.
Die UnterstützerInnen hatten sich verständigt, Festnahmen zu vermeiden und sich vorher zu zerstreuen. Dazu kam es nicht, weil die Polizei sich eine Unterstützerin und zwei Unterstützer rausgriff und in Handschellen zur Wache Stellingen brachte.

Alle spürten in diesem Moment und besonders als der streikende Kollege am Boden lag ein Gefühl der Ohnmacht und der Wut - trotz Überzahl der Unterstützer kann man nicht eingreifen und die Kollegen befreien.

Die UnterstützerInnen werden über weitere Aktionen beraten. Immerhin war die Einfahrt der Streikbrecher wieder eineinhalb Stunden verzögert worden, obwohl leider keine einziges Flugblatt auf polnisch diesmal an den Mann oder an die Frau gebracht werden konnte.
Die Streikbrecher haben auch kein leichtes Leben: Derartig unterschiedliche Anfangszeiten, manchmal schon um halb fünf und dann öfter lange Zeit im Bus eingesperrt warten, bis die Polizei den Bus durchgekriegt hat. Schon sauer verdientes Geld.

Es war für alle Streikenden und UnterstützerInnen, die diese Parteinahme der Polizei für das Eigentum und den Profit der Krüger-Family wieder eine Lehrstunde in realer Demokratie. Firma Neupack unterläuft den Streik und stellt erst 29 Streikbrecher der Firma work-expreß (Polen, Kattowitz) ein, jetzt noch weitere acht ArbeiterInnen, die Produktion kann dadurch hochgefahren werden - alles ganz legal. Profit und Eigentum der Krüger-Family werden durch das Hamburger Arbeitsgericht und die Polizei geschützt. Das Eigentum der Streikenden dagegen, ihre Ware Arbeitskraft ist dagegen für die deutsche Justiz nicht schützenswert. Keine der bisherigen Bundesregierungen, auch nicht letzte Schröder-Trittin Regierung mit Olaf Scholz als Arbeitsminister hat dieser gesetzlichen Möglichkeit des Unterlaufens des grundgesetzlich geschützten Streikbruchs einen Riegel vorgeschoben, um zumindest einen Standard wie in Frankreich zu erreichen. Es gab große Worte der Solidarität von Steinmeier, Steinbrück, Gabriel und etlichen weiteren SPD-Politikern. Jetzt haben sie Gelegenheit, den Worten Taten folgen zu lassen und zusammen mit Grünen, Linkspartei und den Sozialausschüssen der CDU eine Gesetzesinitiative zu starten, mit der die Einstellung von StreikbrecherInnen verboten wird und die Einschränkung der Rechte des Betriebsrates aufgehoben werden. Wir warten - die SPD muß liefern!
Durch die Schuld aller bisherigen Regierungen kämpft die Belegschaft wie mit gefesselten Händen! Und die Krügers haben es leicht, sie brauchen bloß ihre Millionen anzuzapfen - und alles tanzt nach ihrer Pfeife.

Die IG BCE hat zwei Sekretäre nach Hamburg geschickt, um die Streikführung durch das Übernehmen von Verwaltungsarbeiten zu unterstützen.
Das tat auch nötig, jetzt zu Beginn der elften Streikwoche und angesichts der totalen Überlastung der Streikführung.

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